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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Verkündtgungsblall für NorLbad«» ««d -i» -«grenzende« Zeil« von Bayer«. Hesse« und würltemSerg

Et

60. Jahrgang

Nr. 288

Montag, den 9. Dezember 1918

Heidelberger-Zeitung «escheini an jedem Wochentag mittag» U ll-r. Trattsdelgaben sind da»
st-itg amtlich» VsEndigunzsdlaK des Beprk» Kewelbsrg, die Heidelberger FanvilienblStter,
außerdem amtlicher Wobnungsaiqeiger. Di« Heidelderger Zeitung kann dmch all« Pojlanlialle«,
durch dis Agenluren aus dem Lande, die Trägerinnen und bei der cheschLswstell« selbst — Haupts«. S—
monaSIch und vierlelsLhrltch bsslellt werde«.
Haupychriftl-curl Kurt Fischer in Heidelberg
DruL «.Verla«: Theodor Berkenbusch—Heidelberger verlag»a«>l«N und »rncherei, fseidslber«.

Bezugs- uns Anzeigenpreis. Di« .tzetd,»«»« g«inmg» K»M »A jeder P»st,nst»it
monatlich 1.1, M-, vkESHrii» Lr, M. -u»sch«eb«ch SuftellgebShr, durch di« Agentur«« oder
di« Triigerinn«, sr«t H-i»o mouaMch II» M. -- DU sichi^spalt«« P«Nt,«U« »der d«r« Mau»
kost- so Ps^I «m R-U-mut«« di« vkr-chmlt«,« PeUtzetle t -, Mit platzvorschrtst-D» «.
Bei WUd-rtzolungn, R-chlatz nach Taris. «rMung»»»t ist S«tdelb«r,. ikt»g.lo«»d0uf lS Psg.
Druek u. Verla,: Lheodsr Ber»»»d«Sch-H«id«Ib«rg«r V«la«»<mftolt«. Drucker«»-AdtUiW
v»stsch.«w»«a KariEch. vr. »er. s«ch^ch« ; «edakti»» IW. ««sch»ss»LLÜL8M

