Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 177-202 (01. August 1902 - 30. August 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0316
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Elsaß-Lotljringeu.

— Me mehrtägige Ferienreise, Lie Ler Deutsche
Ltronprinz gegenwärtig mit kleiner Begleitung öurch
Las Reichsland macht, und bei welcher der zur Dienst-
leistung beim Kaiserlichen ^tatthalter kommandierte Ma-
jor Gras v. Holnstein die ortskundige Führung über-
riommen hat, grlt dem Besuche der Vogesen und ihrer
sagenumwobenen Berge und Burgen. Wenn somit diese
einsache Touristenreise des Kronprinzen ausschließlich dm
Zweck verfolgt, denselben mit den großartigen Natur-
jchönheitcn des herrlichen Vogesengebirges bekannt zu
nrachen und wenn also alles offizielle Zeremoniell jeg-
licher Art dabei fortfällt, so darf es um so mehr hervor-
gehoben werden, daß an allen Orten, durch die der Kron-
prinz kam, die Bevölkerung in spontanec Weise dem
Hohen Gaste freundliche Huldigungen bereitete, die durch
die anspruchslose und ursprüngliche Form, in der solche
vielsach dargebracht wurden, nur um so tiefer und wohb-
thuender wirkten. Aber auch der Kronprinz seinerseits
hat sich durch sein liebenswürdiges Wesen und sein gan-
zes, mit einer gewissen Bescheidenheit gepaartes Auf-
treten üie allgemeine Zuneigung und Liebe gewonnen
und eine Reihe von kleinen Begebenheiten und Einzel-
heiten wähcend der Reise werden berichtet, die, wenngleich
an sich ohne weitere Bedentung, doch den vornehmen Her-
zensadel und die gemütreiche Sinnesart des jungen
Kaisersohnes erkennen lassen. Die Bevölkerung hat sich
gefreut, den Sohn des Kaisers warm willkommen heißen
zn können. Es steht zn hoffen, daß auch sür den Kron-
prinzen, dessen Persönlichkeit und Benehmen hier allge-
mein sympathisch anmutete, der Aufenthalt im Elsaß
nicht minder reich an angenehmen Eindrücken gewesen
sein möge.

Bayern.

M ünche n, 14. Aug. Die Depesche des K a i-
sers an den P r i n z r e g e n t e n, so schreibt man der
„Frkf. Ztg.", muß nach zwei Gesichtspunkten betrachtet
werden: Erstens, wie sie gemeint war, und zweitens,
wie sie sich ausdrückt. Gemeint war sie augenscheinlich
sehr gut und der^ Geist, der aus ihr spricht, findet in den
nicht klerikalen Kreisen lebhafte Ilnerkennuiig. Jn eben
diesen Kreisen findet die Ausdrucksweise der Depesche
nicht die gleiche lstimmung. Selbst Personen, die kein
gutes Wort für das Zentruni haben, finden den Tadel
eines parlamentarischen Vorganges unliebsam, und
staatsrechtliche Bedenken werden auch sonst geäußert.
Auch die Art, wie dem Negenten die 100 000 Mk. ange-
boten werden, wird ziemlich einheitlich glossiert. Hervor-
gshoben wird allgemein der ruhige, urii nicht zu sagen
konstitutionelle Ton der Antwort des Regenten. Dec
Ton beider Depeschen wird in der Diskussion scharf in
Gegensatz gebracht, und zwar sehr zum Vorteil des Re-
genten. Mehrfach hörte ich der iNeiiiung Ausdruck ge-
ben, daß die Schenkung der 100 000 Mk. durch einen
Reichsrat von der bayerischen Regierung inszeniert wor-
den sei, um das Anerbieten des Kaisers ablehnen zu
können. Das ist absolute Erfindung. Zwei Tage, be-
vor der Kaiser seine DePesche abschickte, wußte man hier
schon von der Schenkung des Reichsrats Grafen Moy.
Hätte er nicht die Spende gegeben, 'hätten es andere
Neichsräte gethan. (dtach der „Allg. Ztg-," war schon
eine Saiiimlung unter den Reichsräten beabsichtigt.) Daß
die Spende des Reichsrats den Regenten und die Re-
gierung vor einer heiklen Situation beivahrt hat, ist
natürlich. Die klerikale Presse nimmt richtig Anlaß,
ans dem Kaisertelegrainni verstärkte Angriffe gegen das
Ministerium Erailsheim herzuleiten. Das Zentrum war
in der Sackgasse in großer Verlegenheit; das Kaisertele-
granun hat dem Finken wieder Sarnen gebracht.

