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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1905 - 31. März 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16473#0461
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47» Jahraau-. — Nr >

^rschejnt täglich, Sonntags cmSgenommen. Preis mit FamilienMttern monatlich 50 Pfg. in'S HcmS gebracht, S«i der »rpeditwn urch Len Zweigstationen abgetzolt 40 Pfg.

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°n bestimmten Tagen wird keine Veranttvortlichlcit übernommen. — Nnschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anschlagstelken. Fernspr. 9S.

Deutscher Reichötag.

Berlin, 2. März.

Das H«us tst ä u ß e r st s chw a ch besucht.

Frätzdorf OSoz.): Dic Schaffung einer Reichs-
st^^taxe sei zu begrützen^ wünfchenswert sei Rabatt an die
^Daj^njassem Redner äutzert weitere Wünsche bezüglich idcs
j^arkenLassen-wesens und spricht besonders von dem Verhältnis
^<wzte zu den Krankenlassen. Das System Ler freicn
H^^tvahl fei ja an fich gut, aber für die Durchführung der
ij^^Eendersi-cherung zu teuer. Rcdner geht schlietzlich ausführ-
den- Leipziger Krankenkassenstreit ein. Das Prinzip der
.Verwasltung, worauf die Kassen bcrühen, sei durch dais
chsstfe-n- der Behörde geschinälert worden.
tz^^?chsischer Bundesratsbevollmächiigter Dr. Fischcr: Das
d^^"nis zwischcn den KrankeTÜassen und den Acrzten war
Han .t"svng an kein- gutes.- Die Krarckcnkasscn warcn in der
ih^tierung schr zurückhaliend. Die Aerzte hättcn sich iüsolge
Zi t Zcchl in einer Notlage befunden. Datz sie zmn grohen
lich E tzctzrrffen hätten, sei gcrade in i-hrcm Jntercsse bedaucr-
von 'den Kafsen beschafften- Distriltsärztcn be-
tzch vicle, die Len arr eincn Kassenarzt zu stellenden An°
-isx^E-tiigcn quailitatiiv nicht en-tsprachen. Deshalb muhte die
iq^'Est^uptinannschaft die Kasse zu Verhandluntzcn zwingen,
i>, Behandlung Ler KrarÄen zu stchcrn. Untcr dem hcute
d^^chzitz herrschenden Systcm der frcien Acrztewahl müssen
«sBlstrr höhere Aufiwendungen machcn als früher.

^8- Erzberger (Ztr.): Auch die Frage -er Angcftellten
chtzf'fDckenkafsen müsse gercgclt toerdeu. Jedenfalls irtüsse cin
teqÄvrischeK Schiedsgericht zwischen dcr Kasse und den Aerz-
tz^^Mvführt wcrden. Lluch die rcichsgesehliche Rcgelung der
>d»i,rch'wurrtz Sder Dieustboten und sämtlicher Arbeiter sei nat-

Redncr crklärt schlietzlich getzenüber dcn Aussührun-
Wur-m von gejtcrn-, seine Partei vertretc nicht nnr
tq» dwitären, sonidcrn auch den allgenrei-nen Maximalarbeit-,-

^^»vtKsekeetär Dr. Graf -v. Posadowsky: Das Tempo
«vj: ^kizialpolitik schneller sein-, wenn- weniger gcfordcrt

- Die allgenieinen Verwaltungsbehörden können auf die
ungekheuere soziale Arbeitslast ni-cht mehr bewäl-
R ^^nrcken-, Unfall- und JnvaliditätSversicheru-ng gehören
Wirkuntz eng zusanrmen-. Wäre heutc die soziialpoli-
aufzubaucrr, so wäre nicbt der ger-in-ite

davmr, datz eine cinhei-tliche Organisation geschaficn
nrüssc. Die Aufgöbe der Zu-kunft würide fein, die drei
Skg Rf^ungsgesellschaften in eine cinheitliche Form zu brin-
Eyfü Wegen, der Heimarbeiterverficheruntz hoffen wir zu einem
^ii^ bu komimen. Betrcsfend die Ausdehnimg dcr Krankcrr-
auf ländliche Arbeitcr künnc er sorgfälti-gc Erwä-
^vsprcchen. Der Kouflikt zwischen Aerztcn und- Kramkeno
ltz-jchf sii bedauerlich. Dtix Novelle zur Gewerbeordiruntz soll
iii^ä ^^udcn im Baugewerbe enttzc-gentretcn. Wegen des fa-
Avbeitstages habe er cine Sachverständigerckonferenz
^jier ' Enüourf zur Sichsrung der Bauordnungen sei
Preutzischen Staatsministerium angenommen wor-

Wallbrecht (ntl.) wendet sich gegen den BefÄhi-
dq^^hweis und befürwvrtet die Verlegung des Fortbil-
Vchulunterrichts auf die Tatzesstunden,.

