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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256-280 (01. November 1902 - 29. November 1902)
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DeuLscher Keichstag.

Berlin, 15. November.

Der Reichstag setzte heute bei lceren Bänken die Beratung
der P c i i t i o ne n um Schaffnng eines einheitlichen Reich s-
Bereins- nnd V e r s a m ml u n g s r e ch t fort. Die
Kommission schlägt vor, die Petition im Allgemeinen dem
Reichskanzler zur Berücksichtignng zu überiveisen. für die
Frauen aber nur so weit die Gewährung des Vereiris- nnd
Werfammlungsrechtes zu verlangen, als es sich um Vereine
Kand-elt, ivelche die Berufsinteressen der Frauen vertreien.

Abg. Crüger (freis. Vpt.) beantragt, diese Einschränknn-
gen fallcn zn lassen. Jn der Diskussion treten die Abgeord-
rieten der Linken unter Beihringung reichhaltigen Materials
fur dcn Antrag Crüger ein, während Las Zentrum sich für den
Kommissionsantrag erklärt.

Der Antrag wird gegen Zentrnm nnd Rechte angenommen.

Als hierauf eine Pctiiion nm Einführung deS Befü h i-
g n n gsna ch w eises im Bauhan d w e r k beraten wer-
Len soll, beantragt Abg. S i n g e r, mit Rücksicht auf die
schwache Befetznng von Zentrnm nnd Rechte die Absetzung dicseS
Gegenstandes von der Tagesordnnng nnd bezweifclt, als es
zur Abstimmung hierüber kommen soll, die Beschlnszfähigkeit.
Der Präsident schließt sich dem Zweifel an und üeranmt die
uächste Sitzung auf Donnerstag an mit der Tagesordnung:
Fortsetznng der Beratnng des Zolltarifs.

Schwarzburg-Rudolstadt.

— Die Sozialdemokraten haben einen Wahlkreis,
den sie schon erobert hatten, wo aber wegen Doppelwahl
des betrkffenden Abgeordneten eine Neuwahl stattfand, wie-
der verloren. Sie blieben um 10 Stimmcn hinter dem
SLeger zurück. So haben olso die Sozialdemokraten nicht
die Hälfte der Mandate im Besitz, jondern das Verhältnis
ist 7 zu 9.

»»»W»»W»»»>»»W»»»W»W»W»»»»»W»W»»W»»W»»M»»»»»»»»W»»»»WW«W»LW

Aie Kinweiyung der Hyoma'schen Milder in
der Ueterskirche.

Heidelberg, 17. November.

Gestern fand hier die feierliche Enrhüllung der beiden Tho-
maschen Bilder in der Peterskirche statt. Der Großherzog, die
Grotzherzogin, sowic der Erbgrotzherzog und Prinz Max
trafen zu der Feier um 9.60 Uhr mit Gefolge hier ein.
Die höchsten Herrschaften wurden auf dem Bahnhof von dem
Amtsvorstand, Geh. Regierungsrat Dr. Becker, begrüht, mit
tvclcheni sie sich längere Zeit unterhielten. Hierauf fnhren
das grotzherzogliche Paar und der Erbgrotzherzog in das Grand-
Hotel, wo ein Frühstnck eingenommcn wnrde. Jm Grand-
Hotel empfingen die grotzherzoglichen Herrschaften den Geh.
Hofrat Fleiner. Alsdann statteten dieselben dem Geheimrat
Kuno Fischer, Exzellenz, eincn Besuch ab.

