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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger Zeitung

Samstag, den 28. September 1918

Fernsprecher Nr. 82 und 183

Nr. 227

tzarnickt möglich gewesen wäre, wenn wir nicht in
dier Kriegs j-abren durch eins fast ununterbrochene
Kette von Erfolgen im höchsten Mabe verwöhnt
gewesen wären. Dann aber steht für ieden Ken-
ner unserer Volksseele folgendes fest: Unser Volk
war vor allem deshalb durch den einmaligen Mrß-
erfolg so besonders betroffen, weil ihm die Geniali-
tät unserer unvergleichlichen Führer den Erfolg
unserer lebten groben Offensive zu verbürgen schien,
jo da« das zum erstenmal. trotz solcher Führung,
eingetretene MMlingen auf dieses Volk wie ein
Erdbeben wirkte, bei dem der Boden unter den
Kühen m wanken besinnt. So hat aus diesem fast
kindlich naiven Gefühl heraus unser Volk, was
tbm wenig zum Ruhme gereicht schon bei der ersten
wirklichen Probe auf die Beständigkeit seines Ver-
trauens zu unseren groben Führern versagt, wie ich
suverstcktlick hoffe, nur vorübergehend.
Unser Recht aber und unsere Pflicht ist es,
vor der breitesten Oeffentlichköit festzustellen, daß
hu der eingetretenen schweren Mißstimmung
unsere militärische und unsere wi r t-s cha fft-
1 iche Lage auch nicht entfernt einen aus-
reichenden Mal a tz biete t.
Wir haben uns. was die militärische Lage
betrifft, nach vielverssvrechendem Siesesanlauf-. der
den Feinden ungemein teuer zu stehen kam. auf
eins alte überaus starke Verteidigungslinie zurück-
gezogen. die wir halten müssen und. trotz aller
Usberlesenheit der Feinde an Zahl und Angriffs-
Mitteln. dank unseren todesmutigen Truppen und
Ahrer Führung auch halten werden.' Im übrigen
aber bat sich n i cht s geändert. Nickis vor allem
an der bestückenden und befreienden Tatsache, daß
wir den Feind von unserem eigenen B-oLen haben
fernhalten können und daß die furchtbaren Ver-
wüstungen des Krieges sich auf fremdem Boden ad-
spielen: nichts davan. daß wir feindliches Gebiet in
einem etwa das Doppelte des Reichsgebiets errei-
chenden Umfange in Händen haben: nichts daran,
.daß der unbeschränkte U-Bootkrieg. wenn cunch
langsamer, als wir angenommen hatten, mit ele-
mentarer Gewalt die Feinde zu stets wachstlüden
^Einschränkungen in der Ernährung, in der Kohl-en-
-versowgung und im Handel zwingt Md insbesondere
der .dauernden und sickeren Verpflegung der nach
Europa gelangenden amerikanischen Truppen itn-
mer größer werdende Schwierigkeiten bereitet.
Auch an unserer wirtschaftlichen und fi-
nanziellen Kraft bat sich nichts geändert. Das

