Grotzh. Finanzamt Thiengen ivurde in gleicher Eigenschaft zum
Grotzherzogl. Finan.zamt Oberkirch versetzt. Buchhalrer Ludwig
Klaiber beim Grotzh. Finanzamt Sinsheim wurde in glei-
cher Eigenschaft zum Grotzh. Finanzamt Mannheim versetzt.
Ausland.
Oefterreich-Ungara.
Prag, 14. Juli. Borgestern erschien der Polizei-
direktor Hofrat Krekawajbeim deutschen Konsul Frhrn.
v. Seckendorff und unterrichtete ihn über den Ste ckbrief-
vorfall, wobet er betonte, daß dem Schuld tragenden
Beamten jede böse Absicht fern gelegen habe. Der
betreffende Beamte sei auf sechs Wochen seines Dienstes
enthoben.
England.
London, 11. Juli. Dem „Expreß" zufolge wird
der K önig morgen in einem als Ambulanzwagen ein-
gerichteten königlichen Omnibusse liegend im Schrilte
zur Viktoria-Station gefahren werden und dort werden
fechs Matrosen den auf einer Tragbahre liegenden Kö-
nig in den königlichen Salonwagen heben. Der Eisen-
bahnzug, welcher den König nach Portsmouth bringen
wirü, ist derjenige, welchen die Great Western Eisenbahn
1897 für die Königin Viktoria bauen ließ. Er ist darum
gewählt, weil der Salonwagen Flügelthüren hat, die
dazu dienten, nin den Rollstuhl der Königin hineinschie-
ben zu können. Gestern wurde die Ueberführung des
Königs auf die Viktoria-Station geProbt. Ein star-
ker Eisenbahnbeamter lag auf der Tragbahre, welche
sechs Matrosen nach Sir Frederick Treves Anweisung
anfaßten und hoben. Da die Thür des Salonwagens
die Matrosen nicht mit der Bahre durchlietz, gab Treves
die Anweisung, die Matrosen sollten unter die Bahre
kriechen, während sie die Thür passierten. Dies gelang
und der auf der Bahre liegende Beamte sagte, er habe
immer horizantal gelegen und keine Erschütterung ver-
fpürt. Die Probe auf der Viktoria-Station dauerte eine
Stunde. Darauf wurde im Buckingham-Palaste das Tra-
gen des Königs vom Schlafzimmer zum Wagen geprobt.
Am Nachmittag machte der königliche Zug eine Probe-
fahrt nach Portsmouth', um festzusthllen, ob er alle
Brücken und Stationen passieren kann. — Der „Cen-
tral News" zufolge wird der König ungefähr morgen
Mittag in Portsmouth ankommen. Ein besonderer
Bahnsteig in gleicher Höhe mit dem königlichen Salon-
wagen ist am Hafen gebaut worden und von diesem führt
rn leichter Neigung ein Gang zur königlichen Aacht hin-
ab. Niur die dienstthuenden Beamten werden bei der
Einschiffung zugegen sein. Die Schiffe werden Flag-
gengala anlegen, doch werden keine Salute gefeuert. Die
Iacht wird nach Cowes hinüberdampfen und hier wird
ste durch besondere Telegraphendrähte mit dem Postamte
von Cowes verbunden werden.
Svanien.
Corunna, 14. Juli. Eine Bande von Strand-
räubern bemächtigte sich eines Teils der Ladung des
gestrandeten deutschen Dampfers „Trier". Zoll-
wächter verfolgten die Räuber und verwundeten zwei. Der
deutsche Konsul hat wegen der Plünderung Beschwerde bei
der spanischen Bchörde erhoben.
Walioiratliöerate Wersammlmigen.
Radolfzcll, 14. Juli. Die von den liberalen Vereinen
Konstanz und Radolfzell auf gestcrn in die hiesige Turnhalle
einberufene Versammlung war von 600—600 Personen aus
allen Teilen des Seekreises besucht. Herr Reutz-Konstanz er-
offnete die Versammlung, woranf Reichstagsabgeordnetcr
Wassermann-Mannheim eine izhstündige Rede hielt. Er
führte u. a. ans: Die nationalliberale Partei trankc vor allem
an Unthätigkeit im Allgemeinen. Das habe man im Norden
eingesehen und beginne mit neuer Organisation. Das sei ihm
ein Wink, auch im Lande Baden die Hände nicht länger in den
Schotz zn legen. Nach zwei Richtungen habe sich bie national-
liberale Partei zu wehren. Die Sozialdemokraten in den
Städten und Jndnstriezentren, zusammengehalten durch Stan-
desinteressen. Anderseits das Zentrum, in dem die verschieden-
sten Stände und Gegensätze vertreten sind. Trotzdem sei die
nationalliberale Partei noch lange nicht verloren, denn noch
sei nicht alles erreicht, was diese Partei gcwollt. Die Partei
fei nötig im Kampf gegen die Sozialdemokratie, wekche die
indivrduelle Freiheit des Einzelnen aufheben möchte. Auch
sei sie nötig im Kampfe gegen das Zentrum. Wcnn die Partei
auch einsichtig genug sei, angesichts der drohenden Sozialde-
mokratie keine religiöfen Kämpfe heraufzubeschwören, so sci
sie doch nichts willens, alle Wünschc des Zentrums gntznheißen.
Auch aus der Geschichte anderer Länder sollen wir lernen.
In Bclgien seien nnr zwei mächtige Parteien übrig. Die
Liberalen seien im Kampfe aufgerieben worden. Dort sei
es beinahe zu revolutionären Auftritten gekommen. Das
wolle man in Baden verhüten. Eine grotze Frage der Zn-
kunft, die des Wahlrechts, wolle er nur kurz bcrühren. Wir
berlangen direkte Wahlen ohne Kautelen. Auch in Baden wird
uns der Kampf um die Schule nicht erspart bleiben. Da wollen
wir liberale Männcr einig zusammenstehen. Bahern zeige, was
kommcn könne. Wie die Entwicklung der Sozialdemokratie
gehen wird, wer kann das sagen? Einerseits ist es das Klas-
seninteresse, das zusammenhält. Andererseits lätzt diese Partei
eine alte Forderung von Marx, Lassale nsw. nach dcr andern
fallen. Jn der Partei zeigen sich immer mehr Gegensätzc,
Schippel, Bernstein und viele andere beweisen dies. Früher
habe man es mit Ansnahmegesetzen probiert. Die Regierung
stehe auf dem Standpunkt, datz man mit der Politik der Nadel-
stichc nur den Zusammenhalt dicser Partei fördere. Mit der
Sozialreform dürfe man nicht stehen bleiben. Habe das Aus-
land unsere' Sozialgesetze sich zum Beispiel genommen, fo
müssen wir mit Reform der Gesehe fortfahren. Die Zufrieden-
heit in den Krcisen der Sozialdemokratie fei nicht erreicht wor-
den, aber das dürfe uns nicht zurückschrecken. Für den Land-
stat, ist beinalw selbsiverständlich. Nm fiel der ehemalige
Mgeordnete Groussier, der in der verflossenen Kammer
den schönsten Bart hatte, zum Opfer. Sehr merkwürdig
ist eine Federzeichnung des Dichters und Abgeordneten
Clovis Hugues. Einige halten das Bild für einen ame-
rikanischen llrwald, während andere aus sicherer Quelle,
das heißt von Hugues selbst, erfahren haben wollen, daß
es das wild beharrte Haupt des großen Camille Pel-
letan darstelle.
