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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger Zeitung

Freitag, den 27. September 1918

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Nr. 226 >

»Kd und datz UNS und dein Volke Erörterüngsn,
«ne sie bisher unsere Zeit und Kraft so oieNach in
lrrspruch genommen Halen,
künftig erspart ble iben werd en.
Meine Herren! Sie sehen, datz ich durchaus nicht
sillens bin, mich berechtigten Beschwer-
Len zu verschließen, im Gegenteil, ich werde mit
aller Entschiedenbit dahin wirken, daß dlchs berech-
tigten Beschwerden aus dem Wege geraum
werden.
Run aber, meine Herren, bitte ich Sie, nunmehr
alles Trennende zurückzu st eilen und
das Einigende voranzustellen, wie ich schon
vorscstern gesagt habe. Wir backen doch alle nur
das eine Ziel und das eine Interesse, den
.Schuch des Vaterlandes, seiner Unab-
hängigkeit und seiner Entwicklungsfä-
higkeit. Dieses Ziel können wir nur dann er-
reichen, wenn wir auch im Innern s est und ein-
heitlich s u sa m m en st eh e n. Dann aber
werden wir es erreichen. (Beifall.)
Ab». Graf Westarp skons.): Verstimmmung und
Kleinmut geben über das berechtigte Matz weit
hinaus. An landwirtschaftlichen Kreisen beruht die
Verstimmung auf der Zwangswirtschaft, die nach
Diktat der Gewerkschaften geführt wird. Zur die
Durchsuchungen fehlt jeder Rechtsschutz und man
soll die Erregung der landwirtschaftlichen Kreise
nickt unterschätzen. Die jetzige Tagung des Hauvt-
ausschussss ist nicht geeignet, eine Besserung in der
politischen Lags berbeizufübr-en.
Die Presse war es. die den Eindruck einer Re-
gierungskvUe erweckt bat. Das mutzte nach außen
schädlich wirken. Es bandelt sich jetzt um öas-Bc-
ltreben einer Fortsetzung der Demokratisierung und
der Parlamentarisierung-. Unsere Feinds begrüßen
das aus naheliegenden Gründen, weil unsere
Kampfkraft dadurch geschwächt wird. Ist die jetzige
Stunde ober -dazu geeignet?
Nack unserer Meinung wirkt das
Drängen nach Demokratiserunn kriegsoerlängernd.
Wie kommt die Soz-ialdsmokratis dazu, für ihren
Eintritt in die Regierung Bedingungen zu stellen.
Wer bat sie denn dazu aufgefordert? Darüber
müssen wir Auskunft erhalten. Zn anderen Län-
dern verfährt die SoziaHemokratie anders. Dort
hält sie ihrs Parteisordemngen zurück. Bei uns
.aber blüht der.Weisen der Sozialdemokratie, wenn
es dem Waterlande Wlockt geht.
Der Kern der ganzen-Bestrebungen ist. Latz die
Regiemngsgeiwalt an einen varla in e n tari -
»cken Vo l lzugsausschutz übergehen soll.;
Wir lehnen MunMtzlich die Parla-mentarisiKung
ab. Namentlich, aber auch letzt, weil sie unsere
Feinde stärken 'würdet MW würden damit auf die
Miefe Ebene dbs-'Frle dM s u m j ed e n P r e i s
geraten und das ist das Bedenkliche. Der erste
Schritt auf der schiefen Bahn war die Friedensnote
Oesterreich-Ungarns.
Der uns gemachte Borwurf der Krieasverlünce-
vung ist unberechtigt. Kein Verzicht bringt uns
den Frieden auch nur um einen Schritt näher. Der
Feind mutz geswungen werden, unsere Staatsnot-
wendigkeitM anzuerkennen. Dis Zeit für neue
Friedonsangebote Ät nicht da. Tagtäglich erleben
wir weitere Sichr-itte auf der schiefen Balm. Ach
verweise nur auf das Buch Erzbergers und auf die
lozialdLmokraiischLn Bedinguugen. Es ist sehr be-
denklich. jetzt die Entschädisunasfrage für Belgien
auszuwerfen.. Wjp wünschen. datz mit der Regelung
der Verhältnisse , rm Osten fortaefahren wirbt Der
AnsieÄluinaserlab Hindenburgs findet unsere Bil-
ligung. Wiv müssen in Polen dafür sorgen, unsere
militärische Gren-re günstiger su geswlten.
Würde EHatz-Lotbringen DsEchland genommen,
io hätte Wilson. was er beabsichtigt, nämlich, das
deutsche Kalimonovol gebrochen. Der Gedanke eines
Bölkeribundes M gleichfalls ein Schritt auf der
schießen Bahn. Gewiß ist es ein schöner Gedanke.
Aber die Erfahrungen des Krieges sollten warnen.
Ferner find die Schmierigkeiten ungeheuer, wenn
man den Man überdenkt.
Dis Ausführungen des Aba. Gamv sD. Fr.) bo-
ten nichts Bemerkenswertes.
Mbs. Ledebour kU. S.): bemerkt u. a.: Die Par-