General- rmö Mmiralstabsberichte

Der Wiener Tagesbericht
Wie«, 27. Sept. Amtlich wird verlautbart:
An der Tiroler und veiretianische« Front
Artilleriekämpfe «nd Patrouillengefechte.
Auf dem westlichen Kriegsschauplatz
nahmen öfterr.-unsarische Truppen an den Kämpfen
östlich der Maas rühmenswerten Anteil.
Der Chef des Generaljtabs.
Der türkische Bericht
Konstantinopel, 26. Sept. Palästinafront.
Gegen unsere neuen Stellungen ist der Engländer
über Nablus und im Jordantal im Anmarsch. An
der übrigen Front Ruhe.
Konstantinopel, 27. Sept. Palästinafront:
Neus Angriffe der Engländer gegen, unsere neuen
Stellungen sind bisher nicht erfolgt. Gegen
unseren rechten Flügel vorfühlends Kavallerie und
Panzerautös wurden abgewiese n
In P a l ä st i n a gebt die geschlagene ffürkische 8.
Armee nach schweren Verlusten weiter zurück, der
sich auch die 7. türkische Armee anssckließen mußte.
Die türkMsn Streitkräfte, die östlich des Jor-
dan standen, sind dagegen vollkommen in-
takt. mußten iodock. da sie schwer unter den Auf-
ständen feindseliger Stämme zu leiden batten, zu-
rückgenommen werden. Wenn auch die Verluste der
Türken an Menschen sowohl wie an Material be-
trächtlich sind. Hofft man doch, daß die getroffenen
Maßnahmen ausreicken werden den Feindsüb-
lich v o n Damaskus aufzubalten.
Der siegesgewisse Foch
Der Pariser Vertreter der Basler Nachrichten
hatte eine Unterredung mit Marschall Fach,
in deren Verlauf sich der alliierte Generalissimus
äußerte: ,, Wir stehen noch nicht am Rhein,
aber wir werden dahin kommen, wenn
wir uns genügend Zeit lassen werden". Und wenn
ihm Hindenburg und Ludsndorff dies gestatten.

Der U-Bootskrieg
13 000 Tonnen
WTB. Berlin, 27. Sept. (Amtlich.) Im
Sperrgebiet des Mittelmeeres vernichteten
unsere U-Boote drei Dampfer und mehrere Segler
von zusammen etwa IS WO BRT-, darunter einen
Passagier dumpfer von etwa 7800 BRT.
Der Chef des Ndmiralstabs der Marine.
Amsterdam, 27. Sept. Einem hiesigen Watte zu-
folge ist der frühere niederländische Dampfer T a s-
man (5022 BRT.), der zwischen Liverpool und
BritHch-Jndien fuhr, wie der Kapitän des Hospi-
talschiffss „Sindoro" mitteilt, ungefähr 200 Meilen
vcm Brest torpediert worden. Von den 250 Passe
gieren sind viele umgekommen.
Notiz des WTB: Das Schiff bildet einen Teil
des am 18. März dieses Jahres von der Entente
beschlagnahmten Holland. Schiffs-
raumes von 529 000 BRT. Es ist Len Hollän-
dern im Hafen Brisbane (Australien) von Den
Engländern weggenommen worden. Auch die Tat-
sache. daß -das Schiff von Liverpool nach B-ritffck-
JndiM unterwegs war. zeigt, daß es sich um ern
ausschließlich im Interesse der Entente nicht mehr
in hoWndischen Diensten stehendes Sckiff handelt.
Ein neuer Vertreter Capelles
Berlin, 27. September. In der Stellver-
tretung des erkrankten Staatssekretärs
des Reichsmarineamtes v. Capelle ist eine
Aenderung eingetreten. Anstelle des zuweit
mit der Vertretung des Staatssekretärs v. Capelle
beauftragten Vizeadmirals v. Behnke tritt dec
bisherige Ehsf des Ü-Boo-twefens, Ritter von
Man n, E d l e r v. T i ch l er. Vizeadmiral Behnke
ist zur Verfügung des Chefs der Hochseeflotte ge-
stellt worden.

