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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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156 , Heidelberger Zeitung

Montag, den 8. Juli 1918

Fernsprecher Nr. 82

Seite 3

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Und mm ist dies« Jugend Träger geworden,
neder des echtesten deutschen Idealis-
?u§; Trager geworden jener Kultur der „Hun-
, Kant und Lessing, Goethe und Fichte und
ktzlller und Humboldt, Träger geworden Alles
ttlen, was uns das Leden wert macht. Wir säten
Us die Güter der Kultur und die Welt hat'die
;ruL;.m unserer Aussaat geerntet. Nun ist sie,
n?se fugend, die wir umarmen möchten, wieder
mutzt, getragen und erhoben von ienem Jdealis-
der nicht wie eine Krankheit sich fvrtzschleppt

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Historiographen einer neuen Mt, einer
. ... ueuen Mer». an-v ie--»«-«» <,«.»1,
pe einst unser großer Bismarck, als er das Lehen
m Hcllp.burger Hafen io mit Erschütterung als ge-
Mimen anerkannte. Bismarck, dessen steinernes
vrandüilv heute an eben diesen- Hafen tröstend -und
nahnend herabsisht, auf die Welt unter ihm. un-
Bismarck, der den Hammer schwingend,
Kampfern voranschreitet, unsichtbar und doch
kluhlt den Hammer schwingend als Symbol, das;
Deutschland nie mehr werden darf
Ambos der Welt. Und nun ist diese,
fwere liebe Jugend, deren Großeltern noch die
t^rte Goethes in dis Ohren klangen: „Diese Na-
?^„euch zu bilden, ihr hofft es. Deutsche, vsrge-
. ist sie im Ringender Völker -zumi stahlhar-
fi? Sekundanten des Vaterlandes geworden. Nun
lurzt sie sich opfermutig in Kampf und Tod, ge-
nasen, erfüllt, erhoben von dem Leid, was so Vie-
-n' Andenken wir auch heute ehrfürchtig
egnen, zum Schwanenlied ihres, ack so kurzen. Le-
/^^geworden ist, jenes Liedes, mit dem sie dem
: ..Deutschland, Deutschland,

