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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Nr. 138 ff
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Bezugs» und Anzeigenpreis. Dir r«Nelb«rger Zeitung kostet »et I-d-r Postanfiolt monatnq
1.1? M, vierteljährlich g.ZSM. auslchlietzlich Zustellgebühr, durch die Agenturen oder die Trägerinnen
sret Haus monatlich 1.15 M. -Die sech-gespaltene Petitzeile kostet 25Ps., Inserate amtlichen oder sinan-
zieLrn Inhalt, SO Ps.; im Reklamen!«» die viergespalten« Petitzeile 80 Ps. Bei Wiederholungen Rabatt.
DeuL u. Nielag: Theodor Berkenbusch —-eidelierger Berlagsanstilt und Druckerei, tzeidelberg.
Redaktion und EeschSstrstell«: KmrptstraheA. — z«nis»rech»8S.

HeidelbergerMung
(Anabhängige Tageszeitung)
_Derkündlgüngsblakt für Nor-baden und dir angrenzenden Teile von Bayer«, Hesse« und Dtzrllr«biM
Nr. iss Donnerstag, den 11. Juli «». Jahrgang

Heidelberger Zeitung erscheint an jedem Wochentag mittags IL Uhr. Eratisbelzabrn lind da,
Sinzig amtlich, Berkilndigmigsblakl des Bezirks Hsidewerg, die Heidelberger SamilirnblStter,
autzerdem amtlicher Wohnungsanzriger. Die Heidelberger Zeikmg kann durch alle Poflanslallsn,
durch dis Ageuluren auf dein Lande, die Trägerinnen und bei der Seschästsstell« selbst — Hanptstr. LS-
monaWch und vierteljährlich bestellt werden,
tzauptschristleiter: Kurt Fischer in Heidelberg
Druck ».Verlag: Theodor Berkenbusch —Heidelberger Lerlagsanstalt und Druckerei, Heidelberg.