ZeichMngsergsbnis der neunten Kriegsan-
leihe wird davon ein glänzendes Zeugnis äb-
kesen. -
: Uiffsre ErnÄürungsverbältniffö und
unsere Koblenverssoraung geben «war zu
«roßen Entbehrungen, die insbesondere die mittle-
ren und uuteven Schickten der Bevölkerung schwer
empfinden aber nicht zu der BefUrcktuug Anlaß,
baß der Aushungerungskrieg unserer Feinde von
Erfolg sein könnte.
, Demgegenüber müssen unsere Feinde sehen, wie
ihre starke Verschuldung sie alle einschließlich Eng-
lands. im Gegensatz zu uns. die wir unsere Anlei-
hen im wesentlichen nur im Inland ausgenommen
haben, in eine immer drückendere Abhängigkeit
vom Auslands, insbesondere von den Vereinigten
Staaten, bringt: wie der Schiffsraum Englands,
und damit seine Hoffnung sich mindert, i m Kriege
und nach dem Kriege fein ..Geschäft wie gewöhn-
lich" betreiben zu können: wie das aus tausend
Munden blutende, entvölkerte Frankreich, dessen
Industrie zu etwa 10 Prozent in unseren Händen
.ist, 20—30 Milliarden Francs an russischen Papie-
ren und Guthaben, vorläufig ahne jede Hoffnung
auf Ersatz, verloren Kat: wie empfindlich die Koh-
lennot bei manchen Ententestaaten, insbesondere
bei Italien und Frankreich und sogar auch Lei
England, geworden ist. und wie bedenklich bei man-
chen Entente-Staaten die ErnWrungsvsvhältnisse
und die Wusfubrsiffern sich gestaltet Laben, wie die
Wevsimiaten Staaten dm Begriffs stehen. England
aus seiner beherrschenden Stellung im Schiffsbau
und Uebsüssehandel zu verdrängen und Englands
Handelsflotte in die zweite Stelle zu drücken, wäh-
rend Japan im Laufe des Krieges aus einem
Schuldner- zu einem Gläubigerstaat geworden isst
und dem verbündeten England ein Jnteressengs-
biet nachdem anderen entreißt.
Mir haben somit keinen Anlaß zu Irgend welcher

Verzagtheit, aber allen Anlaß, allen gewerbs- öder
gewohnheitsmäßigen Flaumachern, allen unverant-
wortlichen Zweiflern an der Zukunft des Vater-
landes. allen Kleinmütigen und Verzagten auf Das
entschiedenste und auf Schritt und Tritt entüe -
aensutreten.
Gewiß, wir denken nickt daran, alles ruhig hin»
zunsbmen. was man uns vielfach unter völliger
Verkennung der Forderung des Tages von Staats
wesen auserlegt Lat und wir denken weniger denn
ie daran, das Verlangen aufzugsbsn, daß man uns
weniger verwalten und volkstüm-
licher und einheitlicher regieren sollte.
Wir Müssen und weiden daher auf das schärfste Len
hurea ukr atiscken Mißgriffen u. UeLsr-
ariffsn entaeaentreten. welche dis zwangsläufige
Kriegswirtschaft leider in Fülle zutage gefördert
Hat. Wir Müllen und weiden entseaentretsn Der
Uebersschwemmung mit oft praktisch undurchsührLa-
ren/.Verordnungen, dem hä-rssigen Durcheinander
und Gegeneinander der sich kaninckenhaff vermeh-
renden KriegsorgaNikationen. welche die ganzen
Grundlagen unldesseres bisherigen Wirtsckaffslebens
oft Äuvck P r i v a t m o n o p o l e verschoben und
zersetzt haben. Wir müssen und werden uns ener-
gisch wenden gegen die immer noch steigende Flut
von Verfügungen und Strafbestimmumaen. die oft
ohne Anhörung der Beteiligten, die im günstigsten
Fall von den Behörden selbst nach ihrem Ermessen
ausgesucht werden, auch von solchen amtlichen Stel-
len erlassen werden, die eben eist auf Wunsch
dieser Beteiligten, gerade zum besseren! Schutz ihrer
berechtigten Interessen ms Leben gerufen waren.
Und wir werden endlich uns des Privateigen-
tums gegen widerrechtliche Schädigungen und Be-
drohungen nach russischem Vorbild ebenso anneh-
men. wie der freien Wirtschaft gegenüber
unberechtigten staatssozialistischen Eingriffen.
Alles dies aber tun und vertreten wir nur, weil

Kopf hoch!
Kopf Hochs Komme was da mag!
Spotten auch di« Feinde!
Bald kommt Deutschlands Friedenstag I
Kowk hock l Zeichnet „Neunte I
Franz Grosholz.

