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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.55371#0391

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* Heidelberger Zeitung -riq-im an r°dem W-q-mag miuag, ir Uhr. Tr-t>iL-!ü«k-.n sind da»
swjig «mimq» verdündlgmigsbla« de» Bezirks Heidelberg, dl« Seld-N>-rs« F-».Ili«nb!S«-r,
aatzerdem amMch-r »ohnungsauzelger, Di« H-ldelberger Zeitung kann durch alle Postansial!«,
durch di« Agenturen aus dem Lande, di« Trägerinnen und bei der SeschLstsstell« selbst — KaripPr. !S—
MsnaMch und vierteilLhrttch bestem werd«.
Hauptschriftletter: Kurt Fischer in tzeidelber,
Druck u.0«rlag: TheodorBerkenbusch—retdelberger verla„«»U«Itund»rmkeret,Heidelberg.
HejdelbergerZckung
(Unabhängige Tageszeitung)
- Verkündigm^sblal^LLtz angrönzend^N von Bayern, HesseK vvd DArtlMher^
_Nr. 221 Samstag, den 21. September 1918 60. Jahrgang

Bezugs- und Anzeigenpreis. Die „Heidelberger J-itung» »ostet bei jeder Poftonstolt
monatlich INS M., »lerteljShrlich g.ss M. ourschliehlich gustelgebühr, durch di« Agenturen »der
di- Trägerinnen frei H«nr m.n.tlich l.li M. - Di« sech,,e,>»ll«n« Peticheii« »der deren Raum
»»stet so Pfg.; im Rekiameteil bi« -«er,eir»l!e«- PeMzeil« I.-, mit Platz.-rschrist IL» M.
Bei Wi«d-rb»iung-n Noch!«» nech Tarif. Erfillun,»«rt ist Heidelberg. Einzel»ekbauf l» Pf«.
Druck u. Dar lag: Theodor Berkenbusch-Heidelberger »erlageanft-U n. Druckerei Heidelberg.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. SO47. Fernsprecher: Redaktion ISS, L-schäft,stelle SS
.»"-»"» , .-. - 1! u

