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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Seite 4

Heidelberger Zeitung

Montag, den 28. Oktober 1918

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Nr. 252

ck Nußloch, 26. Okt. Der Witwe Fellhauer in
der Massengut wurde heute nackt ein oineinhalb-
inhriges R i n d aus den, Stalle gestohlen. Dir
Diebe legten Pferdeteppiche auf den Boden und
uchrlen das Rind zur Hintertür hinaus. Das ge-
schlachtete Tier sand man heute mittag im Felde
in der Rühe der Sandgrube gegn Leimen. Die
Diebe hatten es durch einen Schuft in den Kopf
getötet und das Fleisch der Hinterschenkel und den
Lümmel mitgenommen. Von den Tatern hat man
dis seht keine Spur.
— Wiesloch, 27. Oft. Auf der Station Wies-
loch-Malsch gerieten zwei 15 bis 16 Fahre alte
Burschen, die sich schon öfters stritten, in Hand-
gemenge, .wobei der eine das Messer zog und ki-
rrem Gegner nein Stich in die Lunge versetzte,
daft cr tot niedersank.
s"s Feudenheim. 27. Okt. Vor einigen Tagen
wurde dem Schiffbauer Valentin Roth in N e k-
kargemünd ein Rachen entwendet. Diese:
wurde nunmehr bei der Neckarbrücke hiek aufge-
sunden und aus Resten von Gemüse und Kraut
konnte feftgestellt werden, daft der Nachen ,zweifel-
los zu Diebstählen verwendet worden war.

- Dis Verwendung Minder-tauglicher im Heere.
Zur Beseitigung falscher Auffassungen wird dar-
auf hingewiesen, das; Wehrpflichtige keinen An-
spruch aüf Verwendung an einer bestimmten
Stelle oder an einem bestimmten Ort. außer-
halb der Gefahrzone, im Felde, in der Etappe
oder in der Heimat haben. Der Verwendungsort
wird vielmehr nach 'Maßgabe der Tauglichkeit
durch die. jeweiligen Bedürfnisse des Heeres be-
stimmt. Die nähere Erläuterung der Tauglich-
keit s g r a d e gn. und av. durch die Zusätze „Feld"
„Etappe" oder „Heimat" erfolgt lediglich aus
Zweckmässigkeitsgründen zur Erleichterung der
militärischen Gruppierung der Leute. Hiernach ent-
spricht es durchaus der Gesetzeslage, wenn gv. oder
av. Hcimatleute nach Maßgabe -ihrer Tauglichkeit
auch im Felde oder in der Etappe verwendet wer-
den. Die Bezeichnung „Heimat" hat in diesem Falle
nur die militärische Bedeutung, daft diese Leute lm
Felde oder in der Etappe zu solchen Dienstleistun-
gen heranzuMhen sind, die denen in der Hei-
mat entsprechen, denen sie mithin körperlich
gewachsen sind. Ferner ist die irrige Ansicht ver-
breitet, daft av. eine mindere Derwendungsa-rt
bedeutet als gv. Beide Begriffe stehen neben-
einander. nur mit dem Unterschieds, daft die
als sv. befundenen Leute für den Waffendienst,
die als av. befundenem Leute nur für den Arbeits-
dienst in Frage kommen.
Reu ansaekränat sind in den Ausbänaekästen an
Nlserem Hause die Bilder: Tm Biwak bei. Belleng-
tise. — KinematogrwvhTscke Bcchanntm-ackung ak-
tueller Ereignisse in Amerika. — Eine Sitzung d:s
imerikanMen Senats, während der Präsident Wil-
son eine Rede hält. — Finland: Markt im Hel-
Ingsors. — Mosquitonetze. wie sie italienische Sol-
-atm im Diaveaebiete zum Schutze cacan die Jn-
ektenvlage tragen. — Aus der Türkei: Ochsen als
Vorspann für ein steckengebliebenes Automobil in
Palästina.

