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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.55371#0779

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60. Jahrgang

Nr. 286

Freitag, den 6. Dezember 1918

Heidelberger Zeitung erscheint -« jedem Wochentag mittag, UUHr. Sr-il,»el»-»e« knd dä,
slntig omMch« verlründigungsblatt de» Derlrk» Heidelberg, die Heidelberger FanNlienblStter,
außerdem amilicher Wphnungsaryeigtr, D!« Heidelberger Zeitung Kan» durch alle Poslanslalle»,
durch di« Agenturen aus dem Lande, dl« Trägerinnen und bei der GeschLftestell« selbst—Hauptstr. A —
monMch und vlertellährlich bestellt werden»
tzauptschrtstleiter: Kurt Fischer in Heidelberg
Druck «.Vertag: Theodor Berkenbusch -Heidelberger Verlag»anstatt und «nickerej, Heidelberg.

BMärlc ÄNll ÄttZeitz«Nprst«. Di« .Heidelberger Seltung» lwftet bei jeder Post-mst-lt
tnonaM iw Ät„ vterteltLhelich S.S» M. «t.schtiehlich gustevg-biihr, durch die «g-uturen »der
bi« rriigerlbn«« frei Hau» Monatlich M. - Di« ,«ch«g.spalten« Petit,«»« -d«r d«r.» Rau«
kostet SS Pfg.j im ««Uanut«« dl, ntergespalt««, V«tiq«U« 1.-, mit Platz-arschrist >.«>«.
Bei WtÄ»«holung«n Nachlaß nach Tarif. SrfiUlun,,ort ist H«id«lberg. «tnzeloerkauf 10 Ps».
Druck u. »erlag: Theodor Da»e»dulch-S«td«lb«rg«r «erlag»anstalt«. Drucker«« Hetdelb»,.
Postscheckkonto Karleruhe Nr. ««. Fernsprech«: «edaktio» 1«, S,sch»ft»ft«tt« «
.. .....

KeidelbergerZeilung
Unabhängige ^ageszeWng)
Verkündigungsblatk für Nordbadettuud die angrenzenden Teil« v»u Bayern. SessenundWWtemhLeK


66öS
MW> Swsschen Waffenstillstand und
--7 Vorfrieden
Heine Kündigung des Waffenstillstands


6687 .

nitt 2 d-r, . ° die ihm notwendig eifcheinenden Aew

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Versorgung
u. Mänteln
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ihr hiermit

Stuttgart, 3. Dez. Aus eine Anfrage* der
Heeresgruppe Herzog Albrecht teilt die Oberste Her-
Gleitung mit, es bestehe keinerlei Befurch-
»»», dast der Wasfeitstillstand von -er Entente
^kündigt »vsrde.
Die gleiche Mitteilung ist auch der Bolksregie-
^ng i„ Karlsruhe zu gegangen.
9toch keine Antwort auf Erzbergers
Vermtttlnngsvorfchlag
^uf den Vermittlungs Vorschlag de-
^taatchekretärs Ersberser — Ml-iefevung sä-mt-
tu R-spavatur befindlicher Loksmotiven am
Äebuwr ISIS unter Voraussetzung der Anrcch-
->Mg der El den Franzosen in Belgien und Norv-
cankWjch erbeuteten Lokomotiven — hat Gencra
llstmus Fach noch keine Antwork erteilt.
Us d-xisem Weühalten und aus Asußerungen des
r ^^östichan Presse schöpft man die Erwartung aus
' künftige Erledigung der für Deutschland le-
^^nswichi!igen Angelegenheit.
i 1 ,-Wlnische Zeitung" meldet aus Ämsierdam:
f Ee-rüchten, wonach Marschall Fach ein Ul-
/ ^ttumr am Deutschland gerichtet Haben soll, Lr-
. /°E -die „Dai-lv News", solche Meldungen seien
- "begreiflich, da Fach nicht die Mach;
i h s, auch wenn er den Willen Lazu hätte, ein
c zu erlassen. Er habe lediglich M Mus-
Ker Maffenstillstandsbeidingungen zu sorgen
eym nvilvenvig ri'Mrinenoen -Aeu-
d« vorzunehmen. Alles übrige sei Ausgabe
r Friedsnskonseronz.
Die neuen Londoner Beschlüsse
^aaaer Meldung des V. T. zufolge wird
Mitaeterlt. daß Beschlüsse von größter
'änon it bei den Veivrechunaen in Dom-
zustande aekonmnen sind die. kurz zuiaiw-
chni-reßaht. iolaends Punkte LetrEen:

6668

ng bete» .
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6668

2 de » des Wasfenstittstaildes.
-- Auslieferung des Kaisers.
t», ^^"^^"digung und Vergütungen
ourch Deutschland.
so w ' ldung von neuen Staaten, vs-
,i' Bezug auf die polnischen, süddeutsche»
stnu «« »Anians, serbischen, griechischen, rumänischen
rschecho-slowenischen Bestrebungen.
s. ErnShrungs- und Sch iffahrtssra-
n und ihre Neuorganisation UN- Neuverteilung.
Dis allgemekiw Friedenskonferenz.