,77 Handwerker, den Kaufmann, den Industriellen
kW den Gelehrten, in gleichem Schritt und Tritt.
Ms ist die gemeinsame Sprache, die sie heute
Mlich Alle sprechen. Alle, di« noch im Frie-
W Io ost des Anderen Sprache, seine Sorgen und
Kümmernisse nicht verstanden. Alle die. die kaum
e miteinander Berührung hatten und im Frieden
d est nicht miteinander; sondern gegeneinander
iwE haben. Heute beseelt uns, draußen im
selbe hie Streiter und uns Alle hier beseelen die
Mvole, die einzige, die es heute geben darf um
und fortzureißen: „Das Vater-
»nd ist in Gefahr" und das Feldgeschrei:
das Vaterland!" Jen« draußen
Mlen und betätigen es. daß fedes Schwan-
T?ben Arm lähmt. >den Schritt verlangsamt, das
-chwert stumpf macht, und sie bitten uns hier, die
, Draußen nicht im Felde sind, sie bitten uns,
5"-gl.eiMutun, nicht schwach zu werden, nicht
mckMlassen rn dem heiligen Glauben an das Va-
l.. Blaß einzuräunren der Flauheit und
k» -'"edergeschlagenheit, durch die wir nur werden
was wW niemals werden dürfen, die Le-
ws ^lfer unserer Feinde. Es glaube niemand.
ia allein ist und daß es darauf nicht an-
x,! ab der Einzelne ängstlich die Hände zum
vnnmel hebt, ob er Geheimnisse raune, daß es
'«außen mchr gut ginge, oh er allein zweifle.
. wäre ein verhängnisvoller Irrtums daß
unter dem schweren Druck der Sorge
K wir Alle haben, die der Krieg nun einmal m/i
r'Mt, der auch nur für Augenblicke den Kopf
»„„^..«aßt. den Zweifeln Raum gibt und anderen
"^ber zum Ausdruck gebracht hat. Es wird
k,-:s*?"2ndes Unkraut, das sich mit Blißeseile vsr-
und Mes Ueberlebendö und Hoffnungs-
stickt. Er verliert in einem verhäng-
,7, sollen Mangel sein Verantwortungsgefühl und
u)t eingedenk der ewigenWabrheit. Allen Ge-
» /um Troß sich Halten, nimmer sich beu-
herbett^E zeigen, ruft die Arme der Götter
N Vaterland verlangt, daß jeder seine
glicht tue, und unsere Pflicht ist. glauben.
Celnr^^ "grauen. Unsere Pflicht ist
Solidarität und Zu-
A^'^urch niemanden und durch nichts zu
, Siegeszuversicht und eiserne unzerstür-
dars vaterländische Gesinnung.
Von jeher ist es gerade H eidelberg,
wo rch das namenlose Glück hatte, als lunger Stu-
Zwe, glückliche Semester verleben zu dürfen.
«ng ists her! Von jeher ist Heidelberg der
T^^^r vaterläMscher Gesinnung gewesen, fe-
«er Gesinnung, die in langer Tradition Fürst und
Mlk in Baden verbindet, Führer jenes Volkes,
77?' w?^ dw Trümmer dott zeigen, für diese seine
arerlandischs Gesinnung, hat bluten und leiden
Aussen. Aber noch ein Anderes ist dieser unver-
k ^Al/ch schönen Stadt m eigen: Heidelberg als
deutsche Universttät ist auch der äl-
^^e Träger der echtdeutschen Ideale
auch ein Hauptsiß der deutschen Huma-
n smus gewesen, der den lange verschütteten Quell
lur die Wissenschaft wieder aufschloß.
Ganz Deutschland bezeugte es 1886 der Stadt
Heidelberg, als es das Jubeljahr des 50vjähri-
Bestehens der Universität feierte, dem ich auch
umcklich genug war, beiwohnen zu können. Das
was die breiten Schichten des deutschen Volkes
vIfBmgh hat. in der drahtlosen Verbindung
st ^danken- und Kulturströmung, welche die Bs-
tchss ?er Nation zu einigen pflegt ist Heidelberg
ANr ssstwer der Geber und das ganze deutsche Volk
^er Empfänger gewesen, ist Heidelberg der Mit-
punkt der geistigen Kraft, der geistigen Käm-
M gewesen, der Ausgangspunkt gewaltiger neuer
Umdeckungen und Erfindungen, der Sitz politischer
wedanken und Richtungen, die dem Vaterlands
n ? Wese geebnet haben. So lassen sich in der
Entwicklung Heidelbergs, dem nichts Menschliches
tttMd gMieüen ist, die einzelnen Phasen der
Entwicklung des geistigen und Kulturlebens
^eußchlands überhaupt ablesen, wie man aus den
«chlchten seines Gebirges die vulkanischen Ent-
wnttungen lesen und sehen kann, die es durchge-
nacht hat.. Fast alle Straßen hindurch sind Ge-
"Mg gewandelt, Lvegweiser, Bahnbrecher. Pio-
niere der Kultur und des Fortschritts, aber aiuch so
racher, von dem die Worte dos Dichters gelten
", ttien: Einfach schritt er und still durch die
roberte Welt". Aus feinen Hörsälen ist die Ju-
-«end geströmt, dis nach den mächtigen Worten
?^iH v. Trcitschkes sich als Freiwillige meldeten
1870 den alten Einigungstraum unseres Vol-
zu verwirklichen wußten. Jene Jugend, mit

Velt
o Wohnung
Andrade in'
gestern em'
unzweiiel-
Ite Bild
veißsm Ko-j
iild wurd«!
Der Künsb-I
n Lissabon,
ohnung bo->
g e t a st e t
: polnischeitz
der Eis-
chen Di.oS

itagsfeiev
> vereinigte
inter ihnen
en und städtisM
sstauration. W
vielten BloNsche»
«sa^Nde^ Ä zu Generation.' sondern wie eine
rf herzliche Word Eejundheit fottgeerbt wird von Geschlecht
m. Nachdem d'< heiliges Vermächtnis. Nun ist
Her BeasWeruM k, Unsere liebe treue Jugend da draußen ge-
holte folgte d!i Mm Geschichtsschreiber des deutschen Völ-
lers Nroi M öum Historiographen einer neuen Mt, einer
wir bei BetraÄ- i^uer neuen Welt, und ikeuen Zeit,