Die ersten Mtworten auf Surians Note

Drei Antworten
vor und sie sind genau so ausgefallen, wi«
an erwartet bat. Deswegen erübrigt es kick kie
ausführlich ru kommentieren: es ist in der An-
^sgenlett der Burianscken Note bereits soviel ae-
wvrden. daß jetzt nur noch narb Eingang -al-
" Antworten der Schlußstrich zu ziehsn ist.
tbinmt die deutsche Regierung getreu ihrer
Dezember 1916 stets gezeigten Bereitwilligkeit,
einem ehrenvollen Frieden zu gl-angen, der Nore
urrans zu, so lehnt Lansing im Auftrag Wil-
Ms die Wiener Vorschläge glatt ab. Besonders
^letzend in der Form ist das Vorgehen der fran-
* sischen Regierung, die sich nicht einmal
?^^er ansMrlichen Antwort aufrafft, sondern
ich darauf beschränkt, eine Zeitungsnummer einzu-
Ichicken, ein Verhalten, das den! nötigen Mckschds
uf die durch den Siegestaumel umnebelten Sinn«
französischem Staatslenker zulätzt.
Aus allem ergibt sich also nur das eine: den Helm
fester setzen, die -Künnkett« cmmehen und weiter-
em v f sn, bis der Friedenswille der Völker den
AKdeHand der Regierungen überwunden hat!
Deutschlands Antwort
Berlin. 20. Ssvt. Die beute durch de«
anerlrchen Botschafter in Wien überreichte
.rutsche Antwort auf die Friedentznote der
oller reich isch-u n ga v ifchen Regier un a bat fol gen--
Wortlaut:
Die Aufforhttung der l. «. k. Regierung an alle
feMhrende» Staaten zu einer vertraulichen und
."verbindlichen Aussprache in einem neutrale«
«nde Uber die Grundprinzipien Les Friedens,
Mufses entspricht dem Geiste der FriedensSe-
'vltschaft und Versöhnlichkeit, den die
erantwortlichen Staatsmänner des Vierbundes
«>°d die berufenen Vertreter der verbündeten Böl-
'rr immer wieder bekundet haben.
Die Ausnahme, die früher ähnliche Schritte
unsere« Gegnern sand, ist nicht ermutl-
e»d. Die kaiserliche Regierung begleitet aber
neuen Versuch, die Welt dem von ihr «rfehn-
°«> gesicherten und dauernden Frieden näher zu
ingen, mit dem aufrichtigen und ernsten
«usch, daß diese von einem tiefenVeranr-
".rtungsgefühl und edler Menschlich-
* * t eingegrbene Darlegung der k. u. k. Regierung
diesmal erhoffte« Widerhall finden möge.
Namen der kaiserlichen Regierung hat der Un-
rzerchnete die Ehre, zu erklären, daß Deutsch-
«ud bereit ist, an dem vorgeschlagenen Ee-
«ukenaustausch teilzunehm e,n.
De, Kaiserliche Botschafter.
Wilsons Antwort
^evt. Der schwedische Gesandte
brackte beute im Auftrage seiner Risaie-
kev^ österr.-ungarischen Minfsterium des Meu-
ten » " der Antwort der Vereinigten Staa-
Nordamerika am die Note,der osterr.mn-
Rsmerung vom 14. September zur
unlNV Der Tert kautet:
wür^ Note der österr.-ungarischen Regierung
um - ^vVgöWagen, die Delegierten »u berufen,
Ständer die Auffassung -ihrer Regierungen
« lene Prinzipien zur Kenntnis zu bringen und
oge Aiitteilnngen entgeMnzunehmm, sawle
Vunq-e freimütige Aufklärung über alle jene
Tn «- erteilen, die der Präzisierung bedürfen,
len hierauf beehre ich mich mitzutei-
den'i ^ Inhalt Ihrer Mitteilung dem Präsi-
tro ^"^^Kslegt worden ist, welcher mich beaus-
HÄannt zu geben, daß die Regierung
»f. ^^^einigken Staaten auf die Anregung der
^.-MMMfchen Regierung nur eine Ant-
^,v t erteilen zu können glaubt.
d wiederholt und mit vollstem Freimut
h ^Bedingungen festgestellt, unter welchen
eresnigten Staaten den Friedensschluß in Cr-
«> fiehrn würden. Sie kann und willsiH
Kmit einem Konferenzvorschlas'

