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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Januar bis Juni)

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https://doi.org/10.11588/diglit.11498#0950
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Kanal passiert, ohne daß auch nur der kleinste Zwischcnfall,
der eine Verzögerung hätte herbeifuhren können, vorge-
kommen ist. Wohl wurde durch den gewaltigen saug-
strudel, den die nur 1 Meter über der Kanalsohle arbeiten-
den Schrauben der Panzerkolosse verursachtem der Grund
aufgewühlt und das Wasser nahm eine gelbe Fnrbung an,
doch bützten die Schiffe nichts von ihrer Steuerfähigkeit
ein und nahmen alle Kurven mik Sicherheit.

Ausland.

Frankreich.

P a r i s, 10. Mai. Jn Annonay (Ardöche) standen
gestern vier Nonnen vom Bon Pasteur und eine
Laienschwester vor Gericht unter der Anklage
der M i tz h a n d l u n g und Ausbeutung ihrer
Z ö g I i n g e, ähnlich wie in Nancy. Die älteren Mädchen
der betreffenden Anstalt sollen dazu angehalten worden sein,
wöchentlich 13 Männerhemden zu verfertigen, nur wenn
sie es auf 20 Hemd^n brachten, wurden ihnen 13 Centimes
für das Hemd gutgeschrieben. Eine der Zeugin wurde
11 Tage lang eingesperrt, weil sie nur 12 Hemden in der
Woche genäht hatte. Die Nonnen scheinen eine besondere
Vorliebe für kalte Donchen gehabt zu haben, nach denen
die Mädchen ihre Kleider anbehalten mutzten; eine
Schwester Ledovica und eine Schwester CÄestine sollen sich
durch Hartherzigkeit bcsonders ausgezeichnet haben. Das
Urteil wurde um 2 Wochen Vertagt.

Zur Wahlbewegunq.

— Es ist erreicht! Längst fischt das Zentrum im
Trüben mit dem Wahn, ein Katholik dürfe nicht liberal
sein; abcr das Stärkste und Häßlichste in diesem Punkte
leistet sich ein Wahlgedicht, das die „Freie Stimme" in
ihrer Sonntagsnummer brachte; es lautet:

Einem liberalen Katholiken ins Stammbuch.

„Jch bin katholisch!" Kennst du all' den Segen,

Den dieses kleine Wort umschlietzt?

Und hast du nicht vielmehr im Traum gelegen,

So datz des Glücks du nicht bewuht dir bist?

„Jch bin katholisch!" — Ja, so nennst du dich,

Jn Wahrheit aber bist du dieses nicht!

Du bist katholisch!" Jn den ersten Stunden
Nahm dich die Kirche an ihr Mutterherz!

Du aber schlägst der Kirche neue Wunden,

Denn durch Treulosigkeit bringst du ihr Schmerz,

Der Kirche Feinde, die nennst du heut' Freund.

Mit Liberalen bist du eng vereint.

„Katholisch sein" und dabei „liberal",

Das ist ein Unding, du wirsts schon erkennen,

Wenn einst dein Auge bricht, dein Antlitz fahl
Und Gott als Schuldigen dich muh benennen.

Jetzt freilich spottest du des höchsten Herrn,

Weil du bei Menschen willst gefallen gern.

„Jch bin katholisch!" Magst du dich so heißcn
! Du, der um Titel, Würden in der Welt,

Um irdischen Lohn recht viel an sich zu reißen v
Jm „Liberalsein" jetzo sich gefällt?

Du spielst gewagtes Spiel nur eine Zeit,
j. Dann bricht für dich herein die Ewigkeit! H. B.