°eRnn^al"tuma S udveut 7 chl « » ds ist dow
DLUM.- ' v^>tehtman unter sauth-aerman die
verreich?, so wä-e diele Bezeichnung
o"«unehmen. dan bim
^ind?^ amtlich zuaegebsn wird. Latz die
leu ^iWlanids die ldele-aenhsit benutzen wel-
chen --^outb-aerman intenttons" in dem alei-'
Tiche b! u«n. denen der Bolen oder der
Eo-slowaken zu sprechen.

Der Vorfriede
tiglm'"' 5' Dez. Das Pariser Auswckr-
bah k - ' E auf Anfrage ausdrücklich bestätigt,
Hindernisse vorliegen, die
- e ^ch»«ng Borfriedens Ende dieses
-^»atsv-rzunehmen. . .
ESilso« für deutsche Kolouieu
Holland bekannt wird, beabsichtigt
Enten^y Eer Schwierigkeiten, aus die er im
Nachh - -lllötzt, auf der Friedenskonferenz mir
Rr k einzutreten, Idatz Deutschland in
SGen" ' ^ ^»^tbesitz erhält. Sein Plan soll dahin
^..EÄanischen Kontinent in Jnteressen!»
England, Frankreich und
diel.-aufzuteilen. Wilson hoffe, aur
vaifchlwi als Streitobjekt unter den emo-
»nd Maaten ein- für allsnM zu beseitigen
>!? d-m«' »ich« !«. N.
stWerbund.». w ^tigung des Weltfriedens un«

Neue Enthüllungen in München

Wie das B. T. meldet, wird demnächst die Re-
gierung dex deutsch-österreichischen- Republik auch
dw Misner Akten veröffentlichen. Diese Ver-
öffentlichung dürste einen ziemlich uimsÄngre-ichen

Berlin^ 8. Des. In Bad Aibling bei Mün-
chen fand ö'me aus Arbeiter-, Bauern« und Würgsr--
kreisen stark besuchte Versammlung statt, zu
welcher der bäuerische MinisterpräfNient Kurt E i s-
n s r, Kultusminister Hoffmann unid der Vor-'
sitzende des Bauevnrates Dandorfer erschienen
-waren. Kurt Eisner teilte mit, datz das Verspre-
chen über dis Einberufung der Lay erischen
Natisnalversammlung möglichst bald
eins-elöst wetzd-e.
In seinen weiteren Ausführungen teilte Mi-
nisterpräsident Eisner mit, -ast in den Mefftächste»
Tagen die
Veröffentlichungen der Akten
des Berliner Auswärtigen Amtes, die auf de«
Krieg Bezug nehmen, ersMen werde. Aus diesen
Akten, die mit Randbemerkungen Wil-
helms ll. versehen sind, werde man sehe«, wo-
her es komme, -ah die Welt in d iesen Abgrund ge-
stürzt morde» sei. Die Randbemerkungen Wil-
helms ll. zeigten nämlich, das; der Kaiser de«
Krieg gewollt habe, einen erfolgreichen Krieg,
der ihn zum grössten Manne der- Welt machen sollte;
einen Krieg allerdings, wie er fetzt ausgegangen
sei, habe Wilhelm ll. nicht gewollt.

