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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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°L.

eidelbergerZeiLung

Bsz.-ttzr>- ttlio Anzeigenpreis. Di- .tz-id-Niryer J-Urcng" »ostet »ei jeder Postünstait
monatlich I.lr M., »i«rt«I>Shrlich 3.Z6 M. »usjchllstzltch gtiftellgebühr, durch die Ngenturen »der
die Trä,eri,«e» frei <««» wo«««ich 1.N M. - Di« sechs,-spalten- P-titzeil« »der deren «aum
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Bei Wted-edoi"»,-» sachlich noch Laris. «ef«l»»,»»rt ist A-idrid-r,. iS Pfz.
Druck u. Verlag: Theodor --«ldelderger Noklageanstalt n. Dra-tiar-i H«»d«Ibrrz.-
PoftschechLoo», Narl»richt dir. If-rnspr-chcr: Redaktion lSI, Seschiift«stell« »,
- l' ' .. . ' >,,, , -I - ,,. MW

Heidelberger Zeitung «rsq-mt an jedem Wochentag miitlig, ir Uhr. Lratisheigaden lind da,
Sinzig «rnlltch« VeckirndlzungsblaK des Bezirks Heidelberg, die Delbelkerger Fau IllendlStter,
auherdeni aaitllcher Kshnungsaniciger, DI« Heidelberger Zeitung kam- durch alle Pistansialien,
durch die Agenturen au? dem Lande, die Trägerinnen rin» »ei der SeschLsiosteke seid'! — Hanpista. rs —
«wnakich und vierleljützrlich bestell werde«.
Hauptstzriftleiter: Nuri Kischer in Heidelderg
Drn» «.Verlag: rhe»dorB-rkendulch — HeidelbergerNerlsgsanSsli «ab -SniSores, Heidelb-r^