Um 11 Uhr fuhren die Herrschaften nach der Peterskirche,
wo ini Universitätsgottesdiensk die Feier znr Enthüllnng der
Thomaschen Wandgemälde stattfand. Durch die Anwesenheit
der grotzherzoglichen Herrschaften, des Erbgrotzherzogs, des
Prinzen Max, des Prinzen und der Prinzessin von Weimar,
ciner Anzahl hervorragender Persönlichkeiten ans den Künstler-
trcisen, wie des Malers der Bildex, Hans Thoma, Hcrrn nnd
Frau Geh. Hosrat Thode, Fran Kos. Wagner, Humperdincks,
Mottls, ferner des Bertreters des Oberkirchenrats, Herrn Prä-
lat Helbing, erhielt die Feier eine besondere Bedeutung. Die
grotzherzoglichen Herrschaften wnrden von den 'Spitzen dcr Be-
ijörden am Wagen empfangen, im Peterskirchgarten von Herrn
und Fran Geh. Hofrat Thode, denen die Stiftung dcr Bilder
hauptsächlich zu danken ist, begrntzt nnd oom Portal aus vom
Rirchengcmeindcrat an die Plätze geleiter. Die erhebende Fcier
begann mit dem Eingangslied der Gemeinde: „Ans tiefer
Not schrei ich zu dir'Z dann sprach Herr Kirchenrat Basser-
mann das Eingangsgebet, es folgte die Lektion vom klein-
gläubigen Petrus, welchc dem einen Bilde zu Grunde liegt,
und nach dem Chorgesang des Bachschen Chorals: „Gieb dich
zufrieden" die 2. Lektion von dem Auferstandenen nnd Maria
Magdalena, welche dem andern Bilde zu Grunde liegt. Hieranf
folgte in vorzüglicher Aufführnng durch den Bachverein nnter
Herrn Prof. Wolfrums Leitung das Osteroratorium von I. S.
Bach nnd die iveihevolle Ansprache des Herrn Kirchenrat Basser-
mann übcr 2. Kor. 3, 18, in welcher er vorn Bilde Christi
und seiner Spiegelung im Menschenherzen sprach und auch den
vom Künftler geschaffenen Bildern die Aufgabe zuwies, dieses
Wild in das Gemüt der Gemeinde einznführen. Nach dem
Lied von Novalis: „Du kamst, ein Heiland und Befreier" fchlotz
mit Gebet, Schlutzlied, Segen und einem von tzerrn Professor
Wolfrum gespiclten Orgelnachspiel, das noch längere Zeit nach
dem letzteren die Gcmeinde fesselte, die in allen' ihren Teilen
charmonisch und wohlgelungene Feier, durch welche die evan-
gelische Gemeinde in den Besitz.zweier hervorragender Knnst-
werke gelangt ist.

Nach dem Gottesdienst besichtigtcn die großherzoglichen
Herrschaften die Bilder, von denen, wie erwähnt, das eine „Die
Erscheinung des Auferstandencn der Maria Magdalena nnd das
andcre „Die Errettung des Petrus auf dem Meer" darstellt.
Zuletzt unterhielt sich der Grotzherzog mit dcm Schöpfer der
Wilder, Prof. Thoma, und lietz sich verschiedene andere Per-
sonlicheiten vorstellcn. Hierauf verlietzen die Fürstlichciten die
Kirchc, ivobei ÖberbürgeMeister Dr. Wilckens ein Hoch auf
das Grotzherzogspaar ausbrachte. Die grotzherzoglichen Herr-
fchafken nnd der Erbgrotzherzog 'begaben sich wieder in das
Grand-Horel und fuhren bon dort zu dcm Zngc, der nm 1.39
llhr abgeht, an den Bähnhof.

Jm Viktoria-Hotel fand nach der Feier ein Festessen ftatt,
an dem Prinz Max der Prinz von Weimar mit Gemahlin,
Frau Kos. Wagner, Herr Humperdinck nnd Frau, Herr und Frau
Thode, Herr Hönig, Herr Bassermann, Herr Mottl, Herr von
Chelius unö anderc teilnahmen.

Die Bilder, die eine schätzenswerte Bereichernng nnd Zierde
der Peterskirche darstellen, wurden von dem Pnbliknm gestern
viel in Augenschein genommen und' lobend benrteilt. Die Rah-