— Moutrcatiui, 14. Juli. Sevator Avtonio Mordini,
ehemals Prodiktator unter Garibaldi, ist heute früh
gestorben.
mann sorgen die Zollgesehe. Für die Jnvaliden des Krieges
und Les Frisdens sei gesorgt worden. Jn das Gebiet der
Sozialreform gehöre auch die sogenannte Mittelstandspolitik.
Gesetze gegen unlanteren Wettbewerb, Handwerkergesetze und
-Organisationen seien glücklich geschaffen worden und verspre-
chen Gutes zu wirken. Bezüglich des Zolltarifs sei üie Partei
vestrebt, anf der Grnndlage der Regierungsvorlage eine Ver-
ständignng zu suchen, auf der üie Möglichkeit gegeben wird,
den Anforderungen der Landwirtschaft und der Jndustrie in
gleicher Weise gerecht zn werden. Ebenfalls sei das Zustande-
kommen der Handelsverträge sehr zu wünschen. Jn Baden
fordere die Partei das direkte Wahlrecht ohne jede Kautelen.
Die Ausführnngen des Redners wurden mit grotzem Beifall
aufgenommen.
Nack Bassermann sprach Landtagsabgeordneter Dr. Binz,
der in die Verhandlungen der badischen Kammer näher ein-
ging. Jn der Klosterfrage sei die Partei gegen Einsührnng
der Männerklöster und werdc dicsen Standpunkt energisch ver-
treten. Auch Landtagsabgeordneter K i ft-Konstanz richtete
eine Ansprache an die Versammlung. Es waren autzerdem
noch Reichstagsabgeordneter Faller-Bonndorf und die Land-
tagsabgeordneten Hauser und Kirsner anwesend. Die Ver-
sammlung brachte ihr Einverständnis mit den Ausführnngen
der Rcdner durch wiederholten stürmischen Beifall zum
Ansdruck.
Aglasterlmuscn, 13. Juli. Fn der Bahnhofrestauration
hierselbst tagte hente Nachmittag eine recht gut besuchte V e r-
s a m m l u n g, die von der nationalliberalen Partei
einberufen wordcn war, mit dem Zweck, dem Landtagsabgeord-
neten für den Kreis Mosbach, Herrn Landgerichsrat Ob-
kircher, in der landwirtschaftlichen Bevölkernng Gelegenheit
zu einem Referat über die abgelaufene Landtagssession zn
geben. Herr Obkircher bcrührte in seiner Rcde alle politischen
nnd wirtschaftlichen Angelegenheiten, die den lehten Landtag
beschäftigt habcn. Die Ordensfrage behandelte er in sehr
eingehender, packender Weise nnd unter stürmischem Beifall
der Versammelten. Nachdrm noch die Wahlrechtsfrage ge-
streift, gab der Herr Referent eincn Ausblick anf die politische
Lage, in dem er namentlich die Stellung der neuen Regierung
und das Verhältnis der Parteien zur Regierung näher be-
lcuchtete. Seine Schlußgedanken fprach üer Redner dahin
aus: Das nene Jahrhundcrt muß gehören cincm nicht über-
stürzten, maßvollen Fortschritt auf allen Gebieten unseres in-
neren nnd änßeren Lebens, mutz gehören einem sittlich gefestig-
ten, einem politisch freien, frei denkenden nnd frei fühlenden
wirtschaftlich gekräftigten, sozial vorurteilslosen und dadurch
glücklichen Volke. An -den eingehenden lichtvollen Vortrag,
der mit dem lebhaftesten Beisall aufgenommen wurde, schlotz
sich nocki eine interessante Debatte an.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 18. Juli.
X Se. Grosth. Hoheit Prinz Karl von Baden nebst Ge-
mahlin sind g-estern hier eingctroffen und im Grand Hotel
abgestiegen, nm ihren daselbst während des Sommersemesters
wohnenden Sohn zu besuchen.
X Ans dem Vezirksrat. Die Tagesordnnng der am 12. ds.
abgehaltenen Bezirksratssitzung wnrde wie folgt erledigt:
Die Verhandlung der Klage des Slrmenverbandes Heidelberg, ver-
treten durch Nechtsanwalt Leonhard, gegen den Landarmenver-
band dasclbst, Forderung betr-, wurde vertagt. Das Gesuch des
Friedrich Emil Lelst nm Erlaubnis zum Betrieb der Realgastwirt-
schaft zum goldenen Hirsch in Neckargemünd nnd das des Karl
Welde um Erlaubnis znm Betrieb der Gastwirtschaft zum Storchen
m Neckargemünd wurde genehmigt. Abgewiesen wurde das Ge-
such des Friedrich Sauter um Erlaubnis znm Betrieb einer
Schankwirtschaft ohne Branntweinausschank in Rohrbach und das
des Georg Kaltschmidt, Stefan Sohn, nm Erlanbnis zum Betrieb
einer Schankwirtschaft ohne Branntweinausschank in Rohrbach.
Das Gesuch des Christof Miiller um Erlaubnis zum Betrieb
einer Gastwirtschaft in dem Hause Nr. 113 o in Bammentbal wnrde
genehmigt. Das Gesuch des Ludwig Hönig VII- um Erlanbnis
zum Betrieb einer Schankwirtschaft ohne Branntweinausschank
in Sandhausen wnrde zurückgezogen. Genehmigt wnrde das Ge-
such des Karl Brecht nm Erlaubnis zum Betrieb der Realgast-
wirtschaft zur Krone in Maner nnd das des Johann Lay nm Er-
laubnis zum Betrieb der Realgastwirtschaft znm schwarzen Bären
in Heidelberg. Das Gesuch des Franz Fränznick um Erlaubnis
zum Betrieb einer Schankwirlschaft mit Branntweinausschank im
Hause Eppelheimerstraße Nr 11 in Heidelberg wnrde abgewiesen.