Landwirtschaft
* Die Schlachtvieh- und Fleischbeschauaebübren.
Las Ministerium des Tunern bat folgende Min-
iestlsätze für dis 'Fl e ischbeicka u ä e b ü l>--
'en festgesetzt: Für Laisnbeschaur« und Tier-
irzte. wenn diese die allgemeine Beschau überneh-
nen: Mr die Beschau vor und nach dem Scklack-
'en zusammen Mr jedes Rind 1.50 M.. fiix ein
'Talib 1 Mi., kür ein Schwein 1 M. Mr ein Schaf
1 M.. für eine Ziege 1 M . für ein Zickel 50 Vis.
und bei gleichzeitiger Beschau von mehr als zehn
Stück Mr jedes weitere Zicklein 20 Pfg. Diese Sätze
gelten auch bei NotUcklacktum-aen ohne voraus-gegan-
aeno Beschau in lebendem Zustande. Für die Wie-
derholung der Beschau in lobendem Zustande, oder
iür die Beschau im lebenden Zustande ohne Be-
schau des ackblackteten Tieres: Mr ein Rind 70
Via.. Mr ein Kalb 50 Pfg . für ein Schwein 50 Pfg-.
für ein Schaf 50 Pfg.. Mr eine Ziese 50 Pfg.. für
ein Zicklein 25 Pfg. Für die Beschau einaoführten
Fleisches Mr je 10 Klgr. 30 Pfg.. für i-ede weitere
anaefanaenen 10 Klgr. derselben Gattung 10 Pfg.
Neben den Gebühren bat der Beschauer wenn die
Beschau an einem mehr als 2 Kilometer von seiner
Wohnuim entfernten Orte vorzvnehmen ist. für

jedes begonnene weiters Kilometer des Hin- und
Rückwegs is eine Gcmggebühr von 10 Mg. anzu-
sprechen.

