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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256-280 (01. November 1902 - 29. November 1902)
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Hessen praktische Bethätigung gefmiden. Jn Baden hat
man demselben keine Rechnung getragen. Will man sich
angesichts der Thatsache, daß im badischen Oberschulrat
die zwei juristisch gebildeten Mitglieder die beiden leiten-
den Stellen einnehmen, wnndern, daß dieser Zustand mit
lebhaftem Bedenken aufgenommen wird? Die laut gewordene
Kritik richtet sich aber auch gegen die Person und politi-
sche Stellung des Ernannten. Es ist die Konstatierung
einerMhatsache, nicht aber eine Berunglimpfung, lvenn ge-
sagt wird, Herr F. Schmidt genieße in den Kreisen der
badischen Lehrerschaft recht wenig Sympathie. Bei der
Notwendigkeit eincs entschiedenen Fortschritts auf ge-
wissen Gcbieten des badischen Schulwesens innßte in
liberalen Kreisen Beunrnhigung entstehen, wenn
mit oi! die Spre däses Schuliv-se>s tin Mann leinfeu
wird, der ciner Paitei sich zuncigt, die einer fort'chiilt-
lichen AllsgesWliung des Schulwesens sich eutgegenstellt
und wo sie die Macht dazu hat, di selbe verbmdert.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Die Älmdidntcn des Maschineiiingettieurfaches Nichard
Körner von Gondelsheim, Karl Berton von Baden, Olto
IZchuler von Karlsruhe, Eugen Keller von Karlsruhe,
Richard Kling von Konstanz, Karl Hepting von Edinburg
und Max Wippermann von Freiburg sind auf Grund
der ordnungsmäszig bestandenen maschinentechnischen Staats-
prüsung unter die Zahl der M a s ch in e n i n g e n i e u r -
Praktikanten aufgenommeu worden.

K a r l s r ii h e, 4. Nvvember. Am Samstag Nach-
mittag 3 Uhr trafen der Kronprinz und die Krvnprin-
Zessin von Schweden und Norwegen in Baden ein. Die
Höchsten Herrschaften snhren Jhren Königl. Hoh. nach
Oos entgegen. Die Herrschaften blieben am Bahnhof bis
zn der knrz darauf erfolgten Ankunft des Erbgroßherzogs
und der Erbgroßherzogin und fuhren dann nach dem
Schloß. Am Sonntag Vormittag besuchten die Höchsten
Herrschaften mit dem Erbgroßherzog den Gottesdienst in
der Stadtkirche in Baden. Gestern empfing der Groß-
herzog den Obersten von Schickfus, Kommandeur des 1.
Badischen Leib-Grenadier-Regiments Nr. 109 nnd in
Wertretung der betreffenden Kommandeure die Majore
von Skopnik vom 1. Badischen Leib-Dragonerregiment
Nr. 20 nnd Franoux vom 1. Badischen Feld-Artillerie-
Regiment Nr. 14 zur Ueberreichung der MonatsraPPorte.
Gestern Abend reisten die Erbgroßherzoglichen Herrschaf-
ten nach Schtoß Hohenburg ab, wo morgen der Geburts-
tag der Erbgroßherzogin gefeiert wird. Heute empfing
der Großherzog den Geh. Komnierzienrat Lneg ans
Düsseldorf.

AusLand.

Däncmark.

