Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55371#0652

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite 2

Heidelberger Zeitung

Mon-tag, den 11. November 1918

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Nr. 264

tiert sein Werden, wie für die anderen Vierband-
staiaten. Der krasseste Ver nicht ungs-
Wille spricht aus jeder einzelnen Bedingung.
Geradezu ungeheuerlich sind einzelne Bestimmun-
gen wie beispielsweise die Unterhaltung der feind-
lichen Bssatzungstruppen durch Deutschland, wäh-
rend die Blokade beibehalten wird und deutsche
Schiffe weiter gekapert werden dürfen. Da un-
sere Platte omsgeliesert werden soll, kann niemand
dig Entente hindern, einfach in die Nordseehäfen
einzufahren und die deutschen Schiffe zu kapern
Da von uns die Räumung Frankreichs und Bel-
giens zugosichert war. war es eigentlich überflüssig
dies« Bedingungen nachmals zu wiederholen. Auch
mit der Besetzung des linken Rheinufers wird man
im großen ganzen gerechnet haben. Aber die
Schaffung einer neutralen Zone auf
dem rechten Rheinufer, in die demnach auch
Heidelberg fallen würde, ist ein neues Mo-
ment. dessen Lösung noch gänzlich ungeklärt er-
scheint. Auch die völkerrechtliche Ungeheuerlichkeit
der Rückgabe der Kriegsgefangenen ohne Gegen-
seitigkeit. ist ein« .Maßnahme, die von den schwer-
sten Folgen für unser Wirtschaftsleben begleitet
sein müßte, ist uns nicht erspart geblieben. Inter-
essant ist die Bedingung in Punkt 9, daß die Räu-
mung des Baltikums zwar gefordert, aber nicht
eine Frist dafür angegeben ist. Man sieht daraus
deutlich, daß die Entente nicht die Ausbrei-
tung des Bolschewismus wünscht. Ein weiterer
Boweis dafür ist ja auch die Mitteilung, daß sie
nicht geneigt sein soll, mit einem bolschewistischen
Deutschland Frieden zu schließen. Aus allen diesen
Gründen ergibt sich für die gegenwärtige Regie-
rung und sämtliche Arbeiter- und Soldatenräts in
Deutchland die unabweisbare Pflicht, alles zu tun.
daß kein bolschewistischer Putsch erfolgt. Denn eine
Besetzung Deutschlands durch Ententetruppen zum
Zweck der Aufrechterhaltung der Ordnung wäre
die tiefste Schmach, die uns angetan werden könnte
und lo,vier deutsches Gefühl und Stolz auf die
deutsche Heimat vermuten wir in jedem Soldaten
und Arbeiter.
Dw Bedingungen sind nun angenommen wor-
den. Ein anderer Ausweg blieb auch nicht übrig.
Nach Abschluß des Waffenstillstands muß binnen 80
Tagen der Friedensschluss erfolgen. Was er uns
d"nn noch bringt, kann heute niema-M» wissen.
Bleibt aber die Entente unbeirrbar an ihrem
Vernichtungsmillen hängen, so kann sie beute
schon gewiß sein, daß die Gefühle tiefster Bitter-
. Mt und der Stachel des Zornes b-Keben bleiben
und eine neue Quelle der Feindschaft bilden wer-
den. Wir hoffen aber, daß eg gelingen wird die
schwersten Bedrohungen des feindlichen Imperials«.
Mus abquwenden. Die Bitte an Wilson ist
zugleich auch ein mahnender Fingerzeig den Bo-
gen nicht zu überspannen. Für den Augenblick
aber gilt auch dieser außervolitsschen Krisis gegen-
über die Federung nach Ruhe, Zurückhaltung und
Besonnenheit!
Eine Bitte an Wilson '
Heute nacht ist folgende Rote an den Staats-
seknstär Lansing nach Washington gefunkt
worden:
Herr Staatssekretär!
Ueherzeugt von der Gemeinsamkeit der demokra-
tischen Ziele «nd Ad-ale, hat sich die deutsche Re-
gierung an den Herrn Präsidenten der Bereinigten
Staaten mit der Bitte gewandt, den Frieden
herzuftellen. Dieser Friede sollte den Grundsätzen
entsprechen,,« denen Präsident Wilson sich stets be-
kannt hat. Er sollte eine gerechte Lösung al-
ler strittigen Fragen und eine dauernde Versöhnung
der Völker zmn Zweck haben. Der Präsident hat
ferner erklärt, daß er nicht mit dem deutsche« Volke
Krieg führen und es in seiner fricdl chen Entwick-
lung noch behindern wolle. Die deutsche Regierung
hat die Bedingungen für den Waffenstillstand er-
halten. Nach einer Blockade von 5tz Monaten wür-
den diese Bedingungen, insbesondere die Abgabe
der Verkehrsmittel und die Unterhaltung der Be-
satzungstruvven bei gleichzeitiger Fortdauer der
Blockade die Ernäbrungslage zu einer verzwei-
felten gestalten und den Hungertod von