hatte, folgte dii
ters Prof. Tst

änidiischen Volks'
Begeisterung, nS
gefallenem Heb
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ind- dafür, dai
>r Heimat freuen
tz wir danken d en
s Landes stehens
die Feier einen
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r feiern am EN-
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der uns. denk
; dem wir auA
r. Aber auci
Fürstenthron"
nen seines hoch
weitergebau» ...
rldenhaften La« ?eind entgegengingsn: „L-uls^.ch.
»lacht bei Mül-: Er Alles, über Alles in der Weilt!" Das ist das
ewährt haben- Geheimnis ihrer Erfolge, das ist die Gewalt, dis
n Hoch auf das 7'e Schichten unseres Volkes glücklicherweise an-
i-en Eroßherzog.- ?"anderschmiedet, den' Bauer und den Städter,
eiteren Lieder« - >— —
8ort ProrMoch
-r gab zunächst
Entstehung des-
den Deutsche«?
-es Krieges M
- noch langtz
Heißen Dank
ßen stehen, ans
estirn HindeM
inen SaldateM
bchste geleistet,! .
le zu leisten! ^Rett-i
cen schloß die bissen

der ich selbst das Glück hatte, mit jenem Extrazug
der 800 Studenten nach Straßburg am 2. Mat 1872
sahren zu dürfen, wu die wiedereroberte deutsche
Universität Straßburg begründen zu dürfen.
Ebenso auch ist die unvergängliche Schönheit, die
der Stadt selbst, der Jusend zur Verkörperung ih-
rer Jugend geworden ist, zugleich ein wundersa-
mer Rluhepunkt in der namenlosen Hast der Tage.
Heidelberg, so gelehrt es ist. so viele Gelehrte es
in seinen Mauern birgt- hat doch zugleich auch
immer ein verständnisvolles Lächeln gehabt sür
die Worts seines Lieblingsdichters, der hier oben
steht und gesagt hat: „Stille liegen und. einfach
sich sonnen, ist auch eine wackere Kunst". So ist
die Schönheit dieser Stadt, die von Sagen und
Schönheit umwoben ist, so ist dieser wunderbare
Erdenfleck von Generation zu Generation zum
Paradiese geworden, das er nur nur trauernd und
tränenden Auges verlassen konnte und' an das er
zurückdeukt all sein Leben lang dankbarer Herzens.
Es ist nicht zu viel gesagt, wenn ich aus dem
eigensten Empfinden, so wi« dis derjenigen, die
hier weilten, dahin zusaMmenfasse: Wer einmal in
Heidelberg gelebt hat und studisvt hat. wenn man
dieses Aushalten in Heidelberg immer mit Stu-
dieren gleichfetzen kann, wer hier einmal in sei-
nem Leben gelebt hat, der kann nimmer in seinem
Leben ganz unglücklich werden, dann wird das
ZVort Jean Pauls bestätigt: „Die Erinnerung
ist däs einzige Paradies, aus dem wir nicht ver-
trieben werden könne-«". Und dieses Paradies
wird jeder, der hier gelebt hat unzerstörbar in
seinemHerzen haben. Die Lehre -aber, di« wir hier
ziehen wollen, zum Schlüsse unserer Auseinander-
setzung ist diese, und ich bitte, sie nicht zu verges-
sen: Hüten wir uns, wahren wir uns. durch -sine
öde Zentralisierung, durch eine staatssozialifti-
sche Mechanisierung, unsere besten deutschen Vor-
züge, die in den vielen deutschen bundesstaatlichen
Zentren besteht, selbst zu untergraben uM zu zer-
stören, durch die Mannigfaltigkeit, der in den
einzelnen deutschen Ländern bestehenden Zenkren
selbständiger und idealistischer Entwickelungen. Da-
durch allein ist Deutschlaid in erster Linie zu dem
geworden, was es ist, und was es bleiben muß.
Diese zahlreichen Zentren in Baden, Württemberg
in den Hansestädten, und in allen deutschen Ein-
zelstactten, sie dürfen nicht durch eine zentra-
lisierende Aufsaugungspolitik gelähmt wer-
L e n, es darf nicht alles Blut zu einer Stelle
gedrängt werden, so daß dem einen Teil das Blut
nach und nach entzogen wird. Denn in diesen un-
seren Zentren, wie es Heidelberg ist, nach vielen
Erfahrungen, liegt das Geheimnis, weshalb wir
in diesem Krieg haben siegen, haben aushalten
können, weshalb wir zum siegreichen, Ende be-
fähigt. In diesen Zentren allein liegen die Bürgen
und dis Feuerzeichen einer glücklichen Zukunft un-
seres Vaterlandes, die wir ersehnen, erstreben und
— dessen bin ich gewiß — auch erkämpfen
werden. Und fo vereinigen Sie mit mir Herz
und Stimme in dem Rufe, unser deutsches Vater-
land und in ihm als Juwel in seiner Krone, Alt-
Heidelberg. hoch!"
Musikoorträge unseres Städtischen Orchester«,
die unter Direktor Radigs bekannter, oft bewähr-
ter Leitung in schöner Weise zum Gelingen des
Abends betrugen, sowie Liedervorträgg der Ver-
einigten Sängerchöre unter Direktor Weidts her-
vorragender Leitung, ferner Solis des Herrn
Kreissekretärs Dürr, wechselten miteinander ab
Ihnen Allen, sowie den Rednern und besonders
aber Geh Rat Rießer. sei herzlicher Dank gesagt.
sc.

