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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 256 - 280 (2. November 1903 - 30. November 1903)
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mnm

üli

Lraucht kein Schießgewchr zu tragen." Darauf antwortet
Lie s o z i a l d e m o k'r a t i s ch e „M ainzer Volk S-
zeitung": Die Erwiderung aufs „dchs ekelhafte
Geseir e" sassen wir in zwei Worte zusammen: „Pfui
Teufel!" Eine Versammlung der Mainzer sozialdemokra-
tischen Partei, die sich mit diesem Austausch von Liebens-
würdigkeiten beschäftigte, nahm eine Resolution an, welche
stch die Belehrung der Leiipziger Genossen verbittet, „die
besser täten, in ihren eigenen Reihen Parlamentarische
Sitten und Anstand zu Pflegen. Wer lehren will, muß
selbst mit gutem Beispiel vorangehen." Eine brüderliche
Sprache das!

Bade».

Karlsruhe, 23. Nov. Die Stelle des Ober-
kirchenratspräsidenten ist noch nicht besetzt. Wie ein Blatt
aus Baden nieldet (der Hofbericht enthält nichts davon),
war Mimsterialrat Weingärtner am Samstag
beim -Geoßherzog in Audienz; möglicherweise hängt dies
mit der Lösung der Frage züsammen, da Ministerialrat
Weingärtner unter «den Beamten genannt wurde, die
einige Aussicht hätten, Exzellenz Wielandts Nachfolgsr
Zu werden.

KarIsruhe, 23. dlov. Dem „S-chwäb. Merkur"
wird geschrieben: Jn dem benachbarten Ettlingen ist
gegenwärtig eine hübsche Schsldbürgeragitation im
Gange. Da lebt ein Herr v. Landwüst, der dem Beirat
der Realschule als Mitglied angehört. Dieser Herr listz
sich einfallen, einigen Unterrichtsstunden der Anstalt bei-
wohnen zu wollen, wozu ihm das Statut das Recht gibt,
natürlich im Einverständms mit der Anstalts-leitung. Die
Anzeige seines Wunsches genügte aber, um einen wahren
Sturm in der Presse zu entfesseln. Herr v. Landwüst hat
nämlich eine ganze Menge von Fehlern, die in dem from-
men katholischen Ettlingen schwer in die Wagschale fallen,
und die ihm jetzt vorgehalten werden: 1) ist er ein Nord-
deutscher, 2) ein Baron, 3) ein Major unb 4) ein Prote-
stant. Was hat er für gdheime Absichten? Wozu will er
Unterrichtsstunden besuchen? Warum gerade er? Die
Pache hat einen H-aken! Das ist ein Mitztrauensvotum
gegen die Anstalt! Wer gibt ihm das Recht, selbständig
außerordentliche Schulvisitationen (!) vorzunehmen?
..Kurz. es ist ein wahrer Hexensabbat, und das Peinlichste
dabei ist, datz inan sich der Vsrmutung nicht entschlagen
kann, -die Hetze sei von der Anstalt ausgegangen, aus
LehrerkLeisen, die den Zweck einer solchen Selbstinsor-
mation nicht verstanden oder verstehen wollten und sin
Mißtrauen darin sahen, statt zu sagen: Komme nur, wer
dazu berechtigt ist, bei uns ist alles in Ordnung! Wenn
den Beiräten, die ihr Amt ernst nehmen, so begegnet wird,
dann muß man sich nicht wundern, wenn die Einrichtung
keine Bedeutung erlangt!