teien lind in der Mauserung begriffen. Much Graf
Westarp, bat emaeseken. Latz auf einen S i e g -
frieden durch Offensiven nicht mehr zu rechnen
iit Anscheinend ist die nationalliberale Kartei
noch nickt reif zum Eintritt in die Re-ickstägsmshr-
bcit. aber mit einem hallen Fuß ist Herr StrSse-
mann bereits in diesen Kreis getreten. Die Lage
«nutz in öffentlicher Sitzung des- Reichstags geklärt
werden, dessen baldige Einberufung ick hiermit be-
antrage. Hätte der Reichs ag seine Machtmittel
gebraucht, dann wäre die Parlanrentarisiemng
Deutschlands längst durchgefübrt. Das deutsche Volk
soll selbst bestimmen, wie es regiert werden will.
Die heutige Erklärung des Kanzlers bedeutet e i n
Entgegenkommen gegen allgemin geäußerte
Wünßcke.
Als letzter Redner erklärte der Pols Seyda. cs
sei olles beim alten geblibn. obwohl man nach der
Auslassung des Reichskanzlers hätte erwarten kön-
nen. Lutz er dicssem System entgegentreten würde.
Der Friede von Brest-Litowsk und Bukarest kann
nicht als Berständisunasfriede bezeichnet weiden.
Rußland kann die Abtretung der Ukraine auf dis
Dauer nickt ertragen. Zum Schluß beschwerte sich
der Redner, daß das Militär-Eouvcrnoment in
Polen und Litauen regiere, forderte die Erfüllung
der Wünsche und erklärte, an der Reael' ng der
polnischen. Frage, seien nickt nur die Zentralmächte
interessiert, sondern ganz Eurova.
Dann -wurde die W e i t e rb e r a 1 u n g am
Freitag vertagt.
Der Erlatz des Kriegsministers
Bei den, in der vorgestrigen Sitzung des Haupt-
ausschusses von den Rednern fo scharf bekämpften
Erlaß des Kriegsministers handelt, es sich um
ein Schreiben des Herrn Kriegsministers Stein
an die Minister des Innern der Einzelstvaten.
Das voM Abgeordneten Gröber verlesene
Schreiben hat folgenden Wortlaut:
De r Ob er Militär be f e h lshäü e r.
Berlin. 9. Juli ISIS.
Die Zentralstelle für Völkerrecht
unld die Deutsche Fried ens gesellschaft
entwickeln wieder eine große Propaganda-
tätigkeit. .Von Heiden Stellen sind, Aufforde-
rungen an die Ausschuß-Mitglieder. Hauptgrüp-pen
und Vertrauenspersanen ergangen, in .möglichst
vielen Versammlungen für einen Berständigungs-
sfieden iiy Sinnen der R e i cksta gs ents Hli e-
ß u n g vom 19. Juli 1917 einzutreten.
Da ihren Organisationen die Abhaltung von
öffentlichen Versammlungen nicht gestattet wird,
sollen freie Vürgerausschüs sie gebildet wer-
den, um solche Versammlungen zu ermöglichen.
Wo auch dieses Verfahren nicht zum Ziele führt,
wird die Abhaltung geschlossener Veysamm-
lungen. empfohlen. Vielfach sollen Versammlun-
gen, zu denen-öffentlich- eingelwden wird, und je-
Hermann Zutritt haben soll, von den Behörden
als geschlossene Versammlungen gestattet werden,
falls nur dis Form der Ausgabe von Eintritts-
karten gewählt wird. Die Tagesordnung soll «in-
heitttch lauten: „Welches» Frieden braucht unser
Volk?" Ebenso ist für die in de«. Versammlungen
einzubringende Entschließungen -ein gleich-
lautender Tert herausgegecksn worden.
Zur Gewinnung von Rednern bietet die Deutsche
FriedensgchellschLt unter Herausgabe einer Red-
nerliste mit Themenangacksn die Vermittlung ih-
res Sekretariats an.
D's vorgeschilderte Bewegung i-st ein neuerli-
cher Ausfluß der unerwünschten Propa-
g a n da für den internationalen Pazi-
fismus. Unter Hinweis auf meinen Erlaß vom
7. November EöuNr. 3740, IS g. U. C. ersuche
ich die Abhaltung der in Aussicht stehenden Ver-
sammlungen und Reden zu verhind-ern.
von Stein.
Wie bekannt geworden ist, hat der baye-
rische Minister des Innern diesem Ersuchen
nicht stattgegeben.
Die „belgische Frage"
ist durch die Verhandlungen -im Haupt aus-
schuß aufs neue in den Vordergrund gerückt wor-
den. Der Kanzler sagte in seiner Rede am Diens-
tag: „Ms wir in Belgien einrückten. haben wir
das geschriebene Recht verletzt". Er fügt hinzu,
das sei geschehen in Ausübung eines anderen j

