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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0155

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Mitwoch, 23. Joli M2. Vrstes Klatt. 44. J-hiM». — .4° M.

igs ausgerwmmen. Preis mit Familienblättern monatlich 5V Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expcdition und den Zweigstellcn abgeholt 40 Pfg. Durch dic Post be-

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschlietzlich Zustellgebühr.

für dle Ispaltige Petitzeile oder deren Raum^ Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
!eine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heideiberger Zeitung und dcn stüdt. Anschlagsiellen. Fernsprech-Anschlnß Nr. 82

Z»iyavler unv Kerr v. Landmann.

Ueüer die Beziehungen, die zwischen dem Kultus-
minisrer von Landmann und dem Zentrumsführer Dr.
Schädler üestauden, tiest man im „Fränk. Kur,": „Herr
Dr. Lchädler mar — es ist noch gar nicht so lange her —
Religionslehrer an einer Mittelschule in der Pfalz, er
konnte hosfen. auf normalem Wege einmal aus eine gute
Pfarre zu kommeu, Aber ex war chereüt vor dem Volke
und glauüte fich wohl zu etwas Höherem geboren. Das
Volk wählte ihn deshalü in den Reichstag unü in die
bayerische Aügeordnet.enkammer zur Vertretung seiner
Jnteressen. Da er das Glück hatte, nicht unter einer
Masse hervorragender Charaktere im parlamentarischen
Leben zu verschwinden, so wurde in Berlin Herr von
Landmann, der damals als BundesratSbevollmächtigter
Bayerns dort ein otium cum dignitate führte, auf den
Pfälzer Pfarrer aufmerksam, 2lus jener Zeit knüpfen
sich die ersten Verbindungen zwischen diesen Biännern, die
Herrn von Landmann so eng an die ultramontane Frak-
tion des bayerischen Landtages knüpfen sollten. Der
bayerische Kultusminister faii^d in dem Kultusreferenten
der üayerischen Abgeordnetenkammer eine gleichgesiunte
Seele. Tas erste Zeichen des innigen Verständnisses
zwischen Herrn von Landmann und Herrn Dr, Schädler
war, datz der Pfälzer Religionslehrer als Doinkapitular
auf den Bamberger Domberg einziehen konnte, zum
maßlosen Erstauuen des Domberges selbst, der Pfälzer
„Krischer" in das Kapitel, in dem vornehme Ruhe von
je als erste Bürgerpflicht galt. Was andere verdienst-
volle Geiftliche in einem mühe- und arbeitsvollen Leüen
nicht erreichen, fiel dem Kultusreferenten Dr. Schädler
mühelos in den Schoß. Herr von Landmann, der
Kultusminister, schlug ihn der Krone vor, und siehe, er
ward Domkapitular. Nach ein Paar Jahrm erledigte
sich die Stelle des Domdechanten, und was bei andereu,
noch so verdienten Männern vietlmcht zehn Jahre dau-
ert, der Kultusreferent der bayerischen Kammer über-
sprang das in zwei Jahren: von seinem Freunde von
Landmann vorgeschlagen, wurde er zum Dignitär des
Tomkapitels eruannt. Wir übeclassen es dem Leser, nach
der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu berechnen, wie lange
es bci dieser Karriere noch gedauert haben würde, bis der
Pfälzer Religionsprosessor auf einen bayerischeu Bischofs-
stuhl gelangt sein und die Jnful ihn geziert haben
würde. Tie Augsburger Vakanz kam zu früh, aber wir
haben ja noch sehr alte Herren auf den Bischofsstühlen.
Herr Tr. Schädler zeigte sich aber auch würdig eines
solchen Jn- die-Höhe-Kommens. Er hielt sich im Parla-
Ment zurück: seine Haltung atmete diplomatische Re-
serve; er war ganz Dignitär. Däs Kultusreferat machte
er im besteu Einvernehmen mit seinem Freunde, dem
Minister; man erzählt sich, daß er vor der letzten Land-
tagssession lange Zeit in Müuchen nüt dem Kultus-
Minister „konfericrt" habe, um alle Mißhelligkeiten von
vornherein zu verscheuchen. Draußen wußten die Geist-
lichen, bei denen er sonst wegen seiner auffälligen Karriere
Nnd namentlich auch wegen seiner Haltung in der Frage
der Aufbesserung der Geistlichen durchaus nicht beliebt
char, daß er in Personalien allmächtig war; wenn einer
rhm seine Repcrenz erwies und sein Wohlwollen sich er-
viarb, so konnte er mit Recht erwarten, daß er auch
kchiade vor den Augen des Kultusministers sinden werde. !
Mn hoher geistlicher Herr that einmal bewnnderiid, viel- >

