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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger Zeitung

Montag, den 22. Juli 1918

Nr. 168
rcwehre und 40 Gefangene ein. Zwischen Mont-
jndier und Noyon sowie in der Woevre erlaubten
Handstreiche gegen die deutschen Linien, etwa 100
Gefangene einzubringen.
Französischer Bericht vom 18. Juli, abends.
Die gestern zwischen Marne und Aisne be-
gonnene Schlacht wurde heute den ganzen Tag
über mit äußerster Heftigkeit fortgesetzt. Der Feind
setzte an der ganzen Linie starte Reserven ein,
und versuchte unser Vorwärtsgehen zu hindern.
Trotz dieser Anstrengungen haben wir unsere Er-
folge aiff dem größten Teile der Front fortgesetzt
und auf dem rechten Flügel haben wir uns
auf den Hochflächen südwestlich von Soissons und
in der Gegend von Chaudny behauptet. Im Zen-
trum haben wir die Linie Vaux-Castille-Vrllers-
Helei-Nerey und den Ourcq an drei Punkten über-
schritten. Auf dem rechten Flügel eroberten
unsere Truppen nach starkem Kampfe die Hoch-
fläche nordwestlich von Bennes. eine Höhe nördlich
von Courohamps und drängten über Terey hinaus
vor. Die Zahl der bis fetzt fest-gestellten Gefa Il-
sen en überschritt 17 000, darunter zwei Obersten
mit ihren Stäben. Mir haben SSO Geschütze, dar-
unter 21-Zi>ntimeter-Batterien erbeutet.
Französischer Bericht vom 20. Juli. nachm.
2 Uhr: Gestern abend Und in der Nacht verfolgten
die französischen und amerikanischen Truppen ihr
Vorrücken aus dem größten Teil der Front zwi-
schen Aisne und Marne. Die Franzosen ha-
ben Vierzy erreicht, den Wald von Mouton im
Osten von Villers Selon überschritten. Neuilly-St.-
Front und Licy-Llignon erobert. Im Süden der
Marne haben die Truppen, die deutschen Streit-
kräfte zwischen Fossoy und Oeuilln zurückdräu send.
Boden gegen die Marne gewonnen.
Französischer Bericht vom 20, Juli. 11 Uhr
abends. Das Ergebnis unserer siegreichen Gegen-
offensive hat nicht auf sich warten lassen.^ Die
Deutschen auf ihrer rechten Flanke und im Süden
der Marne heftig angegriffen, waren gezwungen-
den Rückzug anzutretsn und über den Fluß zurück-
zusehen. Mix halten das südliche Ufer der Marne.
Zwischen Aisne und Marne warfen die fran-
zösisch-amerikanischen Truppen in weiterer Verfol-
gung ihrer Fortschritte den Feind, der sich hart-
näckig verteidigte, zurück. Zwischen Marne und
Reims sind heftige Kämpfe im Gange. Die
französischen Truppen sind Lei ihren heftigen An-
griffen auf bedeutende Streitkräfte ge-
stoßen. Die Zahl der von uns feit dem 18. Juli
gemachten Gefangenen überschreitet 20 000. Mehr
ils 400 Kanonen sind in unsere Hände gefallen.
Amerikanischer Bericht vom 19. Juli, abends.
Zwischen der Aisne und der Marne erzielten
unsere Truppen weitere Fortschritte
Französische Wiedereroberungs-
versuche in der Champagne
Berlin. 21. Juli. Daß die Ausgabe der gesamten
er st en Stellung durch die Franzosen sehr un-
ter dem Druck des deutschen Angriffs erfolgt ist,
geht daraus hervor, daß die Franzosen seit dem
Morgen des 17. erbitterte Anstrengungen machen,
die verlorenen Höhenstellungen und Stützpunkt
wiedersugewmnen und es ist wohl zu verstehen, daß
ihnen an diesen gelegen ist; denn sie haben es sich
in Len fast vier Wochen dauernden blutigen Kämp-
en der Chamvagne-Heubstschlacht 1915 eine Un-
summe von Blut und Material kosten lassen, um
fick, in den Besitz der Stellungen su setzen, die sie
jetzt in wenigen Stunden wieder verloren haben.
To die in der Höhe von Ripont, nördlich von Mas-
siges. gelegene Tellerhöhs mit ihren tief eingeschnit-
tenen Schluchten, mit ihrem Wabennetz von Tun-
neln. Stollen und technischen Anlagen; ferner die
Moothöhe, den Fritzschüerg und die Höhen südlich
von St. Couplet. Gegen diese Stellungen richteten
die Franzosen am 17. und 18. das zusammen gefaßte
Feuer ihrer schweren Artillerie. Bei diesen Kämp-
fen zeichnete sich die Trupps bei der Tellerhöhe be-
sonders aus. Sie schlug die in ungefähr Regi-
mentsftärke vorbrechendsn Infanterieangriffe wie-
derholt zurück. Da gelang es den Franzosen, in
einem den Deutschen nicht bekannten Tunnel durch
den Berg hindurch ihnen in den Rücken zu kommen
und sie zu umzingeln. Die Gefangennahme
der tapferen Verteidiger schien unvermeidlich.
Diese aber hatten die Lage erkannt und warfen sich
mit Handgranaten den Franzosen in ihrem Rücken
——----
Englands
ungeheure Material-Verluste
durch die deutschen Offensiven
Der Ernst der augenblicklichen militärischen
Lese, so heißt es im Liverpooler Journal of Com-
a?rce. liegt für jedermann klar zutage, der die
L eresberichte der letzten Monate verfolgt bat.
Eit Blick auf die Landkarte enthüllt die Tatsache,
daß der von den Deutschen infolge ihrer Offen-
siven erzielte Material gewinn ganz
«norm gewesSn sein muß. Selbst angenommen,
idie Deutschen würden keine weiteren Fortschritte
machen, so werden doch die mit der Herstellung von
Kriegsmaterial beschäftigten Stellen der äußersten
Anstrengung bedürfen, ury'die neuen Linien, die
gehalten werden müssen, mit den mannigfachsten
Materialien zu versehen, die für Offensiv- und Ds-
Hensivzwecke mehr oder weniger wesentlich sind.
Sonst werden unsere tapferen Kameraden bei der
Mngrifsstätigkeit des Feindes weiteren starken Mü-
ben und Gefahren ausgesetzt sein. Wir haben den
gröberen Teil unserer alten Schützengrabeniinien
Hund so gut wie alles, was SUr dauernden Aus-
rüstung dieses alten- Frontteils gehörte, verloren.
Ansere neue Linie ist sehr viel länger als die ur-
sprüngliche. sodaß wir jetzt ein Schützengraben-
system aussurüsten haben, das mindestens so um-
fangreich ist wie dasjenige, das wir hielten, als
As letzte Offensive begmm. Tausende Meilen
Draht. Tausende Tonnen Holz, ungeheure Mengen
Elektrische Ausrüstung verschiedenster Art, ganze
Abschnitte mit Eisenbahnmaterial, eine Menge
Dinge, die zur Wasserversorgung dienten, das ist
uur so einiges aus der großen Zahl alles dessen,
was neu beschafft werden muß.
Wir müssen weiter die Tatsache nicht ^aus den
Augen verlieren, daß in Anbetracht der großen
Strecke, die der Feind in unsere Stellungen einge-
Drangen ist, wir den Gebrauch von riesigen Mengen
fester Anlagen. Depots usw. verloren Haben, die
jetzt wenig von der Kampffront entfernt und in-
folgedessen mehr oder weniger starker Beschießung

