Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
Nr. 229-255 (01. Oktober 1902 - 31. Oktober 1902)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0794
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Destscher Aeichslag.

Berlin, 23. Okt.

Zolltarifgesetz.

Jn der forlgesetzren Beraiung der Ger sr e- und H a s e c-
zölle spricht sich Abg. Franken (Narlib.) für den Re-
gierungssatz aus.

Abg. Lucke (Bnnd der Landw.): Der Antrag Wangen-
tzeim ist zurückgezogen worden, roeil man zeigen wollte, datz
er nicht zur Demonstration dienen soll, aber nicht, weil man
den geforderlen Zollsatz für zu hoch hält. Möge das Ausland
mir seinem Export fich nach unferem Bedarf richten, uicht aber
wir mit unserer Produklion nach den Ueberschüssen der ganzen
W-lr.

Abg.E ch i n g e r - Stranbing (Zentr.) spricht für höhere
Kerstezölle.

Abg. Stolle (Soz.): Die ganze Schutzzollära sei von
Wismarck aus finanziellen Gründen eingeleiret worden. Bis-
rrrarck sei der grötzte Arbeiterfeind gewesen, den es je gegebcn.
Auch jetzt wolle man den ärmsten Bolkskreisen indirekr das
Geld abpressen, um die Reichsfinanzerr zu heben. Der Zen-
trumsantrag, die Ueberschüsse aus den Zöllen für Witwen- und
Waifenversicherung zu vcrwenden, sei nicht ernst gemeint.

Äbg. Dr. Heim (Zentr.): Da die Gerste kein Brotge-
treide sei, handle es sich hier nicht um Brorwucher. Die preu-
tzische Regierung habe ursprünglich einen Gerstenmindesrzoll
Von 4 Mark gewünschr, ein bayerischer Minister habe die Herab-
fetzung auf 3 Mark veranlatzt. Wenn auch die Auslandsgersr»
rroch so billig ins Land komme, werde das Bier doch rasch ver-
teuerl. Redner schlietzt mir einer Polemik gegen den Abgeord-
rreten Müller-Meiningen.

Abg. S ch w a r z - München (Wildlib.) sprichr sich vom
Konsumentenstandpunkt gegen eine Gerstenzollerhöhung aus.

Bayerrscher Ministerialdircktor v. Geiger tritt der Be-
»nerkung Heims bezüglich des bayerischen Finanzministers enr-
gegen. Heim besitze ja nach seinem eigenen Zugeständnis keine
genaue Kenntnis der betreffenden Vorgänge.

Hieraus beantragen die Abgeordneten Rettich (Kons.), von
Liedemann (Reichsp.) und Dr. Spahn (Zentr.) Schlutz der
Debatte. Als Abg. S i rr g e r (Soz.) hierüber namentliche Ab-
stimmung forderr, wollen die Antragsteller ihren Schlutzantrag
zurückziehen. Da dies nach der Geschäftsordnung unzulässig ist,
tvrrd über den Schlutzantrag namentlich abgestimmc und mit
L09 gegen 104 Stimmen bei zwei Enthaltungen Schlutz üer
Debatte beschlossen.

Es folgen die A b st i m m unge n üüer die G e r st e- und
Haferzölle; solche siüd zwölf vorgesehen, davon vier
rramentliche. Zuerst wird über den Antrag „Aiinimalgersten-
zölle 6 Mark abgestimmt und zwar auf Antrag des
Wg. Dr. Barth (fr. Ver.) namentlich.

Antrag Heim wird mit 242 gegen 83 Stimmen bei zwei
Enthalrungen abgelchnt. Der K o m m i s s i o n s a n t r a g
aus Gerstenminimalzölle von 6,50 Mark wird in namentlicher
Wbstimmung mit 183 gegen 133 Stimmen üei sechs
.Enthaltungen angenommen.

