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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 77 - 100 (1. April 1919 - 30. April 1919)
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Seite 2

Heidelberger Zeitung

TieriKtag, den 29. April 1919

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Köenschomimsse. Er, dcr Fremde, kaum 27jäbrige,

«nn imveifer vermorrenor Kopf voll fa-natrsch-m Pa-
1-hos, half mit, Vaoerns HLuvtstadt mv furchibares
Elenb su stürzen; bercruscht von mensHnrbeglücken-
den Jdcen ,str«Mc sr seine Hände nach <mdcrn BSl-,
k»rn cms U7ib hikst das Cbaos beraufbeschroörrn."

Wi-e idiese Phamtcrstcn und Tollbäuslar die öffent--
licho Metnung beavbeiten, dcckt das oben ziti«rt«
Frairkfurtcr soziulLomokratische Blatt eberrfalls <nrf.
Darn-ach legte wnr 6. Avril der Zentralvat dcr bave-
rischen Mite 400 Telagramme vor, dte aus dc-m san-
zen Lande LiiiÄelaufen sein sollteir urrd bie sich be-
geistert füv d'bs Räterevublik cmssvrachem Nach-
träglcch stcllte ftch Heraus, dab nrehr als 379 davon
gcfälscht rvar>eir. So bat man die A>rb itermassen
bcuvllbt bclügen, imr fie über die Stimmvrrg im
Lanve su täuscheu. Män bat z. V. in MLnchen gc-
sagt, gairz Daycrn auber VNnchen bcLbe sich für d-r-e
RLteropulb'lik e-rklärt, und die drei soyialistischcu»
Parteren bätten sich geeinigt. Man bat in Jngol-
stadt Las gleiche vorgctäuscht. Ebenso rvcrr es in
Eichstätt, RcsenÄurs, Neu-lllm, Nürnberg, Pasfau
und orner Neibc andercr StLdte. MerMrrgs Lonnte
sich dsr SchrvinLel nicht lange balten, und rn Mrn-
berg, wv w bei Zciten aufgeklärt rourde, lehnteir
-rvet Dritt-el der Goneralverscnmnlung Krx M. S. P.

Räierevublik ab. Jn andaren Städ-ten ivie Nv-
genÄburBt, Würsburg, Schw-eEn'su'rth und Paffau rr-ar
div H-errli^cit fchon nach 48 Sturtden zu EnL«. Die
„AMlärumgssontrale für sozralistische Wcvbrheij ge-
gen burgerllchen Pr-esseschn-indel" bat g-elogen,
idatz sich Mo Ba lken boaen. Sie hat auch d^
Nachrrcht des unabhänMg^n Fivhrers Toller vertzroi-
tet, es seien KHensmittel aus Rutzland- und lln-
gcmr eingetwffen, wShrend Mrnchen a.m Ve-ihun»
gern mar rmd nur durch dia Lebensm-itteMcferung
Äer Regierung Hofmanu crnr Leiben gehaltcn Niridc
DaH die same GcisH-chte ein Ws rkrusfrscher
Heher ist, bekund-ete auch in «iwer sosia-Ldenrokra--
tffchen Dechamimluug in Frankfurt a. M. Löwenfe^d
(MLnchen), rooHef er u. a. behauvteie, di-e Räted k-
tatur fei nur durch einen raffinierten
Echwindel weniger Whrer und rufsrscher
L t t e r a t c n eiugeführt wo-den In ML chn
roerde gogeivwärtig eig^ntlichnnrvon Rus-
sen eine Schr ecken she rrschcrft ausgeübt. Jm übrigcu
se> dioses Schr<ikensrvgim«nt nur der Vorbote eincr
Gegenrevolution vmr rechts. HoffcntHch wird m:t
dem gauzn, RSteunfug in Vkünchen Lakd un-d dau-
ernd mrfgeraumt.