! leicht auch etwas neidisch öen Ausspruch: „Es ist unglaub-
lich, was Schädler im Kultusministerium für eine mäch-
tige Hand hat." Die Persoualien waren in diesem Falle
Dr. Schädlers unbestrittene Tomäne. Man weiß, was
das bedeutet. Und so wusch eine Hand die andere, und
die Krone des gegenseitigen Vcrstehens war das Schul-
gesetz unseligen Angedenkens.

Deutsches Reich.

— Der K aiser hat den König Georg v o n
^achsen von seiner Lteüung als Generalinspekteur
der zweiten Armee-Jnspektion entbuu d e n.

— Das „Wehlauer Kreisb'latt" vergleicht die
a g r a r ische Bewegung mit der s o z i a l d e ni o-
kratifchen Agitationsweife und schreibt dazu: J n
n i ch t s u n t e r s ch e i d e t f i ch d a v o n d e r a g r a-
rische A g i t a to r, der unter der Parole „Schutz der
heimischen Landwirtschaft" Forderungen ausstellt und
verteidigt, welche auf die Vernichtung vou tzudustrie,
Handel und auch Handwerk hinauslaufen und schließlich
die Landwirtschaft selbst vernichten müssen, die keinen
kaufkräftigen Abnehmer fiir ihre Produkte haben würde.
Bei ruhiger, ehrlicher Neberlegung müsse jedermann ein-
sehen, daß die verbündeten Regierungen der rübenbauen-
den deutschen Landwirtschaft und der deutschen Zuckerin-
dustrie deu größten Tienst geleistet haben, als sie der
Brüsseler Koiiventioii zustiminten. Diesen unbestreit-
baren Thatsachen gegenüber zetern die agrarischen Agi-
tatoren über liebedienerische Preisgabe der deutschen
Landwirtschaft an England und tragen neue Aufregun-
gen in die ländliche Bevölkerung. Derselbe Agitator, dem
kein Getreide- und Viehzoll hoch genng sein kann, thut
sich mit den Sozialdemokraten zusammen, um die deutsche
Texkilindustrie mit ihren Hunderttausenden von Arbei-
tern der Vernichtung durch die Auslandskonkurrenz preis-
zugeben. Wovon sollen diese Arbeiter denn selbst den
Fünfmarkzoll oder auch nur den jetzigen Zoll bezahleu?
So können die Agitatoren sich den Luxus ihres Radika-
lismus weiter leisten und dann selbstbewußt auf ihre
mannhafte Haltung hinweisen, wenn sie iu den Volksver-
sammlungen oder im Zirkus Busch ihre Hetzreden hälten.
— Das „Wehlauer Kreisblatt" ist konservakiv und agra-
risch. Wenn es jetzt, zweifellos unter Billigung des
Landrats, eiiien solchen Artikel bringt, so ist das cin
Zeichen der Zeit, das der Buud nicht übersehen kann.