Position Gerste im autonomerr Zolltarifentivurf ivird nach
der Vorlage (7 Mark) angcnommen. Die übrigcn Anträge
betreffend Gerste entfallen dadurch.

Abg. Heim (Zentr.) zieht nunmehr seinen Antrag auf
Haferminimalzöllc von 6 Mark zurück (hört, hört! links). Der
K o m m i s s i o n s a n t r a g für Hafermini m al -
gölle von 6,50 Mark wird mit 180 gegen 139 Stimmen bei
zivei Enthaltungcn a n g e n o m m e n. Ferner wird die Tarif-
position Hafer nach dem Kommissionsanrrag (9 Markl ange-
nommen. Dic übrigc Aüstimmung ist dadurch hinfüllig.

Morgen 1 Uhr Fortsctzung.

Baden^

— Die Kronprinzessin von Schweden und Nor-
wegen wird voraussichtlich Ende d. M. in Baden-Baden
eintreffen und dort für längere Zeit zum Besuche ihrec
Eltern verweilen.

— Hn der K l o st e r f r a g e weisl die „Neue Bad.
Landesztg." die Meldung von preußischenr Einfluß beiiu
Großherzog unö von einem Eingreifeu des Erbgroß-
herzogs als völlig unwahr zurück. Dann schreibt das
Blatt: „Schon seit Jahren ist es der sehnliche Wunsc^ des
Groß'herzogs gewesen, den Zorderungen der katholischen
Staatsbürger, soweit sie mit dem staatsinteresse in Ein-
klang zu bringen sind, gerecht zu werden. Es handelt sich
slediglich noch nnr Garantien dafür, daß durch die Zu-
lassnng einiger Klöster keine Veikschärfung der konfessio-
nellen Gegensätze eintritt, und daß daraus für die betref-
fende Gegend keine wirtschaftlichen Schädigungen rejnl-
tieren. Eine solche Garantie hält sowohl der Großherzog
als das Staatsininisterium für möglich. Ob sie gegeben
wird, hängt von der Kurie ab. Zm Grundsatz ist die
Zulassung einiger Klöster als beschlossene ^ache anzu-
sehen: über die Modalitäten wird man sich in einer Weise
verständigen, die auch auf sachlich begründete Bedenken
und Wünsche der andern Konsessionen gebührende Rück-
sicht nimmt. An den maßgebenden Stellen. ist diese Frage
von Anfang an mit größter Besonnenheit nnd Ilmsichd,
aber auch frei von engherzigen konfessionellen Vorurtei-
len erwog-en worden. Bei der endgültigen Entscheidnng
wird man ia gleicher Weise zn Werke gehen!"

Prentzc«.

— Ans K attowitz wird der „Voikszeitnng" ge-
nicldet: Der Redaktenr Hoffmann von der polnischen
Zeitung „Gornoklacozk" in Kattowitz, der wegen Preß-
vergehens zn 8 Tagen Gefängnis verurteilt war, wurde
gestern wie ein gemeiner Verbrecher mit einem Zncht-
häusker zusammenaefesselt nach Beuthen transportiert.

einzugehen. Von 97 Kaffen, die sich an der Abstimmung
beteiligten, stimmten 67 für, 30 gegen diesen Vorschlag.
Auf dieser Basis sollen nunmehr die Unterhandlungen
weitergefükirt werden.

— Newyork, 23. Oktvbcr. Mitz Alice Rvosevelt
hat sich in Littlervck nxit Mr. John Greenwmy verlvbt.
Grceriway machte den Feldzug auf Cuba als „Rauher Rerter"
unter dem Kommando des jetzrgen Präsrdenten Roosevelt mit.
Anf der Harwarduniversität zeichnete :er sich als Mitglied
ides Nthletenkluüs aus.

