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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Die deutsche Rückzugsstrategie
Bern, 30. Aug. Die Neue Korrespondenz mel-
det aus Paris: „Das von den sich zurückziehenden
deutschen Truppen verlassene Schlachtfeld bietet ei-
nen Anblick unglaublicher Verwüstung.
Ganz besonders schwer mitgenommen Mir den Roye
und Orlnneonrt, ebenso Montdidier und Morearil.
Die Namen der Ortschaften sind nur noch geogra-
phische Bezeichnungen, sie haben ie gliche Be-
deutung verloren. Das Gelände ist voll-
kommen unkenntlich. Bei ihrem Abzug füllten die
Deutschen die Ruinen mit erstickenden Ga-
sen. Roye zum Beispiel ist noch immer unbe-
rvohirbar". Dazu bemerkt das Berner Intelligenz-
blatt: Diese aus französischer Quell« stammende
Darstellung beweist. Lag sich entgegen anderen
Meldungen, der deutsche Rückzug in geordne-
ten Formen vollzog, weil noch Zeit blieb,
systematische Zerstörungen vorzunehmen. Eine
solche Bewegung, die dem Gegner das Rachrücken
bedeutsam erschwert, bildet ein Rezept der Hin-
denburgschen Rückzugsstrategie. di« er schon in
Rügland erfolgreich ausgeübt hatte".
Was Fach rneLnt
Bern, 31. Aug. Das Berner Jntelligenzblatt
berichtet aus Paris: Oberstleutnant Bousset,
der Militärkritiker des Petit Puristen hatte eine
Unterredung mit dem Marschall Koch, der erklärte,
er glaube, dach die Deutschen die von den alliier-
ten Stötze auffangen werden und dann ihre al-
ten Hindenburg - Linien- wiedergewinnen
wollen. Eine Gegenoffensive der Deutschen
sei immerhin zu erwarten.
Burians Stellung erschüttert
Wien, 30. Aug. Die Stellung -es Grasen
Buria« gttt al» erschüttert. Sein wahr-
scheinlicher Rücktritt dürste mit den letzten Ver-
handlungen im deutschen Haupt.uartier in Verbin-
dung stehen.
Wien, S1. Aug. Die Morgenblätter sprechen
ausnahmslos von der Erschütterung, der Stellung
Les Grasen Burian. Das „Achtuhr-Abendblatt"
teilt mit, dah Burian vor dem Rücktritt steht. An-
ders Blätter frechen sich zurückhaltender aus. Sie
nehmen jedoch allgemein an, das ein Perso-
nenwechsel nicht mehr fern ist.
! » * , - --
Gras Burian ist bekanntlich ein Verfechter der
austto-volnOchen Lösung. und sein hartnäckiges
Ksstbalten an dieser Lösung verhindert die Her-
stellung eines Einvernehmens zwischen Deutschland
und Oesterreich. Freilich scheint sich nun der Wi-
derstand Deutschlands als stärker zu erweisen.
Die russische Milliardenzahlung
Berlin, 30. Aug. Die 6 Milliarden, di« Rußland
aut Grund des Ergänzungsvertrages smn Brester
Frieden innerhalb weniger Monate an Deutschland
bezahlen mutz. werden folgendermaßen reguliert
werden: Der größte Teil wird in Gestalt russischer
Rohstoff« und in Zarenrubeln gezablt.
Bekanntlich kauft Deutschland überall Zarenrubel
auf, um dafür in der Ukraine Lebensmittel kaufen
zu können. Ein weiterer Teil der 6 Milliarden
wird in Gold bezahlt. Man spricht von 900
Millionen Gold. Unsere Valuta wird dadurch na-
turgemäß eine wesentliche Besserung erfahren. Der
Rüst der 6 Milliarden wird in einer Oprozentigen,
von Deutschland und Rußland garantierten
Staatsanleihe bezahlt werden
Bolschewistischer Sieg am Ussuri
Berlin, 30. Aus. Die Petersburger Prawda
vom 28. August schreibt: „Ein glänzender Sieg
der Sowjettruppen am Ussuri. Ganze Abteilungen
TschechostSlowaken, Engländer, Franzosen und Ja-
paner sind geschlagen und zum Rückzug ge-
zwungen worden. Am Aschalmdgebiet ist der
Gegner ebenfalls geschlagen. Wir haben die
Städte Tadschen und Merv besetzt. Die dritte Ar-
mee geht erfolgreich vor. Das befestigte Gebiet
der Hauptlinie Bera-Jekaterinenburg ist in un-
serer Hand, Bei den Sylvinsk-Werken geht der
Gegner, von Panik ergriffen, zurück.
Die Kriegsausgaben Italiens
Vern. 30. Aug. Nach italienischen Blättern ist
der Durchschnitt. der monatlichen Kriegs-
ausgaben Jraliens von 661 Millionen im
Jahre 1918 und 1916 auf 1242 Millionen im
Jahre 1916—17 und auf 1786 Millionen im Jahre
1917—18 gestiegen. Seit Ausbruch des Weltkrieges
hat Italien für Nüstungs- und Kriegszwecke 6 0
Milliarden Lire verausgabt.
Nicht zurückgekehrr
Nom, 30. Aug. Meldung der Agenzia Steiani.
Das Luftschiff 11, Las am 16. ds. abends zu
kriegerischer Verwendung in der. unteren Adria ab-
gefahren war. ist nicht an seinen Stützpunkt z u -
rchckge kehrt.
Wien, 30. Aug. Die Blätter meden aus Pil-
sen: Gestern abend hat sich im Austriaschacht
bei Mantau, wahrscheinlich infolge von schlagenden