Neues aus aller Welt
° Militari cke Ausbildung und Körpergewicht.
Aut verschiedene in letzter Zeit laut gewordene Kla-
gen. daft die militärische Ausbildung
ungünstig auf das Körpergewicht der im
Sommer dieses Tabrcs eingestellten jungen Mann-
schaften einwirke, wurden Erkundigungen bei der
maßgebenden Stelle eingezogen. Dreie bat das
Ergebnis der monatlichen Wiegungen im Korvsbe-
zirk zur Verfügung gestellt. Danach baben an Ge-
wicht zugenommen: Tm Monat Tuli: 57,51
Prozent, und Zwar durchschnittlich 1,95 Klgr.. im
Monat August: 65,40 Prozent, und Zwar durch-
schnittlich 2.19 Klgr. Abgenommen haben: Tm
Monat Juli 26,22 Prozent und zwar durchschnitt-
lich 1.44 Klar., im Monat August 20,80 Prozent und
zwar durchschnittlich 1.36 Klar. Bei 16 27 Prozent
im Tüll und 13.80 Prozent im August war das
Körpergewicht das gleiche wie bei der Einstellung
aebKebew. Besonders bemerkenswert ist. daft im
Monat Twli 1 Mann 10,5 Klar., 2 Mann je 10
Klar.. 1 Mann 9.5 Klar, im Monat Aumstu 1 Mann
11.5 Klgr.. 2 Mann je 11 Klgr.. 1 Mann 10,5 Klgr.
an Kövvsraewicht'zügenommen haben.
* Alles um einen Hasenbraten. Tm August d.
Is. erhielt der Zementarbeiter R-a-hsilber in
Schwanbeck die Nachricht, daft einer seiner
Söhne aus dem Felde auf Urlaub kommen werde.
Um diesem, der ein Verehrer von Hasenbra-
ten war, einen solchen vorfetzen zu können, ent-
schloß sich der 62 Jahre alte Mann. Water von 10
Kindern, wieder einmal zu wildern. Als er aus
Anstand saß, wurde er von einem Hilfspolizisten
bemerkt, der ihn anri-ckf. Rähsilber legte auf ibn
an, und schoß ihm eine Ladung Schrot in den
Hinterkopf, sodaß der Beamte sofort tot zu so ar-
me nb rach. Vor dem Schwurgericht in Halber-
stadt behauptete er. er wisse nicht, wie er dazu ge-
kommen sei. den tödlichen Schuft abzugeben, er
müsse in vollständiger Verwirrung gebandelt ha-
ben. Die Geschworenen sprachen den Angeklagten
nur des Totschlags schuldig, worauf ihn der Ge-
richtshof zu 15 Jahren Zuchthaus und 10
Jahren Ehrverlust verurteilte
* Ein Pfarrer als Sittlickkeitsverbrecker. Ein
ehrvergessener Geistlicher stand m der Besson des
Pastors a. D. Johann M önnick vor der Straf-
kammer in Oldenburg um fick w-sa-en schwe-
rer S i t t l i ck>k s i t s v e r b r e ch e n en re ant-
worten. Dis inkriminierten Straftaten ckar-.At vi-
sierten sich als Verbrechen unter Ausnutzung seiner
amtlichen Äellung. Mönnick war lange Zeit evan-
gelischer Seelsorger an der Strafanstalt Vechta und