— Ueber den äItesten Gesetzgeber der Welt
wird der „Voss. Ztg." aus KoPenhagen geschrieben:
Die Ablehnung des Verkaufs der dänisch-westindischen
Jnseln im dänischen Landthing geschah bekanntlich mit
Stiinniengleichheit (32 gegen 32). Man kannte dis
Stellnng der einzelnen Mitglieder des Hauses zn der
Frage und wutzte, dasz die Entscheidung von dem Erschei-
nen zweier erkrankter Abgeordneten abhing, von denen
Ler eine jedoch sich nicht im voraus erklärt hatte, ob er
für oder gegen die Vorlage stimmen werde. Es war die-
ses das älteste Mitglied des Hauses, der im 97. Lebens-
jahre stehende Kammerherr de Thygeson zu Dammgaard.
Bei der namentlichen Abstimmung wurden die einzelnen
Mitgüeder aufgerufen, nm mit einem mündlichen „Ja"
oder „Nein" zu stimmen; das Tribünenpublikuni folgte
dem Gange der Abstimmung mit gespanntem Jnteresse
und begleitete die einzelnen Antworten mit Bravo- oder
Pfuirnfen, je nach der Parteistellung. Atemlose Stille
trat ein, als der fast hundertjährige Kammerherr de
Thygeson ausgerufen wurde; man wußte, daß er den
Ansschlag geben werde, daß mit seinem Votum die Re-
gierungsvorlage stehen oder fallen werde, man kannte
aber bis zum letzten Augenblicke seinen Entschluß nicht.
Langsam erhob sich der Greis, beugte sich noch über sein
Pult nieder und rief dann mit jugendlicher Kraft ein
entscheidendes „Nei n!" in den Saal. Dann setzte er
sich und die Vorlage war gestrandet. Ein Diener beglei-
tete seinen Herrn aus dem Saal und nach dem Hotel; am
anderen Tage reiste Thygeson nachj Jütland znrück und
legte sich wieder in das Bett, das er nur verlassen hatte,
um seiner Pflicht als Landthing-Mitglied Genüge zu
thun. Seitdem ist der 97 Jahre alte Mann der Held
des Tages. Uebrigens ist seine Krankheit nur vorüber-
gehender Natur; man hat die Ueberzeugnng — und er
sekber nicht zum wenigsten — daß ihm nvch eine geraume
Lebensfrist vergönnt sein werde.

Uros. Wüller 's.

Eine zahlreiche Trauerversammlung fau!) sich letzteu Frei-
tag, den 31. Oktober in der Friedhofkapelle ein, um deu so
rasch aus dem Leben gerufenen Professor Dr. Hermann
Mütler zur letzten Ruhe zu gelenen. Am reich geschmückten
Sarge sprach Herr Sadtpfarrer O. Hönig herzliche Wortc
der Anbacht und schilderte die manmgfaltige nnd arbeitsvolle
Bernfsthätigkcit ües Verslorbenen. Jm Anstrage der drei
Heidelberger Anstalren, an denen Professor Müller gewirkt
hatte, der Oberrealschule, der Höheren Mädchenschule und des
Gynmasiums gab Gymnasiumsdirektor Böckel dem Gefühle
Ler Traner um den Verlust des Kollegeit Ausdruck; er gedachte
der Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit, des wissenschaftlichen
Strebens, des freundlichen Wescns unb der durch nnd drirch
vornehmcn Denklveise des Verewigten und le-gte im Namen der
Lehrer des Ghmnasinms einen Kranz am Sarge nieder. Füc
die Höhere Mädchenschule that dies Herr Geh. Hofrat Dr.
T h o r b c ck e , evenso Herr Prof. Holzer an Stelle des
verhmderten Herrn Oberrealschuldirektors Wittman n. Zlv-ei
K-ränze lvidmeten die Schüler des Gymnasiums dem Andenken
thres Lehrers. Weitere Kranzspenden legten nieder Vertreter
des Heidel-berger Turnverems, dem Professor Müller längere
Jahre angehört hatte, ferner Herr Geh. -Rat Prof. Schröder
im Namen der alten Burschenschafter und die Heidelberger Bur-
schenschaft „Alemannia". Dann bewegte sich der Zug im dichten
Herbstnebel zum Krematorium, und hier vollzog sich der
letzte ALschied der Angehörigen, Kollegen, Freunde und Schüler.