Nr. 203

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Samstag, den 31. August 1918

Heidelberger Zeitung

von

Kronen in Gold gefunden und

Am 81. August 1918, morgenZ 7 Uhr.

r

WasserstZude am 31. August 19l8r
Heidelberg: 0,98 m, Heilbronn: 0,14 m und in
Neckarsteinach: 0,54 m -

Wettern, erne'Explosion ereignet, durch di«
eine Anzahl Arbeiter verschüttet wurde. Soweit
bisher bekannt, fielen 13 Personen der Explosion
zum Opfer.
Genf, 31. Aug. Französischs Blätter berichten,
daß das französische Amtsblatt dem-
nächst wieder ins Ausland verschickt werden darf,
jedoch unter Weglassung des Teiles, der die voll-
ständigen Berichte der Kammersitzungen bringt.
Haag. 30. Aus Der amerikanische Gesandte
im Haag, Garrett, ist heute nach Bern abgerecht
um als erster Delegierter die Verwaisten Staaten
auf der deutsch - amerikanischen Kon-
ferenz über den Austausch von Kriegsgefange-
nen zu vertreten. Der Gssandtfchaftssekretär
Alexander Kirk wird den Gesandten in der Füh-
rung seiner Geschäfte vertreten.

das Gruseln nicht kennt. In
die Polizei den 12jährigen
aus Dröbsl festssnommen, der

Neues aus aller Welt
Hertling und Karl Theodor
Der Reichskanzler Dr. Graf Georg
Hertling vollendet am 31. August fein 7S. Le-
bensjahr. Der klugen, bekonnenen und geschick-
ten Art, mit der er so, wie er früher die Leitung
der Staatssefchäft« in Bayern geführt hat, jetzt,
in den schwierigen Zeiten des Weltkrieges, die
Reichsgeschäfte versieht, kann niemand sein« Ach-
tung versagen, und das deutsch« Volk hat daher
allen Grund, dem greisen Staatsmanns, für den
es ein Opfer war, die verantwortungsvollere
Bürde auf sich zu nehmen, mit Dankbarkeit Heil
und Segen für das nächste und für noch viel« wei-
tere Lebensjahre zu wünschen.
Der Reichskanzler entstammt einem Geschlechts,
Las am 10. Septeniber 1745 vom Kurfürsten Max
Joseph III. von Bagern als Reichsvikar den
Rsichsadel und den Rsichsritterstand mit „Edler
von," am 23. Juni 1790 vom Kurfürsten
Karl Theodor von Pfalzbayern, ebenfalls als
Reichsoikar. den ReichsfreiherrmstanL erhielt und
im Jahre 1813 im Königreiche Bayern in das
Adelsbuch eingetragen worden ist. Die Gräfliche
Würde hat er selbst in Bayern am 17- Januar
1914, unbeschränkt vererblich erhalten. Er ist ein
Sohn des 1881 verstorbenen Eroßherzoslich Hefsi-
Wn KaiMerherrn und Hofgerichtsrats Freiherrn
Jakob von Hertling, und dessen gleichfalls ver-
stovbei^r Gemahlin Antonie, geb. v. Gnaita. aus
dem Frankfurter Zweig«'- dieses ursprünglich
Mailändischen, End« des 17. Jahrhunderts in die
Rheingegend gekommenen Geschlechts. Vermählt ist
der Reichskanzler seit dem 28. Oktober 1869 mit
Anna geb. von Biegeteben, die ebenfakls eine ge-
borene Darmstädterin ist.