guter Komik, stattete ihii mit den gewohnten guten und schlechten
Witzen aus, die nur nicht zu sehr mit der Gallerie kokettieren
sollten, nnd machte aus seinem Gesangspart so viel, als ihm
eben möglich ist. Aus der Sennora-Aurora machte Frau
Fischer eine glanbhafte, nicht zn sehr karikkierte Fignr. Herr
Feldner vermochte den fürchterlichen Maurenhäuptling nicht an-
nähernd charakteristisch genng zu gestalten; trotz mancher An-
läufe blieb er viel zu zähm und rasselos (auch äntzerlich wäre
eine etwas dunklere Färbung zu wünschen). Da die ganze
Handlnng au^ der exotischen Wildheit dieser Figur beruht,
müssen viet ffarkere Lichter aufgetragen werden. Gesanglich
war, abgesehen vom lehtcn Akt, wenig auszusetzen. Als Petro
fügte sich Frl. Kaltenbach dem Ensemble gut ein, nnd
auch Frl. Tollar (Pasqnita) fand fich allmählich mit dcm
Operettenstil ab. Die Ausstattung war recht hübsch und die
musikalische FLHrung (Herr de Klark) eine exakte und sichere.

Das Zurückgreifen auf die Lecocqschen Werke halten wir für
eine sehr glückliche Jdee. Besonders würden wir die Neuein-
ftudierung von „Mamsell Angot", dem hcrvorragendsten Wcrke
dieses Komponisten, sowohl ivic der ganzen Operettenlitteratnr,
mit Frenden begrützen. O. 8.

men der Bilder stammen ans der Werkstätte des Peter Beck
Söhne hidr. Heute, morgen nnd übermorgen werden diese
sehcnswertcn Werke eines berühmten Meisters gegen ein ge-
ringes Eintrittsgeld zu Gunsten !>es Stiftnngsfonds der Besich-
tigimg zugänglich sein.

Aus Stadt und Land.

Heiüelberg, 17. Noveniber.

Znr Angclegkiiheik des Herr» Pfarrer Schwarz. Die

gegcn Herrn Pfarrer Schwarz vom Erzb. Ordinariat in Frei-
üurg erstattete Strafanzeige lautet anf „Beschimpfung der
katholischen Kirche" nnd stützt sich anf Paragraph 166 des
Srrafgesetzbnches. ?lls Pretzsache mntz dies vor dem Schwur-
gericht in Mannheim verhandelt Irerden. Die inkriminierten
Srellen der Schriftcn des Pfarrer schwarz hat in der Haupt-
sache die „Germania" am 26. Okrober in einem Artikel ver-
offentlicht. Narürlich sind das herausgerissene Stellen, aus
den Schriften. Hanptsächlich ist zu beachten, datz Paragraph
166 unter Beschimpfung einen höheren Grad von Frivolität
versteht, davon weitz fich jedoch der Verfasser völlig frei.

Vortraq des Frl. Pappritz. Am 19. November abends 8 Uhr
wird hier im Gartensaale der Harmonie Frl. A. Pappritz aus
Berlin über „Franeimot und Franenhilfe" sprcchen. Wer den
Zeitungsberichten über die jüngsten Frauenbnndestage in Wies-
baden gefolgt ist, oder wer vielleicht selbst Gelegenhcit hatte, die
Rednerin an dem zweiten öffentlichen Abende dieser Versammlung
sprechcn zn hören, den wird es vielleicht interessieren, sie hier ein
Thema erörtern zu hören, das die Frauenfrage in ihrcm allge
meinen Simie behandeln wird. Es sei darnm hier noch einmal
anf diesen Vortrag anfmerksam gemacht.

5 Futzball. AmSamstagtrngcn Heidelberg und Neuen-
Heim-Colleg ihr Wettspiel ans- Heidclberg war in der
Stnrinerreihe überlegen. Trotzdem in der ersten Hälfte das Spiel
immer vor dem Goal Nenenheim's lag, tonnte Heidelberg bloß
einen Vcrsuch erringen. Nach Halbzeit schwankte das Spiel mehr
hin nnd her, da die Dreiviertesi nnd Halb-Spieler von Nenenheim
öfters gnte Vorstöße machten. Dennoch gelang es Heidelberg noch
einen Versnch und einen Treffer zn erzielen, bis Nenenheim einen
Versnch errang. Heidelberg errang dann noch einen Versnch nnd
siegte also mit 14:8 Pnnkten. Das Spiel wnrde von einem
Herrn vom nkademischen Sport-Klnb als Schiedsrichter geleitet.

