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Heidelberger Zeitung (45) — 1903 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (1. Dezember 1903 - 31. Dezember 1903)
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Wahlen für gültig erklärt mit Ausnahme derjenigen
von Schwetzingen-Ladenburg, in welcher der na-
tionalliberale Landgerichtsrat Clautz gegeu den Demokraten
Eder gewählt worden war. Gegen diese Wahl war ein Protest
eingelaufen, der sich aus drei Punlte stützt, erstens, datz bei der
Wahlhandlung im Wahllokal der Ratschreiber Reichert Agi-
tation getrieben habe, was Len gesetzlichen Mstimmnngen
widerspreche, zweitens, datz der Jsolierraum der Beobachtung
zugängig gewesen war und daß drittens die Wahldistriktsein-
teilung in Hockenheim eine ungesetzliche sei. Da die Abteilung
mit der eingehenden Prüfung nicht zu Ende kam, wird der
Antrag auf Aussetzung der Beratung dieser Wahl auf morgen
angenommen.

Was die Wahl in Karlsruhe (Land) anbetrifft, so
berichtete darüber namens der 5. Abteilung der Abg. Wilckens.
Gegen diese Wahl war Protest erhoben worden, da in dem
Orte Rußheim Unregelmäßigkeiten und ungesetzliche Beein-
flussungen vorgekommen seien in der Weise, daß die Anhänger
des Bauernbündlers mit Kapitalkündigungen bei der Dar-
lehenskasse gedroht hätten und nach der Wahl seien auch ver-
schiedcnc Kündigungen erfolgt. So sehr auch moralisch diese
Handlungsweise zu verurteilen sei, so habe sie materiell keinen
Einslutz gehabt, da Lutz auch bei der gegenteiligen Wahl in
Rußheim zwei Stimmen Mehrheit habe. Der Antrag gehe
deshalb auf Giltigkeit der Wahl, dem debattelos zugestimmt
wird.

Ueber die Wahl inEberbach-Buchen berichtet gleich-
falls der Abg. Wilckens. Nach den beim Ministerium ein-
gelausenen Akten über die Neunkircher Wahl sollen bei der
Wahlmännerwahl in Neunkirchen zwei Personen gewählt habcn,
obwohl sie aus der Gcmcindekasse untcrstützt worden seien.
Philipp Harsch habe gewählt, obgleich nur ein Georg Harsch
in der Wahlliste gestanden habe. Ferner sei Heinrich Winkler
in der Liste nachgetragen worden, und zwar nach Wschlutz der
Liste, gleichwohl habc er gewählt. Der Bezirksrat habe ent-
schieden, daß an Stelle der Genannten eine neue Wahlmän-
nerwahl stattzufinden habe. Was dieses Ergebnis anbelangt,
so haben in der Abteilung Meinungsverschiedenheiten darüoer
LestaNden, ob, wenn wirklich mit Recht drei Wähler seitens des
Bezirksrats als nicht wahlberechtigt angesehen worden sind,
in materieller Beziehung das dazu führen mußtc, die ganze
Wahlmännerwahl in Neunkirchen für unziltig zu erklären, oder
ob nicht nach Lage des Falles die ganze Sache nur dazu hätte
führen können, nur die Wahl eines Wahlmannes anftatt der
vier für ungiltig zu erklären. Wir sind aber darauf deshalb
nicht eingegangen, weil auch dann, wenn die ursprünglichen
4 Wahlmänner vvn Neunkirchen bei dcr Hauptwahl mitgewirkt
haben würden, der Gewählte doch die absolute Mehr-ieit ge-
habt hätte. Wir waren der Meinung-, datz über orese Wahl
überhaupt zur Tagesordnung . übevgegangen werden könne.
Aus den gleichen Erwägungen, die ich vorher bei KarlZruhe-
Land anzeführt habe, sind wir zu dem Ergebnis gelangt, die
Wahl für unbeanstandet zu erklären. — Das Haus beschlietzt
-demgemäß.

