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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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Dinnerstag. 4. Dezember 1902. Erstes Blatt. 44. Anhrgnna. — -4L 284.

»rscheint täglich, SonntsgO mr-genommen. Prei» «it Familienblättern monatlich S0 Psg. in'K HmiS gebvacht, bei der Expedition und den Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

die Psst bezogen vierteljährlich 1.3S Ml. ausschließlich Zustellgcbuhr.

S n z e i g c n p r c i s: 20 Pfg. fiir die Ispaltige Petitzeile oder dercn Raum. Retlamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzcigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzcigen
«n 'oestimmten Tagcn wird keinc Brrantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den ftädt. Anschlagstellcn. Fernsprecher 82.

Zur Oeschichie der KriiiL des Hv-lruktions-
feldzugs.

Es haben üis L>l'üntag noch ün iiberalen Ilager Zwei-
fel bestandeu, ob denn der Llugenblick schon getouimen
war, zu dem zwar nuerfrentichen, aber von der Ge-
schäftsordnung uicht verwechrtchr Auskunstsmittel ides
A ntrags v. lt a r ö or f f zu greifen. Diese Zwelfel
hat der Älügeordnete Engen Richter gelöst. Er hat die
Geschichte des Obstruktiovsfeldzuges zum Besten gegebeu,
daß jedem Unbefangeneu die Augeu aufgehen müssen.
Er Hat aber anch eine Kritik dieses Z>eldzuges beigefügt
— eiue >!r:Ü!, mie sie ebeu uur ein erfahrener und im
Dienst ergrauter Parlamentarier liefern konnte. Da
Herr Richter neben v. Kardorff und Bebel als der Eiuzige
übrig geblieben ist, der die Anfänge des deutschen Parla-
mentarismus vor 36 Iahren mit erlebt hat, ist er in
dieseul Jall ein voügewichtiger Zeuge.

Es waren Keuleuschläge auf das Haupt der sozial-
demokratie und der Jreisiunigen Vereinigung, gerade
weil Eugen Richter — erst durch pöbelhaften Schiurpf
herausgefordert — dieses historische Zeuguis ablegte.
Fasseu wir es kurz zusammen, was er sagte, so gipfelt
es iu den füuf Sätzen:

1. Wer anderthalb Jahre lang die Verabschiedung
eiues Gesetzes hindern will, nur damit die Wähler dar-
über zu Wort kommen, zerstört die Grundlage unseres
deutschen Parlamentarismus, denu dieser legt die Ent-
scheidung über das einzelne Gesetz nicht iu die Volksab-
stimmuug, wie in der Schweiz, sondern in die gesetzgeben-
den Körperschaften Bundesrat und Reichstag;

2. dis sachlichen Gegensätze iunerhalb der gegen-
wärtigen Mehrheit waren so groß, daß der Zolltarif vor
dcn Wahlen unmöglich zustande kommen konnte, wenn
man nicht OLstruktion trieb, nur in anständigen Formen
seinen oppositionellen Standpuntt geltend machte, im !
übrigen aber die drei Richtnngen in der Mehrheit sich
selbst überließi

3. die Obstrnktion an sich, noch mehr aber die rohe

Form der diesmal betriebenen Obstruktion mußte die.
Mehrheit auf höherer Grundlage einigen: denn nicht
mehr um das Maß des Zolles, sondern nm das Mehr-
heitsprinzip handelte es sich, und es müßte eine „sam-
mervolle" Gesellschaft gewesen sein, wenn sie sich von dem
einen Aünftel des Reichstags am Vollzug ihres Willens
hätte hindern lassen; ,

4. daß der Zolltarif nun auf alle Fälle zustande
kommt, wenn nicht in diesem, sa um so bequemer im
nächsten Reichstage, wo die Regierung nnd die Mehrheit
füns Jahre Zeit haben, aber

5. daß die Obstruktion anf alle Fälle das Ansehen
und dis Würde des Reichstages heillos geschädigt habe.

