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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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Grftes BLatt.

44. Jahrgaug. — -N 157.

Mittlvach, 9. Juli 1902.

Erscheint täglich Sonntags ausgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's H>tuL gebracht, bei dcr Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Psg. Durch die Post be-

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschkießlich Zustellgebühr.

Nnzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Pctitzeile oder dcren Raum. Reklamezeile 40 Ptz. Für hicfige Gcschäfts- und Privatanzeigeu crmäßigt. — Für die Ausuahme von Anzeigen an bestimmt.
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnseratc «uf den Pkakattafeln der Heidclbergcr Zeilung und den städt. Anschlagstelleu. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Ktzamöerlains Mnfalk.

London, 7. Iuü. Chamberlains Unfall erregt in
ganz London lebhaste Besrürzung und erhöht das pein-
liche Bewußtsein eines über deu K r ö n u n g s f e i e r-
lichkciten schwebenden Verhäng n i s s e s,
da nunmehr antzer der Krönung selbst noch die Konseren--
zeu der t'oloniateM Prcmiers und das große Reicksbankett
in der Guitdhatl um Freitag, welche Felern der Ärönrmg
historische Wichtigkeit verleihen sollten, durch den llnsall
des Leiters dieser impcrialistischen Projekte auf unbe-
snmmte Aeit htusällig wurden. Anch datz der Ilnglücks-
fall Chamberkrm dicht an dem sür Len Ärönungszug
bestimmt gewesenen kanadischen Triumphbogen traf, so-
wie bald nachdem er im Hose des Kolonialamties eine Pa-
rade der schwarzen westafrikanischen Grenztrnppe abge-
nommen und den Soldaten Labei in einer Aussprache
erktärt hatte, Ler König mache raschen nnd besriedigLuden
Fortschritt m der Genesung, er (Chamherlain) hosfe so-
gar, datz sie Gelegenheit haben würden, dcn König zn
sehen, ehe sie in ihre Heimat znrückkehrten, erhöht hier
den fatäken lLindruck der Verunglückung desfenigen Man-
nes, der neben Rhodes imd König Eduard zn den volks-
tümlichen Gestalten in der jüngsten englischen Geschichte '
gehört.

Chamherlain wird hente aus dem Hospital.in seine
Wohnnng zurückköhreii. Seine Verletzimg ist leicht, ob- '
wobl der Ltirntuochen mit verletzt isi. Er konnte gestern .
von der Droschte in das Hospital gehen, wöbei cr eine I
Blntspur lünter slch ließ. Nachdem die Wunde verbundeu I
war, rauchte er eine Zigarre. Der llnfall geschah da- i
durch, daß das Droschkenpfcrd ausglitt, als es dem !
kcmadischen Triumphbogen auswich. Datz Chamberlain
anf solche Weise einen llnfall hatte und daß er gerade j
heute ssinen 66. Geburtstag seiert, sind merkwürdige
llmstände. Tie llrsache des Unsalls selbst liegt in der
Banart der LonÄoner zweirädrigen Troschken, die nach
vorn überkippem müssen, wenn das Pserd strauck-elt oder
stürzt. _.

Deutsches Reich.

Baden.

L.O. Karlsruhe, 8. Juli. Hier hat sich ein Co-
mite gebildet zur Org anisation einer Protest-Bew e-
gung gegen die Zulassung von Männerklöstern.
Schon am nächsten Donnerstag findet eine Protestversamm-
lung im grotzen Saale der Eintracht statt. Herr Prosessor
BLHtlingk hat das Rcserat übernommen. Die „Badische.
Landesztg." bringt in Sperrdruck einen „Keine Männer-
klöster" überschriebenen Artikel, in dem die Regierung
sehr energisch aufgefordert wird, die Männerklöster in Ba-
Len nicht einzulassen.

8:0. Salem, 8. Juli. Das Eintrcten des in der
Familie des Prinzen Ma^ erwarteten freudigen
Ereignisses steht in dcr kritten Woche diescs Monats
Levor. Geh. Rat Battlchner war wiedcrholt anwesend und
lvird um d!e erwähnte Zeit hier längeren Aufenthalt
mehmen.