Eingegangen ist eine weitere Jnterpellaiion des
Zentrums, aus welchen Gründen bisher die Genehmizung
zu K l o st e r n i e-de r l a s s u n g e n versagt worden sei, und
ein Antr-ag, die Regierung zu ersuchen, beim Bundesrat dahin
zu wirken, datz eine Aufbesserung der Vergütung für Ouartier-
leistun-gen an Truppen autzerhalb ihrer Garnison einireten
möchte.

Morgen ^10 Ühr Wahlprüfungen und Präsiden-
t e n w a h!.

Karlsruhe, 2. Dez. Wie die „Köln. Ztg." von
zuverlässiger Seite erfährt, wird auch der Erbgroß-
herzog, der in -dm letzten Jahren als kommandierender
General in Koblenz war, an den diesmaligien Verhand-
lungen der Ersten Kammer teilnehmen.

KarIsrnhe, 3. ,Dez. Die Ze n t r u m s f r a k -
tion des badischen Landtages hat in der gestrigen Frak-
tions-sttzung einsstmmig- folgends Herren in den Fraktions-
vorstand gewählt: Fehrenbach als Vorsitzenden,
Gießler als ersten und Hennig als zwsiten Stellvertreter
des Vorsitzenden, und Hug nnd Ze -hnter als Beisitzer.

Karlsruhe, 2. Dez. Ter „Volksstimme" zufolge
witd Wg. Lehmanndie Jnterpellaston der sozialdemo-
krastschen Fraktion über die Schiffahrtsabgaben, Abg.
Eichhorn diejenige über die Brötzinger Affaire be-
gründen.

Karlsruh -e, 2. Dsz. Dis W a h lp r ü f u n g e n
wurden heute in der Zweiten Kammer ungewöhnlich
rasch und glatt erledigt. Für den ziemlich fadenscheinigen
Protest der Konservativen gegen die Wahl in Karlsruhe-
Land konnte sich niemand erwärmen, noch weniger impo-
nierte die Beschwerdeschrift, die ein biöderer Landwirt
aus Oeschelbronn beim Ministerium des Jnnern einge-
«öcht hatte, sintsmalen sie gar nicht als „Protest" gegen
die Wahl des Wg. Neuwirth -charakterisiert war. So
wurden mit Ausnahme der Schwetzing-er sämtliche Wah-
len für unbeanstandet erklärt. Wie die Entscheidung der
Kammer bezüglich der Schwetzinger Wahl morgen aus-
fallen wird, läßt sich nicht absehen. Voraussichtlich wird
die Kammer dem einstimmigen Beschluß der Wteilung 3,
wonach über die aufgestellten Behauptungen nähere E r-
hebungen gemacht werden sollen, Folge geben. Es
ist indessen nicht ausgeschlossen, daß die Sozialdemokraten,
welche, nebenbei bemerkt, in der Wteilung 3 zusällig gar
nicht vertreten sind, morgen im Verein mit dsm Zentrum
und den Demokraten die Hockenheimer Wahl kassieren, so-
daß eine Nsuwahl stattfindsn müßte. ,

AuslanS.

Frankreich.

P a r i s, 1. Dez. Was neuevdings über das Ergebnis
der Untersuchung in der Dreysussache verlautet, ist ge-
eignet, den Nationalistm die Lust zu nehmen, auch nur die
formelle Rechtsfrage gegen den General Andre ins Gel-
fecht zu führen, geschweige denn den Grund der Sache.
Nach der „Politique Coloniale" sei nämlich der Archivar
Gribelin dahin gebracht wo-rden, anzuerkennen, daß

nomxnen wurde, wiederholt in der -bereits bekannten Besetzung
der Hauptrollen in Szene. — Montag, den 7. d. geht als
Novität das dreiaktige Drama von Max Halbe „Der Strom"
in Szene, etn Werk voll Kraft und Lebenswahrheit, das bei
seiner Erstaufführung in Wen erschütterndsteN Eindruck
machte, und welches scitdem das Repertoire beherrscht. Die
danibaren, aber auch schwierigen Hauptrollen werden gespielt
von den Damen Hartmann, Lehmann und Hollmann und den
Herren Eckhof, Holstein, Sigl und -Steinmann.