Aus §tadt und Umgegend
Bon der Universität
Wie wir hören, hat der ordentliche Honorarpro-
fessor an der Universität Heidelberg, Dr. phil.
et jur. h. c. Hans Driesch einen Ruf auf die
außerordentliche Professur für Phi-
losophie an der genannten Uniperfität ange-
nommen.
Dr. Driesch ist 1867 zu Kreuznach geboren. Seit
1889 lebte er als Privitgelehrter. Studienreisen
führten ihn in die asiatischen Truppen. Vos 1891
Lis 1900 arbeitete er ständig an der Zoologischen
Station in Neapel experimentell. 1907-08 wirkte
er als Gifford Lectuxer an der schottischen Univer-
sität Aberdeen, habilitierte sich 1909 in Heidel-
berg-für Naturphilosophie und erhielt im Herbst
1911 den Titel außerordentlicher Professor. Im
selben Jahre wurde er zum auswärtigen Mitglied
der Linneas Society in London sowie sum Mjit-
glied den Internationalen Kommission der Kon-
gresse für Philosophie ernannt. 191h war Prof.
Driesch vertretungsweise (für Prof. Windelbandj
mit philofaphMen Vorlesungen und der Leitung
des philosophischen Seminars in Heidelberg be-
traut. 1916 erfolgte feine Ernennung rum or-
dentlichen Honorarprofessor. Sein Spezialgebiet
war früher experimentelle Biologie, jetzt Logik, Er-
kenntnistheorie und Naturphilosophie.
In der Gelehrtenwelt hat sich Prof. Driesch als
Biologe und Naturphilosoph einen -geachteten Na-
men erworben. Von seinen Werken nennen wir:
..Biologie als selbständige Grundwissenschaft"
s1893), ,.Analytische Theorie der organischen Ent-
wicklung" s1894j, „Die Seele als elementarer Na-
turfaktor" s 1003s, „Der Vitalismus als Geschichte
und als Lehre" st SOl-s, „Philosophie des Orga-
nischen" slSOgs, „Ordnungslehre" s1912s, „Die
Logik als -Aufgabe" s1913s, „Ueber die grundsätz-
liche Unmöglichkeit einer Vereinigung von univer-
seller Teleogie und Mechanismus" l1914s, „The
Problem of Jnldivideality" s1914s. „Zur Lehre
von der Induktion" s1918j, „Leib und Seele. Eine
Prüfung des psychophysischen Erundprdblems"
s!916s. „Wnklichkeitslehre. Ein metaphysischer
Versuch" f1916j. -
* Nationalliberale Partei. Die Grotzher-
zogs - Geburtstagsfeier der national-
liberalen Partei, die morgen abend in der
Stifts m ü h l e stattfind-en soll, und bei der der
verehrte Führer der badischen Nationalliberalen,
.Geh. Hofrat Rebmann die Festrede halten wird
sei hiermit allen Parteifreunden nochmals in Er-
innerung gebracht, damit sie sich den Morgigen
Abend freihalten können. Nack den Vorbereitun-
gen verspricht dec Wend sehr anregend und inter-
essant zu verlaufen. Hoffentlich hält das Wetter
was es heuje verspricht.
* Die Grotzherzogsgeburtstagsspende. Der Groß-
herzog und die Großherzogin haben der
Eroßbemoigs-G-eburtstagsfpetlde zugunsten des Ro-
ten Kreuzes den Betrag von 5000 M. sugewenLet.

