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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Nr. 226

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Samstag, den 28. September 1918

Heidelberger Zeitung erscheint an jedem Wochentag mittag, ir Uhr. Er«ti,belgilb-.n lind da,
«ipflg «mMch« verkkndigungsblaN de» Dqirk» Heidelberg, di« Heidelberg«» F-nülirnbliitter,
«mtzerdem amMcher «ohnungsanrelger. Di« Heidelberger Zeitung kann durch all« Poslanslalten.
durch di« Agenturen auf dem Land-, dt« TrLgerinnen und bei der »eschLftostelle selbst—L-uptslr. 2S—
monatlich und vlertelMrlich bestellt werben.
- Hauptschristleiter: Nuri Fischer in Heidelberg
Druck «.Verlag: Theodor Berkenbusch—Heidelberger verlagsauftalt und »ruck«««, H«i»ew«rg.

HeidelbergerMun
(AnabhSngige Tageszeitung) .
verkündigunssblatt für Nordbade« ««d die angrenzende« Teile vo« Bayer«, Hesse« «vd DMtgybM
Nr. 227 Lamstaa. den 28. Sevtember 1918 60. Jahrgang


Erweiterung -er feindlichen Großangriffe
Angriffe unter gewaltigem Einsatz auf Cambrai und die Slegfriedfront