er zusammen mit Henry und auf dsssen Kefehl hin
Schriftstücke gefälscht habe. Unter biesen einge -
standenen Fälschungen sei der Bries des
d e u t s -ch e n M i l i t ä r a t t a ch 6 s, d e s s e n D a t u m
man geändert häbe. Gribelin hatte erklärt: „Jch
war Militär und gehorchte meinen Vorgssetzten, ohne
übrigens im Augenblick die g-anze Tragweite meines
Handelns zu begreifen." Der Kriegsmini-ster habe auch
Rechnungsbelege gefunden, chie von einem noch imakti -
v en Dien st st e h e n d en General mitunterzeichnet
seien und bewiesen, daß eine Anzahl Zeugen, die im
Sinne des alten Generalstabs ausg-efagt hätten, GeId -
unterstützungen und zum Teil eine gewisse Zeit
lang m o n a t l i ch e Z u w end un g e n erhalten hätten.
Diese Angäben über die Geständnisse Gribelins und über
die Entdeckung solcher Rechnungsbelege werden, der „Köln.
Zeitung" zufolge, von zuverlässiger Seite bestätigt.

Asicn.

— Nach Drahtmeldungen aus Wladiwostok
nimmt die Feindseligkeit der Koreaner gegen die J-apaner
zu und ist in einigen Provinzen Koreas in schroffer Form
zum Aus-druck gelangt, da die japanis-che Regierung fort-
fährt, im Jnnern der südlichen Provinz Koreas Japaner
anzusiedeln, und in die Häfen Koreas Truppen zufführen,
um Japan dort eine dominierende Stellung zu schaffen.

Aus SLadt und Land.

Heldelbsrg. 3. Dezember.

* Jhre Königlichc Hohcit die Großherzogin begeht hcute
ihren 65. Geburtstag. Herzliche Glück- und Segens-
wünsche bringt m-an heute über-all in Baden d-er teuren Fürstin
dar, die in mütterlicher Liebe segensreich waltet und nicht
müde wird, an der Wohlfahrt des Landes überall da mitzu-
wirken, wo der sanften, pflegsamen Tätigkeit der Frau ein
Feld geboten ist. Möge unsere Großherzogin unsevem- Lande
noch lange erhalten bleiben! Das ist der Wunsch, der an ihrem
heutigen 66. Geburtstag die Herzen aller treuen Badener
erfüllt.