Ferner hat die Großherzogin Luise für den
gleichen Zweck 10 000 M. gespendet. Die Köni-
gin von S'ch w eden hat der Großhersogs-Ee-
burtsiagssvende 2000 M. überweisen lassen. — In
Heidelberg stand ^der gestrige Sonntag im Zeichen
der Eroßherzogs-Geburtstagsspende. Auf den
Straßen und Plätzen der Stadt spielte sich, begün-
stigt durch das schöne Wetter, das lebhafte Treiben
dex jugendlichen Hilfskräfte des Roten Kreuzes ab,
das man aus ähnlichen Veranstaltungen kennt. So-
weit bis jetzt Nachrichten vorliegen, darf -das Er-
gebnis der Sammlung als stattlich bezeichnet
werden.
* Großherzogsgeburtstagsseier im Kriegernach-
mittagsheim. Am morgigen Dienstag nachmittag
4 Uhr findet im Kriegernachmittagsheim eine
kriegsmäßige einfache GroßherzogsgeburtstMsfeier
sür die hiesigen La,zarettinsassen statt, für die der
Reservelazarettdirektor Oberstabsarzt Dr. Ernst
die Ansprache übernommmen hat. Es wird damit
eins Reihe inustkalisch-deklaniatorischer Motträge
verbunden werden und ein Schlußwort vom Be-
zirksausschuß vom Roten Kreuz erfolgen. Ohne daß
es besonderer Einladung bedarf, werden die Wohl-
täter des Kriegernachinittagsheims als Gäste
gerne gesehen werden.
* Postverkehr für Grotzherzogs Geburtstag. Am
Geburtstage des Eroßherzogs werden die hiesigen
Po st sch alter von 8—9 und von Il t-L bis 12'ch
vorm., sowie von 5—7 Uhr nachm, außerdem für
die Paketabholung von 9—lisch Ubr vorm. offen
gehalten.
* Die heutigen Konzerte des städtischen Or-
chrste^ fallen aus, weil es am morgigen Groß-
herzogs Geburtstag im.-Schloß und Stadtgarten
spielen wird. .
* Die Auszeichnungen der Feuerwehrleute, für
40-, ZS.jährige und 20jährige Dienstzeit fand in
der üblichen Weiss gestern vormittag im Büraer-
ausschußsaale statt. Namens der Grotzh. Staats-
behörde übergab Oberamtmann Müller die
vom Grotzherzog verliehenen Auszeichnungen,
während Bürgermeister Wielandt die von der
Nadtverwaltung gestifteten Ehrenzeichen über-
reichte. Beide Herren hielten dem Tag« angemes-
sene Ansprachen. Wir werden die Namen der
Ausgezeichneten morgen nachtragen.
* Pclizcibericht. Im Römerübergang
brach Freitag nacht im Kohlenlager Feuer aus.
Der Sachschäden beträgt ungefähr 500 Mark. —
Zur Anzeige kam eine Händlerin wegen HLchst-
Meisüberschreitung, und ein Ländler von Frank-
sutt, der Johannisbeeren aufkaufte. Dis Beeren
wurden beschlagnahmt.
Letzte Drahttzerichte
Die Bluttat in Moskau
Die Sozialrevolnlionäre!
Moskau, 7. Juli nachm. Die linken So-
zialrevolutionäre haben sich zum Mord des
kaiserlichen Gesandten bekannt. Jtzre im Thea-
ter eingefchlossenen Vertreter find verhaftet. J«t»
der Stadt sind Kämpfe der Gegenrevolutionäre
gegen die Bolschewik, an verschiedenen Stellen ent-
brannt, die bisher zu Gunsten der Bolsche-
wik i zu verlaufen scheinen. Alle. Mitglieder der
Gesandtschaft und sonstige Vertreter deutscher Be-
hörden find unversehrt.
4» * »
Dis Sozialrevolutionärs find en-
tentefreundlich und werden mit eng-
lischem Geld unterstützt; dieser Tage wurde
auch die Summe genannt, nämlich 40 Millionen
Rubel, dis England für die Gegner der Bdlschs-,
wiste-n ausgegöben hat. '
Weitere Einzelheiten
Moskau, 7. Juli. Um sicher in die Echand schäft
zu gelangen, ließen sich die beiden Mörder -auf
Grund eines Ausweises, den sie sich zu verschaffen
gewußt hatten, als Beauftragte der Kommission
zum Kampf gegen die Gegenrevolutionäre melden
und brachten den Prozeß eines ungarischen Offi-
ziers, Grafen Robert Mirbach, zur Sprache. Sie
batten sogar die Wien dSs Prozesses bei sich. Erst
nach einiger Zeit zogen beide die Revolver
und schossen auf den Grafen wie auf den Lssations-
rat Riszler und den Leutnant Müller. Sofort nach
Abgabe der Schüsse sprangen sie aus dem Fenster
des zu ebener Erde liegenden Zimmers und war-
fen im Sprung noch Handgranaten nach dem be-
reits verwundeten Gesandten. Die Verbrecher ent-
kamen in einem bereitstehenden- Automobil, auf
das die überraschte Wache vergeblich feuerte. Die
Mörder waren in das Quartier einer Gruppe der
linken Sozialrevolutionäre geflüchtet. Das Haas
ist von Truppen umstellt worden. Die
Führer der linken Sozialrevolutionärs, Kamkmv,
Karlin und Spiridonowa, haben sich bisher im
Großen Theater, wo alle Mitglieder des Sowjet-
kongresses versammelt waren, nicht eingefunden.
Es ist so gut wie sicher, daß der Mord das
gegen dis Herrschaft der BdlschewM sein sollte. An
dieser gegenrevolutionären Bewegung scheint ein
Teil der linken Sozialrovolutionäre zusammen mit
den rechten Sozialrevolutionären Sawinkow
und seine Ententeagenten beteiligt zu sein. Sawim-
kow ist Leiter der Ententebestrebungen
in Moskau und hat Verbindungen mit den
Tschecho-Slowaken und den Menschewiki. Er war
früher Kriegsminister unter Kerenski. Die unge-
fähr vor vier Wochen in Moskau erfolgte Verhaf-
tung einer erheblichen Anzahl seiner Anhänger und
Agenten hat offenbar seine Organisation noch nicht
genügend geschwächt. Die Mitglieder der Linksre-
volutionäro, auch der Kommission zur Bekämpfung
der Gegenrevolutionäre angehören, dürften zwei
von diesen als die Mörder in Frage kommen. Dio
hauptsächliche Verantworiung für die schändliche
Tat trägt aber Sawinkow, der sich zurzeit Versteckt
hält, und seins Geldgeber.
Die kaiserlich Deutsche Regierung hat ihre Er-
wartung einer nachdrücklichen Berfolgung und Be-
strafung der Verbrecher und ihre» Hintermänner