Karlsruhe. 23. Nov. Mit dem 1. Oktober ds.
Js. ist auf der badischen Staatsbahn die erste Wagen-
klasse aus smntlichen Personenzügen, von den dem inter-
nationalen Verkehr dienend-en Schnellzügen natürlich ab-
gesehen, vers-chwunden. Beibehalten ist die erste Klasse
als solche nur auf einigen in auswärtige Länder und
Eisenbahnverwaltungen Hinüberreichenden Strecken, nach
Elsaß-Lothringen und nach Württemberg zu, und autzec-
bem auf der Strecke Oos-Baden (hier wohl mit Rücksicht
auf diese internationale Fremdenstadt). Auf einigen
Nebenbahnen. wie Höllenthal-, Elzthalbahn usw.. waren
von Anfang an nur Züge mit 2. und 3. Klass-e einge-
stellt worden. Die badische Staatsbahn ist somit die erste
Verwaltung im Deutschm Reich, die eine Beseitigung der
ersten Wagenklassen -auf all ihren Hauptstrecken durchge-
sührt, und damit einen langjährigen Wunsch der Eisen-
Hahnreformer erfüllt hat. Zweifellos haben vorwiegend
finanzielle Gesichtspunkte diese Entscheidung beeinflußt.
Ein Blick in den neuesten Jahresbericht der bad. Bahnen
Zeigt, daß im Jahre 1902 nur 62 637 Personen (3430
weniger als im Vorjahre!) die 1. Klasse zu vollen Tarif-
preisen benützt haben. Zioht man davon die leidex immer
noch festgestellte Zahl derer ab, die aus der Staatskasse
das Fahrgeld für dienstliche Neisen und dergleichen znrück-
«hielten, dann sieht man ohne weiteres, datz die 1. 5llasse
tatsächlich höchst überflüssig ist und nicht nur keinen Ge-
winn bringt. sondern nur Geld kostet. Jedenfalls wird
deren Aufhebung als weiterer Schritt zur Vereinsachnng
unseres verwickelteu Personentarifwesens von allen Freun-
den einer solchen Reform, nicht zum mindesten aber auch
vom reisenden Publikuni selbst nur mit Freuden begrüßt
werden.

Karlsruhe, 23. Nov. Nach der amtlichen Zu-
sammenstellung der st a t i st i s ch e n Nachweisun -
gen über die im Jahre 1902 von. den Bezirks -
ämtern im Wege des Polizeistrafverfahrens erledigten
Uebertretungen betrug die Gesamtzahl der wegen solcher
Handlungen bestraften Personen 60 871. Ein Vergleich
mit den Ergebnissen der Vorjahre läßt eine Zunahme Ler
Bestrgsungen gegenüber dem Jahre 1901 um 268, gegen-
iiber di'in Jahre 1900 um 2257 und gegenüber dem
Durchschnitl der Bestrafungen in dem Zeitraum von 1892
bis 1903 gleichfalls eine Zunahme um 2897 erkennen.
Der Durchschnitt der Jahre 1893—1902 beträgt 67 974
Personen. Der grotze Teil der Bestrafungen im Jahre
1902 -mil 43 932 entfällt auf die acht Städte der Städle-
ordnüng. Die Zah'l der von den Bürgermöisterämtern
endgültig bestraften Personen betrug in den Jahren 1893
bis 1902 im Durchschnitt 98 859. Es ist eine Aünahms
sowohl gegenüber dem Jahre 1901 als gegenüber dem
Durchschnitt der Jahre 1893—1902 fcstzustellen.

Zirr Reform der Höheren Mädchcnschule.

Man schreibt uns:

Das zahlreiche Erscheinen von Damen am lehten
Freitag zu dem interessanten und sehr zeitgemätzen Vortrag
des Fräulein Jungk hat bewiesen, ivelches Jnteresse man

hier der Sache entgegenöringt. und däß es sich um eiue Aug-ele-
genheit handelt, die eine baldige Entscheidung fordert. Ueber
die Notwendigkeit, ernstlich an die Errichtung eines Mädchen-
gymnasiums zu denken, hat Fräulein Jungk so überzeugend
gesprochen, datz eine Widerlegung kaum möglich scheint. Und
es war wohlangebracht, einmal mit einem Lestimmten Vorschlag
vor die Oesfentlichkeit zn treten. Allein über einen vollständig
formulierten Lehrplan oder gar Stundenplan in einer grotzen
Versammlun-g zu diskutieren, schien kaum ratsam.