Nun wissen wir genau Bescheid! Uebersetzt man diese
Poesie, welche den höchsten Gipsel ultramontaner A n-
matzung und U n d u l d s a m k e i t darstellt, in Prosa,
so besagt sie: „Die katholische Kirche ist abgeschafft; es
gibt nur noch eine Zentrumskirche, und für die Zugehörig-
keit zu ihr entscheidet alIeiu ein ultramontaner Stimm-
zettel, die Mitgliedschaft ultramontaner Vereine Und der
Besuch ultramontaner Wahlversammlungen. Ob ein Ka-
tholik sromm, rechtschafsen und wohltätig, ob er ein muster-
hafter Familienvater, ein uneigennntziger Bürger, ein
opferwilliger Vaterlandsfrennd ist, das alles ist gleich-
giltig; den Ausschlag gibt allein der Zeutrnmsste m-
pel, und darnach allein fragt auch Gott iu der Todes-
stunde und beim jüngsten Gericht!" So hat sich denn di«
Zentrumspresse nach ihrem eigenen Bild einen Gott zu-
rechtgezimmert, der genau so äußerlich und unduldsam ge-
sinnt ist, wie sie selbst. Hedem wirklichen frommen Mann
aber, der weiß, duß der wahre Gott der liebende Allvater
ist und nur das Herz ansieht, muß dieses ultramontane
Wahlgedicht fast wie Gotteslästerung erscheinen. Und dazu
kommt die krasse Beschimpfung aller freigesinnten Katho-
liken, als seien sie treulose Judasse gegen ihre Kirche und
gottlose Streber nach irdischem Gut, nach Titeln und
Würden. So wagt es die Zentrumspresse, freie

seine Verhaftung protestiercn, aber er kam nicht zn Wort, in

der nächsten Minute hatte er fchon das Bureau verlassen.

„Datz er sich an der Tat selbst beteiligt hat, glaube ich
nicht", sagte der Jnspektor, der dem Verhör schweigend beige-
wohnt hatte, „wohl aber bin ich überzcugt, datz er sie kannte."

„Und der Hehler wird so gut bestraft, wie der Stehler", er-
widerte der Assessor mit gedankenvoller Miene. „Wenn der
Andere ebenso trotzig leugnet, so-"

„Den Beweisen gegenüber, die Sie besitzen, wird er es
fchwcrlich können!"

„Wir werden sehen", sagte der Untersuchungsrichter, in-
dem er an der Glockenschnur zog, „ich hoffe, datz die Haus-
fuchung noch andere Beweise zu Tage fördern wird."

Gerhard Steinthal trat ein, er schien seiner Wut jetzt be-
zwungen und seine Fassung wieder gefunden zu haben.

„Sie wollen eine Erbschaft gemacht haben", sagte der Asses-
for, nachdem die üblichen Vorfragen erledigt waren. „Sie
sind über Nacht ein reicher Mann geworden, und Sie behaup-
ten, dieser Reichtum sei Jhnen durch Erbschaft zugeflossen."

„Das ist die Wahrheit", erwiderte Steinthal mit scheinbarer
Ruhe.

„Können Sie es beweisen?"

„Welche Beweise verlangen Sie?"

„Vorlegung der Dokumente, die Jhnen infolge dieser Erb-
fchast zugegangen sein müssen! Wer hat Jhnen das Geld aus-
bezahlt?"

„Ein Herr aus Böhmen, der zu diesem Zwecke hierher ge-
fchickt worden war."

„Und der wohl nicht mehr aufzufinden ist?" sagte der Rich-
ter mit scharfer Betonung. „Sollte es nicht ein Herr aus
Newhork gewesen sein? Jn der Nacht, in der Sie plötzlickt ein

d e u t s ch e M ä n n e r zu schmähen, ivelche in H e r z e n s-
frö m migkeit Gott geben, was Gottes ist, nnd in
Vaterlandsliebe dem Kaiser geben, was des
Kaisers ist. Tie Quittung dafür werden die liberalen
Wähler ani 16. Funi ausstellen. Wahltag — Zahltag.

Aus Stadt und Land.

Ausgestellt ist im Schaufenster des Herrn Buchbinder
Heinrich Pseiffer, Hauptstratze 137, eine Urkunde, durch welche
der Badische Leib-Grcnadier-Verein Heidelberg das Offizier-
korps des 1. bad. Leib-Gren.-Neg. Nr. 109 zum Ehrenmitglied
ernennt. Dieselbe ift von Herrn Professor Gagel an der Kunst-
gewerbeschule in Karlsruhe entworfen und ausgeführt worden.