X Deutsche Schillerstiftung. Am 8. Nobember fanden da-
hier unter der Leitun-g von Herrn Geh. Hofrat Thorbecke
die Hauptversammlung und die Vorstandssitzun'g des badischen
Zweigs der deuffchen -Schillerstiftung statt, zu der die Vereine
in Karlsrähe, Mannheim und Baden Vertreter gesandt hatten.
Jm allgem-einen ist in den einzelnen Vereinen keine grotze Ver-
änderung eing-etreten; die Mitgliederzahl mtd die Beiträge
haben sich meist auf der gleichen Höhe gehalten, hi-e und da
freilich auch etw-as äbgen-ommen, so z. B. leider auch in- Heidel-
-berg, wo der Verein von 111 Mitgliedern auf 106 herabge-
sunken ist. Nach dem Bericht des Rechners, des Herrn Bank-
direktor Krastel, beliefen sich die Einnähmen des letzten
Jahres im Großherzogtum! Baden auf 6712 Mk. (darunter
Zinsen aus Wertpapieren 1970 Mk., Beiträge der verschiedenen
Vereine 1280 Mk., ein Vermächtnis von Rechtsanwalt Göring
in Waden-Baden 1820 Mk.), die Ausgaben auf 4028 Mk.
(abgeliefert an die Hauptkasse in Weimar 1080 Mk., als Un-
terstützungen- in Baden verteilt 475 Mk., Ankaus von Wert-
papier-en 2336 Mk.). Es verbleibt eiu Rest von 2684 Mk., von
dem etwa 2000 Mk. w-eiter anz-el-egt werden sollen. Da d-as
Betmögen- des badischen Zweigvereins bis jetzt etwa 58 000 Mk.
bcträgt, steigt es mit dieser Anlage auf 60 000 Mk. Jni
nächsten Jahre werden ungefähr 3200 Mk. eingehen; davon
sollen 1160 Mk. nach Weimar ab-geliefert, 600 Mk. zu Unter-
stützungen in Baden verwendet und der Rest -wieder angelegt
werden. Eine längere Erörterung verursachte die Frage der
Gründung von Frauen-Schiller-Wereinen. Der Plan dieser
Gründung ist schon im vorigen Jähre an dieser Stelle erläu-
tert worden: bis zum Fahre 1906, der -Wiederkehr von Schil-
lers Todestag, sollen die deuffchen Frauen in v-erschiedenen
Städten durch Einzelbeiträge oder künstlerische Veranstaltun-
-gen eine möglichst große Summe zusammenbringen, die dann
der schon bestehenden allgemeinen deutschen Schill-erstiftung
als besonder-e Spende der deutschen Frauen ü-berreicht werden
soll. Jn Mannheim- ist der Plan bisher am- meisten geglückt,
insofern hier eine eigene Aufführung im Hostheäter einen er-
klecklichen Betrag abgeworfen hat; Aehnliches ist von Baden-
Baden zu sageu, und iu Karlsruhe ist gerade am Tage der
Hauptversammlung auch ein großes Festkonzert äbgehalten
worden. !Jn Heidelberg hät leider in dieser Richtung noch
nichts geschehen könn-en; aber es ist Hoffnung vorhanden, daß
der Plan doch auch hier noch glückt, wenn sich eini-ze hervor-
ragende Frau-en der Gesellschaft oder einer der hier bestehen-den
Frauenvereine seiner annehmen. — Jn der an die Hauptver-
sammluug sich anschli-ehen-den Vorstandssitzung wurden die ein-
ge-l-au-fenen Unterstützungsgesuchje b-ehand-elt; davonl konnten
drei (zwei Schriftsteller und eine Schriftstellerin) berücksichtigt
werdcn.