Die Verbandlung in Sachen des Geschäftsbetriebs des Rechts-
agenten I. Holtzmann in Heidelberg wurde vertagt. Der Be-
bammgsplan der Gemeinde Handschuhsheim wnrde genehmigt,
ebenso die Znrückschiebung der Bauflucht auf der Ostseite der
Kleinschmidtstraße tn Heidelberg. Genehmigt wurde ferner das
Baugesuch des Johann Reinhard in Ziegelhansen und die
Statntenänderung der Betriebskrankenkasse derHeidelbcrgerSchuh-
fabrik dahier.
X Der Akademische Sport-Club Heidelberg feierte am 11.
und 12. Juli sein erstes Stiftnngsfest durch Veranstaltnng eines
Lawn Tennis-Turniers und athletischer Spiele. Der Klnü
wurde gegründet mit der Tendenz, dem Freiluftsport in dsn
akademischen Kreisen mehr Eingang und Verbrcitung zu ver-
schaffen. Der junge Klub verfügt bereits heute, nach einem
Jahre, über eine autzerordentlich hohe Mitgliederzahl. Seinem
Ziel glaubt der A. S. C. am besten dadurch näher kommen
zu können, daß er seine sportlichen Vercmstaltungen öffentlich
abhält. Wenn der A. S. C. bislang noch nicht an die Oeffent-
lichkeit trat, so hatte das seinen Grund darin, datz der A. S. C.
nicht über einen eigenen Sportplatz verfügte, sondern auf die
Gasffreundschaft der beiden englischen Schulen hier angewiesen
tvar, die ihm auch in liebenswürdigster Weise gewährt wurde.
Nachdem nun aber der A. S. C. durch die Grotzherzigkeit eines
Gömiers über cinen eigenen Platz verfügt, nahm der A. S. C.
die Einweihnng des Platzes anlätzlich des Stiftnngsfestes als
willkommene Gelegenheit wahr, durch ein grötzeres Sportsfest
weitere Kreise sür seine Bestrebungen zu interessieren. Die
Sonderwagcn, die von der Direktion der Elektrischen Stratzen-
bahn in zuvorkommendster Weise zur Verfügung gestellt wa-
ren, brachten denn anch am Nachmittag des 12. Juli eine sehr
zahlreiche Zuschaucrmenge nach dem Sportplatze, der festlich
geschmückt, der Landschaft ein ungewohntes farbenreiches Ge-
präge gab.
Für Erfrischmig war von der Konditorei Rösler, die in
eineni grötzeren Zelt ihr Buffet errichtet hatte, in bekannt
vortrefflicher Weise gesorgt.
Um 4 llhr begannen die Spiele, in denen sich die Mit-
glieder des A. S. C. Heidelberg mit den Schülern von Heidel-
berg und Neuenheim College matzen. Der Berliner A. S. C.,
der vier Mami gemeldet hatte, telegraphierte leider in letzter
Stunde noch ab.
Jm Laufe uber hundert Meter stellten sich sieben Mann dem
Starter. Von den drei Vorläufen kamen jeweils die ersten in
die Entscheidung. Erster wurde im Entscheidungslauf Herr
Dr. jur. Schricker A. S. C., in der gutcn Zeit von 11 drei
Fünftel Sekunden (deutscher Rekord 11 Sek., Meisterschaft
Berlin für 1902: 11 4 Fünftel Sek.), in Anbetracht der für
diesen Lanf etwas ungünstigen Bodenverhältnisse eine gcmz her-
vorragende Leistung. Zweiter wnrde Herr stud. med. von
Schröders, A. S. C., dritter Herr stnd. ing. Schneck A. S. C.
Den Hochsprung gewann Herr Scholte H. C. mit 1,66 Meter
in sehr elegantem Stil gegen Herrn Fallorfield I H. C. mit
1,63 Meter. Jm Disknswerfen wnrde Herr stud. chem.
Beer A. S. C. (26,85 Meter) erfter gegen Herrn Dr. Schricker
A. S. C. Tie nächste Programrrmummer: Lanf über 809
Meter, war offen nur für Schüler oon H. C. und N. C. N. C.
belegte beide ersren Plätze für sich mir Fallorfield I (2 Min.
11 ein Fünftel Sek.) und Cyce. Die Zeit ist sehr gnt. Den
ersten Preis im Weitsprnng sicherte sich Dr. Schricker A. S. C.
mit 6,10 Meter gegen Fallorfield I. N. C. (5,15 Meter).
Ebenso siegte Dr. Schricker A. S. C. im Hürdenrennen über
110 Meter lcicht rnir 18 Sekunden gegen Herrn Scholte H. C.
II mid Herren stud. jur. F. Ullrich A. S. C. III.
Den ersten Preis im Kugelstotzen holtc sich stud. phil.
Fischer A. S. C. mit 9 Metcr 70 Cent. gegen Dr. Schrtcker
A. S. C. (9 Meter 35 Cent.) und Fallorfield I N. C.
(8 Meter 70 Cent.)
Die beste Leistung im Crtcketballwerfen erzielte Doktor
Schricker A. S. C. autzer 5ionkurrenz mit 86 Meter 60 Cent.
Erster wnrde cand. med. Beer A. S. C. mit 79,50, zweiter
Fallorfield I N. C. (73 Meter), dritter Muirhead H. C. (70).
Das Dreibeinlaufen tzewannen in schönem Stil von
Schröders-Uhl A. S. C. (16 Sek.) gegcn Cory-Eichholz
A. S. C.
Jm Futzball-Weitstotz (Association-Ball) siegte Doktor
Schricker A. S. C. mit 50 Meter 18 Cent. gegen Eichholz
A. S. C. 42 Meter 15 Cent.
Das „Ereignis" bildete der Vereins-Stafettenlaus über
400 Meter. Wäre der Wetrlauf auch nngleich interesscmter
gewesen, wenn die Berliner vorzügliche Stafettemncmnschaft crm
Start erschienen wäre, so bot doch der Kampf der N. C. Atann-
schaft gcgen die des A. S. C. des Spannenden genug. Der
A. S. C., der die Autzenseite gezogen hatte, mutzte mit zwei
Ersatzleuten antreten und lange Zeit schien es derm auch, als
ob der Stafetten-Pokal an N. C. kommen sollte, bis die vor-
letzte Stafette Herr stud. rned. v. Schröders in grotzartigem
Endspurt das verlorene Terrain nahezu gcmz aufholte. Die
Entscheidnng brachte dann der Matador des ?l. S. C., Doktor
Schricker, der nach scharfem Kampf mit dcm wacker laufenden
Fallorficld II die schwarz-gelbe Flagge sicher vor N. C. durch
das Ziel trug.
Den Schluß der Spiele bildete ein Trostlauf über 200
Meter für 'die, welche keinen erstcn Preis gewonnen hatten.