Kopf hoch!
Es wäre verfehlt, wenn man fick der Einsicht
verfchlitzgen wollte, das, die gegenwärtigen Stun-
v«n zu den schwersten des ganzen Krieges gehö-
w". Es itst fast, als ob alles verhext sei und sich
gegen uns verschworen hätte. Unseren Nerven wird
ln der Tat eine Belastungsprobe M-somutet,
vre fast zu schwer zu sein scheint. Es ist nicht zu
leugnen, daß der bulgarische Seiten-
1 prung, der zuerst nur das Vorgehen eines Ein-
zelnen, des bulgarischen Ministerpräsidenten zu
sein schien, dSm sich aber setzt Regierung und Par-
lament angeschlossen haben, der schwerste Schlag ist
«er uns in den Rücken -fallen kannte. Er zeigt
Zugleich aber auch, wohin man kommen kann,
wenn man die Nerven verliert, und allem An-
schein nach ist in Sofia eine regelrechte Nerven-
panik ausgebrochen, sonst hätte man sich nicht zu
«'nem derartigen den Glauben an Bundestrsue
und Zuverlässigkeit stark erschütternden Schritt
entschlichen können. Nun ist es gewiß richtig,
oast -der Durchbruch durch die bulgarische Front eine
ernste Lage geschaffen Hat, Ententetruppen sind be-
reits dis Vsles (siehe Karte auf Seite 3) vor-
gerückt. Bet Strumitza ist auch bereits bulgari-
sches Gebiet angeschnitten worden.-^.Aber gerade
rus den feindlichen Meldungen geht hervor, dah
»nser Widerstand sich stündlich verstärkt, dah na-
mentlich die deutschen Abteilungen, die dort
nanden und aus -dem Hinterland setzt rasch nach
oorn gerufen werden, den erheblichsten Widerstand
leisten und den Vormarsch der Entente verlang-
famen. Ein« Festigung der Lase ist also
offensichtlich sm Gange, da nicht nur wir, sondern
?uch Österreich-Ungarn und sogar die Türkei,
der kritischen Lass, in der sie sich selbst zur
befindet und des in den letzten Monaten we-
N vundesfreundlichen Verhaltens zu Bulgarien,
Mott Truppen abgesandt hat. Es ist uns schon
l° ost gelungen, beschädigte Stellen unserer Front
. A, ^nen eine gleiche Krisis drohte, wieder her-
°"Allen, d<>h gar kein Grund vorhanden ist. zu
oweifeln, das, es auch diesmal gelingen würd«i,
miÄ? Hand mit der Festigung der militärischen
wird auch die der politischem Lage in Bu-l-
in erfolgen, was sich äußerlich auch schon dar-
r'! -ieigt, daß die vorgesehene Abreise der bulgari-
Mn Vettreter zu den Waffenstillstandsverhand-
ruagen nicht erfolgt ist.
Betrüblichste ist und bleibt aber, daß das
. nuen auf die Bundestreue des bulgarischen
Ministerpräsidenten Mal in sw. trotz seiner schönen
und Artikel in bulgarischen Blättern
Awiderbrinalich dahin ist. Zhm war das Bund-
den Mittelmächten nur eine Sache des
Standes, nicht des Herzens, wie bei seinem
der Radoslawow. Auch war -er von je
Men zugeneigt und es mag daher gekam-
er unter dem Eindruck der Entente-
ander^nm? Westen geglaubt hat. dis- Fahne in den
bar- -s" hängen zu können. Es ist unabweis
biink.» s^cht der übrigen Mitglieder des Bier-
tien ^>/°-?^ll^^°rien uneingeschränkte Garan-
ti* nn nnr-^llhaltens an seiner bisherigen Poli-
ist verlangen. Am übrigen
Ncktiminö m Umstand noch in Berück-
dieA./A?' ?n^"' es sehr fraglich ist, ob
bereit nr »;n?n Swgestaumel augenblicklich
^NckMenstillstand oder einen Son-
natürlich auch die
lluusUS. ein Mitglied des Vierbundes
nilitär»^" abzchprengen, so ist doch weder die
derart politisch^ Lage Bulgariens
Ruhs-r'nk, etwa mit der Rumäniens oder
waren d/e bar isder Hilfe ihrer Verbündeten
""en. verglichen werden kann.
7^'viraler Beobachter hat kürzlich sehr trsf-
ir ° °?aut: Die Entente braucht vier Wochen, um
Sie Deutschland 14 Tage, um seine
unse^ "Ersessen. So ist es leider- Der Hang
und^» ^Ees, das Trübe zusammen zu addieren
Q Horzorhebsnde zu verkleinern, labt die
ase schmärzer erscheinen, als sie ist. Melleicht ist
E, dah wir durch ein Stahlbad trü-
riahrungen hindurch müssen, um uns auf
1-, ^2 b/ b^tzu besinnnen. Es -ist in der letz-
n ^jei viel, fast schon zu viel von amtlicher Und
>eam e er Stelle von dem Neuvenzusammeinhalten
vre-o-g worden. So schlimm, -wie es jene Stel-
belieben, ist es wahrlich noch nicht
A« kW Nowenkraft des deutschen Volkes Mellt.

Neues Scheitern -es Mnsturms

Der deutsche Abendbericht
WDB. Berlin, 27. Sept, abends. (Amtlich.)
Zwischen he« von Arras und Peronne auf
Cambrai führenden Strahen und gegen die
Siegfriedfront westlich von Le Chate--
let haben Angriffe der Engländer und Amerikaner
unter gewaltigem Einsatz von Truppen und
Material begonnen. Der Angriff in Richtung
auf Cambrai gewann Gelände. Zn der Cha m-
pagne sowie zwischen Rrgonnen und Maas
sind erneute schwere Angriffe der Franzosen und
Amerikaner gescheitert.
Der deutsche Tagesbericht
Westlicher Kriegsschauplatz
WTB. Gr. Hauptquartier, 27. Septb-r.
In der Champagne, zwischen den Höhen
westlich der Suippe und der Äisne, sowie
nordwestlich rpn Verdun, zwischen den Argon-
n e n und der Maas, haben Franzosen und
Amerikaner gestern Mit starken Angrif-
fen begonnen.
Der Artilleriekampf dehnte sich über die
Höhen westlich der Suippe, nach Westen bis Reims
über die Maas, nach Oste« bisz« rMosel aus.
Dort erfolgten nur Teilangriffe; sie wurden
nach heftigem Kampf abgewiesen. Bei ihrer
Abwehr östlich der Maas zeichneten sich auch öster-
reichisch-ungarische Truppen aus.
An der Hauptangriffsstelle leitete gewalti-
ges Artilleriefeuer die Infanterie-
schlacht ein. Oestlich der Aisne brach der
Franzose, östlich der Argonnen der Ame-
rikaner unter Einsatz zahlreicher Panzer-
wagen gegen unsere Stellungen vor. Befehlsge-
mätz wichen unsere Vorposten kämpfend auf die
ihnen zugennesenen Verteidigungslinien
aus.