entgegen, durchbrachen nach kurzem erbitter-
tem Nahkampf die Umzingelung des Feindes und
nahmen Teile von ihm dabei gefangen. Ebenso
ergebnislos waren die französischen Teilangviffe,
welche sich gegen den Fritzschberg richteten. Diese
südlich der Butte de Tahure gelegene Höhe war
für die Franzosen von besonderer Wichtigkeit, und
ihr Verlust am Morsen des 15. war den Franzosen
besonders schmerzlich. Schwerstes Artillerisfeuer
lag kn den Morgen- und Mittagsstunden auf die-
ser Höhe und weit Lis in das Hintergelände biu-
ein. Die danach vorbrechenden Infanterieangriffe
scheiterten indessen ausnahmslos an dem entschlosse-
nen Widerstand
Angriffe deutscher Bomben-
geschwader
Berlin, 21. Juli. In der Nacht vom 18. zum
19. Juli griffen die deutschen Bombenge-
schwader militärische Ziele weit hinter der fran-
zösischen und englischen Front mit 72 840 Kilo-
gramm Bomben an. Die Angriffe richteten sich
gegen die Hauptstapelplätze, Bahnhöfe und den
Bahnverkehr des Feindes. Auf dem Bahnhof von
St. Pol flog ein Munitionszug in die Luft. Die
Lager von Poperinghe erhielten 12000 Kilo-
gramm, Chantilly 13000 Kilogramm und der
für die Gegner wichtige Etappenort Epernay
15 240 Kilogramm Bomben. Starke Brände und
Explosionen in Epernay, St. Di zier und
Chalons kennzeichneten noch stundenlang nach
dem Angriff die Wirkung der deutschen Bomben.
Auf der Strecke Chalons-Mtry-le-Francois brachten
unsere Geschwader einen Transport zug durch
einen Angriff aus niedrigster Höhe zum Stehen
und vernichteten ihn. Die kriegswichtigen Be-
triebe und Werke von Pompe« wurden durch
Bombenangriff auf lange Zeit lahmgelegt. Sämt-
liche an den Angriffen beteiligten Flugzeuge sind
trotz stärkster feindlicher Gegenwehr durch Abwehr-
kanonen- Maschinengewehre, Scheinwerfer und
Jagdflugzeuge unbeschädigt in ihre. Heimat-
häfen zurückgekehrt.