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tstraße 46,4 T.
4081



vergebliche Teilangriffe öer Zranzosen

Der Moskauer Gesandten-
mord
Der Hergang des Attentats
die Vorgang« bei der Ermordung des Era-
sind neue EinzÄHeiten aus Moskau
r mgerropsen:
^^en Mörder hatte-n -sich, wie bereits be-
nni, durch gefälschte Schriststücke und Ausweis-
mw irre einen Empfang bei dem Gesandten erwirkt,
ff? Unterredung fand in Gegenwart des Geheim-
üb Riezler und des Leutnants Müller statt.
Rä- deutschen Herren hatten mit den beiden
^eorderu an einem ALarmortisch in der Mitte des
Platz genommen. Aus der einen Seite
faßen die Mitglieder der Gesandtschaft,
in v-?. ^^i>eren die Russen. Die Herren saßen alle
-.s^bdrrgen tiefen Lederstühlen, was für die Ueber-
st^bnen einen Nachteils für die Mörder hingegen
rnen Vorteil bedeutete. Diese konnten auf diese
ffrsOe unauffällig unter der Platte des Marmor-
Usches ihr« Waffen bereit machen, während ihre
^psex in ihrer surückgslehnten Lage ein bequemes
^stel boten und auch an schnellem Widerstand ge-
mildert waren. Während der Unterredung besan-
nen die Täter in ihren AktezKündsln zu blättern,
als ob sie irgend ein Papier suchten, und durch die
aut diese Weise entstandene Pause im Gespräch
wurde die AufmerksamLeit der deutschen Herren ab-
gelenikt. Während der Gesandte und seine Mitar-
beiter glaubten, daß die Russen in ihr Material
vertieft seien, hatten diese unter dem Tisch ihre
Wasten hervorgezogen. und dann spielte sich dis
-Mordtat in wenigen Sekunde« ab. Die Russen
E^"^n mit Revolvern auf und besannen su
Der eine'Mörder hatte den Gesandten
k ?^rn genommen, der andere batte abwechselnd
" Lsgationsvat Riezler uäd den Leutnant
^vllsr gezielt. Eine Abwehr war für die Herren,
Ifb unbewaffnet waren, in den ersten Sekunden
lcht möglich. Der Gesandte war gleich bei
7^" Vvsten Schüssen schwer am Hinterkopf
getroffen worden. Auf die Schüsse hin eilten Leute
den Nebenzimmern herbei, und das war Nil
vle Mörder das Zeichen zur Flucht. Bevor sie »um
»lenster hinaussprangen, warf jeder von ihnen eine
Handgranate. Nur eine von diesen ervlo-
svrte. Die Soren Mücke trafen den Grafen Mix-
und wirkten sofort tödlich. Inzwischen hatten
'm, die Mörder »um Fenster hinausgeschwungen
und waren entkommen. Die Tat, die zweifellos
lanAem und Lis auf alle Einzelheiten genau
^vEreüet war. spielte stch i« wenigen Augen-
Di- Trau-vfel-r i»t Moskau
Moskau, lv. Juli. Am Montag nachmittag hat
b-ause ^er deutschen diplomatischen Vertretung
--rauerfeier «m Sarge des Gesandten Grafen
7 -»ach stattgsfunden. Nach einem von Dekan Se-
- . ko gelesenen Requiem sprachen der kaiserliche
s chaftsträger Wirklicher Legationsrat Riezler,
nuter der der Hauptkommission Nr Gefangene bei-
"vrMete Professor Hunzinger von der Michaelis-
in Samburgund der türkische Gesandte
Kemali Boy Morte des Wschicds. Abends
z,.Ve die Leiche auf den Alerandeübahichof ü'ber-
Z^UHrt, um nach Deutschland gebracht zu werden.
nrslrsder der deutschen Mission und der in Mo-s-
k^7,?Usfgsn Kom-mission folgten dem blumenge-
Eten Wagen. Auf dem Bahnhof erschien der
T k m -t r ^ür auswärtige Angelegenheiten
,^r^">cherin. um nochmals die tiefe Teil-
rusfMen förderativen Republik »um
z,„f/^ds2 Meines auszusprechen. der für die Sache
Friedens gestorben sei.
Die Ueberführung der Leiche des
Grafen Mirbach
d« Berlin, 10. Juki. Heute abend ist die Leiche
to» Ä Moskau ««mordeten kaiserlichen Eesand-
Mirbach - Harff in Berlin ein-
begleitet von dem Bruder des Verstor-
ani;Major Freiherr von Mirbach und dem Le-
r^'olibrat Grafen von Vassewitz von der deut-
Nv«. diplomatischen Vertretung in Moskau. Am
n, hatte sich der kaiserliche Gesandte Graf
r,,,h Model und Legationssekretär Meyer einge-
Leiche wurde sofort nach Sarff im
^Ede weitergeleitet, wo die Beisetzung
„vx,^ dem Stammsitz der Familie stattfinden wird,
fin ."da der nächsten Woche findet in Ber-
'kili- ffrn-feierlichsr Tr a u er sott e sd i enst
Verewigten statt, der unter jo tragischen
Etztzd tm Dienste des Vaterlandes den Tod

General- unö Mömiralstabsberichte

Der deutsche Tagesbericht
WTB. Gr. Hauptquartier, 1V. Juli.
(Amtlich.)
Westlicher Kriegsschauplatz
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht
Im Kemmelgebiet, an der Lys und
Somme lebte die Gefechtstätigkeit
iy den Abendstunden auf. Nächtliche Erkun-
dungsvorstöße des Feindes.
HeeresgruppeDcutscherKronprinz
Der Franzose fetzte seine heftigen
Teilangriffe fort. Südwestlich von
dloyon und südlich derAisne stich er mehr-
fach mit starken Kräften» or und fetzte
sich in den Gehöften von Porte und des Lo -
ges westlich von Anteuil sowie in alten fran-
zösischen Gräben und nördlich von Longpont
fest. In den anschließenden Abschnitten wurde
er durch Feuer abgewiesen. Bei örtlichen er-
folgreichen Vorstößen westlich von Chateau-
Thierry machten wir Gefangene. Rege Er-
kundungstätigkeit des Feindes beiderseits von
Reims.
HeeresgruppedesHerzogsAlbrecht
Im Sundgau brachten Stoßtruppen aus
französischen Gräben nördlich von Largitzen
Gefangene zurück.
Der Erste Genrralquartiermeister:
Ludendorff.
* * *
Berlin, 10. Juli. In der Nacht vom 8. zum 9.
Juli wurden zwei englische Großpatrouillen bei
Arleur abgewiesen. Nördlich der Straße Bray-
Corbis Soissons zersprengte die deutsche Artillerie
feindliche Ansammlungen. Ihr Vernichtungsfeuer