Bank füllen. Es scheint, Isiah sie sehr viel kompro-
mittierendes Material über die VchtrsbuMsn bsr
Misner Reglierungskreiss im Sommer 1914 und aus
Kier vorhergehenden Zeit liefern werden.
Herr Eisner, der neue Hetmän der Bayern,
sollte fick allmählich dock darüber klar fein datz
seine Beröffentlichunaen zu nichts anderem dienen,
als unsere S te -llung aNE der ^riedenska-tfe-
renz nock mehr zuick äÄia-en. Mawkann iiÄ
immer nur wieder wundern, was ein io weltfrem-
der Ideologe, als der äck Eisner von Taa zu Tas
mebr erweist, nickt einstebt. Äatz ein anaeblicher
mmatikchsr WMrbeitÄdrana Lasen schafft, dis das
deutsche Walk dann büken mutz. Es wäre wirklich
an Urr LöcMen Zeit, dan Vieser Kastnacktsvolitiker
aus feiner Stelluiia v-chickwindet.
„Eine Gemeinheit . .
-Der Häager ,,-Standatzd" vom 3. Dezember be-
zeichnet die Weröfentlichung der diplomatischen Ak-
ten durch dis Münchener Sozialisten als eineE <.-
Meinhs'it und hofft, dah derartiges in Zukumi
unterbleiben weüde, solange n i ch t a u ch d i e E n -
t Sitte dis Archivs öffnen würde.

Die Gier nach dem linken
Rheinufer
Reuter verbreitet eins Melduna des Variier
F-ouvnÄ ans B- riey. wonach der G-MwÄMmUter
Lyucheur sine AborÄNima von Fstdustriellsn Smv-
fanaen und ihnen erklärt kacke: ..Wenn Sis mir
dis deutschen Kabr'Uen anaSbsn «können. wMin Mr
Material gebracht worden ist. iio v-erivrechs M Mi-
nen. dak Sie alles ckaWiast Mrückerbalten Sollen."
Louckeur laate weiter:
. ...Dr. SM« bat bei den WaffenstillstanÄsbedina»
ltitgen die Frage der künftigen Bsziotzungen zwischen'
Deutschland und Frankreich angeschnitten. Wir
werden ihm -zaisen, daß wir bereit sinh:, zu Antwor-
ten. Wir werden in Luxemburg eins Ksnferem
Mit den Deutschen >ackhalten «unid wir werden sie
fragen, was das rechte Rheinufer ru bieten
habe im Austausch für das, was wir gewonnen,
wenn uns das linke Rbcinufer überlassen würde.
Das wird die Grundlage unserer VerhansAungeu
sein".
Das Journal schreibt:
„Deutschland- hat so lange für den- König von
Preußen gearbeitet, dak in Zukunfft das idSutsche
Volk Nur für das französische Volk wird arbAten
müssen." Der Petit Parisien fordert, daß, wenn
nicht Frankreich das linke Rhetinuff-er in politisches
Hinsicht behalten könne, so doch dieses linke Rhein-
user in militärischer Hinsicht Deutschland für immer
abgenommen werden müsse."
Für und gegen eine rheinisch-
westfälische Republik
Dis radikalen Bestrebungen des vreuMcken Kul-
tusministers Koffmann. der kurzerhand die
Tren.nuna von Kircke und Staat und dis Säcku-lari-
srtiom der Güter der katholischen Kirchs verfügen
will, haben die Katholiken des Rheinlands und in
Westfalen auf den May aerufen. die ietzt offsn mit
Trennunas- und SeMtändiakeitsa'bstckt-en drohen.
Nach Meldungen aus Köln faßten dort meürerv
aroßs Versammlungen der Kölner Büraer.
! ckaft nach Ansprachen von Geheimrat Marr. Gs-
.hsstnrat Trimckorn und Redakteur fweber eine Ent-
ickließuna. die die baMas VroklaMreruna stirer
selb-ständ taen rk e i n ikck - we stfälikck e n
Republik im Rahmen des Deutschen Reiches
fordert.
Gegen derartige Bestrebungen wsndet sich scharf
dis Kö lnücks Zeitun «. die u. a. sagt:
..Wir unterschreiben voll die Ansicht Stossers,
wenn! diesssr in einem Artikel im ..Taa" erklärt:
..Ich kann mich des Gedankens nicht erwsbren. daß
mir es Hier Mit einem Unternehmen zu tun hüben-,
das einem Stück Landesverrat verzweifelt äbnlick,
leben würde.
/ Much di« fMMenwkratischs .MhMische ZSituM"
spricht sich scharf asaen die Loslös-unasbeitrShumseu
im Rheinland und die Kinnera-una zu Frankreich