Der Mßhlrrß Deutsch-Oesterreichs
Gruh an das deutsche Volk!

Wen, 10. Nov. Der de u t sch-ö st e rre i chisch e
Staatsrat hat einstimmig unter lebhaftem
Beifall aller Mitglieder beschlossen, folgendes Te-
legramm an den Reichskanzlr Prinzen Mar
von Baden abzufenden:
Im Augenblick der großen geschichtlichen Wendung
sendet der deutsch-österreichische Staatsrat dem deut-
schen Volk seinen vriidrlichen Gruß «nd
heißeste Glückwünsche für die Zukunft. Der
deutsch-österreichische Staatsrat spricht die Hoffnung
aus, daß an de« Wahlen der verfassungge-
benden Nationalversammlung, die die
künftige staatliche Ordnung beschließen soll, auch
das deutsche Volk in Oesterreich teil-
nehmen wird.
Der Staatsrat bat seinen Beschluß über den
Anschluß Deutsch-Oesterreichs cm Deutschland unter
dem unmittelbaren Eindruck der Ereignisse in Ber-
lin gefaßt. Ausschlaggebend dafür war auch der
Umstand, daß einige deutsch-österreichische Kronlän-
der. wie Tirol und Salzburg, sich ohnel
chereits für den A n s ch l u ß an Deutschland
ausgesprochen haben und diese R'chtuna in

allen deutschen Gebieten Oesterreichs, insbesondere
auch in Deutsch-Böhmen, zahlreiche Anhän-
ger hat. Die Vorgänge in Berlin, aber auch viel-
leicht das Ergebnis der bisherigen Verhandlungen
in der Ernährungsfrage mit den übrigen Nationen
haben auch bei denjenigen Abgeordneten, die bis-
her mit dieser Lösung nicht einverstanden wäre-,
eine Gssinnungsänderung herbeiaeführt. Als die
ausgesprochensten Gegner dieser Lösung galten die
Christlich-Sozialen. Das Verhalten der Zentrums-
partei in DeutschlMd scheint jedoch auch auf die
Christlich-Sozialen umstimmend gewirkt zu haben.
Der Beschluß des Staatsrats wurde einstimmig
und unter Beifall gefaßt. Die deutsch-österreichische
Nationalversammlung wird Dienstag nur über den
Ai sch laß Deutsch-Oesterreichs an Deutschland be-
schließen. Die Frage der Staats form bleibt
offen, da sie ja a-'ch in Deutschland offenbar erst
in der konstituierenden Nationalversammlung be-
schlossen werden wird. Dis devtsch-österreich'sche
Nationalversammlung wird ihren Beschluß auf
Grund des Selbstbestimmuugsrechts der Völker
fassen.