verhinderte bei St. Maur, südwestlich Noyon,
feindliche Angriffe. Ebenso scheiterte ein
Versuch in der Nacht vom 9. zum 10. wiederum Lei
Antheuil amugreifen. Im deutschen Vernich-
tungsfeuer flutete der Feind unter stärksten
Verlusten zurück. Erkundungsgefechte an der Aisne
brachten den Deutschen Gefangene ein. An der
Straße Villers-Cotterets - Soissons erfolgte ein
stärkerer Teilangriff der Verbandstrup-
ven. Bei einem Versuch, dem deutschen Vorstoß
auszuweichen, erlitt der Gegner schwere Ver-
luste. Das deutsche Abriegelungsfeuer und der
Angriff von Infanteriefliegern gestaltete die Rück-
bewegung des Feindes auf Vaur z u r F l u ch t.
Der deutsche Abendbericht
WTB. Berlin, 10. Juli abends. (Amtlich.)
Von den Kampffronten nichts Neues.
Der Wiener Tagesbericht
Wien, 10. Juli. Amtlich wird verlautbart:
Im Brentatal schlugen unsere Sicherungstrup-
pen einen italienischen Vorstoß auf. Unsere alba-
nische Südfront wurde unter dem Druck starker
feindlicher Kräfte über die Linie Berat —Fjeri
zurückgenommen. Die Gefechtsberiihrung
war seit gestern früh nur sehr locker.
Der Ches des GeneralstaLs.
Der U-Bootskrieg
16 56V Tonnen
WTB. Berlin, 10. Juli. Durch die Tätigkeit
unserer Unterseeboote wurden im nördlichen Sperr-
gebiet um England neuerdings 18 30» BRT.
feindlichen Handelsschiffsraums vernichtet.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.

Die polnische Königsfrage
In dell politischen Kreisen Polens hat sich in
der letztem Zeit der Wunsch sehr verstärkt, durch
eine möglichst baldige Lösung der Königs-
frage zu «ine« Konsolidierung der Verhältnisse
zu gelangen. Es erscheint manchen führenden Per-
sönlichkeiten PoKns ratsam, durch Herbeiführung
einer Entscheidung den aus Rußland kom-
menden Einflüssen entgegen zu wirken.
Bon den einzelnen polnischen Parteien werden
verschiedene Kandidaten genannt, denen man dem
polnischen Thron anbieten möchtck.' Fünff Name.n
stehen, dabei in erster Linie. Es sind das Prinz
August Wilhelm von Preußen, bei dem
dis Frag« der Religion zu erwägen bliebe, Erz-
herzog Karl Stephan. Herzog Al-
brecht Eugen, der zweite Sohn des Prinzen
Albrecht von Württemberg, Prinz Fried-
rich Christian, der zweite Sohn des Königs
von Sachsen, und Prinz Kyrill, der zweite
Sohn des Königs von Bulgarien. Diese Liste
ist bisher nur inoffiziell in polnischen Parteikrei-
sen und ohne Mitwirkung der Regieüüng ausge-
stellt, die stch der Pevsonenfrage gegenüber gewis-
sermaßen neutral verhält.
7 Milliarden Rubel Krlegsfchäden-
forderung an Rußland
Nasche Slswo" meldet der Nossischen Zeitung zu-
folge, daß am 2. Juli Leim Kommissariat Nr Han-
del und Industrie in Moskau ein« Sitzung der
HauptliquidierungskofmmHssion !dss
Brester Vertrages stattgefunden hat, Lei der die
Frage des Ersatzes der Kriessschä d e n be-
urteilt wurde, die Deutschland in diesem Kriege er-
litten hat. Die Gesamtsumme der öffentlich-recht-
lichen Ansprüche, die Deutschland von Rußland er-
halten soll, beträgt nach den Feststellungen der
Moskauer Kommission sieben Milliarden
Rubel, wobei Deutschland, das starken Bedarf
an russischen Rubeln hat, darauf bestand, daß diese
Ansprüche in allernächster Zukunft liquidiert wer-
den müssen.