bat sich nach der Anklage in. elf Kallen an feiner
Obhut anvertrauten weiblichen Zöslieaen Vorgän-
gen. Ter Vertreter der Anklage beantragte eine
Zuchthausstrafe von sieben Tcvl-ren und Wslkcn-
nuna der bürgerlichen Ehrenrechte nur die Tamer
von Mm Jabren. Mildernde Umstände bat er dem
Angeklagten zu versagen. Das Gericht iah einen
Mildevumgsgrund darin, daft der Angeklagte ..ner-
vös" fein soll und im übrigen die langen Jahrs
hindurch seinen Pflichten einwandsfrei nachgekom--
men M. Es Wurden, dem Angeklagten die bürger-
lichen Ehrenrechte belassen: das Urteil lautete auf
drei T-abre Zuchtbaus.
* Herr und Frau Wilson stricken Strümpfe für
die Soldaten. Als Präsident Wilson am 28.
September pack Washington zurüäEebrte, hatten
sich, wie eine Pariser Zeitung mitteilt, viele Leute
auf dem Dabu bot eingefunden. Sie laben ihm zu,
wie er aus dem Fenster seines Mrsens mit aus-
aeivreiZten Armen ein Bündel ar au es
G a r n'hielt, von dem seine Frau einen Knäuel
abwickelte. Eine fertig gestrickte Socke lag ihr im
Sckob. Dor Präsident nickte und lächelte dem sicht-
lich interessierten Publikum zu. aber er lieb sich
nickt Wren und hielt ..schön still".
* Nachtquartier nur gegen Bürgsckr ftsitelluua ist
das Neueste. was von den Fremden im Hotel und
im Gasthaus in Frankfurt verlangt wird. Es
ist dies eine notwendige Maßnahme argen die
vielen Bettw-Li-cke-Diebstäble. die einen unheim-
lichen Umfang angenommen baben. Der Betrog
wird am Morgen noch der Kontrolle des Fremden-
zimmers wieder zurückbesablt. _

mit Gasp'arome und der Million sich Evi eil ? In
den faden modernen FlvMeiten liegt Alles oben
auff. ist nichts zu gestalten, als Tänze Und Grup-
pierungen von Beinen. In der alten Spieloper
kommt es aus jeds Wort an. Was ist gestern an
unfehlbaren Witzen unter den Tisch gefallen!
Fast Alles „Wie kanM Du weinen wegen Lines
Mannes?" ist ein Witz. ZenwLig sagte: „wegen
eines Mannes". Wenn der Gefangen« eingebracht
wind, prüft drei Mal nacheinander ein Verhüllter
Hier singt zweimal ein gänzlich lunrerhüllter. „Ich
bin nicht der Rechte" ist die komische Wirkung da.
Hier singt zweimal ein gnzlich unverhüllter. „Ich
bin nicht der Rechte", barer Unsinn. Und. wenn
schon italienisch ausgesprochen werden soll, ko ist
es qualvoll den ganzen Abend „Ezzeklenscha" Hä-
len zu müssen, was doch wohl Etschellen,zg sein
soll? Fürchterlich! Wie gut wäre recht viel alte
Operette als etwas Schule! Dr. S.