Doppelfciertage >908. Das Jahr 1903 wird folgende Doppel-
feiertage haben: Maria-Lichtmcß fällt anf Montag, Peter und
Paul ebenfalls, Welhnachten a»f Freitag nnd Samstag, sodaß
mit dem dcirnnffolgenüen Sonntag drei Feiertagc in Betracht
koinmen. Fastnacht ist am 24. Febrnar, Ostern am 12. April,
Christi Himmelfahrt am 21. Mcii und Pfingstcn am 31. Mai.

Personalnachrichteii. Hcrrn Pfarrer z. D. Otto Ziller,
weicher ani 1. Nov. 1890 nns Nncksicht anf seine Gesnndheit »ntcr
Vorbehalt seines Rücktritts ans dem badischen Kirchendienst aus-
getreten war nnd seit 1. Jnli 1893 in Heidclberg als Privat-
gelehrter gelebt hat, ist vom Ev. Oberkirchenrat in Karlsrnhe das
Stadtvikariat in Eppingen übertragen worden, welches er am
20 d. M. übernebmen wird.

X Selbst>ii«rd. Hente frnh hat sich der im zweiten Jahre
dienende Bursche des Herrn Hanptmann Winkler (5. Komp.)
Ottc, gebürtigt ans Bremen, erschossen. Es scheint als ob Fnrcht
vor Bestrafung wegen Znspätkommens der Grund zn der nnseligen
That gewesen ist.

— Polizeiberia t. Verhaftet wnrden vier Stndenten wegen
Ruhestörnng bezw. Widerstands und Beleidignng, zwei Taglöhner
wegen Nnfngs nnd zwei weäere Taglöhner wegcn Bettclns. Wezcn
Rnhestörnng kamen 15 Personen zur Anzeige.

>5 Ükappenan, 15. Nov. (Knrvercin.) Nachdcm der Soolbad
nenban begonnen, hat sich lnerselbst anch ein „Korverein" gegründet,
der die Verschönernng dcs Platzes als Badeort für die Vcrmehrnng
der Annehmlichkeitcn eines Anfenthaltes dahier sich angelegen sein
lassen wird. Anch ist ber Verein zn jeglicher Ansknnft stcts gerne
bereit.

Karlsruhe 16. Nov. (Warenhans) Das Hamburger
Engrosgeschäft Michelsohn u. Cie. beabsichtigt, das gegennber dem
Tietzschen Waarenhaus an der Kaiserstraße gelegcne Mnseiims-
gebände anznkanfen, nm dort ein großes Warenhaus zn
errichten. Das Angebot lautet anf 450,000 Mark nnd wird znr
Zeit von dem Vorstand der Miisemnsgcsellschaft, die in Bülde
doch ein neues Vereinshcim grnnden will, in Erwägnng gezogen.

Z Karlsruhe, 16. Nov. (Historischc o mm is sio n.)
Vorgestern und gestern fand im Sitznngszimmer des Großk.
Ministeriums der Jnstiz des Kultns nnd Unteirichts die XXI.
Vleinnsitznng der Badischen Historischen Kommission statt. Dersclben
wohnten 15 ordentliche nnd 4 anßerordentliche Mitglieder, sowie
als Vertreter der Großh. Regierung der Präsident ües Großh.
Ministerinms der Jnstiz, des Knltus und Unterrichts, Geheimrat
Freiherr von Dnsch nnd die Ministerialrcite Dr. Böhm nnd
Senbert bei. Zwei ordentliche nnd ein anßerordentlichcs Mitglied
waren entschnldigt. Den Vorsitz führte der Vorstand der Kom-
mission, Geh. Hofrath Professor Dr. A. Dove ans Freibnrg.

Koustanz 16. Nov. (Der bekannte N atnrm en s ch „gustaf
nage l"), wie er sich schreibt, traf gestern Nachmittag, znr Zeit
anf einer Wandernng nach Palästina begriffen, hier ein nnd erregte
dnrch sein Erscheinen Anfsehen. Bekleidet ist dieser Natnrapostel
nur mit einer Badehose, die er beim Passieren von Orten dnrch
einen dünnen Mantel ersetzt; er schläft nnr unter freiem Himmel,
nnd nährt sich, wie behanptet wird, nur von rohen Rüben und
Obst; seinen Unterhalt auf der Reise erwarb er sich mit dem Ver-
kauf seiner Ansichtskarten, die ihn in seinem originellen Kostüm
darstellen.

