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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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eidelbergerZeilung

Heidelberger Zeitung eqqrmt an jedem Si-Hriuag »iiu-g» rruhr. Sr-tt,»-!»«»«» »ad d»
Änjjg omMch* verSünd!gu«g«blakt des Bezirk» Aelk«»e«s, dl« -eSkw«r»«r S«kNkuWlStier,
enhervsm «mMcher »ehnu8«4«^elzer, DK HiwrtSerzrr Zeüun, kam« durch o2« Post-Mstal!«»,
tzurck, dk Aacnture» aui dem Land«, di« Lrigerlnneu «n» Sei d«r SelchLfksteki« ieiblt — LaiwiNr. LS —
MmaNch un'» vierleijüMch bejkSl !»«r»«n,
tzauxtschrtfüeiter: Kurt Fischer in tzet»el»«r,
Dru » U.Serlaz: rhe»»or Berk«n»»sch—V«I»el»«kgrr verla^iruxali und »nuk»r<r,

KNpreie. Di- ,S-ii>-Ib-rs-i Zeitung" kostet bei jeder P-sr-mstalt
^iitzriich ».W M. «ttschNchlich K,j«-I«-»»tzr. durch dt- N««»t»ir-n »der
di« L«S^»i»iM stÄ s«t« m»»«chch t.lS W. - Ko Y-tich-ilr »Ker d«re» «»um
»astu W Ps».! k, «uu»«et<« »i« M-r«ej»»!t««, Veticheile I.-, mit >pktz»»r'chrift 1.2,«.
Bei h-chl-t nach r«q. SrMLu»,,»it ist -eid-iber-;. ,» Pfg.
S»«S u. Serlaz: 84«»«« s«s«b«!ch-Heide!!,«r«»r «sriug«a>,st-l>t u. «eucheret HetdÄkerz.
P-M-ckik-dis «r. «»». Terxjprech«: «-d-ktion I «»schLjt.stelte «
n-t-r - . .-... . - ---



Wnsbhängige TageszeMrrO
SKrküKdigLrKgsbrait füx NsrdbK-errHLe yugreuzerrdW UeLLs VSK BayeM MseKM^WÄMMM
Nr. 304 Montag, den 30. Dezember 1918 60- 3ayrg ug

Prinz Max vsn Baden
Antrag einsr Kandidatur für dis
demokratische Partei Heidelberg
kcidelbera. 80. Dez. Ein« am Sonntaa iahend'
im ..T«dnnL>Äuser" abasbaltene nustsroMentlicke
Mit«li>edHL0L8MndnÜ!Una befaßte kick mit der NsMi-
niÄMW von Kandidaten zur deutschen Natio-
n« l v e r f a mm l u u a. Die von Brok. H a u s -
tatst m«ni«ns der biäkaen BartMeituna mitacickk-
ten VoMiläae fanden die lsbbaikte ZiM-MNi-ina der
VepkamnAuna. vor allem die Miitteiluna dak bs-
Mokken wPck>M tolle. Wem Vri-men M ar: so n
Salden eine Kandidatur amutrakden. Äkack^län-
asrtzr. anvacmnasvoller Er örtern na wurden " kol-
aondr frerrsn crukaektellt:
1. Enaelb-mtzt. Geb. Kommerzienrat. Mannbeim.
2. Britt, Mar van Baden.
8. Bros. Dr. Anickütz. Lkeidelbe.a.
4. Brok. Hausratb. Heidelbera. .
5. Dr. Kackensmra. Recktsanwe.lt. Mannbe'n:.
Darm. M M bsmerken. dak.es kick mir. um Vor-
kckläae banldelt. Die endoültias Entscheidung
Übt!' Äks Retbeniolae der Kandidaten aus nanr Ba-
r-vir tvM eins am Dienst«» in Karlsruhe zuiam-
msntvetend«. von allen Oraailitkationen 'des Landes
zu ÜckMcksnde Verfamimluna . Was 4m basonderen
die KgMdatue des Mimen anacht. ko bandelt es
kick «k« betont, nur eilten Antrag. Wstcke Ent-
'chrlduna der Prim trikkt ktekt «Ko nock dakin.