Feindliche Luftangriffe auf das
deutsche Heimatgebiet im Juni
Im Juni 1918 fanden 3Z Luftangriffe auf
das deutsche Heimatgebiet statt. 12 Angriffe rich-
teten sich gegen das lothringisch-luremburgische In-
dustriegebiet, 4 gegen Dillingen oder das Saar ge-
biet, dis übrigen gegen die Städte Saarbtiicken,
Karlsruhe (je 3), Offenburg, Ludwigs-
hafen, Landau, Mannheim, Koblenz, Trier
und eine Reihe von Ortschaften im Rheingebiet.
Abgesehen von der leichten Beschädigung eines
Hochofens im Saargebiet und eines Werkes Lei
Ludwigshafen, erzielten die Angriffe keinerlei
Wirkung von militärischer Bedeutung;
in beiden Fällen trat keine Betriebsstörung ein.
Der Schaden an PrivathLusern war in mehreren
der angegriffenen Städte nicht unerheblich. Im
Dorfe Hayingen wurden u. a. Kirche und Pfarr-
haus getroffen.
Die Angriffe forderten unter der Bevölkerung 34
Menschenleben; außerdem wurden 27 Per-
sonen schwer und 35 leicht verletzt. Die Tatsache,
daß der Gegner bei mehreren Angriffen Bomben
verwandt hat, die zufolge ihrer geringen Durch-
schlagskraft, aber großen Splitterwirkung nicht ge-
gen Anlagen, sondern gegen lebende Ziele be-
stimmt sind, mahnt die Bevölkerung der angegriffe-
nen Gegenden zu besonderer Vorsicht und zu ge-
nauesten Befolgung der erprobten amtlichen Verhal-
tungsmaßregeln.
Dank der getroffenen Abwehrmaßnahmen war die
Wirkung der Angriffe trotz ihrer größeren Zahl
geringer als in den Vormonaten. Der Gegner
büßte seine Angiffe mit einem Verlust von
10 Flugzeugen.
ausgesetzt sind. Es ist viel besser, unsere eigenen
Schäden und Verluste zu erkennen, als auf mög-
liche Schwierigkeiten beim Feinde zu spekulieren.
Es Hai kernen Zweck, den Geist der Selbstzufrieden-
heit. den man hier im Lands zu fürchten bat. zu
ermutigen. Es ist daher zu bedauern, daß so viels
Zeitungen über die wichtigen Tatsachen Hinweg-
gleiten oder sie verbergen. Die Lage ist hochkritisch.
Wir müssen einen sehr schweren Verlust an solchen
Leuten ins Auge fassen, von denen wir viel Hilfe
zur Erlangung des erhofften Schiffsraums erwar-
tet haben. Der augenblickliche und in Aussicht ste-
hende Ruf nach Reserven wird auch zweifelsohne
die Freilassung von Mannschaften für- Schiffswerf-
ten und Mäschinenwerkstätten weiter hinausschie-
ben. Nur, wenn jeder einzelne aufs äußerste sich
anstrengt, können wir eine Entscheidung erzwingen,
wie sie jeder erhofft und erahnt. Daher muß je-
dermann in den nächsten Monaten sich bis zur letz-
ten Faser anstrsngen, um Schiffsraum zu liefern.
Wieviel dieser für uns bedeutet, läßt sich gar nicht
überschätzen. Der Verlust von so viel Material
bedeutet unmittelbar und mittelbar eine Ver-
stärkung der Nachfrage nach Schiffs-
raum. Hoffentlich werden sich die Gewerkschaf-
ten gründlich über diese Lage klar und stellen ihre
ganze Organffations- und Werbetätigkeit in den
Dienst der Beschleunigung der Schisssbauarbeit,
damit sie siegreich aus der größten Gefahr, die je-
mals dieses Land bedroht bat, hervorgehen.
Kunst und Wissenschaft
* Zugunsten des humanistischen Gymnasiums er-
lllsseü 84 Dozenten der Universität Halle eine
öffentliche Erklärung. Sie. führen darin aus, daß
sie Las humanistische Gymnasium als Lis beste Vor-
bildungsstätte für das Studium der'von ihnen ver-
tretenen Geisteswissenschaften sTheologie, Nechts-
und Staatswissenfchaft, Philosophie und Pädago-
gik. Geschichte und Kunstgeschichte, orientalische,
klastische, romanische und deutsche Philologie, Me-
dizin, Mathematik. Physik. Erdkunde, Botanik,
Zoologie, Landwirtschafts ansehen. Freilich müsse
man wünschen, daß in Deutschland das humanistische
Gymnasium der Gegenwart in nicht geringerem

