Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 256-280 (01. November 1902 - 29. November 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0875

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
44. Jahrgang. — ^ 258

Dienstag, 4. November 19V2. Grstes Blatt.

Lrscheinr räglich, Sonntags ausgenommen. Preis mit Famillenblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

die Post bezogcn vierteljährlich 1.35 Mk. ausschlietzlich Zustellgebühr.

Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. -— Für die Aufnahme von Anzeigcn
an bestimmtcn Tagen wird keine Berantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschl^gstellen. Fernsprecher 82.

Kisenötlhrrminister Wudde in München.

M ü n chen , 3. Nov. Zuni Besuch Buddes in Mün-
cheii schreibt -ie „Allgemeine Zeitung": Es ist begreiflich
und soweit os nicht ichon geschchon, noch zu orwartcn, daß
an den Bcsuch des preutzischen Eisenbahnnunisters in
Ba>)ern nnd Württemberg sich inancherlei Vermutungen
in Ser össentlichen Meinung knüpfen werden. Es sei da-
her in Kürze psolgendes bemerkt:

In politischer wie in verkehrstechnischer Hinsicht ist
es dringend zu wünschen, daß zwischeu der süddeutschen
und der norddeutschen Eif'enbahnverwaltung gute Be-
ziehungeu beslehen. In letzterer Hinjicht besonderS auch
deshalb, weil der Vertehr nach dem Norden stetig zu-
genommen und deujenigen nach Oesterreich im Verhältnis
erheblich überflügelt hat, wie dies die starke Freguenz der
Uebergangsstelten beweist; eine Thatsache übrigens, der
gegenüber auch üer srüher erhobene Vorwurf -der zu lu-
ruriösen Anlage des Bahnhofes der Uebergangsstelle Hof
bereils verstummt ist. «olche freundschaftlichen Bezieh-
imgen haben auch unter dem Ministerium Thielen er-
freulicherweise stets beslanden; es hat iu den mancherlei
Arbeiten, an denen wie zunichBeisPiel «n Bahnhofsan-
lagen, beide Verwaltungen iüteressiert sind, stets das
beste Einvernehmen geherbscht, uud Herr vou Thietet»
hat sich dadurch eiu srenndliches Andenken iu Bahern
hinterlassen.

Weun nun .dessen Nachfolger, Herr Mrdde, seinen
süddeutschen Ministerkollegeu eineu Antrittsbesuch ab-
stattet, so charat'terisiert sich dieser vor allem als ein Nkt
der Konzitianz, in dem wir eipe Versicherung.der F o r t-
ichtzung der bisherigen Beziehungen mit besonderer
FreUde erbtickeu.

Wenn auch eine Eisenbahngemeinschaft mit Pveußeu
Nach Analogie von Hesfen uicht im Rahmen der bayerifchen
Wünsche liegt — auch iu Württemberg wird, wie man
bier anuimmt, bei derg Besuche des Preußischen Miuisters
diese Frage wohl keiue Rolle spielen — so liegt doch die
Crhaltung f r e u n d n a ch b a r l i ch'e r Be-
ziehuugen zur preutzischen Eisenbahnverwaltung,
wie schon erwähnt, durchaus im Jnteresse Bayerns.

Es nrag bei dieser Getegenheit bemerkt werden, daß
Herrn Budde die bayerischen Verkehrsverhältnisse nicht
lremd sind; hat er doch als Vorstand der Eiseubahnab-
teilung des Großeu Generalstabs mehrmals in der Pfatz
geweitt, und das Profekt der strategischen Bahnen iu der
Pfalz ist unter ihm ausgearbeitet wordeu. Wenn wir
nicht irren, hat Ministerpräsident Graf von Crailsheim
bei einer dieser Gelegenheiteu Herrn Budde bereits Per-
söulich kennen geternt.

