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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0170
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Amtsborstand Geh. Regterungsrat Dr. Konrad Clemm in
Bretten nach Lahr; den AmtsUorstand Oberamtmann Wilhelm
Lamey in Etrlingen nnrer Ernennnng zum Geh. Rcgie-
rungsral anf sein Ansuchen auf 1. August d. I. bis zur Wieder-
herstellung seiner Gefundheir in den Ruhestaud versetzr; iu
glercher Eigenschaft versetzr: den Amtsvorstaud Oüeramrmamr
Anton Beck in Eberbach uach Bruchsal, den Amtsvorstand
Oberamrmann Dr. Karl A s a l iu Errenheim nach Ettlingeu,
den Amtsvorstand Oberamtmann Dr. Albert Mays in Adels-
heim nach Eberbaeh, den Amtsvorstand Oberamtmann August
Hofmann in Neustadt nach Ettenheim, sowie den Amts-
borstand Oberamriirann Heinrich Hebting in Schönau 'dem
Bezirksamt Heidelbcrg als 2. Beamten beigegeben; serner cr-
nainit: den Oberamtmaini Dr. Julius HoI'derer in Heidel-
berg zum Amtsvorstaud in Bretten, den Oberamtmann Oskar
Schäfer in Manuhcim unter Verlcihung des Titels als
„Polizeidirektor" zum Vorstand der Polizeiabteilung beim Be-
zirksaint Mannheim, den Amtsvorstaud Obcramtmann Dr.
Otto Seidenadel in Buchen unter Berleihuug des Titels
als „Polizeidirektor" zum Borstand der Polizeiabteilung beim
Bezirksamt Lkarlsruhe, den Amlmann Emil D i e t r i ch in
Konstanz unter Zurückziehuug der unterm 16. Mai d. I.
ausgesprochcncn Versetzung nach Boxberg zum O'beramtmauu
und Amtsvorsrand in Schöuau, den Amrmann Adolf Bauer
in Bruchsal zum Oberarntmanu und Amtsvorstand in Boxberg,
den Annmann Friedrich H e sz in Heidclbcrg zum Oberamtmann
und Amtsvorstau'd in Adelsheim, den ?lmtmann Dr. Karl
S ch neider in Baden zum Oberamtmaun und Amtsvor-
staud in Reustadt; den Amtmann Karl Kamm in Pforzhcim
in gleichcr Eigenschaft nach Buchen versetzt; deu Regierungs-
assessor Otto Grosch in Karlsruhe dcm Verwaltungshof als
wissenschaftlich gebildcten Hilfsarbeiter zur Versehung jder
Stcllc eines Kollegialmitglicds beigegebcn; feruer in gleicher
Eigenschaft vcrsetzt: dcn Amtmann Dr. Franz Popp in
Durlach nach Heidelberg, dcn Amtmcmu Leopold Gräser in
Mosbach nach Pforzheirn, deu Amtmauu Dr. Martin Hart -
maun in Karlsruhe nach Baden; uuter Erneunung zu Amt-
mänuerir beigegeben: den Referendar Karl Arnspergcr
aus Pforzheim dem Bezirksamt Bruchsal, den Rcferendär Dr.
Volkert Pfaff aus Heidelberg dem Bczirksamt Waldshut,
den Refereudär Gcrhard Wolf aus Heidelberg dem Bezirks-
amt Mosbach; sowie den Referendär Dr. Wolfgang Heinze
aus Leipzig unter Vcrleihung des Titels als „Amtmann" zum
Sekretär beim Verwaltungshof ernannt; sodann unter Cr-
nennung zu Amtmännern beigegeben: den Referendär Richard
Hepp aus Pforzheim dem Bezirksamt Durlach, den Referen-
där Dr. Fritz Scubcrt aus Äärlsruhc dem Bezirksamt
Lörrach und dcn Rcferendär Dr. Kafimir Paul aus Mann-
heim dem Bezirksamt Emmendingen.