Das Bemerkenswerteste aber: die Obstruktionisten
zogen die Köpse ein und ließen den Abgeordneten Richter
ohne stnterbrechung ausreden.

Deutsches Reich.

— Zu der rmch dem Reichsjustizamt einbcrufenen
Kommisston von Sachverständigen, die die Revision dcs
Strafprozesses vorbereiten soll, gehört auch Rechtsanwalt
Baumstark - Karlsruhe. Es sollen besonders die schon in der
sogenannten lox Rintelen enthaltcncn Fragen von der
Sachverständigen-Kommission erörtert werden, also die

Fragcn der Berufung iu Strafsachen, des Nocheides rc.
Also auch andeie Pnr.kte sollcn in das Bereich der Be-
ratung gezogen werden.

— Der Brüsseler „Petit Blew veiöffentlicht eiu
Telegramm aus New-Aolt, wilchcs besagt, er oerstchere, der
Pr üsident von Venezueia hade sichbereiterklärt,
d-e Entschädigung für Deulschland und England
zu regein. Die yierfür iiotwendigen Summen seien vvu
cincm Syndikate, an dessen Sp'tze der Bankicr Seligmaun
stcht, geliefert worden.

— Der Berliner Parteitag der Freisinnigen
Volkspartei, welcher am Montag Abend im Branden-
burger Hause versammelt war. hat nach der „Freis. Ztg."
seine volle Zustimmung und Anerkennung für die Haltuug
der Fraktion der Freistnnigen Volkspartei im Reichstage
einstimmig ausgesprochen und zugleich beschlossen, dem
Abg. Eugen Richter nach Gr. Lichterfelde das naff-
solgende Telegramm zu übersenden: „Dem hochverehrtcn
Führer sendel in rückhaltloser Anerkennung seiner
Wirksamkeit für Freiheit, Gcmeinwohl und parla-
mentarisches Wesen in Treue herzlichen Gruß dcr Berliner
Parteitag." _

Aeutscher Weichstag.

— Ueber die Szenerr am Schluß der Dienstag -
Sr ln nq irick > c.a berichtet:

Als numnehr der Bizepräsident Graf Stotberg über den
Antrag Spahn-Tiedemann abstimmen lassen Ivill, wonach die
Frage, ob einfache Tagesordnung über Debatteschluß zulässig
sei, an die Geschäftsordnungskommisston überwiesen werden
soll, verlangen Singer, Brömel u. a., daß vorher noch debat-
tiert werde. Sie laufen schreiend zur Tribüne hinauf. Die
Glocke entfällt dem Präsidenten und zerspringt. Eine neue
Ivird gebracht. Minutenlanger Lärm. Es ertönen die Rufe:

! „Schuftcl" Die Abstimmung erfolgt schließlich. Die Sozial-
demokraten üeieiligen sich nicht, sondern schrLisn fortwährend:
„Debattel" Abg. Dr. Kropatscheck (Kons.) geht zu den So-
zialdemokraten hinüber und tippt mit dem Fingcr an seine
Stirn. Mehrerc Sozialdemokratcn wiederholen diese Be-
tvegung. Der Antrag Spahn-Tiedemann wird sodann mit
227 Stimmen bei 2 Stimmenthaltungen angenommen. Singer
nennt die Aüstimmung einen Rechtsbruch und wird zur Ord-
nung gerufcn. Bizepräsident Graf Stolberg erklärt die Ab-
stimmung für rechtsgiltig. Pfuirufe ber den Sozialdemokra-
ten. Hierauf vertagt sich das Haus auf morgen 12 Uhr.

So kann es nicht fortgehen!

Berlin, 3. Dezember.

Präsideni Graf Ballestrem hat sich mit Rücksicht
auf die gestrigen Vorgänge, welche seine Unentbehrlichkeit
dargethan, bewegen lassen, die Leitung der Geschäfte zu
übernchmen. Er eröffncte anch die Sitzung. Tagesordnung:
Antrag Kardorff:

Abg. Singcr beantragt die Aussetzung der Verhandlung
über den Antrag Kardorff bis nach Entscheidnng der Frage,
ob ein einmal gesaßter Beschluß über die geschäftliche Behand-
lnng eines Gegenstandes abgeändert werden kann.