Gothein (freif. Vp.) kritifievt die Art der Vor-
Su u>e üer Man solle Matznahinen gegen die

üer Kartellenquct«.
f.uu-stuny tressen-
^ ^ Uhr

Ühr vertagt das Haus die We,iterberatung auf

^ r l i n, 2. März. Die Budgetkom m i s s i c- ri
^eichstages setzte die Beratung des Gesetzent-
detreffertd die Friedenspräsenzstärke

des Heeres fort. Auf eine Bemerkung des Atzgen-rdneten
von Richthofen, bei der Reichsftrvanzreform dürfte
die Sekbstärrdigfeit der Eirrzelstaaten nrch-t in Frage töm-
men, erwiderte Rei-chsschatzsekretär Freiherr v. Sten -
g -e l, die Reichsverwaltung hab-e sich sorgfältig benrüht,
Emgriffe in die Hoheitsrechte der -Zinzelstaaten zn ver-
meiden. Der Bundesrat habe den rechten Weg gesun-
den, nun möge der Reichstag seine Zustimmung nicht ver-
sagen. Major v. d. G o l tz führt aus, 1900 würde n-ach
Annahme der Friedenpräfenz die Mehrbelastung der Be-
völkerung 1,08 Prozeut betragen, bei einer BeÄchsich-
rignng der Zunahme der Bevölkernng um 1 Prozent.
Generälmajor v. Gallwitz wies nach, daß seit 1887
die Dauer der Manöver sich uicht geändert >habe. Es sei
schr wüuschenswe'rt, daß der oberste Kriegsherr sich öfters
über den Staüd der Korps rnformieren könne. — Wei-
terberatung Freitag.

DeuLfchks RetH,

— Laut „Nationalzeitung" wird der K a i s e r die
Fahrt zum Mittelländrschen Meer nicht
auf dern Lcmdivtzge, sondern zür See machen. Sowert
bisher festgestellt ist, wird d-er Kaiser mit dem portugresi-
schen Königspaar in Lissabon zusammentreffen. Zuvor
wird er in Vigo von einem Mitglreb des spanischen
Königshauses begrüßt werben. Die Zufammenku-nst rnit
dem König von Italien werde iu einem Hafen des Mittel-
läudischen Meeres erfölgen.

— Der Bundesrat stüumte dem Gefetzentlvurf
betreffeud eine neue Synobalordnuug für dle reformierte
Kirche in Elsaß-Lochringen, sowie den Ausführungs-
grun-dsätzen zum Reblausgesetz zu.

— ,Der „Michsanzeiger" veröffentlicht dre Berord-
mrng vom 27. Februar, wonach das Zolltarifge-
setz am 1 März 1906 in Kraft tritt.

Baden.

— Gegen die V e r st a a t I i ch u n g der Wasferkräfte
desRheins bringt die „Karlsrüher Zertung" noch, eur-
mal einen halbamtlichen Artikel, in dern auf den
jüngst g-efaßten Beschluß des Karlsruher Gewerbevere-.ns
Bezug genornimen wrrd. Es wiüd- ausgeführt, eirr Wasfer-
gesetz von der verlangteu Art HÄten w-ir iu B-adeu schvn
seit 1876, und 1899 sej dassest>e verbessert worden. Es
gewähre d«n Staat alle Rechte, die er bei der Bsrgebung
von Wasserkräften an einen Privatunternehmer verlangen
könne. Die Verstaatlichu-ug würde dem Mgemeininteresse
nicht errtsprechen. Unter den 'Gründen rst der heworzu-
heben, daß der Staat als ein cmf Absatz an Gomerndin
uud GKverbetreibende angewiesener Unternch-mer daste-
h-en wrstde, dem es vielleicht nicht gelänge, gerrügenden
Abfcrtz W finden, wie rhn die Mlgung der bestächtlichen
Staatsfchuld erfötderte. Meichzieitig erfährt man auS
anderen Quell-en, daß die Vergebung der Laufen -
burger Wasserkräfte nunmchr erfolgt rst, nach-
dmr in iwchmaligen BerharrdlunMn zwischen Baiden nnd

Kleine Zeitmrg.