---- Ziomstisches. Jn der am Dienstag Abend unter V-orsitz
des Herrn Dr. Cahen (Mannheim) äbgehaltenen zionisti-
schett Bersammlung behandelte Herr Dr. Moses in IlLstündi-
gem Vortrag das angekündigte Thema: „D e r Zionis-
mus nach dem- 4. Kongreß." Dem Zionism-us, fühtte
der Redner aus, ergehe es wie jeder großen und neuen Bewe-
gung. Zuerst würde sie so ignoriert und bespöttelt, dann ernst-
hast diskuttert und bltter bekämpft, bis man sie schließlich an-
erkeime. 6 Jahre habe man geglattbt, den Zionismus tot-
schweigen zu können; jetzt, w-o der Zionismus durch seine
Erfolge die Aufmerksamkeit der gesamten Welt auf sich 'lenke,
schienen es die Gegner an der Zeit zu halten, den Zionismus
zu bekämpfen, als eine gr-otze Gefa'hr. Nach klarer
und scharfer Auseinandeffetznng des W-esens und der Ziele
sowie dcr Skizzierung der gegenwättigsn poliffschen Sittration
des Zionismus unter besonderer Hervorhebung der Bedentung
und Tragweite, -die mcm den Verhandlungen der zionistischen
Parteileitung mii der englischen und russischen Regierung bei-
messen müsse, geht Redner auf die Einwände der Gegner ein.
Der Borwurf der Staatsgefährlichkeit sei ein schwerer. Die
Zionisten fühlen sich als treue Staatsburger des Staates und
effüllten ihre Pfsichten in vollem Umsange. „Tun die an-
deren Juden mehr als wir?" D-er Einwand
d-er Staatsgefährlichkeit sei schliehlich durch
die Erklärung d es dcursche n Kattjsers, >des
Königs vonJtalienund -der englischen Re-gie-
rung aufs glänzendste widerleg-t. Auf deu Ein-
wand, der Zionismius siärke den Antisemitismus, sei zu ant-
wotten, daß der Autisemitismus n-och jede jüdische Bewegung
bekämpft habe. Er hat die Juden bekäm-pft, als sie sich assi -
milieren wollten, er bekämpft sie heute, -wo- sie in der Er-
strebung emer öffentlich-rechtlich gesichetten Heimstätte in Pa-
lästina ans der mi-ormalen Lage hcraus zur S e l b st ä n -d i g -
keit zu gelangen suchen. Der Zionismns könne sich
nichtdarumbekümm-ern,wasdieAntisemiten
sagen. — Auch habe der Zionismus niemals eine Ab-
schließung gefordert, wie er auch nicht die gesellschaft-
liche Wschließuug gefchäffen hat, die habe längst vor dem Zio-
nismus bestanden und zwar seien die Juden abgeschlossen wor-
den. Ebensowenig konne man gegen die jüdischen Logen und

Kasinos den gleichen Einwand erheben. Die Bffürchtung, daß
dic Staaten die ^Iuden ausweisen, wenn der jüdische Stach
bestehe, sei absolut mcht am Platze. Es könne sein, daß
land und Rumänicn zu dieser Maßregel greift, allein diese
Staaten watteten gar nicht bis dahin; wenn aber jemand voN
Deuff'chland- eine derartige niedrige -Auffassung habe — unter
dcn Zionisten herrscht sie nicht — so kehre dieser jetzt schvjs
Deutschland den Rücken. — Mit d-en Worten: „es gehött
ein gewisses Maß innerer Freiheit dazu, um auf den Weg k"
gelangen, den die Zionisten als einen loyalcn und gesetzlichen
ei>ngeschlagen häben", schloß -der Re-dner untcr lautem Beifall der
Zuhörer seine Darlegungen.

H Von der Sternwarte. Hofrat Prof. Dr. Max Wolf -
Ordinattus für Astronomie an unserer Universität und Dw
rcktor der astrophysikalischen Abteilung der Großh. Landes^
stcrnwatte auf dem- Kön-igstuhl, wohl der erfolgreichste astrw
nom-ische Entdecker der neuesten Zeit, hat 24 veränderlichV
St-erne im Orion-'Nebel dadurch entdeckt, dah er verschiedcrie,
mit Hilfe des Bruce-Teleskopes gewonnene photographisch^
Aufnahmen des Nebels im Stereokomparator verglich. Wahrs
scheinlich sind, dcr „Dentschen Literaturzeitung" zufolge, iww

11 weitcre Sterne beränderlich. Einige von ihnen gehöresi
vermutlich zu den veränderlichen mit kurzen Fristen, und btt
einem erreicht die Lichtschwankung den hohen Betrag von sech^
Größenklassen.

Telephon-Vcrkehr. Zum- Sprechverkehr mit He' ^
delberg sind zugelassen: Oberstein, Algenrodt, Answeiler,
Göttschied, Hettstcin, Hinterttefenbach, Jdar, Mittelbollenbach,
Nahbollenbach (Fischbach), Oberbrombach, Rötsweiler, Vou-°
mersbach. Die Gebühr beträgt 60 Pfg.