^ Sterblichkeitsbericht. Nach den unterm 7. ds. Mts. her-
ausgegebenen Vcröffcntlichungen des Kaiscrlichcn Gesund-
sundheitsamtes zu Berlin über die Gesamtsterblichkeit in den
308 deutschen Städten und Orten mit 15 000 und mehr Ein-
wohnern während des Monats März d. I. hat dieselbe — auf
je 1000 Einwohner auf den Zeitraum eines Jhres berechnet —
betragen: a) weniger als 15,0 in 47, 1>) zwischen 15,0 und 20,0
in 129, c) zwischen 20,1 und 25,0 in 90, ck) zwischen 25,1 und

30.0 in 27, e) zwischen 30,1 und 35,0 in 11 und k) mehr als

35.0 in 4 Orten. Die geringste Sterblichkeitsziffer hatte in
dem gedachten Monate der Vorort von Berlin Deutsch-Wil-
mersdorf mit 9,1 und die höchste die Stadt Neuruppin in Bran-
dcnburg mit 42,0 zu verzcichnen. Jn dcn Städten und Orten
des Grotzherzogtums Baden mit 15 000 und mehr Einwohnern
sind folgende Sterblichkeitsziffern für den Berichtsmonat er-
mittelt worden und zwar: Jn Offenburg 10,7, Baden-Baden
11,1, Karlsruhe 15,5 (ohne Ortsfremde 14,1), Mannheim
18,0, Pforzhcim 18,3, Konstanz 18,4, Freiburg 23,3 (ohne
Ortsfremde 17,3) und in Heidelberg 30,0 (ohne Orts-
fremde 16,4). — Die Säuglingssterblichkeit war im
Monate März d. I. eine beträchtliche, d. h. höher als ein Drittel
dcr Lcbendgcborenen in 12 Orten. Dicselbe blieb unter cinem
Zehntel derselben in 34 Orten. — Als Todesursachen der
während des gedachten Monats in unserer Stadt zur standes-
amtlichen Anmeldung gelangten 117 Sterbefälle — darunter
20 von Kindern im Alter bis zu 1 Jahre — sind angegeben:
Unterleibstyphus 1, Lungenschwindsucht 18, akute Erkrankun-
gen der Atmungsorgane 14, Brechdurchfall 2, alle übrigen
Krankheiten 81 und gewaltsamer Tod 1. Jm Ganzen scheint
sich der Gesundheitszustand gegenüber dem Monat Februar
d. I. verschlechtert, derjenige der Säuglinge im besonderen
aber nicht wesentlich geändert zu haben. Die Zahl der in
unserer Stadt während des Monats März d. I. zur standes-
amtlichen Anmeldung gelangten Geburten hat — ausschließlich
der vorgekommenen 4 Totgeburten — 150 betragen; dieselbe
hat die Zahl der Sterbefälle 117, um 33 mithin überstiegen.

Wiesloch, 11. Mai. (Der evang. Kirchenges ang-
verein) dahier gab gestern Abend seinen passiven Mitglie-
dern in der Festhalle des Gasthauses zum „Erbprinzen" ein
Konzert. Bei der am Nachmittag abgehaltenen Hauptprobe
waren autzer hiesigen Niusikfreunden auch solche von auswärts
erschienen. Hierbei war der geringe Bctrag von 20 Pfg. als
Eintrittsgeld festgesetzt. Zu der Aufführung am Abend hatte
sich neben den passiven Mitgliedern und ihren Angehörigen
noch eine stattliche Anzahl von Nichtmitgliedern bei einem Ein-
trittsgeld von 50 Pfg. eingefunden, so daß die geräumige Fest-
halle bis auf den letzten Platz besetzt war. Das Programm
zerfiel in zwei Teile. Der erste bestand aus vier Liedern für
gemischten Chor, aus einem Frauen- und einem Männerchor.
Jm zweiten Teil kamen die sechs „niederländischen Volkslieder"
von Ed. Kremser mit Orchesterbegleitung zum Vortrag. Der
verbindende Text war eine Dichtung von Karl Bieber. Die
Abwicklung des Programms geschah inncrhalb Ifh Stunden.
Das Konzert kann in allen seinen Teilen als ein sehr gelunge-
nes bezeichnet werden. Die Besucher waren mit den Darvte-
tungen recht zufrieden und spendeten den Mitwirkenden reichen
Beifall. An das Konzert schlotz sich noch ein gemütliches Bci-
sammenscin an.

— Mannheim, 11. Mai. (Die badische Anilin-
und Sodafabrik) in Ludwigshafen hat in ihrer letzten
Generalversammlung 100 000 Mark zur Erstellung eines Ge-
nesungsheims für Beamte und Arbeiter genehmigt. Von ver-
schiedenen Ortschaften waren Angebote von herrlich gelegenen
Bauplätzen eingelaufen. Nach der Mitteilung eines Pfälzer
Blattes wird nun das geplante Heim nach Kirchheimbolanden
zu stehen kommen.