Jn das Kavite-l der Narrdeiten. od-^r bessor Ge-
meiuheiten gohört auch der DcschluH über dfe V e r-
geseNschaftung der Frauen. Das B. T.
berichtet darüb-er:

Der Bericht über den Bcschlutz zur Kommuniifte-
lwng der Frauvn ist dem Ministerium des Jnnern
in Bamberg durch drei Vertraueusleute sus^gansen,
di< der betreffenden Vevsammlung beiwcchnten ohne
von sinander -u wiffen. Danach war es eine tv-
pffche Verscnmnlung unreifer- und wirqger
Köpfe, in derd-er Vorschlag» die Ehe au^ulös-en
und die Frauen ru kommunisieren, vorgebcacht
rvurde. Der amvesonL« Referent Landau^r be-
meEe dasu, das sei natürlich barer lln-
finn, aber man müffe die Bourgeoffie ins Hcrz
trefsen, rmd dsshalb möse nran die Kommllnffiermrs
der Frcmen beschlietzen. Jn diesem Sinne wurdie
auch gsgen starken Mdersvruch sin für die Rätere»-
publik unverbind licher Beschlutz gcfaht. Der
Bvschlwtz dsr Versammlung ist auf eine Meldung
aus Rutzland bin erfolgt, wonach dort dir Kommu-
nisterwng d-er Frauen -bereits praktffch vo-rsenom°
im-en sein soll (?). Weiter wird übor die Diskuffion
in der Versamrmlun-g noch berichtet: WiäHrend die
Anhanger Lenins die Tbeorie der GeWöbwung ver-

traten, verlangten die Dtrrwrnksten im Sinne Som°

heimers die geschl«htlichr Zuchtwahl. Danach fft
die Frau nur E-ebärmcffchrne uisi fürdieZucht
neutral. Auskhlaoaebend für den Wert des
Rachwuckffes sec nur dex Mann. Deshalb diirfe der
männliche Bourgeoie »ur Aougung nicht
mehr zugelassen werden. da seine Produkte
nur böse seien. In dies>in Sinne häiten dre An-
bäuger Lcmdcruers unb Sontheimacs für die Wcisei-
ttLllna Ver Ehe g-fvrochcn: die Frau foll Gc me i n-
schaftsgutdesProletariats stnn.

Jrrsinn und Ecmeinbeit in Emem? U,td da grbi
es noch Pbontasten, di« alles Heil vnb alles Dliick
von di-cksem System erwartcn!

Die Versorgung Deutschlands

Der „Mnnchestcr E"arbiaiv" schveibt in einem
Börsonbericht, dah rn Livervool 17 englische
Damvferzrrr Abfahrt nach daufch'u Häfcn berert
liegen. Sie warten auf die Aufhebung der
Blockade, dio nach einer Mitteilung BEours an
die Hmrldielsk-ammer Manchester firc dnv M s n a r
M-ai ru ärwarten fft.

75V 00V Mann Vesatznnzsarmee

Dcr Matin veröffentlicht die An'fftrffmkg des
alMerten Oberkomm-andos übex das Regime auf
denr linken Rheinufcr. Danach mmtz Wankrsch
ftch gesen die Wiederkehr von neuen Angrisfen
schützen und muft ftch bis zum letzten Centimes Le-
zaihlen lassen. Solange mick das kinke Nhein-.
ufer besetzt bleiben. Hat Deutschland voll bezahlt.
so sollen die Alliierte-n be'chliesreg. ob das Be-
slchnngsbver vermindert beSbebalien. o,der a-ufge-
boben werden soll. Der Militävdienst wrrd in
Fvankreich au-f ern Aahr ftstg-setft und 1Y000
Fvanzosen würden in den Rbein-bezirken ln den
wu,rdervollen deutschnr Kasernen liegen. N-ach
dom Lvoner Progres besteht die TreusiMldete
franMsche Vesatzunssarmec in Deutschland aus
250 000 Mann. Die brit>che Nrmee wird 200 000

Mann nmfaffen, sod^b ro^rmmen mit der aysreri-
kanffchen Är-mee die Alliierten 780 000 Ma>
gegen deuffche Drohungen berett haben.