Prosessor Hermann Müller ivurde am 19. Mai 1834 iu
Döllstädt im Herzogtum Gotha als Sohn eines Pfacrers ge-
boren; cin Großoheim von Mutterfeite war der berühmie

Pädagogc Chr. G. Salzman», der 1784 die noch jetzt Llühende
Knabenerziehungsanstalt Schnepfenthal bei Gotha begründet
hatte. Diese Anstalt besuchte Müller, zuerst durch den Vater
vc-rgeüildet, von Ostern 1846.ein J-ahr lang, um dann in die
Oberterria des untcr Val. Rost's Leitnng stehen-dcn Gymna-
sium illustre in Gotha einzutreten; er blieb an dieser Schule
bis Ostern 1852, indem er !n den letzten Jahren zugleich
Hauslehrer in dcr Familie seines Direktors war, und Lezog
dcmn die Uinversitär Jena, nm Theologie und Philologie
zu studieren. Er besuchte das theologische Seminar von
Schwarz, das philologische von Göttling, cbenso trieb er im
Seminar von Droysen und bem von Sto» historische und päda-
gogische Stndien. Als er 1855 sein er . theologisches Examen
bestande», nahm er durch Rosts V-.ninittelung im Hanse des
Fürsten Hatzfeld-Trachen'berg in S ' lesien eine Stelle an als
Erzieher von Sohn und Tochter des Fürsten. Vier Jahre
Llieb er in der Familie, die den Winter jeweils in Gotha Ler-
le'bte ilnd ihm auch durch ihre geselligen Beziehung-en reiche
Anregung boi. 18!o9 wurde er an dcm Goth-aer Gymnasium,
das als „Eriiestinnm" neu organisieri u»d um süuf Real-
gyiimasialklassen vergrößcrt wurde, als Klasscnlehrer der
OuintL realis und als Jnspekior eines aus vierzig
Schülern aller Klassen bestehenden Konvikts angestellt.
Aber schon 1860 berief ihn der damalige Herzog von Nassau
zmn Erzieher des Erbprinzen Wilhelm, dessen 'Schwester später
die Gcmahlin nnseres Erbgroßherzogs Fricdrich werdcn sollte.
Ueber acht Fahre stand Professor Müller im Dienste des Her-
zogs; auch als fein Zögling im Herbst 1867 in die Militär-
schule zn Dresden eingetreten war, widmete cr sich noch der
Ordnung der bon Wiesbaden nach Biebrich übergesiedelteii
herzoglichen Bibliokhek. Als diese Aufgabe erlcdigt lvar, zog
er Ostern 1868 nach Hetdekberg und teitete bis 1876 eine
Pribatschule mit Pensionat. Dann enffchlos; er sich, noch die
baäische Staatsprüsung zu machen nnd bestand sie 1877 für
Französisch, Gcschichte, Deutsch mid Lateinisch, später auch
noch für Englisch. So trat er als Praktikcmt in den Staats-
dienst, zun-ä'chst an der damaligen Höheren- Bürgerschu-lc zu
Hcidclberg; schon im Herbst 1877 wurde er Professor an d-er
Anstalt; 1881 wurde er an die Höhere Mädchenschule Heidel-
Lerg, 1889 an -das Gymuasium Lahr, 1890 an das Mannheimer
und 1894 an das Heidelberger -Gymnasimn versetzt. Hier
wirkte er als Lehrer fast ausschlieszlich- des Französisch-en und
Englischen bis zmn Schluß des letzicn Schuljahres. Anzeichen
tieferen körpcrlichen Leidcns veranlaßten schon im Sommcr deu
für sein Alier so' rüstigen Maim, aus dem auch- n-och schwere
Sorge um die G-esimdheit sein-er Gattin lastetc, um scine Zur-
ruhesetzung einzukommen. Sie ivurde vom Landesherrn in
Aii-erkennnng seiner langjährigen nn-d' treu gelcisteten/ Dien-ste
auf 1. Oktober geiv-ährt, un-d der Großherzog zeich'nete ihn
durch Verleihnng des Ritterkreuzes erster Klasse des Ordens
vom Zähring. Löwen aus. Müller gedachte sich nun ganz ivissen-
schaftlicher Arbeit widmen zu köimen, rmd niemand, der deu
stattlichcn, aufrechten Maim mit dem weißen- Vollbart
bei d-er Eröffnimg des neuen Schuljahres im Gymnasium
oder noch znletzt am 16. Oktober bei der Jubelfeier der
Höheren Mädchenschule als Gast anwesend sah, konnte ahnen,
wie kurz die Mnße sein sollte, die seincm Alter noch beschieden
war. Er war cben- rüstig mit der Vollendung einer schrift-
stellerischen Arbeit beschäftigt — da, am 28. Oktober kündete
em knrzes Unwohlscin den Schlaganfall an, der dann am Nach-
mittag ganz plötzlich seinem Leb-en ein End-e machte.