(!) Karlsruhe, 10. Mai. (Dampferverbindung
Karlsruhe - Mannheim.) Die Firma Franz Klippel,
Speditions- und Schiffahrt in Mannheim, beabsichtigt einen
ständigen Dampferverkehr zwischen Mannheim und Karlsruhe
einzurichten und die Plätze Karlsruhe, Germersheim, Speher
und Mannheim anzulaufen. Dazu soll ein Dampfer von nur
90 Zentimeter Tiefe benützt werden, der auch zu Zeiten niede-
ren Wasserstandes den Verkehr aufrecht erhalten kann. Es ist
dabei die Befördcrung von Personcn und Stückgütcrn sowie
dic Schleppung von Frachtkähnen gedacht. An Sonn- und
Feiertagen sollen die Dampfer ausschlietzlich der Personenbe-
förderung dienen. Zugleich will die Firma Klippel von Pfing-
sten dieses Jahres an Versuchsfahrten mit einem gemieteten
Dampfer unternehmen. Je nach deren Ausfall gedenkt sie so-
dann einen entsprechenden eigenen Dampfer zu bauen und
sich am hiesigen Hafen als „Karlsruher Rhederei" niederzu-
lassen. Der Stadtzrat steht dem Unternehmen sympathisch ge-
genüber und sagte demselben tunlichste Unterstützung zu.

H Frciburg, 11. Mai. (Auf einer Radtour) traf
vorgestern der deutsche Botschafter in London, Graf Wolff-
Metternich, hier ein und nahm im Hotel „Freiburger Hof"
Wohnung. Heute erfolgte die Weiterfahrt nach Baden-Baden.

reicher Mann wurden, haben Sie einen Herrn aus Newhork

zur Bahn begleitet, erinnern Sie sich dessen noch?"

Steinthal hatte nun die Brauen hoch emporgezogen, sein
Blick ruhte starr auf dem Fragenden, Bestürzung spielte sich
in seinen verzerrten Zügen.

„Das kann ja sein", erwiderte er, „ich habe manchen Rei-
senden zur Bähn gebracht."

„Weichen Sie mir nicht aus, ich spreche von einem Amerika-
ner, dessen Koffer Sie trugen. Der Herr war nicht nüchtern,
er hatte viel getrunken, erinnern Sie sich jetzt wieder?"

„Jawohl, jener Herr ist abgereist."

„Das ist nicht wahr, er ist auf dem Wege zur Bahn ver-
schwunden!"

„Das begreife ich nicht", sagte Steinthal, der jetzt verwirrt
wurde. „Auf dem Bahnhofe verließ ich ihn."

„Das wissen Sie ganz bestimmt?"

„Ganz bestimmt, er gab mir ein gutes Trinkgeld wegen des
Hundewetters."

„Und seinen Koffer nahm er mit?"

„Nun, natürlich."

„Der Herr hat Jhnen wohl gesagt, daß in dem Koffer viel
Geld sei?"

Die Verwirrung Steinthals wuchs, er erinnerte sich plötz-
lich, daß dieser Koffer irgendwo in feinem Hause liegen mutzte.

„Das weiß ich nicht mehr", sagte er..

„Sie wissen also ganz bestimmt, datz der Herr mit dem
Koffer an jeneni Abend abgereist ist?"

„Lieber Gott, ja, ich habe ihn ja nicht einsteigen sehen, da ist
es immerhin möglich, daß —"

„Kennen Sie diesen Koffen noch?" fragte der Assessor rasch.

— Freiburg, 10. Mai. (Das neue Kollegienge-
bäude der Universität), um welches s. Zt. eine in-
teressante Konkurrenz von Entwürfen stattgefunden hat, wird
nach einem Projekt des Prof. Friedrich Ratzel in Karls-
ruhe zur Ausführung gelangen. Diesem Projekt licgt der aus
jenem Wettstreit mit dem zweiten Preis ausgezeichnete Plan
zu Grunde. Das Preisgericht sprach sich über letztgenannten
Plan s. Zt. dahin aus: „Dieser Entwurf legt den Schwerpunkt
seiner architektonischen Entwicklung an die Ecke der Belfort-
und Werderstratze und gelangt dadurch bei glücklicher Vermei-
dung der diagonalen Grundritzordnung zu einem charakteri-
stischen und kraftvollen Ausdruck der dominierenden Jnnen-
räume. Die gewählte Anordnung ermöglicht eine klare uni>
übersichtliche Raumsolge und eine außerordentlich reizvolle
äutzere Gruppierung. Wohl leidet dcr Entwurf an einigen
Berfehlungen gegen das Programm; dieselben vermögen je-
doch den Wert der Arbeit nicht wesentlich herabzusetzen, um-
soweniger, als ihre Beseitigung ohne erhcbliche Veränderungen
des Entwurfes durchführbar sein wird. Der Entwurf er-
scheint um die ausgeworfene Bausumme (1,7 Millionen Mk.)
ausführbar."