Kriegsentschädigung von Rumänien?
Bei der Beratung des preußischen Staatshaus-
haltsplanes in der Finanzkommission des Herren-
hauses erklärte ein Mitglied:
In der Oesfentlichkeit sei nicht klar geworden,
daß Rumänien ein bis zwei Milliarden Kriegsent-
schädigung uns zahlt allein dadurch, daß die sämt-
lichen Banknoten, die Deutschland ausgegeben
habe, durch Bance Romana eingelöst werden.
Dies sei eine verkappte Kriegskostenentschädigung.
Jetzt belaufe sich die Summe auf eine Milliarde
und Lis unsere Militärverwaltung aus dem Lande
herauskomme, würden es zwei Milliarden werden.
Aus dem schriftlichen Bericht der FinaNzkommG-
sion des Herrenhauses ergibt sich nicht, ob ein Ver-
treter der Regierung sich zu dieser Ansicht geäußert
bat.

Die Beschießungen von Paris
Wie Hamas meldet, stellt der Demos die Er-
gebnisse der Fliegerangriffe und der
Fernbeschießung von Paris und der Pa-
riser Gegend zusammen. Am 30. Januar begannen
die großen Fliegerangriffe, am 23. März LeganuLn
die Ferngeschütze ihre Tätigkeit. Den ersten größe-
ren Fliegerangriff führten die Deutschen in der
Nacht vom 30. auf den 31. Januar durch. Dabei
wurden 88 Personen getötet und M3 verwundet,
Bis zum 30. Juni 1018 waren 20 Fliegerangriffe
und 39 Tage Beschießungen durch das Ferngeschütz
zu verzeichnen. Ein« Zusammenstellung der
Daten der amtlichen Berichte ergibt Nr die Zeit
vom 1. Januar bis zum 30. Juni 1918 141 Tote
und 4 32 Verwundete, nicht mitgerechnsk
sind hierbei die Opfer, die ihren Verletzungen nach-
träglich erlegen sind, sowie 6 6 Personen, die
am 11- März in de« Untergrundbahn Zuflucht
suchten und von der nachdrängenÄen Menge er-
drückt wurden.
* Im Flugzeug nach England. Lord Curzon
teilte mit, daß der König und die Königin
von Belgien in einem Flusseus i.» Lng-
land eingstroffen sind.