Noch sperrt die Verbindungen
Deutscher Protest
Bersin. S. De«, Marickall Fock Kat gestern der
deutsche« Waffenstillstandskommisiion folgende
Entsckeiduna übergeben:
Der Lebens mittelverkebr von der
von de« alliierte« Armes« besetzte« Kone
nackder «ent rase« Zone. serner die
Eikenbab«. und Strabenbak n ver-
bi «d n « s e « »wischen diesen Zonen sind nicht
Zulässig in Anbetracht der Notwendigkeit der
Ankrscktrrkaltnna der Blockade
Deutschkai, ds, die in dem Waffenstillstands-
abkommen Deutschlands vorgesehen ist. Den Ar-
mee« sind Instruktionen gegeben worden bezüg-
lich der Uber die Post-, Telegraphen- und Trle-
t-honoerSindtlngen im Rheinland auszuübenden
Kontrolle.
DrÄe Entscheidung stebt mit dein Wortlaut des
MffenstiMandsabkommeiis l-Art. 6 und Art. 26)
>u Wi d e r s o r u ck. Die deutsche Reaieruna wird
Mr divloiimtikck«n Meae und durck die Waiien-
>tillitawdskoin!ti!illion Vroteit hiergegen einleaen.
Wie es noch kommen kann
Die Times meldet: Der Ausbau der Bolsche-
w i ki - Re g i er u n g e« in Deutschland erregt
,^ie gröbte Beachtung der alliierten Kabinette, die
Deutschland nicht den Herd bolschewistischer
Unruhe« bestehe« lassen können. Der Rat
M Deutschland, heiht es, sofort das Volk durch die
kksetzlichen Vertreter ru befragen, ist in Berlin nicht
^nft genommen worden. Wen« wir zur Besetz-
ung Deutschlands schreiten müssen- werden
wir Hamburg, die Italiener München, die
Amerikaner Berlin und die Franzosen Dres-
den besetzen. Unsere erste Regierungshandlung
wird die Einberufung eines deutschen
birichstages für die Vornahme von Friedens-
verhandlungen sein.
In Berlin alber redet und redet man und tut —
Nichts!! Mtchsl. merk es Vir!
Thyssen und Stirmes verhaftet
, Mülheim (Ruhr). 8. Dez. Wegen Landes-
verrats. begangen durch den Versuch, die
^ntents zu einer Besetzung des Jndu-
iirieigebietes zu bestimmen, wurden in
der vergangenen Nacht nach stundenlangem Verhör
vom Arbeiter- und Soldatenrat in Mülheim die
Grobindustriellen August Thyssen, Fritz
Thyssen tun., Edmund Stinnes, sowie
die Direktoren Herrle, Becker und Wirtz, Kom-
Wer,stenrat Küchen und Bergassessor Stenz ver-
haftet. Die Festgenommenen wurden nach
Münster gebracht und werden von dort wahr-
scheinlich nach Berlin gebracht, wo sie sich verant-
worten sMen.
Mülheim, 9. Dez. Die Firma Thyssen und Co.
protestiert in einem Telegramm an Ebert ge-
2rn die Verhaftung, die unter der Beschuldigung
Molgte. datz sie am 5. Dezember einer Bersamm-
i« Dortmund beigewohnt haben, in der dar-
^orr traten sei. die Entente zur Besetzung des
Industriegebietes herbetzurusen. Dem gegenüber
erklärt die Firma Thyssen und Co., daß an dem
s7wahnten Tage keiner der genannten Herren sich
^ Dortmund befand, vielmehr August Thyssen in
eMabrück, wo er in der Genovalversammlung der
Vrorg-Ma-rten-Hütts weilte, Fritz Thyssen in
-mmbyrn-Muckhausen bei der Gewerkschaft Deut-
Kaiser, die Direktoren Roter und Herr!« au?
MO- Werken in Mülheim Muhr) und Direktor
../^«r zu Liner Beerdigung in Duisburg und die
""wen Herren in Mükbeim lRubi
s. Dez. Das Direktorium der
Krupp - Aktien - Gesell-
- sandte an den-Volksbeauftrasten Ebert
n>u»^^amnr ab. in dem es heisst: Am 4. De',
«oben anderen Essener Bürgern »ein Mt-
Direkiioriums der Krupp-AktienÄösell-
Anordnung des A.- und lS.-Rates vor-
d»« En Haft genommen. An den Fölsen
Kan» liess der Betroffene noch heute
Sen ? Telegramm des Direktoriums legt ge-
sreis»»markiges, völlig unberechtigtes Wn-
Mlra?!^ "c persönliche Freiheit des einzelnen
Verwahrung ein. und verlangt
tsi^xH^ ^^cherungen. gegen die Wiederholung