Ein kaltblütiger Stotztruppsührer
Aus dem Felde wird uns geschrieben:
Im Ehaume-Wald vor Verdun sollte ein grüße-
res Unternehmen stattfinden. Der VizefeldwsLel j
Wittinger, Lehrer aus Freiburg i. B.. meldete i
sich freiwillig dazu und wurde inij der Führung
der linken St o Mu le betraut. Tiovdem^der Feind .
die Stoßtrupps weder Lurch stärkeres Feuer noch
durch besonders lästiges Ablsuchtcn des Geländes
störte, mar der Anmarschweg nichts weniger als un-
gefährlich und mußte unter den denkbar ungünstig-
sten Verhältnissen iw dem völlig auigerreichten Bo-
den auf Len Knien rutschend und aus dem Bauche
krischend zurückgslegt werden. Nach beendeter Be-
reitstellung um 4 Mr morgens fühlten sich dis
Teilnehmer schon erschöpft.
Unter dem Schutze eines kurzen Vorbereitungs-
schießens gelang das weitere Her au Eschen unbe-
merkt. und um 5 Uhr flog das französMe Drcchr-
verbaiu mit Sprengladungen in die Luft. Durch
die so geschlagenen Sturmgassen stürzten sich die
Angreifer auf die feindliche Linie. Wimfeldwsbel
Witt ins er stieß mit seinen Leuten zunächst auf
ein verlassenes GvabenMck und drang unbehindert
in das StellunLÄsystenr ein. Ein sle'ch darauf er-
folgender überraschender Hand-granatenüber.fall
machte ihn nicht kopflos. Sofort nahm er ent-
schlossen den Kampf auf und hatte schon'das Ueber-
gewicht über den weichenden Gegner, als einige
verirrte Artillerieschüsse, die erhebliche Lücken in
seinen Zug rissen, ibn zwangen, von der Verfol-
gung .Äbrustehen. Während er ruhig und gewandt
den Rücktransport der Verwundeten in die Wese
leitete, nistete sich der Rest seiner Getreuen in einen
Seitengraben ein. Mel Zeit zur Sammlung blieb
nickt: ein Hilfeschrei des benachbarten StMrupp-
fübrers. der Mit seinem Häuflern schwer bedroht in
einer Franzosenfalle saß. rief ibn schleunigst dahin.
Mit sieben Mann rannt« er gegen den Feind an,
den das plötzliche Aulstreten und die forsche Art
nach kurzem Zögern veranlaßte die Waffen zu
strecken.. Wittimgcr selbst batte im Durcheinander
seine eigene Waffe verloren und schlug verschiede-
nen Gegnern mit einer Leuchtpistole den erhobenen
Revolver aus der Hand. Im Verein mit dem aus
Umklammerung geretteten Nachbartrupp rwhm er
«inen Offizier und 10 Leute gefangen, die er unter
Bedeckung nach der Ausgangsstellung schickte. Ein
.FluchtveMich von 2 Franzosen kostete einem das
Leben und veranlaßte den anderen zu sofortiger
Rückkehr. Als die angesorderte Verstärkung aus-
blieb. holte der Führer selbst Unterstützung heran.
Mit drei Getreuen stand Wittinger auf feinem
wenig beneidenswerten Posten. Glück und Umsicht
spielten ihm noch 6 weitere Feinde in di« Hände.
Die im Anmarsch befindliche Verstärkung hatte sich
im Dunkel der Nacht verirrt. Acht Arme waren zu
schwach, sich mitten in der gegnerischen Stellung zu
halten. Infolgedessen mußte Wittinger den Platz
aufgeben und der llebermacht weich'». In der
eigenen Linie angekommen, gewann er eine Anzahl
Freiwillige für sich, mit denen er nochmals Len
vorhin gekommenen Punkt zu erreichen und zu hal-
ten hoffte, bis weitere Befehle kamen. Leider
hatte aber der Franzose inzwischen diese Graben-
stücke wieder besetzt und vereitelte das Vorhaben.
Vizefeldwebel Wittinger bat bei dein Unternehmen
unerschrockenes Wesen und viele Gewandtheit ge-
zeigt. Diesen soldatischen Eigenschaften durste der
immerhin schöne Erfolg im allgemeinen ruge-
fprochen werden. Er wurde für seine Tapferkeit
mit dem Eisernen Kreuz 1. Kl. ausgezeichnet.
Leutn. Kunzmann. OM.-Kriegsberichterst.