Jm allgemeinen ist inbetreff des vo-rgelegten Stundenplans
lobend anzuerkennen: 1. daß er dem Lehrplan des Reform-
gymuasiums mit modernsprachlichem Unterbau angepatzt ist.
2. Daß eine Teilung oder Gabelung nach dem ersten Drittel
eintreten s-oll. 3. Daß däs Mädchengymnasium auf eiuer etwas
breiteren Grundlage als unsere derzeitigen- Mittelschulen, mit
einem zehn (statt neun) Jahre umfasseudeu Lehrplan ge-
dacht ist.

Jm einzelnen freilich wäre daran auszusetzen: 1. Dah der
vorgelegte Lehrplan durchaus nicht dem grotzen, frischen Zug
unserer Zeit folgt und noch gar zu sehr am Maitre de fran^ais
hängt. 2. Datz vier (statt drei) Vorschuljahre in Aussicht ge-
nommcn sind. Jnbezug aus den ersten Punkt möchten wir als
unbestreitbare Tatsache feststellen, datz die Zukunft nicht der
romanischen, sondern öer anglosächsischen, -der germanischen Welt
gehört, und daß dementsprechend in jeder neu zu grimdenden
Mittelschule nicht Französisch, sondern Englisch als erste Fremd-
sprache gelehrt werden sollte. Wer gerade das Englische ist
bei d'cm gewaltigen Bo-rsprung, das dcm Französischen in Klasse
VI, V. IV eingeränmt ist, sehr stiefmirtterlich bedacht. Und
welche Bedeutung hatte das -Englische gegenüber dem Frangö-
sischen gerade in einer Mädchenschule! — Jm Hinblick daranf
und inbezug auf die- zweite Aussetzung wäre zu bemerken, datz
das Englische (das im Nnfang so leicht zu erlernende -Englisch)
mit vollen sechs Wochenstunden im- vierten Schuljähr, (in
Klasse Vll) beginnen und mit gleicher Stundenzähl in Klasse
VI nnd entsprechend weiterhin fortgesetzt iverden mützte, währ-
rend dann Französisch-, reichlich -bedacht mit S Wochenstunden,
in Klasse V zu beginnen hätte usw. Aber es ist unmöglich,
hier näher auf die Sache einzugehen. Das Einfachste wäre,
jetzt, nachdem der Anstotz gegeben ist, in einem kleineren Kreise
— etwa im Gartensaal -der Harmonie — in engerer Beratung
zusammenzutreten, nm die Höchst ivichtige- Angelcgenheit in ein-
gehender Weise weiter zu erwägen.

In keiner ^mtssiubs

sollte fehlen:

SrozzeÄsnMarte von Ve«t5»lsn<l

unü zelnen kslsnien in Astt unü kiiä . . .

. rrun 1 klarZr

LxjieSition Sei- „Zleiöeiberger 2eitung"

Untereneckarstratze 21.

Personalnachrichten.

Aus dem Bcreiche des Großh. Ministeriums der Justiz, des
LiultuS und Untcrrichts.

Versetzt: Aktuar Heinrich Hirsch beim Amtsgerich-t Bruchsal
znm Notariat Philippsburg, Aktuar Theodor Hoch beim Nota-
riat Ueberlingen zum Nötariat Bruchsal II, Aktuar Friedrich
Holzer beim Notariat Grietzen zum Notariat Freiburg II, Ak-
tuar Franz Xaver Jörger beim Notariat Bruchsal II zum
Hilfsnotariat Langensteinbach, Aktuar Heinrich- Liebler beim
Notariat Philippsburg zum Notariat Krautheim, Aktuar Wil-
h-elm. Pfister beim Amtsgericht Stockach zum Landgericht Frei-
burg, Aktuar -Karl Rösch beim Landgericht Freiburg zum
Amtsgericht Stockach, Aktuar August Schmid beim Notariat
Villingen- II zum Notariat Ueb-erlin-gen, Kanzleigehilfe Engel-
bert Fundinger beim Am-tsgericht Breisach zum Landgericht
Waldshut, Notariatsgehilfe Theodor Goebes beim Hilfsno-
tariat Langensteinbach zum Notariat Grießen, Notariatsgehilfe
Wilhelm Link beim Notariat Krautheini zum Notarint Vil-
lin-gen II.