Die Kriegslage
Ein Wochenrückblick
von Generalmajor s. D. v. Gersdorsf.
Ein neuer Teil des großen Werkes hat eingesetzt.
Am Abend des 15. Juli meldete der amtliche
deutsche Bericht: „Südwestlich und östlich von
Reims sind wir in Teile der französischen Stellun-
gen emsedrungen." Die neueste deutsche Offensive
gliedert sich in drei Abschnitte. Am ersten Kampf-
tage wurde die Marne zwischen Jaulgonne und
östlich von Dormans vermittels Brückenschlages
überschritten. Wir durchstießen das zäh verteidigte
Waldgelände auf dem südlichen Flußufer und
warfen den Feind auf seine rückwärtigen Verteidi-
gungslinien in die Linie Conde—La Chapelle-
Comblizy—Mareuil zurück. Währenddessen galt es
weiter das nördliche Ufer der Marne zwischen Avre
und Marne vom Feinde zu säubern. Die Unseren
erreichten hierbei die Gegend östlich der Linie Cha-
tilion—Luchery—Chaumizy. Oestlich von Reims
aber griffen andere deutsche Armeen den Feind in
der Champagne von Prunay bei Tahure an und
nahmen die ersten französischen Stellungen den sich
ernsteren Kämpfen entziehenden Gegnern ab. Auf
unserer Angriffsfront östlich von Reims hielt am
ersten Kampftage der Gegner ferne zweite Stellung
in der Linie nördlich von Prosnes—Souain—Per-
thes fest. Die Gürtelfestung Reims war nickst Ge-
Eesamtland des Angriffs. Wie damals Armentie-
res. wird sie von allen Seiten eingeschlossen und
isoliert. Die deutsche Angriffslinie beträgt rund
80 Kilometer Luftlinie. Am zweiten Kampftage
an der südlichen Marnefront heftige Gegenangriffe
des Feindes, die abgewiesen wurden. Auf dem
Nordufer der Marne wurden die Erfolge des ersten
Schlachttages erweitert. Oestlich von Reims nah-
men wir in der Champagne die zweite Stellung
der Franzosen unter starkem Artillerie-
feuer, und westlich von Massiges nahmen wir einige
befestigte Höben. Die Gesansenenzabl wuchs auf
20 000. Die Summe des Erfolges des zweiten
Schlachttages besteht in der weiteren Umkreisung
der Gürtelsestung Reims, ferner in der Erweite-
rung des Geländegewinnes südlich der Marne und
an der Ostgrenze der Champagne in Richtung des
Argonnenwaldes. Der folgende dritte Sch lacht tag
brachte dis erneute erfolgreiche Abwehr stärkster
feindlicher Gegenangriffe südlich der Marne. Die
Armee v. Boehn errang einen vollständigen Sieg.
Keinen Fußbreit Bodens konnte der Feind, der
schwerste Verluste erlitt, zurückgewinnen. Die
Fernbefchießung von Paris bat lebhaft eingesetzt.
Zwei groß angelegte Durchbruchsversuche
der Franzosen nördlich der Marne scheiterten nach
heftigen Kämpfen.
Während der laufenden Bsrichtswache beschränkte
sich die Kampstätigkeit zwischen derbste und Marne
westlich von Dormans der Hauptsache nach auf Ge-
fechte lokaler Art um Chateau-Thierry, der südlich
der Aisne und auf solche östlich und nördlich der
Waldzone um Mllers-Cotterets. Aus dem West-
ufer der Oise in Richtung auf Compiegne war die
Gefechtstätigkeit gering. An der Grenze zwischen
dem Artois unid der Picardie: wiederholte feind-
liche belanglose Vorstöße nördlich von Albert. Im
Kampfgebiete südlich von Amiens: starke franzö-
sische Teilangriffe auf dem Ostufer der Avre zwi-
schen Castel und Mailly. In Castel und Umge-
gend hatte der Franzose einigen Erfolg; im allge-
meinen wurde er abgewiosen.
In den mittleren Vogesen und am Hartmanns-
wsilerkopf im Oiberelsaß herrschte erhöhte Ee-
fechtstätigkeit. Oestlich von St. »Die im Favetal
scheiterte ein feindlicher Nachtangriff. In Lothrin-
gen wurde der Franzose nordöstlich von Pon-a-
Mousson äbgewissen.
In Venetien griffen die Italiener erneut dis
österreichisch-ungarische Nordfvont an. Ihre Sturm-
angriffe wurden abgeschlagen. Auch ist es dem
Italiener nicht gelungen, auf das Qstufer der
Piave überzusetzen. Somit ist die Lage auf dem
dortigen Kriegsschauplatz unverändert geblieben.
In Kleinasien haben hie Türken auf der
Paläsffnafront Erfolge zu verzeichnen. Westlich
des Jordans entrissen sie den Engländern durch
Nachtangriff Teile ihrer Stellungen und hielten sie
gegenüber Gegenangriffen. Oestlich des Jordans
griff eine englische Kavallerie-Division, unterstützt