-p Zimmerbrand. Jm Hause Marktplatz 1 enfftand gestrE
em Zimm-crbrand dadurck, daß ein Einwohner eine brennende
Lampc auf den Tisch stellte, dieselbe abcr umfi-el und explv"
dierte. Es verbrannte eine Tischdecke im Werte von 10 D»-
Die Flammen wur-den sofort erstickt.

— Polizeibericht. Verhaftet wurden 7 Personen wc-»
-zen Bettelns. Zur Anzeige kamen 8 Personen wegeN
Ruhestörung. . ,

Sinsheim, 1. Dez. (E i n b r u ch s d i e b st a h l.) Heute
Nacht wurden hier, wie der „Landbote" berichtet, zwei unE
mein freche Einbrüche verübt. Zuerst stieg der Dieb durw
das Fenster in die Kistersche Wirtschaft und entwendete dott

12 Würste, einen halben Schwartemna-gen und 21 Stu»
Zigarren und nahm noch einen Bund Schlüssel mit, nachdcw
er sich an einem Krug Wein und einem Liter Schnaps gütliw
getan hatte. Von hier aus begab sich der Dieb urn halb 5 1M
nach dem Schillingschen Uhrenladen, den er m-it einer eiserne»
Klammer erbrach, das Schaufenster eindrückte und aus der
Auslage zwei golden-e un-d zwei Remontoiruhren im Wert vou
über 200 Mart stähl. Auf die Dazwischenkunft des Bestohlen^n
ergriff er mit seinem Raub -die Flucht nach der Eisenbahnstratze
und bogab sich dann nochmals in die vorerwähnte RestauratioN,
wo er um 6 Uhr bon dem eintretenden Wirt schlafend aN
einem Tisch fitzend betroffen- wurde. Die alsbald erschiencne
Gendarmerie nahm ihn fest und verbrachte ihn geschlossen in»
Amtsgefängnis. Allem Anscheine nach ist hierdurch eirl
Fang gcmacht worden, da der Verhaftete sich als ein gewissel
Adolf Rensch aus Nußloch hcrausstellte, n-ach dem die PolE
seit einiger Zeit wegen vielfacher Diebstähle eifttg gefahnde

habe.

Eppingen, 30. Nov. (Der 2. Kurs der lanowirtt
schaftlichen Winterschule) hat seinen Anfang
nommen und sind in demsclben 12 Schüler cingetretcn.

1. Kurs sind 18 Schülcr, so daß im Ganzen die Anstalt von
30 Schülern besucht wird.

-j- Eppingcn, 1. Dez. (Jn der gestrigen Ge^
m e i n de r a t s s i tz u n g) ertlärte Bürgermeister V i c l--
hauer, daß er sein Amt aus Gesundheitsrücksichttr'
niederlege. Da Vielhauer trotz wiederholter Aufmurff
tcrung aus seiner Erklärung beharttc, nahm der Gemeinderat
das Gesuch mit dcm Ausdruck des Bedauerns an. Vielhaiwr
ist jctzt 9 Jähre im Dienst als Büvgerm-eister und hat siw
währcnd dieser Zeit die Achtung der vorgesetzten Behörde-
sowie das Zutrau-cn der hiesigen Eiriwohricrschaft ervorbcn-