Die Lage
ist nach wie vor kritisch. Den Spartakusseu
schwillt infolge der Untätigkeit der Regierung von
Tag zu Tag mehr der Kamm, sodaß sie thve Zeit
gekommen glauben und zur Tat überzugehen ent-
schlossen sind. Die Leibgarde Liebknechts und Rosa
Luxemburgs besteht in der Hauptsache aus Urlau-
bern und Dessertauren, von denen zur Zeit etwa
30 000 in Großberlin anwesend sind. Sie haben
es verstanden, sich mit Waffen zu versehen, mit
denen sie nun die Berliner Bevölkerung zu terrori-
sieren suchen.
Die Vorgänge am Freitag lassen sich setzt
auch klarer übersehen. Cs sind zwei Ersignisss,
die nebeneinander herlaufen. Der
Putschversuch gegen den Vottzugsrat
hat sich als das Werk zweier Beamten des Aus-
wärtigen Amtes, des Grafen Matuschka und
eines Herrn von Rheinbaben herausgestellt,
über dessen Beweggründe man sich noch nicht Echt
im Klaren ist. Sie sind ebenso wie die Befehls-
haber der Truppen, die den. Bollzugsrat verhaf-
ten wollten, festgenommsn. Ausserdem hat Staats-
sekretär Dr. sSolf ain Antersuchungsverfahren ge-
gen sie eingeleitet.
Welche unabsehbaren Folgen dieser kind-
liche Putschversuch, wie die VoWche Zeitung es
nennt, der Herren im Auswärtigen Amt nach sich
zu zrehen vermag, wird auch vom Vorwärts be-
tont. in dem es heisst: Ein paar kleine Beamte
des Auswärtigen Amtes mit hochtrabenden aristo-
kratischen Namen, haben den kecken Falscherstreich
m Szene gesetzt und das Militär trreoeführt.
Man weiß nicht, ob nran die Skrupellosig-
k et t dieser Herren mehr bewundern soll, oder ihre
unergründliche Dummheit Der Scha-
dsm den sie angerichtet halben, ist unüberseh-
bar. Die Folgen haben sie sich selbst zuzuschrei-
ben. Soviel Dummheit verdient keine Schonung".
Die Schießerei iu der Chausteestratze
ist ganz unabhängig von dem Anschlag gegen den
Bollzugsvat. Hier sind ausschließlich sSpartakus-
leute beteiligt. Es steht allerdings nicht fest, wer
zueM geschossen hat. Bei dem etwa zwei Minu-
ten lang dauernden Gewehr- und Maschinenge-
wehrfeuer sind etwa 20 Personen getötet
und 40 verwundet worden. Dieser Zwischen-
fall und der Putschversuch gegen den Vollzugsrat
geben natürlich den Spartakussen und ihrer „Ro-
ten Fahne" Gelegenheit zu einer unÄaublichen
Hetze, die mit der Absetzung der Regierung Ebert-
Haase, nötigenfalls mit Waffengewalt ihren Gi-
pfel findet. Zur Unterstützung dieser Forderung
inszeniert Liebknecht am Samstag nachmittag eine
seiner beliebten Demonstrationen. Ein sehr gro-
ber Zug Demonstranten zo« mit Automobilen und
Maschinengewehren unter der Führung Li c b-
knecht s, die Strotze Unter den Linden entlang.
Vor jedem öffentlichen Gebäude kielt der Zug"
Liebknecht hielt Redtzn gegen Scheide-
mail n und seine Gsstunungsgenossen. Als die
Menge die
Bibliothek stürmen
wollte, machte die sSicherhoitswache ihre Ma-
schinengewehre bereit. Daraufhin stob die
Menge mit den Rufen auseinander: Nicht schie-
ßen ! Vor der Kommandantur staute sich die nach
Tausenden zählende Menge. Liebknecht brach in
Verwünschungen gegen den Kommandanten Wels
aus. Andere Redner forderten die Menge auf, sich
zu bewaffnen, um Wels Und dis Scheidsmanner
zu verjagen. Zu einem Angriff auf dis Komman-
dantur kam es aber nicht.
Um die nötigen Leute dafür zu bekommen,
hatte der Spartakusbund für Samstag mittag den
Generalstreik verkündet
In einigen Betrieben stellten auch die Arbei-
ter die Arbeit ein. Ein Teil der Arbeiterschaft
der Deutschen Waffen- und Munittonswerke ver-
liest dis Fabrik, um sich mit den Arbeitern ande-
rer Betriebe zu neuen. Stvastenkundgebustgen zu-
sammenzuscharen. Wie dieVossische Zeitung berich-
tet, hatten die Anhänger der Spartakusgrupps
in der Stegssallee und vor dem Reichstag Ma-
schinengewehre und ein Panzeraut«
aufgestellt. Da dis Berliner Kommandantur mit
ZiusÄmmeustößen rechnete, traf sie für alle Fälle
dr« notwendigen Anordnungen. Sie hielt die Trup-
pen zwar in den Kasernen, aber angrlffsbe-
reit. Auch die republikanische Soldatemvehr,
die etwa 10 000 Mann stark ist, stand der Kom-
mandantur zur Verfügung. Außerdem erklärten
sämtliche Soldat enrät« der Berliner
Truppen, einmütig auf dem Boden der fetzigen
Regierung zu stehen und mit allen erforderlichen
Mitteln der Kommandantur zu Händen zu sein.
Es war Befehl gegeben, daß di« Truppen nur im
Kuhersten Notfall zur Waffe greifen fallen.