St. Michael und das Engelsest
(Zum 29. September).
Die Legende berichtet vom St. Michael, dem
Erzengel, der den Eatan besiegte, als der Böie
den geheiligten Körper Mosis seiner Grabstätte
entführen wollte, viel Wunderbares. Schon seffn
Sieg über den Teufel machte ihn zum Schutzengel
des jüdischen Volkes, das ihm nach seinen Gesetzen
hohe Verehrung zollte. Von den Christen wurde
er wesen seiner Tapferkeit schon frühzeitig Mick
Schutzpatron des Militärs erhoben, so namentlich
in Rom, wo er als „himmlischer Arzt" galt, wes-
halb auch besonders die verwundeten Krieger in
seinen Schutz gestellt wurden. Eins anders Sage
erzählt, daß Michael aus einem Felsen eins sehr
heilkräftige Quelle Habs entspringen lassen, die
vielen Kranken Genesung brachte. Eines Tages
kamen jedoch die Heiden, Um den Felsen zu zer-
stören, und die Quelle war schon in hoher Ge-
fahr, als Michael den Felsen selbst sprengte und
dafür an anderer Stelle eine ebenso Heilkräftige
Quelle fließen ließ.
Als Arzt scheint man Michael auch in Konstan-
tinopel betrachtet zu halbem, da ihm Kaiser Kon-
stantin eine Kirche erbaut haben soll, in Der viele
Kranke Heilung . fanden. Die ersten Christen
Aegyptens machten Michael sogar- Miit Schutz-
heiligen des Nils. In der Normandie gilt

als „Kirchweihfest des heiligen Michael" gefeiert,
führt es jetzt jedoch nur mehr den Namen Engel-
oder Schutzengelfest. Auf dem Lande wird es
' äufig als eine Art Erntedankfest gefeiert.
Auch in Deutschland hat M. Michael leine in-
tMssa-nte Vm'gchchichLe, denn ein deutscher s?or-
scher hat seinerzeit ziemlich einwandfrei nachgewio-
sen, daß der Heilige hier einfach der Nachfol-
ger Wotans, des Kampfgottes und „wilden
Jägers" geworden ist. Nach einer neueren
Forschung soll sogar der Nams -Samisl des Lösen
Jägermeisters in der deutschen Volkssage nicht aus
Sammckel entstanden sein, sondern «ine sprachli-
che Verstümmelung aus dein wilden Jäger Wotan
nachfolgenden St. Michael darstellen. Daß dis
Verehrung des Heiligen ursprünglich einer ande-
ren Person zugekommsn sein muß, und somit viel
älter ist. als die Periode der christlichen Zeitrech-
nung, beweisen uns auch die vielen uralten
^Sprichwörter, die sich an St. Michael knüpfen,
ohne aber in irgosnd einer Beziehung zu seiiner
eigentlichen Wirksamkeit als KäMvser und Arzt
zu stehen. So gilt St. Michael als der Tag, an
dem dis Wintersaat gestreut werden muß. weil dis
Erde an diesem Tag besonders gesegnet ist. und
ebenso kauft man sein Sieh am vorteilhaftesten
am Mchaelstag. St. Michael segnet ferner die
Hand, die an seinem Gedenktag erntet. Buch das
Aussehen der Kartoffsspflanzen — in Oesterreich
wird der gleiche AberglMbs stuf die Eichensal-
len bezogen — besitzt am Mickaelstag «in« be-
sondere Bedeutung, weshalb der Bauer sie genau
betrachten muß. Sind sie nämlich von Spinnen
besetzt, folgt ein Jahr voller Unglück, während
Fliegen und Fliegenmaden auf den Blättern Gu-
tes bedeuten. Findet sich überhaupt keine Spur
van Ungeziefer auf den Pflanzen, so wird der
Tod in des Pauern ffa-uses Einzug halten. Wenn
die Vögel um St. Michael schon fortsszoseu sind,
kann man auf einen strengen Winter rechnen. Re-