Nr. L97

Donnerstag, den 19. Dezember 1918


Ns -KgreKzesde^Tettr von Bayer«, Heffeu und DürlLem-exs
60. Jahrgang

Kinderkrankheiten oder
Normalzustand?
Dicke Goasnüberstelluna nraa absonderlich er-
kchemen. kie ist aber berecktint. wenn man siebt, in
welchen Formen sick die Reichst o-nferenz der
A.- u>. S.-'Mite in Berlin vollliskt. Der wichtinkte
UnuEt. über dsn die Konferenz verbandeln soll,
doitzt: .M at ton alv e r k a m m lunra o d'e r
ö Aüteversai >i u n a". Wobl bemerkt. Liemu eit
Man überbNWt nock nickt aekommen. lanidern die
ersten 3 Dass bat inan damit vergeudet. zu reden
and zu roden Anträge zu stellen und -namentlich
zur Gsschäitsovdnnna zu kckwaüen. zu bcLch'o-ld-iaen
Und zu vsrteumden. zri verteidigen und anzuklaaen.
Und dabei reiat sick immer wieder, doli Liis M.n-
derbsit durch schramken-losos IMrterareiten und
UM-orickrvckeires AMreten die überaus aroße Mair-
beit glatt terrorKert. sodaß kick ein ganz saKchos
Bild der Verbarcklunaen ergibt. Zur Abwecksluna
SoickSint dann ab und zu bin von der Sv-artakus-
kruvve in Szene gesetzter Demor.ssirations.zua. der
im Nia men van angeblich kousttssoviel fäunderttau-
sendon Fockdevunaen vorträ-at. Un-brar-eiklicheuivüisse
nimmt der Kongreß sick Zett, derartigen Strwßen-
KuurMern. die dock nur mibdem ansackurockenen
Zweck dort ersckeinen, um Unrube und Unkua zu
stiften, zmuböven und über ihrs Fo-ck.sruna-sn zu
beraten. Das Ganz« aber nennt sick die berufene
Bcrtretumd des deutkcksn Wol'kes!
Menn Ebert in seiner im übrigen durchaus
vernLnstiasn und den Zeitverbältnrss-en entivvecken-
den Rede «laulbt. derartige EÄckÄnunaan wüt dem
Morte .. Kinderkeankbeiten" abtun zu können, io
können wir. ilmr dirin nickt Hviüknrmen. Nack al-
lein was Mr von der Revolution bis kein erlebt
bucken, wächst sick die Unordnung undi das Geschrei
der Bb-mtasten allmählich zum NormMMand
aus. Wir bezweifeln in keiner MeiKe daß die
ietziaen Macktkräber. ieder in keiner Art und van
st'SMin Standpunkt aus. das Balte wollen und auch
lbre ganze Kratt dafür einfet,-en. aber di: abso-
lute Unfähigkeit. ibrem Willen auch Gel-
tuna zu verschalen. verdammt ickr bestes Mollen
von vornckevSin zue Unmöglichkeit. Die Reaieruna.
die das deutsche Volk leiten und vertreten soll,
reibt sick astK in täalicksn Kämpfen aeaen lcika-l-e
Widersacker und Zwiste untereinander. Wenn
ruck nur ein Viertel von dem wabr ist. was sick
MlkÄbeauftMate nick Vollzuasrat aeaonfsitia an
Korruption Mlk,wirtschaft. WüNstlinastuin Verrä-
tersi der Bartomrundsäte ubd anderen schönen
Diilraen vorwrUkon. so müßte auch dann noch die
Reick-kre-ier'm, und alle Vie übriaen Oraa-ne. die
iekt überAii!siae«we»se in alles'bineinraken und dis
UnsrdnilM« nur nock arösier macken, aus einem
VemUck von Berckneckern und Duiumkövien ckeste-
ben. Dcck dein nickt so ist. oder wrntaKens sein
sollte, -möckten «oiir büs zum urkunidlicksn Boweis
des Gaaenteils nock annebmen.
Aber Äines bot der ckisberiae Verlaus der Ta-
auna dieir dock aezeiat. eine Räte-Nersassuna ist
ein U nd im«, nur die Ratiönalversammluna kann
Kelsen, damit enldlick einmal das deuttcke kitolk
eine Kare Antwort bekomint auf die -^raae: Mer
reaisrt den« eraentlick. Mir braucksn
Brieden und Brot. Zeder Taa der Berliner
Berck rndluuaen acker entfernt uns von beiden mskr.
Will der Kanarek. das; inan ibm wenigstens ein
Wort der Ainsükeniruna zolle, so macke er eudlick
vcklutz mit Vor Rederei und falle den BSkckluk:
.Die RationakveckamMluna wird, wen» mäalick.
»in 12. dder 19. Zanuar amvctblt." Dann ist we-
niastLirs Aussickt vorbanden, dall in DsMcklarld
iiniaernmüen Narmalzustand «intritt. andernfalls
llibven dis Kinderkrankbelten zu bösem S i e. ck -
tum des ganzen Volkskörvers! Kl
Entente und A. und S.-Räte
Die Times meldet: Die enaMcks Nsaievuna
»erbot den enMicken Oberkommandanten, mit
den Arbeiter- und Soldaten raten
DeutsManiks cldsr mit den von ibnen einiackekten
NEsbaaMsaiaten des Reickes zu verbandeln.
Der enaSMe Befoblsbaber im Bszivk Dülleldorf-
Lcrick erklärte. Arbeiter- und Soldatenräte feien
als .anarckikiscke Ver« in raunae n" von
AMerten nickt zu dulden und deskalb
überall, wo Vie ^»nvosn der Alliierten
a u f z u l ö s e n.
Wie die Vevsmtion vorvereitet
wurde
. Zn einLx VerLaimnluna des A.- u. S. »Rates in
MachdÄbura erzäblte der Mibrer der Unabkänai-
4kn. das Erekutivmitalied Water:
..Uns ist dicke Revolution nickt Msrülaickemid
i^koinmen. seit dem 2L. Zwnuar d. Z. Laben wie