sagen

Aus Baden
Ein Landesverkehrsamt
Baden-Baden, 26. Sept. Im Hinblick auf die
Tatsache, daß die für die Entwickelung des badi-
schen Fremdenverkehrs grundlegenden Verhält»
Nisse durck den Krieg eine bedrohliche Verände-
rung erfahren haben, datz die große, von Norden
nach Süden gerichtete AM« des europäischen Bin»
nenverkehrs, die der Länge nach besonders auch
Baden berührt, nun aber durck unsere politische
Ausdehnung int Osten und Südosten sich wesentlich
zugunsten des östlichen Süddeutschlands verschiebt,
und dadurch die Lag« für das badische Land, be-
sonders für das Fremdengewerbe. für die Mit
nach dem Kriege sich ganz umgestalten dürfte, wei-
det sich ein Aufruf des hiesigen Oberbürger-
meisters an alle maßgebenden Faktoren in Stadt
und Land, um durch vorzeitige Maßnahmen dem
liebel vorzubeugen. Zu diesem Zweck soll ein
fachmänisch gebildetes, mit selbstständigen Befug-
nissen und bedeutenden Mitteln ausgestattetes
Land es Verkehrs amt mit einem nach Art
des Landwirtschaftsrates und des Eisenbahnrates
zu organisierenden „Landes - Fremdenrates" (aus
''Regierungs-, Presse-, Hotelindustrie- und anderen
Vertretern) schleunigst ins Leben gerufen werden.
Eine ähnliche Einrichtung steht in Bayern seit
1610 in Blüte.