und Belgien und asaen eine rbein-ifchs -Sorstierrcvu-
Llik im deuticksn Reicks aus.
Die Hetze gegen Hindenburg
«Mit Kübeln schleudert die „Rots Fahne", dis
Jsitung Karl Liebknechts und der Rom Luxem-
burg, den übelsten Schmutz -gegisn dm Generalfeld-
marschall v. Hindenburg, den sie ohne die
Spur eines Beweises als das Haupt der Gegsn-
reivohMou bezeichnet. Mei! die „Rote -Fahne
und die Letzte, die hinter ihnen stehen, «an die
Mösts eines «Hindenburgs «auf ehrlichen Wegen
nicht heranköunen. so, bedienen sie sich gegen ihn
der einzigen Waffe, die sie in solchen Fällen zu
handhaben verstehen, der Schmutzschleuder. Es
wird besser als alles anders den Ebaraikt-er der
Spartakuslsuts kennzeichnen, wenn wir in folgen-
dem zusaMmenstelleu. wie die „Rote «Fahne" in ei-
nem einzigen kurzen Aussatz Hindenburg zu be-
nennen beliebt:
Der sentimentale Massenmör-
d e r. der Mann, der in den Masurischen Seen und
Sümpfen ZehntÄusenden ein Massengrab bereistet
hat, der Mann, dchn Hunderttaufende deutscher
Frauen und Mütter den Verlust ihrer Liebsten
daestmr. der Mann, der, als der Kriea ick»" längsst
aussichtslos war, noch Zshnta!uffends deutscher
Männer «in den Tod sandte, der Mann, der das
schamlose Wort sprach, der Krieg dauere
„hpWenilich" so -lange, bis sich -alles dem deutschen
Willen beuge, der erste aller, deutschen
Kriegshetzer, der Mann, der Deutschland
aus einem blühenden Land in einen Trümmer-
haufen verwandelt-e. der Mann, der vier Jahre
lang rücksichtslos die Säbeldiktatur
führte, der Mann, der in einem viersährigen
Kriege, Frauen. Kinder, Greife hat verhung ern
lassen, der Mann, der vier Jahre lang m ord en
liest und morden hisst, der Mann, der vier Jahre
läng seinen Truppen befahl, zu -morden, zu sen-
gen und zu brenNew der Hunderttaukende aus Ar-
beit und Brot in Not und Tod trüeb. der Mann,
der Deutschland in eine» Abgrund gestürzt, der
Millionen das Lebensglück geraubt hat.
Düsse Zusammenstellung M slaMeren. verbie-
tet die Reinlichkeit: -man läßt Um besten die Lieb-
knecht und Luxemburg in ihrem eigenen Schmutz
ersticken.
Ein englisches Urteil üb^r Hindenburg
Die Haltung, die Hindenburg einnimmt,
schreibt die Westminster Gazette, „erhöht ihn unbe-
dickgt in unserer Wertschätzung. Er erscheint im
Unglück üröster als wie er der Mgo-tt Deutsch-
lands war. Er wenigstens -hat das sinkende Schiff
nicht verlassen und sine unrühmliche Zufluchtstätts
im Auslands gesucht. Er fuckt. im Gegenteil,
noch zu retten, was zu retten ist. E r st e 's-a u f
seinem Posten und bemüht sich, die / :stn-
gungon des Waffenstillstandes «auszuführen und
ssin Vaterland vor sSchlimmerem zu- bewahren.
Für einen Soldaten «U feine Lage ^demütigend,
genug, aber er hat den Mut. anzuerkennen, daß"
Deutschland den Krieg verloren bat. und er ist zu
groß, um nicht seinen Teil.an der Last
auf'sich zu nehmen".