in Serlrn
Der Sonntaa stand im Zeichen der
großen Versammlungen
Die Unabhängigen hielten 3 große Ver-
sammlungen umter krötem Himmel. dis Mekr-
b ei t s s o z ia l i st en 13 in den verschiedensten
Stadtteilen Berlins ab. in 'denen die bekannten
Führe« Ebert. Haase. Scheidemann .Ledebour uiw.
sprachen. Liebknecht batte isi-us Leute in den
Treptower Dark kinausaeoufen. wo ouker iw«. und
Rcha Lurembura die tüchtigsten deutsche« Botscke-
lvistSn. nämlick Rück. Tbalmeier und Lovine dec
in Rheinland seit Wochen zum Streik und Gewalt-
tätigkeiten auKordert. sprachen. Tagsüber kam es
zu keinerlei Störungen der Ordnung Das Rebel-
wetter und de« Svrübreaen batte in vielen Fällen
orotze Beteiligung verhindert, irgend welche Un-
ruhen cde« ZrMmmenstötzs haben sick nickt ereig-
net. LMalick eine
Kundgebung
vor dem Reichkauzlerpalais
ist ebwälmenswert. Fn der sechsten Abendstunde
zogen die Anhänger Liebkneckts unter
Führung von Karl Liebknecht nack dem Reicks-
kanzhstM'lais und Matzen Verwünschungen
gegen Ebert umd Sckeidemann aus. Das Reicks-
kamlervalais lag im Dunkeln, nur von einem Fen-
ster leimte Lev Volksbeauitraate Bartb heraus,
der bekanntlich als Gegner Scbeidsmanns und
Eberts gilt. Zur «rosten Udberrais-ckun« der An-
hänger Liebknechts rief er. zum Fenster hinunter:
..Äi wüMÄts ich kenn« einmal mit Liebknecht in
einein Versammlungslokal milammen zum Svre-
cheu. um ibm zu iaaen. was ick ibm zu iäaen habe.
Ich hür-cie dafür. Last nickt ein Arbeite rank
seiner Seite bleib t." Die Meuae strest
darauf wütende Verwünschungen asaen Bartb aus.
Man hörte Worte, wie ..Strolck. LuMv die Ta-
schen käst du dir voll aemackt. bolt den Kevl her-
unter." Die Menge mackte Anstalten, das Zim-
mer Nartbs zu stürmen. Dlöklick körte man Karl
Liebkneckts Stimme durck den tobendien Lärm. Er
kaate: ..Mir haben gezeigt. Last wir die Macht ha-
ben, dieses ganze Nest ausmweben. abe« ick fordere
euch auf beute eure Enticklosienkcht nur in dem
Nuke zu käimoustrieven: ..Es lebe die Weltrevo-
lution!" Daraus verzog sich die Menae.
Ein anderer tzu Savarta.kusleute dsmoustrierte
am Wend. So mckdet der ..Vorwärts", vordem
K o m ma nda n tu r geb äud e. Die Soldaten
batten den Befehl, nickt zu sckietzen, Infolaedesisn
oelana es einer Devutation von 10 Mann, einzu-
Lringen die in Liebknechts Auftrag mit Wels
strecken wollten, der iedr-ck nickt zuaeaen war. Die
Menas vevzoa sich darauf. Es ist unwabr. sagt der
Vorwärts. Vast irgend ein.Truvventeil überaeaan-
aen ist Bei de« Truvve« berrickk aeae« Soartakus
aröste ErLifferuno. .
In den Abendstunden erzäklte man sich, dan
die Svartakusleute Qiebkneckt zum Präsi-
denten der Republik ausru? en wollten.
Das Feldheer für die Regierung
Wilüelmsköke. 9. Dez. Der Soldatenrat
bei der Obersten Heeresleitung der durch dm Vor-
tretertaa der Feldsoldatenräte in Bad Ems mit
der Führung der Geschäfte eines Ientraliol-
datenrates des Feldbeeres betraut wor-
den ist. teilt folgendes Mit:
Das einmütige Vertrauen, das vorn'
Feldheer auf der Emser Tagung mir Reaieruna
Ebert-Haase bekundet wurde, icksint ssowabl
in rechts! wie in ganz linksstehenden Kreisen Be-
unruhigung ikervoraerufen zu haben. Offenbar
batte nran in Leiden Laaern mit einer Unterstütz-
ung des Feldbeeres gerechnet. Da dieiss Be-
rechnung durck die einhellige Kundgebung der
Frontsoldatenräte in Ems zuschanden geworden ist.
will Man versacken nun von wüsten ein»« Kell
zwischen Reaieruna und Feldbeer zu treiben. Dem-
gegenüber müssen wir mit aller Entschiedenheit
feststsllen. deck dieses Bemüben nie und n imm e r
Erssla baden kann, denn das Feldheer sckart
sich geschlossen um die Reaieruna Ebert-
Haase und wird sich einmütig allen denen ent«-
aenstellen. die der neuen Regieru.ua Schwierigkei-
ten bereiten wollen. Zur Fraae der National-
versammlung bat das Feldbeer ebenfalls
klare Sielluna genommen: es verlangt dis bal-
dige Einberufung der Nationalver-
sammlung. will aber die Möglichkeit haben,
kisvbsi mitzuwirken.
Liebknecht wohnt im Schloß
De« Swndebberickterstatter der ..Daily Mail"
draktet. Last Liebknecht sick im KäUerff-cklotz einge-
richtet babe.mo er im Bett Kaiser Wil-
b el m s i ck l i ei e. Di« Svärtakusgrupve vsrsöbe
ihre Tätigkeit im Arbeitszimmer des Kaisers. —
WirUckatt. Horatio. Wirtickaff!