Deutsches Reich

Die Feier des 1. Mai

wird. wenigstens in Verlin. grülldlich Legangen
werden. Doraussichtlich wird der gesamte Vertehr
in Bcrlin ruhen. Die Stratzenbahner haben unter
Lohnverzicht für den 1. Mai beschlossen nicht zu
arbeiten. Die Angestellten der Hoch- und llnier-
grunobahn und der Ömnibusgesellschaft werden fich
ihnen anschlietzen. Die Eisenbahner werden nur
die notwendigsten Lebensmittel und Milchzüge be-
sördern. Da aucb di. Angestellten der Gastwirtschas-
ten sowie die Bühnenarbeiter völlige Drbeitsein-
stellung beschlossen haben, werden die Wfrtschaften
und die Theater geschloffen sein. Lediglich die
Post wird den Dtcnst wie an Sonntagen durch-
führen.

Gefahren in OberschLesien

Während im Siuhrrevier nnr noch etwas
über 20 000 Arbeiter, das sind 12 vom Hundert
ausständig sind. r?a rh.inrschen Kohlenrevier oer
Strerk völlrg erloschen ist. ist das Oberschleftsche
Kohlengebiet vou neuer Streikgefahr bedroht. Es
handelt sich hrerbei weniger um wirtschaftliche
jZorderungen, als um die rein politische der
Zuruckzieyung der Erenzjchutztrupye. Es tst un-
verständlich, warum fich die Erbitterung gegen
siese Truppen richtet, d-.ren Zurückziehung einfach
unmöglich ist, da sosort ein Einfall der Polen zu
erwarten ware. Wie weit die Verhetzung Lereits
gediehen ist. geht daraus hervor. daj; die Arbeiter
oes OLerschleftschen El-.ltrizitätswerks bereits er-
llcirt haben, auch für Lazarette und Krankenhäuser
keinen Strom lrefern zu wollen. Nur noch ein
Kabel durch das dre Wafferhaltungsmafchinen auf
den Gruben in Tätigkeit gesetzt werden, ist im Be-
trieb, wird auch dieses ausgeschaltet, so Lesteht dre
Gefahr. datz die Eruben ersaufen. Dis Negierung
versuchi zu oermitteln.

Deutsche Mindestforderungen

Aus Darmstadt wird uns geschrieben:

Eine von 2 000 Personen besuchte Versamm-
lung der Deuffchen Volkspartei hat nach einenr
Bortrag des Mg. Minister cr. D. Becker.
folgende Entschlletzung rur Friedensfrage
eiTfftimmia anaenommen:

..Die im Saalbau tagende. a-Uis allen Kreisen
dex Vevölkerung Davnffta-dts zahlreich besuchte
öffentliche Versam-n'-lung legt schürsste Verrvah-
rung dageaen ern. datz dem deuffchen Bo.ke von
den fernidlichen Stoate-n ein Eewaltfriede
amhgezwUTvaen werde.r soll. Die VersamnMimg
v-erlaugt, datz die Neichsregierung nur eineu Frie-
densver.rag unterschreibt. der falsiende Mindest-
forderungen des deuffchen Volkes verwirk-
ffrchj:

1. Was unzweifelhaft deutsch ist.
mutz. deutsch bleiben. Ansbe-sondere kann oon
einer Abtretung des Saarg-vbietes oder ande-
rer Te>ile des linken Rhemufers in irgend einer
Form fo wenig' die Nede sein. wi-e von einer
Ausgcvbe unzweifelhaft deuffchen Eeüieies in
Schleswig und im Often.

2. Der Bevölkerung Elsaft - Lothrin-
gens mutz in Anwendung des Selbstbesti.m-
mrrngsrechts der Völker EelegLnbert gcigeben
wevden. sel-bst über ihre Aukünfl-iae StaatsWse-
hörigkeit zu entscheiden.