Müller war ein Mann von ausgedehntec allgemeincr Bil-
dun-g, von vortrefflichen jkenntnissen besonders in sein-em Haupt-
fach, dem Französischen; cr stand in eifrigem schciftlichen
Berkehr mit auswärtigen Fach-kollegen und beteiligte sich eifrig
an den Verhandlungen der Neuphilologentag-e; cr gehörte dem
Vorstan-d des neusprachlichen Kanon-Ausschusses an, d-er eine
sorgfältige Prüfung und Auswahl der englischen und fran-
zösischen SchulschriftsteVer und ihrcr Ausgaben sich als Ziel
gesteckt, und veröffentlichte selüst Schulausgaben, so die vou
Duriiys Geschichte Frankreichs, Barant-es Geschichte der Jimg-
'srau von -Orleans u. a. ilnter dem Titel: „Der französische
iinterricht im deutschen Gymnasium" erschiencn 1894 von ihm
zwei Broschüren, in dencn er sich über Umsang, Organisation
nnd Mcthode des neiisprachlichen UnterrichtS auf dem Gymna-
sinm cingehend äuszert.

Mit der strengcn, bis zulctzt uuermiidlichen Pflichterfüllung
in seincm Bernfe als Lchrer verband der Verstorbene eine
aufrichtige Liebensivürdigkeit im Verkehr mit seinen AmtZge-
nossen, eine aufopfernde zärtliche Liebe zu sciner Familie.
Er war ein echt vaterländisch gesinnter Mann, ein reiner,
durchans wahrhaftiger Charaktcr, der auch durch manchcs
.Serbe. was ihm das Leben brachte, sich nicht verbittcrn ließ.
Nim ist er, der sich eben crst anschickte, die Ruhe des Feierta-ges
zu genieszen, rascher, als es jcmand erwartete, znr ewigen
Ruhe eingegangen. Aber e!n treues Gedächtnis der Seinen,
dcr Kollegcn, der Schulcn, an denen cr gcivirkt, wird ibni
nnmer gcsichert bleibenl

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 5. November. Z
z- Die Kronprinzessin von Schwcden hatte die Absicht, un-
serer St-adt cincn Besuch zu machen und im Großh. Palais
Wohnimg zu nehmen. Die ho-he Frau h-at indessen ihre A-b-
sicht leider wiedcr a u f g e g eb e n. D-ie im Palais im Gang
befmdliche Vorbercitung zum Empfang Jhrer Königl. Hoheit
wurde dementsprechend wieder eingestellt.

Prinz Gcorg Wilhelm von Brnunschweig ist geftern
Abend zur Fortsetzimg seiner Universitätsstudien wieder hier
eingetroffen nnd hat seinc Wohnung im „Europäischen Hof"
bezogen.