Ct. Michael übrigens heute noch als Beschützer der
Seeleute. Die große Verehrung, die dem Erz-
engel fast allgemein entgegensebr-acht wurde,
war denn auch di« Veranlassung Laß di« Kirche
ihm zu Ehren ein Fest einsetzte, das in ltzeutsch-
land zum -ersten Male von den Reichsständen zu
Mainz im Jahre 813 erwähnt wird. Ursprünglich

gen am Michaelstag bedeutet sine lange Regen-
zeit und zugleich einen milden Minter, denn wenn
der Erzengel „seine Flügel Ludst", dauert der
Regen bis zu Weihnachten. In Mailand, läßt
eins poetische Wetterregel Mr Tage St. Michael
die „Hitze MM Himmel steigen" lodast es von nun
an nur mehr kühl !etn kann.

wir überzeugt sind, daß wir Mrads damit auch in
unseren Kreisen das jetzt so besonders wichtige na-
tionale Interesse des Aushaltens und Durchhaltens
fördern, daß wir damit am bsstsn jeden Kleinmut
und jede Verbitterung verhindern und an ihre
Stells!setzen den unzerstörbaren Glauben an die
Wiedererringung einer glänzenden Zukunft unseres
geliebte« Vaterlandes!

Verweigerte Geleitsscheine
Amsterdam, 26. Sept. Ein holländisches Blatt
meldet, daß die holländische Regierung gegenwär-
tig keine Ausftchrerlaubnis für Skandinavien
mehr erteilt Hai, weil die Deutschen keine Geleit-
scheine mehr bewilligen. Die Ursache dafür soll
den; Blatte zufolge, in dchn Umstand zu suchen
sein, daß einem holländischen Schiffe die BeiwiM
gmng Mx Ausfahrt nach England erteilt wurde.
Wie WTB. an zuständiger Stelle erfährt, ist
die Geleitschsinbswilligung aus dem Grunde ver-
weigert worden, weil aüs deutschem Stahl ge-
baute Schiffe nach England gefahren sind.
Zurückziehung des Dekrets über
den Massenterror
Moskau. 28. Sept. Die Zeitung ..Mir" meldet
die Z u rückziebung des Dekrets über den Mas-
senterror. Im Zentralkomitee sei die Frage Les
Terrors erörtert worden, wobei Lenin den dringen,
den Wunsch ausgesprochen habe. Meder zu den su-
tmi Methoden der Revolution zurückzukekren. Die
Mehrheit Labe sich ihm anaeschlossen.

* Das neue japanische Ministerium. Wie die
Times aus Tokio meldet, wurde Mar.uis
Sonjonyi aufgsfordert, ein Kabinett zu bil-
den.
Heidelberger Kunstverem
Goya Ausstellung
29. September — 30. Oktober 1918.
Der Spanier Goya (f 1828) teilt mit seinem
großen Ahnen Velazquez dis Eigenschaft unver-
wüstlicher Ursprünglichkeit. So wenig diesem dis
Ueberlieferung der italienischen Renaissance. Lat
einen Goya die Kunst, dis seine Jugend umgab.
Tiepolo und Ravbasl Mengs, die in Madrid zeit-
weise gewirkt Laben, irgend etwas -anbaLen kön-
nen. Er ist ein Einsamer, und seins Einsamkeit ist
wie -bei Beethoven durch Taubheit gefördert -wor-
den. Goyas berühmte Bildnisse der span, schon Kö-
niassamilis lassW den letzten Rest Lösffeckr Gebun-
denheit vermissen. Sein Freiestes und Höchstes ist
aber seine Sckwarzwsitzkunst die zu umfangreichen
Bildevkreisen zussammengefabt ist. den sogen. Ein-
sällen. den Leiden des Krieges (Spanien gegen Na-
poleon). deck' Sprichwörtern. Unsere Ausstellung
bietet Einselblättsr. deren Gewalt durch Worte
nichts biMUgegeben werden kann, dis ..Sprichwör-
ter" und eine erkleckliche Zahl von Stücken aus der
Folge der Stierkämpfs.
Um dem Eindruck Goyas noch mehr Relief zu
geben, sind Proben der Kunst eines Lebenden und
eines alten Meisters im Men und letzten Raum
hinzugefüst worden. Der eins isst Ku-Lin. der
andere Vetsv Brueghel (1' 1569), Lessen svät-
mittelalterlicke Ausdruckskraft ein Unerhörtes, und
Aeußerstes Listet.
Manchem- Besucher Les Kunstvereins wird -ausge-
fallen sein — aber Mr hoffen, nicht allzu unange-
nehm daß die Ausstellungen seit längerem, die
Graphik bevorzugen. Dies bat seins Ursache im den
Verhältnissen, die nicht in unserer Macht liegen.
Dis Transports voiu BilderWen -unterliegen zur
Zeit UnvünktliMetten und SchM-sri-Miten. dis je-
den vorbestimmtsn Termines spotten/ Loch freuen
wir, uns versprechen zu können, daß der Norember
eine Gemäldeausstellung von Herrn Prof. Kali-
nin raen bringen wird, dessen Kunst aus der Zeit
der Karlsruher Nachbarschaft, des- MEers- mmr-
Lern vertraut geblieben sein wird.- Nack längerer
Tätigkeit an der Berliner Kgl. Madsmie der Künste
bat M Prof. Kallmorgen imLeidslL « rs nis-