9. Das Deuffche Reich darf vam Befitz und
der Berwaltung von Kolonien aus paliti-
fcherr aus kult.urellen und aus wirtschaftlichen
Eründen nicht aiuvgeschloffen seirr.

^ Die deuMrin Kvi«LssiefichnÄenen
stnd fofort freizugeben.

5. Drv Blockade ist so.fort cvufMheben.

6. Di« von den Feinden -bcs«tzten Teile des
Reiches ftnd sofort zu räUrnen.

7. lleber den elwaigen Anschluft der .D«ut-
schen i« den Lisherigen Kronländern Dentsch»
Oefkerreichs an dag Deutsche Reich hoiben
allein die-e Deutschen selbst MüfgrunÄ des
Seltstkbestimmungsrechts M entscheiden.

Dte Enksch i«-ftuna ging telegravkffch an das
Auswärtige Amt. Fn der Ausivracke ergr.ff ein
Führer der Deuffchen Dolksvartei Saavbrückens
Stadtv. Th. Dogel. das Wort. urn für das kern-
deuffche Saargebiet Zeugn-s abzulesen. Redner
ist mil anderen nationalon Führern vor einisen
Tagen von den Franzosen aius ieiner Heimat aus-
gerviefen worden

Nr. 89

» Eine EewLrkschast der Nedal^I
Reichsverband der Deutschen Vrp,:
hrelt am Sonnlag in Derlin ein« Delegier
oer-sanunlu-ng ab. die aus Derlii, und allen T-ic.
des Rerches zahlreich besucht war. Nach ein^tz^
ber, den sanzcn Tag .aussüllender Verkairdli.n»
wurde der grundlegende Pavagxaph -ex
'--atzungen angenommen. nvch de,
band seine Umbildung in enre g e w e r k s Ll?'
lrche Organrsation vollzieht. ^

»Der Zug nach links. Die Hanauer Orannir«
ron der U. «. P. hat beschlossen. sofort r^n uÄ/
irrtt Wr Ko m »r u n i st i>s che n -

Deuffchlands zu vollffelreu. Auch eine Reibe!^n
Ortsgruppen des Kreis-wMverÄns Kgs ^
den rkbertritt enffchi-den.

» Wiederverweirdung Schisfer». Laut Nittier.
mcldungen wird daran gedacht. den
Reich^Fiircrnzminister Schiffer zmn^ Obex.
prasrdent^en der Prooinz Sachsen M
«rnennen. SHrffer. der oor Fahren in MM>,
burg als Nrchter gewrrkt ha'. pertritt MaÄu^ira
cmch rn der Natronalversamin.lung Auck im
m ^ o-rdton riot er -m^MahlW de
Promnz Sachsen verrreten. " *

- zi.m „au Neuring. In Dres-

den wurden 82 Spartakiften unler deiu Nerdo^«
der Mitwirkung bei der Trmordung KrÄ
minffters Neuring oerhastet DZ
omWalffrhaft setzte für die Ermitiebung dcr Märl
Ln "'urrng ern« Belohnung

Vezahlung der Etreiktage. Dvrch eine

Knbrnettsverfugimg wrrd angeordnet. datz eme
Bezahlung der Streik ag« nichterfolgt daü
ober ern Ausgleich dadurch geschaffen werden
tann. datz Ueberstunden gemacht werder»
die bessonders bezahlt werden.

* Eraf Haeseler lätzt nächstens von seinem E,-
innerunaswerk« „10 Iahre im Ctab« des
Prinzen Frredrich Karl" einen neuen Band
erscheiuen. der den Krieg vow 1360 behandekt.

* Dre neue kettffche Resierurrg ist grbildek
Prcffidenl ist der lcttische Pfarrer Reedra d«,
stch auch uls Schrif steller einen Namen aemackt
hat Das Kwbinett setzt ftch aus sechs Letten nntz
vier Deutschen zusammen.