Millio«en Mii nern, Frauen und Kindern bedeu-
ten. Mr mußten die Bedingungen annehmen.
Wir machen aber den Präsidenten Wilson fe'erk ch
und ernst darauf aufmerksam, daß die Durchführung
dcr Bedingungen im deutschen Volke das Gegen-
teilderGesinnuugerzeugen muß, die eine
Voraussetzung für den Neubau der Völkergemein-
schaft bildet und einen dauerhaften Rechtsfriehen
verbürgt. Das deutsche Volk weichet sich daher in
letzter Stunde nochmals an den Präsidenten m't
dec Mtte, auf eine Milderung der vernichten-
den Bedingungen bei den alliierten Mächten hin«
zuwirken.
Der Staatssekretär des Auswärtige« Amts: Solf.
Dre nei e Regierung
Ein Aufruf der neuen Regierung
WTB. Berlin. 9. Nov. Die Rsgi.erung ver-
öffentlicht folgenden Aufruf:
Volksaenoiien!
Der heutige Tau bat die Befreiung des Volkes
vollendet. Der Kaiser bat absedankt. sein ältester
Sobn auf den Türon verzichtet. Die sozialdemo-
kratische Vartei bat dis Regieruna übernommen
und der unabhängige» sozialdemokratischen Va ter
den Eintritt in die Nea eruna auf dem Boden vol-
ler Glejchbcrecktiauna angeboten. Die neue Reaie-
runa wird kick für die Wabl einer konstituierenden.
Nationalversammlung organisieren. an
Lenen alle über 20 Jahre alten Bürger
beider Geschleckter mit vollkommen alsicke«
Rechten teilnehmen werden. Sie wird sodann ibre
Machtbefugnisse in die Hände der neuen Vertre-
tung des Volkes zurückleakn.
Vis dabin bat sie die Aufgabe. Waffenstill-
stand z« schließen und Friedensverband-
lunaen zu fübren. die Bolksernäbruna zu
kichern, den Volksaenoiien in Waffen raschelten ge-
ordneten Wea z« ihrer Familie und z« lohnendem
Erwerb zu sickern.
Dazu muß die demokratische Verwaltung sofort
alatt zu arbeiten beginnen. Nur durch ihr tadel-
loses Fu ktionieren kmn schwerstes Unheil vermie-
den werden. Sei lick darum jeder seiner Verant-
wortung im Ganzen bewußt. Menschenleben
sind heilig Das Eiaentum ist vor willkii -
licken Einariffen zu sckLtzen. Wer diese herrliche
Beweauna durch aemei e Verbrechen entehrt, ikt ein
Feind des Volkes und muß als solcher behandelt
werden. Mer aber in ehrlicher Hingabe an «nle-

rem Werke mitkckafft. von dem alle Zukunft ab-
bänat. der darf non kick Mgen. d-k er im arökllen
AlwsnMick der Weltgeschichte als Schaftender zu des
Volkes Heil mit dabei ne^ese" ist.
Wir sieben «sr un-ebenre« Aff—Mn.
tiae Männer und Frauen 'n Hft-tft und L-n>. Män-
ner im Wsfteneock und Arbeitsblusen, helft alle
mit!
Ebert. Sckeidemann. Landsberg.
Reichkanzler Eb?rt an die deutschen
Bürger
Berlin 9. Nov. Der neue Reichskanzler
Ebert, erläßt folgende Kundgebung an die
deutschen Bürger:
Mitbürger!
Der bisherige Reichskanzler, Prinz Max von
Vaden, hat mir unter Zustimmung der sämt-
lichen Staatssekretäre die Wahrnehmung der
Geschäfte des Reichskanzlers übertragen. Ich
bin im Begriff, die neue Regierung im
Einvernehmen mit den Parteien zu bilden und
werde über die Ergebnisse der OofsentlichLeit in
Kürze berichten.
Die neue Regierung wird eine Volksregie-
rung sein. Ihr Bestreben wird sein müssen, dem
deutschen Volke den Frieden nächstens zu brin-
gen und die Freiheit, die es errungen W, zu
befestigen.
Mitbürger!
Ich bitte Euch alle, um Eure Unterstützung bei
der schweren Arbeit, die unser harrt. Ihr
wißt, wie Phaser der Krieg die Ernährung
des Volkes, die erste Voraussetzung des politi-
schen Lebens, bedroht.
Die politische Umwälzung darf die Ernäh-
rung des Volkes nicht stören!
Es mutz die erste Pflicht Aller in Stadt und
Land bleiben, die Produktion von Nahrungsmit-
teln und ihre Zufuhr än die Städte nicht zu hin-
dern, sondern zu fördern. Nahrungsmittelnot
bedeutet Plünderung und Raub, somit Elend
fürAll e. Die Aermsten würden am schwersten
'leiden, die Industriearbeiter am sichersten getrof-
fen werden. Wer sich an Nahrungsmitteln oder
an sonstigen Bedarfsgegenständen oder an den für