Eine Hoffnung mag sich übrigens noch mit Recht an
die morgige Besprechung dcs preußischen Ministers mit
dem bayerischen Ministerpräsidenten kniipfen, die näm-
nch, daß die Frage der M a i n k a n a I i e r u n g von
Dssenbach bis Aschasfenburg eine Förderung ersahren
lverde. Tie früheren Verhandtungen haben sich bekannt-
"ch zerschlagen, da die von Preußen gestellten Bedingun-
gen zu ungünstig nnd unannehmbar waren. Wenn auch
beute noch das Jnteresse Prmßens an dieser Strecke stch
allein aus Hanau beschränkt, und nicht. erheblich ist, so
bestelst doch Aussicht, daß die Verhandlungen in abseh-
barer Zeit mit mehr Aussicht auf Ersotq wieder aufge-
Uommen werden.

——„I.—„ »I !

Zur Werständiguug üöer den ZoAarif.

Der „P s ä l z i s ch e K u r i e r" erhält folgellde
Fusormationeu:

„Daß eine V e r st ä n d i g u u g zwischeu deu
Ni e h r h eitsPgrteien und der Regierung
über den Zolltarif iu Sicht ist, wird nunmehr auch von
deujenigen zugegeben, die nach den Getreidezollbeschlüssen
zweiter Lesung die Vortage als endgiltig gescheitert be-
trarlsteten. Man darf wohl armehmen, daß die Regie-
rung, als sie auf Fortsetzung der Tarifberatung beharrte,
sich einige Sicherheit darüber verschafft hat, ob diese Ar-
beit nicht etwa aussichtslos sein werde. Das eine steht
sest und ist insbesondere aus Gras Bülow als hauptsäch-
lichen „Mittler" zurückzuführen: in der Getreidezollfrage
wivd die Regierung nicht deu kteinsten Schritt entgegen-
kommen, ebensowenig bei deu Vieh- und Fleischzölleu.
Hier ist es an der Mehrheit, nachzugeben, und sie wird
uachgebeu, in der dritten Lesung. Zch halte es auch für
zweiselhast, daß die Regierung sich mit eiuer Abänderung
wichtiger Jndustriezölle einverstauden erklärt hat oder
noch erktärt. Der Eisewzoll bleibt unter allen Umstän-
den bestehen. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß
jeglicher Gegenstand der Meinungsverschiedenheit in den
Konferenzeu mit -den Parlamentarischeir Vertrauensinän-
ueru eingeheu-d erörtert worden ist. Wie war es denn
beim bürgerlichen Gesetzbuch, das doch eiu ganz anderes
„Moustrum" darstellt? So wie die Bedeuken des Zen-
trunis überwullden waren, wickelte sich die Beratung und
Aüstimmung in der raschesten Weise a-b."

Allerdings besteht der Unterschied, datz die Linke das
Ziistandekommen >des bürgerlichen Gesetzbuches nicht auf-
zuhalten snchte, während sie dem Zolltarif alle nur mög-
tichen Schwierigkeiten zu machen bereit ist.

Deutsches Reich.

— Wie der „Reichsanzeiger" meldet, w-urde der Direk-
tor im Auswärtlgen Amt, Wirkt. Geh. Rat He l l w i g,
unter Verteihung des Roten Adleror^ens 1. Klasse mit
Eicheulaub seiuem Ansuchen gemäß in den Ruhestand ver-
setzt.

— Nach deni vom Bundesrat verabschiedeten Ent-
wnrf eines Gesetzes über P h o s p h o r z ü n d w a r e n
ist nach dem „Berl. Lok.-Anz." als Zeitpunkt für -das Jn-
krasttreten des Verbots der Herstetlung und der Einfuhr
vou Zündhölzern uud andereu Zündwaren aus weihem
oder gelbem Phosphor der 1. Januar 1907 un-d als
Zeitpttnkt, uach welchem. derartige Zün-dhötzer nicht mehr
verkauft werden dürfen, der l. Januar 1908 vorgeschla
gen worden. Durch diese auskömmliche Frist will man
deu Zündholzsabrikanten die Bewältigung der Schwierig-
keiteu des tlebergangs erleichtern. Feruer ist sür das
Reich der Erwerb eiues Ve-rsahrens zur Herstellung einer
Zündmasse gesichert, die die Herstellung von Zündhölzern,
die an jeder Reibfläche zünden, aus inländischen Nadel-
hölzern und ohne Nmgestaltung der vorhandenen ein-
fachen Betriebsaulageii ermöglichen. Di-eses Verfahren
soll alsdo'u, den deutschell Fabrikanten von Phosphor-
züudhölzeru zur Beuutzuug sreigegeben werden. So
hosft man zugleich mit dem Einfuhrverbot sür Phosphor-
zündhölzer den Fortbestand der mittleren und kleinen
Betriebe zu ermöglichen, die nicht in der Lage siud, zur

Herstelluug vou SicherheltSzülldhötzeru, jogenanntell
„schwedischen Zündh.ölzern" überzugehen.