Äbg. Kardorff beantragt Uebergang zur Tagesorduung
über den Antrag Singer, welchen der Wg. Haafe (Soz.) I
begründet, wiederholt vom Vizepräsidenten Büsing nnter lär-
incndem Beifall rechts und im Zentrum zur Sache gerufen,
weil cr auf crlcdigte Entscheidimgen zurückkommt. Die Be-
merkung, die Mehrheit handle willkürlich und erniedrige den
Präsidenten zum Kommis, wird vom Prästdenten unter stür-
mischen Bravorufen der Mehvheit als imzulässig zurückgewiesen.
Der Uebergang zur Tagesordmmg über den Antrag Singer wird
mit 210 gegen 76 Stimmcn angenommen.,

i Bor Begiim der matericllen Diskussion dcs Antrags jlar-
dorff beantragt Abg. Barth (freis. Vg.), den Referenten
zmn Tarif das Wort zu erteilen. Nach kurzer Geschäftsord-
mmgsdebatte crhält als erster Rcfcrenl Grcrf Schwerin
tKons.) das Wort, der jedoch verzichtet. Abg. Barth bean-
Iragt Zurückwcisimg an die Komnnssion behufs schriftlicheu Be-
richts. Nach kurzer Geschäftsordmmgsdcbatte referiert Gras.
Schwerin zehn Minuten über die ersten 22 Positionen.

Abg. Barth (fr. Ver.) bezeichuci diesen Bericht als un-
gcnügcnd und bcantragt Rückverweisimg an die Kommission
bchufs Erstatlung eines schriftlichen Berichts.

Ueber deu Anirag Barth entspinnt sich eine längere De-
batte. Abg. Dr. Barth erhält einen Ordmmgsrnf, als er das
Rcfcrat des Abg. Grafen Schwerin eine Karikamr nennt.

Abg. Singer (Soz.) hebt hervor, dah die Regierung
nicht Stellung zu dem Antrag Kardorff nehme.

Der Antrag Barth wird mit 228 gegen 78 Stimmen bei
2 Enthaltungcn abgelchnt.

Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky: Die ver-
bündeten Regicrungen könncn sich zu dem Antrag Kardorff erst
äuhern, wenn das Haus m die sachliche Beratung desselben
eingetreten ist, was hoffentlich bald der Fall sein wird. Wäh-
rend der Geschäftsordnungsdeüatte ist eine Aeußcrung unmög-
lich, da die Regierung es ablehnt, sich in innere Angelegenheiten
des Reichstags einzumischen.

Abg. Gamp (Reichsp.) berichtet sodann über die Num--
niern 23—43 des Zolltarifs.

Abg. Stolle (Soz.) beantragt schriftliche Berichterstatung
über die Positionen 44—59.

Das Haus geht mit 130 gegen 72 Stimmen bei einer Ent-
haltung über diesen Antrag zur Tagesordnung über.

Jm weitcreu Verlaufe der Debatte nennt Abg. Bebel
(Soz.) die Acußerung des Staatssekretärs Dr. Gras v. Po-
sadowsky uupassend und wird zur Ordnuug gerufen.

Abg. Blankenhorn (natk.) referiert über die Num-
meru 44—59.

Abg. H a u ß m a u n-Böüliugen (südd. Bölksp.) beantragt,
die Position „frisches Obst" behufs schriftlicher Berichterstattung
an die Kommission zurückzuverweisen, imd führt weiter aus,
daß diese Frage noch nicht geklärt sei imd wichtige Jnteressen!
zahlreicher kleinerer Obstzüchter berühre. Es wäre dringend
wünschenswert, daß ein Verfahren gefunden werde, wouach
hinter den einzeknen Referaten eine kurze sachliche Debatte
möglich wäre.

Reduer zieht darauf seinen Antrag zurück.

Abg. M ü l l e r-Meiningen (freis. Volksp.) berichtet über
die Nummer 60—76.