Maße als die Realgymnasien und die Oberreal-
schulen es sich als Ziel setze, seine Schüler in Len
Geist der deutschen Sprache, in deutsche Stilkunst
und in deutsche Nationalliteratur einzuffihrsn.
Dies könne auch im Rahmen der bewährten Ueber-
lieferungen des humanistischen Gymnasiums und
ohne wesentliche Verkürzung des altsprachlichen
Unterrichts geschehen. Alle auf eine Zerstörung
oder Wesensänderung des humanistischen Gymna-
siums gerichteten Bestrebungen seien eine Gefähr-
dung einer unentbehrlichen Grundlage unseres
Geisteslehens.
* Hochschülnachrichten. Der Vertreter der Philo-
sophie an der'Leipziger Universität Geh. Hosrat
Dr. Johannes Volkelt beging am 21. Juli
seinen 70. Geburtstag. Er ist zu Lipnik in Gali-
zien geboren. Seit 1894 wirkt er in Leipzig. Von
seinen Werken nennen wir: „Das Unbewußte und
der Pessimismus" 1873, „Immanuel Kants Er-
kenntnistheorie" 1879, „Erfahrung und Denken"
1886", „Franz Grillparzer als Dichter des Tra-
gischen" 1888, „Aesthetik des Tragischen" 1897, „Ar-
thur Schopenhauer" 1900, „System der Aesthetik",
Bo. I 1905, Bd. II 1910, Vd. III 1914. — Zum
Dozenten für Wirtschasts- und Verkehrsgeographie
an der Technischen Hochschule zu Breslau ist
Dr. Bruno Dietrich ernannt worden. Dr.
Dietrich, ein geborener Potsdamer. Schüler der
Geographen Hettner und Penck,'promcwieffe 1910
in Heidelberg und war dann im höheren
Schuldienst tätig. 1914 erhielt er die venia le-
gendi für Geographie an der Universität Breslau
und im Marz 1918 zugleich die-Zulassung als Pri-
vatdozent an der Technischen Hochschule daselbst..
Dietrichs Arbeitsgebiete sind: Morphologie, SieLe-
lungsgeographie und Wirtschaftsgeographie.