Aus Baden. Jn W ein heim feierten am 16. d. Mts. die
Michacl Demnth Ehelente das seltene Fest der g ldenen Hochzeit.

Kauptversammümg des Weretns Westftadt

Heidelberg, 17. November.

Der Vereiii Weststadt hielt am Samstag Abend seine dies-
jährige Hauptversammlnng in Anwesenheit von 40—60 Mit-
gliedern ab. Den Vorsitz fiihrte der zweite Vorstand, Ober-
ingenicur Gamc r.

Der Vorsitzende widmete zunächft dem im Laufe des Ver-
ciusjahres vcrstorbenen ersten Vorsttzenden, Herrn Philipp
Ueberl e, Worte ehrender Anerkemmng, ebenso dem verstor-
benen ersten Vorsttzenden des Bereins „Alt-Heidelberg", Herrn
Weger le. Zu Ehren Beider erhob sich die Versammlung
von den Sitzen. Alsdann begrühte der Borsitzende die Anive-
senden, insbesondere den Herrn Stadtrat Krall und Herrn
Alt-Oberbürgermeister Bilabel.

Alsdann trug der Schriftführer, Herr K r a tz e r t, den
Rechenschaftsbericht vor (wir werden den Jnhalt desselben
morgen nachtragen.)

Hierauf verlas der Kassier, Herr V o i g t, den Kassenbericht,
derselbe lveist ein Vermögen von 536.6 Mk. auf. Die Herren
Nepple nnd Berger prüften den Bericht nnd fanden ihn richtig,
woranf der Kassier Entlastlmg erhielt.

Es folgtc nim eine grötzere Zahl von Anregungen aus der
Versannnlung.

Herr Wolf wimschte, datz die Vorgärten in der Rohrbacher-
stratze beseitigt werden, worauf Hcrr Rübsamen erwiderte,
datz cr sein Borgärtchen zwar eingehen lasse, aber das Terrain
behalte. Auch die anderen Hausbesitzer hätten sich früher gegen
Lie Heransgabe der Gärtchen ausgesprochen. Er halte die Sache
für definitiv erledigt. Herr Reitz hob hervor, datz die Gärt-
chen einen Schutz gegen die Beschmutzung der Häuser bedeuten.
Auch die Herren Bilabel und Stadtrat Krall meinten,
daß wenigstens gegenlvärtig in der Sache nichts zu machen sei.

Herr Lulay rügte die Ekbauung von Werkschuppen an
Ler Straße in der Oststadt; dic patzten dort nicht hin. Herr

Gamer versprach, der Tache nachzugehcn. Anch bcziiglich der
Bcrgheimerstratze lvurde der Wimsch nach Beseitigung der
Vvrgärten ausgesprvchen, ader diese, zumal der Staat mir der
Augentlinit u. s. w. in Fcage tomme, als kaum zu erretchen be-
zeichnet.

Herr Hormuth regte an, datz in der Bergheimerstratze
die Krenzungen der elektrischen Bahn überall an die Aus-
weichstellen verlegt werden. Herr M eyer regte unter Beifall
der Versammlung an, datz auf dem Wilhelmsplatz ein Brürmlein
für die Vögel erstellt wccde. Anknüpfend daran wurde her-
vorgehoben, datz auch der Tierschutzverein und der Gemein-
nützige Verein sich an dieser Sache beteiligen sollten.

Herr Malsch meim, daß es Zeit lväre, die Verlegung des
Friedhofes ins Ange zu fassen. Der jetzige nehme ein kostbares
Gelände em. nnd werde doch auf die Dauer uichl ausreichen.
Anch er rügt das Beschmutzen ber Häuser durch die Jugend,
ebeuso spricht er für eine Anlage auf dem Wilhesmsplatz, mahnt,
in der Agitation für die Vollbahn nach Weinheim nicht nach-
znlassen, und wünschl eine schnellere Herftelluttg der in der Be-
bammg begriffenen Stratzen.

