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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Unsere Kraft «kört jetzt dem deutschen Volke.
Gökre Mitglied des Reichstags. Leutn. d. Lw.l>.
LaMt.-R«at. 19. Cellin-Roß. Leutn. d. R-.
Auslands crbteiluna der O. 5). L.. Süd «kum.
Leutn. Ä. Lw. I. EiseNbahn-Regi. 1. Tiburtius.
Leutn. d. R-. 3. Garde-Rsat. s. F-
Ins große Hauptquartier
Berlin. 9. Nov- Die Staatssekretäre Dr. Soll
und v. Wa ldow. sowie der Ebes des Geheimen
Zivilkabinetts v. Delbrück sind nach dem ..Vor-
wärts" m.der letzten Nackt ins Hauvtauar-
kier abasveist.

Die Bewegung in Berlin
An Allel
MTB. Berlin, 9. November. (Amtlich.)
Hier hat die Revolution einen glänzenden,
fast unblutigen Sieg errungen. Der am Morgen
ausgebrochene Generalstreik führte zu einer
Einstellung sämtlicher Betriebe.
Um die zehnte Vormittagsstunde ging das
Naumburger Jägerregiment zum Volke
über und schickte ein« Delegation zum Arbeiter- und
Soldatcnrat. Weitere Truppenteile schlossen sich in
rascher Folge an. Das Alexander regiment
«ing nach einer Ansprache des Reichstagsabgeord-
neten Wels geschlossen zum Volke über. Nur in
der Chausseestraste kam es vor der dortigen Ka-
serne zu eine« unbedeutenden Schiesterei, bei d
ein Arbeiter durch einen Osfizier getötet wurde. Dis
Offiziere flüchteten.
Zn der Stadt herrscht vollkommene Ruhe und
Ordnung. Die Militärpatrouillen, die sich am
Freitag ziemlich zahlreich in den Strasten zeigten,
sind zurückgezogen. Vom Vorwärtsgebäude, das
durch eine Abteilung des Naumburger Jägerregi-
ments gesichert ist, weht die Rote Fahne. Es
herrscht ungeheurer Zubel und Begeisterung.
Der Umschwung
hat folgende Verlauf genommen: Zn der am
Samstag vormittag -abgehalten-sn sozialdemo-
kratischen Fraktions-Sitzung, an
der auch die Delogierten der Vertreter 'der Groß-
betriebe teilnahmen, herrschte Uebereinstimmung
darüber. dM' man nicht länger warten könne. Die
ärbeiterschaft dränge auf eine Lösung, die gründ-
lich. rechtlich und ohne Blutvergießen erfolgen
Esse. Von verschiedenen Seiten wurde der
Wunsch nach Verständigung mit den Unabhängigen
betont; es soll ein gemeinsamer Ausschuß gebil-
det werden. Die Vertreter der Betriebe teilten
mit. daß in einzelnen Werken die Arbeit schon
niedergelegt sei. Ebert, Braun. Wels und Eugen
Ernst wurden dazu bestimmt, mit zwölf Ver-
trauensleuten der Fabriken einen engeren Aus-
'ckust in Hilden, d«r sich gegebenenfalls mit einem
uon anderer Seite zu bildenden Arbeiter- und
Soldatenvat verständigen sollte. Unmittelbar
danach trat der graste Ausschuß der Ver-
trauensleute in den Betrieben zusammen
und beschloß den ' .