Dr. Otto Seidenadel f
Karlsruhe, 27. Sept. Rück- schwerer Krankheit
ist im 63. Lebensjahr der hiesige Amtsvorstand,
Geh. Regierungsrat Dr. Otto Seidsnadel ge-
storben. , -
Mit Dr. Otto Seidenadel verliert unser
Land «inen hochverdienten Beamten, der vor allem'
in Karlsruhe während seiner langjährigen Tätig-
keit durck sein korrektes. freu-ndlickss Wasen fick d!«
Wertschätzung weitester Kreiße erworben hatte.
Geheimer Rat Dr, Ssidenadcl entstammte einer
Pfarrerfamilie und war in Berghausen bei Durlock
geboren. 1893 hat er feine scheite juristische Prü-
fung bestanden. In den folgenden Jabr-Sn war er
Amtnmnn in Friburg. Karlsruhe und Bucken und
wurde 1902 P-olizeidiirektor beim Kanlsrucker Bee
silksamt. Sieben Fabre darauf erfolgte keine Ver-
setzung als Amtsvorstand nock.iWaldshnt und im
Jahre 1912 trat er a ndie Spitze des BezirksamtÄ
Karlsruhe. - -
* OberLaurat Friedrich Kretzell in Karlsruhe,
der dem Finanzministerium zur Dienstleistung zu-
geteilt mar. isst unter Verleihung des Ritterkreuzes
des Ordens Berthold des Ersten wesen, vorgerückten!
Alters in den Ruhestand getreten. — Krcdell war
tm Jahre 1876 in den Staatsdienst eingetreten und
näck feiner Tätigkeit als Baulins-Eor in Wert-
heim und Baden im Jahre 1902-als technischer Re-
ferent für BaUssschen in das FiMmminiistertu-ip be-
rufen worden: er wurde spätU Mm Lb-erbaurai. -
ernannt und gehörte als KollegWmftalied der
Forst- und Domänendirektion uM» M? Ministeriäl-
kommillion für das Hofbauwesen all.
Reichenbach, 26. Sept. In der Nacht von
Montag arrff-Dicnslag stiegen Diebe im das An-
wesen eines Landwirts und entwendeten dessen
gesamten für ihn und seine sieben Kinder be-
stimmten Vorrat an Rauchfleisch; außerdem
Schuhe und Strümpfe. Gestern morgen wurde ei-
nem an der Schönberger Straße wohnenden Ge-
meindeangehörisen ein vollbehängter Baum mit
Aepfeln vollständig geleert, und vor einigen Ta-
gen erntete unehrlich Volk auf zwei Grundstücken
die Welschkornzaxfen. Jur in leMrem. Falle ge-
lang es. die Täter' zu , erwischen.: ' i
Mannheim, H7, Sef. Sofort nach Eintritt
Winterzeit hat der Gasverbrauch kn der hie-
sigen Stadt derärt zu genommen daß sich das Gas-
werk zu einer weitgehengen Gassperre von
vormittags halb 9 bis 11 Uhr und nachmittysS
von 2 bis 6 Mr genötigt steht. Die Gasleitun-
gen werden derart abgestellt, datz ein« Gasent-
nahme vollständig ausgeschlossen isst.
Mannheim, 27. Sept. Ein Unbekanntes der
in Käßertal bei einem Einbruch ertappt und fest-
genommen wurde, entwich der ibn transportier
rend-en Militärpatrouille. Da er auf wehr-malig-sif
Anruf nicht stehen blieb, gab der Unteroffizier
einen Schuß ab, worauf der Flüchtling, der einS
ihm nicht gebührende Uniform einesMatrosen trug
ins Bein getroffen, zusa'Mmenbrack._

KMgsfürsorge
* Beihilfen für Offiziere. OffWeren, die durch
Kriegsbeschädisung zu einem Berufswechsel
gezwungen sind, können im Bediirfnisfalls Zur
Deckung der Kosten . die ihnen durch die Vorberei-
tung und Ausbildung für einen neuen Beruf,
durch Beschaffung von Lehrmitteln usto. entstehen,
in beschränktem Umfange Beihilfen gewährt wer-
den. Entsprechende Anträge sind zu richten 1. von
noch nicht ausseschiedenen krisgsbeschädigten Of-
fizieren auf dein Dienstwege an die Fürsorge-AL-
teAung des Kriegsministeriums; 2. von bereits
pensionierten Offizieren an die Versorgungsabtei-
liung des Krieesministeriums.