Kühlmann und Hintze
Mus Berlin wird uns geschrieben:
Kühlmann geht und Hintze soll kommen. Es gab
am Dienstag im Reichstag eine große Sensation«
denn es ist alles anders gekommen, als die Zeichen-
deuter ankündigten. Herr v. Kühlmann fuhr nach
dem Hauptquartier, — so sagten seine Vertrautes
— mit dem festen Vorsatz, um Enthebung von sei«
nem Amt zu bitten. Er wußte auch seit dem Mor, -
gen, der dem Tage seiner unglücklichen Reichstags-
rede vom 24. Juli folgte, daß seine Amtsstundey
gezählt waren. Er machte auch niemandem gegen«
über ein Hehl daraus, daß er sich diesmal nicht
mehr von innerpolitischen Erwägungen leiten lassent
würde, sein Demissionsgesuch aufzuschieben. Eq
hätte es. worauf hier hingewiesen sei, bereits am
2. IuLi unter dem Eindruck seiner Rede ein«
gereicht. Oder, wenn wir genauer sein wollten,
er hätte es bereits Mitte April nörgelest, als di«j
öffentliche Meinung wegen der Verzögerung des
Bukarester Friedensschlusses sich ziemlich Leunrus
higt gezeigt hatte. Die Haltung der sozialistisches
und linksliberalen Reichstagsvarteien. die sich süq
Kühlmann -erwärmten, hat seinem Verbleiben oheq
geschadet als genützt. Ihm persönlich war diesq
Stellungnahme überaus peinlich gewesen. Er Hais
dies auch zum Ausdruck gebracht. Wer genutzt hass
es ihm nicht, -man ließ seine Rockschötze nicht fror.
Aber hiervon abgesehen, hat er stets in den letztes
Wochen selber das Empfinden gehabt, daß iM dich
Schwierigkeiten des hochoerantwortungsvollen Am-
tes schließlich über den Kopf gewachsen waren.
Herrscht nun im Reichstag auf der Rechten, diq
Herrn o. Kühlmann nicht gewogen war. Befriedi-
gung über seinen Weggang und über die wahr!-
scheinliche Hevaufkuifft des Herrn v. Hintze? ReiH
äußerlich betrachtet, zeigen die Konservativen ein«
gewisse Genugtuung über den Wechsel, der ibrenj
Wünschen entspricht. Aber es wäre zu kühn, be-
haupten zu wollen, daß ihre -Freud« ungemischt ist«
Einen vollen Sieg haben sie in keinem Fall errun-
gen. Denn an den Richtlinien der äußeren Politik
soll auch in Zukunft nichts geändert werden. Da,
müßte denn auch der Reichskanzler und sein Vev«
treter Herrn v. Kühlmann folgen. Es ist sanq
falsch, wenn angenommen wird daß Herr v. Kühl-
mann in der äußeren Politik ander« Wege gehen
wollte, als z. B. s. Z. die Heeresleitung Nr rrur »
hielt. Wenn er mit ihr in Konflikt geriet, so sei
schab es -lediglich in der Form, mit der er i-nf -
Reichstag seinen Standpunkt vertrat. Die Link«
wird nicht verfehlen, aus der Ernennung des Hsrrck
v. Hintze den Schluß zu riehen, daß mit dem Per-
sonenwechsel auch weitgehende grundsätzliche und,
sachliche Veränderungen in der Führung der Reichs«
geschäfte emtretsn würden. Das ist aber, -wie uns
von maßgebender Seite versichert wird, nicht zutz
erwarten. Den Kurs bestimmt GrafHert«
ling. und solang« dieser an der Spitze der Reichs-,
leitung steht, wird der Kurs beibehalten bleiben.
Die deutschen Kriegsziele bleiben also mit einem!
Wort unverändert, auch wenn ein Politiker voitz
dem Rufe des Gesandten v. Hintze d':e Fühvunq
der auswärtigen Geschäfte übernimmt. Wir düv,
fen gespannt sein, ob Herr v. Hintze die alldeutscher
Kreise nicht in kurzem enttäuschen wird. Es ist r>K>
les -im Werden begriffen, was sich der öffentlichen
Besprechung noch entzieht. Hoffen wir daß d-k
Wahl des Herrn v. Hintze dem deutschen Reich*
Glück bringt/
Die nationattiberale Korrespondenz
schreibt zu Kühlmanns Rücktritt:
„Dis Bewilligung des neuen Kriegskredits is
von den Sozialdemokraten verschleppt wo bei,
weil man in ihren Kreisen wieder Krisen..'
lüft zu wittern scheint. Der Rücktritt de.
Herrn v. Kühlmann wird aber unter diesem Go,
sichtspunkt falsch eingeschätzt und überschätzt
Herr v. Kühlmann hak bei dem Friedsnsschluß vor
Brest-Litcwsk und von Bukarest sein Ge,ch ck al-
diplomatischer Unterhändler erwiesen. Persönlich^
politische Initiative hat er dabei nicht gezeigt un^
auch nicht -wohl zeigen können. Er hatte seil»
staatsmännische -Probe noch zu bestehen. Sie lat.
vor ihm in der Ausgabe, die siegreiche Entscheidung'
die auch im Wösten von Hindenburg und Luidsnk
dorsf erzwungen werden wird, am Wei Handlung»
tisch einmal in politischen Sicherungen sogen uw
sere westlichen Feinde dauernd fosizulegen. Wh
diese Ausgabe hat Herr v Kühlmann die Bssähi,
gung vermissen lassen, noch ehe die praktische Prob»
an ihn hevansetreten ist. Seine letzte Reichstags!
rede war laubem-ig und matte Defensive in eines
Augenblick, in dem ein« frische politische Aus,
Nutzung unserer glänyenden militärischen Las
 
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