Allgemeinen Ausstand
In den grasten Fabriken, so, Lei den Daimlsr-
wevken. bei (Schwartzkopff, der A.-G. und anderen,
hatten die Arbeiter-bereits um 9 Uhr vormittags
die Arbeit nieder gelegt und in den F-a-
bnkräumen und Arbeitshallen Versammlungen ab-
eehalten. Gegen 12 Uhr zeigten sich in den Vor-
orten größere Arbeitermassen auf den Straßen,
o>e sich schnell zu großen Zügen formierten
"Er Vorantragung von roten Fahnen den
Eksch ins Innere der Stadt antraten. Das
Ute Marschziel waren die Kaserne n. die von
Uroettermassen gestürmt wurden, ohne daß
es dabei zu ernsten Zusammenstößen kam. da die
Soldaten, wie bis fetzt bekannt ist. nirgends ernst-
Uchen Widerstand geleistet haben. Lediglich in der
?lla!i kaferk aser n.e, zwei Offiziere den
Eindringungen Widerstand entgegensetzten und
von ihren Schußwaffen Gebrauch machten, kam es
M einem kurzen Kampf, in dem die -bsiden Osfi-
mere, und ein Arbeiter verwundet wurde. Zn den
^--chernen schlossen sich die Soldaten der Bewegung
an uich entfernten als äußeres Zeichen dafür ihre
nokarden von Mütze und Kragen. Auf den Ka-
> Uengebäuden wurden alsbald rote
ssn " sehißt. Waffen und Munition wurden
Arbeiter Verteilt, die schort Hur Bildung
v; r VurHergorde schritten und in den Vorstädten
ow Aufrechterhaltung der Ordnung überuaihmsn.
m^en. zwei Uhr erreichten die Züge, die auf ihrem
-mrsch immer stärker anschwollen, die innere
^stabt Inzwischen hatte sich ein Arbeiter- und
soldatsnvat gebildet, der in folgender Kund-
Le duilg
die Republik und deu Generalstreik
proklamierte:
Arbeiter- und Soldatenrat von Berlin
^^ErMreik beschlossen. Alle Betriebe
Ukaien Mll. Die notwendige Versorgung der Be-
?Erung wird aufrecht erhalten. Din großer Teil
hat sich in geschlossenen Truppenkör-
LUl imt Maschinengewehren und Geschützen dem
Afv^ter- und Soldatenrat zur Verfügung gestellt,
-v'e Bewegung wird -geminschaftlich geleitet von
Der lozialdemokratischen Partei Deutschlands und
D.,,. uuab.iang-gen sozialdemokratischen Partei
Deutschlands.
erb^"er ! Soldaten l Sorgt für Aufreckt-
di. der Ruhe und Ordnung. Es lebe
die sozial« Republik!
Der Arbeiter- und Soldatenrat".
Bewegung schwoll mit jeder Minute an.
^UMtos mit Soldaten dhne Kokarde und Achsel-
Zivilisten darauf fuhren zwischen dem
schs1? 3 s g e bä u d e und dem Schloß hin und her,
Mwrschsn mit roter Fahne geschmückte Panzer-
di« von Matrosen gesteuert wurden. Auch
r eigelassene Kriegsgefangene befanden sich unter
her demonstrierenden Menge.
e Eine Ansprache Scheidemanns
— ^"M Balkon des Reichstags aus, hielt
W y etdema n n an eine große M«nsck-
AMvrache:

Nr.

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Droniag, den ir. Novemoer 1918

q/eidelberger Zeitung


Kämpfe zwischen Königstreuen und
Revolutionären
MTB. Berlin, 10. Nov. Zn Berlin ist es in
der Nacht vom Samstag zum Sonntag unter der,
Linden mehrfach zu' Kämpfen zwischen den Trup-
pen des Arbeiter- und Soldatenrates und Anhän-
gern des Königtums gekommen.
Die Kämpfe setzten sich auch im Laufe des heu-
tigen Vormittags fort. Gegen U9 Uhr begann
das Feuer von neuem. Die Häusser des Vik-
tor iakaffees und des Kaffee Bauer sol-
len noch von Offizieren. Kadetten und Zugsndwehl
besetzt sein. Auch in der Bibliothek, im
Zeughaus und alten Museum haben sich
königstreue Offiziere verschanzt. Als um 9 Uhr
aus einem dieser Gebäude' einige Schüsse fielen,
wurden durch die Räte trupp en, die am
Opernhaus, der neuen Wache und vor dem Schloß
Aufstellung genommen hatten, ein allgemei-
ne s F e u e r eröffnet. Es dauerte 40 Minuten.
Kampf um den Marstall

Heidelberger Bevölkerung!
In Heidelberg hat mit dem heutigen Tage der
Arbeiter- und Soldatenrat
die öffentliche Gewalt übernommen. In einer Sitzung, die heute vormittags 11 Uhr im
Bürgerausschußsaal stattfand und an der außer den Mitgliedern des Arbeiter- und Soldaten-
rats die Vertreter des Bezirksamts, der Heidelberger Stadtrat, die militärischen Kommandeure
und die Leiter der Lazarette teilnahmen, wurde
die Ausübung der militärischen und politischen Gewalt
dem Arbeiter- und Soldatenrat übertragen.
Diese Neuordnung der Dinge hat sich in voller Ruhe und Ordnung vollzogen.
An die hiesige Bürgerschaft ergeht das Ersuchen, auch fernerhin die Ruhe zu bewahren und
jegliche Ausschreitung zu vermeiden.
Die hier garnisonierenden Truppen (Offiziere und Mannschaften) haben die Waffen
zur Verfügung des Arbeiter- und Soldatenrats abgegeben oder — soweit dies noch nicht
erfolgte — noch abzuliesern. Waffen stehen nur noch für die notwendigen Sicherheits-
mannschaften zur Verfügung.