der Sowjetregierung auf das bestimmteste
Ausdruck gebracht.
Ein Mitglied der bolschewistischen Regierung HM
sich im Hause der deutschen Gesandtschaft einquar--
t»ert zum Beweise, daß die Regierung die Bürg-
schaft für die Sicherheit des deutschen Eosandk-
schaftspersonals übernehme. Die gegenwärtige
russiche Regierung scheint auch zu beabsichtigen, eine
S p e z i a lge sa n d t s ch a s t nach Berlin zu ent-
senden, doch steht darüber Bestimmtes noch nicht!
fest.
Kerenskis Hand mit im Spiel?
Berlin, 8. Juli. Wie dem Berliner L.-A. aus
Genf berichtet wird, teilte Kerenski, bevor die
Ermordung des Grafen Mirbach bekannt wurde',
dem Petit Parisien mit, was er überMirbachs
umfassende Tätigkeit in Rußland erfahren habe.
Der persönliche Einfluß Les deutschen Botschafters
sei in jüngster Zeit schrankenlos gewesen. Ar
plane durchgreifende Reformen auf allen Gebieten.
Die Entente habe das höchste Interesse
daran, ihm rasch entgegenzu wirken
Hierüber wolle Kerenski der franz. Regierung
Genaueres bekannt geben. — Wie dem Verl. Tsbk.
aus Lugano berichtet wird, wird Kerenski in diesen
Woche in Rom erwartet. — Der Vörsenkuriev
sagt: „Wenn man heute sich vergegenwärtigt, was
Kerenski in London aus dem Arheiterkon-t
greb sagte, so mutet es wie eine Prophezei'-«
ung an. Es scheint, daß Kerenskis Schutzherr sitz
genau gewußt haben, was bevorstand."
*
Weitere Pressestimmen.
Es wird kaum noch in Zweifel gezogen, sägt der
VerlinerLokalanzeiger. daß England 111M
Frankreich sich der russischen Sozialrevolutionär«!
bedienen wollten, um durch die Ermordung des Ge-
sandten einen Bruch zwischen der Sawjetvegieruns
und Deutschland heribeizuführen und gleichseitig
einen ihren Interessen dienenden Umsturz in Ruß-
land einzuleiten. — Die Kreuzzeitung ist de»'
Ansicht, daß das Verbrechen von Mitgliedern der
linken Sozialrevolutionärs, einer im Dienste
der Entente stehenden Partei, verübt wurde«
und nicht nur bezweckte, Weiterungen zwischsj^ -den
Deutschen Reich und der Sowjetregierung hervor--
zurusen, sondern auch als Signal zu einer Gegen-«
revolution gegen die Herrschaft der Bolschewik! ge-
dacht war. Eine starke Stütze erfahre die An-
nahme, daß die Entente hinter dem Verbrechen!
stehe, durch die Haltung der französische««!
Bresse, die ihre Genugtuung über den Mord und
die daran geknvüften Hoffnungen ziemlich offen!
ausspreche.
Die Pariser Presse
Paris, 7. Juli. Alle Blätter besprechen die Er-
mordung des Grafen v. Mirbach und sind einstim-n
mig der Meinung, daß das Ergebnis Verwicklun-
gen herbeisuführen geeignet ist, deren Beden!ung
niemand voraussohen kann. Journal sagt: Es ist
der erste Ausbruch der russischen N a ch S
gegen die deutsche Tyrannei. Petit Jourß
nal sagt, daß dies eine neue Phase in den Schwie-
rigkeiten Deutschlands im Osten ist. Humanitä
meint, es handele sich nicht um einen gewÄHNlichech
Mord, sondern um einen Akt der Empörung
des zur Verzweiflung getriebenen rus-
sischen Patriotismus. Matin sagt: Der
M-o«Ä zeigt, daß es in Rußland noch Männer gibt,
die um'die Würde ihres Landes besorgt und von
Vaterlandsliebe erfüllt sind. Echo de Paris glaubt,
daß das Verschwinden des Grafen Mirbach einen«
schweren Schlag für die deutschen Pläne bedeute«.
Für Petit Parisien ist es wahrscheinlich die patrio-
tische EntMtung, verursacht durch den nahendenü
deutschen Einfall, die die Ermordung des Grafen
Mirbach veranlaßt hat.