Zugewiesen: Aktuar Karl Degen beim Notariat Radolfzell
dem- Hilfsnotariat Markdorf, Aktuar Josef Erbacher betm
Amtsgericht Scickingen dcr Slaatsanwaltschaft Freiburg, Ak-
tuar Alfre-d Klein beim Amtsgericht Breisach dem Hilfsnota-
riat Bohlingen, Aktuar Wilhelm Kleinschmldt b-eim Grund-
buchamt Sand dem Notar-i-at Wiesloch, Aktuar Karl Friedrich
Lederle beim Amtsgericht Schwetzingen der -Kanzlei der
Staatsanwaltschaft Mannheim, Aktuar Martin Schächner beim
Amtsgericht Baden dem Grundbuchamt Sand, Aktuar Willy
Winter bei der Staatsanwaltschaft Heidelberg 'der Staats-
anwaltschaft Karlsruhe, Aktuar Karl Wohlt dem Landgericht
Mannheim, Aktnar Julius Wunsch dem Hilfsnotariat Heiters-
heim.

Versetzt: Gerichtsvollzieher Alfr-ed Brunner in Mannheim
zum Amtsgericht Pfullendorf, Gerichtsvollzieher Karl Wenger
in PfuLendorf zum- Amtsgericht Heidelberg.

Ernannt: Aufseher Jakob Schmelzinger beim Männer-
zuchthaus Bruchsal zum Amtsgerichtsdiener in Schönau.

Bestätigt: Kanzleigehilfe -Paul Kramer beim Notariat Ett-
lin-gen, Hilfsdiener Jgnaz Kassel beim Landgericht Karlsruhe,
Hilfsdiener Emil Nothengaß -beim Ministerium.

Entlassen auf Ansuchen: Aktuar Franz Häringer, zuletzt
beim Notariat Mannhcim IV.

Aus dei» Bereiche dcs Grotzh. Ministeriums des Jnnern.

Versetzt: Polizeiwachtmeister Konrad Heiß in Heidelberg
zum Bezirksamt Mannheim, Polizeiwachtmeister Friedrich Raus
in Mannheim zuni Bezirksamt Heid-elberg.

Zur Ruhe gesetzt: Amtsdiener Michael Brauch in Wein-
heim, unter Anerkennnng seiner langjährigen treu geleisteten
Dienste.

Aus dem Bereiche des Großh. Ministeriums der Finanzen.

Jn einstweiligen Ruhestand versetzt: Franz Fröhlich, Kanz-
leidiener bei der fruheren Baudirektion.

— Zolldirektion. —

Ernannt: Wilhelm Lehmann, Gewichtssetzer beim Haupt-
zollamte M-annheim zum Wagmeister.

Aus dem Berciche des Volksfchulwesens.

Versetzt: Braun, Elsa, als Unterlehrerin nach Dietlingen,
Amts Pforzheim; Kneller, Ludwig, Hilfslehrer, von Kehl-Dorf
riach Freiburg; Köninger, Fanny, Schulkandidatin, als Unter-
lehrerin nach Kappelrodeck, Amts Achern; Meining, Anton,
Unterlehrer in Hofstetten, als Hilfslehrer nach Freiburg; Mer-
kert-Ohlheiser, Otto, Hilsslehrer in Mörsch, Amts Ettlingen,

wird Unterlehrer daselbst; Mehger, Ernst, Schulverwaücre
von Oberöwishcim nach Ettcnheim; Schmitt, Wilhelm,
lehrer in Wiesenthäl; als- Schulverwalter nach Stanst'
(Stadt) ; Schretzmann, -Josef, Schulkandidat, als Hilfslehr^
nach Hammereisenbach, Amts Neustadt; Schnler, Emma, Huls.
lehrerin in Bötzin-gen, Amts Emmendingen, wird Unterlehreru
daselbst; Stehlin, Elise, Unterlehrerin, von Kappelrodeck »»^
Radolszell, Amts Konstanz; Wachter, Vinzenz, Schnlverwaite
in Tiefenstein, als Unterlehrer nach Wiesenthal, Amts BruA
sal; Wingler, Elise, Unterlehrerin, von Radolfzell nach Kirw^
zarten, Amts Freiburg.