X Bon der Universitnt. Bci der philosophischen Fakultät
habilrtiert sich Dr. phil. A-lfred- Peltz e r. Die Pro-be-
vorlesini-g fin-det Samstag, den 8. November, mitta-gs 12 Uhr,
im Hörsaal 13 statt iind hat zum Gegenstand: „Die ästhetische
Bedeutimg von Goethes Farbenlehre". Die bei der Fakultät
cingereichte Habilitationsschrift handelt: „Ueber Malweisc und
Styl !n dcr h-olländischen Kunst".

x Ilkademischc Borträge veransta-ltet auch in diesem Winter
d-ank dem liebensivürdigen En-tgegenkommen hiesiger Hochsch-ul-
lehrer die Handelskammer gemeinsam mit dem K a u f-
männischen Verein. Die erste Reihe dieser Vorträge
beginnt heute Abend halb 9 Uhr im Saale des Kaufmännisch-en
Vercins. Herr Prof. Dr. Alfred Hettne r, der Lehrer für
Geographic an imserer Hochschule imd Herausgeber imd Mit-
arbeiter zahlreicher Geographischcr Werke imd Zeitschriften, wird
ü-ber „Geographie des Weltverkchcs" sprechen, einen Gegen-
stan-d, der hier in der Form von Vortrügen für weitere Kreise
iioch micht behandelt wurde. Der Zutritt ist für jedermann
nnentgeltlich, anch Damen sind Willkommew

'' Neuc Heidelderger Jnhrbiicher. Das soeben erschienene
mii dcm Bildnis des verstorbeneu Geh. Hofrat Zangemeffter
geschmückte Heft 2 des neim-ten Jahrgangs d-er Neueii Heidel-
berger Jahrüüchcr (Verlag von Köster) enthält folgende Auf-
sätze: I. Wille, Karl Zangemeister (geb. 28. Novcmber 1837,
gest. 8. Juni 1902); F. Ed. Schneegans, Maistre Franoois
Villon; Alexander Cartellieri, Beiträge zur Geschichte Albrechts
von Hoheuberg aus dem Vatikanischen Archiv; Alexauder Car-
tellieri, Reiseeindrücke vom Grohen St. Bernhard aus dem
Jahre 1188; Remhold Steig, Z-eugnisse zur Pflege der deutschen
Litteratur in den Heidelberger Jahrbüchern.

* Der Deutsche Historiker-Kongres-, der im nächstcn Fahre

hier abgehalten wird, isr auf die Tage vom 14.-—19. April
angesetzt.

Wie es dem Frünlein .ieögel an dem Wiener Burgcheater
crgangen ist. Ans Wien berichret man dem „Berl. Lok.-Anz.":
Die Maßregelung eincr jungcn Schauspielerin des Wiener
Bnrgtheaters errcgt große Aufregung untec sämrlichen Mit-
giicdern des Jnstiruts. Fränlein K ö g e l, dte für kleine Rol-
len engagiert war, erkraiikte an einem Hautausschlag
infolge mangelhasrcr R c i n i g n n g und Desinsizie-
rung der T h e a r c r w ü s ch e. Dasselbe passierte
auch e i n i g e n S r a r i sr i n n e n. Früulein Kögel ließ
sich krank melden und diirch einen Privararzt behaudeln. Rech-
nnngsrar Czerny, der kürzlich als Ävnrrollenr und Adminisrra-
wr von der Jntendanz des Bnrgthearers eingesetzr wurdc,
besahl schrisrlich dem Fräulein Kögel, zum Thearerarzr zu
geheu und sich nnrersucheii zu lassen. Tie Dame aurworrere,
sie sei ern von Direktor Schlenrher engagiertes Solomirglied,
Czcrny habc ihr nicht zu beschlen, und der Thcacerarzt möge
doch zu ihr kommen. Daranf-Hin sandtc Schlenlher aus Weisimg
der Jntendanz dem Früulcin Kögel sofort die Kündigung. Tie
Schauspielerin erhielr die Kiiiidigung in einer Verscmrmlung
dcr Schauspieler-Genossenschafr, fiel in Ohnmacht und Krämpse
und war drer Stnnden bewußtlos. Die Miiglieder bes Burg-
theaters verlangen uun die Entsernung Czernys. — M-an wird
hier, wo Fräulein Äögel noch im beften Andcnken ftehr, ihr
Mißgeschick teilnchmcnd beklagen. Von der Sauberkeir im
Wieuer Burgtheatcr bekommc man durch dieseu Vorfall in
doppelter Hinsichr einen schlechten Begriff.