Neues aus aller Welt
2 Ein Appell der Einbrecher an die Versiche-
rungen. In einer süddeutschen Vevsichecungczeitung
lesen wir: „Die vereinigten EinbrecherMnste pro-
testieren durch ihren Ehrenvorsitzenden, einen alten
Eeldraudspezialisten, lebhaft gegen jede weitere
Verbreitung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs!
Wenn erst jedermann ein Bank-, Sparkasse-

Fernsprecher Nr. 82 Seite 3
durch Panzer-Kraftwagen, an. Sie wurde beinahe
völlig aufgerieben.
Auf dem Balkan haben sich die Oesterreicher-
Ungarn in Albanien, dem feindlichen Drucke nach-
gebend, von de» Ufern der V-ojuta zurückgezogen,
um im Dsooli-Tale und um Berat neue Wider-
standslinien zu beziehen. Hier wurde ein feind-
lichcr Angriff zurückgewiefen. An den übrigem
Balkanfronten herrschte Ruhe, unterbrochen durch
Geschützkampf und Kleinkrieg, vor.
Im Juni dieses Jahres wurden an den deut-
schen Fronten 462 feindliche Flugzeuge und 62
Fesselballons abgefchsssen. Wir haben im Kampf
150 Flugzeuge und 51 Fesselballons verloren. Auch
in der neuen großen Schlacht bewährte sich, wir die
außerordentlich zahlreichen deutschen Luftsiege be-
zeugen. unsere lleberlegenheit in der Luft.

Die monarchische Frage in Finland
Stockholm, 20. Juli. Die finische Regie-
rung hat einer Abordnung des Landtags nfftae-
teilt, daß sie gehen werde, wenn die monarchische
Rcgierungsform nicht durchgesiihrt werden könne.
Die Regierung sei der Ansicht, daß allein durch die
Einführung der Monarchie die Selbständigkeit des
Landes verbürgt werden könne. Sie müsse daher
bei abschlägiger Entscheidung des Landtags die
Verantwortung ablehnen.

Kein deutscher Kaisersohn!
Wie Nya Dagligt Allehända aus zuverlässiger
Quelle erfährt, überbrachte der finische Gesandte in
Berlin, Staatsrat Hielt, bei seinem letzten Be-
such in der Heimat dem dortigen Senat den Be-
scheid, daß Kaise »Wilhelm keinen seiner,
Söhne als Kandidaten siir den finische« Thron
ausgestellt wissen wolle.