Seite 3
geworfen. Auch die von dem inzwischen zurück-
getretenen Generalobersten v. Li ns in gen nach
Berlin berufene 2. Gardedivision hat sich ztz
der Volksbewegung bekannt.

Auch allen Zivilpersonen ist das Wasfentragen streng-
stens verboten. Verboten sind ebenfalls Ansammlungen
jeglicher Art. Unruhen, Plünderungen und dergleichen
werden aufs schärfste bestraft.
Das gesamte bürgerliche Leben wird sich auch unter der neuen Ordnung in der ge-
wohnten bisherigen Weise abwickeln. Die- Beamten bleiben auf ihren Posten, die stadt.
Betriebe gehen weiter, gu einer Panikstimmung und zu irgend weichen Befürchtungen
ist also keinerlei Grund vorhanden.
- Mitbürger! Kameraden! Parteigenossent
' In schicksalsschwerster Stunde mußte der Arbeiter- und Soldatenrat seine verantwortungs-
volle Aufgabe übernehmen. Die allüberall durch das Volk errungene Freiheit gilt es jetzt zu
sichern gegen die Mächte der Reaktion und Gegenrevolution!
Nicht Zerstörungssucht und Freude ün Tumulten hat die Volksmassen dazu getrieben,
die öffentliche Gewalt selbst in die Hand zu nehmen. Das bisherige Regime, das unserem
Volke den fürchterlichsten Zusammenbruch brachte, ist außerstande, den notwendigen Neu-
aufbau des Staates zu vollziehen.
Die neuen Regierungen in Berlin mnd Baden bedürfen
dringend der Unterstützung der breitesten Volksmassen.
Diesen Tatsachen trägt der Arbeiter- und Soldatenrat Rechnung, und mit dem Auf-
gebot seiner ganzen Kraft wird er dafür sorgen, daß unser aller Ziel,
die Freiheit des deutschen Volkes
in kürzester Frist sichergestellt ist!
Wir bitten dabei, folgende Anordnungen zur Kenntnis zu nehmen und auf ihre strenge
Durchführung zu achten:
1. Der Warenverkauf ist untersagt. Geschäfte, die dem
zuwiderhandeln, werden geschlossen»
2. Der Ausschank von Alkohol ist erst ab 10 Uhr
Vormittags gestattet.
Z. Sämtliche Kinder dürfen von 0 Uhr ab abends
nicht mehr auf der Straße sein.
4. Die Sicherheitsmannschaften (Soldaten und Schutz-
leute), die sämtlich im Dienst des Arbeiter- und
Soldatenrats stehen und hierbei mit Waffen aus-
gerüstet sind, tragen am rechten Arm eine rote
Binde mit der Aufschrift: „Arbeiter- und Soldaten-
rat Heidelberg". Außerdem tragen diese Binde
die Mitglieder Les engeren Ausschusses; den An-
ordnungen dieser Personen ist unbedingt
Folge zu leisten.
Heidelberg, den 11. November 1918.
Arbeiter- und Soldatenrat.