— Mbcr b e v o r st e h eu'dL Ernenuungen

in deu höheren Bs, a m t en st e l l e n Badens weiß
der „Bs-d. Landesb." -Äolgendes zu melden: Der Direktor
bes Verwaltungshosts>, Geh. Rat Engethorn, solt einem
mit aller Bestimmtheht anstretenden Gerücht zufolge, ans
1. Oktober d. I. in den Ruhestand treten und Landes-
komMissar FehrenbMh in Freiburg zu seinem Nachfolger
ausersehen sein. Landeskommissar in Freiburg soll Geh.
Oberregierungsrat Glockner im Ministerium des Jn-
nenn werdeu, uiid sür die Stelle des Landeskommissars
in Konstanz —-w. Bodman wird, wie veriautet, General-
diröktor der Ltmitseisenbahnen werden — sollte Geh.
Llberregierungsrat Krems im gleichen Mnisterium in
Aussicht geuomisen gewesen sein. Der Erstere hat jedoch,
Win Verbleiben im iNinisterium und seine Anwartschaft
«iis den Karlsruher Landeskommissarsposten der Ver-
setznng Vorgezvgen, so daß jetzt Herr Krems als Nach-
-solger sür Freiburg nnd Ministerialrat Straub oder
Ämtsvorstand Fehrenbach dahier als Landeskommissar
für Konstanz genannt wcrden. Ministerialrat Wein-
gärtner soll uls 1. Direktor der „Allg. Versorgungsan-
stalt" an StÄe des aus I. Ianuar in Pension tretenden
Geh. Hofrat'Clauß in Ansstcht genommen sein.

Wadischer Landtag.

NO. Karlsruhe, 8. Juli. (126. Sitzung der
Zweiten Kammer.) Präsident Gönner eröffnet die
Sitzung um 9 Uhr.

Die Beratung über die Petitionen der Eisenbahn-
bediensteten wird fortgesctzt.

Gcneraldtrektor Eisenlohr kommt auf die Ausführmigen
deS Abg. Fröhauf zurück und betont, daß der Antrag, 20 Ober-
schaffner in die Bezüge der Zugmetster einrücken zu lassen, zur
Zeit keine Aussicht auf Erfolg habe.

Abg. Bll n z (nat.-lib.) tritt warm für die Wünsche der Pe-
tentrn cin.

Abg. Geck (Soz.) bedanert, daß die Eisenbahnverwaltung die
Kolportage des „Arbsiterfreund" in den Betriebswerkstättkn be-
günstigt und so die reaktionären Bestrebungen dieses Blattcs
nnterstützt. Redner wendet sich sodann gegen die Ausführungen
des Abgeordv. Hergt, der gestern nickt als Regierungskommissär
(Wacker: Das könnten sie endlich laffen!). sondern als Beamter
gesprochen babc. Weiter bringt er Klagsn vor über den Bahn-
meister in Seckach. Dte Generaldirektion sollte endlich der Pascha-
wirtschaft in den Werkstätten etn Ende machen.

Rach weiteren Ausführungen des Generaldirektors Eisen-
lohr und des Abg. Hergt, der in dem Betnamen „Regie-
rnngskommlffär'" eine starke persönliche Beleidigung erblickt, die
er ffch ein für allcmal verbitte, sowie der Abgg. Geck. Wacker
und Eichborn wird die Diskussion geschloffen. Jn seinem
Schlußwort empfiehlt BerichterstatterWilckens noch einmal die
Kommissionsanträge zur Annahme.

Die A-nLräge Geis, Eichhorn und Frühauf werden mit allen
gegen 12 Stimmen (Soz., Dem. und Frcis.) abgelehnt und die
Kommissionsanträge einstimmig angenommen.

Abg. Blnz (nat.-lib) berichtct über die Petition der Rat-
schreiber Badens betr. die Bezüge der Grundbuchhilfsbeamten.
Die Kommisswn beantragt empfehlende Ueberweisung zur Kennt-
nisnahme.

Abg. Obkircher (nat.-lib.), Muser (Dem.), Gießler
(Zentr.), Eichhorn (Soz.) befürworten den Kommissionsantrag.

