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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256-280 (01. November 1902 - 29. November 1902)
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Freitag, 1L. Novcmber 1W2

Grstes Blatt.

44. Jahrgang. — ^

Lrscheint täglich, Sonntags ausgenommen. PreiS mit Familienblättern monatlich 60 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

die Post Lezogcn vierteljährlich 1.36 Mk. ausschlietzlich Zustellgebuhr.

Änzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesigc Geschäfts- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlagder Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Peutscher Weichstag.

Das Ereigiris des Tagcs in der MttwoMitzung war
dic Rede des Rbg. R i -ch t e r. die dieser hielt, als die
Mehrheit deu Älntrag Aichbichler anf die nächste Tages-
ordming gesetzt münschte, während die Linke sich heftig
dagegen stränbte. Die Ueberraschung ans allen Seiten
des Hauses war vollkominen. Das wird ihm die äußerste
Liirke lange nicht vergessen. Da stand er wirklich und
donnerte als Anwalt der Ordnung. Daß er. der sich die
ganze Zeit hier nicht sehen ließ, auch noch eigens dazu
herkam, machte die sache für die Sozialdemokratie und
die freisinnige Vereinigung noch emvfindlicher. Unter
fortgesetztem Beifall der Rechten und des Zentrutns
fprach Richter hente und die Gesichter der Tarismehrheit
glänzbe-n vor Bergnügen. Vollftändigen Unfinn nannte
er den Protest der Linkeii: er predigte das Evangelium
von der Louverenitat des Hauses in eigenen Dingen, ver-
spottetc das Anfinnen, sich selbst Fesseln anzulegen, be-
ries sich anf Twesten und die Geschichte der Schwerins-
tage; geradezu dramatisch wandte er sich an die Linke
mit der unwirschen Weigeruug, seiner ganzen parlamen-
tarischen Praris ins Gesicht zu schlagen und das zu ver-
leugnen, was er durch dreißig Uahre vertreten habe. Nach
der Rede Richters entstand eine längere größere Be-
wegung, bis der Uampf weitergehen konnte. Tie Linke
machke natürlich mächtig mobil, Hcine, Stadthagen, Pach-
nicke, Barth nnd schließlich mit viel, viel Temperament
Bebel selbst. Mit einer Handbcwegniig schob er Richter
beiseite, dann zog er vom Leder. Er hatte Krieg und
Frieden in der Toga. „Sie wollen den Krieg, Sie sollen
ihn baben. jetzt fällt jedc Ri'ucksicht!"

Berlin, 13. November.

Heuie kommt zimächst zur Beratung der Ä ntrag
A i ch b ichle r betresfend die Albänderung des Ver-
sahrens bei der namentlichen Abstimmung.

Abg. Dr. Spahn (Zentr.) begründet den Antrag und
hebt hervor, datz der Reichstag in der letzten Zeit an neun
Tagen 28 >Ltunden mit namcntlichen Abstimmungen zuge-
braÄr häbe. Der Zolltaris greife in die Jnteressen aller Be-
rufsstände cin. Die'Sozialdemokraten wollten den Zolltarif
nicht aus wähltaktischen Gründen. Redner erörtert die in der
Presse gegen den Antrag Aichbichler vorgebrachten Etnwendun-
gen und hält Mitzbräuche für ganz ausgeschlossen. Jch bin
überzeugt, sagt der Rcdner, datz wir mit unserem Antrag nicht
nur dem Reichstage, sondern dem gan-zen Volke einen Dienst
erweisen.