tast ss für Baden unid das Reick ein aun-rordeut-
licker Gewinn «Eve. wenn Vrim Mar kick ent-
lcklMen wllvde.. di« Kandidatrir aiuuncbmsn. be-
dmk keine« lan-arn AusrinaitLersetzuna, Der H, .-
oeWerner BsMuk vorn Samstaa würde dazu eine
Brücke bsweu. Weshalb wir Am mit Freuden bs-
arüstsn.
Aus den Mriaen Verbandlunaen ikt nock bomer-
- kenswevt. dick tzlke. Fraas der auÄcklrMicken A u t o-
Ssnutzuna durch den A.- u. E.-.Rat eine kritische
und zum Teil fsbr scharfe Erörteruna erkukr.
„Nicht verhandlungsfährg"
Die Berliner Regierung im Urteil
der Entente
Der Vertreter Ides Manckalls Aock. General N u.
?E- Kat asaenllber einvmm Mitalt-üdern der
.'suttckiNl WaB^Mllkta-ndsko-mmMzon in Svoa eine
Är,die rmner>vosrtikcken Vevkä'ltNikks in Doutkcklanid
osseutun-üsovlle Uoutzer.ung Man.
Gr erklärt-, «die Entente müsse er a -b l s h -
n s n. mit radikalen Elrmcnten. als die er
dl-e Partei der Unabhängigen anffcihe, z u -
s«mme« »u>arbetten. .Sollte diese Kartei in
Dolttlschlaiid m den Vesih der Regieru>ngsgawalt kc-
lavAen, so sesrn die gemeinsamen Bemühungen
DeudM«rtds und der Alliierten um emen Wskken-
stiUtaNd und PräliminarisriedLn gescheitert.
Des „Fci.WMl des Dubais" meldet: PrWdent
Wils»» hdL-e den amerikanWe» Gchandten. in
dar SchnveH zu. e?wem oinssheUden Bericht-Wer die
Laaein Bsrlin ausgefovdert, dem der Präsi-
dent grötzsr« BK-eutung für die sairze Fri üd'tz n s-
frage b-klese. Bestätige cs sich, daß die drtrM
ReMrüng offirrell sine Matrosen-NeLen
regrornns'-in Berkin anerkenne, so müsse V:«
Be r l-amd lu n g s s ä h i g k e i t derjenigen Fak-
toren in Berlin, die sich für die deutsche R-egiorung
aussÄcn, nach geprüft werden.
Der „Tsmss" schreibt am ersten FOertag, die
blutigen Vorgänge in Berlin bestätigten Frank
rcichs S1 ellungna h m e bei dsn' Alliierten,
dast die ietzize deutsche Regierung, daren Dassin^je-
»en Tqg durch neue Anarchie zugrunde gehen sönne.
.richt verhmMNngsfirhis für Friedönsbsfprech rngen
irgorld roolchsr Art sei.
Die Nlachsicht, daß die Resiovung Ebert von den
Anhängern Luckknechts und Ledebours ehsolgrci
anÄLriffen «mrride, Hat in England große B
sorgnis Hervargerufen. Mjan -fft allgsmein dr-
NiiHcht, daß, wenn dieser Schlag n i ch t s o.f o r t
pariert nArtd, die Aufgabe der uekbündeten
Mächte nichts weniger umfassen wird, als dis Be r¬
an wort lucht eit für die W edeHerstsllLng der
Oddnurzg nächt nur im Osten, sondern auch in Z e n-
tea>le,rro v« arff sich zu nehmen. Ddkhe 'Aufgabe
«echa. albgtsehen von den grsßon Kosten uisd
. SchwieräBeiten, auch di« Arbeit des Msttder-aus-
ßmres ?n allen Ländern hemmen und aus ranse


mit
v-er-
der
am

Jahre hinaus i ede Ho f fnuna astf Äülidrmg des
BölkeNbundüs lachmkegon.