Kurze Nachrichten

Kühlmann im Großen Hauptquartier. StaatÄk
sekreta-r 0. Kühlmann hat sich am Samstag inH
Große Hauptquartier begeben.
* Staatsaufsicht über Amerikas Kabel. Das
präsentantenhaus hat eine Entschließung -ange-
«aminen, durch die Wilson ermächtigt wird, dis
Telegraphen- und Telephonkabsl unter Staaltsaus-r
sicht zu bringen.
* Abfahrt -es holländischen Geleitzuges. Das
niederländischs Korrespondenzbüro meldet, daß der
Conivoi Freitag früh 5.30 Uhr die Reise nach Nie-
derländisch-Jndien antrat.

* Dampfer-Unglück in Illinois. Ein Vergnst-
aungLdwmvfer ist bei Peoria sJllinoisj gegen das
Flußufer gefahren und gekentert. Man schätzt die
Zahl der ertrunkenen Personen auf 175. '

* Zucker aus der Ukraine. Auf dem Magdebur-
ger Zuckermarkt trafen 100 000 Zentner Weißzucker
aus der Ukraine ein. Der Preis beträgt 300 M.

fr den Zentner, die Nachfrage ist trotzdem sehr rege.

Wasserstände am 8. Juli 1918:
Heidelberg: 1,29 m, Heilbronn: 0,48 m und in
Neckarsteinach: 0,84 m

MtttNBeMDiW decheidelö. ZeitW
Am 8. Juli 1918, morgens 7 Uhr.

Wärme-
Grads
n. Cels.
nisderst. j höchster
Wärmegrad
feit gestern
Wind-
richtung
Himmel
Luftdr.
MM
-i- 10,0
ch 11,2
ch21,3
—-


Niederschlag — mm
Mittelwerte von gestern:
Temperatur 16,4
Dunstdruck — mm
Relative Feuchtigkeit — °j«

Verantwortlich für den gesamten Textteil'
Kurt Fischer.
für den Anzeigenteil Hermann Beyerl tz-
Rotationsdruck und Verlag
Theodo, Berkenbusch, sämtl. in Heidelberg
 
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