Das Oberkriegsgericht des 16 Armeekorps hat, nach
chj/'^wtzburger Post", gegen 12 Dragoner des !n
'Pr^^hoferr garnisouierenden magdeburgischen Drago-
3rrs j^^üuents Nr. 6 verhaudelt. Die Anklage lautete
' Eätlichsn Angriff auf eiueu Vvrgesetzten, Achtungs-

Verharreir rm Ungehorsam und Gchorsams

tz^/^Serung. Es erhielten die Dragoner Retke 2 Jahre,
r-^^ote und Schmidt je 4 Jahro 16 Tage, Bese 7 Mo-
-b^sch 3 Wonate Gefängnis. Die übrigen An-
ch»NSftör wurden zu Haftsstasen vo-n 4^-6 Wochen ver-
die hatten sich in der Angslrunkenhöit, anr 26.
P.^. ^E>er vorigen Hahres, an einem Unteroffizier ver-
irrdenr sie nach ihm mit emem Schemel und m'.t
z^-^ohlen geworfen hatten. Das Urteil deZ Kriegs-
haste wegen Nkangels an Zeu-gen aus Freispre-
^9 ge'lautet.

stj. ^ Dnbrngen, 28. Febr. Der Küfer und Weinhänd-
Harr unb der Wirt Fr. F a r r, beibe aus Na°
^iren vor die Straskammer geladen. Nach der
soll Harr vom 'Oktober 1902 bis Frühjahr 1904
'dqst ^rwendung von Zuckerwasser gcwerbs-
Wein hergesteIlt und unter Verjchlveigung
Hnrsrands als eckjten nngezuckerten Naturwein aus
und davon verkmrft haben. Farr soll ün
^903 Wein rmter Nerwendung eines Ausgnsses
'ONckenvasser auf -entinostc-te Trauben hergesstllt nnd

verkauft haben, sodann zu einem von der Weirchandlung
Daube in Freiburg bezogeneu Faß Rotweürtrester
Zuckerwasser zugeschüttet und den auf diese Weise hsr-
gestellten Wein als ungezuckerten! K a i s e r st ü h I e r
auf Lager g-chalten und davori verkaust haben. Auf
Grund der Be!wei§>aufnahme wurde Harr wegen sortge-
setzterr Vergchens gegen das Weingesetz zu der Geldstrafe
von 1W Mark verurteilt; Farr dagegerr steige-
sprochen. Der bei Harr Leschlagnahmte Weim ist zu ver-
nichten,

— Lüneburg, 1. März. Das SckKvurgericht sprack
nach dreitägi.M'r Vevhandlung den Viehhändler Scheucr
und den Schlächter Kirchstein aus Hagenow, die wegen
Meinchds rmd Anstistung dazu zu füns und vier Jahren
Zuchthaus verurteist worden waren, im Wiederaufrrahme-
vcrsahren kostenlos frei, nachde'ml sie schon fast vicr
Jahre unschuldig im Zuchthause gesessen
hatten. Der Hauptbelafstlngszcuge hat seinerzeit aus
Haß salsche Aussagen g-ernacht.

— Breslan, 2. März. Das U nglück aus döm zur
Preußengrube bei Mieslowitz gehörigen Jelka-
Schacht ist durch den Bruch schwirnrnenderr Gebirges
Verursacht worden. Es ist sestgestellt, daß 15 Mann ge-
tötet, 4 schwer und 1 leicht verketzt wurde. 3 Betgleute
retteten sich durch Umklainmern an den Förderkotb. Der
„Schles. Ztg." zufolge sind äußerdem auf der Preußen-
grube gestern Nacht 2 Männ durch hsrabftistzendes Ge-
stein verunglückt, von denen 1 tot und 1 schwer verletzt ift.

dem Kanton Aargau die arrgefochtenen Punkte erleoigt
worden sind.

Ueberlingen, 2. März. Oberamtsrichter Büchner
wird bei den diesjährigen Wah'Ien im Bezrrk Ueberliu-
gen-Rado-lstzell für da-A Zentrum kandidieren.

Baycrn.

München, 1. März. Dem Staatssekretär Grajen
Posaüowsky hat der Prinzregent sLuitpold
als Zeichen der Anerkennung der Verdienste des Graren
um daS' Zustandekommen der neuen Handelsver-
träge sein Reliefbildnis in Bronze von Professor Hilde-
brand verliehen.

LLs der KLsilsruhcr Leitrmg.

-Selnc Königliche Hoheit der Grotzherzog habcu

den O'bevpostsekretären M ünch nnd Weigc 1 c in Karl-s--rnhe
sowie dem' Postineistcr Bläh in Schwehingen die Erlaubnis
zur Annähme nnd zum Tragcn- des i'hnen verlichenen Königlich
Preuhifchen Rotcn Adlerordens 4. Klasse erteilt.