Abg. Singer (Soz.) beantragt llebergang zur Tages-
ordnung und führt aus: Die Mehrheitsparteien, die mit dem
Zolltarif einen Raubzng auf die Arbeiterklasse beabsichtigen,
wollen die Hemmnisse, die sie in der Geschäftsordnung auf-
sinden, beseitigen. (Lärm rechts.) Die Mehrheitsparteien
wollten nicht, datz man in den Zeitungen lese, wie die cinzel-
nen Abgcordneten ihre Pflicht dem Bolke gcgenüber abstatten.
(Zuruf: Unwahrl) Wir dagegen wollen möglichst oft vor dem
Lande feststellen, wer die Brot- nnd Fleischverteurer sind. Der
Antrag ist nicht derart, dah der Reichstag sich mit ihm ein-
gehend beschäftigt. Singer verlangt über seinen Antrag nament-
liche Wstimmung.

Nachdem noch der Konservative v. Normann gesprochen,
wird der Antrag Singer auf Uebergang zur Tagesorduung
abgelehnt.

Es sprach min der Sozialdemokrat Heine drei und eine
halbe Stunde lang, natürlich nur um das Haus zu ermüden.

Abg. Richter erklärte sich gegcn dcn Äntrag Mchbichler.

Wg. Bassermann (Natlib.): Die Rechte der Minder-

hcit ivürden durch den Antrag nicht angetgstct. Sie habe kein
Recht darauf, dah die namentlichen Abstimmungeu 30 bis
40 Minuten dauern. Führe der Antrag Archbichler nicht zum
Ziel: so müssen wir weiter ge'heii. -Wird die Zolltarifberatung
nach den Wünschen der Sozialdemokraten fortgesetzt, so ver-
fällt der Reichstag dem Fluche der Lächerlichkeit.

Aüg. Singer (Soz.) beantragt nunmehr namciitliche
Abstimmung Lber den Antrag Aichbichler und über sämtliche
fast auf 21 angewachsene sozialdemokratische Unteranträge.

Die Rechte und das Zentrum beantragen, über sämtliche
Anträge der Sozialdemokratie zur einfachen Tagesordmmg
überzugehen. Singer bezeichnete diesen Antrag laut Ge-
schäftsordming als unzulässig.

Es entfpinnt sich jetzt eine lebhafte Geschäftsordnungsde-
batte. Jnr Laufe der Geschäftsordnungsdebatte wird um
81L Uhr ein Anirag Singer auf Vertagung eingebracht, zu-
gleich mit dcm Verlangen, dah darüber namentlich abgestimmt
wird.

Das Ergebnis dieser Abstimmung ift um 8U Uhr be-
endet. Es stimmen ab 260 Abgeordnete, von dcnen 188 da-
gegen, 71 dafür stimmeii, bei einer Stimmenthaltung.

Die Sitzung dauert also weiter.

Um 814 Uhr beantragt der Abg. Singer abermals Ver-
tagung. Die Vertagung wird wiederum abgelehnt.

Eine halbe Stunde später teilt der Präsident mit,
dah nach ciner Meldung der Hausvevwaltung die clektrische
Beleuchtung des Hauses nicht niehr länger ausreichen werde
und schlägt deshalb vor, die weitere Beratung abzubrechen.

Schluh: A.10 Uhr.

Nächste Sitzung: Freitag 12 Uhr. (Fortsetzung der Be-
ratmig dcs A n trages Ai ch bichler und des Zoll-
rarifs.)

Baden.

— Zur KI o st erfrage i u B a 'd e n sprechen sich
die „M. N. N." am Schlusse eines längeren Artikels über
üadische Verhältnisse solgendermaßen aus: „... Be-
sonderS bedenklich erscheinen uns die „Kautelen", unter
denen die Klöster in Baden zugelassen werden sollen.
Ein Blick anf Bayern ist dasür belehrend. Wir haben
eine überwiegend katholische Bevölkerung, ein im katho-
lischen Glau'ben festes Königshaus, eine den Wünschen
der KleiÄ'alen entgegenkommende Regiernng, dazu
Klöster in Hülle und Fülle. Haben wir aber dabei den
konfessionellen Frieden? Wirken nnsere Kapuziner-Fa-
stcnprediger für den konfessionellen Frieden? Begnngt
sich das Zentrnm mit dem Besitzstand der Kirche? Schützt
es den tiefreligiösen Regenten vor allerlei Angriffen?
— Nein."

