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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Freitag, den 27. September 1918

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Hauptschristl-lt-r: Kurt Fischer in s«idelber,
Druck «.Verlag: Theodor Berkenbusch -Heidelberger Verla,»anstatt und »rnckerrt, Heidel»«»

69. Jahrgang

elbergerFettung
(Unabhängige Tageszeitung)
DerkündigungsbLKtt für Nordbaderr und HLe angrenzendeu Teile vorr Bayer«- Hesseu und DWteME
Nr. 226 .. .



Zwei neue feindliche Offensiven
Französisch- amerikanische Angriffe auf breiter Front - Der Kampf dauert fort

Die Front hat jetzt das Wort
Abermals lägt Foch seine Heere gegen die
deutschen Mauern anrennen und gibt dadurch
M erkennen, daß die Entente noch nicht gewillt
ist, Worte statt des Schwertes zu gebrauchen,
um zum Frieden zu kommen. Trotz Ilstündi-
ger Feuervorbereitung ist der Durchbruch
mißlungen. Gewaltig ausgedehnte neue
.Frontteile stehen in erbittertem Ringen. Da
renkt sich ganz von selbst der Blick von dem
aufgeregten Geschrei und Gezänk im Innern
an die Front, wo nicht gesprochen, sondern g
handelt wird. Und um so widerlicher erscheint
UNs, die wir Gott sei Dank der Berliner Stic:
tust und Uebernervosität entrückt sind und i
folge davon die Dinge ruhiger und gelassener
betrachten, das Kombinieren und Rätselraten
ilder Dinge, die noch garnicht spruchreif sind,
bas Raunen und Tuscheln über Kanzler- unv
sonstige Krisen, das Markten und Feilschen um
angebliche Vorrechte und das Mängeln und
Bekritteln von Maßnahmen, die den einzelnen
Parteien mißfallen. Ohne weiteres sei zuge-
beben, daß Mißgriffe vorgekommen sind un'
Fehlanschauungen herrschen. Aber was wi
bas alles bedeuten gegenüber der einen un-
abweisbaren Pflicht, alle Kraft zu-
sammenzuhalten, um den furchtbaren Kampf
bestehen, an dessen Ende die Entscheidung
barüber fällt, ob Deutschland Deutschland blei-
ben oder der willen- und kraftlose Spielbali
der raubgierigen Ententegenossen sein soll. Da
biuß einfach jeglicher Widerspruch verstummen,
öanz abgesehen davon, daß auch nur der leiseste
versuch, bestehende innere Schwierigkeiten zu
harteiegoistischen Zwecken auszunützen, Hoch
berat am Vaterlande ist.
Was lehrt der kurze deutsche Abendbericht?
Unsere militärische Führung und mit ihr di
Truppen warenaufdemPosten. So sei
denn auch die politische und mit ihr
kkNe, die auf Grund der Stimmzettel des deut-
schen Volkes am nächsten berufen sind, mit ih'
SU raten und zu tagen. Viel Freude hat in
den letzten Jahren das deutsche Volk an seinen
Vertretern nicht gehabt. Es ist des Parteige-
Sanks wahrlich müde und hat, bei aller Wür-
zung politischer Notwendigkeiten doch kein
Verständnis dafür, wie man sich in dem
Augenblick, da das eigene Haus brennt, dar-
über streiten kann, ob dieser oder jener kom-
mandierende Feuerwehrmann oder -löscher
"usgewechselt werden muß oder nicht. Das ist
"kutsche Partei- und Nörgelsucht, die den in-
neren Hader, unseren größten Feind und unser
breigenstes nationales llebel, immer wieder
Aufkommen läßt und bestärkt.
Die Front hat das Wort! Möge
Man endlich auch in Berlin hören, was sie zu
mgen hat . Wir hier im Südwesten unser-
Vaterlandes, die wir täglich und nächtlich an
"en Ernst des Krieges erinnert und gemahnt
Merden, wissen, worauf es ankommt: Die
Leihen schließen und ausharren in
"ottvertrauen und Siegeszuversicht! T
Deutsche Protestnote an die
Vereinigten Staaten
WTB. Berlin, 26. Sept. Die deutsche Regie-
rung hat der hiesigen schweizerischen Gesandtschaft
^ne Protestnote zur Uebermittlung an die
Aegixrung der Bereinigten Staaten
überreicht, in der Verwahrung gegen die Be-
nutzung von Schrotflinten durch amerika-
uische Soldaten eingelegt wird.