Herr Krall weist darauf hin, datz vor drci Jahren Ge-
lände zur Vergrützerung des Friedhofes gekaufr wurde, der mm
für die nächsten dreitzig Iahre ausreiche. Bezüglich der Bahn-
frage sei wenigstens -erreicht, datz die Nebenbahn der städrischen
elektrischen Bahn keine Konkurrenz inachen dürfe,

Hcrr S a u e r fragt an, wie es mit der Erweiterung ücr
lienen Brücke stehe. Herr K rall erwidert, datz ein Projckr
ausgcarveitet sei, desseu Aiisführung a. 200 00Ö Mk. erfordern
würde. Jnzwischen sei angercgt, die Erweiterimg uoch zu ver-
grötzern uud so sei ein nener Plan in Arbeit. Da die Stratze
über die Brücke Staatsstratze sei, so haben Regierung und Land-
tag dabei mitzusprechen.

Herr Nepple beklagt, datz manche leere Bauplätze nicht
gegen die Strahe abgegrenzt seien, was zmn Teil gefährlich sei,
andererseits insofern zu ilnzuträglichkeitcn führe, als allerlei
Stoffe dort abgeladen würden und die Plätze auch sonft ver-
nnreinigt würden. Herr Gamer erklärte, datz er immer
Entgegenkommen gefimden habe, wettn er sich in dicser Hinsicht
an die Behörden gewandt habe. Man möge nur mit bestimm-
ren Beschwcrden an diese gehen.

Einige Herrcn tlagen darüber, datz die Polizei nichr genug
aufpassc;' Zur Entschuldigung dieser führt Herr K ratzerl an,
dah die Polizeimannschafr nicht zahlreich genug sei.

Herr Reitz schlägt vor, eine Stratze im Rohrbacher Biertel
Wilckensstratze zu nelmen. Die Versammlnng hat volle Sym-
pathic für den Borschlag, doch meint Hcrr K r a l l, der Herr
Oberbiirgermei'stcr werde das nicht zugeben. Weiter regr Herr
Rcih an, dah die Stadtvcrordliereiiwahlen nicht, wie bisher,
Vvn eineni engen Kvmitec vorbereitct, bezw. gcmacht wcrden
sollen, sondern datz die Bereine „Alt-Heidelberg", „Westsradt"
imd „Neuenheim" dabei mitreden svllen. Me Anregnng wurde
sehr beifallig aufgenommen und man will ihr nachgehen.

Den Schlutz üer Versammlung bildeteu die Wahlen. Die
Hcrren Aisenpreis imö Dorner haben eine Wicderivahl abge-
lehnt. Das Wahlresultat ist folgendes: 1. Vorsitzender LLer-
ingenieur a. D. Gamer, 2. Vorsitzender Hauptlchrer Nepple,
Schriffführer Spediteur C. W. Kratzert, Kassier Kaufmann
Georg Voigt, Beffitzcude: Medizinalrat Dr. Knrz, Hauprlehrer
Mals'ch, Hauptlehrcr Büchler, Privaffnann Jak. Hormuth, Kauf-
maim I. Fehringer.

Hewelberger Veremsaustelegenheiten.

Vo. Vaycrn-Vrrrin Monachia. Dw Bay:rn-LerelN Mona.hia
trnt am Sainstag Abend zmu erstemnal seit seiner Gründnng
mit einer Abendnnterhaltnng an die Oeffentlichkeit. Das Pro-
gramm war sehr abwechslnngsreich nnd unterhalieno. Nachde-n
der Vorstand des Vereins die Anwessndcn begrnßt hatte, erfrente
Fränlein Martha Kilhl.Choristin a n hiesigen Stadttheater, dieselben
mit einigen Liedern. Daranf folgten einige Couplets, welche viel
zn Lachen gabsn. Als Glanznnininer war ein Lusffvlel, betitelt
„Sie irrt sich nie" einstndiert worden, welch-'s flott znr Auf-
fnhrnng gelangte und den besten Eindrnck hinterließ. Nach Ab-
wicklnng des Programms trat das übliche Tänzchen in sein Recht.

s. Concordia. Die gestern abgshaltenc 1. Bierprobe bat
wieder eine große Anzichnngskraft ansgeübt, indem der große
Harmonie-Saal bis auf den letzten Platz besetzt war. Chorlieder,
allgemeine Lieder, flotte Mnsikstücke des Orchestervereirs wechielten
miteinander ab. Ein ganz besonderes Lob gebührt den bekannten
Herrn Komikern, welche sich in iyrem ganzen Können zeigten,
wofür ihnen reicher Beifall zn Teil ward. So hat inan wieder
einige frohe Stnnden in der Concordia verbracht, mozn anch der
gnte Stoff des Herrn Haner wesentlich beitrug.