— Die Leiche des Abgeordneten Rickert wird nach'
dem „Bert. Tagebl." in Gotha eingeäschert werden.

— GetegenMcy dcs Besuchs des dänischen Kronpriuzen
in Berlin wird in einzelnen dänischen Blättern darauf hin-
gewiesen, daß, wenn heute der Wunsch einer Annäherung
an Deutschland recht allgemein sei, es doch an Deutschland
wäre, diesen Bestrebungen durch seine Dänenpolitik in
Nordschleswig entgegenzukommen. Deutschland interessiere
sich ja anch für die Deutschen im Auslande, und so müsse
man es verstehen, wenn auck die Dänen ihren Stammes-
j genossen tn Nordschleswig Sympathieen entgegenbrächten.
Sehr richtig erwidert darauf die „Köln. Ztg.", daß von
Deutschland aus niemals dahin zu wirken gesucht wird,
daß die Deutschen im Auslande dem Staate, dem sie
angehören, Schwierigkeiten machen. Nimmt man sich in
Dänemark hieran ein Beispiel nnd handelt man danach,
so werden ganz von selbst diejenigen Maßregeln unnötig
werden und wegfallen, die wir jetzt zum Schutze unsercr
Nordmark, nicht zu unserm Vergnügen, sondern sehr wider
Willen anzuwenden gezwungen sind.

Bade«.

— Unterm 2. ds. schreibt man der „Köln. Ztg." aus
K arlsruhe in der Klosterfr a ge: Die Wahrheit ist —
und wir können dies mit aller Bestimmtheit ver-
sichern —, daß an höchster Stclle noch nicht cnt-
schieden worden, daß also die ganze Angelegenheit nach
wie vor in der Schwebe ist. Das entscheidende Wort, so
wird dieser Auslassung hinzugefügt, wird zwar vor den
Landtagswahlen, aber nicht mehr in diesem Jahr
gesprochen werden.

— Nicht ohne Jnteresse ist der Verlauf des Streites zwtschen
den ehemaligen zusammcngewachsenen badischen Zwillingen,
unseren Freisiunig en und Demokraten, die sich seit
der glücklich verlaufenen Operation nicht ausstehen können.
Der dem. „Landesbote" ist schon sowcit, daß er seinen freis.
Gegnern „Verleumdung", ferner „flegelhafte Rempeleien"
vorwirft und sie „politische Komödianten" nennt, die ihn
nicht beleidigcn könnten und die er deswegen auch nicht
verklage. Wie wird es nun aus dem Wald zurückschallen?
Und wie war es möglich, daß die beiden Parteien sich so
lange vertrugen?

Baycrn.

— Ju 'der „Frkf. Ztg." gestattet sich ein Mtarbeiter
gegeu die bayerische Regierung einen sehr bedauerlichen
Aussall, iudem er an die Person des sür deu Posten eines
Justizministers genannten Oberlaudesgerichtspräsidenten
v. Thetemcmn anknüpsend, dei? Vorwurf der Begünsti-
gung der alten Herren des Münchener Ak'ademischeu Ge-
sangsvereins gegeu sie erhebt. Nun zählt der genanntq
Verein, welcher zum Sondershäuser Verbande gehört,
jedes Semester ca. 200 Mtglieder u. zw. zum größten
Teil bayerische Juristen. Jst es da nicht uatürlich, datz
ein großer Prozeutsatz vou bayerischen Beamten Mit-
gtieder des genannten Vereins sind, zuuiat in Erlaugen
uud Würzburg eng verbulldene Kartellvereine des Ver-
eins existieren, die dieselben Jdeale pslegen und aus
deren Reiheu schon viele tZichtige Juristen hervorgegangen
sind?