C Konstanz, 11. Mai. (Sturm.) Gestern Abend erhost
sich plötzlich über der Seegeged ein orkanartiger Sturm. Von
demselben wurde der bad. Dampfer „Stadt Meersburg" voa
Meersburg überrascht und trotz der Bemühungen des Steuer-
mannes an die dortige Hafenmauer geworfen, sodatz derselbe
erheblichen Schaden erlitt. Die Radschaufeln der einen Seite
wurden abgebrochen. Der Dampfer „Germania" mußte von
Konstanz zu Hilfe kommen. Die „Stadt Meersburg", Kapt„
Wahl, kam erst gegen Morgen hier an.

^ Hausen i. W„ 11. Mai. (Die gestrige Hebel-
feier) war von Basel und dem ganzen Wiesental außerge-
wöhnlich stark besucht. Bei dem Festakt im Rathaus wurden,
wie alljährlich, Geschenke aus der Basler und Hausener Hebel-
stiftung an Kinder und an ein junges Ehepaar verteilt. Das
Hebelmähli fand im Gasthaus „zur Linde" bei einer Betei-
ligung von etwa 160 Personen statt.

Pcrsonalnachrichten.

Aus dein Bereiche der Grosih. Staatsciscnbahnverwaltung.

Versetzt die Eisenbahnassistenten: Albert Brand-
stetter in St. Georgen nach Triberg, Arnold Riede in Triberg:
nach Villingen; die Eisenbahngehilfen: August Kist
in Gernsbach nach Karlsruhe, Karl Jung in Karlsruhe nattz
Steinbach, Edwin Obert in Offenburg nach Wyhlen, Hugo Kett-
ner in Karlsruhe nach Renchen, Hermann Wolf in Achern nach
Gengenbach, Wilhclm Sauer in Karlsruhe nach Emmendingcn,
Eduard Hänsler in Emmendingen nach Denzlingen, Friedrich
Braun in Bretten nach Bruchsal; der Expeditionsge-
hilfe: Wilhelm Geggus in Untergrombach nach Eppingen;
der Schaffner: Karl Rotzkopf in Radolfzell nach Basel.
Aus dem Bereiche des Großh. Ministeriums der Justiz, des
Kultus und Unterrichts.

Ernannt: Gendarm Alban Eckerle zum etatmäßigen Amts-
gerichtsdiener in Pforzheim.

Bersetzt: Bureauassistent Adolf Eisele beim Notariat I Dur-
lach zum Notariat I Rastatt, Bureauassistent Friedrich Schroe-
dersecker beim Notariat I Adelsheim zum Notariat Tauber-
bischofsheim, Aktuar Georg Boos beim Amtsgericht Kehl zur
Staatsanwaltschaft Heidelberg, Aktuar Adolf Breunig beim
Amtsgericht Ueberlingen zum Notariat Stühlingen, Aktuar
Adolf Deck beim Landgericht Konstanz zum Amtsgericht Ucber-
lingen, Aktuar Mathias Dürr beim Amtsgericht Breisach zum
Notariat daselbst, Aktuar Gg. Geiger beim Amtsgericht Karls-
ruhe zum Amtsgericht Freiburg, Aktuar Karl Geppert beim
Amtsgericht Freiburg zum Amtsgericht Karlsruhe, Aktuar Th.
Harsch beim Amtsgericht Bonndorf zum Amtsgericht Bretten,
Aktuar Johann Hermann beim Notariat V Karlsruhe zum
Rotariat I Durlach, Aktuar Wilhelm Hertweck beim Notariat
Breisach zum Amtsgericht Walldürn, Aktuar Heinrich Hund
beim Notariat II Bretten zum Amtsgericht Mannheim, Aktuar
Alfred Klein beim Notariat Radolfzell zum Amtsgericht Brei-
sach, Aktuar Emil Mamier beim Notariat Stühlingen zum
Anitsgericht Bonndorf, Aktuar Ernst Metzger beim Notariat I
Rastatt zum Notariat V Karlsruhe, Aktuar K. Schreiner beim
Notariat Gengenbach zum Amtsgericht Hcidclberg, Aktuar Alb.
Umhau beim Amtsgericht Bretten zum Notariat I Adelsheim,
Aktuar Paul Waaser beim Amtsgericht Mannheim zum No-
tariat II Bretten, Aktuar Friedrich Weißer bei der Staatsan-
waltschaft Heidelberg zuni Amtsgericht Kehl.