ErfveulickröweVe ift nun durch die Reuovdnuna
dar Diwae in Berlin düe schlimmste (MaLr Wr den
Friciden .ein-nzumiaßc-n bÄckwouE Mit dem fort-
acheüten Mißtrauen d-r Entente wWden mir aber
nach wi: vor zu rechnen Kuben.
Spartakus im Reiche
Putschversuch irr Mannheim
Mannheim, 89. Dock Einen Putsch versuch-
ten gestern vormittag die Unabhängigen bst dem
Eencraäcmzsiger ?,u verüben. Sie Wollten,, die
Druckerei für Herausgabe einer Zeitung henüstW,
ihr. Vorhabsn scheiterte «brr ,an dem entschlösse-,
nrn Wrrchaltvn des Personals. Heute hatten sie
es «uf das Mstamt «lbassshen. «rbsr «auch da mK-
glückte ihr Vorhaben.
Bewaffnung des Prolelarlnts in
Bremen
Tste Bremer BürserAÄ-tuNj, Mbt folssiches be-
kannt: Da die Gegenrsvol-utiE immer frecher und
rückftchtskH« derir kämpfenden ProletMiat snk-
eesentritt, hat der A.- und S.-Rat in Bcs«e»

an den Beratungen teil, in denen bestimmt wurde,
bah Scheidemann die auswärtigen An-
gelegenheiten, Roske die militärischen und
Wissel die s ozialz,-lit i s chen Aus ga-
ben übernehmen soll.
»- Ä- *
Der Kampf um dis Macht, oder, da sich ja
neuerdings der politische Betätigungswille auf
der Straße mit Maschinengewehr, Handgranaten
und Panzerauto» abspielt, das Raufen um die
Macht in Berlin ist nun doch anders abgelaufen,
als es die Spartakusss und Unabhängigen in ihren
kühnsten Träumen erwarteten. Wir haben es also
fortab mit einer rein sozialdemokratischen Regie-
rung, die aus Männern der alten Richtung be-
stellt, zu tun. Vielleicht ist es dadurch möglich,
nun endlich den verfahrenen Regre-
rungskarren wieder in Bewegung zu setzen, oder
ihn doch wenigstens bis zur Nationalverkammlung,
deren Zusammentritt vor Februar nicht zu erwar-
ten ist, einigermaßen in Sang zu halten. Freilich
ist damit zu rechnen, daß die Unabhängigen und
Spartakusse sich von Tag zu Tag mehr.einander
nähern und schließlich doch einmal gerührt in
die Arme sinken, nunmehr in die kcharsste Oppo-
sition treten und nichts unterlassen werden, sich
durch neue Putsche, wenn mögleich recht bald, m
den Besitz der Macht zu bringen. ,
Sie werden cMr u'nisowenlger Aussicht -auf
Erstkls haben, je mehr es der nunmehrigen Regie-
rung gelingt, sich selbst ihr« Macht, die bisher
«lleüdinss nur auf dem Papier stand, zu festigen.
Ist sie in Wahrheit die Maieruna der Ordnung,
H wird sie das ganze deutsche Volk. soiwÄt es
nicht aus Unabhängigen und SmrtaEussen besteht,
hinter sich haben, vor allem auch die Truppen.
Deswesen begrasten wir auch im Hinblick auf
die äußere Lage di« Lösung der Krisis. Im übri-
gen alber haben auch die Ereignisse, der,WM-
nachtslwoche wieder van neuem gezeigt, wie un-
bedingt und dringend die endgültige Regelung
durch dis NaLi-oha'lversanrmNng ist.