Rechts, des Rechts der Selbstverteidigung und der
Notwehr. Ganz im Gegensatz zu der bisherigen
Haltung Strcsemanns und der Rationalliberalen
betonte nun der nationalliberale Führer, Stress-
mann, datz über das Verhalten Belgiens W
Beginn des Krieges keine klebe re instim-
m u n g bestehe. Er verlangte die Vorlegung
des gesamten Materials über Belgien zum
Zwecke der Prüfung.
Die „Kreuzzeitung" schreibt über diese neue
aufgeworfene Frage: „Die Ausführungen des
Kanzlers über die belgische Frage sind möglicher-
weise als Polemik sogen die Ausführungen des
Aba. Erzberg.er in seiner Schrift über den
Völkerbund gedacht gewesen. Wir iinöchten aber
an die Arbeiten des Obersten Egli erinnern.
Dieser nichtdeutsche Militär weist überzeugend
nach, daß ein Einmarsch in Belgien al-
lerdings im französischem Plane lag.
Es liegt ferner eine Reihe von Zeugnissen dafür
vor, daß französisch« Truppen bereits vor dem
deutschen Einmarsch in Belgien geweilt haben.
Die Verabredung mit England aber geschah mit
Votynsson Frankreichs, während sie vor Deutsch-
land geheim gehalten wurde".
Die unerschi t'srte deutsche Wehr-
stellung im Westen
Stegemann stellt, im Borner „Bund" fest,
daß die Offensi v e der Alliierten M Westen
zu keinem entscheidenden Ergebnis gelangt ist.
Di« Deutschen hätten außer des unwichtigen Vor-
sprungs von St. Mrhisl nock keinen bedeutenden
Punkt der alten Atzhrstellung aufg-egeben, viel-
mehr zwischen Vailly und Berry-au-Bac und in
den EhampagnehÜgeln nock erobertes Vorgelänve
im Besitz. Stegemann schreibt im übrigen 'zu den
Plänen Fochs:
„Je höher man den französischen Feldherrn
einlschätzt, der eine Fülle von Kampfmitteln auf-
wendet, um, wenn möglich, dock nock vor Novem-
ber zu entscheidenden Ergebnissen zu gelangen,
desto eher wird man zu der Ansicht neigen, daß
er auch in Flandern, in der Cha-mvagne und an
der Lothringer Front zu Operationen großen
Stils schreitet. Er kann seine sjegreick auftre-
tende Gegenoffensive, die den größten strategischen
Ausfall, den die Deutschen ie an der Westfront
unternommen haben, gbseknickt hat. nicht tot-lau-
fen lassen oder stillosen, ohne das Aeußerste angs-
wendet zu haben, uni die deutsche Wehrstellung zu
durchbrechen. Darüber darf di« scheinbare Stille,
die nur eine OperationspMl.se ist. nicht hinwegtäu-
schon. Heute ist die deutsche Wehrstsllung
auf der ganzen Front von Flandern bis in' den
Sundgau un tz r fch ü t t or t.
Meine
s Wenn die Amerikaner in Berlin einmarschie-
ren. Für dis kindische Art der ameri-
kanischen Kriegspropaganda M folgende Notiz der
Chicago Daily Tribun« beMchnsnd: „Wenn die
Soldaten der Vereinigten Staaten in Berlin ein-
mavschieren werden, wird ein Einwohner von
Satt Lake City, Cavendish W. Cannon, ganz
besonders dazu, ausersohmi sein, Wilhelm von
Hohenzollern unsere Meinung zu sagen. Er hat
nämlich deutschen Sprachunterricht 'genommen,
aber seinem Lehrer gesagt, er mög« ihm nur die
kräftigsten deutschen Flüche und Schimpf-
worts boibringsn, damit er dem Kaiser und
seiner Sippschaft in Berlin die Meinung
des amerikanischen Volkes
könne"

Michel!
Michel! Latz das Schimpfen sein!
Hab' Miehmacken satt!
Michel! Maulen isst nicht fein-
RÄste Dich zur Tat!
Michel! Zeig' als braver Mann
Stark der ganzen Welt:
Datz der Deutsche alles kann!
Mckel! Gib Dein Gold!
Michol! Hör' Len letzten Pfiff!
Deutscher Adler- Flieg'!
Mickel! Alle „Neune" triff!
Holla! Michel! Sieg'!
Franz Grotzholr.
Lm neues Wissenschaft!? Ver-
fahren der Wettervorhersage
Auf dem skandinav.Eeophysikerkongretz. der unlängst
in Eotenburg abgehalten worden ist. hat Profes-
sor v. Bier kn es. einer der angesehensten Ver-
treter dieser Wissenschaft nicht nur Skandinaviens
— er ist durch seine kurze Leipziger Tätigkeit in
Deutschland. vorteilhaft bekannt geworden
Mitteilung über ein neues Verfahren der Wet-
tervorhersage gemacht, das er mit einigen Mitar-
beitern in Bergen aufgebaut hat.
Es handelt sich dabei gleichzeitig um einen wich-
tigen Fortschritt der theoretischen Wetterkunde, um
nichts Geringeres, als die Ansätze zu einer Theo-
rie der Zyklone, deren Anwendung Hand in
Hand mit örtlichen Wetterbeobachtungen di« Wet-
tervorhersage auch da gestattet, wo- wie gegen-
wärtig in Skandinavien, die Wetterberichte über
große Nachbargebiets, über England, die Faroer
und Idland, fehlen. Professor Bierknss veröffent-
licht jetzt in der skandinavischen Presse den In-
halt seines Vortrages; daraus sei hier das We-
sentlich- wiederse-geben.
Die Grundlage für dis Wettervorhersage, wie
sie in den meisten Ländern üblick ist, bildet die
MFämmenstellung zahlreicher Beobachtungen in
einem großen Gebiete zu den -bekannten „synopti-
schen Wetterkarten". Di« Darstellung des Windes