X GenesungSheim. (D i e Vcrwaltung dcs Ver -
eins G e n e s u n g s f ü r s o r g c) jGrotzherzog Friedrich
Jubilüumsspendej in INannheim teiir uns, um irrigen Auf-
fassimgeii zu bcgegncn, mir, dasz deren beide Genesnngshcime,
Rohrbach (für mäniiliche) nnd Tretenhos bei Lahr
(sür weibliche Pfleglingc) anch währe » d der Wintc r-
m o n a t e geöffnet bleiücn imd Ainueldungen nach wie vor
cntgegcngenommen werdcu. Beide Ansmlre» sind, wie wir
besonders hervorhebcn möchten, nieht allein ihrer geschützten
Lage, sondcrn namentlich der geiroffenen, allcn Ansorder-uirgen
enlsprcchenden Einrichtung-cn ivegen, auch zum Wmterausent-
halt geeignet. Zur Zeit befinden sich in denselben noch cine
gröszere Nnzahl Psleglingc nnd we-lch erhebliche Stcigcrung die
Jnanspruchiiahmc der bciden Hcime scit ihrem Bestehen er-
fahreii h-at, dürftc am Beften aus den nachstchenden Zissern
hervorgehen. Danach betrng die Zahl dcr Eingcwiescnen in
den

Jahren 1899 1900 1901 1902 bis Ende Oktober

in Rohrbvch 110 174 209 245

init 3527 6460 7327 8395 Verpfleguiigstagen

im Treteuhof — 38 61 132

mit — 1373 2191 4871 Verpflegungstagen.

Bcsoiidcrs srark war der Audrang in diesem Fahre und
cs erwies sich schon zu Anfang Jnni dre Za-Hl der vorhanden
gewesenen Betten als nnznreichend, so dasz dicsclbe dem oor-
handenen Raum entsprechend vermehrt werden mnßte. Die
schr erhebliche Zunahme an Vcrpflegungsragen im Tretenhof
ist dessen am 15. April d. I. erfolgter llinwandlung in ein
Heim für w e i b l i ch e Genescnde zuzuschreiben, ein Beweis,
welch dringendes Bedürfnis hiefür vorlag. Wir
möchren an diescr Stelle speziell daraus hinmeisen, daß beide
Heime nur znr Anf.nahme für in Genesung Befin-
I i ch e bcstunmt, Tuberknlose dagegen ansgeschlossen sind und
ihre Einrichtungen anch diescm Zweck cntsprechend getroffen
ist. T-asz dcr zu erwartendc Vorteil für die Psleglinge im
Winter uicht geringcr als im Sommer ist, diirftcn die bis jetzr
erzielten Rcsultate znr Genüge bcweisen.

— Polizeibericht. Ein Schreincr wurde wegen Bcrrelns
verhaftct. Wegen Ruhestörung kamen 4 Personen zur Anzeige.

Pforzyeim, 4. November. (V o m Mörder verwcch -
selt.) Jn Jttersbach wurde geftern Abend der 17
Jahre alte Fabrikavbeiter Wilhelm Rittm-ann auf dem Rach-
hauseweg an einer Ecke überfallen nnd dnrch einen Stich ins
Herz s o f o r t g e t ö t e t. Der Thäter wurde verhaftcr. Wie
der „Pf. Anz." berichtet, sind dic beiden Rittmann nicht mit
einander verw-andt nnd beging der Mörder eine Verwcchslung.
Ludw-ig Rittinauu h-atte mit einem gewissen Jakob Friedrich
Gegenheimer vor dem Geschehnis in der Wirtschaft Streit.
Er wollte nachher seinem Gegner auflauern und ihn nieder-
stechen, traf aber in-folge einer Verwcchsluna den unbeteiligien
Wi-lhelm Rittmann. Wahrlich ein tragischcs Geschick des
jungen Mannes I Der Gctötete ist 'der Sohn ein-er Witwe, die
noch vier Kinder hat. Der Mörder hat Frau und ein Kind.