Es hat auch eine gute Eigenschaft: je stärker der
Widerstand und je übler das Widrige .desto mehr
straffen sich die Kräfte und die Lust am Kampf!
Es steht su viel auf dem Spiel, als dah sine Vier-
telstunde s-elWstverjschukdeter Schwäch« unsere Siege
und Erfolge von 50 KriegsmoNaten aufs Spiel
setzen dürfte.
Nimmer vertagen,
Das Unglück tragckr
Nicht lange rechten
Mit feindlichen Mächten:
Auf Gott vertrauen,
Fest um sich hauen,
Ziemet den Deutsche n,-
Ziemet dem Mann? (-)
Erklär»,»gen Hintzes
Zm Hauptausfchuh des Reichstags aab gestern
der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes
v. Hintze folgende Erklärung über dis Lass in
Bulgarien ab:
„Aus den militärischen Nachrichten der letzten
Tagen ist Zhnen bekannt, da-b die Bulgaren
zwischen Ward ar und Cerna in ernste Schwie-
rigkeiten geraten sind. Die Meldungen von der
Front sind von der bulgarischen Negierung des Mi«
nistevvrästdenten Malinaw offenbar »u ungün-
stig ausgelegt wordem Aus den bisher vor-
liegenden unvollständigen Nachrichten läkt sich noch
nickt mit Sicherheit erkennen, ab dis bulaari'che
Regierung tatsächlich, wie sie su behaupten scheint,
im Einverständnis mit der bulgarischen Kssreslei-
tuns. dem bulgarischen Parlament und dem König
gebandelt bat. oder ob sie mehr oder weniger auf
eigene Faust vorgesansen ist. Die Sobranie soll
erst am 30. September zusammentreten. Verschie-
dene Anzeichen lasten dis Möglichkeit offen, datz

Bei Tahure unb Ripont gelang es dem
Gegner, mit seinen bis zum Abend fortgesetzten
Angriffen über unsere vorder« Kampflinie hinaus
bis aus die Höhen nordwestlich von Tahure und bis
Fontaine en Dormois vorzudringen. Hier riegelte«
Reserven den örtlichen Einbruch des Feindes ab.
Mit besonderer Stärke führte er seine Angriffe
gegen unsere Stellungen zwischen Auberive und
südöstlich oo« Somme - Py. Sie brachen vor
unseren Kamvflinien unter schwersten Ver-
lusten für den Feind zusammen. Auch nörd-
lich von Cernay scheiterten die bis zum Abend
mehrfach wiederholten feindlichen Angriffe.
In den Argonnen schlugen wir Teilangriffr
des Gegners ab. Zwischen den Argonnen und der
Maas stieb der Feind über unsere vordere Kampf-
linie hinaus bis Montblainville-Mont-
fo « cou vor. Hier brachten ihn unsere Reserven
zum Stehen. Der Feind konnte somit an einzelnen
Stellen unsere Infanterie- und vordere Artillerie-
linie erreichen.
Der mit weitgesteckten Zielen unternom-
mene grobe französisch - amerikanische Durch-
bruchsversuch ist em ersten Schlachttag an der
Zähigkeit unserer Truppen gescheitert. Neue
Kämpfe stehen bevor. - '
Der Erste Eeneralquartiermeister:
Ludendorsf
Richt sorgen und quälen,
d t^icht die Leinde zählen-
Tu entschlossen still,
Was die Stunde will!
z er chne die Neunte!