Mimsterialpräsident Frcih. v. Dusch begrüßt es mit Freuden,
daß das Haus eine Fixierung dcr Bezügc nicht wünscht. Dies
wäre iu erster Linie Sache der Gemeinden. Das Ministerium
dcs Jnnern habe bereits eine Enqnete veranlaßt, nm festzustellen,
ob das von den Gemeinden ausgcsetztc Fixnm in Anbetracht der
Leistnngen der Ratschreiber anch wtrklich als genügend bctrachtet
werden kann. Hinstchtlich der Erhöhung der Gebühren werde sich,
wie cr hoffe, ein Einvernehmcn mit dem Finanzministerium er-

Keidelberger Wtauderei.

(Von einem Säuglwg.)

? ? H e i d elb e r g, 9. ^uli.

Ich chqbe w.ich langc gesträubt, wieder in dieser W'elt zu
erscheinen, derw aus ineinem frühcren Dasein wuszte ich,
datz diese Welt.»icht nur dic beste, soudern auch die schlechteste
aller möglichen ist .Jhr, die Jhr mit vollem Erdcnbcwußt-
sein durch dieses Dasein geht, witzt nicht mehr, wo und wie
Ihr Euch (rüher bsfandet, aber ich, in dessen Gehirn 'mensch-
lichc Vorstellungen erst zu keimcn bcgwncn, ich stehe noch in
innerem Zusmnmenhangc mit meincr früheren Existenz, wenn
auch dje Kiarheit dcr Erinnerung sich zu trübcn beginnt; es
ist, als ob em dunkler Schleier sich aus das Gewesene senkt
Und mit Mühe riur und -iwdeutlich kann ich, im Gciste rückwärt^
schauend, mewe frühere Existenz mir zurückrufen, während
ein neries, das irdische Licht heller und heller in mir aufleuch-
tet. Bald wird das wache Dagesbewußtsein dcn lctztcn Schim-
irrcr der Vergangrnheit überstrahlen rmd nur in bcsonderen
svcltentrückten Augenblickcn nnd in Träumen wird dicse später
in niein neues Dasein lcise hjneinklingen.

Jch hatte mir fest vorgcnommcn, in der Wähl rnciner
Eltern sehr vorsichtig zu sein. Aber wie es auch im menschlichen
Leben geht: hat man eine Dummheil gemacht, so ist man sicher,
be bei der nächsten Gelegenheit allcn guten Vorsätzen zum
Arotz zu wiedcrholen. Es ist, als ob ein unserer innersten
Ratur entstammendes Muß uns zwingt. So spekulicrte ich
6uf gcsunde, krästige, wohlhabönde Eltern, als man mich aber
besah, da war ich ein elcndes, schwaches Erdenwürmchen mit
deutlichen Anzeichen von Skrophulose und lag in dürftigo
Lappen gehüllt, auf hartem Lager in dimstigcr Stube. Jch
i"uß gestehen, daß ich von stärker Reuc über mein unbesonne-
ues Verhalten crfaßt wurde und in Mißmut und Vcrzweiflimg
Ustin bißchcn Lebenskraft sinken lictz, so daß ich schon deutlich
kvürte. wic der schwache Daseinssaden im Begrifs war, zu rei-
tzen. Da fühlte ich mich empor gchoben und an die frische

warmc Sommerluft gctragen. Das gab mir Mut und ich
beschloß, auszuharren und nach Lträften mich in dieses Dasein
hmeinzufinden.

Man führte mich einen wciten Weg aus dcr Altstadt
nach Westen zu in ein Haus, üüer dessen Eingang mit grotzcn
Buchstaben „L u i s e n h e i l a n st a l t" steht, dort wurde ich
ausgewickclt, mehrere Herren bctrachteten mich wohlwollend
und mit Keimcrmiene und ich hörte, wie einer von ihnen,
welcher der oberste zu sein schien, zu den andercn sagte: „Bringt
ihn in die S ä u g l in gsan st a l t, mit ihm wollen wir die
Thäiigkeit der Anstalt beginncn." So hatte meine arinselige
Existenz einc uncrwartete Bedeutung gewonncn.