s BrunhilSt Howalot tz. In Krefeld ist
Brunhilot Howaldt an einer Lungenent-
zündung plötzlich verschieden. Ein junges,
zukunftsreiches Talent von einer schon frühzeitig
mtwickelten starken Eigenart ist so der tückischen
jkrankheit zum Opfer gefallep. BrunhilLt Howäl-dt
vuchs in Karlsruhe heran und übersiedelte, nach-
dem sie ihre Studien abgeschlossen hatte, nach Hei-
delberg, der Stätte ihres erstenEühnenengage-
iients. Wie sie sÄbst-nichts in ihrer Kunst leicht
lahm, ist cs ihr auch hier nicht leicht gemacht wor-
en, sich durchzusetzen. In den Aufgaben aber) in
eenen sie hervertrat und von denen ihre, von dpm
'blichen Wildenbruch-Pathos beträchtlich abwei-
sende „Rnbcnfteinerilz" im Gedächtnis geblieben
st. zeigte sie sich nicht nur als ernstftrob-nde Dar-
tellerin, sondern als eine ganz und gar nicht im
rlten Schema ausgehende Vertreterin «des jugend-
ich-sentimentalen Fachs, deren Kunstausfassung
ich durch eins eigentümliche Herbheit stets beson-
ere Beachtung erzwang. Nack einem Interim am
doftheater in Karlsruhe führte sie ihr Weg an
'»s Stadt'Hgter ig Krefeld, wo sich nun allzufrüh
hr Geschick erfüllt hat.

Sammelt VucheckrsrnL

Kunst und Wissenschaft
Dis StücheldrahL-Krankheit
Das Abkommen über den Gefangenenaustausch
zwischen Deutschland und England vom Juli 1917
enthält u. a. in Z 4 eine WWmmung über die
Internierung solcher Gefangener, in der Schweiz-
die an der „Etacheldraht - Krankheit"
jbarbed wir« disease) leiden. Diese Erkrankung,
von den Franzosen „Psychose du fil de ster" ge-
nannt. kommt zustande bei den längere Zeit in
den umzäunten Lagern abgeschlossenen Gefange-
nen, ähnlich wie in Gefängnissen zahlreiche Indi-
viduen auf die Fraiheitsberaubung mit den ver-
schiedensten nervösen Zuständen reagieren. In den
Gefangenenlagern verschiedener Länder hat der
Bäseler Arzt Dr. A. L. Vischer sich eingehend
mit dieser ,fStacheldraht-Krankheit" beschäftigt.
Seine für den Nervenarzt wie namentlich Psycho-
logen gleich interessanten Beobachtungen hat er in
Heft 5 der „Schweizer Schriften für allgemeines
Wissen Zürich. Rascher und Cie.) niederg-Äegt.
Daß eine Menge im allgemeinen gesunder und
kräftiger junger Männer, die auf unbekannte Zeit-
dauer zusammen eingssperrt werden, M dauernd
auf Befreiung hoffen und warten, die über ihrs
Lago und ihr weiteres Schicksal im ungewissen
sind, dis gezwungen sind, alle Lebensgewchuheiten
einzuschränken und für die ein Alleinsein so gjut
wie ausgeschlossen ist mit Reizerscheinungen ant-
worten, ist selbstverständlich. Namentlich die Un-
möglichkeit. sich selbst überlassen zu sein, rusi
Unlustgefühie hervor und gibt Anlaß zu Empfind-
lichkeit und Gereiztheit. Aehnliches kennt man bei
Polarfahrern, dis unter der nie wechselnden. Ge-
sellschaft sehr leiden. Vischer weist auf ähnliche
Beobachtungen hin, die man auf Schissen, in Klö-
stern. sSaNatorien und sonstigen geschlossenen An-
stalten gemacht hat. Interessant ist. dafür bringt
Vischer Belege sowohl in Prosa als in Versen,
daß die verschiedenen Nationen fast durchweg sich
gleich äußern über die hinter Stacheldraht sich
entwickelnde Nervosität. Je mehr einer früher an
Freiheit und Selbständigkeit gewöhnt war. um so
mehr leidet er. Der an Drill gewöhnte Berufs-
soldat ist dem Zustand gegenüber im allgemeinen