O Der Gesangverein Liedcrtafcl veranstaltete am geslrigen
Sonntag einen Herrenabend, zu dem sich sowohl die aktiven aks
anch die passiven Mitglieder in großer Anzahl einfanden. Die
hervorragenden gesanglichen, sowie die hninoristischen Lorträge
warcn eine Leistnng, anf die die Mitwirkenden mit Stolz znrück-
blicken können, nnd hielten das Jnteresse der Znhörer bis znr Ab-
wickelnng des Prograimns gefesselt. Der Verein, der seine
Leistnngen in erster Reihe seinem rührigen Dirigentcn Herrn Durr
zn verdanken hat, zeigte mit der Veranstaltung wieder einmal,
daß er es versteht, leiiien Mitgliedern gennßreiche Stnnsen zu
verschaffen.

Vo Verein der Hundefreunde Heidelberg. Der Verein hielt
gestern im Vereinslokal etns Versammlunq ab, welche von den
Mitgliedern zahlreich be>ucht war. Zu Puukt 1 der Tagss-
ordnung — Festsetzung der Winter-Veranstaltungen — wurde
beichlossen, im Laufe des Winters 8 Vorträge abzuhalten, von
denen bereits 4 zur Anmeldung kamen. Anch dem öundevorführen
in den Orten der Nachbarschaft, welches jeweils Sonntags statt-
findtn soll. wurde lebhaft beigestimmt. Den Besttz-.cn von rassen-
reinen Hunden sollen dabet Dtplome ausgehändigt werden; zuw
Leiter dieser Veranstaltungen wurde Apotheker Utz ernannt. Das
erste Vorführen findet am 30. November in Wieblingen statt.
Punkt 2 betrifft die nächstjährtgen Unternehmungen; es werden
im nüchsten Jahre 2 Hundeschaueu, sowie Ende April oder An-
fang Mai ein öffentliches Schliefen veranstaltet. Anf Anregung
von Apotheker Utz tralen die Mitglieder der Haftpflichtverficherung
für Hunde bei. Diese Eimichtunz bezweckt, daß etwaige Schäden,
welcbe Hunde dritten Personen anrichten, und wofür der Besitzer
der Hunde haftbar gemacht werden kann, von der Versicherungs-
gesellschaft entrichtet werden. Zum Schluß regte der Vorstand,
Herr Knauf, noch an, bei der badischen Regierung dahin zu wirken,
daß, wie dies in anderen Staaten der Fall ist, Polizeihunde ein-
geführt werden. Hierauf folgten dioerse Verlosungen und Gratis-
verteilungen.

Weater- und Kunftnachrichten.

/X Heideiberg. 7. Nov. Stadtheater. Morgeu Dienstaz
gclaugt die Operette „Die Puppe" znr Darstellung. Eine weitere
Wiederholung des trefflichen lustigen Werkes ist für die nächste
Zeit des wechselnden Repertoirs wegen nicht in Aussicht ge-
nommen.

Kanvet und Merketzr

X Heidelberg 15. Nov. (Schroedl'sche Brancrei-
Ge s ells chaft.) Die hentige Gencral-Versammlung, in der 338
Aktien vertreten waren, genehmigte die Bilanz pro 1901/02 sowie
die Vorschläge des Anfsichtsrates, wonach 13 Prozent Dividende
zur Vertheilnng gelangen.

Nheinaner Gesellschaften betreffend. Wie das „Mannh.Journal"
aus zuverlässtger Quelle hört, hat die Generaldirektion der Bal^
Staatsbahnen die Organe der Rheinau auf nächste Wochc na«
 
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