— Seinc Königlichc Hoheit der G r o sz h c r z o g haben
dcm mit der Lcitung der astrophysikälischeu Abteilung der
Stcrnwarte bei Heidclberg betrauten auszerordentlichen Pro-
fessor, Hofrat Dr. Max Wolf, die etatmäszige Ämtsstelle
cincs Vorstandes der Sternwarte übcrtragcu und denselben
zum ordentlichcn Professor der Astro- und Geophysik an dcr
Univcrsität Heidelberg, den Amtsrichter Otto Weiß in Ep-
pingen unter Belassung des Amtsrichtertitcls zum Notariats-
inspcktor beim Ministcrium der Justiz, dcs Kultus und Unter-
richts, den Amtsregistrator Georg Müller in Villingen znm
Kanzlcisckretär bcim Ministerium des Jnnern ernannt, dem
Tclegraphendirektor Karl Bernhard in Freiburg die Vorsteher-
stellc bei dem Telegraphenamt in Mannheim pnd dem Tele-
graphendirektor Christian Lochmüller in Konstanz die
Borstehcrstelle bei dcm Teletzraphcnamt in Freiburg übcr-
tragen.

— Amtsrcgistrator Karl Licdc in Neustadt wurde zrrm
Gr. Bezirksamt Villingcn, Kanzleisekretär G. Kuehnle beim
Bczirksamt Männhcim zum Bezirksamt Baden versetzt, Aktuar
Franz Kölble beim Amtsgericht Müllheim zum Registrator
bei diescm Gericht crnannt.

— Gerichtsschrciber Josef Zimmermann beim Amts-
gerrcht Staufen wurde zum Amtsgericht Mannheim versetzt,
sowie Aktuar'Georg Kamm beim Amtsgericht Bäden zum
Gerichtsschreiber beim Amtsgericht Staufen ernannt.

— Die Vermessungsassistenten Egon Krauth in Box-
berg und August Bach in Mannheim sind zu Bezirksgeometern
^Gehaltsklasse 2), der Geometer Hermann Bodemüller
in Sinsheim zum etatmätzigen Vermessungsassistenten ernannt
worden.

.— Hauptlehrer Georg Winterba u c r an der Volks-
schule in Heidelberg wurde der städtischen kaufmännischen Fort-
bildungsschulc daselbst zugewiesen. _

Ausland.

??rankreich.

Paris, 24. Juli. Ueber das Verfahren, das die
Regierung nunmehr uach Ablauf der den betreffendeu
Ordensaustalten zur Schließung ihrer Schillen gestellteu
Frist einschlagen wird, erfährt der „Matin", die Prü-
fekten würden nunmehr der Zentralregieruiig die Liste der
Anstalten zustellen, die der Auffordermig der Regiernng
nicht freiwillig nachgekommen sind. Nach dem „Matin"
betrügt diese Zahl der Aufsässtgen nur einige dreißig, die
sich in Paris nnd dem Seinedepartement befinden. Die
Regierung werde, da die jetzige Aufforderung nur bom
Minister des Jnnern ausgegangen sei, jetzt einen förmlichen
Beschluß im Miillsterium fassen, die Ordensanstalten mit-
tels der Organe der öffentlichen Gewalt zu schließen; das
heißt, die Widerspenstigen gegebenenfallS mit militürischer
Gewalt zum Verlassen der Anstalten zu zwingen. Der
gestrige Abend war der Höhepunkt der bisherigen Kund-
gebungen. Die Klerikalen in Paris vexsammelten sich zu
Kundgebnngen, die in einem zwischen dem Michelsplatz nnd
dem Boulevard St.Germain im Quartier latin gelegenen
Saale der gelehrten Gesellschaften stattfanden. Bald rückten
3—4000 Mann Antiklerikale, meist Sozialisten, heran.
Nur dem geschickten Manöver der Polizei war es zu ver-
danken, daß es nicht zu gefährlichen Zusammenstößen kam.
Jn der Probinz ist es bis jetzt ruhig geblieben. > j

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 2ö. Juli.

ks Erkliirmig gegen die Männerorde«. Wir weisen imsere
Leser auf die im Jnseratenteil nnserer heutigen Nummer ent-
haltene Erklärung gegen die Männerorden hin. Die Erklärung
macht in durchaus ruhigem Tone und in sachlicher Darstellnng
die Gründe gegen die Zulassung von Männerorden geltend und
bittet die Regierung, Niederlassungen solcher Orden nicht zu ge-
nehmigen. Dic Erklärung, die von Männern aller Stände aus
der hiesigen Stadt nnterzeichnet ist, liegt an den in dem Jnserat
bezeichneten Stellen — darunter auch auf der Expedition der
„Heidelberger Zeitung" — aus. Je mehr Unterschriften sie findet,
desto besser. Wir bitten also Alle, die mit dem Jnhalt der Er-
klärnng einverstanden sind, dies mit ihrer Unterschrift zn be-

zeugen nnd so dazn beizutragen, datz Baden auch fernerhin von
Mnänerklöstern frei bleibt.