Wie die Kraft, so das Ziel. Ä
Sprichwort
platanenallee Nr.14
Roman von vr. P. Meißner.
^merikanisckes Lopyri^kt iE) bod. butr, Stuttgart
Nachdruck verboten — Alle Rechte Vorbehalten.
(33. Fortsetzung.)
Meine Beisetzungüb erlasse ich meinen Erben
nach ihrem Ermessen, bitte aber allen Prunk und
jedes Auäehen „-ach Mösl-chkeit zu vermeiden.
Joseph Bernhard Ribbentrop".
In atemloser Spannung hatten die Anwesen-
den der Verlesung gelauscht. Ein leises Schluchzen
Lillys war das einzige Eeräu.Ä. Jetzt, als der
Richter wieder Platz nahm, ging ein Aufatmen
durch den Saal.
Mit triumphierendem Blick wandte sich der
Untersuchungsrichter flüsternd an Helmstedt.
„Run, Doktor, ist das ein Grund, um einen
Mord zu besehen oder nicht?"
„Unter Umständen, ja".
Helmstedt hatte diese Frage erwartet und mußte
zu geben, daß sie vom Standpunkt des Unter-
suchungsrichters aus durchaus begreiflich war.
Es lag wohl in seinem Plane, diesem sein« wah-
ren Ansichten nicht mitzuteilen, er sollte nur ruh g
Ralf für den Mörder halten, das war die einzige
El-ance für ihn. des wahren Mörders lmbhaft zu
werden. Während der Verlesung hatte er auf das
schärfste den Diener Jakob im Auge behalten,
nichts auf den Zügen dieses Mannes ließ aiuf eine
Erregung schließen. Das war erklärlich, denn er
kannte ja den Inhalt des Testaments, wie es sich
erwies. Nur als der Richter im Beginn darauf
himvies, daß die Auszahlung der Renten und Le-
gate noch nicht erfolgen könne, znalte sich auf dem
widerlich devoten Gesicht Jakobs ein Zug der Ent-
täuschung. Er hatte wohl gehofft, sofort tn den
Genuß der für einen solchen Mann recht beträcht-
lichen Erbschaft zu kommen.
Der Richter erhob sich wieder:

„Ich habe heute morgen den eingeforderten
Bericht der Deutschen Bank erhalten und will
jetzt die wichtigsten Zahlen daraus bekannt geben,
da ich annshnre. daß ihre Kenntnis für die Bewer-
tung irgend welcher Befunde nicht ohne Bedeutung
sein dürfte. ,
An Staats- und Jndustriepameren befinden sich
i"- Depot der Ba-k auf dem Konto des Kammer-
sängers Joseph Bernhard Ribbentrop, berechnet
nach dem Kurse der gestrigen Börse, zwei Milli-
onen und zweimashunderttaufend Mark. Das
Kontokorrent des Erblassers schließt mit dem 39.
April mit einem Saldo zu Gunsten des Verstorbe-
nen rGn 47 651,25 Mark ab und setzt sich zusam-
men aus Unsen der Papiers und VankverMtun-
gen für tägliches Geld. Das Grundstück in der
Plat-anenaltss Nummer 14 ist in feinem gemeinen
Mert nickt b-e^nt. da eine gerichtliche Taxe bis-
her nicht vorliegt".
Eins Bewegung des Staunens sing durch dis
Anwesenden .Selbst der alte Lachner schien aus
seiner Lethargie für Minuten zu. erwachen, dann
sank er wieder in seinen Stuhl zurück. Daß de;
Verstorbene wohlhabend, ja reich war. mußt« man
wohl, daß er aber über solche Mittel verfügte, das
hatte niemand geahnt. Des Untersuchungsrichters
Miene war bei der Bekanntgabe dieser Zahlen im-
mer siegesbewußter geworden, und er hätte gerne
mit Helmstedt einige Wort gewechselt, aber dieser
war in ein leises Gespräch mit dem Justizrat
vertieft.
»Ich hätte ein großes Interesse daran, Herr
Jufhzrat. wenn Sie dem Diener Jakob schon jetzt
auf feine Erbschaft hin eins größere Summe, etwa
dreitausend Mark, zur sofortigem Auszahlung an-
bieten würden," bemerkte Helmstedt leise.
weiß zw-r nicht was Sie damit wollen,
aber ich werde Ihrem Wunsche willfahren".
U- uh d r' r nicht wissen, daß ich den
Vorschlag gemacht Habs".
ch ich werde beim Fortgehen mit
ihm sprechen. Soll ich Ihnen telephonieren?"
. -hm d--r Richter:
„Der Termin ist geschlossen!"
Der Richter entfernte sich mit dem Protokoll-
sührert und der Gerichisdiener öffnete brummend
die Tür des Saales. Er hatte schon Pech Bei ei-