Der Durchbruch vereitelt

Der deutsche Abendberic t
WTB. Berlin, 27. Sept, abends, (4 Mich.)
In der Champagne und zwischen den Ar gon-
nen und der M aas haben auf breiter Front
französisch-amerikanische Angriffe nach elfstün-
diger Feuervorbereitung begonnen. Der Durch-
bruch des Feindes ist vereitelt. Der Kampf
um unsere Stellungen dauert an.
Der deutsche Tagesbericht
WTB. Gr. Hauptquartier, 26. Septbr.
(Amtlich.)
Westlicher Kriegsschauplatz
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht
Vorseldkiimpfe an der L y s n i e d e r u n g, nörd-
lich vom La Vasseekanal und Hei Mo-
e u v r e s.
Heeresgruppe des Generalobersten v. Boehn
Heftigem Feuer südöstlich von Epehy und bei
Vellicourt folgten nur Teilvorstöke, die ab-
ge wies en wurden.
Zwischen dem Omignonbach und der Somme
setzte der Feind seine Angriffe fort. Der erste
Ansturm brach in dem »usammengesatz-
ten Feuer unHter Artillerie und Infanterie zu-
sammen. Das Schwergewicht der am Bormittag
mehrfach wiederholten Angriffe richtete sich
gegen die Höhe zwischen Pontrurt und Gri -
c ourt. Borübergehend fahte der Feind auf ihr
Fug. Im Gegenstotz nahmen wir sic wieder.
Am Nachmittag setzte der Feind zwischen Fran
cilly und der Somme erneut zu starken An-
griffen an, die bis auf kleine Einbruchsstellen ab
gewiesen wurden. Wir machten hier in de«
beiden letzten Tagen mehr als 360 Gefangene.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz
Bei örtlicher Angriffsunternehmung
nördlich von Allemant (zwischen Mlette und
Aisne) machten wir Gefangene. Nördlich von
Baillv schlugen wir Teilangrisfe des Gegners ab.
HeeresgruppedesHerzogs Albrecht
Oestlich der Mosel wurde ein Teilangriff des
Feindes ab gewiesen. Die dort kämpfenden

Truppen der 31. Landwehrbrigade nahmen im Ge-
genstob 56 Franzosen und Amerikaner gefangen.

Aus feindlichen Geschwadern, die Frankfurt
a. M. und Kaiserslautern angriffen, wurden
7 Flugzeuge abgeschossen.
Der Erste Eeneralquartiermeister:
Ludendorfs
_
W esimumgen sind wohlM's-
Erst die Ta t zeigt den Wert!
Deine Tat sei die „Neunte"!
Der Wiener Tagesbericht
Wien, 26. Sept. Amtlich wird verlautbart:
Keine gröberen Kampfhandlungen zu melden.
Der Chef des Generalstabs.
Der U-VooLskrieg
54 000 Tonnen
WTB. Berlin, 26. Sept. (Amtlich.) Im
Sperrgebiet um England und im Atlantic
versenkten unsere U-Boote 26 888 BNT.
Der Chef des Ädmiralstabs der Marine.
WTB. Berlin, 27. Sept. Im Atlantik
versenkten unsere U-Boote 28 888 BNT., darunter
drei Tankdampfer von zusammen etwa
18 OSÜ BNT., von denen einer als A merikaner
festgestellt wurde.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
Britischer Hilfskreuzer versenkt
Der ,,Nouün Züricher Zeitung zufolge meldet
„Carriers della Sera", bäh am 12. September ein
britischer Hilfskreuzer, der nicht näher
angegeben wird, durch ein deutsches Torpedoboot
durch Torpsdoschüsse versenkt wurde. 58 Mann
der Besatzung fehlen, darunter 8 Offiziere.

Ein Waffenstillstandsangebot
Malinows
Berlin, 27. Sept. Es liegen Nachrichten vor, wo-
nach der bulgarische Ministerpräsident Malinow
den Führern der gegen Bulgarien operierenden En-
tentetvMpen das Angebot eines Wckf fein-
st i l l st a ndes gemacht hat. Wie gemeldet wird,
ist Malinow auf eigene Hand vorsegangen,
ohne Zustimmung des Königs, des Par-
laments un d der Heeresleitung.
In 'bundsströUM Kreisen Bulgariens hat der
Schritt grobe Erregung hervorseruifen. Mi-
litärische Matzuahmen zur kraftvollen Unter-
stützung der bulgarischen Front sind im Gangs. Eine
Cegenbewegung gegen den MsttDerpräsideu-
ten Malinow macht sich nach den letzten Nachrick
tsn geltend.
Bulgarischer Bericht
Sofia, 26. Sept. Westlich des Ochridasees
war das beiderseitige Artilleriefeuer zeitweise ziem-
lich heftig. In der Gegend von Bitolia griffen
feindliche Einheiten mehrmals unsere Stellungen
an. Sie wurden aber blutig abgewiesen,
zum Teil nach Handgemenge. Mehrere unverwun-
dete französische Gefangene blieben in unserer Hand.