Musikleben. Die zu gestern Abcnd 6 Uhr in den Bürger-
ans,chntzsaal des Rarhauses eingeladcnen Mufikfreunde be-
schlossen einstimmig die Gründung eines eingerragenen Ver-
eins mir dcm Namen „Musikalische Gefellschaft".
deren Zweck sein wird, „in Heidelberg 'die Tonkunst durch Ber-
anstaltung von jionzerten, in denen Werke der Jnstrumemal-,
Vokal- und Äammermnsik zur Aufführung gelangen, zu pfle-
gen und zu fördern. Die Gesellschaft wird sich behufs Er-
reichung dieses Zweckes zunächst die finanzielle Unterstütznng
des Bachverins zur Aufgabe machen. Sie behält sich äberwor,
nach Jnbetricbnahme dcr ueuen Stadthalle, sobald sich dcren
Eimvirknng anf die musikälischen Verhältnisse übersehen läfzt,
auch attdern rein künstlcrisch-mnsikälischen Unternehmnngen
Förderung angedeihen zu lassen, sowie mit cigenen Unterneh-
mringcn üieser Art vorzugchen". Als ferneres Zicl hat man
däüei besonders anch die Veranstalnmg von Musiffesten im
Auge, wie sie am Rhein zu so schöncr Blüte gelangt sind und
welche sich in unserer neuen Stadthallc sehr gut veraustalten laf-
sen würden. Dic von Herrn Bürgermeister Dr. Walz vorge-
fchlagenen Satznngcn wnrden mir unwcsentlichen Aenderungen
einstimmig angenommen. Jn den Vorstand wnrden die Herren
Hofrat Brau n e, Geh. Rat C u r t i u s, Major v. Gör n e,
Dr. K e I l e r, Stadtrat L e h m a n n, Dr. Sch o ch, Dr.

chottler, Bürgermister Dr. Walz und Verlagsbuchhänd-
ler W i ii t e r cinstimmig gewühlt. Von diefen Herren waren
S anweseiid, welche sich bereit erklärten, das Amt anzunehmen.
Den Vorsttz wird B'ürgermeister Dr. Walz übernehmen. Als
erfter Beschlus; des iicugegrllndeten Vereins wurde einstimmig
angenommen, das; der Verein erst dann eingetragen werden
soll, wcmi ein jährlicher Beitrag von mindestens 2000 Mk.
feftgcstellt werden kann. Als Mindcstbeitrag der cinzclnen
Diitglie-der wnrde 10 Mk. festgesetzt. Die Vereinsmitglieder
gcnietzeu das Vorkanfsrecht von Plätzen bei Konzerten und
habeii autzerdcm freicii Zutritt zu den Hanptprobcn. So ist
ein weitcrcr groszer Sck»itt znr Fördernng und Organisierung
dcr aufstrebcnden Mnsikberhältnisse in Heidelberg gethan. Möge
die Beteiligung seitens der Heidelberger Musikfreunde an dcm
nenen Unternehmen eine recht rege wcvdcn!

* Ernennungen. Die erwarteten Veränderunpen in den
höheren Verwaltnngsstellen werden in der nenesten Nummer der
„Karlsr. Ztg." (s. oben) veröffentlicht. Sie bringen anch einen
nenen Titel, nämlich die Amtsbezeichming „Polizeidirektor" fnr
die Vorstände der Polizeiabteilnugen in Karlsrnhe nnd in Mann-
heim. Unser Reichstagsabgeordneter, L>err Beck, wurde von
Eberbach nach Bruchsal versetzt. Da beide Stellen in gleichem
Rang stehen, so behält er sein Mandat.