Eichhorns Siindeitregister

Akm, den Verha-ndlrmsen des varstrnveittcrrischen
Untersuchmugscnisichuffes der preutzffchen Landes-
verftrmm ung über die Tätiskeit des fr-ii-heren Po--
lizeiprcffidenten Eichhorn werden noch e-migK reckt
bezeichnete Einzelheiten bokannt. Als Si-
cherhei sorscme stellte Eickchorn nur Leut« ein,
d-ve eine B«-sck?einigung des unaühän«igen Parte-i-
büros über ihre Vergangenheit oorlegen konnten.
Dieise Oraane erhielten durchschcittlich 20 Mor?
Tasesldiäten. Diese „Srcherheitsleiute" rekrutier-
ten fich o,st aus Verbrecher- und Z-uhälter-
kreisen und verborgten i-hve Ärmibr-nden on
PTmderer für 600 bis 800 Aüark. Die Sicher-
hettswehr. die den Schutzleuten beigLgeben wurde.
hat nachgewiesenerweise n-rckit n-ur alle Revier-
ll)8ale verlaust. sondern auch Erpressungev
in grötzerern Umfange vorsenommen. Eich-
horn sorderte durch einfache Zettel mit seiner N-a-
mensunterschrift von verschiedsnen Kaffen Geld an
k-as nicht belegt worden fft. Es handelt ffch ins-
Mftrmt mn eine Million Mark. BescklaL--
nahmte Lebensin't'el (u. a. 170 Sck.inken. Hundert-
trcmseuüe von Ziüarren und Schwernefleisch) wur-
den im Schleichhanidel verkauft Die von den
Doutschen -Munitions- und Wcrffenfabri-keir e---
prvtztrn Waffen siud rttcht b<izahlt wordeir. In
Eichhovns Zimmer wurdM Dietriche unL E i n-
bruchsha n d w e r ks-,^<u g. gefundchr, ein
-SMerstoiffgobläse wär oon tbm a->vgeford-ert. aber
nicht rnehr geliefert rncrden. — Unid eincn so- -
chen Menschen befreien die irr«-Meit«.ten Hal-
berstädter Arbeiter wieder!

Badische Politik

» Sozialdemokratiscke Einckuren? AKe di«
Südd. Ztg. meldet ist an Stelle des in den Ruhe-
stand tretenden Geheimen Rats Clemm ein se-
ziald« mokrattfcher Parteifun 1 tro-
rrär zum Landes-kommissar in Freiburs
au^rsehen. Man kann es wohl verstehen, datz die
sozmkdemokvcursche Partei im neu«n Staate den
ecnen bder anderen Minifter, ader Etaatsrat für
ftch rn Anspruch nimmt. Datz dre herrjcheirde
Partei mm aber ftck anßchickt Staatsstellen zu Le-
setzen. die eine besondere Qu-alifttcttion vorcms-
setzen und seither nur für sanz hervorrwgend«
StcraLsbea-mte vorbshalten waren. Läkt ti«f bl-ck-
ken. Welche Eefüh-Ie müffen unfere bra-ve Ve-
nnttenschaft Le,ch^eichen. weim der Erundsatz
..Freie Vahn de,n Tüchtrgen" auf solche Weffe in
die Praxis mngesetzt wird?