* Hamsternde Flieger. Aus Möckmühl wird
berichte. Neulich ging die MitteMM durch die
Presse, daß mittelst Flugzeug das in der Nähe ei-
nes Dorfes gelandet war. große Mengen Labens-
mittel durch di« Lüfte entehrt wurden. Das Vor-
gehen Les betreffende,, j sttesers Woint Schule
gemacht zu haben, denn am Sonntag, Len 18. Au-
gust. landet« vormittags in un orsm Ort ein Mili-
tärflieger, der der überraschten Bsvölkeung die
freudige Mitteilung macht«, daß er nachmittags
wieder kommen werde. Die Leute sollten nur
recht viele Eier und Butter richten. Mittags
war natürlich der ganze Ort am Platze, denn ein«
FliegerM'MAckmülck noch nicht. Die
G - e n Wettstreit Eier, But-
ter und sM, 2« notwendig und ebenso begehrte
Nahrungsmittel, wie O«l, Speck «Pw. henbai. Alles
wurde fein säuberlich ins Flugzeug verstaut, und
daun empfahl sich der Flieger mit dem Versprechen
in.vierzehn Tooen. allo van 1- September, wieder
zu komme». Dio Leute sollten bis dahin nur or-
dentlich Eier und Butter vickttn. Woher der Flie-
ger kam, konnte leider wicht festsc-stellt werden.
* Ueüerrajchte Vutterdirbe, Aus Hamburg
wird geschrieben: Vier Einbrecher plünderten
nachts 'in ein ! DM.-st : Neumünster die Butter-
vorräte der G«„ MstchMke-Meievei. Als die Ein-
brecher k's W e-n jstrLsMffsn wollten, fanden sie
das Haus r-s» den Ortsbewohnern umstellt. Es
kam zu einem heftigen Kc.mxl„ in dessen Verlauf
einer der Einbrecher zu Boden geschlagen wurde
und tot lies-n blieb. Ein zweiter Einbrecher
wurde sestgenom-men. Die übrigen Täter konnten
unter Zurücklassung ihrer Leute entkommen.
Furchtlos und tre». Zu Ehren der als Flie-
geryffiziere gefallenen jugendlichen Söhn« des
Generals Ludendorff wurde auf dem Kaiser-Wil-
helm-Eedächtnis-Friedhofs in Mestend bei Berlin
ei» Denkmal aufgestellt. A»st einfachem Sockel
sind die Worte einge meißelt: „Familie Ludendorsf
furchtlos und tre u",
* Geheimnisvolles Verschwinden einer Fra».
Die 27jährigs Ehefrau des Dieners Jenu leit
in Berlin wird feit dem 20. August v e-rmitzt.
Ihre Mutter, die Witwe Berta SiSgmund, sine
Vermieterin, vermutet, Latz ihr Schwiegersohn,
der sich vor einiger Mit in einem Lazarett in
Straubing befand, seine Frau ums Leben ge-
bracht hat. Frau Jenuleit hatte Aren Ehemann
in dem Lazarett besucht. Dort soll, es nach Aus-
sagen des Ehemannes zu Streitigkeiten gekom-
men sein. Er behauptet, dann allein von Strau-
bing nach Magdeburg übergest-edelt zu sein. Wo
sich die Frau befindet, konnte trotz aller bisherigen
Nachforschungen nicht fesiscstellt werden.
2 Eine eigenartige Pilzvergiftung. Der 13jühr.
Hans Belger aus Bautzen hatte «inan Gift-
pilz in den Händen zerdrückt und dann
sich im Gesicht ein Blütchenaufgedrückt
Es trat Wuundstarrkrampf ein. so daß der Knabe
nach 24 Stunden starb.
* Die Vorräte des Schleichhändlers. In D om-
Lrowa (Polen) wurde der FlsrsckjermMer
jSczosurack verhaftet, der seit Jahren
Schiebungen größten Umfangs betrieb. In einem
geheimen unterirdischen Gewölbe hatte er große
Vorräte aufgestapelt. So wurden dort u. a. 2000
Kilo Speck, 1000 Kilo Fett, ferner zwischen Wäsche
versteckt eineinhalb Millionen Kronen- in Bank-
noten und 65 000 "
beschlag nahmt.
s Einer, der
Bernburg hat
Schüler Wittke .._
seit einiger Mit ein Abenteurer- und Spitzbuben-
leben führte. Da er schon feit Äniger Zeit nicht
gut tat, war er dem Friedcaikenhauss zur Er-
ziehung überwiesen wovden. Von dort flüchtete er
und lebt feitdo K von dem Ergebnis von Ein-
brüchen and Le^csmitteldiMtählen. In Dröbel
wär er bei dem Direktor der Zuckerfabrik Und
beim Bäcker eingebrochen. Ueberall hatte er es
auf Lebensmitteln abgesehen. di« er auch in reif-
licher Menge fand. Als Unterkunft hatte ex «in«
alte Grabstätte auf Lear BsrnburSer Alton
Friedhöfe benutzt, in der er schließlich von der Po-
lizei aufgestöbert werden konnte.
* Verheerender Stur« an der norwegischen
Küste. Aus Kristiania wird gemeldet: Ein
wütender Sturm luchte die NMstküste in der Ge-
gend von Stavanger - V V g em heim. Viele
Schiffe wurden losgerissen und abgetrieben. Meh-
rere Segelkutter sind zerstört, viele Leichter zer-
trümmert oder gcsunkei». Jeder Fährverkehr
matzte eingestellt werden. Der Sturm tobte auch im
Innern des Landes und verursachte große Verwü-
stungen an dem Eumchestande. Ein großer Teil
der Obsternte soll verEstet sein. Infolge des
Sturmes lief ein Lokaldampfer „Mastfordau" auf,
der unterwegs nach Bergen war und etwa 130
Fahrgäste und viel L§st an Bord hatte. Das