— Zur Geschichte des M i n i st e r w e ch s e l s in
Bayeru macht die „südd. Reichskorr." folgende nicht un-
interessante Mitteilungen: Es ist richtig, daß Herr von
Landmann am 7. Juli sein Entlassungsgesuch beding-
ter Itatur eingereicht hat, nämlich für den Fall, daß sei-
nem Antrage auf sofortige Enthebung der Würzburger
Senatoren nicht stattgegeben, sondern der Auffassung des
Ministerrats, wonach der Senat vorerst zu vernehmen
sei, zugestimmt wiirde. Aber gleichzeitig hat Herr v. Land-
mann dem Ministerpräsidenten schriftlich erklärt, daß
er das Gesuch vorläufig geheim halten
w e r d e, woran selbstverständlich die Regierung gebim-
den war. Eine Mitteilnng an diese, daß das Geheim-
nis nicht mehr zu bewahren sei, erfolgte auch in den spä-
keren Stadien der Angelegenheit nicht. Nach einigen
Tagen erhielt Herr v. Landmann — nicht durch die Re-
gierung — die Mitteilung, daß sein Entlassungsgesuch
Genehmigung finden werde, daß er aber vorher die Ver-
tretung seines Etats durchzuführen habe. Da die Kam-
mer sich mitten in der Beratung des Knltnsetats befand,
war das wohl ebenso selbstverständlich, wie es an und für
sich die Verpflichtung eines jeden Ministers ist, bis zur
Ernennnng seines Nrichjpigers die Geschäfte zu führen.
Herr v. Landmann erhob auch dagegen keine Bedenken,
sondern erklärte nur, daß er wegen hochgradiger Ner-
vosität seinen Etat unmögtich weiter vertreten könne und
stellte aus Gesundheitsrücksichten die Bitte um tlrlaub,
der ihm auch gewährt wnrde. Die Ernennung des neiien
Kultiisministers unterblieb, nachdem die Wahl des Nach-
folgers getroffen und die Annahme erfolgt war, lediglich
deshalb, weil man einen völlig nen in ein Ressort kom-
inendeii Minister doch nicht zumuten kann, dasselbe sofort
im Landtage zu vertreten.

W»WW»»WW»WW»W»»»WW»»W»»»W»W»»W>W»WWWNfMWW»WW»»»WWIW»WWI»

AuS der Kartsruher Zeitunq.

— Scine Königliche Hoheit der Grohherzog haben
nach erfolgtem Einverständnis mit dem Erzbischöflichen Ordi-
nariat den Rechnungsrat Karl Lamp bei dem Kath. Oberstif-
tungsrat zum Revisionsvorstand ernannt.

—- Scine Königliche Hoheit der Großherzbg haben
bie Amtsregistratorcn Ferdinand Huber beim Bezirksamt
Waldkirch, Heinrich Kirchcnbauer beim Bezirksamt Ra-
ftatt, Leopold Frey beim Bezirksamt Freiburg, Philipp G m e-
l i n beim Bezirksamt Schwctzingen, Adolf Fleuchaus beim
Bezirksamt Mannheim und Peter Dürr beim Bezirksamt
Pforzheim, zu Kanzleisekretären, den Referendär August M ch l
mis Durmersheim zum Amtsrichter in Eppingen ernannt und
den Profcssor Dr. Karl Bächle am Gymnasium in Freiburg
auf scin Ansuchen wegen vorgerückten Alters und leidender Ge-
sundheit unter Anerkennung seincr langjährigen und tren ge-
leisteten Dienste auf Schluß dcs laufenden Schuljahvcs in den
Ruhestand versetzt.

— Mit Entschließirng Großh. GewerbeschulratZ wurden in
gleicher Eigenschaft versetzt: Gcwerbelehrer Leonhard Sind-
linger an der Gewerbeschule in Waldshut an jene in Frei-
burg und Gewerbelehrer Eduard K u h u an der Gewerbeschule
in Vöhrenbach an jene in Waldshut.

Ausland.

Euglaud.