Berichterstatter Gamp berichtet über die Pofitionen 73
üis 98, Bau- und Nutzholz, darunter auch Farb- und Gerb-
hölzer, und berührt dabei besonders die vou der Kommission
beschlossene Erhöhung des Quebrachozolles von 1 Mk. auf
7 Mark.

Abg. Wurm (Soz.) bemüragt die Pofitionen über Gerb-
hölzer zur schriftlichen Berichterstattung an die Kommifsion
zurückzuverweisen.

Abg. Dr. Arendt (Reichsp.) beantragt Uebergang zur
Tagesordnung hierüber, zieht diesen Antrag aber sofort wieder
zurück.

Abg. Wurm (Soz.) weist darauf hin, daß sich auch die
Regierung gegen die Erhöhung des Quebrachoholzes ausgespro--
chen habe.

Abg. Dr. M ü l l e r-Sagan (freis. Vp.) beantragt, die
Tarifimmmer „Gerbstoffe imd Gerbstoffextrakte" zur noch--
maligen Bcratung an die Kommission zurückzuverweiseu.

Abg. Sachse (Soz.) beantragt die Position 81 „Felgen
und Speichen" zum schriftlichen Bericht an die Kommission zu-
rückzuverweisen.

Abg. Dr. Arendt beantragt über alle Anträge auf Zu-
rückverweisung bon Positionen zur einfachen Tagesordnung
überzugehn.

Für diesen letzteren Antrag spricht Dr. Arendt; dagegen
Abg. B o ck-Gotha (Soz.), der wiederholt vom Viz-epräsidenten
Büsing unter lebhaftem Bravo der Mehrheitsparteien er-
mahnt ivird, zur Sache zu sprecheu.

Abg. Dr. Mülle r-Sagan zieht seinen Antrag zurück.

Zre Kunst des Altertums

-i- H eid elb erg, 4. Dezember.

Dcm gestrigen zweiten Vortrag des Herrn Rektors L e n de r
hörte eine Versammlung von etwa 40 Personen aufmerksam
Su. Nach Darstellung der Elemente der griechischen Baukunst
Selangte Rcdner zu dem Urteil, daß die Griechen in der Bau-
stinst kaum etwas selbst erfunden haben. Wenn sie dennoch in
Ar uuerreichte Meister geworden sind, so rührt das von ihrer
keinen Empfindung, ihrcr Allgemcinbildung u. von ihrer Gabe,
Ms Vorgefimdene zu verwcrten, her. Jhre Bauwerke wirken
wich durchaus nicht durch ihre Massenhastigkeit, ist doch das
berühmte Parthcnon nur 19 Meter hoch, erreicht also nur dis
Höhe ciner fünf- bis sechsstöckigen Mietskaserne. Sie wirken
^Urch das seinabgewogene Ebenmaß, ihr Zauber liegt in der
^UVergleichlichen Harmonie ihrer Formen und der glcichwertigeu
wnstlerischen Ausschmückung. Einzelne Ornamente wurden vor-
Keführt, von Pflanzenornamcnten die Lotosblumc, der Aaron-
nvb, die Rose, der Accanthus und dcr Lorbcer erwähnt. Die
Akeinheit der griechischen Tempel rührt davon her, daß das
Molk keinen Zutritt zum Tempel hatte. Die ursprünglichste
Mnn des Tempcls ist der einfache Zellentempel, der im We-
^tztlichen aus der Zelle für das Götterbild und dem Vorraum
"sstand. Auch in den großen Tempeln bildete die Zelle den
^gentlichcn Kern. Die Konstruktion eines solchen Tempels
jourde geschildert imd durch Zeichnungcn an der Tafel deutlich
?suiacht. Für den Laien mag daraus erwähnt wcrden, daß
Säulen nicht aus einem Stück bestanden, sondern aus
Zoschnitten in Höhe bis zu einem Meter. Diese Abschnitte
ÄUrde^, auseinandergesetzt und zwar wurde dabei eine ganz
Mfiniert ausgedachte Techuik angewendet, wic Rcdner das des
üPheren auseinandersetzte. So war z. B. von diesen Säulen-
^fuuineis, nur der äußere Rand glattgeschliffen, der Kern stand
zurück. Hatte man eine Trommel auf die andere ge-