* Ein Protest der Wähler Grebers. Die Wäh-
ler des Abgeordneten von Koblem-St. Goar Pfar-
rer Grober, haben jetzt im Auftrag« des Kultus-
ministers, an den der Reichskanzler ihre auch von
uns erwähnte Eingabe weitergegeben hatte, die
Antwort erhalten, „daß der in der Eingabe Mr
Sprache gebrachte Sachverhalt dem innerkirch-
lichen Gebiete angehört und der Beurteilung
der kirchlichen Behörde unterliegt". Dazu erklären
die Wortführer der GrebeÄchen Wählerschaft in
einer Kölner Zeitung: 1. Ein Reichstagsmandat
wird also zur innerkirchlichen Angelegenheit, über
das letzterhand die Bischöfe verfügen. Warum
wird dann dem einen Geistlichen gestattet, ein
Mandat anzunehmen, dem anderen aber unter An-
wendung von kirchlichen beschimpfenden Strafen
verboten? Die Gründe hierfür wollen wir wissen.
Das ist eine Willkürherrschaft. 2. Wo
bleibt das Reckst das dis BNbler und die Gewähl-
ten nach der Reichsverfassung haben, die ohne Zu-
stimmung der Bischöfe von Bismarck geschaffen
woüden ist? Daraus wünschen wir Auskunft
vom Deutschen Reichstage.
* 25fiihriges Jubiläum des Deutsch-Rationalen
Handlungsgehilfenverbandes. Am 1. September
wird der Döutscbnationale Handlungsgelifen-Ker-
band auf do-- erste Merteljahrbundert seines Be-
stehens zurückbl'cksn. An seinen Namen knüM sich
die Erinnerung au jahrzehntelange heftige Kämme
um den Sieg des sozialen Gedankens in der
Handlungsaebilsenbemeguug. die mit Lex Auf-
nahme sozialer Forderungen in die Programme:
aller großen HandlungsgebNscn-Derbände endigte, s
Aus dem 1893 in Hamburg gmriurdeien kleinen^
Lokalverein ist der größte kaufmännische Deren
der Molt geworden, der beim Ausbruch des Krie-
ges 165 000 Mitglieder zähl!« und iekt 120 000 da-
von unter den Fahnen sieben hat Natürlich hat
der Krieg auch dreien Verband, wi« alle anderen. -
sckarf angefatzt, doch gebt er imerlchüttert in sein '
26. Lebensjahr hinein und will den denkwürdigen.
Tag durch Festsitzungen seiner leitenden Körperst
schäften, dis den Ausbau feiner Satzungen zu be-'
schließen haben, und ein« große öffentliche Kund-
gebung in Köln in würdiger Weise begehest.