— Tchlechte Erfahrunge» mit scincn Ehvrsängcrn

hat der Theaterdirektor in Plauen i. V. gemacht.
Nach einer Verössentlichung des dortigen Polizeiamts
hat der erste Tenor des Chors Rudolf Crippa (Theater-
nanre de Negri) am Stadttheater Engagement angenom-
rnen nnd, nachdem er sich einen größeren Vorschuß er-
schwindelt, die Stadt heimlich verlassen. Aber auch der
zweite Tenor Paul Werner ist mit dem Vorschuß durch-
gebrannt. Als besonderes K-ennzeichen dieses Flüchtlings
nennt der Steckbries den rötlich-blonden, striippigen
Schnnrbart und eine ausgeprägte rote Trinkernase.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seiuc KLnigliche Hoheit der Grohherzvg haben
dem Schifser und Rheinarbeirer Johann Karl Weitz II. in
Nonnenwcier die srlberne Rettungsmedaille verlrehen.

— Grenziontrvlleur Friedrich Winkler rn Wollmatin-
gen wnrde nach Meersburg versetzr.

Karlsruhe, 23. Okt. Der Großherzog trasheute
Vormittag Uhr von Schloß Baden hier ein und empfing
alsbald den Generalleutnant und Generaladjutanten von
Müller zum Vortrag. Von 10 Uhr an nahm seine Königliche
Hoheit den Vortrag des Ministers Dr. Schenkel und von
11 Uhr an denjenigen des Geheimerats Freiherrn von Dusch
entgegen. Um halb 1 Uhr empfing seine Königltche Hoheit
den Generaldirektor a. D., Geheimcrat I. Klaffe Eisenlohr,
welcher sich für die Ernennung arüäßlich seiner Zuruhe
setzung bedankte. Danach meldetc sich der Leutnant von
Bohlen und Halbach oom 1. Bad. Leib-Dragoner-Regiment
Nr. 20, kommandiert als Ordonnanz-Offizier bei Sr. Gc.
Hoheit dem Prinzen Max. Nachmittags halb 3 Uhr besuchte
der Großherzog den Staatsminister Dr. Nokk. Bon 3 Uhr
an folgten dte Borträge des Präsidenten des Evangelischen
Oberkirchenrats Geheimerats Dr. Wielandt, des Geheimerats
Dr. Reinhard und um 5 Uhr des heute von Berlin wieder
eingetroffenen Finanzministers Dr. Buchenberger. Später
erschien Präsident Dr. Nicolai zur Vortragscrstattung. Dcr
Großherzog gedenkt hier zu übernachten, um viele Arbeiten
zu erledigen. Die Großherzogin begab sich heute früh
2 Uhr von Schloß Baden nach Schopfhetm zur Landes-
versammlung des Badischen Frauenvereins. Dieselbe be-
absichtigt heute Nacht halb 1 Uhr wieder in Baden einzu-
treffen. Jn Begleitung iyrer Königlichen Hoheit befinden
sich die Hofdamen Freiin von Adelsheim und Freiin von
Rotberg sowie der Obcrhofmarschall Graf von Andlalv und
der Geherme Kabinetsrat von Chelius.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 23. Oktober.