Ruhiger Sonntag
Berlin, 20. Dez. Trotz der riesenhaften Demon-
stvaiionsäügs aller Parteien, die sich heute durch
die Strafen Berlins bewegten, und die gleichzeitig
von der 'SvartaikusgruNpe und Kür Marine Division
vcrsrlstältetsn Beisetzung der Toten vom 24. De-
zenOer, kam ss bis in die späten Nachmittagsstun-
dri: nirgends zu irgend einer bemerkenswerten
S i ör u ns. Bald nach 4 Wr fing es an zu rcg
non, infolgedessen leertest sich die Straßen merklich.
Ssldateuwehr und Reichsregieruug
Die Vertreter der republikanisch-sozialistischen
Wehr haben folgenden Beschluß gefaßt: „Die heute
in der Aula der alten Bibliothek versammelten
Soldatenräte und die Korpsführer der republikani-
schen Soldatenwehr zusammen. mit der neu einge-
aliederten Volksnmrtnedivision erheben einstimmig
schärfsten Protest gegen die in letzter Zett
gegen die republikanische Soldätenwehr erhobenen
Vorrvürfe der Unzuverlässigkeit. Die
republikanische Soldatenwehr steht nach wie vor
geschlossen hinter der gesamten Neichsregle-
rung. _
"beschÄM, das Proletariat zur Sicherung der
Revolution M bewaffn em. In großen Be-
trüben zirkulieren zu diesem Zwecke Listen. Alle
über 24 Jahre alten P-v-Äktarter. die mit den
Waffen in der Hand di» Errungenschaften
der Mvolution sichern wollen, sollen am Sonntag
auf denn KAsernenhof zum Appell erscheinen.
Der Streik im Ruhrrevier
Wie aus Hamborn gedrahtet wird, hat die
in Gegenwart des preuhischrn Ministers Strö-
bel abgchMeme Berammimng der streikenden
Bergleute beschlossen, die Arbeit nickt eher wieder
aufzunehme«, bis sämtliche Forderungen
bewilligt streu.
Berlin, 3V. D z. Wie d m Berliner Lek lanzeiger
aus Essen (Ruhr) mitactrilt wird, wrrde in W
gestern nri allen in Frage kommenden Orten ab«:
baltenEn Bevsamonlungen beschlossen, die Arbr
wieder anhunehmen.
Geheimrat Dr. Riester rst zusaurmsn
Fraiu Julie Bassermann. der Gattin des
storckLnen ualioualli.brral«n Führers von
deutschen VolksPartei in F-nrnkfurt
Main als Kandibiat für dis deutsche Nationalver-
sammlung Mgcstellt wordon.

Beilegung -er Regierungskrifis
Austritt der Unabhängigen
Berlin, 28. Dez. (Amtlich.) Die Krise i«
der Sieichsregierung hat sich in der Weiss gelöst,
wie dis Allgemeinheit des deutschen Volkes erwar-
tet Hst. Die Unabhängigen sind au« dsr
Regierung ausseschredeir. Der Zewtral-
rat bst auf eine Frage der Unabhängigen erklärt,-
daß Ebert, Landsüerg «uch Scheidemsnn dem
Kriessnttnister lediglich den Auftrag erteilt hätte«,
das Notige zur Befreiung des Stadtk-mmanhanten
Wels zu veranlassen. Auch dies sei erst geschehen,
nachdem den 3 Mitgliedern der Regierung vsn de«
Führer der Bolksmarine Division telephonisch mit-
geteilt Worden sei, daß er für das Leben von Wels
nicht mehr garantieren könne. Der Zentralrat er-
klärte ausdrücklich, bis? er datz Borgehe« der drei
Bolksbeaustraztta h'lligs. Trotz dieser Sntlastunz
durch die Höchsts Instanz haße« dir Unabhängigen
ein Verschulden der Rezisrungsimtgl.ieLer Ebert,
LiuchsSrrg «ach Schsihrmän« konstruiert mH damit
ihre» Austritt begründet.