Rnstatt, 4. November. (D e r Borstand des Lan-
desverbands der G e w e r b e v e r e i n e), zu dessen
ersten Präsidenten nach dem Rücktritt des Herrn Ostertag Herr
Stadtrat Niederbühl in Rastatt gewahlt wurde, hat an die
einzelnen Verban-dsvcrein-e ein Rnndschreliben gerichlet, in
welchem er erklnri, an den Traditionen der Gewerbevereins
festznhalien, die in d-en gewerbefreiheitlichen Tendenzen wur-
zeln, mit denen die Vereine gute Erfolge für das Gewerbe er-
zielt haben. Aus diesen Gründen iverde auch die neue Ver-
bandsleitnng gegen die Forderun-g des Befähigungsnachweises
-auftreteii. Sie wird eintreten für die Fördsrung einer tüch-
tigen Ausbildnng der gewerblichen Jugend, der Weitevbildung
der Ge-Hilfen- und Meister, des Genossenschaftswesens, für
Erleichterung bci Beschaffnng von Kredit für den Kleingewerbe--
trei-benden.

Baden-Bnden, 4. Novembcr. (Widerruf.) Die
„Frkf. Ztg." schreibt: Nach einer uns zugegangenen neuerlichen
Meldung soll die Mitteilnng vom Dienstag über ein gegeu den
Postdirektor B. von Baden-Baden eingeleitetes Disziplinar-
verfahren vollständig erfunden sein.

Kandel und AerKeyr.

Mannheim, 4. Novbr. (Aktien.) Oberrh. Vank 104.— G.
—G.. Rhein. Creditbank 140.00 G. B-, Rheinische
Hypotb.-Bank 180.20 B. —.— G, Brauerei Kleinlein, Heidel-
berg 155.— G. —.— B., Schrödl'sche Brauerei-Aktien 167.— G-
—.— B, Portland-Cement Heidelberg 105.— G. —.— B.

Frankfnrt, 4. Novbr. Effektensozietät. AbendS 6V. Uhr.
Kreditaktien 213—213.20—10 b., Disconto-Kommandit 183.75 b.,
Deutsche Bank 213 b., Darmstädter Bank 137.90 b., Berliner
Sandelsges. 157 b.. Staatsbahn 151.70 80 b.. Jtal. Mittelme-r
86.50 B. 40 G., 5proz. amort. Mexikaner 41 b-, 4V,Proz. Portu-
giesen abg. 50 b. G., 5proz. Argentinier 87.50 b. G., 4'/,proz-
äußere Argent. 77.40 b. G-, 5proz. Bulgaren 91.80 b. ult.,
Harpener 166.60 b., Hibernia 171.80 B. 70 G.. Eschweiler209 b.
Elektriz. Allg. (Edtson) 170 b.. Elektr. Helios 12.20 b. G.

6V« bis 6'/, Uhr: —

An der Abendbörse waren Oesterr. Kreditaktien und Staats-
bahn auf Wiener Kaufordres sehr fest. Von FondS notierten
5proz. Bulgaren etwas höher.

WafserstaudSnachrichten

Neckar.
tidelberg, 5.. 1,15, gef. 0,01m
lilbronn, 4.. 0,57, gef 0.03m

Rhein.

Lanterbnrg, 4 , 3,59, gef.0,06m
Maxa«, 4., 3,56, gef. 0,10-»

Neueste Nachrichten.

Nürnberg, 4. Nov. Bei der ElektrizitätS-Aktiengesell-
schaft vorm. Schuckertu. Comp. ist in mehrern Betriebs-
 
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