Gestorben: Bureauassistent Emil Braun beim Notariat V
Karlsruhe.

Aus dem Bereiche des Großh. Gewerbefchulrats.

Versetzt wurde: Gewerbeschulkandidat Josef Köbele an der
Gewerbeschule in Ettlingen als Hilfslehrer an jene in Durlach.

Aus dem Bereiche des Großh. Ministeriums des Jnnern.

Ernannt: Neff, Wilhelm, Aktuar beim Bezirksamt Pforz-
heim zum etatmäßigen Amtsaktuar, Tröller, Julius, Aktuar
beim Bezirksamt Wolfach, zum etatmäßigen Amtsaktuar in
Weinheim, Wild, Gustav, Polizeiwachtmeister in Rastatt, zum
charakterisierten Polizeikommissär, Hitzelberger, Val., Schutz-
mann in Heidelberg, zum etatmätzigen Amtsdiener in Wolfach,
Münchbach, Ludwig, Schutzmann in Konstanz, zum etatmäßigen
Amtsdiener in Konstanz.

Bersetzt: Farrenkopf, Karl, Amtsdiener in Wolfach, zum
Bezirksamt Boxberg.

Zur Ruhe gesetzt: Kappus, Karl, Amtsdiener in Boxberg,
unter Anerkennung seiner langjährigen treugeleisteten Dienste.

Entlassen: Bachert, Karl, Schutzmann in Mannheim.

Aus dem Bereiche der Oberdirektion des Wasser- und
Straßenbaues.

Ernannt zu nichtetatmäßigen Beamten die Landstra-
ßenwärter: Karl Heinzelmann in Aufen und Bartholom.
Herp in Ortenberg.

indem cr das Gcpäckstück untcr dem Tisch hervorholte. „Es ist
derselbe, den Sie an jenem Abend getragen haben!"

Jm ersten Moment hatte Steinthal die Fassung verloren,
eine Ahnung sagte ihm, datz er nun berloren sei.

„Das kann niemand behaupten", sagte er mit heiserer
Stimme.

Der Koffer trägt den Namen des Verschwundenen auf deM
Deckel und er ist in der Rumpelkammer Jhres Hauses gefun-
den worden", erwiderte der Nichter scharf.

„Hier sind noch die Spuren der gewaltsamen Erbrechung,
und hier ist das Verzeichnis der Geldsumme, die der Koffer
enthielt."

„Jch weitz nichts davon", rief Steinthal hastig, „eine an-
dere Person mutz ihn in mein Haus gebracht haben." —

„Glauben Sie damit durchzukommen?" fragte der Assessor
spöttisch. Man hat Sie in jener Nacht an der Seite des Ameri-
kaners gesehen, als Sie mit ihm zur Bahn gingen; es steht fest,
daß er vom Bahnhofe drüben nicht abgereist ist, alle Nachfor-
schungen nach ihm sind fruchtlos geblieben, und nun findet
man seinen Koffer in Jhrem Hause! Und nicht das allein, nein,
Sie sind auch in jcner Nacht plötzlich reich geworden, Sie, der
bis dahin arme Dienstmann, haben am Tage darauf eine
Wirtschaft gekauft und den Kaufpreis bar bezahlt, Sie habe"
das Geld mit vollen Händen verschwendct und können nich^
dcn geringstcn Bcweis dafür liefern, daß es auf ehrlicheM
Wege erworben ist. Sie sind der Mörder des Amerikaners-
Sie haben seinen Rausch bcnutzt, um ihn zu morden und zu er-
tränkcn."

„Halten Sie ein!" rief Steinthal entsetzt. „Die Anklage'
ist falsch, ich bin kcin Mörder!"

(Fortsehung folgt.)
 
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