Die Regler«:-,« liegt nun allein in den Hän-
den der sozialdemokratischen Partei.
Sie wirb zu den 3 bisherige» NNtAliödeen «ach
weitere dellst-rn, ?«sbei auch dem Süden
Deutschlands c'ue Vertretung gesickert »er-
den soll. Berlin ist ruhig. -
Lk.ye Erklärurrg der Unabhättgigkt»
Der Austritt der ÄnaSHLnMSst «ollsos sich Änk
Sonntag morgen Um 1 Ähr mit der Mrl-isuM
einer Erklärung durch Dittman n. Nach
ihm ossvR Haase nochmals 8rs Mort unk» Whrte
aus, er möchte dem aufrichtigsn Munfchs Ausdruck
g-o-rn, «daß nach dein WusschsidLN d:r ÄuaVhänKi-
gen die Regierung in der Lage sein wsr.de, düs Re-
gisrungsgewalt wirksam zu führen und sins kmist-
volle, nach außen und innen völlig geachtete und
gesicherte Regierung darzusteken. DaraufM ver-
ließen dir drei llncrbhänigigen di«-Sitzung.
Die usrren Mitglieder
Der Zentral rat bat in aemeimamse Sitzuna
mit der Regierung die Herren Roske. Löhe »
Breslau und Wissel anstelle der ausscheidestden
Unabhängigen bestimmt.
Noske mar feit dem Ausdruck !dür Revolution
Gdunernenr in Kiel Lobe Rodaktour Äsr W«s-
lauer Volksmacht und «meßt in ScklMen all«
meines AufcOem Wissel ist em LsL»orv«neu.dN
So zr al v a l i t i k e r. der zuletzt den WMkrsis
Riederbarnim den UnckbbänaiRen. mit LbsvwKlti-
aen-d«"-' Pdsbv^ait entriß.
Berlin, 30. Dez. Die neu« Reichsregierung
hat «Ehrend des ganzen Sonntag nachmittags
ihre erste Sitzung abgeh alten, in der vor al-
lem das
Programm und dis nrne» Massnahmen
ssstgestellt und durchgesproKtn wurde. Die «e«-
eingetretenen Mitglieder des Kabinetts nahmen

Deutschlands Ruin
Malter Rathen au führte der Ratioinal-
zeitung zufolge, einem englischen. Zsmunlismauw
gegenüber folgendes aus: .
„Deutschland ist für Generalioinu ruiniert.
Sein Unglück ist das größte, das i«it^ 4rvel, Jal,r.
taiusenden je ein Land getroffen hat. Wrr sind,
politisch, industriell und wirtschaftlich ruinint.
Das Volk kennt die ganze Wahrheit »och nicht.
Ich warnte Ludendorff, schon im Jahve 191.7. er
müsse Lonikon. Paris und Mckrckoirk eimi«hm«n,
Uim den Krieg zu gewinnen. Gr gab das zu,
obne dis Folgerungen daraus M ziehen. Di« etn-
Aige Schuld des Volkes ist. dast. es Baubte was
man ihm faste, Ihm fehlte die p^lttifche InfL
tiMoe. Jetzt stehen wir vor dem industrielle«
Ruin. Infolge des großen Gebiets- und viestseni
.Kriegsverlustes wird eine Auswanderung
großen Stils etnsetzen.
Daraus ergibt sich wieder einmal sonnenklar,
daß jegliche Sozialisierung lm gegenwärtigen Au-
genblicke das Unheil nur noch versröstern würde.