General- un- Mömiralstabsberichte

Der deutsche Abendbericht
MTB. Berlin, 20. Sept, abends. (Amtlich.)
B-'n den Kampffronten nichts Neues.
4b » «
Die scheinbare Rübe darf nickt täuschen. Spielen
sich die VorfeWämvf« der beiden! letzten Taae auch
noch immer im Voraslände der Süegfrisd- und Mi-
chrlllelluna ab. so stehen dock neue schwere
Großkampftage bevor. Die Armeen der
drei feindlichen Großmäckte arrssen neuerdings ge-
sondert in bestimmten Abschnitten an.
Der deutsche Tagesbericht
WTB. Er. Hauptquartier, 2V. Sept.
(Amtlich.)
Westlicher Kriegsschauplatz
Heeresgruppe KronprinzRuppreHl
Znfanteriekiimpfe nördlich von
Bixschoote und südlich von Hperir ver-
liefen für uns eefolgreich. Ein Vorstotz
der Engländer nordöstlich von Au Huch
Wurde abgewiesen. Bei örtlichen Unter-
nehmungen bei Moeuvres und am Walde
von Havrincourt machten wir Gefangene. Zn
Moenvre sprengten wir zahlreiche
Unterstände des Feindes.
Heeresgruppe des Generalobersten v. Boehn
Auf dem Schlachtfeld am frühen Mor-
gen heftiger Feuerkampf. Starke
Teilangriffe, die der Feind gegen Eouzeau-
court und beiderseits von Epehy mehrfach
wiederholte, wurden ab gewiesen. Bay-
rische Regimenter und preutzische Jäger zeich-
neten sich hierbei besonders aus. Einheitliche
Angriffe richtete der Feind am frühen Morgen
und in den Mittagsstunden gegen unsere Li-
nien zwischen Omignon-Bach und der Somme;
sie sind hier auch gestern überall vor unseren
Linien gescheitert.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz
Nördlich der Aisne machten wir bei eige-
nen Unternehmungen am Gehöfte von Bau-
rains und westlich von Zonq 13V Gefangene.
Infolge unseres Artilleriefeuers, das das Un-
ternehmen westlich von Zony vorbereitete, kam
ein beabsichtigter Angriff des Feindes nicht
voll zur Entwicklung und wurde avge-
wiesen.
Heeresgruppe v. Gallwktz
Kleinere Borfeldkämpfe.
Ueber dem Gefechtsfelde zwischen Maas
und Mosel schotz das Jagdgeschwader 2 unter
Führung des Oberleutnants Frhrn. v. Bö
nigk in der Zeit vom 12. vis 18. September
81 feindliche Flugzeuge ab. Es ver-
lor selbst im Kampf nur 2 Flugzeuge. Leut-
nant Büchner errang seinen 38. Luftfieg.
Der Eeneralquartiermelster: Luvenvorff.
Der Wiener Tagesbericht
Wien, 20. Sept. Amtlich wird verlautbart:
Die Kämpfe an der veneti «irischen Ge-
birssfront lebten gestern aufs neue auf. Nörd-
lich des Col Isabella und des Col del
Rosso gelang es Len Italienern vorübergehend,

in unsere Gräben einzudringen. Ungesäumt ein-
setzend« Gegenstöße warfen st« sogleich wieder
hinaus. Westlich des Asolone und im Ge-
biet de» Tol del Orso schlugen unsere braven
Regimenter italienische Anstürme in erbitterten