Herr Malinow von der weiteren Entwicklung der
Dings desavouiert werden könne.
Zm ganzen Land macht sich eine starke Strö-
mung gegen dein Schritt des MinilterpräMen-
ten Ma-linow bemerkbar. Wicht« Parteien
des Parlaments und einflußreiche Kreise im Volke
wollen von dem SonderwaffenstillstanÄ und der
Frieidensbitte nich t s wissen. Em« Gegenaktion
der Lundestreuen Elemente scheint LsoorzusstcHen.
Auf die ersten beiunruhisendn Nachrichten von der
mazedonUchen Front bat die deutsche Oberste Hee-
resleituima sofort aus den verfügbaren Reserven
starke Kräfte zur Unterstützung des
Bundesgenossen nach Bulgarien geworfen-.
Zum Teil sind dich« Verstärkungen bereits einse-
trofs-sn. sum Teil werden sie in den nächsten Tagen
zur Stelle sein. Auch die ö ste r r. - u ngar isch«
Heeresleitung bat sehr namhafte Kräfte in
Marsch gesetzt. Die deutschen und österr.-ungarifchsn
Verbände würden nach dem Urteil hier militärischen
Sachverständigen durchaus genügen, um die
militärische Lase wieder herzustel-
len. Trotz mancher hoffnungsvoller Momente ist
die Lage aber heute noch zweifellos als er n st zu
bezeichnen,. Schon in wenigen Tagen wird man
indessen klarer sehen. Ein Anlab. das Svi-el IBur-
saviens beute sckon verloren zu geben, liegt weder
für ums noch für Bulgarien vor. Dis palitMe
Leitung, wird selbstverständlich den HauotauÄchuu
des Reichstags über die weitere Entwicklung sorg-
fältia unterrichtet halten...
Eine Festigung der Lage
Ein Berliner Telegramm der Kölnischen Zeitung
meldet: Die Festigung der militärischen
und politischen Lage Bulgariens macht Fort-
schritte. Der bulgarische General Todorow
handelt in Uebereinstimmuns mit der Obersten
Heeresleitung der Verbündeten, von der er
Weisungen erbat.