LoIIdoII, 13. August. Die am 18. ds. stattsiiideride
große F l o t t en r e v u e in Spithead wird ein
fiir engüsche Verhältnisse ganz neues Mariiieschaiispiel
bieten. Es wird sich znin ecstenmale um ein Defilieren
dec Geschwader en pakade handeln, während bisher bei
solchen Revnen der Sonverän anf seiner Jacht die langen
Linien hinnnterführ. Die drei Flotillen der 32 Torpedo-
zerstörer werden der Köiiiglichen Jacht als Eskorte die-
nen. Die Königliche Zacht wird znnächst die Linien hin-
uiiterfahren und dami zwischen den Linien der englischen
und fremden Kriegsschifse hiüdurchlaufen, um sür die
vom Monarchen vorznnehmende Revue in Stellung zu
gehen.

— Wie der „Daily Expreß" erfährt, wird ein groß-
artiger R e i ch s - S ch i f f a h r t s- und Eisenbah -
n e n t r u st orgaiiisiert, nm die Beziehungen der bri -
tischen Kolonien mit dem Mutterlande enger zu-
vertnüpsen. Chamberlain stehe an der Spitze des Unter-
nehmenS, welches auch bezwecke, Großbritannien hinstcht-
lich der Znfuhr von Brotstofsen unabhängig von den
Vereinigten Staaten von Amerika zn machen. Der erste
Teil des Planes, welcher darin besteht, daß ein monat-
ticher Dampferdienst zwischen Kanada nnd Südafrika
eingerichtet werde, sei bereits Perfett.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 16. August.

X Den 75. Geburtstag üegeht heute der Senior uuserer
Juristeufakultät, Prof. Ernst Jmmauuel Bekker. Jn voller
Rüstigkeit lebt der berühmte Rechtslehrer dem Dienstc seiner
Wissenschaft; möge er ihr noch lauge erhalten bleibeul

j PrelS-Rattenfangcn. Der Verein der Hunde-
freuude für Heidelberg und Umgebung wird mir dem
Vereiu „H u n d e j p o r t" M a n n h e i m - L u d w i g s -
hafeu am 31. August, 8 Uhr vormittags, auf dcm «chtief-
platz des Vereins an der Kirchheimer Landstraße sein erstes
Preis-Rattenfangen aphalten. Der Einsatz betrügr 4 Mk. pro
Hund und Klasse und es werden in jeder Klasfe je eine goldene
Atedaille mit Ehrengabe als 1. Preis, je eine srlberne Dte-
daille mit Ehrengabe als 2. Preis, je ein Diplom mit Ehren-
gabe als 3. Preis gegeben. Außerdem stehen noch eine große
Anzahl wertvoller Ehrenpreise zur Verfügung. Das Fangen
wird für Schnauzer und Terriers aller Art abgehalten. Als
Richter haben die Herren Ed. F. Gartner-Karlsruhe und L. F.
Diefenbach-Frankfurt a. M. ihr Erscheinen zugesagt. Dem
Verein ist eine recht rege Beteiligung aus den hiesigen Kceisen
der Schnauzer- imd Terrierbesitzer zu wünschen, da jedem
Hund bei einer Prüfungsdaucr von 5 Minuten genügend Ge-
legenheit gegeben isl, seine Kunst im Raltensangen zu zeigen.
Ferner hat der Berein sür seine Mitglieder eine Hafrpflicht-
versicherung zu ganz geringem Preis abgeschlossen, welche sich
gcmätz Paragraphen 833 und 834 des B. G.-B. auf diejenigen
Schäden erstreckt, die durch Hunde an Personen veranlaßt
werden, wie auch auf die durch Huiid-e herbeigeführieu «ach-
schäden und Iwar bis zum Betrage von 50 000 Mk. für eine
einzelne Person und 100 000 Mks für das einzelne Ereignis.
Der Preis ist ein derartig niedriger, daß die Pviiccengeüühr
und Vereinsbeitrag zusammen niedriger siiid, als tvcim ein
Hundebesitzer seine Hunde einzelu versichert. Die seit Einfüh-
rung des B. G.-B. sich immer mehr häufenden Regreßansprüche
an Hundebesitzer legten den Gedanken für eine solche Ner-
sicherung nahe und dürste sich der Beitritt zum Bercin der
Hundefreunde für jeden Hundebesitzer lohnen.