Bulgariens Schritt
Bulgarischer Bericht
Sofia, 27. Sept. Westlich des Wardar sind UM
fers Einheiten im Marsche nach Norden auf ihre
neuen Stellungen. Der Feind verstärkte feinem
Druck gegen I st i p. Auf der übrigen Front ört-
liche Kämpfe ohne besondere Bedeutung
Die amtliche bulgarische Meldung
Sofia, 26. Sept. (Amtlich.) In Erwägung des
Zusammentreffens der jüngst eingetretenen Um-
stände und nachdem die Lags gemeinsam mit den
su-ständign Stellen erörtert worden ist» Hat die
bulgarische Regierung in dem-Wunsch,
dem Blutvergießen ein Ende zu setzen, den Gene-
ralissimus des Feldheeres ermächtigt, dem
r Oberbefehlshaber der Ententebeere in Saloniki die
Einstellung der Feindseligkeiten vor-
zuschlagen, um Verhandlungen mit dem- Ziele des
Abschlusses eines Waffenstillstandes und
Friedens einzuleiten. Dve Mitglieder der bul-
garischen Abordnung sind gestern abend abgereist,
uni sich mit den Bevollmächtigten der kriegführen-
den Ententestaaten in Verbindung zu setze«
» » «
Notiz des WTB.: Die Nachricht von der Ab-
reise der Delegation für den Waffenstillstand cr
weist sich nach neueren Nachrichten als unrichtig.
Sofia, 26. Sept. Die Parteien des. Regreß
rungsblocks veröffentlichen folgende Note: In
Uebereinstimmung mit den Parteien des Blockes
hat dis Regierung gestern, am 25. Sc-pt., nach-
mittags 5 Uhr, dem Gegner ein amtliches
Waffenftillstandsangebot gemacht. Dis
Parteien des Blockes richten an Heer und Bevölke-
rung die Mahnung, die militärische und öffentliche
Diszivlin zu wahren, die so nötig ist für
dis glückliche Durchführung unserer Absichten tn
Liesen Zeiten, die für das soeben eingeleitete Frie-
denswerk entscheidend sind. Die Nationalve r-
sam-mlun g ist auf Len 30. September ernberufen.
Der Grund für das Versagen
erheblicher Teile des bulgarischen Heeres erblickt
man in den inneren Parteikämpfen, dr«
seit langer Zeit in Bulgarien andauern. Einzelne
bulgarische Divisionen waren völlig desorgani-
siert und den an.sie gestellten militärischen An-
forderungen nicht gewachsen.
Ein neutrales Urteil
Bei Besprechung des bulgarischen Waffenstill- -
standsangsbots findet der Verner „Bund" es sohr
unwahrscheinlich, daß Malinow kick zu einem
Schritt von Mcher Tragweite entschlossen habe,
ohne die Gewähr einer starken Rücken-
deckung. Ob er eine solche bei den jetzt re-
gierenden Kreisen zu finden glaubte, die -er vor dis
vollendet« Tatsache gestellt habe, oder bei der gro-
ßen Masse des Volkes, die nicht nur rn Bulgarien
sondern überall nichts so sehr herbeisehns wre das
Ende des Mordens, bleibe dahingestellt. Wr dis
eingsweihten Kreis«, komme das Angebot ia nicht
überraschend. Trotz der verschiedenen offiziellen
Dementis sei es ein ziemlich offenes Geheimnis,
daß ein ehemaliger bulgarischer Minister schon
feit geraumer ZM in enger Fühlung mit den
Alliierten stehe. Lr genieße unter den Alliierten
besonders in Paris und London, große Sympa<
ihren die sich auf alte Traditionen stützen.