ner solchen Riefenerbschaft war der Universalerbe
nicht da, sonst hätte es wohl ein anständiges
Trinkgeld gegeben.
» * *
»Ra. Kinnings, nun setzt euch mal und nehmt
ein Glas Malaga, so n Termin ist immer etwas
Anstrengendes und Ekliges. Ich weiß nicht, wenn
ich in so n Gerichtsgsbäude muß. wird mir immer
ganz benaut zu Mute."
Frau Schuster lud Helmstedt und die Mädchen
zum Sitzen ein. Lilly sah noch blässer aus als
sonst, das- mochte wohl an der Trauerkleidung lie-
gen; auch ließen die rotgeweinten Musen das
zarte, durchsichtige Weiß der Wangen noch mehr
hervortveten.
»Fräulein Lilly, ich weiß wohl, daß Sie ne -
unter dem furchtbaren Ereignis jenes Morgens zu
sehr leiden und daß Ihnen die Angst um Ihren
Verlobten jede Lebensfreude nimmt, trotzdem
lassen Sie mich meiner Freude darüber Andruck
geben, daß Ihr gütiger Onkel Sie so reich bedacht
hat".
„Ach. lieber Herr Doktor, ick bin nur glücklich^
daß Ralf von meinem Onkel so geschätzt und ge-
liebt wurde, daß er ihn MM Universalerben ein-
gesetzt hat".
„Mir wäre es Neber, Herr Cooper hätte nicht
einen Pfennig von dem Änzen Reichtum bekom-
men".
„Warum. Doktor?"
„Fräulein Jrnca. weil es böse Menschen gibt,
die. der festen Usberzeugung sind, Ralf sei der
Mörder seines Vnkels. und deren es Höcht will-
kommen ist. ein so greifbares Motiv für die Tat
zu finden".
„Ja aber--".
,fSie alle sind, wie ich, der felsenfesten lieher-
zeusung, daß Herr Coover uwch'ildig ist, und des-
halb sehen Sie den Zusammenhang nicht gleich
Haben Ätz nickst die triumphierende Miene des
Ilnterhcchungsrichters sieben, als der R'chter den
Bericht der Deutschen Bank verlas. Der Mann
sagt sich: eine Summe von zweieinhalb Million-«
lohnt schon einen Kstord! Eine solch« Zumute durch
eine Menderung d,»s alten odm durch ein neue-
Testament zu verlieren war bitter, und M«bAK
hatte der Mörder das Interesse daran, diele A«n-