— Der Bundesrat hat eine Gebührenord-
n u u g für die Nntersuchung des in das Zollinkand ein-
gehenden Fleisches festgesetzt. Danach betragen dic Ge-
bühren bei frischem Fleisch für ein Stück Rin'dvieh
oder ein Renntier 2,50 Mk.,.für eiu Kalb 0,76 Mk., für
ein Schwein oder Wildschwein 0,76 Mk., für ein Schas
oder Ziege 0,60 Mk., für ein Pferd oder ein anderes
Tier des Einhufergeschlechts 3 Mk., bei zubereite-
t e m Fleisch von Därrnen für jedes Mlogramm 0,01 Mk.,
von Speck für jedes Kilogramm 0,02 Mk. und von son-
stigem zubereitetem Fleisch für jedes Kilogramm 0P25
Mark. Jedoch sind von Därinen niindestens 0,40 Mk.,
von sonstigem zubercitetem Fleisch mindestens 0,60 Mk.
für jede Sendung zu erheben. Die Gebiihren fllr die
kliitersuchung auf Trichinen betragen. für ein ganzes
Lchlvein oder Wildschwein 1 Mk., für eiu einzelnes
Stück Fleisch, ausgenommen Speck, 0,60 Mk., für ein

Kleine Zeitung.

— Wicsbadcn, 21. tzüli. Samstäg Abend ist hier
Ac Wilwe Friedrich v. Bodenstedts, Frau Edlitam
^odenstedt geb. Osterwald, im 79. Lebensjahr gestorben.
?Edsimni" ist. wie die Kcnner von Mrza Schafsys Muse
Msseu, das Anagram von Mathilde. Der Dichter hat
leiiie Edlitam in manchem schönen Gedicht besungen.

— Mainz, 17. tzuli. (E in Burenkrieg e r
jetzt I n f a n t e r i st.) Der von der Jnsel St.
Mlena entlasscne Burengefangene Henneg wollte hier-
Mbst über seine Erlebnisse einen Vortrag halten. Hierzu
^ätte derselbe der Polizei seine Papiere vorzulegen, wo-
LWs dieselbe ersah, daß Henneg seinerzeit sich seiner
A i I i t ä r P f l i ch t in Deutschland entzogen hatte.

wurde sofort als unficherer Heerespflichtiger in ein
^bfanterie-Regiment eingestellt.

— Dresdeu, 20. Juli. Aus Döbeln melden di-
r'Dresd. Nachr." : Jnfolge mehrerer im vergangenen Mai
vorgekommenen Duelle haben die beteiligten Offiziere,
'derseits die Leutnants v. d. Decken, v. Gutbier und Lösche,
Merseits Hauptmann Freiherr Lochner von Hüttenbach ihren
schied gcnommen. Ueber die Ursachen zu den Duellen



gcnommen.
strenges Geheimnis gewahrt.

Auch der Kommandeur

i ^ hiesigcn Jnfanterie-Regiments Nr. 139, Oberst Weigel,
»tAbschiedsgesuch eingereicht und bereits bewilligt

's"n
H°lten.

h. — Kiel, 21. Jnli. Der Kaiser hat Mr. Riggis Segel-
„Uncle Sam", die während der Kieler Woche bei
iMf. Wettsahrten der Sonderklasse zweimal den ersten
errang, übernommeii. „Uncle Sam" soll im näch-

sten Jahre außer Konknrrenz an dcn Regatten teilneh-
men.

— Wien, 20. Juli. Der „Allgem. Ztg." zufolge
wird der aus der Affäre der Prinzessin Louise von
Koburg, der Tochter der Königin von Betgien, betämite
Oberleutnaiit M a t t a s i ch - K e g l e v i ch deshalb in
der Strafanftalt in Bköllersdorf strenger bewächt, weil
er mit einem dort befchäftigten Kantinenniädcheii ein
intimes Verhältnis angeknüpft hatte uud dadurch mit
der Außenwelt korrespondieren koiinte.