* Zwei unserer bedeutendste« Fliegeroffiziers
Freiherr v. Richt hoffen, -Leutn. im Drag-
Regt. 4, und Udet, Leutnant d. R. der Flieger-
Truppe (2. München) wurden zu Oberleut-
nants befördert. _

der«el-assfen. und io dürfen wir Loffsnl dal
diese seine erste Ausstellung Lier nickt die letzte sem
wird. Prof. Carl Neumann.
Kunst und Wissenschaft
* Hochschulnachrichten. Der derzeitige Rekto»
der Gießener Universität, Geh. Hofrat Pros.
Dr. Paul Eisevius, Direktor des landwirt-
schaftlichen Instituts, beseht am 28. dieses Mo-
nats den 60. Geburtstag. — Zum Oktober
1918 treten im Lehrkörper >de,r Dkrm starrer
Technischen Hochschule folgende Veränderungen
ein: Der ordentl. Honorarprofessor -für hö-hero
Mathemati-k. Geh. Hofrat Dr- Friedrich Graefs
tritt nach einer 37jährigen Tätigkeit an dieser
Hochschule in den Ruhestand. Der Privatdozent-
für geometrische Optik Prof. Dr. Ferd. Meise!
hat di« ihm erteilte venia legendi niedersslest
Dr. Jng. Waldemar Petersen, seither ordent«'
lichsr Honorarprofessor, wurde Mm ordentli-chM
Professor der Elektrotechnik ernannt. Schließlich
wurde L-sm Oberlehrer Dr. Jng. Hans Nitzsch §
in Frankfurt a. M. die venia legendi für Wissen-
schaft und Technik der hydraulischen Bindemittel
erteilt.
Theater und Musik
* Dis Mannheimer musikalischen Akademien fin-
den Liessen Winter unter Leitung von HoK-avell-
meister WM. -Fu rtwängler w-i-eL-sr achtmal
statt, für die folgende Hervorragenden Soli steil
gewonnen wurden: Eva Bernstein (ViolinÄ)-
Frieda Kwasst-Hod-avv (Klavier). Ilona K. Durig-a
(Gesang I. Ludwig Wüllnvr. Hugo Mrki-gt (Dio«
line). Karl Müller (Cello). Karl Ft-e-ck sMo-lime),.
Paul E-Emmer (Cello). An Ne-üh eilens
bringt das Orchesters Variationen über ein T-beeM
von Beethoven von Max Reger. Weder mit Os«
ckester von Sckoeck. Symphonische Werfe von R-est«b
Sckreker und Georg Schumann. A-ußsrdcm ge'aw
gen u. a. Sy m pkon i en von Mozart. Brücker.
TsckaÄswski. Brahms -und Rob. Schumann
Hör. Von Beethoven kommen die 6. (Pastorale!
und 9. Symphonie zur Aufführung. Das" So l o
quartett haben Els« Tuschkcm, Johanna LwM
Max Livmann und WM. Fanten übernommen.
 
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