Wie lange noch?
Hn Reichsschatzamt steckt inan gellMwär-
tig die Köpfe zusammen und berät, wie lause,
diese Tollhauswirtschaft der bisherig^
Regierung noch dauern kann. Dieser Tage erfuhr-
die Oeffenttichkeit, daß unser geliiebter Vollzugs-
rat in den ersten vierzehn Tagen fernes Bo-
stöhens MM weniger als 800 Millionen verpul-
vert hat Mährend des Krieges verbrauchte,
Deutschland nur 65 Millionen am Tage, Heut«,
wo kein Krieg mehr ist, braucht es erhebl cch
mehr. Denn es ist nach den weiteren Berech-
nungen der Sachkundigen kein Zweifel mehr se-i
stattet, daß unsere Regierung von jetzt ab nichts
billiger wirtschaftet, sondern, dast die Ausgaben!
immer höher steigen. Die Welt wird di« Augen
Mfreitzen, wenn ihr die nächsten Abrechnungen
präsentiert werden. Der deutsche ^Sprachschatz
kennt keine Bezeichnung? die annähernd treffend,
das Finanzgebahren der Herren vom Vollzugs-,
rat wiedergeben würde. Eins steht den Herren
vom Reichsschatzamt klar vor Musen: Menn «s
auf.diese Weise auch nur nock wenige Wochen so
weiter geht, wie es im November begonnen
wurde, dann haben wir ganz fragt ns den
Staatsban kerott, noch bevor wir au den
Feind die erste Milliarde bezahlt bcibeu.
Den geradezu ungeheuerlichen Ausgaben stehen
verminderte Einnahmen gegenüber. Es
muß mit dem vollkommenen Darniederliegen von
Handel und Industrie gerechnet werben, ch datz
die Einnahmeaussälle fürchterlichste Löcher in den
Staatssäckel reißen werden. Schon jetzt sehn sich
zahlreiche Unternehmungen durch das Treiben
von spartakistischen Elementen genötigt, ihr« Be-
triebe wesentlich eiuzuschränken, ihre Arbeiter zu
entlassen und den vollkommenen Stillstand vorzu-
bsretten. Was soll aber erst werden, wenn die
vielen Millionen von Soldaten zurückgekehrt sind::
wenn sie keine Arbeit, keine Nahrung finden?,
Wenn die Unternehmer infolge der s tz..n Drang-
salierungen außerstande sind, UM dem Friedens-
schluß !den Wettbewerb mit den übrigen Ländern,
oufzuushmen. weil ste di« Rohstoffs zu unerhört-
teueren Preisen bezahlen und «norm hohe Löhne
zahlen müssen? Wenn mit einem Wort mit
stündiger Unter bi lanz gewirtschaftet wird-
sbdaß der Bankerott des Einzelnen auch den Bicm-
keroti von Reich und sStaat unweigerlich nach sich
ziehen muß.
Kann «uns die gegenwärtige Regierung sagen: ,
ob sie gegen dieses sinnlose Treiben etwas unter- ji
nehmen kann? Und wenn sie n i cht s s a g e n und
nichts wagFn kann, so dürfen wir uns nicht
wundern, wenn der Feind kurzen Prozeß macht
und selber eingreift, um seine Rechnungen
einzuziehen. Wem es dann am allerschlech-
testen gehen wird, das werden die Arbe.i-
ter sein. Denn sie werden zu Sklave« d-e r
feindlichen Betriebe gemacht werden. Und
dieses Schicksal werden sie alsdonnn ihrer Re-
gierung und ihren enge we n Parteige-
nossen zu verdanken haben.