— Bozcn. Der P f a r r t u r m von Bozeu scheint
das Schicksal des Campanile vou San Bcärco teilen zu
sollen. Die „Bozeuer Zeitung" berichtet hierüber: „Vor
ctwa vier Wochen ist auf Veraiilnssuiig der Bezirkshaupt-
mamischaft als Patronatsherrin eine Kommissiou zu-
sammeugetreten, um deu baulichen Zustand des Pfarr-
turms zu untersuchen. ?äch eingehender Befichtigung
des ganzen Turms kam sie zu dem Ergebnis, daß es vor
allem nubediiigt nötig sei, datz das Läuten eingestellt
wird, Wenn das uicht iu vollem Umfange möglich ist,
darf zum mindest.en nicht mehr mit den vier größeren
Gkocken geläutet werden, um die beträchtlichen Schwan-
kungen auf ein geringeres Maß ziirückzuführen. Die
schwankungen sind znr Zeit so stark, daß der Turm,
wenn nian durch das Gitterwerk blickt, vou eiuer Schlucht
des Mendelgebirges zur auderem zu schwaukeu scheiut.
Aber wenn auch das Läuten gänzlich eingestellt wird,
so ist doch unbedingt und iu allernächster Zeit eirie
gründliche Wiederherstellung des Tttrmes nötig, deren
Kosten freilich ziemlich bedeutend sein werden, weil die
Arbeiten in großem Maßstab vorgenommeii werden müs-
sen. Tas Unglück, das durch einen etwaigen Einstnrz

Stück Speck 0,35 Rck. Für die Hilfeleistung der Trichi-
uenschaiier bei der Fimienschau sind besoudere Gebühren
nicht zn erhebeii.

— Der Zentrnmsabgeordnetc Leto ch a hatte eine
Eingabe des Kättowitzer Magistrats nni Errichtung eines
Landgerichts besürwortet. Tas Kättowitzer Polenblatt
„Goriiostazak" kanzett ihn dafür also ab:

Es ist höchst sonLerbar, datz üer geehrtc Mgeordncte Lcto-
cha, cin Kind unscres Volkcs, dcm diescs Volk sein Mandat
anvcrtraut hat, so encrgisch die Wünsche dcs jtartoivitzer
Hakatismus unterstützt hat. Die Schlüssc, dic wir aus diesem
Verhalten des Zcntrumsmannes" Abgcordneten Letocha zie-
hen, sind folgende: 1. Der alte Letocha ist im Alter zusammen-
gcschrumpft und wcih nicht, was er thur, oder 2. er ist ein
Hatätist gcworden. Jn dem cincn wie in dem andcrcn Falle
hat er die Hofsnungen des Volkes irregcführr, und er möge
sich darum nicht erdreistcn, von nencm seine Hand nach der
Ehre eines Mandats auszustrccken. Für solche Vertreter dan-
kcn wir. Doch das ist rrichts Wnndcrliches. Letocha ist
Zentrumsmann, nnd dic Hcuchelei, Achselträgerei und Falsch-
heit sind cin nnvcrkcnnbarcs Zcichcn dcr oberschlesischen
Zentrumsmänncr.

Tie ZentrnmSPresse entrüstet sich über diese „Au-
pöbelung nnd Gemeinheit". Jndesseii: die Zentrnms-
presse hat doch den polnifchen Ilebermnt großgezogen, in-
dem sie grnndsätzlich durchweg den Polen recht nnd den
Deutfchen niirecht gab. Da ist es doch nicht erstüiinlich,
wenii die Polen ihren Tank in ihrer Weise abstatten.

Baden.

M'. P forzhei m, 23. Juli. Der Eiuladuiig des
juiiglibernleii Vereins zur P r o t e st v e r s a ui m -
l u u g gegen die Zulassung der M ä u u e r t l ö st e r
leisteteu etwa 700—800 Männer Folge. Herr Profes-
sor Böthlingk begründete in einstündigem, zündendem
Vortrage die bekannte Kärlsruher Resolution, welche
znm Schlnß mit allen gegen 6 Stinimeii aiigenommen
wuvde.