* Gasbomben Mr Schutzleute? Die ..Leipziger
Volkszeitung" berichtet unter dem Titel ..Schutz
bei- Gasangriffen! "folgendes: Wie uns
aus sicherer Duelle mitgeteilt wrLd. ist die Schutz-
mannfchait in Berlin und anderen Orten
Deutschlands mit Easü and bomben ausge-
rüstet. dte bei D smo n strat i o n e n Verwendung
finden sollen. Die Volkszeitung stellt sodann sechs
Matzregeln auf. die zmn Schutze des Publikums ge-
gen die Wirkung solcher Gasbomben dtensn sollen.
* Selbstmord durch Morph iument,Ziehung. Zu
welchen Konsequenzen bei Morphiumsüchtigen eine
plötzliche Entziehung des Betäubungsmittels füh-
ren kann, darüber hat sich ein allgemein interessie-
rendes Gutachten ausgesprochen, das von einer zu-
ständigen medizinischen Stell« in Nürnberg abge-
geben wurde, und zwar in folgendem Zusammen-
hang. In München lebt die geschiedene Ehe-
frau eines Arztes, der selbst im Felde steht. Die
Frau ist stark morphiumsüchtig und befindet sich
in ärmlichen Verhältnissen, sodaß sie die Hilfs
des Münchener Ortsarmenverbandes in Anspruch
nehmen muß. Auf Veranlassung des Verbandes
wurde der Fran auch Morphium verschrie-
ben und versucht, den Betrag dafür von dem
Ehsmanne wieder einzutrsiben. Der Arzt wei-
gerte sich aber zu zahlen mit der Begründung, daß
in der armenrechtlichen Unterstützung die Gewäh-
rung von Morphium nicht einbegriffen fei. Da
die Frau ihren Unterstützungswohnsitz in Nürn-
berg hat, wurde dis Kostenpflicht schließlich dem
Nürnberger Ortsarmenverband aufgebürdet. Die-
ser hat denn auch den fülligen Betrag nach Mün-
chen bezahlt, nachdem sick ärztliche Gutachten dahin
ausgesprochen hotten, daft MorpfstimMchtige durch
Entziehung von Morphium zum Selbstmord getrie-
ben werden können. Die Unterbringung in einer
Anstalt fei kostspieliger als die Eevährung von
Morphium. — Die Handlungsweise He« Nürnber-
ger Ortsarmennerbandss. der. um Kosten zu spa-
>en. für die ZnMbrnng von Gift an eine Kranke
Sorge trägt, erscheint schlechterdings, unverständlich
D. Schristlts
* Das Korsett der amerikanischen D-'mcn aus
dem Altar des Vaterlandes. Die. Par'fe- Bu-u
nabe der ...E Licaao Trib u n o" rom 1.8. Okto-
ber läßt sich E« Nstibinston melden.: De Stütze
der O'lbom Nmtirm ist in Gefgbr durch» eine, n-u-
Verfi-.mug des K.rfe-ssmke'. Das h siftt e gentlick
die Hälfte der Stütze der l-nlh-u Rätst---, dmn es
wurde beschlossen, zur V--arbeU>>.na in Korsett-
stana e n nur.noch die LH l f t e ' des bisbengm
Quantums l 80 OM' Tot nenl r.äMiD ' n S r «r h l
sreiu nÄen Man Wird also jetzt die gri ch scheu.
Modelle bsvownaen müssen, ühd die g.Äd'inigen
Formen werden, nickt mehr io auadlinig sein wie
bisher. Nun. die Dsnwn müssen tiet Atem, holen
— unÄ das wird ihnen viel leichter fallen als frü-
her — und die Kriegsbereitschaft des Landes dm A
einige Entsagungen unterstützen .
* General EiMsrus Mörder. Die Götebor-
ger Zeitschrift ..Vidi" brachte der ..B. Z." zrsolge
vor kurzer Zeit iolEDes Telegramm der Nord.
Vreisesentrale- ..VeFailles lN. B. L.t Diens eg.
In der doutichen Presse ist mitgeteilt worden, duft
die Mörder des EoWralfeldmauchalls v. Eichlern
in Kiew -gehängt worden feien Das Ut nicht
wahr. Wir befinden uns weiter bei guter Gesund-
heit. Wilton. Llor,d George. Clemence.au. —
Die französische Gesandtschaft m
Stockholm scheint dickst DerMentl-ichkna nackt kür
opportun KckbÄtcn zu haben. Jedenfalls ist aus
ihre Veranlassung wie wir hören, gegen die Zvit-
schrist L-ie A n klage w egen Breils b e rgs -
Heus «Koben worden. — Der SLcr^ f-ellst üöer
dessen Eefckmack man allerdings veu'ckisdensr Mei-
nung sein kann, stammt ar:-s einem Leli- Lten deut-
schen Witzblatt.
Letzte DralMeri.hts
Die Entlassung Lpdsndorfss
Berlin, 28. Okt. Die V e r abf chi edu n s
des Generals Ludendorff wird von der
Presse der Linken mit einem Aufatmen der Be-
freiung begrüßt. Es wird darauf hinsewiesen. daß
der erste Generalquarticrmeister aus dem Grunde
seinen Abschied erhalten habe, weil er ganz offen-
bar hinter dem Alachenfchrften stand, mit denen die
neue Volksregierung mehr Zu kämpfen hatte, als
es der großen OeffentlickFeit bekannt ist. Es wird