Windows U.
Me das litauische Informationsbüro in Lau-
sanne mittetlt, Hat der litauische Landtag,
beschlossen, die Krone des Königreichs Litauen!
dem Herzog von Urach anM-bieten, der ein
Abkömmling der ehemaligen küniglich-litaukschen
Dynastie der Mindowc sei. Eine Delegation des
litauischen Landtags habe dem Herzog »von Uvach
Mitteilung von diesem Entschluß gemacht. Dey
Herzog habe das Anerbieten angenommen. Er-
werbe den Namen Mind 0 we II. annehmen, mir
die Fortsetzung der ehemaligen Dynastie zu ver-
sinnnbikdlichen.
Hierzu stellt die Norddeutsche Allgemeine Zei-
tung fest:
„Ein Teil des litauischen Laudesrates Hat sich,
ohne die Zustimmung Deutschlands, nach,
dem Muster des polnischem Staatsrats konstituiert,
Und dann den Herzog von Urach ohne Wis-
sen der deutschen Regierung zum Köms
von Litauen gewählt. Die Unabhängigkeit Li-
tauens wurde seinerzeit von Deutschland nur un-
ter der Bedingung anerkannt, daß die abzuschlie-
ßenden Konventionen, natürlich auch die Frage
der Staatsform und der Thronbesetzung den deut-
schen Interessen entsprechen. Daraus folgt, daß
alle diese Angelegenheiten nur in enger Fühlung,
nähme mit der deutschen- Regierung gültig erfol-
gen können. Es kann also Litauen nicht das
Recht zugesprochsn werden, in der Thronfrage
eine selbständige Entscheidung zu tref-
fen, umsoweniger, als in dem eigenmächtig gebil-
deten Staatsrat keine rechtmäßige Vertretung
Litauens erblickt werden kann. Die Nachricht, dass
der Herzog von Urach die Krone angenom-
men habe, ist infolgedessen unrichtig. Der eigen-
mächtige Beschluß und Antrag dürste ihn vielmehr
peinlich berührt haben. Auch in der Frage der
litauisch-sächsischen Personalunion, die immer wie-
der in der Presse behandelt wird, ist eins Entschei-
dung bis jetzt nicht gefallen".
Herzog Wilhelm von Urach, Graf von Würt-
temberg, ist am 3. März 1864 in Monaco als
Sahn des ersten Herzogs Wilhelm von Urach, ei-
nes Sohnes des Herzogs Wilhelm von Württsm«

Postscheckkonto besäße, alle Zahlungen dadurch er-
ledigen ließe, und nur das allernotwendigste Klein-
geld zu Hause behielte, würde ihr Geschäft völlig
ruiniert werden. Schon jetzt straften sie jeden,
dessen Konto im Adreßbuch verzeichnet steht, nut
Verachtung und würdigten ihn, weil unlohnend,
keinen Besuches," Dieser berechtigte Notschrei soll
doch der Allgemeinheit nicht vorenthalten werden.
Die ersten Austauschgefangenen
in Konstanz
Konstanz, 21. Juli. Gestern vormittag traf L.r
erste Transport des großen Austausches. 750
Mannschaften und Unteroffiziere, hier ein. Zum
Empfang hatten sich auf dem festlich geschmückten
Bahnhofe eingesunden Prinz Oskar von Preu-
ßen als Vertreter des Kaisers, der Grotzherzoa
von Baden, Prinz Max von Baden, der
stellvertretende Kommandierende General v. Is-
bert, der preußische Gesandte in Karlsruhe
v. Eisendecher. Vertreter der staatlichen und städ-
tischen Behörden usw. In festlichem Zuge mar-
schierten die Angckommenen. von der Bevölkerung
begeistert begrüßt, durch die Stadt aus den Kaser-
nenhof. wo die offizielle Begrüßung erfolgte. Na-
mens des Kaisers begrüßte Prinz Oskar die
Angekommenen. Auch der Gr ob Herzog von
Vaden hielt eine Ansprache und brachte das
Hurra auf den Kaffer aus. Begrllßungst legr -m'ne
waren u. a. cingelausen von dec Kaiserin', von den
Königinnen von Bayern, Württemberg.und Sach-
sen. den Großhcrzogen .von Hessen und Sachsen-
Weimar. vom Herzog von Sachsen Meini-igen und
den Präsidenten der Senate von Hamburg, »Bre-
men und Lübeck. Generalleutnant v. Jsbert
brachte ein Hurra auf den Groffherzog von Baden
und die deutschen BunLessürsten und freien
Städte aus. Einer der Zurück« kommencn La ckte
mit einer kurzen Ansprüche. Hierauf sandien die
Anaekommenen ein Huldigungstelegramm an den
Kaiser ab.
Mit schwatzhaften Soldaten ist ein
Feldheer übel beraten!
 
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