Zranzösifthe Hewaltherrfthaft

Die Besetzung der Pfalz
Ludwigshafen, 18. Dez. Die französischen Be-
hörden haben hier alle Versammlungen
untersagt, auch Mitgliederversammlungen der
Vereine. — Mit Inkrafttreten der Ausweise über
die Rheinbrücke werden auch von Zeit zu Zeit Per-
sonen einer Untersuchung unterzogen werden,
ob sie nicht vom rechtseitigen Nheinufer Privat-
briefe, Telegramme, Zeitungsmeldungen oder der-
gleichen nach den besetzten Gebieten verbringen
wollen. Personen, die dabei erwischt werden, ha-
ben eine schwere Bestrafung zu erwarten.
Speyer, 17. Dez. Die französische Militärbe-
hörde hat das Erscheinen des „Rheinischen
Volksblattes" auf die Dauer von zwei
,Wochen verboten und den Redakteur mit
! einer Geldstrafe von 509 Franks bestraft, da er den
!vom General der 8. Armee erlassenen Vorschriften
über die Presse zuwidergehandelt hat. — Die pfäl-
zische Justiz ist nun auch unter Aufsicht
der Besatzungstruppen gekommen. Man
ibat dem Oberlandesgericht in Zweibrücken zur
j Aussicht über die pfälzischen Gerichte und Notariats
einen französischen Offizier zugeteilt. Die Recht-
sprechung soll damit nicht beeinflußt, nur eine
Schädiaung d->r Interessen der Besatzungstruppen
vermieden werden. A - s
Landau, 17. Dez. Zu 5 Jahr Zuchthaus verur-
teilt wurde der kaum 18 Jahre alte Kaufmann
Karl Weinkauf vom Kriegsgericht der 8. französi-
schen N>>im^, da er mit Steigen nach einem franzö-
sischen Auto geworfen und dadurch einen Korporal
am Kopf?verwundet hatte. Weinkauf wollte die
Sache als eine unbedachtsame Tat hinstellen. Nach
Zeugenaussagen aber hatte sich Weinkauf nach der
Tat im Walde versteckt, der französische Feldgen-
darm nahm Geiseln mit und erst fpäter kam man
ans Meinkauf, der es sich zum Vergnügen nach Ar-
beitsfchluß machte, in Hinterweidenthal hinter
einem Häuschen hervor nach Vorübergehenden mit
Steinen zu werfen.
Neue Ausweisung Altdeutscher
Müllheim i. B.. 18. Dez. Zm LauSre des aektriasn
Nackmittaas kamen Mer die RLeinlbnücke bei
Nenenbur« etwa 50 Familien mit insge-
samt 200 Köv-len aus dem Elsa!; an. Es bandelt
sick um Bäumte und Altdevtlcke ans Ml'ilbauken i.
EK.. die Mit 30 Klar. Eeväck ihren Wohnort ver-
lassen mukten. Beim A'btransvort wurden sie von
der Zivilbevölkeruna verhöhnt und mit Steinen
bemerken. Die Bebandluna war die denkbar
sckkecktckte. Die Ausorwickenen wur'den in Müll-
heim ,unÄ Umaeckuwa vorläukia umterackwackt. Eine
Kommission mit den Herren Reaierunanvat Kel-
le r und dem Büraermeister Wt b - Neuantbnra an
der Svike korat s""e Rat und Untmknnkt. Weitere
Transvorts non Ausaewickenen sollen iolaen.
Berlin, 18. Dez. Die Ausweisungen aus dem
Elsaß mehren sich täglich. Heute sind 15 weitere
Personen in Straßburg verhaftet worden, darunter
der bekannte sozialdemokratische Abgeordnete von
Straßburg, Böhle, das Cemeinderatsmitglied