Rahkämpfen zurück. Der Fein- erlitt schwere
Verluste. Bei Sandona scheiterte abermals ei«
feindlich« Uebergangsversuch.
Z« Albani«« «ering« Sefechtrtätigkeit.
Die feindlichen Fluganlagen von Valona wur-
de« von unseren Fliegern mit Erfolg angegriffen.
Der Chef des Generalstabs.
Bulgarischer Bericht
Sofia, IS. Sept. Oestlich tzpr Cerna besetzten
unsere Einheiten, vom Feinde ungestört, die neue
ihnen angewiesene Stellung. Im Laufe des Tages
entwickelten sich östlich und westlich von Doiran
erbitterte Kämpfe. Nach überaus kräftiger Artil-
lerievorbereitung, bei der der Feind über Wü üvs
Granaten verschiedener Kaliber verschoß, griffen 3
englische und 2 griechische Divisionen an. Gs ge-
lang ihnen, an mehreren Stellen in unsere vorge-
schobenen Stellungen einzudringen, sie wurden ab«
durch unverzüglichen Gegenangriff unser«
tapferen Infanterie, die im ausgezeichneten Zu-
sammenwirken mit der Artillerie arbeitete, an al-
len Punkten zurückgeworfen; sie ließen eine große
Zahl Getöteter und Verwundeter zurück, über 38
««verwundete gefangene Engländer
und Griechen, sowie eine große Menge Waffen
und anderes Kriegsmaterial blieben in unserer
Hand. Gleichzeitig mit diesen Operationen rückte
eine griechische Division im Nordosten des Sees ge-
gen unsere Stellung vor. Nachdem sie sich genügend
genähert batte, wurde sie unter unser Artillerie-
feuer genommen und mit große« Verlusten zer-
streut, wobei st« Gefangene in unserer Hand ließ.
— Oestlich dex Cerna «rang der deutsche Vizefeld-
webel Fiseler seinen 17. Luftsieg.
SN*
Ohne Kivaae M das Ziel der feindlichen Angriff«
die Befreiung Serbiens und damit dis
Unterbrechung der Linie Hamburg—Bagdad. Ber-
lin—^Konstantinopel. Jedoch von diesem Ziel find
EnaWnIdsr. und NranMen noch isbr fern: mit einer
Besetzung Nifchs würden sie es erst erreichen kön-
nen. Sie sind indes von diesem Punkte Nock 230
Kilometer entkernt und halben diese Strecke nur an
ein« Stelle, wo es ihnen aelana die .bnlaarMcken
Linien «im wenig einzudrücken, um 12 Kilomerer
verkürzt. Alles in allem ist die Liaae vom Stand-
punkt der deutsch-bulgarischen Verteidigung durch-
aus befriedigend.
Der U-Vootskrieg
12V9Ü Tonnen
WTB. Berlin, IS. Sept. (Amtlich.) Im west-
lichen Teile LesMittelmeeres versenkten un-
ser« U-Boote 12 VM BRT. feindlichen Schisfs-
barums.
D«x Ches des ALmiralstabs der Marine.
« » »
London. 20. Sept. Die Admiralität teilt
mit: Am 12. Ssvtemlber torpedierte und ver-
senkte ein deutsches U-Boot einem britischen
U eLerw achun asd a mv f er. 80 Offiziere
und 50 Mann einschließlich 25 Mann von der Han-
delsmarine werden vermißt.