Verlängerung des
Waffenstillstands
Berlin. 9. Dez. Di« Entente ist zur Verlän-
gerung des Waffenstillstandsvertr.raes bereit.
Das iranzMicke Oberkommando hat die ideutM«
Oberste Heeresleitung um Nennuna van Bevoll-
mächtigten zur Berläuaeruna d§s WaffeustcMands-
vertraaes ersucht. Die Zusammenkunft könnts am
12. oder 13. Dezember vormittags in Trier nach
Ansicht des französischen Oberkommandos statt-
smdea.
RaLhenau an House
Walther Ratbenau veröffentlicht im Vorwärts
einen offenen Brief an den Obersten House dem
wir folgendes entnehmen:
..Dsut! ckland i st k ck u ld l >o s. Der deutsch«
Wille war trotz aller Parlamente gebunden durck
die fuvckibarste Militärmacht. Durck' die Rsvolw
tcku M zum ersiecc.Male der d e u t!s ck e Wille
frei, und dieser Wille ist der Friede. Es
bleibt uns kein bedeutender NoMo-ff außer Kable,
der Rdickisoerband droki zu zerr,sitzen, lebt drei
Iabreü buwaert das Volk, ichwind.st der Nach-
wuchs. Mr sind tref- verschuldet und Koben kein
'Arbeitsmaterial, lieber uns schwebt die Gefabv
einer gewaltig»« K r ie as e n tsckädi--
auna. Wir sind wehrlos. Warum Kams -ich
Ihnen das? Nickt, um Mitleid und Erbarmen m
erbitten, sondern um von e i n er Be ra n t wo c-
tuna zu reden, die auf Erben nickt war und
nickt wieder sein wird. Mas uns anaedrobt wird,
was der Hatz uns anzutun vo«Mäai. ist die Ber-
nicktuna. die Verdichtung dos ldsMckem Lebens
jetzt und in allsr Zukunft. Nickt an Ihr Mitleid
 
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