Schulenburg und der Vorsitzende des von den
Franzosen aufgelösten Soldatenrats, Rebholz.
Die Verhafteten befinden sich in einem Fort bei
Straßburg.
In Metz
Berlin, 18. Dez. Offenbar sucht man gegen die
Deutschen auf alle mögliche Weise Vorw,ände
zu Verhaftungen und Verurteilungen zu finden.
So wurde der halberwachsene Sohn des ohne
Grund verhafteten Redakteurs der „Metzer Bür-
gerzeitung", als er im Auftrag seiner Mutter
fragte, ob die Zeitung wieder erscheinen dürfe,
ebenfalls gefangen geseetzt. Zahlreiche Deutsche, auch
Frauen, die zu ihren in Deutschland weilenden
Männern reisen wollten, werden die Pässe ver-
weigert.
Wieder ein neuer Vorwand!
Nack «an« neuen Mitteilungen die über di«
Schweiz einkauren und aus fvanzäKcken Dsvutisr-
tonkreiscm Wammen, begründet die iranMMe Re-
a'evuna ibre ickcrrie Kaltuna damit, dak in Deutsch-
land nock nickt einmal der bei KriegSbeginn
aukaerusen« Landsturm wieder aufge-
löst sei. So lange dies nickt von deutlicher Recrie-
rimasiwite an geordnet werde, könne nmn die
deutsch« DsmoibrlKation nur als Farce bezeichnen.
Die rcp-tblikamsche Gesetze nichtigr
Kaiserslautern. 17. Dez. Die svamMikcke Mili-
tärverwaltung vertritt den Standoukt dak alle
seit dem 11. November evlallrnen Geseke der
deutschen Regierung oder dar RsvubM Bayern
nicktia sind. Gckeke. die sick aus das Mrt-
sckMsieben Lemechsw mucken dem Marschall Fock
zur GntscksÜdi'iNa über ihre Duncksübruna vor ge-
legt. Es lregen ibm vor die Verordnung über den
SMM'midsntaa. über die Wahlen zum Lnicktaia, und
zur Nationalversammlung. Dis pfälzische Raaie-
rung bat im Toteres?« der Recktssüchorbeit und des
Wirli'ckoistSleüüüS an Fock die nötlasn Norkckläas
gemacht.
Wie sich ore Kranzosen mit unseren
Leuten „verbrüderten"
EoaenÄbsr den Nachrichten, dis in .den ersten Ta-
gen der Revolution dabin lautetam. dach die fran-
zösischen Truvven mit den unseren sich ..verbrüder-
ten". M es für Au gehörig« von Geüanmenen inten-
ellÄNt. z»l bören. wie nack dem WglksnstiMand
nock deutsche Gefangene zu Hunderten »erlauen ge-
gangen sind. Es ist das Schicksal von 7 Leuten, die
bei Niederievt am 11. November verloren ainmen:
..Es war lcko-n Mafsencsttllstand. Mir be-
luckten die Franzosen und sie ums. nachher luden die
Franzüien die demtkcken SoDIaten Wiiedar em. und
als dieselben in den französischen Linien waren,
wurden sie nickt mehr freioelallen. sondern au» Be-
fehl eines französischen Offiziers als Kriogsackan-
aene dsbanldelt. Auf dicke M.i'.se wurden zusam-
men 250 Monn- ackanovn."

den Umsturz systematisch vorbereitet. Die Arbeit
lvar schwirr la und gefahrvoll zugleich, wir Laban
sie mit vielen tabuen Lucktbckus und Gefängnis
bezahlt. Die Barle: batte einackehen dak die
groben Streiks nickt zur Revolution führen, es
mußten daker andere Weae beschritten werden.
Die Arbeit bat aslsbnt. Wir Laben unser« Leute,
die an die Front gingen, zur Fsbnenkluckt veran-
laßt: die Faihnenflüchti-aan Laben wir organi-
siert. mit falocken Barrieren ausaestattei. mit Geld
und untsrisckrrftslofsn Flrrablättsrn verleben. Wir
hieben dicke Leute nack allen lrdmelsricktunaen.
hauvtsäcklick wieder an die Front oekckickt danmt
sie die Frontsoldaten bearbeiten und dis Front zsw
mürben sollten. Diese Laben die Soldaten be-
stimmt. überzulaufen: und so bat kick der Kerkall
allmählich, aber kicket vollzogen."
So >aSo bat mmr das f>eer zermürbt, den <8'ea
verbindet, den Krieg zu dickem für uns enKeklichen
Ende gebracht, absr die Soziald-m-oikvatie bat nach
wie vor dce Stirn, die Schuld auf das alt« Regime
zu fckdtbsn.
Danzig will deutsch bleiben!
Am Dienstag fand in Da »zia sine ar ans
Kuddasbu'na der deutschen Büvölkcrwna asaen die
voMMen Macktaelüsts anläßlich der Anwcksnbcit
des vrerckNcken Ministers Hirsch statt. Eine nach
taufenden zählende Mensckemnenae zoa mit deut-
schen Fahnen unter AMinaen deutscher Lieder, vom
A-enmarkts kommend, wo sie sich versammelt batte,
zum Oibervräkidiüm. wo verschiedene Redner zum
Ausidvuck üLacktsn. daß die alte deutsche Stadt