Die von uns Vov einigen Tagen gcbrachte Notiz, die
nationallibevale Partei habe keinen Anlatz, auf eine alsbaldige
Entscheidung in der Klosterfrage zu drängen, scheint da und
dort zu der Meimmg geführt zn häben, als ob die ganze
Angelegenheit von uns überhaupt nicht als eine solche von
entscheidender Wichtigkeit anfgefatzt werde. Diese Meinung
ist natürlich eine völlig irrrümliche. Wir täuschen uns über
die große potilische Tragweite -der Sache keineswegs; wir
würden in der Zulassung von Männerklöstern einen dnrchaus
bevhängnisvollen Schritt erblicken, der das Einvcrnchmen zwi-
schen der nationalliberalen Partei nnd der Regierung aufs
ernsthasteste gefährden mühte, nnd geben uns immer noch
der Cvwartung hin, datz unscr allverehrter Landesfürst
in jetziger Zeit, in welcher eine solche Matznähme in ganz
Dentschland' den Eindrnck höchst bedenklichcn Znrückwcichens
der Regrerung gegeuüber der Zunelimenden Begehrlichreil des
Zentrums hervorrnfen mützte, die Zulassung von Männer-

klöstern nicht genehmigen wird, Ob es äbcr taktisch richtig
ist, im gcgenwärtigen Augenblick seitens der nationalliberalen
Partei eine ungesäumte Regierungsentscheidnng zu verlangcn,
ist cine andcre Frage, übcr die man ja allcrdings verschiedener
Meinung sein kann, in der aber wiv den Standpunkt ein-
nchmen, datz man das Drängen denen überlassen sollte , welche
im entschicdenstcn Gegensatz zu nns, Männcrklöster zugelassen
haben wollen.

Bavern.

M ü n ch e n, 13. November. Das unter Mitwirkung
des Landtags von der Regierung seinerzeit eingesetzte
technische Vureau zur Aiisarbeitung des Projektes
der M a i n k a n a I i s a t i o n von Osfenbach l uach
Aschafsenburg ist nun mit seiner Arbeit sertig. Die Prv'
jektierung ekstreckte sich auch auf die über Bayerns Grerize
hiuausreichende Strecke. Außer dem Hauptprojekt siud
Atternativprojet'te für einzelne Teile ausgearbeitet, um
sentuell freiere Hand zu haben. Für die uötigen Gruud-
erwerbungen siud Eventualverträge bereits abgeschlossen.
Auch ist die Bköglichkeit von Erweiterung der Schleusen-
und Hafenanlagen vorgeseheu. Die Gesa m tkostew
der Kanalisation sind auf etwas über 20 Millionen.
M ark berechnet. Eine Veröffentlichnng des ProjekteK
ist vorerst nicht zu erwarten. Für die Verhandlungen
mit Preußen, über deren Wiederausnähme bei der jüng-
sten Anwesenheit des preußischen Eisenbähnministers da-
'hier gesprochen wnrde, kommt dieses Projekt zunächst rmx
wegen der Kostenübersicht in Betracht. Bei diesen Ver-
handlungen handelt es sich ja zunnchst darum, ob ein
Staatsvertrag über die Fortsetzung der Mainkanalrsation
zu Stande kommt.

Braunschweig.