daran' erinnert, daß aus dem Verbleiben Hin-
denburgs auf seinem Posten mit Deutlichkeit
hervorgsht, daß dieser oberste Führer des Volks-.
Heeres mit jenem Treiben nicht einverstanden war.
Die rechtsgerichteten Blätter dagegen stellen di«
Behauptung auf, daß Generäl Ludendorffz dem
Präsidenten Wilson zu Liebe geopfert worden ist
Sein Eintreten in die Politik wird mit dem Hin-
weis gebilligt, daß die berufenen politischen Lei-
ter eben versagt hätten. Der „Vorwärts" ist der
Ansicht, daß nach dem Scheiden Ludendorffs auch
der Name Hindenburg in Zukunft nicht mehr zu
Dingen mißbraucht werden wird, die nicht zum
rein Militärischen gehören. Fortab sollen die Sol-
daten nichts als Soldaten sein und die Politik
wird ausschließlich von der politischen Regierung
geführt werden.

Berlin. 27. Okt. Heute mittag fand in der Sing-
akademie eine -große Kundgebung zugunsten
des VölLerbun-des statt. Nachdem der Vorsitzende.
Vroi. Dr. Francks, dis Rissenverfanrmluna be-
grüßt batte, sprach Staatssekretär a. D. Dr. Bern-
hard Dernb-ura über „Völkerbund und Frie-
den". Nack dem Vortrag, der mit begeistertem Bei-
fall amf-genommen wurde, gäben die Reickstaasalb-
asor.-dneten Legi en lSc-z.'). Frbr. v. Reck en-
b e r g fZtr.f Fr-br. v. Richtbosen lnatllib.j,
W aldstein lBolksv.') ku-rzs-<Zufti-mmungserklä-
runaen a-b Dann erfolgte abermals unter großem
Beifall die-Annahme einer Entschließung, in der
der Eintritt des Deutschen Reiches in den zukünf-
tigen Völkerbund begrüßt und der. Regierung voll-
stes Vertrauen ausgesprochen wird.
Berlin. 28. Okt. Nack Zeitungsmel-dunken sehen
die For-d-wunasn Kocks Mr einen Waffenstillstand
u. a di-s Besetzung deutscher Festungen vor.
Berlin. 27. Okt. Im Anschluß an Mnls Wahlver-
sammlungen. die di« unabhängN-e sozi-aldemokrw
tilck-e Partei am Sonntag mittag in Berlin veran-
staltete. und an der insgesamt 5—6060 Menschm
teilnrbmen kam es an einigen Stellen der -Stadt
zu unbcd-eutend-en Ruhestörungen, die die Po-
lizei o-bn« Schwierigkeit unterdrückte. Vor
der r us i i scke n.B o t s cka ft batte sick am sock-
ten N-zchmittaa eine größere Anzahl unreifer Bur-
schen versammelt, die durck ihr lärmendes Auftre-
ten zablreick-s Neugierige berbeizog-en. Dadurch
muck« ter Verkehr behindert, sodaß er durck das
EiMreif-en der S ck u tz m an nick a it geregelt
wovden mußte. Es fanden im ganzen sechs Fesst-
uabmen statt.
Wien, 28. Okt. Die Matter berichten über eine
Sitzung der d e u t s ck - r adi k a! en Reicksvartei-
leitrsra. die sick insbösoNdere Mr den enosteä A n -
> ck l u ft an das Deutsche Reick äusfvrack

Gebt für die
Heidelberger Bürgersüftung!


Verantwortlich für den gesamten Textteil
I. V.: Fritz Dchayer.
für den Anzeigenteil Herckann Beyekltz
Rotationsdruck und Verlag
Theodor Berkenbusch, sämtl. in ZeÄslbsrL
Wasserftande am 28. Oktober 1918:
Heidetberg: 1,10 m, Heilbronn: 0,60 m und in
Neckarsteinach: 0,83 m
MtWMWMkcheizLih. Zeiksz
Am 2. Oktober 1918, morgens 7 Uhr.

Wärme-
Graoe
n. Eeis.
niederst.! höchster
Wärmegrad
seit gestern
Wind-
richtung
Himmel
Lttftdr.
mm
4- S;-6
ck 3,2
^ck 6,8
— ——

Niederschlag — mm
Mittelwerts von gestern:
Temperatur 6,5
Donstdruck — mm
Relative Feuchtigkeit — °j»

widerstandsfähiger. Alle Stadien nervöser Er-
schöpfung und Reizbarkeit findet man unter den
Gefangenen, und di« Proben, die Vischer aus den
verschiedenen LagerMitungen und sonstigen Mit-
teilungen bringt, zeigen, daß sehr viele Eo.angens
sich über das Wesen und die ArsaKr ihres Zu-
standes klar sind.
Eine recht treffende Schilderung Les ei-gena-rti-
gen und mannigfaltigen KrankheitsbOldss enthält
der Bericht von Dr. O'Meara über Napoleon auf
St. Helena; auch er. hatte alle Zeichen der .jSt-a-
cheldräht-Kränkheft", ScheirKar wenig Einfluß aus
die Entstehung der Krankheit bat dis Bshandlung
der Gefang-snen: schlechte erzeugte sie nicht etwa,
wie acker andererseits gute sie auch nicht fernhält:
auch schöne Umgebung des Lasers ist nicht etwa ein
Schutz vor der Krankheit. Es ist eben dis aus dem
Innern des Jndividuiuvw kommende seelische Re-
aktion auf seine Umwelt und Eindrücke.
Dagegen hat die Internierung in der
Schweiz eine ausgenesichnete Wirkung, indem sie
einmal einen Teil der in FeinL-esland wirkenden
Schädigungen für das Ner-venfnstcm aufhebt und
dann vermittelnd für die endgültige Uoberführung
in die Heijnat wirkt. Auch bei zu plötzlicher Ver-
pflanzung i-n die alte Umwelt der man durch
jahrelange Eefangew'Haft entwöhnt ist. kann dqs
seslische Gleichgewicht ssstört werden.