Den ersten Preis sichcrte sich hier H. Sämeck, cand. ing. A. S. C.
vor stud. phil. O. Nirrnheim.
Musiktusch nnd lauter Beifall begrützte jewcils die Sieger.
Rach Been-dignng der Spiele vertcilre Frau Direktor Girdle-
stone liebenswürdigst die wohlverdienten Preise unter die Sie-
ger. Ein krästiges Hip, Hiv, Hurrah l anf das Gedeihen des
Sports untcr dcr akademischen Jugend Heidelbcrgs nnd ein
weiteres auf Frau Direktor Girdlestone beschlotz die ohne Mitz-
ton verlanfene schöne Feier.
Das Tennis-Turnier des A. S. C., das am Freitag früh
seinen Anfang nahm, konnte wegen der zahlreichen Meldun-
gen noch nicht zu Ende gcspielt werden; die Entscheidung wird
hier im Laufe der Woche fallen.
X Unscre Schüben schneiden in Neustadt gut ab, so hat
gestern sich der Oberschützenmeister Herr Roesler einen
Becher auf Standscheibe heransgeschossen. Bei dieser Gelegen-
heit tragen wir nach, datz Hcrr Roesler beim Festessen crm
Sonntag auch das Wort ergriffen hat. Er kennt ans Er-
fahrnng, welche autzerovdentliche ?lrbcit die Vorbereitnng eines
solchen Schühenfestes macht. Dieses hob er in sciner Anspracbe
hervor rmd brachte dann ein Hoch anf die Feststadt Neu-
stadt aus.
X Gewerbebank. Die von der Filiale der Rheinischen
Creditbank lange Jahre innegehabten Lokalitäten, Hanpt-
stratze Nr. 97, werden ab 1. Oktober diescs Jahres von der
Gewerbebank Heidelberg E. G. m. u. H., bezogen werden.
-j- Jm Rodensteiner tritt heutc und morgen die Tiroler
Jodler-Familie Bader auf. Hcrr Bader ist vor hohen und
höchsten Herrschafkcn, in Militärkasinos rmd ähnlichen Anstal-
ten, sowie in öffentlichen Lokalen mit seiner Gesellschaft auf-
gctreten und hat überall, wie Zengnisse und Pretzberichte fest-
stellen, den schönsten Erfolg gchabt. Der Besnch semer Vor-
stellungen hier sei dern Publikum bestens empfohlen.
** Kindsmord. Heute morgen wurde cin Dienstmädchen
verhaftet, welches ihr Anfang Mai heimlich geborenes Kind
nms Leben gebracht hat. Die kleine Leiche wurde in dem
Schlietzkorb des Mädchens gefunden und in das .Krcmkenhaus
vcrbracht. Da das Mädchen im Verdacht des Diebstahls stand,
wurde ihre Karnmer einer Nntersuchrmg unterzogen und so
kam das Verbrechen zu Tage.
X Polizeibericht. Verhaftet wurde eine Kellnerin wegen
Umherziehens. Wegen Nnfugs kamen sieben Personen zur
Anzeige.
Mannheim, 14. Juli. (S ch w n r g e r i ch t.) Der 21
Jahre alte Taglöhner Leonhard Heidenreich von Wald-
hof wurde heute vom Schwnrgericht wegen Körperverletznng
mit nachfolgcndem Tode, unter Zubilligung milderno^r Um-
slände, zu einer Gesängnisstrafe von 3 Jahren 6
vernrteilt. Heidenreich hatte vor 14 Tagen Len 32 Jahre alten
verheirateten Heizer Wilhelm Sauer vor dem Hause Zellswff-
fabrik 75 im Streite durch einen Stich mit einem Stilett
tötlich verletzt.
-r- Waldmichelbach, 14. Juli. (Vom Odenwald-
Klub.) Als Ergänzung unseres gestrigen Berichtes über den
Verlauf des Gesamtausfluges des Odenwald-Klubs können
wir hente weiter erwähnen, datz zwölf Sektionen vertreten
waren. Das Hauptkontrngent stellte Darmstadt mit 100 Damen
und Herren. Als aus dem Festplatz oben nach und nach, so
gut es eben ging, ziemlich alles Platz gefunden hatte, begrützte
Herr Amtsrichter Wünzer dahier die aus Nah und Fern Er-
schienenen in der ihm eigenen bilherreichen Sprache, lobte die
Leitung des Hauptvereins und brachte zum Schlutz ein „Frisch
auf!" aus auf das weitere Blühen des Gesamwereins. Als-
bald ergriff der Präsident des Hauptvereins, Herr Ministerial-
rat Braun aus Darmstadt das Wort und schilderte in rnarki-
gen Zügen die Bestrebungen des Odenwald-Klubs, herbor-
hebend, datz die Hauptaufgabe desselben sei, den Odenwald im-
mer mehr zu erschlietzen und ihn immer mehr für weitere Kreise
anziehend zu machen. Datz dies thatsächlich auch dem Oden-
Wald-Klub gelungen, das weitz niemand besser, als wir Oden-
wälder selbst; denn wenn wir den Odenwald von heute rnit
dem vor 30 Jahren vergleichen, so finden wir, datz sich die
Verhältnisse in vieler Hinsicht ganz bedeutend gcbessert haben-
So verliefen die wenigen Stunden nur allzu rasch; denn urn
7 Uhr mutzte an den Abmarsch gedacht wevden. Ünd so ent-
führten uns die Abendzüge wieder die vielen Freunde und Bc-
kannten und ohn-e Zweifel auch viel neue Gönner.
-r- Unteröwisheim, 14. Juli. (Abermals ein
Brand.) Nur zu bald sollte wahr werden, was man seit
dem letzten Brand am vergangenen Mittwoch immer urü>
immer wieder hören mutzte: Es brennt bald wiederl Denu
diesen Morgen 5 Uhr brach in unmittelbarer Nähe des Brarfl^
platzes abermals Feuer aus, dem die Wohnhäuser des Feld-
hüters Fehl und -des Metzgers Christian Bornhäuser zch?
Opfer fielen. Herr Oberamtmann Bauer von Bruchsal lietz
Gottlieb Michael Oberst als der Brandstiftung verdächtig aui
der Stelle verhaften.
8 dl. Karlsruhe, 14. Juli. Auf die Nachricht von deru
Brcmdunglück in Biesingen hin hat sich die Grvtz-
herzogin sofort mit dem Borstcmd des Donaueschin^r
Frauenvereins in Verbindung gesetzt und telegraphisch angeouo-
net, datz eine grötzere Partie Hemden und Bettücher
schäftigrmgsverein Karlsruhe zu entnehmen und dem dorftan
des Frauenvereins Donaueschingen übersandt werden sollen«
Grotzherzogl. Finan.zamt Oberkirch versetzt. Buchhalrer Ludwig
Klaiber beim Grotzh. Finanzamt Sinsheim wurde in glei-
cher Eigenschaft zum Grotzh. Finanzamt Mannheim versetzt.