L6 K a r t s r ii h e, 21. tzuli. Die Großh,
E i s e n b a h n v e r w a l t u n g tegte dem Eisenbahnrat,
der auf den 26. d. M. einberufen ist, eine Tarrfmäßigimg
der L-tückgutfraten für laiidwirtschaftliche Erzeugiiisse
aller Art ziir gutächtlichen Aeußerung vor. Der „Bad.
Post" znfotge gab dazu ein Wunsch die Veranlasstmg,
welchen Freiherr von Göler in der Frühjahrssitzimg des
Eisenbahnrats geäußert hat. Aii Stelle ües Tariss füc
Beförderung gewisfer tandwirtschaftlicher Produkte im
Abonnemenk, von welchem mir änßerst selten Anwen-
dung gemacht wiirde, foll fotgende Bostimmuiig in den
Tarif für die Beförderimg vou Erpreßgut trete»: „Nach-
genmmte tandwirtschaftliche Erzeugiiisse, uämlich Butter,
Käse, Eier, lebendes und totes Geflügel, Houig, frischs
Geinüse aller Art, srische Beereu uud Obst allec Art
(mit Uusnahme von Südsrüchten), frischen Weintrauben
imd Feldbluinen werden mit Äen von der Berwaltimg
hiezn bezeichneten Zügen gegen Bezahlung der Fracht
nach den Sätzeu der allgemeinen Stückgutkasse als Ex-
Preßgut besördert, soferu das Gewicht des einzeluen
Frachtstückes uicht mehr als 26 Kilogramm wiegt."

RO Karlsruhe, 22. Juli. Der laiidständische
Ausfchuß war dieser Tage hier versamnielt unter dem
Voiyitze des Prinzen Karl. Tem Ausschuß gehören fol-
gcnde Herren an: von der Zweiten Kammer die Abgeord-
iieten Gönner, Gießler, Heimburger, Klein, Lauck un8
Wilckens. Wie die „Bad. Post" hört, foll der Bericht
über die Eiseubahiischiildeiitilgungs-Kajse ziemlich erust

dcs Pfarrturms würde hervorgerufeu iverdeu, wäre vicl
schlimmer, als der Einstiirz des Campanile iu Venedig.
Denn der Turm ist teitweise in die Kirche cingebaut und
würde beim Stnrz unfeblbar das Kircktzmdach, wahr-
scheintich anch das Gewölbe durchschlagen. Bercits aus
dem tzahre 1804 tiegt ein Plan zur Wiederherstellung
„des baufälligen Bozener Pfarrturms" vor, der aber
uoch immer nicht ausgeführt worden ist.

— Londou, 27. Juli. Der Anbau von Feigen
in GewächShäusern scheint sich in England zn eincm
lohnenden Geschäftszweig ausbilden zu wollen. So werden
jetzt bereits allwöchentlich 7 000 bis 8 000 Kisten der
köstlichen südlichen Frucht von Worthing, dem Hauptbezlrk
der englischen Feigenzucht auf dcn Londoner Markt gebracht,
wo sie hohe Preise erzielen und rege Nachsrage finden.

— Panamahüte aus Linolcnm sind die neueste Be-
thätigung des Z)ankee-Witzes. Seit dem spanisch-ameri-
tänischeii Kriege trägt in deu Vereinigten Staaten dis
gesamte dNäimerwelt, die es sich leisten tänn, Panama-
hüte. Da es aber nicht jedermauns Sache ist, 60 bis
100 Tollars uud darüber für einen Hut auszugeben,
fo sah man bald in Newyork hergestellte tzmitationen,
die aber auch noch 10 bis 15 Dollars tosteten. Das
brachte daiin einen erfinderischen Zjankee aus den Ge-
dankcii, Panamahüte aus Linoleilin anzufertigen und
sie so billig zn liefern, daß anch der Aermste sich mit cinem
„Panama" fchmückeii kann. tzn einiger Entfernnng ist
die Täilschung vollkommcn. AlS Besatz und Futtcr dient
weiße Seide. Entfernt man aber das Futter, so kommt
das Linoteum zum Vorfchein. llnd wenn der Käufer
mit einem sotchen Hute längere Zeit im feiigendcii Son-
 
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