'hoben, so konnte man sie, dank dem geschliffenen Rande, so
lange drchen, bis die obere so üüer der unteren stand, wie
man es haben wollte. Canneliert war zuerst nur die untere
und die obere. Erst wenn die Säule stand, wurde die Canne-
lierung durchgeführi. Des Näheren schilderte Redner dann
zwei dorische Tempel, den von Pästum, den er selbst im Jahre
1875 gezeichnet, und das Parthenon auf der Akropolis in
Athen. Schließlich widmete er einige Worte den bon den
Griechen angewendeten Dachdeckungen. Daraus ist bemer-
kenswert, daß die Griechen schon Falzziegel in etwa 20 Sorten
kannten; von ihnen übernahmen sie die Römer und von diesen
die Germcmen. So ist die Falzziegelfabrikation im Elsaß
aus jener Zeit hcr ununterbrochen bekmmt gewesen, der wieder
in allgemeinen Gebrauch gekommene Falzziegel, also durchaus
leine neue Ersindung. Nachdrücklich betonte Redner, datz man
die griechische Baukunst nur aus der griechischen Landschaft,
dem griechischen Klima und dem griechischen Leben heraus be-
urteilen könne. Ein griechischer Tempel passe an den Rhein
'so wenig, wie ein Schwarzwaldhaus nach Griechenland.

Kleine Zeitung.

U — Der Kaiser richtete an den Staatsminister a. d.
v. Maybach aus Anlaß von deffen 80. Geburtstag
folgendes Handschretben: „Mein lieber Staatsminister
v. Maybach. Jch habe mit Freuden vernommen,
daß Jhnen durch Gottes Gnade vergönnt ist, am heutigen
Tage das 80. Lebensjahr zu vollenden. Jch kann mir
nicht versagcn, Jhnen aus diesem Anlaß meine wärmsten
Glück- und Segenswünsche auszusprechen. Möge die Er.
innerung an Jhre hervorragenden Verdienste, welche Sie

in Jhrem arbeits- und segensreichen Leben der Krone und
dem Vaterland geleistet haben, Jhren Lebensabend ver-
schönern und das Bewußtsein Sie erfreuen, daß Jhrer
stcts in Dankbarkeit gedenkt Jhr wohlgeneigter

Wilhelm R."

— Einbeck, 1. Dezember. Seit heute früh halb 7
Uhr steht das bekaunte hiesige G a st h a u s „Zum Kron-
Prinzen" i n F I a m m e n. Gäste nnd Hotelpersonak
konnten aus dem oberen Stockwert nur mit -Muhe durch
das Fenster gerettet werden, da die Flammen den Weg
zur Treppe versperrten. Das Gasthaus ist ganz nieder-
gebrannt; auch die Nachbargebände stehen in Flammen.

— Ein aufregendcr Zwischenfall ereignete sich am:
Sonnabend beim Fnßballspiel in einer englischen Pro-
vinzstadt. Einige der Spieler waren unglücklicherweise
in schreiend rote Kostüme gekleidet, und diese versetzten
einen auf der beuachbarten Wiese grasenden Bullen in
Wnth. Das Tier setzte über die Hecke und attackierte mit
Vehemenz die erschrockenen roten Fußballspieler. Nach-
dem der Bulle an den Spielern seine Wnt ausgelassen
und mehrere derselben überrannt hatte, stürzte er sich
in das Publtkum, wodurch selbstverständlich eine Panik
entstand und eine ganze Anzahl von Personen ini Ge-
dränge mehr oder minder schwere Derletznngen erlitten.

— London, 3. Dezember. Jn der Nordsee wütet ein
furchtbarerStur m. Etwa 80 Schiffe suchten im
Hafen von Shields Zuflucht.
 
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