Ausland.
Oefterreich-Ungara.
Prag, 14. Juli. Borgestern erschien der Polizei-
direktor Hofrat Krekawajbeim deutschen Konsul Frhrn.
v. Seckendorff und unterrichtete ihn über den Ste ckbrief-
vorfall, wobet er betonte, daß dem Schuld tragenden
Beamten jede böse Absicht fern gelegen habe. Der
betreffende Beamte sei auf sechs Wochen seines Dienstes
enthoben.
England.
London, 11. Juli. Dem „Expreß" zufolge wird
der K önig morgen in einem als Ambulanzwagen ein-
gerichteten königlichen Omnibusse liegend im Schrilte
zur Viktoria-Station gefahren werden und dort werden
fechs Matrosen den auf einer Tragbahre liegenden Kö-
nig in den königlichen Salonwagen heben. Der Eisen-
bahnzug, welcher den König nach Portsmouth bringen
wirü, ist derjenige, welchen die Great Western Eisenbahn
1897 für die Königin Viktoria bauen ließ. Er ist darum
gewählt, weil der Salonwagen Flügelthüren hat, die
dazu dienten, nin den Rollstuhl der Königin hineinschie-
ben zu können. Gestern wurde die Ueberführung des
Königs auf die Viktoria-Station geProbt. Ein star-
ker Eisenbahnbeamter lag auf der Tragbahre, welche
sechs Matrosen nach Sir Frederick Treves Anweisung
anfaßten und hoben. Da die Thür des Salonwagens
die Matrosen nicht mit der Bahre durchlietz, gab Treves
die Anweisung, die Matrosen sollten unter die Bahre
kriechen, während sie die Thür passierten. Dies gelang
und der auf der Bahre liegende Beamte sagte, er habe
immer horizantal gelegen und keine Erschütterung ver-
fpürt. Die Probe auf der Viktoria-Station dauerte eine
Stunde. Darauf wurde im Buckingham-Palaste das Tra-
gen des Königs vom Schlafzimmer zum Wagen geprobt.
Am Nachmittag machte der königliche Zug eine Probe-
fahrt nach Portsmouth', um festzusthllen, ob er alle
Brücken und Stationen passieren kann. — Der „Cen-
tral News" zufolge wird der König ungefähr morgen
Mittag in Portsmouth ankommen. Ein besonderer
Bahnsteig in gleicher Höhe mit dem königlichen Salon-
wagen ist am Hafen gebaut worden und von diesem führt
rn leichter Neigung ein Gang zur königlichen Aacht hin-
ab. Niur die dienstthuenden Beamten werden bei der
Einschiffung zugegen sein. Die Schiffe werden Flag-
gengala anlegen, doch werden keine Salute gefeuert. Die
Iacht wird nach Cowes hinüberdampfen und hier wird
ste durch besondere Telegraphendrähte mit dem Postamte
von Cowes verbunden werden.
Svanien.
Corunna, 14. Juli. Eine Bande von Strand-
räubern bemächtigte sich eines Teils der Ladung des
gestrandeten deutschen Dampfers „Trier". Zoll-
wächter verfolgten die Räuber und verwundeten zwei. Der
deutsche Konsul hat wegen der Plünderung Beschwerde bei
der spanischen Bchörde erhoben.
Walioiratliöerate Wersammlmigen.
Radolfzcll, 14. Juli. Die von den liberalen Vereinen
Konstanz und Radolfzell auf gestcrn in die hiesige Turnhalle
einberufene Versammlung war von 600—600 Personen aus
allen Teilen des Seekreises besucht. Herr Reutz-Konstanz er-
offnete die Versammlung, woranf Reichstagsabgeordnetcr
Wassermann-Mannheim eine izhstündige Rede hielt. Er
führte u. a. ans: Die nationalliberale Partei trankc vor allem
an Unthätigkeit im Allgemeinen. Das habe man im Norden
eingesehen und beginne mit neuer Organisation. Das sei ihm
ein Wink, auch im Lande Baden die Hände nicht länger in den
Schotz zn legen. Nach zwei Richtungen habe sich bie national-
liberale Partei zu wehren. Die Sozialdemokraten in den
Städten und Jndnstriezentren, zusammengehalten durch Stan-
desinteressen. Anderseits das Zentrum, in dem die verschieden-
sten Stände und Gegensätze vertreten sind. Trotzdem sei die
nationalliberale Partei noch lange nicht verloren, denn noch
sei nicht alles erreicht, was diese Partei gcwollt. Die Partei
fei nötig im Kampf gegen die Sozialdemokratie, wekche die
indivrduelle Freiheit des Einzelnen aufheben möchte. Auch
sei sie nötig im Kampfe gegen das Zentrum. Wcnn die Partei
auch einsichtig genug sei, angesichts der drohenden Sozialde-
mokratie keine religiöfen Kämpfe heraufzubeschwören, so sci
sie doch nichts willens, alle Wünschc des Zentrums gntznheißen.
Auch aus der Geschichte anderer Länder sollen wir lernen.
In Bclgien seien nnr zwei mächtige Parteien übrig. Die
Liberalen seien im Kampfe aufgerieben worden. Dort sei
es beinahe zu revolutionären Auftritten gekommen. Das
wolle man in Baden verhüten. Eine grotze Frage der Zn-
kunft, die des Wahlrechts, wolle er nur kurz bcrühren. Wir
berlangen direkte Wahlen ohne Kautelen. Auch in Baden wird
uns der Kampf um die Schule nicht erspart bleiben. Da wollen
wir liberale Männcr einig zusammenstehen. Bahern zeige, was
kommcn könne. Wie die Entwicklung der Sozialdemokratie
gehen wird, wer kann das sagen? Einerseits ist es das Klas-
seninteresse, das zusammenhält. Andererseits lätzt diese Partei
eine alte Forderung von Marx, Lassale nsw. nach dcr andern
fallen. Jn der Partei zeigen sich immer mehr Gegensätzc,
Schippel, Bernstein und viele andere beweisen dies. Früher
habe man es mit Ansnahmegesetzen probiert. Die Regierung
stehe auf dem Standpunkt, datz man mit der Politik der Nadel-
stichc nur den Zusammenhalt dicser Partei fördere. Mit der
Sozialreform dürfe man nicht stehen bleiben. Habe das Aus-
land unsere' Sozialgesetze sich zum Beispiel genommen, fo
müssen wir mit Reform der Gesehe fortfahren. Die Zufrieden-
heit in den Krcisen der Sozialdemokratie fei nicht erreicht wor-
den, aber das dürfe uns nicht zurückschrecken. Für den Land-
stat, ist beinalw selbsiverständlich. Nm fiel der ehemalige
Mgeordnete Groussier, der in der verflossenen Kammer
den schönsten Bart hatte, zum Opfer. Sehr merkwürdig
ist eine Federzeichnung des Dichters und Abgeordneten
Clovis Hugues. Einige halten das Bild für einen ame-
rikanischen llrwald, während andere aus sicherer Quelle,
das heißt von Hugues selbst, erfahren haben wollen, daß
es das wild beharrte Haupt des großen Camille Pel-
letan darstelle.