-l- Evangelisclw Kirchcilgemerndeversammlllng. Jn der auf

gestern Abend aikbsraumren Sitzrmg, die — wvhl zum Bc-
danern mancher Mrtglieder — mit einem gleichzeirigen Vvr-
trage im Evangelischen Bunde zusammenfiel und vielleicht mit
auS dresem Gruude uicht besonders zahlreich besucht war, wurde
zuiiächsr die Rechuung des Kirchenbaufonds und die des Lokal-
lirchenfonds für 1900 für mrbeanstandet erklärt- Ebenso wurde
eine vvn der Abhörbehörde verlangre nachtcägliche Genehmigung
eines uubedeutenden Ausgabepostens erteilt. Arrs den Mit-
teilnngen deS Vvrsrtzenden, Dekans O. Hönig, war zu
entnehmcii, datz die Kirchensteuer ein Mehr von etwa 3800
Mark über den Voranschlag ergeben hat. Der zweite Gegen-
stand der Tagesordnung betraf die Orgel für die Christuskirche.
Voir Musikdirekror Hänlein in Mannheim ist die Disposition
für die Orgel enrwvrfen worden, wonach dteselbe 38 klingende
Stimmen erhalren soll. Es würde danach eine sehr respektable
auch sür die Aufführnng Vvn Kirchcnkonzerten geeignete Orgel
werden. Dre Gesamtkostcn sind aus 22 000 Mark Veran-
schlagt. llrsprünglich waren nur 12 000 Mark für die Orgel
in Anssicht genornmeu, im Hinblick anf die in den anderen
Kirchen vorhanden-en Org.eln jedoch entschlotz man sich später
für eine der Kirche mehr enrsprechende bessere Orgel. Das
Werk soll mii einem elektrischen Mvtor betrieben werden. Der
Berrag von 22 000 Mark sei reichlich b-emessen und würde
keinessalls üüerschrttten werden. Baurar B ehag h e l spracy
sich ebeufalls für die Anschaffuug eines' bessereu WerkeS aus
uud teilte mit, datz sich bei den Baukosten für dre Kirche eine
sichere Ersparnis von insgesamt ca. 40 000 Mark gegenüber
dem Anschlag ergeben wcrde, wodurch di-e Mehrkostcu für dic
Orgel gedcckt seicn. Dem vorgelegten Projekt erteilte die Ver-
sammlung die Zustimmung. Zum folgenden Gegenstand: die
Tnrmuhr sür die Christuskirche bcmerktc der Vorsitzcnde, datz
dic Anschaffung einer svlchen Uhr wohl eigcntlich Sache der
politischen Gemeinde sei. Es wurde eiue Anfragc an deu
Stabtrat gerichtet, der jedoch erklärte, für das laufeude Jahr
keiue Mitrel hierzu zu haben, doch wolle er dieselben sür das
nächste Jahr in den Voranschlag eiustcllen. Dabei sprach der
Stadtrat skch dahin aus, datz er eiu Schlagwerk, da sich ein
solches au der Uhr auf dem Schulhause III üefinde, nicht
für nötig erachte. Da das Zifferblatt an der Uhr angebracht
werden mußte, so lange die Gerüste standen, so übernahm cs
d-er Kirchengemeinderat, einstweilen ein solches erstellen zu
lassen. Die auf 930 Mark vorgesehenen Kosten üetrugen hier-
für jedoch nur 750 Mark. Für das Uhrwcrk sind weitere — aber
einschliehlich. Schlagwerk — 2400 Mark erforderlich. Nach-

dem sich die Herren Prof. S e n g, Stadrpsarrer S ch w a r z,
Professor Crsenlohr und Landgerichtsrat Puchelt noch
zu dcr Sache geäutzert hatten, wobei Stadtpfarrer Schwarz be-
sonders betonte, datz eine Uhr mit Schlagwerk angebracht wer-
den sollte, genehmigre die Bersammlung den Vorschlag in der
Erivartung?datz die politische Gemeind-e die Kosten übernehmen
werdc. Die Uhr soll bei dem gleichen Meister bcstcllt weroen,
'der die Uhr auf der Neueüheimer Kirche geliefert hat. Schlietz-
lich erklärte sich die Kircheng-emeindeversammmlung mit der
Ecneunuiig des Oberiuspektors A-bel, Berwalters der Pflege
Schönau, zum Kirchenrechner an Stelle des verstorbenen Herru
L. Schmitt eiiwerstandeu. Vor Schlutz der Versammlung
teilte der Vorsitzende uoch mit, das; die von einer Unzahl Kunst-
freunde für die Sr. Peterskirche- gestifteten, von Hans Thoma,
einem der berühmtesten Künstler der Fetztzeit, hergestellten zwei
grotzcn Gemälde, mit deren Anbringnng sich der Kirchenge-
meinderat mit bestem Danke für die Stiftnug eirwerstanden
erklärte, in einem Universitätsgottesdienstc und zwar am 16.
November dieses Jahres enthüllt werden sollen, wo-zu die Grotz-
hcrzoglichen Herrschaften ihr Erscheinen zugesagt haben.