5tarlsruhc, 2. Dez. (Ueber das EisenbahnuN^
glück b-e i Herbolzheim) berichtet die „Karlsr. Ztg-j,'
Dic Maschine eines Arbeitszuges fuhr am 2. Dezenw-
aus der Station Herbolzheim der Maschine des diese Staffoö
ohne Halt durchfahrenden S ch n e l l z u ge s 7 in die Flanko-
Jnfolge des wuchtigeri Anpralls wurde die Arbeitszugsmafchiuo
vollständig zertrümmert, die Scbnellzugsmaschine über dw
östliche Bahnböschung hinuntcrgeworfen und schwer Leschädiw'
der Gepäckwagcn quer über beide Gleise gestellt, zwei Persw
nenwagen über die östlichc Böschung herabzeworsen, die folgew
den Wagen blieben entgleist auf dem Bahnkörper; ferrntt
-wnrde das östlich-c Gleis auf eine kurze Streckc zerstött. D(w
wcstlichc Gleis war von 2 Uhr an wieder fahrbar. Getötct
dcr Heizer des Schriellzu-gs, Wintcrbauer, verletzt der FühosW
des Schnellzugs, Zanger, der Führer des Arbeitszugs, bsi
fcrnier der Gepäckschaffner Hirschmann. Außerdem sind
Reisende leicht verletzt, Namen wurden nicht sestgestellt, we'
sie die Reise fortsehtcn. Von 2 Uhr nachm. konnte eingleisisisi
Betrieb aufgenommen werden; bis dähin wurde der Betrnw
durch Umsteigen an der Unfallstelle aufrecht erhalten. —
hat es also nicht, wie zuerst gerneldet wurde, mit einer eiw
fachen Entgleisun-g, sottdern mit einem. Zusammenstoß zu ttw
gchabt. Wie cs kam, daß die cin-c Maschine dcr andern N
die Flante fuhr, das geht aus den Lisherigen Bettchtcn nickN


hervor.

Karlsruhe, 2. Dez. (V e r b a n d s t a g.) Am 6.
zember d. I. findet hier im> „Gasthaus zur Rose" ein Ve'si
bandstag der Maler-, Lackierer-, Tüncher- und Vergoldet^
m-eister Badens statt. Auf der Tagesordnung stcht u. a.:
ratung über den Spezialentwurf, das öffentliche Berdingungs-
wescn für das Maler- und Tünchcrgewerbe betresfend.

Pforzheiin, 2. Tez. (B e i m R a n g i e r e n) fuhr goMrn
Abcnd auf der Station Rottenbach eine Zugsabteilung auf
in die Station einfahrenden Pforzheim-Wildbader Personrw
zug 669 auf. Verleht wurde memand, dcr Matettalschaden 1)
-bedcutcnd. Ter Unfall ist auf falsche Weichenstellung zurnm
zuführen.

Bühlerthal, 2. Dez. (E i n eigenartiges Voff^

k o NI m n i!

meldet man von hier: Äin 30. ^kov. fand

im Rathaussaale die erstnmlige Wahl von 36 Mitgliedern
katholischen Kirchengemeindevertretung statt,

..» .. Awecks Erbauu''^

ciner mit ca. 400 000 Mk. veranschlagten katholischen Kircho
Oberbühletthal. In der Wahlliste, welche 3 Wochen ln,,
im Pfarrhause auflag, fehlten ca. 130 Wähler, zum größn
Teile aus dcm Unterbühletthal. Als nun das WahlkonnN
nach 11 Uhr sich entfernt hatte, wurde die Doppel-EingangO
türc, bei der verniutlich der untere und obere Riegel
geschlossen waren, aufgedrückt. Die Urne wurde erbrochO
und die Zettel wurden gestohlen. Vom Täter fehlt
Spur-

Aus Badcn. Der Farrenlhalter in Uttenhofen ,
Engen wurde am Sonntag von einem störrisch gewordenen

rcn angegttffen und schwer verletzt. Der bedauernstver
Mann wurde noch in der Nacht ins Spital nach Blumenfeld S
bracht, wo ihm, wie der „Heg. Erz." hött, der eine Arrn si"
genommen werden mußte. Es ist sehr fraglich, ob er nttt oe
Leben davontommt, denn es sollcn außer Knochenbrüchen „
Armen und Beinen auch innere Verlehungen konstatteff wv
den sein. — Jn Hockenheim ist gestern Vormittag ^
Zigarrenfabttk von Alfred Levysohn zum größten Teil rttede
 
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