auf diesen -Karten war aber bislang wenig ge-
nau, denn es wurde nur Windstärke und Wind-
richtung an einzelnen Punkten angegeben, wäh-
renv doqplÄswecse der Luftdruck in Form zu-
sammenhängender Lu-stdrucklinien darge,stellt wer-
den kann. Nach dom neuen Verfahren von Bjork-
nss das freilich ein sehr dichtes Netz von Beob-
achtungsstellen voraus,etzt, ist es nun möglich,
-Windströmungsrichtung- und Wcndstärkekarten her-
zustellen und aus ihnen Schlüsse zu ziehen. Dabei
hat sich horausgesrellt, daß es sogenannte „Konver-
genz- und Divergenzlinien" gibt. Linisnzüse, nmy
denen der Wind von beiden Seiten Mtrümt und
solche, von denen er nach beiden SEN abstrü-mt.
Bereits auf den ersten Wjindströmungskarten, dis
I. W- Sandström, damals Assistent bei Vjerines,
vor nicht ganz zwei Jahrzehnten entworfen Hat,
sind solche Linien festgsstellt worden. Einer der
Mitarbeiter von Bjerknes. hat nun als Folg« des
allgemeinen Gesetzes über die WirbelbÄdung ein
Gesetz über di« Fortpflanzung dieser Linien ge-
funden: eine Konvergenzlinie bewegt sich stets
nach rechts, eine Divergenzlinie nach links, wenn
der Beobachter in der Windrichtung blickt. Durch
die Aufzeichnungen in der nächsten Umgebung sol-
cher Linien ist auch eine Feststellung über die Ge-
schwindigkeit der Verschiebung möglich.
Weiter ist ein wichtiges empirisches Gesetz aus
diesen neuartigen Windkarten abgelesen worden:
zu jedem Zyklon, der nicht stationär ist. sondern
sich weiter bewegt, gehören zwei charakteristische
Konvergenzlinren. -Beide verlaufen auf der rech-
ten Seite der Zyklonbahn; die eine verläuft bei-
nahe senkrecht dazu, die ander« schwiegt sich der
Zyklonbahn desto mehr an, je näher sie der Mitte
des .Zjyklons kommt, und im Mittelpunkte des
Zyklons haben dessen Bahn u. diese Linie eine ge-
meinsame Tangente. Gelingt es diese Linie Lts
in die Mitt« des Zyklons zu ermitteln, so kennt
man die.augsnblickliche Fortbewegungsrichtung des
Zyklons. Diese Linie bezeichnet Bjerknes als düs'
Leitlinie des Zyklons. Durck die Beob-
achtungen, dis seitlich der beiden Linien angestcllt
werden, läßt sich auch die Fortpflanzungsgsschwin-
diakeit des Zrklons bestimmen. Die tvarM Lüft,
die dem Zyklon zuströmt, und ihm Kraft zuWhrt,
strömt in den Sektor zwischen den beiden Linien

ein. Bei der Fortbewegung des ganzen Systems,
das der Zyklon darstellt, bezeichnet die Leitlinie
die Bewegung einer warmen Welle, die ander«
Konvergenz!inis die einer kalten. Aus diesen
Entdeckungen ergeben sich wichtige Folgerungen:
die kalte Welle, die in der Regel schärfer ausge-
prägt fst als die warme, wird von starkem Regen
begleitet.: Er fällt aus der warmen Luft nieder,
die durch den verrückenden kalten Luftteil empor-
gehoben wird; oft kommt er in Form van Gewit-
terschauern in Verbindung mit heftigen Wind-
stößen; tatsächlich bildet diese KonversenMni« das
Rückgrat in der Linie der Regenstürme, dis man
seit lansxm als häufig« Begleiterscheinung der
Zyklon« kennt. Auch Lis Leitlinie bezeichnet ein
Gebjet des Regens, wenigstens in genügender
Nähe des Zyklenzentrums. Aber dieser Regen
geht der Linie 200 Kilometer oder mehr voraus,
fällt aus drr warmen Luft, die an der schiefen
Eben« aufwärts gleitet, di« den unten lie-göndey
kalten Luftkeil begrenzt, Durck die Verschiebung
des Zyklons wird er gewissermaßen vorangefegt.-