** Die Schuldcn der Stadt betrugen am Ende des vorigen
Zahres 12 723 849 Mark, das Vermögen 8 801 624 Mark,
die reinen Schulden sornit 3 922 224 Mark. Sie haben sich
seit Ende des vorhergehenden Jahres nm 680 654 Mark ver-
mehrt.

Der Saatbau hat im vorigen Jahre 24 364 Mark lau-
fende Einnähmen gehabt gegenüber einem Voranschlag von
19 650 Mark. Die Ausgaben betrnge» 24 495 Mark. Eine
Ablieserung an die Stadtlässe, die in Höhe von 7700
Mark vorge-sehen ivar, konnte nicht erfolgen. Die Abweichun-
gen Vvm Voranschlage kommen im Wesentlichen davon her,
datz der Saalban inzwischen in den Besitz des Staates gekom-
mcn ist und die Stadt nunmehr für ihn 15 000 Mark jähr-
tich (5000 Mark für dre-Zeit bom 1. September bis 31. De-
zemüer 1901) Miete zahlen mutz. Auch verursachte die Einfüh-
rung der elektrrschen Beleuchtung eine unvorhergesehene Aus-
gabe von 2000 -Mark.

X Das städtische Orchester hat im vorigen Jahre aus
öffentlichen Konzerten 39 992 Mark cingenommen und ist damit
nm 2508 Mark hinter dem Vor-anschlag zurückgeblieben. Die
Einnahmen hängen vom Fremdenzuflutz, nnd dieser von der
Witke.rung ab, die im oorigen Jahre wenig günstig war. Die
Einnahmen von Gesellschaften und Privaten mrr 4663 Mark

habc» den Äoranschlag nahezn erreichr. Der Zuschuß deL
Stadtkasse betrug 31 330 Mark. Jn Aussicht genommen tvav
ein solcher von 26 580 Mark. Wenn die neue Festhalle einmni
'erri'g^ist, dann werden die Einnahmen des Orckesrers siä>
dnrch Veranftaltung vvn Familienkonzerren im Winter hosseirn
lich steigcrn lassen und ein so hoher Zuschuß nickr mehr er-
wrderlich sein. Zugleick ivrrd dann auch die Heidelberger'
Bürgersckasr mehr vom städrischen Orchester haben, als dieZ
jehr der Fall sein kann.

x Vom Ttadtwald. Jnfolge der ungüiistrgen Wirrerung
dieses Jahres ist der K a st a n i e n e r t r a g im Stadtwaldc
ein g c r i n g e r. Von einer V e r st e i g e r u n g desselbev
wnrde deshalb II m g a n g g e n o m m e n. Jn den einge^
zännren Teilen des Stadtwaldes, sowie in allen Privatgrund-'
stücken ist jcdoch das Sammeln von Kastanien nur mit Erlaub-'
nis des Eigentümers gestattet.

X Bon Ler Universitiit. Bei der natiirwissenschaftlich-matb^
niatische» Faknltät imserer Hochschnle habilitert sich vr. pdi>-
Georq Tischler. Die Probevorlesnng findet Dlenstag, veN
28. October 1902, abends 6 Uhr im Hörsal des botanischeu Jn'
tituts statt »nd hat zinn Gegenstand: „Geschichte der Sex»a>-
theorie in der Botanik".