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halt« nur
.Kott« st

Schiff sank im Verlaufe weniger Minuten.
mutlich sind elf Reisende ertrunken.
* Vollständige Sperrung des bayerischen Reise'
Verkehrs? Der bayerische Städtetag be'
absichtigt folgenden Antrag der StaatsregierunS
M unterbreilen: Für das Jahr 1919 sei der Frem-
denverkehr vollständig za sperren und dafür eine
staatliche Entschädigung der schwer geschädigte»
Fremdenverkehrsinstitute anzustreben. Die schwie-
rigen Ernährungsverhältnisse in Bauern und die
Gefährdung der Versorgung der einheimische"
Bevölkerung habe das Staatsminifterium veran-
laßt, für die hauptsächlichen Fremdenverkehrs'
bezirke Oberbayerns und des Allgäus den Frem-
denverkehr noch weiter einzußchränken, als es durst
die Entschließung vom 28. Juni dieses Jahres ge-
schehen ist. In den bezeichneten Bezirken-wird de«
freie Aufenthalt ab 15. September auf zwei Wo-
chen und ab 22. September auf eine Wochs
herabgesetzt.
* Das Ende eines Förstermörders. Seit dre'
Jahren treibt sich in den königlichen Forsten Tu-
chs! er Heide ein berüchtigter Wilddieb, der fahneM
flüchtig« Soldat Franz Kleinschmidt, herum- '
Auf feine Festnahme und die Aufklärung der vo»
ihm begangenen Mordtaten wurden wiederhol
Belohnungen ausgesetzt, die endlich 13 800 Mark
betrugen. Im August 1916 erstach Kleinschmidt
den F-orstaufseher Weber in Lonsk. 1917 schoß e<
Len Forstschutzmann Ladetzki in Schlachta am
Nachdem er de» Könrgl Hegemeister Kaiser 'M
Ordry überfallen und ihm das Gewehr entrisse»
hatte, erschoß er bald darauf den König!. Forst-
aufseher Bechtold in Jatty unweit seiner För-
sterei und räudte ihm seinen Drilling. Im OkHv
her 1917 erschoß der Verbrecher auf dem Anstand
den Gutsinspektor Han ne mann in Adlig-Neu-
kirch bei Könitz. Zu seiner Ermittelung wurdä
auch ein Berliner Kriminalbeamter herangezoges
er tat als Forstbeamter Dienst und traf im Fe-
bruar dieses Jahres mit Kleinschmidt zusammev-
Jn den, Kampfe, der sich entspann, wurde der Ver-
brecher verwundet und entkam wieder. Kurz dar-
auf erschoß Kleinschmidt den HeMinsister Bet'
seit in Grünthal vor seiner Försterei, nachdem et
ihm schon im November vorigen Jahres das Merv
vor dem Wasen niedergeschossen hatte. Erst
10. dieses Monats tötete er durch einen Schuß Le»
Förster Mantz in Rosenthal und überfiel dann
wieder den Forstbeamten Labetzki. dem er Geweht
und Fernglas raubte. Am 16. dieses Monats er'
eilt« ihn sein Geschick. Frühmorgens um 6 UM)
hatte er einen Zusammenstoß mit einem aus Kulm
zum Forstschutz kommandierten Jäger. Dieser
schoß ihn: eine Kugel in di« linke Brust, so '(H et
tot zusammenbrach. - , .
* Eine Thüringer Sensation. Aus Kot I
wird berichtet: »Schon wieder ein« solche semems
Heuchelei von Leuten, di« doch schwere Feinds
sind". So äußerte sich der Amtsrichter z. D. Di-
Richard Eichhorn in dem Dienstzimmer de-
Amtsgerichtssekretärs über den Telegrammwech^
sel des Kaisers und des Herzogs von Mein in g«^
anläßlich des fünfzigjährigen MilttärdimMubK
lauims des Herzogs. Diese Aeutzerung kam dein
Herzog Bernhard zu Ohren, der sofort Strafantrag
stellte. Dste Koburger Strafkammer hatte fetz»
den Amtsrichter Eichhorn, der übrigens aus Sach-
fen-M«iniog«n stammt, unter allgemeiner Spalt-
ung der Bevölkerung abzuurteilen. Das Ger ich»
kam M dem Urteil, daß eine Majestätsb «lei-
dig u n g nicht vorliege und der Angeklagte des-
halb freizusprechen sei. Dagegen sei der Ange-
klagte wegen Beleidigung des Herzogs von Mei-
ningen zu bestrafen. In Berücksichtigung feinet
Stellung und Bildung müsse gegen den Angeklag-
ten auf ein« Freiheitsstrafe erkannt werden. Da^
Gericht sprach ein« solche von einem Mona»
Gefängnis aus. Da die vom Angeklagten b^
antragte Ablehnung der in Meininger Dienstes
stehenden Richter wegen Befangenheit zum Mei»
ten Male abgekehnt wurde, sowie weil weite?
gestellte Anträge das gleich« Schicksal hatten, ha»
Dr. Eschhorn die Absicht, gegen das Urteil beim
Reichsgericht Revision einzulegen.
* Zwangsweise Schließung von Hotels in BaÄ
Harzburg. Auf Anordnung der Herzog L Kreist
direktion in Wolfenbüttel ist dis SAiK
tzung von drei der größten Hotels in Bad Har^
bürg verfügt worden. Am 31. August mittags 1-
Uhr müssen der „Harzburgex Hof". Schmelzer?
Hotel und das Palasthotel „Kailevhof" ihrem Be-
trieb schließen. Ferner steht noch die Schließung
dreier anderer Hotels bevor. Die Maßnahme de»
Krsisdirektion hat unter den BadelMten,^ insb«'
sondere unter den Insassen der betreffenden Ho-
tels. große Aufregung hervorgerufen. Sie ist er-
folgt, weil die Inhaber der Hotels in mehrere»
Fällen gegen die Kriegsverordnungen, insbeson-
dere gegen die Schleichbandelsverordnungen,, ver-
stoßen haben. In der Stadtverordnetensitzung bil-
dete die Maßnahme der Kreisdirektion den' Ge-
genstand lebbafter Erörterungen. Es wurde dar-
auf hingewiesen, daß, wenn man so scharf vorgeW
wolle, nicht nur fast sämtliche Hotels in HarzburS
und im Herzogtum überhaupt, sondern auch i» !
allen Badeorten des Reiches geschlaf- I
s e n werden müßten. Die Schließung der Hotels I
bedeute nicht nur eine.Schädigung.der betroffenen l
Hotelbesitzer, sondern auch einen unübersehbare»
Schaden für die Stadt Harzburg. Der Magistrat !
wurde um energische Gegenvorstellungen ersucht.