Danzia ruck die Vravinz Wcktvrenkon. cibi.a deutsch
bleiben müßten. Der Obcrvräsrdmrä der Provinz
Wcktvreußen. v. Faaorv. sprach zur Menae und gab
die Versickerung ab. daß solange er ObervrMdent
der Vrovrnz Wcktvreußen sei. er seine leiten Kräfte,
kein -ganzes Können und sein Kerz dafür einkeken
wird, daß M.'-stvrercken deutf-ck bleiibt. Ank den
KeuiinaE zurückgeköhrt. wurde von der Nerfaurm-
lnng die Ablenlduna nachstehenden Fun k l v r u ck s
an den VMidowteu Wilson Nack Varis be-
schlossen: Im Namen von 150 000 Deutschen Dan-
zigs. bitten wir Sie. Herr Präsident, dabin wirken
»U wollen, daß Danzia deutsch bleibt. Trobdsm
Mr seit Jahrbmrderten deutsch find. becMicktiKen
die Polen dock Danma als polnisches Gebiet zu be-
anspruchen. Dagegen vrotsstier-on wir »alle 08
Prozent Deutsche gegen nur 2 Brazeirt Bolen. —<
Fm ObervrMdium emokina MZnMer Kirsch die
MorldNuna der Demonstranten und sagte zu. daß
die iekiae Reaicauna alles aurbietsn werde, diaß
Wcktvreußen deutsch bleibe. In den NackmittLas-
stunden kam es zu Ausschreitungen «gen
vol-nVcke. Geschäfte. Ein Triuw von SoLiaten und
ZivtlNten zoa zur. polnischen Bank vick zur ..Gazeta
Danska". Während sie in das Banklokal nickt ein-
dringen konnten demolierten Ke in der Zoi-tunasrs-
daktion- dis Jnneneinrichtuna u»ck wacksn die, Ge-
schäftsbücher und Zeitunsen aus Äis Straße. Bs-
wMnste Soldaton machten den Ausschreitungen
«i-n Ende. -
"Die Metzer Forts und alle weiteren militäri-
schen Anlagen haben französische Name« er-
halten.