Stadtthealer.

HeideIberg, 4. November.

.. „A lr - Heide l ü erg , Schauspiel iu 5 Akten von W.
'"i e y e r - F ö r st e r.

- Eine schöne Frau schaut gern in den Spiegel u»d so hat
Mdelberg schon lange -arnach gerrachtet, sein Bild in der
^-ichtung von Meyer-Förster zu sehen. Gestern endlich! war der
Abend gekommen, der diesem Wunsche Erfüllung bringen sollte.
Me Plätze im Theater lvaren besetzt und mit BegiLvde harrte
der Dinge, die da tommen ivürden.

^ Die guten Erwartungen, dte man an die Berichte in den
ueirungen und'an den ttmstand knüpsen durfte, daß das Werk
,^eher-Försters sich anderwärts als Zug- rmd Kassen-Stück
Tll>ährt hat, sind nicht getäuscht worden. Es ist ein hübsches
s^chauspiel und Heidelberg kommt darin sehr gut w-eg. Aber
-Mch eins: Wir kennen hier doch gewih Heidelberg und Heidel-
-.^ger Leben, insbesondere auch d-as studentische. Wie wird
hch wohl der Dichter mtt der Wirllichkeit a-bfinden? Wird er
üark idealisieren, wird er den Lokalkolorit treffen, wird er
thatsächlichen Verhältnissen im Jnteresse seiner Dichtung
stchang anthun? Die Ant-wort ist die, daß er sich der dich-
^ischen Freiheit soweit der lokale Hintcrgrund in Fvage
nur in geringem Umfange bedient. Er schildert im
h ^n-zen wahr, wcnn er auch -— wie sein Recht ist — poetisch
^klärt.

^ Dte Fabel des Stückes ist bald erzählt: Der Crbpriiiz von
^tzchsen-Karlsburg, der Neffe des regierend-en FLrsten, ist als
jftOhllErw in der Einsamkeit auserzogen worden, ntcht daß
thn hinter Schloß nnd Riegel gehalten hätte, aber mau hat
H^vge tzbn Abstand zwischen ihm und den andern Ntenschen-
^tzoern gewahrt und gehütet. Wöhl war sein Erzieher, Dr.
^Mtner, ein Mann von Herz, aber es fehlte dem Prinzen
st, ^ jungen Jahre hindurch der Umgang mit Altersgenos-
Nach gut bestandenem Examen wird er auf ein Jahr

nach Heidelberg geschickt. Dort soll er nach dem hochfürstlichen
studlenplan in der gleichen Weise weiter lernen. Aber es kam
unter passivem Beistand des Dr. Jüttner, -der ihn nach Hcidel-
berg begleitet hat, anders; er sprtngt in das Korps „Saxonia"
ein und macht lusUg mit. Die Liebe uaht sich ihm und schon
am Tage seiner Nnkunft küßt er die hübsche Nichte seines
Wirtcs, die im Hause ihres Oukels, der eine Gastwirtschaft
häft, bedcent. Aber kurz ist der Traum; an dem Tage, da er
mit der Käthie nach Neckargemünd ausfahren will, muß er in
die Heimat zurückkehren, da sein Onkel schwer erkrankt und ve-
gierungsunfähig geworden ist. Bald ist der Crbprinz regierender
Fürst. Mit Sehnfucht denkt er an Heidelberg zurück. Er soll
heiraten, Ke Hochzeit ist schon festgesetzt. Als aber der alte
Korpsdiener ihn aufsucht, packt ihn das Heimweh nach Heidel-
berg mächtig und er reist an den Ort, wo er die fröhlichsten
Stunden seiues Daseins berlebt hat, zurück. Sehr hüüsch schil-
dert nun der Dichter die Entiäuschung, die sich seines Helden be-
mächtigt, als er, der regierende Fürst, statt der alten Herzlichkeit
und Zivan-glosigkeit, Förmlichkeit und Abg-em-essenheit wieder
sindet. ' Nur Käthie ist die gleiche geblieben. Der Abschied —-
von ihr — ein schweres Auseinaiidergehen — schließt das
Schauspiel iu recht sentimentaler W-eise äb, das -Stück ist aus.