Man trug mich in ein anderes Haus über eine Trcppe m
-m großes helles Zimmer, man darf schon sagen in eincn
Saal, doch war memes Bleibens dort vorcrst nicht lange, denn
lch wurde sogleich in eincn Nebenraum gebracht, in dcm zwei
Badewannen standen. Jm Umsehen war mit Gasheizung cin
Bad für mich hergerichtct; ich wurde ordentlich abgcbadet und
dann trug man mich in das große Zimmer zurück. Dort steht
in der Mitte ein runder Tisch, an dern vicr Säuglinge zugleich
gcwickelt werden können. Alles, was dazu nötig ist, liegt bei
der Hand, außerdcm besand sich an eincm Fenster noch ein grotzer
Vorrat von Wäsche, zu dem das Matcrial von verschiedenen
Heidelberger Firmen geliefert worden war. ' Der Rähvcrein
und wohlwollende Einzelpersonen hatten daraus prächtige Kin-
derwäsche hergestellt und ich muß sagen, als ich nach dem Bad
in saubere Windeln gewickclt und in ein weiches Deckchcn cin-
geschlagcn wurde, da fmg ich an, mich ganz behaglich zu
fühlen. Man legte mich in ein eisernes Bettchen, das so hohe
Fütze hat, daß die Pflegerin sich, wenn sic mich hineinlegt odcr
hcrcmsnimmt, nicht bücken braucht und alle Hantierungcn
an mir beqnem vornehmen kann. Die Matratze ist weich aus
einer Grasart hergestellt, darauf liegt eine Gummidecke, da-
rübcr einc andcrc. Bedeckt wurde ich mit einer wollenen Decke,
die in weißcn Shirting eingeschlagen ist. Sö ruhe ich wie
ein Prinz. Wenn eimnal die andcren elf Bettchen besetzt sind.

zielen laffen. Jndcffcn erheische die beträchtliche Snmme, die iir
Frage stehe, die größte Vorsicht. Die Kanzleiunkosten werden
wohl künftig von den Gemeinden übernommen„ Wie sich die
Prüfung der Ratschreiber gestalten wird, darüber jwolle er sich
heute nicht Lutzern. Dcr Kommissionsantrag wird einstimmig
angenommen.

Schlnß dcr Sitznng: 1 Uhr. Nächste Sitzung: heute Nach-
mittag 4 Uhr. Tagesordnung: Anträge betr. die Errichtung cineL
Arbeitsamts und einer Arbeiterkammer sowie Petitionen.

8. 0. Karlsruhe, 8. Juli. (127. Sltzung der
Zweiten Kammer). Prästdent Gönner eröffnet die
Sitzung um Uhr.

Zur Beratung kommt zunächst die Petition dcr mittlereki
Städte um Revision des Füisorgegesetzes für Gemeindebeamte.

Berichterstatter Abg. Kirsner (nat.-Iib.) beantragt namens
der Petitionskommission empfehlende Ueberwcisnng. Der Antrag
wird ohne Debatte angcnommen.

Abg. Binz (nat.-lib.) berichtet sodann über die Gesetzes»
vorschläge der

Abg. Dreesbach und Gen. betr. die Errichtnng cines
Arbeitsamts und einer Arbeiterkammer. Die Kommission bean-
tragt. die Entwürfe obne Spezialberatung abzulehnen.

Abg. Eichhorn (Soz.) begründet eingehend die Entwürfe.

Abg. Hofmann (Dem.) bringt mit Unterstützung seiner
Fraktionsgenoffen folgende Resolution ein: DaS Haus wolle
die Regierung crsuchen, dem nächsten Landtag einen Gesetz-
entwurf vorzulegen, in welchcm die Grundgedanken der soz. Vor-
schläge verwertet sind.

Abg. Obkircher (nat.-lib) und Abg. Zehnter (Zentr.)
erklären, daß ihre Fraktionen für den Kommissionsantrag stimmen
werden.

Tie soz. Entwürfe werden rriit allen Stimrnen'gegen die der
Sozialdemokraten abgelehnt, desgleichen die Resolution Hof,
mann mit allen gegen 12 Stimmen. Alsdann wird der Kom-
misstonsantrag wit großer Mehrheit angenommen.

Abg. Zehnter (Zent.) berichtet hierauf über die Bitte
des Rechnungsrats Karl Kirchberger in Karlsruhe um authen-
tische Jnterpretation der W 5 und 28 des Beamtengefetzes. Die
Kommission beantragt Ueverweisung zur Kennnisiiahme. Der
Antrag wird nach längeren Ausführungen des Abg, Muser
(Dem.) und des Ministerialdircktors Heil angenommen.