Nördlich der Cerna zogen sich unsere Einheiten
ungestört vom Feinde planmätzig auf die Ba-
bunaberge zurück. Bei Kriwolak griff der
Gegner mit starken Kräften an. Der Kamps ist noch
im Gange.
Der Einheitsangrisf
Genf, 26. Sept. Der „Matin" spricht von der
Unterstellung der strategischen Offensive dsr En-
tente unter General Foch. Er schreibt weiter, datz
dis Einheitsoffensive an den alliierten
Fronten jetzt im G a n g e s e i.
Die Hoffnung auf Elsaß-Lothringen
Laut Lyoner Blättern hielt in der Kammer
Deschanel eine Gedächtnisrede auf Len aus
Hagenau stammenden, in Madrid verstorbenen
frans. WotMafter und Deputierten Tbierrv,
worin er u. a. sagte: ..Wsr werden seinen Leich-
n am Mit flatternden französischen Fahnen
nach Hagenau im Elsaß bringen, um die
«rotzen Dienste zu ehren. Vie Thierry Frankreich er-
wiesen bat."

* Der Kaiser ist wieder von Kiel nach Wil-
helmshaven abgereist.
* Der Reich sanzeige« veröffentlicht eine Be-
kanntmachung über Maßnahmen gegen den Watz-
nrtnasmangel und eiNtz Anordnung für das
Verfahren vor den Einigungsämtern.

Entgegenkommende
Erklärungen Hertlings
Nach Eröffnung der gestrigen Sitzung dos Haupt«
ausschusses dos Reichstags nahm sofort
zu folgender Erklärung das Wort:
Die Beschworden, die gestern von allen Red-
nern gegen die Handhabung der Zensur und de-
Vereins- und Versammlungsrecht-
geltend gemacht sind, müssen van mir zu einem
erheblichen Umfang als begründet «!n<-
erkannt werden, (Hört, hört!) Wenn allgemein rn„
gewissen Korpsbezirken Verbote ergangen sind, datz
in Versammlungen nicht Liber die Wahlrechts-
frage gesprochen werden darf — und.zwar weder'
von Freunden noch von Gegnern der Vorlage — so,
ist das ein nicht haltbarer> Zustand, dior üib-
rigens inzwischen schon durch einen Erlatz des Oster-
Militärbefehlshabers beseitigt ist. Nach der
Lage der Gesetzgebung und der zu ihrer Ausfüh-
rung ergangenen Verordnungen sind der Reichs-
kanzler und die obersten ZivMohörden hier Bun-
desstaaten zurzeit nur in der Lage, durch Bor,
stellungen von Darlegungen ihrer Auffassung
eine Einwirkung auf die zur Entscheidung Meist
befugten militärischen Stellen auszuüben. Es ist
von dem A!bg. Fischbeck anerkannt worden, datz in
einer Reihe von Korpsbezirken berechtigte Klagen
über unzulässige Beschränkung des Bereichs- und
Versammlungsrechts nicht erhoben 'werden könnens
während es andere Korpsbozirke gibt, aus Äonen
fortgesetzt bet jedem Zusammentritt des Hauptans-
schusses Klagen vorgetragen werden, deren' Bo«
gründung zum Teil auch von mir än er-
kannt werden muh. Anden materiellen
Befugnissen, die das Belaaerungszustandsgcfetz de,
vollziehenden Gewalt überträgt, kann nach meine,
Ueberzeugung in Deutschland ebensowenig gerüttelt
werden, wie dies in den anderen kr i-egfUhvsndey
Staaten, ja sogar in den neutralen Ländern auf
Grund älterer oder der für den Kriegsfall besom
ders erlassenen Gesetze geschieht.
Dr Krieg bringt es mit sich, datz den Behörden
außerordentliche Vollmachten zur MufrechterhaltMg
von Ruhe und Ordnung übertragen werden müssen.
Dagegen Habs ich mich unter dem Eindruck einiger,
besonders empfindlicher Vorkommnisse der letzten
Zeit davon überzeugt, daß Lei der langen
Dauer des Krieges in der Handhabung die-
ser autzerorstwntlichen Vollmachten auf dem Gebiets
der Zensur und des Vereins- und Versammlungs-
rechtos
wesentliche Aenderungen eintreten
müssen. Mir sind in die Erwägung der verschiede-
nen Wege vingetveton, die zu diesem Ziele Uhren.
An sich erscheinen wohl als die nächstliegenden
folgende:
Ein Eingriff der Kom inandogewalt, durch
den die Zuständigkeit der Militär befehlshabe,
entsprechend eingeschränkt wird
oder eine Aenderung der bestehenden Gesetzge-
bung in der Richtung, datz die den militärischen
Instanzen seither allein zugewiefenen Aufgaben
je nach deren Charakter zwischen diesen oder den in
Friedenszeiten berufenen bürgerlichen Behör-
de» geteilt werden
oder endlich die Einfügung ausreichender
bürgerlicher Elemente in die letztlich zur
Entscheidung beufenen militärischen Stellen.
Ich bin selbstverständlich nicht in der Lage, hc'uts
anzugeben, welcher der hier angbdeuteten einsu-
schlasenden Wege am sichersten zum Ziele führe.
Seien Sie aber versichert, datz bis »u Ihrem n ä ch-
sten Zusammentritt im November eine al-
len berechtigten Klagen entspre-
chende Aenderung m die Wiege geleitet sein
 
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