O Ehrung. Zn Ehren des von hierscheidenden Landgerichts-
präsidenten Herrn Schember fand vorgestern ein Mahl statt,
an dem mit zahlreichen Freunden des Scheidenden, die Spitzen der
Zivil- nnd Militürbepörden, der Prorektor der Universität. nnd eine
Anzahl von Hochschnllehrern teilnahmen. Die hohen Verdienste
des Herrn Schember wurden in einer Neihe von Toasten gefeiert,
wobei auch die große Wertschätzung, die Herr Schember als
Mensch und als Nichter hier genaß, lebhaften Ansdruck fand.
Landgerichtsdircktor West rühmte die ideale Verkörperung von
Theorie und Proxis in dem Wirken des Scheidenden, Prorektor
Hofrat Bnhl wics daranf hin, wie der Scheidende es so ans-
gezeichnet verstanden habe, die Verschmelzung von Rechtstheorie
nnd Äechtspraxis, die ein Hauptmotiv sür die Errichtnng d:s
Landgerichts hier war, dnrchzuführen. Oberbürgermeiswc Dr.
Wilck-.is gab dem Bedanern der Stadt über das Scheiden des
ausgezeichneten Mannes Ausdrnck. Präsident Schcmber dankte
für dte Ehrungen in bewegten Worten und erklürte, daß es ihm
schwec werde, von Heidelberg zu schciden, wo ihm das bernfliche
Wirken durch seine Kollegen nnd durch die Bevölkerung leicht ge-
macht worden sei.

-i- Kuno Fischer übcr seine Lehrthätigkeit. Für die Ova-
tionen, die ihm an scinem Geburtsiage im Kolleg dargebracht
wurden, dankte Geh. Rat Kuno Fischer, Exzellenz, in einer
Rcde, woriu er nach einem der „Frkf. Ztg." von hier zugc-
gangenen Bericht ausführte: „Jch blicke von der Höhe meiner
78 Jahre, fast achtzigjährig auf eine akädemische Lehrthäligkeit
znrück, die hundert und einige Semester zählt, uiid noch sühle
ich etwas in mir, das noch nicht gealtert ist. Die Unkraft dcs
Alters musz ja kommcn und wird kommcn, die Nacht, da man
nicht mehr wirken kann. Für mich ift sie noch nicht angcbro-
chen. Jch ülicke auf diesegroheZcchl derSemester zurück, in dcnen
ich unnnterbrochen lehrte. Jch häbe nie Urlaub genommen,
n i e bin ich k r a n k gewesen; mein Lcbcn war vollkommen er-
füllt vom Lehren. Jenseits liegen die Lernjahre der Schule
nnd Universität. Wohl haben iu mciucm Leben die W a n d e r-
jahre gefehlt, äber ich habe sie nicht vermitzt. Nach ciner
kurzen Zeit der Privatlehrer-Thätigkeit trat ich in die akade-
mische Laufbahii, zögernd und zagcnd, denn die Schwierig-
keiten waren mir gegenwärtig. Doch ist es mir schnell gelnngen,
schon im ersten Semester habe ich einen beträchtlichen Kreis
von Zuhörern um mich versammelt, von dem ich und dcr von
mir angeregt wurde, So bin ich durch eine grotze Zahl von
Semestern hindnrchgegangen. Jch habe einen großen Teil der
Jugend des dentschcn Volkes, ^— denn das sind die Studcntcn

— an mir und in mir erlebt. Generationcn an mir vorüber-
ziehen sehen. Jedes Semester wurde mir ein dramatischer Akt,
der mich interessicrte. So ist das tiefzurückgezogenc Leben
ein innerlich sehr bewegtes und mannigfalitiges gewcscn.
Gleich im ersten Semester hattc ich das Gefühl: das i st
mein Them a. Es ist ein köstliches Gefühl, datz man nicht
crst vicl hcrnmtastet, 'datz man sagen kann wie von der Liebe:
es gicbt kein Widerstreben, keine Wahl. Es ist ein grotzes
Glück, ergriffen zu wcrden und zu crgreifen, und dies Glück
ward mir zntcil. So ging ich durch all die Semester, immcr
interessiert von dem Schauspiel, bas mich crwartete, von dcr
Wechselwirknng zwischen dem Lehrer und der Jugend. Das
bringt cinc geistige Frncht un'd ein fortwirkendes Leben; darans
entsteht etwas, das noch nicht gealtert ist. Dem schreibe ich es
zn, das; die Jugcnd mir zuströmt und mich gcrne hört. Wenn
diese Wirkung nicht mehr !st, dann wcrde ich auch nicht mehr
rcden. Diese Kraft danke ich der Jngend; mit ihr zu leben,
ist ein echter Verjüngungstrcmk, der nicht aus der Hexenküche,
sondern ans dem wahren Jungbrunnen kommt."