— Gerichtsfchreiber Moritz Ballweg beim -Amtsgericht
Wertheinr wurde zum Anrtsgericht Metztirch versctzt.

Karlsruh -e, 2. März. Der Großherzo-g empfrng
heute Vormittag 11 Uhr den Mnister Dr. Schenkel znm
Vortrag und erteilte um halb ern Uhr dem Grasen Kon-
stantin von Hennin eüre Audienz. Nachmittags gegen
3 Uhr erhielten die GroHherzoglichön Herrschasten üen
Besuch des Erbgroßherzogs und der Erbgroßherzogin
Abends von 6 Uhr an nahm der Großherzog die Vor-
träge des Geheimerats Dr. Freiherrns von Babo und des
Legationsrats Dr. Seyb entgegen.

AuslKNd.

England.

Londo n, 2. März. Lord Selburne rst zum
Nachfolger Lo r d M i l n e r s als Gonverneur des Kap-
landes ernannt worden, seine Ernennung wird von den
unionsitifchen Mättern mit einer vollen Salve beifällizer
LeitartikÄ begrüßt. Dabei zeichuen sich die Eharnberlaiir
anhänglichen Organe dnrch eine besondere Wärme aus.
Nur hier und da wird diese Stimmung durch einen leisen
Ausdruck des Zweifels unterbrochen, ob eine im innercn
Wesen feine Persönlichkeit wie Lord Selborne für dis
rauhe politische Atmosphäre Südostafrikas ganz der gc-
eignete Mann s-ei. Me „DaAy Marl" glanbt annchmen
zu dürfen, daß eine stille Verständ-igung nrit den Führern
der Oppoissti-on stn Falle eines Regierungswechsels die
Folgerichtigkest der Polstik und des Pevsonalstandes
sichere. Ms Lord Selburnes Nachsolger an der Spitze der-
Admiralität wird sein Schwager Lord Salisbury
bezeichnet, der als Lord Geheimsiegelbewahrer zwar einen
Kabinettfitz, aber bisher sast gar k-eine Befchästrgung
hatte. Er hat sich unter der A-mtsführung seines Valers
als Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt als eirre
auftändige MittelMäßigkest bewährt und wird unter der
Steu-erung des gegenwärftgen erften Seelords, Admirals
Sir John Fisher, der eine mächftge bcherrschende Per-
fönlichkeit ift, in der Adnftralität schwerlich Schaden air-
richten.

— Hannover, 2. März. Me der „Hannoverschs
Courier" mitteilt, stiftete der verstorbene Konsul
Simon etwa drei Millionen Mark für wohltätige-
rrnd gemeinnützige Zwecke; insbesondere wird eine Sti
tung! erichtet mst der B'efti'mmrlng, die Hand- und
Fabrikarbeit, dns Haridwerk, die Landwrrtschaft, un-d den
Garterr- und Obstbau unter den Jsraelsten in größerm
Umfange zu verhresten. Die von dem Verstorbeneri vor
12 Jahreii gestistete israelitische Erzichnngsanftalt Ah-
lem und der Hilfsfonds für ehemali-ge Lehrlinge dieser
Anstalt echielten je 100 000 Mark.

— Wie verhält man sich, wen» eincm Löwcn begeg-
nen? Ueber ein ganz neues Mittel, Lö-wen zu verscheu-
chen, hat in Loitdmr der Bischos von Mafch-onaland vor
erner Mifsionsversanrmlnng! berichtet. Dieser Prülat, der
zahlreiche Löwen in feirreM Sprengel zählt und daher auf
plötzliche Zrisamrnenftöße mit ihnen vorbereitet sein sollre.
fand srck) eines Tages ganz uneckwartet dreien von iihnen
gegenübier. -Waffen hatte er nichi, und sie wärörr ihm
auch in Anbetracht des Zahlenmäßigen Uebergvpsi'chtK
eiües vo-llen Löwenko-llegiums im! besten Falle wohl kauur
-von Nutzen g-öwesen. So' folgte er der Ein-gebnng des
Augenblicks, die der Gewohnheit des Daseins entfprang,
öffnete fern 'Gebetbuch imd began-n- mit aller Sarnmlung
nnd Salbung, deren ein Kircksenfürft in wUden Ländern,
in krstrschen Augenblicken fähig sein ma-g, die 39 ArtUel
zu verlesen-, die der anglstanisckieu .Kirche als Glaubens-
grnndlage dienen. Die drei durch das unerwartete Er---
 
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