Die Forderungen der Vtund-
Von Geheimrat Prof. Dr. Rieber. M. d. R.*j
Die Lage ist ernst, jeder Besä>önigungs-ver>
such wäre unverantwortlich. Sie ist ernst nicht
etwa weil wir nach mihlumgener Offensive uns
auf eine frühere Verteidigungslinie haben zurück^
ziehen müssen, sondern weil die -Feinds, trotz weit-
gehendstem Entgegenkommen des österr.-unanrUchen
Friedensangebots, sogar jede Aussprache rundweg
ab gelohnt babem. .Gewalt. Gewalt bis zum Neuster-«
st-en!". .-Krieg bis zu völliger Vernichtung Deutsch-
lands!". -so rufen die Entente-Führer, die das klein«
neutrale Griechenland erdrosselten oder ruhig er-
drosseln lieben, während sie für Belgien, das längst
vor dem Kriege seine Neutralität ab-aeschworen
Latte, blutige Tränen weinten öder zu weinen vor-
gaben. Sie. diese Kämpfer Air Recht. Kultur and
Zivilisation schwören den Krieg fortruiübrsu. bis.
Deutschland sich auf Gnade und Un-snade ergeben
Labe, was gleichbedeutend wäre mit seiner Zer.
stückelung, seiner militärischen, wirtschaftlichen Und.
finanziellen Entmündigung nach dem Vorgang Fr-
lands. Indiens. Aegyptens und GriechMainds.
gleichbedeutend mit der Wegnahme der alten
Reichslande Clsab-Lotbringen. mit dem endgülti-
gen Verluste aller deutschen Kolonien und der völ-
liseiu Verarmung Deutschlands und seiner Be-
wohner.
Angesichts dieser durch Hab und Neid bervorge-
rusenen Haltung -unserer Feinde kann und darf es
heute für uns alle nur einen ENiicklub und nur
einen Ruf geben: „Auf die Wälle zur Rettung de»
Vaterlandes!", das nun in der Tat den Ent«
icke idun gska mp f für se-iw Leben Und! M
feine Zukunft assen immer neue Feinde zu kämp-
fen Kat. auf die Mälle für Frauen und Kinder,
für Haus und Herd!
Wirr kapitulieren will, wie es der.Feind ver-
langt. kämpft nicht mit ums. sondern gegen uns,
"«Kliert nickt nur die Nerven, sondern verrät auch
unsere Zukunft. Wir aber wollen bis zum letzten
Atemzuge unsere Pflicht tun und diese ist: zus-a-m--
memustehen. allen Hab und Neid, alle Vorurteils
und alle Verstimmungen weit hinter uns zu lasten,
um die Front unserer draußen stehenden Brüder zu
stärken, damit am Sturmesbra-usen des wieder-sr--
wachendow furor teutonicus die Uebermacht de«
Feinde zerschelle. Aber auch nach anderer Richtung
tue ein Jeder seine Pflicht: wir müssen Alle mit
aller Macht der sehr bedauerlichen, aber leider in
hohem Maste vorhandenen Verstimmung und
Verzagtheit eniaeaentreten. die unter dem
Einfluß unseres Rückzuges im Westen und des zu-
fälligen. aber.unerfreulicherweiie unmittelbar
nachher gemachten üsterr.-unaar. Friedensange-
bots weite Kreis-e der Nation ergriffen Kat.
Dieser Kleinmut Und dies« Verzagtheit -steht zu-
nächst in -bedauerlichem Gegensatz zum Verhalten
unserer Feinde, welche ihre Stimmungen, ihrs
Hoffnungen und ihre Ziele unverändert fest-
hielten!, obwohl sie 4 Jahre lang fall beständig
unerhörte Mißerfolge und Rückzüge su verzeichnen
batten: obwohl -sie einen Verbündeten nach dem
anderen.. Belgien. Serbien. Montenegro. Rumä-
nien. Rußland und einen großen Teil Nordfrank-
reicks niedergeworfen und niederaebrocken faden:
obwohl die Saloniki- und die Dardan ollen--Trpedi-
tion mißglückte, obwohl sie schwere Niederlagen zu»
See erlitten und der U-Bootkrieg immer bedroh
licker an den Wurzeln englischer Meeres- und Hain--
delsberrschafi nagt. Sie haben fast jede CchNmaDe
in eine Fanfare verwandelt, jede Niederlage in-
einen Sieg umm-elogen und so wieder einmal der
Welt gezeigt, daß nur der verloren ist. der sich selbst
aukaibt.
Und wir? Warum, so fragt man sick befremdet,
warum in aller Welt ist diese plötzliche BerzagtheU
gerade bei uns zutage getreten? Bel uns
die wir bisher stets das ..Himmcilhoch jauchzend,
zum Tode betrübt" nur als Parole für Verliebte,
aber nicht als Feldgesckr-ei für Kämpfer Laben gel-
ten lassen Diese Frage muß gelöst werden, weil
nur dann die Beseitigung des Kleinmuts
möglich ist.
Zunächst Hebt es außer Zweifel, daß eine so hoch-
gradige Verstimmung, wie sie tatsächlich vorliegt.

*) Die obigen Ausführungen sind der Begrlt-
bungLstnsvvachr unseres Reichstags-abaeordnerea
entnommen, die er. wie berichtet, bei der am ver-
gangenen Dienstag in Berlin siattgesundenen
Kundgebung von 94 wirtschaftlichen Verbänden
hielt-
 
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