Dieser Rahmen umgrenzt eine mit vielen hübschen Eingel-
heiten ausgestattete Handlung. Das Leben am Hofe, die An-
kunft in Heidelberg, das Leben als Student, der erste Abschied,
der Entschluß zur Wiederkehr an die lieüe Stättc und die zweite
Nbreise, gliedern das -Stück in ebenso-viele Abschnitte. Der
Aufbau ist geschickt und natürlich. Was aber der Dichtnng vor
allem zum Erfolge hilft, das ist der Anteil, den das Gemüt
des Zuschauers an -der Hmi-dlung nimmt. Mehr odcr weniger
haben alle -Studenten, die frisch zur Universität gchen, das
Gefühl, einer Sklaverei entronnen zu fein, so daß dieser junge
Fürstensohn ein typisches Beispicl für den Studenten über-
haupt Üietet. Sein Stand und seine strenge Absonderung in
ffeiner Schülerzeit machen allerdings den Kontrast größer un-d
aiigenfälliger. Dann ist aber noch der „Schulmeister" Jüftner

da, -der Mann mit dein prächtigen Herzen, der seinem fürstlichen
Zögling als besten Wunfch mitgiebt: bleibe jung, bleibe jungl
Eine yübsch erfundene und liebevoll ausgearbeitete Gestalt.
Und als Gegenstück der förmliche Minister, die Hofchargen,
sowie ein paar Etagen tiefer der höfische Kmnmerdiener. Da
sind die Eleinente für manchen hübschen Kontraft vorhanden,
abgesehen n-och ganz von den Lokalfiguren des etwas zappeligen
Wirtes und des Korpsdieners. Und d-er Dichter ver'steht, ohne
aufdringlich zu sein, diese Elemente geschickt und ersolgreich zu
beiiutzen. So hat er ein Werk zu Stande gebracht, das den
Zuschauer gut uiiterhält und manche Saite sein-es Gefühls an-
schlägt, die noch iiachklingen, ivenn der Vorhang schon gefal-
len ist. ,

Tcharfe Beurteiler, welche nur mit der vollen Wirklichkeit
zufrieden find, mögeu sagen: Jn dieser W-eise werden doch
Füchse nicht gekeilt, oder: Seit -Ivann erhalten die Wirtsfrau-
lein die Wrpsbän-der ,oder: eine solch-e Liebelci mit dem Wirts-
sraulein aus dcn ersten Blick und sozusagcn vor öem Publikum
ist deiin doch nicht zu gläiiben. Vtag sein, aber das sin-d Ein-
zellieiteu, die inan in einer Dichtung hinnehmen muß.

Die Aufführuiig uutcr der Regie des Herrn Direktor Hein-
rich war trefflich. An deu Dr. Jüttner setzte Herr H e i n-
r i ch selbst seine großc Kunst. Es !var ivirklich ein grotzer Ge-
nutz, namcntlich- im crsten Akt, wo auf JLttiier sich das Haupt-
interesse konzentriert. ihn spielen zu sehen. Wie er in dem
'Gedankcn an Heidelberg aufatmet und sich freut, un-d wie er sich
dann wehrt, nach Heidelberg mitzngeheii, weil dort statt Frei-
heit weitere Sklaverei herrschen soll, das !var ein Meisterstück.
Man sah cine Persönlichkeit vor sich, eine Jndividualität von
char-akteristischem Gepräge. Den gedrückten fürstlichen Jüng-
'ling, dcr als Student aufthaut, bcrkörperte Herr Eckhof sehr
angemesseu. Jn den Liebesszencn ciitwickelte er eine anerken-
nenswerte Frische; in der Scheideszene erreichte er den Höhe-
punft sciner Darstellung.

Als Driite im Bun-d half Frl. Milde den Erfolg des
Abends sicheru. Mit Vergnügen sieht man, wie däs Talent
 
Annotationen