Die wirtschaftlichen Grundsätze der
Reichsregieruug
Der Staatssekretär des Rrichsiioirtschaftsamts,
Dr. Müller, sprach am «Samstag vor Berliner
Pressevertretern über wirtschaftspolitische Mund»
sätze des Reichswirtschaftsamtes. Einleitend
führte er -aus, daß das Reich zurzeit aus einer
Menge zwangloser Kommunal verbände be-
stehe und daß von eneim Wirtschaftssystem nicht
dis Rede sein könne. Diese Erscheinung wär»,
auf die Revolution zurückzuführen und würde
hoffentlich bald ein Ende haben. Vor-
uiufig könne inan nur Zukunftsmusik machen. Erft
die Schaffung einer politischen Negierung könne
geregelte Wirtschaftspolitik herüeiführsn. Sodann
sprach der Staatssekretär über die Art wie malt
vor der Revolution mit der Wirtschaftsführung
nach dem Kriege rechnete,und sagte:
„Helfferichs Ideal, -das wir Meder da an-
fangen, wo wir am 4. August 1814 aufsohört ha-
ben, ist undurchführbar. Das Reichswirtschafts-
amt hat als obersten Grundsatz -möglichst Ratio-
nelle Produktion aufgestellt. Wir sind
so arm wie nach dem dreißigjährigen Kriege
und können uns vsn Luxus nickt keiften, W-
triebsformen M erhalten, wie sie uns früher
lieb und wert waren W'r können nichts er-
reichen mit dem Achtstundentag und den
jetzigen hohen Löhnen. Durch Streiks in
den Stickstoffwerken wird die Hungersnot
für das kommende Jahr geradezu organi-
siert. Alle Kräfte müssen zusammrugefaßt
werden, um st« der Produktion WzttMwn.
Arbeiter und Unternehmer müssen zusammen-
arbeiten und diese Arbeit must erkämpft
werden durch eine geschickte innere Kolonisation;
möglichst viel Menschen auf deutschem Boden er-
kalten und ernähren, möglichst unabhängig von
dem Auslände zu sein, dahin must uinser Bestre-
ben führen, sonst sind wir iSklaven des
Großk-apitalismus in England und
Ameri k-a, verlieren unsere nationale SeliWn-
Der Staatssekretär ging sodann auf die So-
zialisierung ein, die er ab leb nie. Sozia«
lisinn« ist ein Produkt der Entwicklung.
Die Zeit ist kaum reif für den Sozialismus.
Dis Entente will zur Befriedigung ihrer Ent-
sckädigui'.gsansprüche die Hand auf alles direkt
oder indirekte Staat sei geitt-um legen. Es ist ein
Verbrechen, wenn wir durch Sozialisiernng det
Entente in dis Hände arbeiten wollten. Soz'ali-
sisrunq ist nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum
Zweck Wir kommen'aus denn Elend nur heraus,
: »n v'st arbeiten. Der Arbeitswille must ns«
i erweckt werden.
! Dazu ist nock zu bemerken, dast Dr. Müll«
f-oo.iabdKno.kvat ist.
Dis Ztratzenkampfe m Polen
llsb'r d's Vorgangs in Posen gsbÄn die Po-
sener Neuesten Nachrichten folgende Schildevung,:
Am Mittag war das Gvenadierregimxnt au»
dem Felde ciirsetrcsf-en. NackOv. "--- Vormit«
tag einig« 5-ttMaungsn polEchrr SchulMbrr
vor Btderewski erfolgt warm, wurde eins
deutsche Gsgenkunde-ebung ansn-egt.
Gegen vier Uhr nachmittags bewegte st-ch vor de«
Gvm>adi:rka!s«rne aus ds: Aus. >u: dem sich So!-
doten und Zivillww'Mrlmg teiliEm. nack der
Stadt. Unterwegs kam es bereits mehrfach ch
Zwischenfällen, «ls dis Soldat«-: eini-ztz
F-ahnen vor allem französische u-ck
a m er ikanische horuntornAhmen. «i
Milbslmstraste kam cs M d«r ersten Zusam-
menstößen.. Dis deutscken Sockattu H-nssn:
„DoEchZand. D.'utsckkand über alles." die Polen
rissen:-„Hock lebe Polen!" Es entstand ein- all»
! gemeines Durcheinander und ein. furchtbare,
 
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