Ueber die Veschwerde des Betricbsinspektors Emil Prall in
Lauda gegen Großh. Regierung wegen nnrichtiger AnSlegung des
Beamtengesetzes (Berichtcrstatter: Abg. Goldschmit) geht das
Haus zur Tagesordnung über.

Schluß der Sitzung: 8 Uhr. Morgen: Gesetzentwnrf bctr.
die Landwirtschaftskammer, Antrag Dreesbach u. Gen. betr. Ab-
änderung des Elementarunterrichtsgesetzes und Antrag Fendrich
u. Gen. betr. Aenderung des Z 86 der Gen.-Ordng. — Petitionen

Karlsruhe, 8. Juli. Die Erste Kammer hat
heute auch eine Sitzung gehalten. Bericht darüber folgt.
Erwähnt sei, daß die Petition von Heidelberg, Weinheim
u. a. O., die Erbauung einer direkten Hauptbahn von
Weinheim nach Heidelberg betr., nach kurzer Debatte dahin
erledigt wurde, daß dem Antrag der Kommission, im Falle
einer Aenderung der heutigen Verhältniffe unter allen Um-
ständen auf die Wünsche und Jntereffen der Stadt Heidel-
berg Rücksicht zu nehmen, zugestimmt wird. Das Haus
beschloß sodann, von elner Beratung der von der Zweiten
Kammer angenommenen Gesetzesvorschlägcn, das direkte
Landtagswahlrecht und die Abänderung derLandtagswahl-
ordnung betr., im Hinblick auf den unmittelbar bevor-
stchenden Schluß des Landtags abzusehen.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Scine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem K.
und K. Hauptmann der Rescrve Alois Veltzs in Wicn das

bann werde ich auch Umerhaltung mit meinesgleichen haben.
An Musik, die in Heidelberg so beliebt ist, werden wir es nicht
fehlen lassen, sondern öfters kleinere oder grötzere Konzerte
vcranstalten. j

Zwischen zwei Bettcn steht je ein Tisch, der die Gcrät-
schaften zu unsercr Abwartung trägt, und zwar hat jeder
isäugling seine eigene Garnitur. Dazu gehört auch ein ver-
schlicßbarer Eimcr, in dem unsere Windeln aufbewahrt iver-
den, bis der Doktor aus ihnen ersehen hat, ob wir uns wohlbe-
finden oder nicht. Nachher werden sie gewaschen.

Vergeffen hätte ich bcinahe, daß man mich gleich nach -dem
Bade gewogen hat und dah dies jedcn Tag mii mir geschieht.
Würde ich von einer Ammc genährt, so würde man mich nach
jcder Mahlzeit wiegen. Da bin ich eigentlich froh, daß iwch
keine der beiden fürs Erste in Aussicht genommenen Ammen
da ist, denn das Wicgcn macht mir keiucn Spaß, wcnn cs viel-
leicht auch ehrenvoll für mich und die Amme sein möchte. Jch
bin ganz zufriedcn mir mciucm Fläschchen. Alle Tagc wird
nns eine große Menge Kuhmilch geliefert und wir haben cinen
Apparat unten im Soutcrrain, in der Küche, in dem gleich
dreihundert Fläschchcn Milch auf ciumal abgekocht wcr-
den kömien, die kommen dann sofort in einen Kühler und wcr-
den von dort nach Bedarf nach oben geholt und in eincm
Apparat mit Gas erwärmt, so wie wir cs gcrn haben und es
uns bekommt. Die Schnnller werden immcr gleich in Soda
abgewaschcn und dann in Waffer bis zum nächsten Gcbrauch
aufbewahrt. Schadc, daß die guten Damen mit der Milch
immcr trcppaus laufen müsicn, aber wir sind noch zu arm, um
dcn Aufzug, den wir vorgeschen habcn, ausführen zu laffen.
Vielleicht findet sich in dcm an werkthätiger Liebe reichen Heidel-
berg jemand, dcr den Aufzug stiftet und den Damen so ihren
gcwitz nicht immcr angcnchmcn Dienst erleichtert.

Zn ciner Eckc des Zimmers steht ein Schrank mit dcn
nötigstcn Arzneimitteln, so datz wir hier gleich nach Bedarf
gesalbt, gcpinsclt und gepudcrt werden könncn. Für ganz
Junge und Vorwitzige, die sich zu früh in diese Welt gewagt
 
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