-i- 90. Gelmrtstag. Heute, am 26. Juli, begeht Herr
Privatmann M. H a h n, Grotze Mantelgasse Nr. 19, seinen
90. Geburtstag in noch geistiger und rüstiger Gesundheit.
Trotz seines hohen Greisenalters macht Herr Hahn noch tägkich
bei jcder Witternng mit seinen zwei Hunden einen Spazier-
gang von 2—3 Stnnden. Möge ihm ein noch recht lcmger
iind schöner Lebrnsabend beschieden seinl

* Besitzwechsel. Friedrlck Handrich verkaufte eines seiner
tzäuser. Albert Maysstraße Nr. 14, an Serrn Engler. Bäcker-
meister, um den Preis von 46 000 Mk. Ferner verkaufte Serr
Sandrich an dieser Straße einen Bauplatz zu 10000 Mk. an Hrn.
Engler. Der Käufer beabsichtigt eine Feinbäckerei mit Konditorei
und Cafs dort zu betreiben. Beide Verkäufe wurden durch
die Liegenschaftsagentur des Herrn I. Löbmann vermittelt.

— Die bekannte Wirtschaft zur „Hirschgasse" gmg um den
Preis von 85000 Mk. an Herrn Zimmer über.

ll. Aus dem Stadtteil Neuenheim. Las Sehnen der Neuen-
heimer Bevölkerung ist erfüllt: die Uhr auf der Johannes-
kirche ist im Gang. Nachdem sie seit letzten Samstag Geh-
versuche gemacht, schlägt sie jetzt Viertel und Stunden. Hoffent-
lich erfüllt sich auch hier das Sprichwort „Was lange währt,
wird endlich gut".

lO Schöffengerichtssitzuug vom 24. Juli. 1) Georg Laden-
hurger von Kirchheim erhielt wegen Körpcrverletznng 10 Mark

Geldstrafe event. 2 Tage Gefängnis, 2) Philippina Schmitt von
Ganangelloch wegen Nahrungsmittelfälschung 10 Mark Geldsrrafe
event. 2 Tage Gefängnis, 3) Philipp Jakob Hecker von Ochsen-
bach wegen Unterschlagung 2 Wochen Gefängnis. 4) Georg
Schneider von Lindflur wegen Körperverletzung 1 WocheGefängnis.
5) Wegen Beamtenbeleidignng erhielten Robert Hampe in Heidel-
berg eine Geldflrafe von 150 und 20 Mark, Rust eine Geldstrafe
von 30 und 20 Mark. 5) Heinrich Wilhelm Kohl von Wieb-
ungen wuroe von der Änklage wegen Körperverletzung frei-
gesprochen. ,) Bernhard Riemer und Gen., hier in Haft, erhicltcn
wegen Diebstahls einen Verweis.

— Polizeibericht. Ein Taglöhner wurde wegen Bettelns
und eine Kellnerin wegen Umherziehens verhaftet. Wegen
Unfugs kamen zwei Personen zur Anzeige.