Aus dem Parteileben

Walldorf. 28. April. Hier fand am Somrtag
eine Versammlung der Ortsgruppe der Deutsch-
nationalen Volkspartei statt, die von dem Vor-
stande. Herrn Schumacher geleitet wurde. TZ
sprach zuerst Frau Oberzahlmerster Richter aus
Heidelb-.rg über die Gesundung der deutschen Fa-
milie und die Aufgaben der Frauen bei der Er-
ziehung unserer Iugend zu stttlich religiösen uud
deutschnational gesestigten Lharakteren. Nach dre-
ser mit Beifall aufg>.noinmenen Rede hielt Obsr-
gewerbelehrer M a ck, Heidelberg einen Vorttag
uber die Entwicklung der Gemeindeverfaffung rn
Baden und rnsbesondere über die Aenderungen der
Gemeind^wahlen durch Gesetz vom 13. MLrz d. I.
Er hob besonders die Sicherungen hervor, die m
den srüheren Eesetzen der Gemcindeverfaffung ent-
halten waren, um eine leichtfertige Finanzgeba-
rung mit den Gemcindemitteln und den mit sau-
rem Schweih und grotzer Sparsamkeit erworbeneir
Vermögen der Gemeindebürger hintanzuhalten.
welchc Voroeuguugen nlle im neuen Gemeindegesetz
tvcggeriffen seien und darum den neuen Gemeinde-
wahlen so grotze Vedeuttcng verschaffen.


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Denn niemals werden Groß und Klein sich
anziehn und ertragen. yebbel ^

ver Ooppelgänger
-es Herrn Emil Lchnepfe

Roman von Carl Schiile«

(b. Fortsetzung)

-273 heitzt Doktor Marcelffno Maniuel da Ea-
ma." las er vsn der Kiarie ab. die nebsn der
Zimmernu-mmer befestigt war. ..Hat eine Bc-
ftellung hinterlaffen — „Wenn Herr von Armörü-
ster nach mir fragt. trifft «r anich vor einem. der
nächlsten Schauf-enfter".

„Danke." sagte der Direkto.r -uud warf dem
^Effasenden Bück zu. „Wie hietz

„Marcellino Manuel d<r Eama".

^„^pauie, oder so rvas ähnliches. Wo N er

lÄnte" bamburg ougekommen".

Portiex auf dr^ Seite.

- LLIkNL -°n d°m

kl AlLctt als Lu>t-ilc»ei da<> Ecdächtair

'°°°

.^err vou Arin-rjister. Immer adoUs. lilnders
»ut er es n-ckl .

„-NQtürlich. Alle diefe Holeldiebe und 5>ock>-
stEler sühren adeline Namen. Bei keiner voijäh^
rigen Anux-senheit tx-i uns. di« u-ns in die arätz-
lichsten Vcrl«senl)eiten gebr-acht hcu. mmnte er ftch

— w>i« naniite er ftch doch?"

„Grolf voir Lenneg. Herr Direk'or".

.Mchtiift richtig? Dpnui/ s w«r «r Graf. Ietzt
bean-üat er ftck nnt dem Baron. Li«ü«r VoMlsang
rvir miissen sotfort di-e PoliZei beivachrichtigen. Das
hcitzt — nur kein Anfsehen. Nur ksine ll'nruhe ins
Hcius -briugen. Wir h,.°.beir gevcrde so viere Gäste.
Das san.z« erste StoL-verF ist besetzt. Das ML-ite
d«t Ziinmcr. S-ü dies-i

Der Portier gab die Frage des Dir-ettms Lirrch
das Haus-«lephon hinauf on d>en OLerkellner. dsf-
s-en Aufsicht die zweite Etnge rntterstanid. Die
Antwort lmitete, datz cuuf Ziimner 2?3 vi-er grcche
Koffer und drei Handtcffchen ständen.

„Sehr gut." läck>elte der DirEor. „Dsr AWrn
— wi« hietz «r doch?"

„Doktor da Eama".

kommt bestttnmt wiedrr. Durch rhn wnrd
der andere zu ermitto.n fein. Vier arotze Koffer
unid drei Handtaschen' Hotelviebe reffen iricht mit
so viel Gepäck. Hm. Dielleicht will dcr Kerl. die-
fer — dieser —"

„Enttl Schnepfe ist der richtige Name des
Gvcffen Lennegg und des Borons ÄlvmbrAstLr".