ihr« Verteilung benötigten Verkehrsmitteln ver-
greift, versündigt sich aufs schwerste an der Ge-
samtheit I
Mitbürger!
Ich bitte Euch dringend, verlaßt Li»
Straßen, sorgt für Ruhe und Ordnung.
Berlin, 9. November 1918.
Der Reichskanzler: Ebert.
WTB. Berlin. 9. Nov. sAmtlich.) Reichs-
kanzler Ebert veröffentlicht folgenden Auf-
ruf:
Die neue Regierung hat die Führung der
Geschäfte übernommen, um das deutsch« Volk vor
Bürgerkrieg und Hungersnot zu bewahren und seine
berechtigten Forderungen auf Selbstbestim-
mung durchziHetzen. Diese Aufgabe kann sie nur
erffillon, wenn alle Behörden und Beamten in
Stadt und Land ihr hilfreiche Hand leisten. Ich
weiß, Laß es vielen schwer werden wird, mit Len
neuen Männern zu arbeiten, die das Reich zu lei-
ten übernommen haben, aber ich appcllie e an ihre
Liebe zu unserm Volk. Ein Versagen de» Organi-
sation in dieser schweren Stunde würde Deutsch-
land der Anarchie und dem schrecklichsten
Elend ausliefern. Helft also, d"m Vaterland«
durch furchtlose und unverdrossene Weiterarbeit, ein
jeder auf seinem Posten, bis die Stunde der Ablö-
sung gekommen ist.
Berlin, 9. November 1918.
Der Reichskanzler: Ebert.
Aufruf an die Front truppen
Der Arbeiter- und Soldatenrat Metz
bat folgenden Funkivruck an alle kämpfende«
Truppen gerichtet:
In Metz hat sich Mute der Arbeiter- und Sol-
datenrat zu dem Zwecke gebildet, um Ruhe und
Ordnung im Lande aufrecht zu halten und damit
Euch zu unterstützen.
Kameraden! Wir bitten Euch, weiter Ordnung
und Sitte zu bewahren und auf uns zu vertrauen-
Nur die E i ui gkeit zwischen uns allen kann uns
vor dem Schlimmsten bewahren. Vis rum Eintritt
des in aller Kürze bevorstehenden Waffenstillstands
muß die Front gehalten werM«.
Darauf ist von Frankfurt a. M. nachstehende»
Ausruf ergangen:
An die Fronttruvven!
Seit letzter Nacht besteht in Frankfurt a. M. eÄ
Arbeiter- und Soldatenrat, in dessen Hand sich die
öffentliche Gewalt befindet.
Kameraden! Angesichts der gewaltigen Entwick-
lung die sich im Innern unseres Landes zum künf-
tigen Wohle des deutschen Volkes vollzieht, richten
wir an Euch die Mtte. die letzten Tage, die uns
noch vom Waffenstillstand trennen, auszyhar-
*ren rmd die Heimat zu schützen.
Der Kriegsminister und die
neue Regierung
Berlin, 9. Nov. Wie wir hören, hat sich der
Kriegsminister Scheuch der neuen Ne-
gierung zur Verfügung gestellt, um die
weitere Ernährung des Heeres und die Lösung der
DemMlmachungsaufgaben ficherzuistellen.
Folgender Aufruf ist au die Offiziere der
Garnison Berlin und leine Vororte er-
aanaen: . .
..Nachdem der Kaiser abaedankt Kat, wird zur-
zeit eine neue Regierung gebildet.
All« kommt dar,aus an. daß Rübe und Ordnung
aufrecht erkalten wird. '
Es ist vaterländische Pflicht eines reden deut-
schen Offiziers, dafür zu sorgen, daß Blutvergießen
vermieden wird. . .
derung des letzten Willens zu verhindern auf je-
den Fall, selbst durch ein Verbrechen. Wert» nun
aber Herr Cooper der Einzige war. den diese Aen-
derung empfindlich treffen konnte, deshalb, so fol-
gert di« Unetrsuchungsbehörde, muß er der Mör-
der sein. So ist diese Erbschaft leider ein neues
schweres Judicium geworden".
„Und ich hatte mich für Ralf so gefreut!" sagte
Lilly. Dicke Tränen rannen dem blassen- Mäd-
chen über das abgehärmte Gesicht. Irma um-
armte sie und legte ihr Köpfchen an ihre Schulter.
„Nicht weinen, Liebling! Damit helfen wir
Ralf nicht. Kopf hoch! Di« Wahrheit muß dock
ans Licht kommen".
„Verzeihen Sie, Fräulein Lilly, wenn ich Sä
mit meinen Ausführungen betrübt habe, aber iL -
muß Ihnen alles sagen, damit Sie klar sehen kön-
nen. Es hätte doch keinen Zweck, wenn ich Ihnen
Hoffnungen vortäuschen wollte, denen di« Grund-
lage fehlt". ,
„Verzeihen Sie mir. lieber Herr Doktor. r.ck
hätte mich nicht gehen lassen sollen, aber ich bin
durch all das Schreckliche so-- io — schwach
worden". , !
„Nur Ruhs, liebes Kind, da ist ia nichts, 5» -
verzeihen, das begreifen wir alle, und der liebe
Herr Doktor gewiß am allerbesten".
Begütigend strich ihr di« liebe alte Dame dsM
armen Mädchen über das bland« Haar.
„Gnädige Frau, ich möchte m'r einen Vorschlag !
ercn."ben. Wäre es nicht .möglich, daß Sie «G !
Fräulein Kerfack und Ihrer Fräulein ToclH-r
einige Zeit verreisen? Ich meine, es würde den
erregten Nerven wobltun, einmal in ganz andere
Umgebung, unter and-re Menschen zu komme«
uiG fern zu sein, von Berlin, wo sie doch nur «Les
an ibren VerN-ft erinnert".
„Di haben Sie recht. Kind-r das ilt ein «VS- !
gezeichneter Gedanke. Wo-- meint ihr d-m?" ' !
„Liebe liebe Taut» SckvKer. bb möchte, nick'
verreisen. D-n G-dankm von Raft- -kern zu gül-
den ertrage ich nickt Lassen -Sie mich bitte hier - -
sFortHtzun nfolff 1
Gebt Dr d'e
Heidelberger. DürgsrsWuna!
 
Annotationen