Vo. Saudschuhsheim, 24. Juli (EinfrecherEinbruch)
wurde vergangene Nacht bei dem Landwirt Töll verübt. Der
bekannte Ei.lbrecher Seldner ans Wieblingen, welcher erst ain
Tage znvor aus dem Gefängnis zu Bruchsal entlassen wurde,
wo er wegen des gleichen Vergehens 18 Monate abgesessen hatte,
stieg gegen 1 Uhr in die Wohnung des Döll, jedenfalls um nach
Geld zn suchen. Jn der Dunkelheit geriet er ins Schlafzimmer
nnd warf hier einen Korb um, wodurch die Bewohner wach wurden.
Der Einbrecher merkte, daß er gehört worden sei, nnd sprang auS
dem Fenster herans. Döll war jedoch nicht ängstlich, er sprang
ihm nur mit einem Hemd bekleidet nach nnd verfolgte ihn gegen
Heidelberg zn. Zwei des Weges kommende Handschuhsheimer
betciligten sich an der Verfolgnng. An der Wilhelmsstraße stürzte
Seldner, nnn hatten die Verfolger leichtes Spiel, sie nahmen
ihn mit zur Wachtstube wo er gefangen gehalten wnrde, bis zwei
Gendarmen ihn in Empfang nahmen.

** Gaiberg, 24. Juli. (Die Kirs chenernte) ist besser
ansgefallen, als man nach der Blütezeit vermutete, wo kaltes
unfreundliches Wetter mit den vielen Regengüssen die Hoffnungen
sehr herabstimmten. Unsere Höheu sind für bas Wachstum der
Obstbänme anßerordentlich gut geeignet. Die Bäume erreichen
alle ein höheres Alter wie im Thale, sind dicht belaubt nnd
haben gesundes Holz. Wenn solche dichtbelaubten Bänme nur
mittelmäßig mit Fruchten besetzt sind, so giebt das doch schon
viel aus. Die Früchte schmecken dieses Jahr aiißergewöhnlich
süß nnd sind so vorzüglich ausgereift, daß sie einen Versandt nach
entfernten Gegenden ertragen können, ohne Schaden zn nehmen.
Nach Leipzig, Berlin, Hamburg nnd sogar nach England kommen
dieses Jahr viele Klrschen ans unserer Gemarkung. Die Preise
dafür sind sehr lohnend.

0!anaii>iclloch, 24. Jnli. (Allerlei.) Unsere krästig
aufbkühcttdc Gemeinde kommt nuii in den Bcsitz von zwei
neueli Gotteshäusern. Die auf dem Platze der alten prote-
stantischen Kirche nach deren Wegränmung neuerbaute Kirche
ist ncrhezu vollcndet und soll in etwa sechs Wochen eingeweiht
wevden. Dicser Nettbau ist in edlcn Formen gehalten und
macht aus seinem schöncn Standori, ciner kleincn, so ziemlich
inmitten dcs Dorfcs gelegenen Atthöhe, einen stolzen Eindruck.
Auch die Kntholiken erhaltcn einc neue Kirche. Deren Bau
ist vor wciiigcn Wochen in Angriff genommen worden. Auf
dcm Bauplatze regen sich vielc flcitzige Händc. Künstigen Sonn-
kag soll dic fcicrliche Grundstcinlegung stattfinden. — Die
H a lm f r ü ch t e stchen in unsercr Gegend dieses Jahr in
unvcrgleichlicher Schönheit und Fülle auf dem Felde. Hoffent-
lich kommen sic diesmal gut unter Dach; im letzten Jahre ist
Mitte Juli der ganze vielvcrsprcchcnde Erntesegen verhagclt
worden.

0.6.Mannheim, 24. Juli. (Zn der Rh einauer Kupfer-
diebstahlsaffaire) wurde der Händler Renius von der
Strafkammer zu 2 Iahren Zuch th a u s , die übrigen An-
geklagten zu 10 bis 16 Monaten Gefängnis verurteilt.

Kandel und Aerkeyr.

Mannheim, 24. Juli. (Aktien.) Oberrh. Bank 118.50 G-
Nheln. Creditbank 142.10 G. Rhein. Hypoth.-Bank 179.70 G-
Brauerei Kleinlein, Heidelberg 160 G- Schroedl'sche Brauerei-
Aktien 175.— G. Portland Zement Heidelberg 109.— B.

Frankfurt, 24. Jult. Effektensozietät. Abends 6V« Ubr.
Creditaktien 214 b., Dresdner Bank 144.30 b., Darmstädiec
Bank 136.40 b., D. Effekt.- u. Wechsel-Bank 103 b. G., Staats-
bahn 150.90 b., 3proz. Mexikaner 26.40 b. G., 5proz. amort.
Mexikaner 4090 b-, 3proz. Portugiesen 29.20 B. 10 G., Hibernia
167 b., Bad. Zuckerfabrik 66 b. G.. El-ktr. Helios 21.80 b.