— Moutrcatiui, 14. Juli. Sevator Avtonio Mordini,
ehemals Prodiktator unter Garibaldi, ist heute früh
gestorben.
mann sorgen die Zollgesehe. Für die Jnvaliden des Krieges
und Les Frisdens sei gesorgt worden. Jn das Gebiet der
Sozialreform gehöre auch die sogenannte Mittelstandspolitik.
Gesetze gegen unlanteren Wettbewerb, Handwerkergesetze und
-Organisationen seien glücklich geschaffen worden und verspre-
chen Gutes zu wirken. Bezüglich des Zolltarifs sei üie Partei
vestrebt, anf der Grnndlage der Regierungsvorlage eine Ver-
ständignng zu suchen, auf der üie Möglichkeit gegeben wird,
den Anforderungen der Landwirtschaft und der Jndustrie in
gleicher Weise gerecht zn werden. Ebenfalls sei das Zustande-
kommen der Handelsverträge sehr zu wünschen. Jn Baden
fordere die Partei das direkte Wahlrecht ohne jede Kautelen.
Die Ausführnngen des Redners wurden mit grotzem Beifall
aufgenommen.
Nack Bassermann sprach Landtagsabgeordneter Dr. Binz,
der in die Verhandlungen der badischen Kammer näher ein-
ging. Jn der Klosterfrage sei die Partei gegen Einsührnng
der Männerklöster und werdc dicsen Standpunkt energisch ver-
treten. Auch Landtagsabgeordneter K i ft-Konstanz richtete
eine Ansprache an die Versammlung. Es waren autzerdem
noch Reichstagsabgeordneter Faller-Bonndorf und die Land-
tagsabgeordneten Hauser und Kirsner anwesend. Die Ver-
sammlung brachte ihr Einverständnis mit den Ausführnngen
der Rcdner durch wiederholten stürmischen Beifall zum
Ansdruck.
Aglasterlmuscn, 13. Juli. Fn der Bahnhofrestauration
hierselbst tagte hente Nachmittag eine recht gut besuchte V e r-
s a m m l u n g, die von der nationalliberalen Partei
einberufen wordcn war, mit dem Zweck, dem Landtagsabgeord-
neten für den Kreis Mosbach, Herrn Landgerichsrat Ob-
kircher, in der landwirtschaftlichen Bevölkernng Gelegenheit
zu einem Referat über die abgelaufene Landtagssession zn
geben. Herr Obkircher bcrührte in seiner Rcde alle politischen
nnd wirtschaftlichen Angelegenheiten, die den lehten Landtag
beschäftigt habcn. Die Ordensfrage behandelte er in sehr
eingehender, packender Weise nnd unter stürmischem Beifall
der Versammelten. Nachdrm noch die Wahlrechtsfrage ge-
streift, gab der Herr Referent eincn Ausblick anf die politische
Lage, in dem er namentlich die Stellung der neuen Regierung
und das Verhältnis der Parteien zur Regierung näher be-
lcuchtete. Seine Schlußgedanken fprach üer Redner dahin
aus: Das nene Jahrhundcrt muß gehören cincm nicht über-
stürzten, maßvollen Fortschritt auf allen Gebieten unseres in-
neren nnd änßeren Lebens, mutz gehören einem sittlich gefestig-
ten, einem politisch freien, frei denkenden nnd frei fühlenden
wirtschaftlich gekräftigten, sozial vorurteilslosen und dadurch
glücklichen Volke. An -den eingehenden lichtvollen Vortrag,
der mit dem lebhaftesten Beisall aufgenommen wurde, schlotz
sich nocki eine interessante Debatte an.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 18. Juli.
X Se. Grosth. Hoheit Prinz Karl von Baden nebst Ge-
mahlin sind g-estern hier eingctroffen und im Grand Hotel
abgestiegen, nm ihren daselbst während des Sommersemesters
wohnenden Sohn zu besuchen.
X Ans dem Vezirksrat. Die Tagesordnnng der am 12. ds.
abgehaltenen Bezirksratssitzung wnrde wie folgt erledigt:
Die Verhandlung der Klage des Slrmenverbandes Heidelberg, ver-
treten durch Nechtsanwalt Leonhard, gegen den Landarmenver-
band dasclbst, Forderung betr-, wurde vertagt. Das Gesuch des
Friedrich Emil Lelst nm Erlaubnis zum Betrieb der Realgastwirt-
schaft zum goldenen Hirsch in Neckargemünd nnd das des Karl
Welde um Erlaubnis znm Betrieb der Gastwirtschaft zum Storchen
m Neckargemünd wurde genehmigt. Abgewiesen wurde das Ge-
such des Friedrich Sauter um Erlaubnis znm Betrieb einer
Schankwirtschaft ohne Branntweinausschank in Rohrbach und das
des Georg Kaltschmidt, Stefan Sohn, nm Erlanbnis zum Betrieb
einer Schankwirtschaft ohne Branntweinausschank in Rohrbach.
Das Gesuch des Christof Miiller um Erlaubnis zum Betrieb
einer Gastwirtschaft in dem Hause Nr. 113 o in Bammentbal wnrde
genehmigt. Das Gesuch des Ludwig Hönig VII- um Erlanbnis
zum Betrieb einer Schankwirtschaft ohne Branntweinausschank
in Sandhausen wnrde zurückgezogen. Genehmigt wnrde das Ge-
such des Karl Brecht nm Erlaubnis zum Betrieb der Realgast-
wirtschaft zur Krone in Maner nnd das des Johann Lay nm Er-
laubnis zum Betrieb der Realgastwirtschaft znm schwarzen Bären
in Heidelberg. Das Gesuch des Franz Fränznick um Erlaubnis
zum Betrieb einer Schankwirlschaft mit Branntweinausschank im
Hause Eppelheimerstraße Nr 11 in Heidelberg wnrde abgewiesen.