Theater- und Kunstnachrichten.

Grotzherzogl. Bad. Hof- und Nationaltheatcr MannhriNs'

(W o ch e n s p i e I p l a n.) Mittwoch, 2b. Nov., abends 7 Uyr'
„Der Probepfeil". Ddnnerstag, 26., abends 7 Uhr: „Geschw
ist Geschäft". Fveitag, 27., aben-ds 6 Uhr: „Siegfried". Sm»„
tag, 28., crbcnds 7^Uhr: „Der Hochrourist". Sonntag,
äbends 5 Uhr: „Gotrerdcnnmerung". Montag, 30., abev
7 Uhr: Zum ersten Male: „Nachtasyl". — Jm neu-e
Theater. Donnerstag, 26., abends 8 Uhr: »Madai'
Sherry". Sonntag, 29., a-bends 148 Uhr: „Haserna»"
Töchter". ,

Großh. Hoftheater Karlsruhe. (W o ch c n s p i e l p l a » '
Donnerstag, 26. Nov., abends 7 Uhr: „Fidelw". Freitag, -
äbends 7 Uhr: Zum ersterr Male: „Geschäft ist Geschäft".
tag, 28., aben-ds 7 Uhr: „Es lebe das Leben". Sonnrag, v
abends 147 Uhr: „Hosfmanns Erzählungen". r

Frankfrrrter Opernhaus. (W o ch e n - S p i e l P la »-
Mittwoch, 25. Nov., abcnds 148 Uhr: „Undine". Donncrst»e
26., abends 6 Uhr: „Die Meistersinger von Nürnberg". cOL
tag, 27. geschlossen. Samsrag, 28., abends 7 Uhr: „Obero',/
Sonntag, 29., nachmittags 314 Uhr: „Die beiden SchüP» ^
abcnüs 7 Uhr: „Carmen". Montag, 30., ab-en-ds 7 Uhr:
Waffenschmied". i

Frankfurter Schauspiclhaus. (W o chc n sp i e lp l »»-
Mittwoch, 25., abends 7 Uhr: „Die Zähmung der
spänstigen". Donnerstaa, 26., abends' 7 Uhr: „Nachtal»„
Freitag, 27., abcnds 7 Ahr: „Alt-Frankfurt"

Zamstag,

abends 7 Uhr: „Zapfenstreich". Sonntag, 29., nachnusi «
314 Uhr: „Der Hochtourist", abends 7 Uhr: „Zapfenstreiw
Montag, 30., abends 7 Uhr: „... so ich Dir".

Geschäftliches.

Soeben ist im Verlage von Walther Neumann, Be^,
8.1V. 12, eme Pöstkarten-Serie „R o t i st Trnmps"
zialdemokratisches Kartenspiel) erschienen. Die nach Entw».,,
sen des Kunstmalers O. Achenbach hergestelltc Serie, welwb.
drolliger nnd dabei treffcndcr Weise die Partc'igröhen zrM'' ,
soll im Verkauf an das Publiknm 50 Pfcnnig kosten »»», i,x>i
bald bei allen Papiergeschäften iind Buchhandlungen zu y»
sein, ist auch direkt von der Verlagsfirma zu beziehen.