KrönungS-AnsichtSpostkartcn. Jn zahlreicheu dcuischcn
Blättern — auch in hiesigen — erschicn am 31. v. M. eine
Auzeige, in der prachtvolle Krönuiigspostkarten angeboten wur-
deu. Zur Bezahlung des Jnserates crhielten die Blätter einen
Wechsel. Wie wir niin iu dcm Fachorgan „Zeitungsverlag"
lesen, sind die Wechsel nicht eingelöst worden. Es ist kein
Zweifel, schreibt das Fachülatt, daß hier ein Schwindel
vorliegt, dem die betreffen'den Zeitungen zum Opfer gefallen
sind. Den Bestellern von Ansichtskarten ist es schwerlich besser
gegangen. Es wäre interessam, zu erfahren, ob überhaupt
jemand, der den verlangten Betrag eingeschickt hat, diese
Krönungspostkarten erhalten hat.

-st Frankenthaler Porzellan. Eine von der Meisierhand
Ph. Hannongs modellier« farbige Porzellangruppe, feinstes Er-
zeugnis der ehemal. 5turfürstlichen Manufaktur zu Franken-
thal, ist gegenwürtig für einige Tage in dem Schaufenster der
Kunst- und Antiquitätenhandlung von Julius Bamüerger am
Kornmarkt ausgestellt. Die Gruppe besteht aus drei aller-
liebsten, anf eiüer Mauer sitzenden Putten, die sich beraten,
was das eine Puttchen, welches anf dem Schotze ein Blatt
Papier liegen hat und in der Hand einen Stist hält, nieder-
schreiben soll.

4- Vom Elektrizitiitswcrk Wiesloch kann in der kommenden
Nacht von abends 12 Uhr bis morgens 5 Uhr kein Strom gelic-
fert werden, da der Ncubau einer Hochspannung-Scheide-Anlage
vorgenommen wird.

-i- Die ungarischen Fahnen an Äem Hausc, in welchem
Nicolaus Lenau 1831—32 hicr wohnte, sind auf Veranlassung
des hier weilenden Professors Dr. Carl Pap aus Budapest
am Mittwoch zur Erinncruug an des Dichters 100jährigen
Geburtstag angebracht worden.

— Polizcibericht. Ein Schuhmacher wurde wegen Dieb-
stahls und Unterschlagung nnd cine Kellnerin wegen Umher-
ziehcns verhaftet.

-i- Waldmichelbach, 16. Ang. (Zum Unfall im
Tunnel.) Das hiesige Tunnel ist an wenigen kleinen Stel-
len nicht ausgemauert. An einer dieser Stellen nun haben
dic dort fortwährcnd hervorquillcnden Wassermassen Unter-
waschungen verursacht, wodurch Steingeröll zum Rutschen kam.
Mcm hat deshalb sofort nach dcm beideutungslosen Unfall
damit begomien, fragliche Stcllen vollständig auszumauern, so
daß also in der Folge Derartigcs nicht melhr vorkommen
kann.

SL Karlsruhe, 16. Aug. (Ehrengabe.) Dem ehe-
maligen kommandierenden Gcneral des 14. Armeekorps, Ge-
ncral der Kavallerie z. D. v. Bülow ist anläßlich seines Schei-
dens aus dem Armcekorps eine von sämtlichen Offizieren,
Sanitätsoffizieren imd höheren Beamtcn dcs Korps gewidmete
Ehrengabe überreicht worden. Dieselbe besteht cms einem sil-
bernen Ehrenschilde nach dem Entwurfe des Prof. Hofacker,
Dircktor der Großh. Kunstgewerbeschule in Karlsruhe.

SL Schopfheim, 18. Aug. (Jugendliche Brand-
stifterin.) Jn das hiesige Amtsgefängnis wurde die 1314-
jährige Emilie Trefzer von Wies cingeliefert, welche am Diens-
tag das Haus ihrer Eltern in Brand steckte, wodurch, wie be-
reits gemeldet, in Abwesenhcit der Eltern das gcmze Anwesen
in Flammen aufging. Die Gri'mde, welche die jugendliche

Brandstifterin für ihre That angiebt, sind eigentümlicher Natur«
Sie hatte, wie das „Markgr. Tgbl." berichtet, den geringen
Betrag vou 37 Pfg. gestochleu und aus Furchr vor Srrafe suchre
sie sich selbst zu verbreimen, indem sre Feuer au -das Haus legre.
Als die Sache jedoch „brenzlig" wurde, regre sich bei Sem Mäd-
chen der Erhalrungsrrieb; es schaffte zwei bei ihm üesindliche
kleinere Geschwister und einige Kleider aus Vem brenneirden
Haus. Jnzwischen kam dann von fremden Personen Hilfe;
doch konnte nur wenig gerettet werden. Die Familie ist durch
das Unglück in bitterste Iior geraren.