Ueber die Stimmung m
Frankreich
-unterrichtet uns der Brief sine« Schweizers,
der von Paris in seiner Heimat Äingetrosfen stt
Er schreibt unter anderem:
„Das französische Volk ist ^ast-los er-
staunt über die Umwälzungen in Deutschlanv,
die er einfach nicht für «möglich gehalten hatte.
Und an die er auch heute noch schwer slaubeni w'M.
Selbst in Paris tras ich Jntellertuelle. die erklä-
ren : Wer weiß, was dahinter steckt, hl-nier den
Lüsen'unserer Presse. Ueber den Zusammenbruch
der deutschen Front schütteln französisckre Offiziere
den Kopf. Das hatten die Wenigsten erwartet.
Sie witterten meist eine Aalte, in die d,'ve Heeres-
lait-uns der Alliierten gehen sollte. Jetzt aber
steht man einfach sprachlos da, Fock ist der ge-
feierte Hold des Tages. -Tein Ruf steigt von
Tag zu Tag. Und mit seinem Ruf steigt auch die
ISorgp der Sozialisten und der echten Republi-
kaner, Fach könnte sich durch seinen Ruhm geblen-
det verführe» lassen....
Der Bolschewismus hatte auch in Frankreich
unmittelbar nach Kriegsende sein Haupt erhoben.
Er kam aber nicht weit. Die Regierung, des
Herrn Clemenceau griff, unterstützi durch Mar-
schall Fach, kräftig zu, ünd die Anhänger und
Apostel des Bolsckswismus sitzen fast «Es hinter
Schloß und Riesel. Man hatte die große Gefahr
tür den Bestand der Regierung, für den Bestand
von Frankreich und England erkannt, wem» man
die neue russische Heilslshve erst sinreißen ließ.
B.-richte von der Fro.ni besagen, daß die Offi-
ziere mit grausamster Energie vor gingen, wo muh
immer, eine Spur von Bolschewismus gewittert
wurde. Der Sieger hat es ia lsicht, die Disziplin
aufrecht zu erhalten. Dis »Es Woche hieß es,
daß die Demobilmachung die Hälft« «des Heeres
zur sofortigsn Entlassung bringen würde. Aber
sofort kam «ine neue Kunde: nur die ältesten
Jahrgänge würden allmählich zur «Entlassung kom-
men. Das Gros der Truppen bleibt im Dienst.
Denn -inan bereitet sich in Frankreich auf große
Dinse vor: Den Siegeszu-g durch ganz
Deutschland Merkwürdig, wie das Volk diiefo
Nachricht aufnahm. Wie 'sehnsüchtig hatte es vor-
dem die Tapferen zurückerwartet. Die Tage ge-
zählt. bis der Krieg für alle Voilus zu Ende
wäre! Und nun ist man. froh, wenn das Heer
noch ein, zwei, drei Vierteljahre sich neue „gl-ojire"
i,n Lande der Boches holen kann. „Der Fsind
war so lange. M uns," hört Man immer wufs
Neue, nun sollen die Unfriaen auch mal bsj dein
Feinde sein! O diese Boches, die solstin mal zu
fühlen bekommen, wie das tüt..."
Noch eine Reihe anderer Beweggründe spreche»,
da mit. Die Kriegsindustrie «muß zahlreich: Ent-
lassungen vornehmen. Besonders die weiblichen
Kräfte vermehren stden Tag das Heer der Arbeits-
losen. Der Franzose zu Haus lernt schnell die
Kehrseite des «Friedens kennen Er Mgt sich:
Wenn nun plötzlich ganze Millionen von Soldaten
zurückkehren, dann gibt es auf dem Arbeitsmarkt
eine Katastrophe. Die Regierung sieht dasisslbe
und fürchtet dasselbe. Sie fürchtet vor allem Re-'
volutionsgefahv und Bolschewismus. Es könnte
so kommen wie jetzt in Deutschland. Da wäre es
mit dem Regieren schnell zu Ende, und was 'Nach-
her kommt, weiß in Frankreich kein Mensch. Daher
wird die Id« des Marschall Fock, in Deutschland
neue aloire zu holen, vom Volk sowohl wie von
den Industriellen gepriesen.
Die Soziwlistenführer «auf der äußer-
sten Linken aber lassen die Nase hängen. Sie sind
uw, einen .Festbraten gekommen, als «sie hofften,
die MrüM'hrenden Soldaten, zu einem neuen
Sturm auf die Bastille zu führen. Es war von
ihnen alles so hübsch vorbereitet gewesen. In
zahllosen Flugblättern waren die französischen
Schuldigen am Kriege gebührend an den Pranger
gestellt worden. Es fehlte bloß noch das Hoch
-gericht. Da kam Herr Eisner aus München
und tat Herr» Clemenceau den Gefallen un-
wirsch die Herren Poincare und Genossen von je-
der Schuld frei: -Nur die Deutschen haben schuld?
Die Bestürzung in dm französischen Soziali-
sieukrelsen der Longuet-Gruppe war nicht gering.
Auf feden Fall hatten sie «das Nachsehen, und di«
Negierung sitzt triumphierend und 'fest im Sat-
tel. Den sSchlag werden die Sozialisten auf
Jahre hinaus nicht verwinden kön-
nen. Der Chauvinismus schlägt neue Wellen.
Und «iüe Spekulationsmut ohne gleichen hat -i«
kloinsten Rentner mit fortgerissen. Einzig und al-
lein sorgt man sich, daß auch die Engländer und
Amerikaner noch an de» kommenden Eroberungen
teilnebmen wollen. Man sieht die Bun-desbrüder
jetzt nicht mehr gern. Man möchte den Löwen-
anteil -Laben, gemäß den Leistungen Nvantreichq.
Aus die Italiener wird mitleidig herabgeblickt. Dis
hat man fast vergessen".

WiWrW!
 
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