zu lassen, da sämtliche Kräfte des Museums ÜM
Heeresdienste ständen. Während der vier Kriess-
jahre haben, wie Montelius berichtet, sechs junge
schwedijä)e Archäologen sich in Halle aussehalten
und an der Ordnung der Sammlung trikgenom-
men.
* Das jechstauscndste Reclamkest. Necla-ms
Universalbibliothek, die ihrein Zweck, das deutsche
Geistesleben W fördern, auch im Krieg« so erfolg-
reich dient, ist jetzt Lis zur feckistausendsten Num-
mer vorgerückt. Das Heft enthält drei ältere No-
vellen Hermann Sudermanns, und zwar
„Den verwandelten Fächer", der äus der.Früh,zeit
Sudermanns stammmt, als er die Geschichten „Im
Zwielicht" schrieb, ferner „Die indische Lili-e" und
„Thea".
* Der römische Sarkophag Berliner Museum.
Aus dem Garten der Deutschen Botschaft in Rom,
des heute so umstrittenen Palä.zzo Caffarelli auf
dem Kapital, erhielten die Berliner Museen ei-
nen schönen M a r m or s a r k o v h a g. den Gir-
landen zwischen Zicgenschädsln -schmücken. Als er
noch' als Blumenbehälter auf den: Kapitol stand,

wurde nicht selten gestritten, aus welcher Zeit er
stamme. Die Archäologen pflegten für die Zeit
des Augustus, die Kunstgelehrten für die Früh-
Renaissance zu stimmen. Nun hat Prof. Chri-
stian Hülsen in Heidelberg, wie er in
den amtlichen Berichten schreibt im Vatikan in ei-
* Schwedische Mitarbeit an einem deutschen nem iSkizzenbuch der Renaissance eine ZeichEvs
Museum. Der frühere -schwedische Rsichsantiquar nach dem Sarkophag -g-ef-unden. Danach stand er
Montelius ist unlängst von einer Reise nach h, der aliberühnlten Basilika S. Bartholonreo aus
Deutschland zurückgekehrt und berichtet fetzt in ec- dec Tiherinfel in Rom-, dis mancherlei antike
ner Stockholmer Zeitung von seinen deutschen Ein- Stücke enthielt. Er scheint danach antik zu sein
drücken. Besonders hebt er hervor, daß die Frie- und seinen Platz'in einem der Höfe des Jn'sel-

densarbeiten in Deutschland trotz der Läge an der
Front und der inneren Umwandlungen nicht still-
stehen, und als bezeichnendes Beispiel -dafür nennt
er die Ernrichtüng des- gro.stan.gelegten Provinzial-
mujs-eiüms ist Halle. An dieser Sammlung säch-
sischer Altertümer aus der vorchristlichen Zeit ha-
ben schw ed ischs Gel«hrte mitgeär-bsilet.
Beim 'Beginne des' Krieges wandte sich der Lei-
ter des Museums an zwei schwedische Gelehrte,
nämlich Montelius und Professor Almgren in
Upsala, mit der Bitte, ein paar sckzwedischs Fach-
leute an der Ordnung der Sammlung mitarbeiten

kl öfters gehabt zu haben.


Lest unä befolgt äis
Rrmckgsbungen
äer deutschen Presse
Zur
9. Kriegs-Kn!eihe.
 
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