6'/« bis 6V2 Uhr: —.

Mangels Anregung fanden auf allen Gebieten nur gauz ge-
ringe Umsätze statt. Portugiesen und Mexikaner waren etwa?
fester.

Mannheim, 24. Juli. (Pr 0 duktenbörse.) Per 100 Kilo-
Weizen Pfälzer 17.50 bis —, Norddeutscher —bis —
Aztma 17.25 bis 17.50, Theodosia 17.75 bis 18.20, Saxonska
17.— bis 15.70, Gtrka 16.75 bts 17.25, Taganrog 16.75 bi?
17.25, rumänischer 16 50 bts 17.50, amerikanische Winter II 17.6ö
bis —, amerik. Spring —.— bis —, Kansas II 17.65 bis
—.—, Kalifornier 17.80 bis —, La Plata 17.35 bis —
Walla-Walla 17.60 bis . Bahia blanca 18.- bis —
Semence Russe 18.— bls —, Kernen 17.75 bis —Roggen-
Pfälzer 15.50 bis 15.75, Russischer 15.25 bis 15.50, Gerste
htesiger Gegend —bis —, Pfälzer —bis —
Ungarische —bis —, Futtergerste 13.25 bis 13.50, Hafek
Badischer alter 17.25 bis 18.25, Württemberger Alp 16.50 b(S
17.25, Norddeutscher 18.— bis 1825, Russischer 17.50-18-2»'
Amerikaner —bis —, Mais Amerik. mixed. 13.— biS
—. La Plata 12.30 bis —Donau 12.30 bis —. Kohl'
reps Deutscher 25.50 bis Wicken 17.75 bis —Kl--'

samen Deutscher I 105 bis 110, Deutscher II 94.— bis 98.-^-
Luzerne 112.—bis 117.—, Provenze 118.— bis 120.—, Esparsette
33.— bis 34.—, Amerikaner 94.— bis 100.—, Leinöl mit Aasi
68.00 bis —. Rüböl mit Faß 63.50 bis . Rüböl b-t
Waggon 61.50 bis —.—, Petroleum Amerikany 17.60 bis
bei Waggon 21.— bis —, in Fässern 22.— bis —
Russisches 15.90 bis —bei Waggon 19.40 bis —

Fässern 20.50 bts —.—, 70er Rohsprtt 40.50, 90er Rohsprit 24.7S-
Rohsprit versteuert 1061.—

Weizenmehl 00 0 1 2 3 4

27.50 25.50 23.50 2250 21.50 19 50

Roggenmehl 00 : 23.25, 0 : 20 25.

Tendenz: Alles ziemlich unverändert._

WasserstanVSnachrtchten

Neckar. Rhein.

Hetdelberg, 25., 1.30, gef. 0,02m Lauterbnrg, 24,4,75, gest. 0,01
Htilbronn, 24.. 0.60, gef. 0.02m Maxau. 24.. 4.86. gest.o.o^
Mannheim. 24,4,33, gest. 0.07m Mannheim. 24.. 4.43. gest. 6

Neueste Nachrichten. .

Berlin, 24. Juli. Die Zolltarifkommissio
sctzte die Beratung des Abschnitts Glaswaren fort u"
nahm die Positionen 748—751 unoerändert, Position
und 757 mit einigen Aendernngen und den Rest de
Abschnitts Glaswaren unverändert an und begann de
16. Abschnitt Edelwaren. Sie nahm für die zunächl
zurückgestellten Positionen 680 Edelsteine und 681
edelsteine und sodann Position 769 Fetngold, 770 legiert'
Gold, 771 Goldwaren nebst der Anmerkung betreffeu
Platin und Platinwaren an. Wetterberatung morgen.

Dresdeu, 24. Juli. JmBefinden des Königs Geo
ist eine wescntliche Besserung cingetreten. F'^er
nicht mehr vorhanden. Der König hat heute stundenw
das Bett verlassen.
 
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