Schäffengerichtssitzung vom 23. Oktober. Vorsitzender"
Herr Amtsgerichtsdirektor Riostein. Withelm Lenz, von Hand--
-chuhsheim erhielt wegen Unterschlagung 2 Wochen Gefäng^
nis; Friedrich Höfer von Bammenthal wegen KörperverletzunS
50 Mark Geldstrafe; Hermann Maier von Mannheim wegcn
Unterschlagnng 4 Wochen Gefängnis; Franz Kerber hier wc^
gcn Widerstands und Beleidrgung 4 Wochen Gefärignis; Ioh-
Krämcr von Eppelheim ioegen Hausfriedensbruchs und Belci^
digung l Woche Gefängnis und 2 Tage Hast; Adam SchmiU
'hier wegen Körperverletzung 2 Wochen Gefängnis; die Ver--
handlnng gegen Friedrich Brandel, Anton Schlechrer, -Georg
Schlrcksupp nnd Jakob Hamleh von Handschuhsheim, sowil>
gegen Christian Pfeisfer, in Haft hier, wegen Körperverletznng
wnrde vcrtagt; Heinrich Zängerle hier erhielt wegen Körpeiü
verletznng 1 Woche Gefängnis; Andreas Grund in Hasr hiec,
wegen Hansfriedensbruchs, Bedrohnng und Beleidigung 3»
Tage'Gefüngnis; Alnnne Ginapp, in Haft hier, wegen Dieb-'
stahls 14 Tage Gesängnis; Elisabeth Bälz, in Haft hier, wegcN
Betrngs 14 Tage Gefängnis.

-fi Polizeibcricht. Verhafter wnrde ein Taglöhner wegeö
Landsrreicherei nnd Unfugs, ein Schmied wegen Bercelns n»b
ein hier anlätzlich der Meffe sich aufhaltendcr Zanberkünstlcr'
wegcn Ucüertretnng der Gewerbeordnnng. Wegen Unfngs km
men 2 Personen zur Anz-eige.

KL Eberbach, 23. Oktober. (D i e M o r d t h a c) aus
der Stratze nach Wimmersbach.wurde allem Anschein nach vo»
einem I r r s i u n i g e n begangen. Es ivurde nämlich in dcc
-raglichen Nacht auf mehrere Kirchweihbesucher aus der neucU
Stratze nach Wimmersbach drei Revolberschüsse abgefeuert, wo^
von cinc Kngel dem Spengler Friedrrch Reinig durch den Obet--
chenkel ging nnd die beiden anderen Kugeln an dc»
A'öpfen ein-es Brantpaares vorbersausten. Nachdem die Schüw'
abgegeben, lief der Mordbnbe die alte Plentersbacher Srrasic
unter der Brücke durch nnd postierte sich oberhalb der Brüm
und gab dann einen Schutz aus drei von Rockenau heimkehren-i^
funge Lente ab, wobei der 19 Jahre alte Schmiedegeselle Orl-/
Heimberger aus Hüfsenhardl einen Schntz üurch dic Lunch'
erhielt nnd alsbald rot niedcrfiel. Die Gendarmerie ivie d»'
Polizei wurde soforl in Alarm gesetzr nnd siellte Nachsorschu»^
gen nach allen Richtnngen an, ohne datz es üis jetzi gelung>R
wäre, den Thäter eiiiznfangen.

8L Neckarbischofshcim, 23. Oktober. (Brand.j Heurr
Nacht brannten die Schnlscheu-cr, die Wohnhüuser und ScheuerU
von Landwirr Hoh, Flasthner Störzer und Wirivc Srratzcc
nieder. Es wird Brandftiftung vermuret.