Die Vorsitzenden:
Stock, Arbeiter-Sekretär. Maier, Stadtrat. 6ii9

Arbeiter und Soldaten! Die Sack; des deut-
schen Volkes hat auf der ganzen LiniB ge-
siegt. (Läute Hochrufe). Das alte Joch ist
zusammen gebro chen, der Militaris-
mus ist erledigt, die Hohenzollern haben
Hbsedankt. Es lebe di« deutsche Repu-
blik. (Hochrufe). Ebert bildet die neu» Re-
gierung. Alle sozvald-omokratischen Richtungen
werden ihr angehören. (Stürmischer Beifall).
Jetzt besteht unsere Aufgabe darin, diesen vol-
len Sieg des deutschen Volkes, nickt ckaMnutzM
zu lassen. Deshalb bitte ich Sie, sorgen Sie da-
für, daß'keine Störungen der Sicherheit
eintreteu. Wir müssen stolz sein können für
alle' ZnÄrnst auf diesen'Tag. Nichts darf existie-
ren, was man uns später Vorwerken könnte,
Ruhe, Ordnung und Sicherheit, das ist
es, was wir jetzt brauchen.
Der Oberbefehlshaber in den Marken
und Kriegsminister Scheuch werken je einen
Beigeordneten bekommen. A-bs. Göhre wird
neben Scheuch alle Kundgebungen des Kriegs-
ministers unterzeichnen. Sie werden also von
jetzt ah die Bekanntnrachungen respektieren, die
unterzeichnet sind von Ebert. Scheuch und
Göhre. Sorgen So für die Sicherheit des
neuen Volkssta-ates, den wir errichten werden.
Es lebe dis ° deutsck e 'R epnülik! Stür-
mischer Beifall und Hochrufe). . ...^
Darauf sprach noch ein bayerischer Offi-
zier in Uniform, der die Verkündung der bäue-
rischen Republik mitteilt«.

Im königlichen Schlaf;
würden die Wachmannschaften entfernt, dann ging
Karl Liebknecht, begleitet von . einer großen
Menschenmasse, in das Schloß und hielt von d e m-
selben Balkon, von dem aus bei Beginn des
Krieges de- Kaiser zu der jubelnden Menge
sprach, «ine Ansprache, in der er die Znternationale
feierte, nachdem vorher vor ihm ein roter Teppich
ausgebreitet worden war.
Neber die Haltung des Militärs
wird noch folgendes bekannt:
Das 4. Jäger - Regiment, das vor eini-
gen Tagen aus Naumburg zur Unterdrückung von
-etwaigen Unruhen nach Berlin übergeführt wor-
den war, und die öffentlichen Gebäude und Ver-
kehrszentreii mit Maschinengewehren besetz! Halts,
hat .sich morsens der Bewegung angeschlossen. De-
putationen dieses Truppenteils erklärten der so-
zialdemokratischen Leitung, daß sie auf das Volk
nicht schießen, dagegen mit allen Kräften für Auf-
rechterhaltung der Ordnung eintreten würden.
Nachdem sich Jäüsvabteilungen zur Verfügung
gestellt hatten, sprach am -Mittaa N-eichstassabse-
ordneter Wels in der Kaserne der G-arde-
jäger und des Alexander - Regiments.
Die Regimenter beschlossen den Uebergang zur
Republik, und die versammelten Mannschaften
stimmten io ein Hoch ein auf den freien deut'chsn
Volksstaat. Zum Teil wurden von Mannschaften.,
die die Brückenübergänge bewachten, die Ma-
schinengew-ehre und die Gewehr« in die Spree