B r a u n s chwei g, 13. November. Dem Land ,
t a g ging eine Regierringsvorlage zu, welche eine ciuthen-
tische Erkläriing des R e g e n t s ch a f t s g e s e tz e s von
1879 giebt. Danach endigt die Regeritschaft nicht beim
Wechsel der Person des erbberechtigten Thronsolgers, son-
dern bleibt so lange bestehen, bis ein an der aktuellm
Ausübung der Regierung nicht behinderter erbberechtigter
Thronfolger die Regierung antritt. Die Begründung führt
aus: Die Vorlage erfolge, uni alle Zweifel über die Aus-
legung des Regentschaftsgesetzes zu beseitigen, die zwar
nicht von Seiten der Regiernng beständen, aber neuerdings
gcltend gemacht worden seien. Die politische Lage des
Herzogtums habe sich seit der letzten Thronerledigung nicht
geändert. Aus eine durch neuerliche Vorkommnisse beran-
laßte Anfrage des herzoglichen Staatsministeriums sei von
maßgebender Stelle des Reiches kein Zweisel
darüber gelassen worden, daß nach der dortigm
Auffassung in den thatsächlichen Verhältnissen keinerler
Aendecung eingetreten sei, die den Bundesrat veranlassen
könnte, eine andere, als im Bundcsratsbeschlnß von 1885
gckennzeichnete Stellimg in der Thronfolgerfragc ein-
zimehmen. Ebensowenig sei dem herzogüchen Staats-
ministeriuin eine Thatsache bekannt gemacht worden, die zu
dem Schlusse berechtige, daß seitens dcs Hauses Braun-
schweig Schritte geschehen seien, nm eine Entscheidung be-
züglich der schwebenden an die letzte Thronerledigung im
Herzogtmn sich knüpfenden Fragen herbeizuführen. Die
Annahme sei also berechtigt, daß in absehbarer Zeit eine

Kleine Zeitung.

Hochschulnnchricht. Kiel, 13. Novewver. Der Professor
1er Tbeologie Bavmgarten, dessen Umtserithebung die ortho-
dsxe Geistlichkeit beim Kultusministrr beanrragt hatte, ist
zum N e k t o ^ der Universität gewählt worden.

— Frankfurt, 13. Nov. (Verhütung vonEisen-
bahn iin sälle n.) Der lsiesige Kaufmami Hubert Pfir-
mann hat nach zweijähriger Thätigkeit unter Mitwirkung
des Elektromechanikcrs Dr. Max Wendort einen Apparat
konstrniert, der Eisenbahnunfälle, die durch falsche Signale,
falsche Weichenstelluiig oder andcrc plötzliche Hindernisse
hervorgerufen werden, selbthätig verhütet. Nach eingehen-
der Prüfung der Erfindniig hat die Frankfurter Eiscn-
bahndirektion die Errichtung einer Probestrecke zwischen
Sachsenhausen und Goldstein genehmigt und die
nötigen Lokomotiven zur Verfügung gestellt. Dic heutigen
Probefahrten habm gezeigt, daß die Apparate jede Störung
— Hindernis auf freier Strecke, falsche Weiche, falsches
Signal — sofort melden. Dnrch Schienenverbindung ist
cine telephonische Verständignng sowohl zwischen Maschine
und Station wie auch zwischm Maschine nnd Maschine
auf freier Strecke ermöglicht, sodaß der Zugführer genau
Bescheid erhält, welcher Art das Hindernis ist. Die Er-
stndung ist bereits von einem Konsortium erworben und
eine „Gesellschaft für Eisenbahn-Zugdeckung Frankfurt a. M."
gebildet. Die Sachverständigen haben sich heute günstig
über die Ergebnisse geänßert; ob die Erwartungm der
Erfinder ganz in Erfüllung gehen werden, muß die Zu-
kunft lehren.

— Köln, 13. November. Die lstesige S t r a f t a m m e r
verurteilte den S-tudenten der Mathemaiik Heinrich Fatz -
bender wegen nmfangreicher Zechprellereien zu sechs Wo-
chen Gefnngnis. Jn der Urteilsbegründun-g 'heißt es, datz
angesichts der Raffiniertheit, mit welcher der Angeklagte zu
Werke gegangen, dieser nicht mehr für würdig erachtet werden
könne, sich nach weiterhin der akademischen Laufbahn zu
-widmen.