Vom Dachsberg A. St. Blasien, 15. Aug. (Auguftrei f.)
Die Nacht vom 11. auf den 12. August brachle uns ganz em-
pfindliche Kälte, so daß am folgenden Morgen aus sämrlichen
Höhen alles dick mit weitzem Reif behangen war. Am
13. August mußte man einheizen und man machte dabei die
Ersahrung, daß es auch im August im geheizteu Srüüchen rechr
behaglich sein kann.

Konstanz, 15. Aug. (Die Königin-Witwe von
Jtalien.) Gestern Nachmittag traf Königrn Wiüve
Margherita von Jralien hier ein und ftieg im Jnselhorel
ab. Bald nach der Ankunft unternahm die Königin mir ihrer
Begleirung eine Rundfahrt durch die Stadr und besichligte u. a.
das Münster und das Rosgartenmuseum. Hier inreressierie
sich die Königin besonders für die alre Richenrhalsche Chronik
über das Konzil von Konstanz und äußerte den Wunsch, eine
Copie dieses interessanten Werkes zu erwerben. Custos Sulger
zeigte der Königin die verschiedenen Sammlimgen des
Museums.

Aus Baden. Jn B a d e n w e i l e r werden am 21. und 22.
d. M. Gartenfeste abgehalten, zu denen schon jetzt umfassende
Vorbereitungen getroffen werden. Die Festlichkeiten dienen
einem wohlthätigen Zwecke. Der unter dem Protektorate der
Erbgroßherzogin stehende Verein „Hildakrankenheim" beabsich-
trgt in Badenweiler ein kleines Krankenheim für Kurgäste zu
errichten und zu verwalten. — Die Apotheke in B o n n d o r f»
seir 25 Jahren im Besitze des Herrn Michler, wurde samr Haus
uud Garten für 118 000 Mk. an einen Apotheker aus Wetzlar
verkauft. Die Uebernahme findet im Oktober statt.

Weater- und Kunstnachrichen.

Bayrenth, 14. Aug. Siegfrrüd Wagner dirigierte heute
mit außerordentlichem Erfolgc das „Rheingold". Prof. Hum-
perdinck, Hans Richter und sonstige Verchrer beglückwünschten
den Dirigenten. Das Pnblikum, meist Ausländer, spendete
begeisterten Beifall.

Kandet und Aerkeyr.

Mannheim. 15. August. (Aktie n.) Oberrh. Bank 117.50 G.
Rhein. Creditbank 142.30 G. Rhein. Hypoth.-Bank 180.50 G.
Brauerei Kleinlein, Heidelberg 160 G. Schroedl'iche Brauerei.
Aktien 175.— G. Portland Zement Heidelberg 107.— B.

Frankfurt, 15 August. Effektensozietät. Abends 6Uhr.
Creditaktien 216.60 b., Disconto-Commandit 183.10 b., Dcutsche
Bank 209 b., Staatsbahn 153.90 b., 3proz Mexikaner 26.40 B.
30 G., 5p:oz. amort. Mexikaner 40.20 b, Gelsenkirchen 167.30 B.
20 G , Harpener 162.20-162 b. G, Hibernia 167.80 B. 70 G.
Nöhrenkessel Dürr u. Co. 101.50 b. G., Schnellpressenfabrik
Frankenthal 163 b. G., Alkali Westerregeln 195 b., Elektriz.
Schuckert 88.30 b. G, Elektriz. Helixs 21.25 b. G.

6'/. bis 6'/- Uhr:

Bei ruhigem Verkehr blieb an der Abendbörse feste Haltung
vorherrschend.

—- Lerpziger Bank. Die Konkursverwaltung hat die Höhe
der im Herbst zur Auszahluug gelangenden zweiren Konkurs-
dividende auf 20 Prozent festgesetzt.