Mannheim, 22. Oktober. (Hanprlehrer Röde >'
mnh insolge des Disziplinaroerfahrens dic Rcdaktion dc>-
„Nenen Badischen Schnlzcntnng" ni-cderlegen; anßerdcm erhsi'l'
derselbe noch einen Verweis. „

Aiamihcim, 22. Oktober. Auf Grnnd des Paragraph
dcs Reichsgesetzes über die eingetragenen Hilfskassen har dcr
hiesigc Bezirksrat die Schlietzung der badischen Kraw
'kenz n s ck u tz- nnd Sterbekasse für Männer »r>
Franen „Äorsichr", mit dem Sihe in Mannheim, versügt. .

dcs Verletzten, dcr in das Akademische Krankenhaus
Heidelberg verbracht w'urde, ist hoffnnngslos. -

Freiburg, 23. Oktober. (« elbstmord ein/ /
Stndente n.) Gestern Vormitrag hat sich auf dem Spazic/i
wege vom Jägerhause nach dem Rotzkopf der Studenr der M-''
dizin Karl Davidson aus Mainz auf.einer Bank durck eilsi
Schntz in dre Schläfe getütet. Den Revol-ver hielr er noch »
der Hand. Moriv der That ist noch unbekannt. ^

z- Schopfheim, 23. Okrober. (D i e h e u t i g e L a n d c
versamnrlnng des badischen F r a u e n v c

e r n s) war von 5—600 Personen ans allen Teileu des Land>
besucht nnd erhielt ein-e besondere Wcihe durch die Anwcsc»
h-eit der -Grotzherzogin. Die Stadt -war reich beflaggt und 4^,
Hüuser mit Blumenguirlanden geschmückt. Die Grotzhexzog^
traf um halü 11 Uhr hier ein nnd wurde am Bahnhof »c,
dem Grotzh. Landeskommrssär Föhrenbach, dem Oberamrnia> .
von -Grimm nnd BLrgermeister Fentzling in Schopfheim
grüßt. S'ichtliche Frende bcccitete der Fürstin eine AbordnU ;
hiesiger junger Mädchen in Markgräfler Tracht, von denen c> ^
einen poetischen Willkommen-grutz in allemannischem Dic>9
vortrug. Unter Hochrnfen der Volksmenge fuhr die Grsib,
herzogür sodann nach dcm Gasthof „Zum Pflug", wo bcrc>
üm 10 Uhr die Versammlung des Frauenvereins durch
heimrat Sachs erösfnet worden war. Mit einer kurzen^Mirrag^
pause bauerte die Sitznng bis 4 Uhr. Geheimrat «achs
stattete den Jahresbericht, Stadtpfarrer Faißt von SÄopshc'-
referierte über das Thema „Wie nährt sich unser Volk?"
Medrzinalrat Hauser über Krankeiipflege auf dem Lande.
Beginn der Sitzung waren au die Kaiserin und an die O>- j
grotzherzogin von Baden Beg'rützungstelegramme abgeim.,
worden. Jm Laufe des Nachmitags iras von der Erbgrotzhew.jz
gin rn Coblenz eine telegraphische Antwort ein, in welche'-- ^
bedauerte, an dem Besuche der Versammlung verhindcrt ^
sein und dem Badischen Frauenverein -weiteres Gedc»Z,
-wünscht. Die Grotzherzogin besuchte dann anf einer RnndÄ;,,.
durch die illuminierte Stadt vcrschiedene öffentliche Anstal^
Die Abreise nach Schlotz Baden erfvlgte nach 8 Uhr.

Heidelberger Vereinöangelegentieiteil'

4- Dramatischer Klub. Behufs Gründung desselben l^.,i
den sich im Neüenzimmer des „Heidelberger Hofs" am lcvch,-
Dienstag Aüend eine Anzahl Damen und Herren ein, wc^j,
in längerer animiert verlausener Versammlung einstimmig '
der Gründung sich einverstanden erklärten. Unter dem
sitz desHerrn Dietrich wurden ini derDiskussion eine
von Anregungen und Vorschlägen debartiert, die alle^d^,-
ausliefen, zu dem neu gegründeten Verein ein solides
ment zu legen. Es sollen am Laufe des WinrersenrcÜ
unter fachmännischer Regie eine Anzahl Theaterstücke

Mitglieder des Klubs einstudiert und ausgeführt werden- >>

auch Singspiele und Kostümesrücke. Eine Änzahl von zurn
 
Annotationen