^ — Altona, 13. Nov. Die Strafkammer II des
Landgerichts beschloß in Sachen des beknniiten großen
Schiffsunglücks des „Primus", bei dem zahlreiche Menschm
ihr Leben einbüßten, die Anklage gegen den Kapitän Sachs
und den ersten Maschinistm des Schleppdampfers „Hansa"
wegen fahrlässiger Tötnng zn erheben. Das ge-
samte Material der bisherigen Untersiichimg ist der Staats-
anwaltschaft zngestellt worden.

— Der Geburtsschein dcr Sarah Bernhardt. Der
„Tmips" hat nahere Erknndigungm im Pariser Kvnser-
vatorium eingezogen, wo am 29. November 1869 vor dem
Komitee Sarah Bernhardts Gebnrtsschcin vorgelegt wor-
den war. Es geht aus demselben hervor, daß die Künst-
lerin in Paris geboren ist. Nach dem „Temps" ^lautet
der Geburtsschcin: „Rosine Bernhardt, genamit Sarah,
ist in der Rue de l'Ecole de Msdecine Nr. 5 ani 22.
Oktober 1844 von Julie Bernhardt, Modistin, gebürtig
aus Berlin, wohnhaft in Paris, 22 Rue de la Micho-
diöre, geboren!"

— Kcine Knipser. Eine- Berliner Zeituiig hatte die
Bahnsteigschaffner in einem Artikel als „Knipser" be-
zeichnet. Sie erhielt vom Verein der Bähnsteigschaffner
nnd Portiers der preußischen Stacitseifenbahnen eine

Zuschrist, in der es hieß: „Dnrch die Bezei-chnung „Knip-
ser" fühlen wir uns in der Eigenschaft als Beamts
sehr vertetzt. Demgemäß ersuchen wir ergebeitst,
diesen Ausdruck nnter größtem Bedauern in der nächsten
Nummer Jhrer Zeitung öffentlich zurückznne'hmen. Soll-
ten Sie diesem Ersnchen, gestützt auf Paragraph 11 deK
Preßgesetzes, nicht entsprechen, so fühlen wir uns ver-
anlaßt, die Angelegenheit miserein Rechtsanwalt zu
übercseben." Die Zeitinig hat nach solcher Drohung den
Ausdruck sosort „imter grötztem Bedauern" „öffentlich
zurückgenommen" und rät dem Pnblikum, aus dem Vor-
kommnis die entsprechenden Schlüsso zu ziehen.,

— Dic Ursache einer aufgcgcbcnen Hochzeit. Ans
W i e n, 11. November, wird berichtet: In aristokratischen
Kreisen hatte es seinerzeit großes Aufsehen erregt, daß die
Vermählung des Prinzen Stanislaus Radziwill, eines
Sohnes des Fürsten Radziwtll, mit der Gräfin Chotek,
einer Sckstnester der Fürstin Hohenberg, der Gemahlinl
des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog
Franz Ferdincmd, einen Tag vor der Hochzeit, zn der
die Gäste bereits in Prag eingetrofsen waren, rückgängig
gemacht wurde. Wie das „Extrablatt" meldet, geschah'
dies deshalb, weil der Vormund der Gräfin Chotek, Graß
Nosüz, unmittelbar vor der Hochzeit einen Brief mit der
Mitteilmig erhälten hatte, daß der Bräutigam kurz vor-
her eine Wncherschuld von anderthalb Millionen Kronen
kontrahiert hatte. Doch hatte der Prinz nur ein Zehntel
tel dieser Sunnne erhalten, da der Agent den Prinzen
bewuchert hatte. Dieser Agent wurde nnn in Berlin ver-
haftet.

— Paris, 12. Novembsr. Gestern Abend erregte die
Knnde, daß das prächtige Schloß in En, eines der schön-
 
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