Kunst und Wissenschaft
* Das Posener Hindenburg-Museum. Die Er-
öffnung des Hindenburg - Museums in Posen,
der Eeburtsstadt des Generalfoldmarfchalls, soll
am 71. Geburtstage Hindenburgs (2. Oktober) er-
folgen.
* Hockschulnackrichten. Der Geheim« Hofrctt
Prvf. Dr. Karl Bernhard Lehmann. Vor-
stand des hygienischen Instituts in Würzburg,
begebt am 27. d. M, den 60. Geburtstag. Prof.
Lehmann, s. Zt. Oberstabsarzt als beratender Hy-
aieniker und Vorstand der bakteriologischen llnter-
suckungsstation beim 2. Armeekorps, ist -aus Zürich
gebürtig. Seit 1894 wirkt er als Ordinarius. Der
Gelehrte ist Mitglied des Reichsgesundbeitsvats. —
Dem. Herausgeber der Zeitschrift für Larringologie,
Rhin-oloaie und ihre Grenzgebiete Dr. med. Felir
Blumen seid in Wiesbaden ist vom Für-
sten M Schaumburg-Livve der Pvofellartitek ver-
ivochen.

Neues aus aller Welt
* Zu dem Anschlag aus Len Stadtdirektor
Tramm in Hannover, dem, wie bereits gemeldet,
eine Höllenmaschine ins Haus geschickt w-urvs. er«
fahren wir noch, daß ein Racheakt angenommen
wird. Stadtdirektor Tramm ist der Dezernent
der hannoverschen Lebensmittelversorgung. Der
Täter dürfte angenommen haben, daß, falls
Tramm durch die Exp-lMon getötet wird, der
neue Dezernent eine bessere Versorgung herbcisiih-
ren werde. Durch die Untersuchung der Höllen-
maschine ist festgestellt worden, daß sie sehr E
xlosivkräftig war und vollauf genügt hätte. W
Falle der Explosion einen Menschen zu töten. Für
die Entdeckung des Täters sind von verschiedenen
Behörden Belohnungen im Gesamtbeträge von
7000 Mark ausgesetzt worden.
* Wegen Befangenheit abgelehnt. Dieser Tage
sollte vor dem Königsberger außerordentliches
Kriegsgericht gegeu den unabhängigen sozialdemo-
kratischen Stadtverordnet-en Linde verhandelt
werden. Dieser lehnte aber den Vorsitzenden, Ged
Iustizrat Dr. Thi-essen wegen Befangenheit
ab. Zur Begründung berief er stck u. a. dar-w-
daß er zu den. Rednern gehöre, die in der Stadt-
verordnetensitzung die Rechtsprechung des Kriegs-
gerichts angegriffen hätten. Nack kurzer Beratung
erkannte das Gericht den Einwand der Befangen-
heit -am und vertagte deshalb dis weitere Ver-
handlung
Humor vom Tage
* Finanzgenie. Mr. Slyboots wird von Lo'-^
Nortbcliff nach Holland geschickt, um von dort au»
die Propaganda in Len feindlichen Ländern s-u or-
ganisieren. Secks Millionen sind ihm zur Verfü-
gung gestellt, um die ..Germans" z-u überzeugen'
da» England in uneigennützigster Weiss« nur
ihren eigenen Gunsten den Krieg führe — fiM^
haft erwartet mM in London die -Nachrichten- vM
Mr. Slyboots. in dessen geschäftliches Genie mM
-alles Vertrauen setzt, endlich, trifft ein ckiffrEtes
Telegramm ein: ..Gelang mir. Geld astf vor er-
Hafteste Weise awzulegen. zeichnete sechs Mllwns
deutsche Kriegsanleihe." lLusst. BI>

„ Obwohl nu
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