Heidelberg, 16. August. (Marklpreise.) Heu der Zentner

2.50—2.80, Korn-Stroh der Ztr. 2.50—2.80, gem. d. Ztr.

1.80—2.00, gelbe Kartoffeln der Zentner 4.29—4.50,
neue das Pfund 0-0 Butter in Balleu 1.05—1.10,
in Pfd. 1.10-1.20, Johamiisbeeren das Pfd. 12—15
Zwiebeln 6—7 Knoblauch 35 Bohnen das Pfund 10 biS

12 Erbsen das Pfd. 8—10 Gebund Gelbrüben 2—3

Heidelbeeren das Pfd. 20—25 der Liter 28—30 Eier das
Stück 5—6 das Hundert 5.20—5.50 ^L, Pfirsiche das
Pfd. 45—50 Zwetschgen das Pfd. 20-25 Mirabellen das
Pfund 12—15 ^ Reineclauden das Pfund 15—18 Blumen-
kohl das Stück 50—60 Rotkraut das Stück 15—20
Weißkraut 18—20 Wirsing 8—10 Kohlrabi 2—3 Z,
Sellerie 8—10 Lauch 8—5 Rettich 3-5 Meer-
rettich 20—25 Gurken das Stück 10—12 Einmach-

gurken 100 St. 0.90—100 Rote Rüben das Stück 5—8

Kopfsalat 4—5 Endivien 6—8 Aepfel das Stück 3—4
das Pfd. 10—12 Birnen das Stück 2 -3 das Pfund
15—18 Gebund Pctersilie 1—2 Gebund Schnittlauch 1
Radieschen 2—3

Eppinge«, 15. August. Der heutige Schweinemarkt war
weniger gut besucht, und waren 209 Stück Mtlchschweine sowie
23 Läufer zugeführt. Das Paar Milchschweine kostete 26—34^L,
Läufer 46—72 _

WafserstandSnachrichren

Neckar. Rheiu.

Heidelberg, 16., 1,30, gest. 0,01m Lauterburg. 14.4.71, gest. 0,06w
Heilbronn, 15.. 0,65, gef. 0.00m Maxa«. 14., 4,76, gef. 0,00w
«annheim. 15,4,25, gest. 0,02m Mannheim, 15., 4,35, gest- 0,03m

Neueste Nachrichten.

Berlin, 15. Aug. (Frkf. Ztg.) Vom Telegramm des
Kaisersanden Prinzregenten von Bayern nimmt
der „Reichsanz." auch heute noch keine Notiz. Es existiert
also für ihn nicht, wie für die „Nordd. Ailg. Ztg." der
Fall Löhning bisher nicht existiert. Daraus ergibt sich
gemäß der vom Präsidenten Grafen Ballestrem eingesührten
Praxis, daß dieses Telegramm, das jetzt die politische Welt
beschäftigt, im Reichstage nicht besprochen werden darf,
wenigstens nicht direkt. Ob man, wenn der Reichstag
zusammentritt, das Bedürfnis zu einer Besprechung dieser
letzten Kundgebung des Kaisers noch in demselben Maße
empstnden wird, wie jetzt, wo namentlich Blätter des
Zentrums auf die parlamentarische Auseinandersetzung hin-
weisen, mag fraglich sein. Wahrscheinlich werden inzwischen
noch einige andere rednerische oder telegraphische Kund-
gebungen des Kaisers über andere Fragen unseres öffent-
ltchen Lebens erfolgt sein. Aufsehen erregende wie diese
sind bald wieder vergessen. Es sind erst acht Monate ver»
flossen scit der großen Kunstrede des Kaisers, die einerr
lauten Widerhall in Zustimmung und Protesten hervor»
gerufen hat. Jst doch damals in angesehenen kunstbe-
geisterten Kreisen sehr ernstlich die Notwendigkeit einer
öffentlichen Antwort erwogen worden. Wer spricht heute
noch davon oder wer glaubt, daß auf die Produklion der
bildenden Künste die damals von Wilhelm II. dargelegten
Anschauungen einen nennenswerten Einfiuß geübt hätten?

Die Zahl dieser Kundgebungen steht im umgekehrten
Verhältnis zu ihrer praktischen Tragweite und Nachwirkung.
 
Annotationen