Am Samstag abend 0 Uhr fuhr ein Lazarett-
automobil von der Breiten Straße in den Schloß-
hof «in. Nachdem das Auto im Schloßhof ver-
schwunden war. fiel plötzlich ein Schuß und inan
sah eine große Rauchwolke im Eingang des Mar-
stallgebäudes aufsteigen. Während man noch über
den Schuß debattierte, ob er aus dem Marstall
oder vielleicht vonseiten eines Soldaten des Sol-,
datentrates gefallen war, wurde nach Information
des Soldatenrats ein weiterer Schuß vom Marstall-
aus abgefeuert und, als ob der Schuß das Signal
zu einer geplanten Schießerei sei. setzte im nächstes
Augenblick aus dem Keller, -dsm ersten und zwei-
ten Stockwerk des Marstallgebäudes ein heftiges
Maschinengewehrfeuer ein. Die nach tauseudeils
zählende Ntenge ergriff panikartig nach allen Sei-,
ten die Flucht und zwischen den Mannschaften des,
Saldatenrates und der verstärkten Besatzung des
Marstallgebäudes entwißelte sich «in 19 Minuten,
langes Feuergefecht. Nachdem die Mannschaften^
Les Soldatsnrates hinter dem Begas-Brunnvn-
Anfstelluug genommen hatten und ihre Munitioü
verschossen hatten, zogen sie sich zurück und warte-
ten Verstärkungen ab.
Die Verteidiger -bedienten sick unterrrdi«,
scher Gänge, -die vom Marstall in das Schloß
führten, besetzten -einige Räume des Schlosses, das
sich in den Händen der Rätetruppen befindet und
feuerten über die Straße. Gegen Mittag war detz
Widerstand fast vollständig n i e-d e r ge käm p ft.
Der Dom. das Schloß, und der Marstall zeigen'
eine große Zahl von Schußstellen. Am meisten hat
bisher der Marstall gelitten.
Ob die Känlpse Menschenleben gekostet habens
ist noch unbekannt. Auch die Umgebung des Bahn«.
Hofes Friedrichstraße war in der vergan-
genen Nacht Gegenstand heftiger Kämpfe. -Seit 2'
Uhr nachts wurde von den Dächern der Häusels
in der Friedrichstraße zwischen Bahnhof Friedrich-
straße und Unter den Linden, von der ^Friedrich-
straße Lis zur Kal. Bibliothek auf vorÄberziehe-itdck
Patrouillen des Arbeiter- und Soldatenrats ȟo
Maschinengewehren geschossen. Auch Hier sind
Offiziere die Angreifer gewesen.
Sonntag vormittag halb 9 Uhr rückten größer«,
Trupps sofort zu Fuß und in Lastautos an und,
umstellten besonders di« Gobäudekomvlexe Aschin--
ger und Zentralhotel am Bahnhof Friedrichstraße. (
Von den Komplexen der beiden letzt genannten.
Gebäude wurde plötzlich Maschinengewehr-^
feuer eröffnet, das von den Soldaten aus ae-,
deckten Stellungen erwidert wurde. Das Gefecht j
dauerte 20 Minuten. Verletzt wurde nie-
mand. Die Soldaten drangen mit neu «nge-
konim-enen Matrosen in die Gebäude und verhaf-
teten S Offiziere, deren Täterschaft jedoch noch
nicht mit Sicherheit feststeht. :
Leider ist es bei diesen Kämpfen nicht ohne,
Blutvergießen abgegangen. Fünf Soldaten wiur-i
den schwer verletzt. Den in die Gebäude einge->
drungenen Soldaten gelang es. einige Offiziere!
gefangen zu nehmen, deren Schuld zweifelsfrei!
feststeht.
Gegen halb 11 Uhr vormittags war das G«-i
wehrfeuer verstummt. Alle Gebäudekomplexe
sind umzingelt und werden scharf bewacht. In
den unterirdischen Gängen, in die man bisher noch
nicht überall Zugang finden konnte, werden noch
über 20 Offiziere vermutet. Die Soldaten haben
strengste Weisung erhalten, nicht mehr zu
schießen. Außer zerbrochenen Fensterscheiben
weisen die Gebäude keine nennenswerten Beschä«
digungen auf.
Ein nächtliches Feuergeseckt bat ferner um das!
Haus der deutschen Ingenieure -au der Ecke Lev!
Som-m-er- und Dorotheenstraße statt gesund en.
Auf den Straßen waren meist Neugierige inj
Sonntnaskleidung mit Fronen Kindern, -die dich
ganze Umwälzung eigentlich nur als ein Inter«
«stanies Schauspiel betraast-et, als für das. was es-
ist, der
Kampf um die Herrschaft
Denn fraglos geht man in Berlin in den näch-
sten Tagen, wenn es den Sozialdemokratie und
den Unabhängigen Sozialdemokraten nicht gelingki
Ordnung zu schaffen, dem Bürgerkrieg ent-!
gegen und zwar werden sich die Sooialdemokratech
bekämpfen, auf der einen Seite Unabbängig-e und!
Sozialdemokraten, auf der anderen Svaria.cuslrutH
und -Kommunisten. Für einen Teil der Arbe-ler
si?G r-ute schon die Revolutionäre von o-Mern di«
Unab-bängigen Sozialdemokraten die R-oakt-ionör«
und Fortschrittler die Kommunisten.
Ira Reichstage
dem H a u p t a u a r t i e r der Unabhängige»
geht es stürmisch her. Zn der großen Wandelhalle
werden fortgesetzt Patrouillen ausgerüstet. Sie
erhalten hier Instruktionen und fahren dann in
.Gruppen zu vieren und fünfen m-t Autos an ihr«
Standplätze. Zn den oberen Stockwerk m sind La-
ger für Munition und Gewehren eingerichtet. Zn
anderen wieder tagen die Abgeordneten und der
Arbeiter- -und Soldatenrat mit seinen verschiede«
nen Delegationen. Durch die hrlboffen« Tür
kann man die Soldaten rauchend an den Tischen
sitzen und die verschiedenen Arbeiten erle-di-en
sehen. Das ganze Bild erinnert lebhaft an dis
alten französischen Buntdrucke aus der Zeit der
großen französischen Revolution.
 
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