über eine Angelegenheit befassen, hinsichtlkch
der sie ihren Standpunkt und ihre Absicht so klar
dargelegt hat. Lansing."
* » -r-
..Nieuwe Roterdamscke Courant" meldet aus
Lotzdon: Ranrsay Macdonald erklärte, daß Al-
bert Thomas, der frühere französische Minister,
auf der interalliierten Arbeiterkonfersnz zu der
Zurückweisung der österreichischen Note durch Ame-
rika folgendes äußerte: ..Es mag wokl großartig
fein, in einer halben Stunde zu antworten, aber
im Krieg i st d i e s k e i n e Me t L o d e."

Frankreichs Antwort
Havas meldet aus Paris: Pichon bestätigte
dem schweizerischen Gesandten Dunant die Mittei-
lung der österr.-ungarischen Note. Er fügte seinem
Schreiben die Nummer des Journal Officiel bei,
die die von Clemenceau im Senat gehaltene
Rede enthält, welche die Antwortder Re-
publik auf die Note des Wien« Kabinetts dar-
stellt.

Englands Antwort
Der .Seolo" meldet aus Loudon: Die Ant-
wort not« an Oesterreich-Unsarn wird am
Samstag früh dsm neutralen Gesandten überreicht
werden. Sie dürfte frühestens -Montaa -morsen
veröffentlicht werden. Die Blätt*r b^ben kein«
Hoffnung mehr, daß st« günstig« -als Wrkions Not«
lauten wüvde.
Keine gemeinsame Antwort der
Alliierten
London. 20. Sevt. sReuter.) Da die österrsum-
marische Note nickt an die feindlichen RttüeruuE
gemeinsam, sondern -an jede einzeln aerrckt«
hält man es für unwahrscheinlich, oam «nr
gemeinsame Antwort von leiten der M.
liierten gegeben werden wird. Di« Haltung der
verschiedenen Ententemächte zur österr.-unnarischsn
Note ist durch die Erklärungen reranworblick«
Minister der europäischen Alliierten und durck den
Präsidenten MiKon mit genügender Ktarleut daw
gelegt worden. ,
Diplomatie und Presse
Von Richard May.
Die Lobeserhebungen, mit denen sie in der
letzten Zeit überschüttet wurde, erdrückten fast die
deutsche Presse, die an so viel Anerkennung gar
nicht gewöhnt rst. Gewiss, von reich besetzter Ta-
sei sielen auch ihr Brosamen zu und wenn man
bei öffentlichen Gelagen in Reden schwelgte, dann
sand sich immer eine Persönlichkeit, die auch der
deutschen Presse einige wohltuende Wort« gönnte.
Schließlich stellte sie ja den Raum zur Verfügung
auf dem diese Reden weiteren Kreisen zMäuMich
wurden. Praktisch lagen die Dinge freilich weni-
ger glänzend. In den Amtsstuben spricht man
das Wort Zeitung zumeist mit Nasen rümpfen
aus. Kritiker sind unbequem, zumal wenn sie
recht Haden. Die Presse hat sich im allgemeinen
damit abgefunden. Was sie geworden ist. ver-
dankt sie sich seihst- verdankt sie der Tatkraft, der
unermüdlichen Regsamkeit und der Vaterlands-
liebe ihrer Mitarbeiter. Vielleicht kann man so-
gar sagen, daß sie mit den Widerständen. die si-
fand gewachsen ist. Unbekümmert um Mißgunst
und'Scheelsucht ging sie ihren eigenen Weg und
hat erreicht, daß man sich schließlich nicht nur Et
ihr abfinden, sondern sie anerkennen -mußte.
Es hak lange bei uns gedauert, bis nmn auch
in Regierungskreisen einsah, daß richtig verstan-
den, eine jede Zeitung eine Waffe um au-
ßenpolitischen Kampf sein kann. Nur
wenn einmal journalistisches Ungeschick oder
Usberhitzung «inen Artikel brachte, der in irgend
einme mehr oder minder befreundeten Staat ei-
nig« Fensterscheiben -zerschlug, wurde Man in den
Amtsstuben -bedenklich und kam zu der Erkenntnis
daß bedrucktes Papier auch dann einen gewissen
Einfluß haben kann, wenn es nicht den Reichs-
adler als Wasserzeichen oder Stempel trägt.
Dann wurde gescholten oder der amtliche Nachrich-
tendienst in Bewegung -gesetzt, um den Sünder
von der Schleppe Germaniens abguschiitteln. Im
Grund« genommen -war das nur «ine Geste, di«
nichts kostete und ohne Eindruck blieb. Cd wurde
die Bedeutung des Journalismus rein nega-
t i v bisweilen ganz gut begriffen. Aber darüber
ging es nicht hinaus. Selbst unser« Botschafter,
die ja fast -alle -einmal Staatssekretäre waren
oder werden, hatten aus den fremden Staaten
nicht viel in dieser Hinsicht mitgebracht. Höchstens
aus Rußland, wo die Press« wie alles unter -
dem Drucke der Knute stand, öder aus Oesterreich,
das uns in dieser Richtung nichts vorzuwerfen
hat. In Frankreich, -England und Italien aber,,
wo die Presse meist recht gut informiert wird
und hervoragende Auf-ßläruingsdisnste leistet,
wurde von unseren diplomatischen Vertretern'
darüber hinwc-ggesehen. Jedenfalls hielt man es
nicht für nötig, diese Beispiel« in Berlin zur Nach-
ahmung zu empfehlen. Daß -man höheren Orts
durchaus nicht blind war, bewiesen jene Wort«,
die Prinz Heinrich auf seiner Amerikafahrt im
Auftrage -seines kaiserlichen Bruders an die dor-
tigen Journalisten richtete, die er mit komman-
dierenden Generalen verglich. Ja in Ame-rikai
In Deutschland haben sie noch nicht einmal den.
Rang eines BezirksfeldWebsls. Da galten sie als:
lästige Eindringlinge, als Spion«, die lüstern
nach amtlichen Mitteilungen die Regierungstürest
umschlichen.
Diese Anschauung hat -sich -wies so manche an-
dere, bitter gerächt. Unsere ganze Diplomatie
steht heute vor einem Trümmerhaufen und vor
der wenig beneidenswerten Aufgabe, auf dM'N
Trümmern nsu auszubauen. Hoffentlich sind dick
 
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