Kleine ZeiLuna ^

— Hochschulnachrichtcn. Dcm Privatdozcntcn für rönul^z,
Recht an der Universität Halle a. d. S. Dr. jur. He»^x
v. Hollander ist der Professorlitcl verliehen wordcn. Tjjr
Amtsrichtev Dr. Friese in Posen ist znm Dozenten ,
Rechts-Wissenschaft an der neuen königlichen Akadcmie zu
bcrnsen worden. — Der bisherige Privatd-ozent für ümere
öizin in der medrzinischen Faknltät Bonn Professor Dr.
Theodor Rumpf ist zum autzeror-dentlichcn Professor dals
ernannt lvordcn. — Die durck die Uebersiedlung des .»ntz^
ordentlichen -Prosessors Dr. Alsrcd Partl>eil nach KLnig» j,,
erledigte autzerordentliche Professor für Pharmacie u»d u jg
rungsmittelchemie an der B o n n-e r^llniversität ist
ivorden und wird von zwei Titularprosessoren versehen (»/'-j.j,;,
Professor Dr. phil. Georg Frerichs, bisher in Braumcl»
hat den Lchranftrag fiir Pharmacie erhalten, dcr bisld
Königsberger Privatdozent Professor Dr. Karl Kippcnvc »j,
den für Nahrnngsmittclchemie. — Der bisherige
liche Professor des römischsn, nnd deutschen bürgerlichen A' „
in Erlangen Dr. jur. Heinrich Si'ber ist zum ordc»"
Professor ernannt worden. — Jn Halle habilitierte Üsd V,
phil. Bruno Banch in der philosophischen Fakultät als Bi» .tz.
dozcnt. — An Stelle des ausgeschiedcnen'Oberarztes D».
Hans Fuchs ist der bisherige wissenschaftliche AssisteM Dr- '
Ottmar Hoehne zum Oberarzt an der Universität Kiei
nannt worden.

Berlin, 23. Nov. (Prozetz Kwilecki.)

Prozeß wobnte heute auch- der Justizminister bei.
nommen wird das aus Warschau geladcne Ehep',„
C w e l l. Der aus Krakau geladene Zeuge Hauptnn^,,
Ziegler lehnte das Erscheinen ab, da ihm die Zenötz^
gebühren nicht hoch gemig sind. Der Ehemaun C w e
der Sohn d-er berstorbenen H-ebamme Cwell, sagt aus-
Mutter sei im Jahre 1897 zu der Entbindung nack
gefahren nnd habe bei der Nückkehr erklärt, sie sei
kältet gewes-en, daß sie die Entbindung nicht habe
n-shmen können, und habe bedauert, daß sie somit
niehr Geld verdienen konnte. Es sei möglich, daß !
Mutter eine Ausrede gebrancht h-abe, nm so den - '
hörigen zu verheimlichen, datz sie viel Geld verdrent »

Es sei richtig, datz seine Mutter atif dem Sterbebett '
ihm geschickt habe. Dabei habe sie aber nichts von >» „,
wichtigen G-eheimnis gesproch-en. Er h-abe sie öei 1,
Eintreffen schon tot vorgefunden. Der Zeuge M
wie ein gewisser Nittel der ihm von einer in BerlM
genden Erbschast erzählte, ein Jahr später an ihn
getreten sei, um ihn über jene Entbindung auszuhv^
Seine Verbindnng mit dem Ehepaar Koczorowski ha»
daranf beschränkt, daß er, als er in den Zeitunge'^^.,..
Behauptnng las, seine Muttcr habe jene EntbindmM
genommen, den Koczerowskis mitgeteilt habe, dab
mit den Mitteilungen seiner Mutter nicht übereinstu

-'O»

Dann sei im Frühjcchr ein Mann gekommen, dec
Rnbel aufzählte und ven ihm ein Geheimnis wijs'en
Er habe dies abgekehnt, worauf ein zweiter gekomMv
der sich als Vetter der Gräfin Kwilecki vorstellte »»' „c-
-ebenfalls Geld gcboten habe. Der Zeuge habe al»
klärt, datz er alienfalls nur vor Gericht aussagen
Der Zeuge erkennt in deni letztgenannten Besua>^
chelski wieder. Er legt die Photographie seiner
vor, die von dem Arzt Roszinski und der Zeuglv Ojsi-
zerwska wieder erkannt wird. Die Ehefrau Cwell ve> „si
die Krankheitsgeschichte ihrer Schwiegermutter
eine Entschuldigung vorgekommen, weil sie keine Ga! HL'
mitgebracht habe. Anf die Frage eines Geschworen „-



anf 800 Mark, was Dr. Roszinski als nicht zu v'el

ziffert Gras Kwilecki die an die Cwell bezahlte
 
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