Die Verbandlung in Sachen des Geschäftsbetriebs des Rechts-
agenten I. Holtzmann in Heidelberg wurde vertagt. Der Be-
bammgsplan der Gemeinde Handschuhsheim wnrde genehmigt,
ebenso die Znrückschiebung der Bauflucht auf der Ostseite der
Kleinschmidtstraße tn Heidelberg. Genehmigt wurde ferner das
Baugesuch des Johann Reinhard in Ziegelhansen und die
Statntenänderung der Betriebskrankenkasse derHeidelbcrgerSchuh-
fabrik dahier.
X Der Akademische Sport-Club Heidelberg feierte am 11.
und 12. Juli sein erstes Stiftnngsfest durch Veranstaltnng eines
Lawn Tennis-Turniers und athletischer Spiele. Der Klnü
wurde gegründet mit der Tendenz, dem Freiluftsport in dsn
akademischen Kreisen mehr Eingang und Verbrcitung zu ver-
schaffen. Der junge Klub verfügt bereits heute, nach einem
Jahre, über eine autzerordentlich hohe Mitgliederzahl. Seinem
Ziel glaubt der A. S. C. am besten dadurch näher kommen
zu können, daß er seine sportlichen Vercmstaltungen öffentlich
abhält. Wenn der A. S. C. bislang noch nicht an die Oeffent-
lichkeit trat, so hatte das seinen Grund darin, datz der A. S. C.
nicht über einen eigenen Sportplatz verfügte, sondern auf die
Gasffreundschaft der beiden englischen Schulen hier angewiesen
tvar, die ihm auch in liebenswürdigster Weise gewährt wurde.
Nachdem nun aber der A. S. C. durch die Grotzherzigkeit eines
Gömiers über cinen eigenen Platz verfügt, nahm der A. S. C.
die Einweihnng des Platzes anlätzlich des Stiftnngsfestes als
willkommene Gelegenheit wahr, durch ein grötzeres Sportsfest
weitere Kreise sür seine Bestrebungen zu interessieren. Die
Sonderwagcn, die von der Direktion der Elektrischen Stratzen-
bahn in zuvorkommendster Weise zur Verfügung gestellt wa-
ren, brachten denn anch am Nachmittag des 12. Juli eine sehr
zahlreiche Zuschaucrmenge nach dem Sportplatze, der festlich
geschmückt, der Landschaft ein ungewohntes farbenreiches Ge-
präge gab.
Für Erfrischmig war von der Konditorei Rösler, die in
eineni grötzeren Zelt ihr Buffet errichtet hatte, in bekannt
vortrefflicher Weise gesorgt.
Um 4 llhr begannen die Spiele, in denen sich die Mit-
glieder des A. S. C. Heidelberg mit den Schülern von Heidel-
berg und Neuenheim College matzen. Der Berliner A. S. C.,
der vier Mami gemeldet hatte, telegraphierte leider in letzter
Stunde noch ab.
Jm Laufe uber hundert Meter stellten sich sieben Mann dem
Starter. Von den drei Vorläufen kamen jeweils die ersten in
die Entscheidung. Erster wurde im Entscheidungslauf Herr
Dr. jur. Schricker A. S. C., in der gutcn Zeit von 11 drei
Fünftel Sekunden (deutscher Rekord 11 Sek., Meisterschaft
Berlin für 1902: 11 4 Fünftel Sek.), in Anbetracht der für
diesen Lanf etwas ungünstigen Bodenverhältnisse eine gcmz her-
vorragende Leistung. Zweiter wnrde Herr stud. med. von
Schröders, A. S. C., dritter Herr stnd. ing. Schneck A. S. C.
Den Hochsprung gewann Herr Scholte H. C. mit 1,66 Meter
in sehr elegantem Stil gegen Herrn Fallorfield I H. C. mit
1,63 Meter. Jm Disknswerfen wnrde Herr stud. chem.
Beer A. S. C. (26,85 Meter) erfter gegen Herrn Dr. Schricker
A. S. C. Tie nächste Programrrmummer: Lanf über 809
Meter, war offen nur für Schüler oon H. C. und N. C. N. C.
belegte beide ersren Plätze für sich mir Fallorfield I (2 Min.
11 ein Fünftel Sek.) und Cyce. Die Zeit ist sehr gnt. Den
ersten Preis im Weitsprnng sicherte sich Dr. Schricker A. S. C.
mit 6,10 Meter gegen Fallorfield I. N. C. (5,15 Meter).
Ebenso siegte Dr. Schricker A. S. C. im Hürdenrennen über
110 Meter lcicht rnir 18 Sekunden gegen Herrn Scholte H. C.
II mid Herren stud. jur. F. Ullrich A. S. C. III.
Den ersten Preis im Kugelstotzen holtc sich stud. phil.
Fischer A. S. C. mit 9 Metcr 70 Cent. gegen Dr. Schrtcker
A. S. C. (9 Meter 35 Cent.) und Fallorfield I N. C.
(8 Meter 70 Cent.)
Die beste Leistung im Crtcketballwerfen erzielte Doktor
Schricker A. S. C. autzer 5ionkurrenz mit 86 Meter 60 Cent.
Erster wnrde cand. med. Beer A. S. C. mit 79,50, zweiter
Fallorfield I N. C. (73 Meter), dritter Muirhead H. C. (70).
Das Dreibeinlaufen tzewannen in schönem Stil von
Schröders-Uhl A. S. C. (16 Sek.) gegcn Cory-Eichholz
A. S. C.
Jm Futzball-Weitstotz (Association-Ball) siegte Doktor
Schricker A. S. C. mit 50 Meter 18 Cent. gegen Eichholz
A. S. C. 42 Meter 15 Cent.
Das „Ereignis" bildete der Vereins-Stafettenlaus über
400 Meter. Wäre der Wetrlauf auch nngleich interesscmter
gewesen, wenn die Berliner vorzügliche Stafettemncmnschaft crm
Start erschienen wäre, so bot doch der Kampf der N. C. Atann-
schaft gcgen die des A. S. C. des Spannenden genug. Der
A. S. C., der die Autzenseite gezogen hatte, mutzte mit zwei
Ersatzleuten antreten und lange Zeit schien es derm auch, als
ob der Stafetten-Pokal an N. C. kommen sollte, bis die vor-
letzte Stafette Herr stud. rned. v. Schröders in grotzartigem
Endspurt das verlorene Terrain nahezu gcmz aufholte. Die
Entscheidnng brachte dann der Matador des ?l. S. C., Doktor
Schricker, der nach scharfem Kampf mit dcm wacker laufenden
Fallorficld II die schwarz-gelbe Flagge sicher vor N. C. durch
das Ziel trug.
Den Schluß der Spiele bildete ein Trostlauf über 200
Meter für 'die, welche keinen erstcn Preis gewonnen hatten.