Nr. 2vi
ilmcin
sich jede
Ge

Seite 4_
* Telegraphische Postanweisungen nach dem
Generalgouvernement Belgien. Vom 9. September
an sind zwischen Deutschland und den im Gene-
ralgouvernement Belgien gelegenen Orten Brüs-
sel, Lüttich, Berviers nebst deren Vor- und Nach-
barorten sowie Antwerpen. Edarleroi. Eine», Halle
(Belgien), Hasselt (Belgien), Huy, Löwen. Mechel»
Namur. Sint-Trurden, Tienen. Tongern und Wel-
kenrat.h telegraphische Postanweisungen bis zum
Einzeibetrage von 800 Mark zugelasssn. An Ge-
bühren sind die gewöhnlich« Posi-anweisemgsgebühr
und di« gewöhnliche Gebühr für das Telegramm
-u entrichten.
* Postfrachtstückverkehr mit der Schweiz. Die
Gebühren für Postsrachtstücke nach der Schweiz sind
mit Wirkung vom 1. S«pt«mb«r an für die schwei-
zerische Besörderüngsstrecke erhöht worden. Das
Nähere ist bei den Pcftanstalten zu erfahren.

Niederschlag 0,1 mm
Mittelwerts von gestern:
Temperatur 16,5
Dunstdruck — mm
Relative Feuchtigkeit — "jo _
Verantwortlich für den gesamten Textil
Kurt Fischer
für den Anzeigenteil Hermann Beyer»*
Rotationsdruck und Verlag
ThesÄex Berkenbusch, sämtl. in Heidelberg




Wärme-
Grads
n. Cels.
medersi. höchster
L ä.-ncgrad
feil gestern
Wind-
richtung
Himmel
Luftbr-
mw
-s- 10,7
st- 10,4
,st- 16,6

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