Reichskongreb der
A. u. S.-Ritte
Dritter Tag
Berlin, 18. Dez. Leinert eröffnet« dke Ver-
handlungen und ermahnte die Delegierten und di«»
Besucher zur größten Rühe und Zurückhaltung
Ferner tollte er mit, daß er strenge Anweisung ge-
geben habe, keine Personen in den Saal zu lassen
die nicht Delegierte sind.
Zur Beratung stehen zunächst die gestern am
Schluß der Sitzung überreichten
Anträge der Soldaten.
- Lampel-Hamburg (Soldatenfraktion) prote-
stiert dagegen, daß die Regelung von Soldatsn-'
angelegenheilen dazu benützt wird, um die sozia-,
liststchen Parteien gegeneinander zu Hetzen. Wir
beantragen, daß die Anträge der Delegation als
Richtlinien angesehen werden, daß aber ihre end-
gültigen Ausfühvungsbcktiinmungen van den
Volksboauftragten unter der Kontrolle des neuen
Vollzugsratsos und im Wnvernehn.hu mist dem
neiden Zentralrat von Heer und Marine festgesetzt
werden sollen.
Sahm-Ostfront: Die Soldaten gestern find
zu einer politischen Demonstration mißbraucht
worden. Wenn das so woitergeht, dann werden
noch Maschinengewehre gegen uns auffahron. (Un-
ruhe). Wir erheben Widerspruch gegen die Be-
seitigung der Obersten Heeresleitung und ihren
Ersatz durch einen Zentr-alsoldcrtenrat. (Großer
Beifall).
Günther-Breslau (Sol.-Fwak.): Was die
Berliner verlangt haben, ist in Schlesien längst
durchgeführt. Wir handeln -eben in der Provinz,
in Berlin aber vergißt man über den Reden
das Handeln.
Lenisoh n-Westfront: Mir können nicht alle
Aomter von uns aus besetzen. Mer soll z. B.
Gsneralqnartiermoistor werden? Wer Korpskom-
mandeur? Er melde sich M mir. Ich werde
ihm sofort ein Korpskommando geben. (Heiter-
keit). Menn' Mir die Oberste Heeresleitung besei-
tigen, mit wem soll dann di« Entents verhau«
doln. Das wäre ein Verbrechen an unseren Ka-
meraden. (Zuruf: Die Sie Mfge putscht haben st
Wir sind tm Schutzensrabon tapfer gewesen und
haben auch vor Ihnen keine Angst. Sie sehen viel
zu schwarz. Wo ist denn die Gegenrevolution?:
(Lachen bei den Radikalen, die mit den Fingern
auf den Redner weisen). Ich sehe Nichts davon,
also lassen Sie sich auch nicht durch ein Gespenst'
gruselig machen, das es gar nicht gibt. (Zustim-
mung).
Vorsitzeindsr Leinert teilt mit. daß die Sol-
datendelegation von gestern wieder zur
Stelle ist. Sie wünscht mit Vertretern der Fn<
tionen zu verhandeln und bestehe nicht mehr auf»
allen Forderungen.
Mit großer Mehrheit beschließt der Kongreß,-
die Beratungen abznbrechen und zu warten, birst
di« Beschlüsse der Berliner ISoldatonräte vorl-ie-j
gen.
Nach Wiedereröffnung der Sitzung teilt Bor-
sitzender Leinert mit. daß wieder einige Dele-I
Kationen draußen stehen. (Heiterkeit). In» An-
schluß hieran, erklärt Leinert, die Delegationen
erklärten, falls sie nicht vorgelassen würden, wür-
den 2 50 000 Arbeiter Berlins am Donner st aa
die Arbeit nied-erlesen. (Hört, hört und
Unruhe). Wenn in dieser Weise auch weiterhin
alle Arbeitsrgruppen. dis irgendwie glauben. L--
nachieikigt zu sein, sofort die Arbeit niedsvlsgsch
würden, so gehen wir in
netten Zuständen entgegen.
(Zustimmung). Um aber feden Vorwurf der De«
. losatioucn zu vermeiden, sind wir gerne bereit-
ste dürch Mitglieder der Fraktionen empfangen
lasten (Allseitige Zustimmung).
AB !1O gegen nur 10 Stimmen erklärt st.H
der Kongreß mit diesen Ausführungen einverstan-
den. (Lebhafter Beifall).
Der Empfang der Delegationen soll im Miu
nistsrsaal stattfindsn. Sogleich nach Erlsdiguns
dieser Frage -erscheint die »etwa 50 Mann starA
Arbeitende'srntion im Saal: sie führt « ost« rotq
Fahnen mit stch. und Schilder, -auf denen dÄ
Namen der Großbetriebe der Berliner MetallindA-
-sirie verzeichnet stshSir. Ihr Erscheinen i,u- fZwatz
.wird van den Delegierten, die -gegen Lein-ert 3»
stimmt haben, und von eurigen Tribünenbrsucher»
mit Händeklatschen begrüßt.
Der Vorsitzsnde Leinert teilt ihnen den Bck
schluß dos Kongresses mit und bittet sie. sich noch
den» Ministers,oal zu verfügen. Dse DÄ-egatio«
macht aber nicht die geringste Anstalten, di,eßet
Bitte miachp'.koinmmen, sondern ihr Führer rädel
heftig o>nf Leinert 'ein. der sckließl'ch die Erbnct»
nis -orteili. daß die Fovdsrun-gsn verlesen werden
Er erklärt aber, daß d'es di« letzte Delsgat-io-n sei
die in d-n Saa-l gelassen würde.
Der FVLrer -der DelegatiM Last zu einer Ncktzr
aus dem Stegreif aus, wird aber ersucht, sich au»
 
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