Den ersten Preis sichcrte sich hier H. Sämeck, cand. ing. A. S. C.
vor stud. phil. O. Nirrnheim.
Musiktusch nnd lauter Beifall begrützte jewcils die Sieger.
Rach Been-dignng der Spiele vertcilre Frau Direktor Girdle-
stone liebenswürdigst die wohlverdienten Preise unter die Sie-
ger. Ein krästiges Hip, Hiv, Hurrah l anf das Gedeihen des
Sports untcr dcr akademischen Jugend Heidelbcrgs nnd ein
weiteres auf Frau Direktor Girdlestone beschlotz die ohne Mitz-
ton verlanfene schöne Feier.
Das Tennis-Turnier des A. S. C., das am Freitag früh
seinen Anfang nahm, konnte wegen der zahlreichen Meldun-
gen noch nicht zu Ende gcspielt werden; die Entscheidung wird
hier im Laufe der Woche fallen.
X Unscre Schüben schneiden in Neustadt gut ab, so hat
gestern sich der Oberschützenmeister Herr Roesler einen
Becher auf Standscheibe heransgeschossen. Bei dieser Gelegen-
heit tragen wir nach, datz Hcrr Roesler beim Festessen crm
Sonntag auch das Wort ergriffen hat. Er kennt ans Er-
fahrnng, welche autzerovdentliche ?lrbcit die Vorbereitnng eines
solchen Schühenfestes macht. Dieses hob er in sciner Anspracbe
hervor rmd brachte dann ein Hoch anf die Feststadt Neu-
stadt aus.
X Gewerbebank. Die von der Filiale der Rheinischen
Creditbank lange Jahre innegehabten Lokalitäten, Hanpt-
stratze Nr. 97, werden ab 1. Oktober diescs Jahres von der
Gewerbebank Heidelberg E. G. m. u. H., bezogen werden.
-j- Jm Rodensteiner tritt heutc und morgen die Tiroler
Jodler-Familie Bader auf. Hcrr Bader ist vor hohen und
höchsten Herrschafkcn, in Militärkasinos rmd ähnlichen Anstal-
ten, sowie in öffentlichen Lokalen mit seiner Gesellschaft auf-
gctreten und hat überall, wie Zengnisse und Pretzberichte fest-
stellen, den schönsten Erfolg gchabt. Der Besnch semer Vor-
stellungen hier sei dern Publikum bestens empfohlen.
** Kindsmord. Heute morgen wurde cin Dienstmädchen
verhaftet, welches ihr Anfang Mai heimlich geborenes Kind
nms Leben gebracht hat. Die kleine Leiche wurde in dem
Schlietzkorb des Mädchens gefunden und in das .Krcmkenhaus
vcrbracht. Da das Mädchen im Verdacht des Diebstahls stand,
wurde ihre Karnmer einer Nntersuchrmg unterzogen und so
kam das Verbrechen zu Tage.
X Polizeibericht. Verhaftet wurde eine Kellnerin wegen
Umherziehens. Wegen Nnfugs kamen sieben Personen zur
Anzeige.
Mannheim, 14. Juli. (S ch w n r g e r i ch t.) Der 21
Jahre alte Taglöhner Leonhard Heidenreich von Wald-
hof wurde heute vom Schwnrgericht wegen Körperverletznng
mit nachfolgcndem Tode, unter Zubilligung milderno^r Um-
slände, zu einer Gesängnisstrafe von 3 Jahren 6
vernrteilt. Heidenreich hatte vor 14 Tagen Len 32 Jahre alten
verheirateten Heizer Wilhelm Sauer vor dem Hause Zellswff-
fabrik 75 im Streite durch einen Stich mit einem Stilett
tötlich verletzt.
-r- Waldmichelbach, 14. Juli. (Vom Odenwald-
Klub.) Als Ergänzung unseres gestrigen Berichtes über den
Verlauf des Gesamtausfluges des Odenwald-Klubs können
wir hente weiter erwähnen, datz zwölf Sektionen vertreten
waren. Das Hauptkontrngent stellte Darmstadt mit 100 Damen
und Herren. Als aus dem Festplatz oben nach und nach, so
gut es eben ging, ziemlich alles Platz gefunden hatte, begrützte
Herr Amtsrichter Wünzer dahier die aus Nah und Fern Er-
schienenen in der ihm eigenen bilherreichen Sprache, lobte die
Leitung des Hauptvereins und brachte zum Schlutz ein „Frisch
auf!" aus auf das weitere Blühen des Gesamwereins. Als-
bald ergriff der Präsident des Hauptvereins, Herr Ministerial-
rat Braun aus Darmstadt das Wort und schilderte in rnarki-
gen Zügen die Bestrebungen des Odenwald-Klubs, herbor-
hebend, datz die Hauptaufgabe desselben sei, den Odenwald im-
mer mehr zu erschlietzen und ihn immer mehr für weitere Kreise
anziehend zu machen. Datz dies thatsächlich auch dem Oden-
Wald-Klub gelungen, das weitz niemand besser, als wir Oden-
wälder selbst; denn wenn wir den Odenwald von heute rnit
dem vor 30 Jahren vergleichen, so finden wir, datz sich die
Verhältnisse in vieler Hinsicht ganz bedeutend gcbessert haben-
So verliefen die wenigen Stunden nur allzu rasch; denn urn
7 Uhr mutzte an den Abmarsch gedacht wevden. Ünd so ent-
führten uns die Abendzüge wieder die vielen Freunde und Bc-
kannten und ohn-e Zweifel auch viel neue Gönner.
-r- Unteröwisheim, 14. Juli. (Abermals ein
Brand.) Nur zu bald sollte wahr werden, was man seit
dem letzten Brand am vergangenen Mittwoch immer urü>
immer wieder hören mutzte: Es brennt bald wiederl Denu
diesen Morgen 5 Uhr brach in unmittelbarer Nähe des Brarfl^
platzes abermals Feuer aus, dem die Wohnhäuser des Feld-
hüters Fehl und -des Metzgers Christian Bornhäuser zch?
Opfer fielen. Herr Oberamtmann Bauer von Bruchsal lietz
Gottlieb Michael Oberst als der Brandstiftung verdächtig aui
der Stelle verhaften.
8 dl. Karlsruhe, 14. Juli. Auf die Nachricht von deru
Brcmdunglück in Biesingen hin hat sich die Grvtz-
herzogin sofort mit dem Borstcmd des Donaueschin^r
Frauenvereins in Verbindung gesetzt und telegraphisch angeouo-
net, datz eine grötzere Partie Hemden und Bettücher
schäftigrmgsverein Karlsruhe zu entnehmen und dem dorftan
des Frauenvereins Donaueschingen übersandt werden sollen«