„Richtig, rchtig. Passen Sio au/f, dieser
Schnep-f-e will den Eama ausplLiidern. Bedenken
Si-e: vier Koffer u,rd drei Hrrndtaschenl Hat der
Schnepfe gesehen, d-atz Sie ihn wiedererbannt
häben?"

„Ausgeschlossen. Herr Dlr-e-tor. Ich haibe mir
nicht anmerken lassen".

„Sehr gnt. liebrr Vog«i?ans. Paffen Sie auf,
wenn d«r Herr von Gama zurückkommt und be-
nachrichtisen Sie mich sofort. Ich gehe jetzt auss
Polizeirevier und bitt« den Leutnant. mir äuf
Ansruf einen Beamten ru senden. Nlfo. Vogel-
sjans, halten Sio die Au-gen au?I"

« ü> s

Dorival. nich's Böses ahnend-. bumme-lte mit
leinem brasilianischen Fveund durch den Tier-
sarten.

„Sehr netter Herr. dlefer Rittmeisier von Uin-
bach," sagte der Vrasi.ianer. vls das Gespräch ftch
oorn zu!fälligen Zusamme-ntrcffen ain ab-end -vorher
ttn Esplaiiadehotel zuw-andte.. „Me-in Fr-eund
Elaudino tst acmz entzückt von thm. Er hatte bei
euiem deutschen Offizrcr nicht so oiel Intereffe sür
setne Eeschaft« vermutet".

„O. Umbach ist ein aanz bervorragender Mensch.
Der interrftcert ftch fi'cr a0es." antwoirtete Dori-
vail. „Er l-at begründete Au-oftcht-

Er l?atte noch e.aoas zum Lobe feines Fre-undes
llmbach hiMifügen wollen. hcttte erzahlen wollen.
drffr llmbach nächstens ftch-er rn den Eeneralstakb
käme. aber «r unterbmch sich mitten üm Satz —

Eiiie N-eiterin sprei.gt.L in kurze-m Ealopp denc
Reittveg herauf. der neben der ftillei, Seitenalle«
berffffirle. In zehn Sprüngen Abftzmid, kolste ihx

ein Reitknecht. Dorioal erLaimt-e fie auf den er-
sten Blick .

Es war die Dame aus der Over!

Bbrtzschnell iagten sich die Eedcrnken in ihm.
Sri„ effter Eeoanke war der heitze Wunsch. den
guien Doktor. seinen FLLUnd. den er gern hatte.
möchte doch asigenblicklich oder iwomöglich noch
schneller der Teufel holen. Er konnte ihn fetzt
mcht brauchen. Der zweito E-edank« war laiig
und bestnad aus lauter Iuibel und SellÄtzrit. D'r
dritte Esdanke mar niederdrückend und gvuppierte
sich um die Frage. ob «s im Tiergarten in Drr-
lin etwa unangenehm au-ffallen würde. wenn ein
eleganter Herr eiuer sckrönen Fr,au auf g-aloppie-
rendem Pferd zu Futz uachrennt. Der merte Ee-
Lante war das greiuliche Eefühl. er kienehnl.« fich
wiis ein Bödsinnigcr. D.ieser Gedapke w-ar
stmders richtig. Dcnn er stand mij weit auifgr-
viffenen Augen starr dar — wie ein Bettler. der
i»n Rinnsiein ein Eol-dstück -gefunden hut...

Trapp trapp — da war kie.

Dorival zog seincn Hut und ovütz'e tief W!.d
«hrfurchtsvoll.

Die Dnme -sah ihn -war an. Aber sie verzog
korne Mienel Und dann war sie oorbei.

„Schafskopf!" sagte' Dorival. „Eefchnitten.
glätt goschnitt«n — nee. schne-den kann m-cm nur
Lertt-e, die man kennt. oder "ickt kennen will. Esel!
Hasi du nock nicht gelernt. dntz es e-ine U-nver-
fchänr'heit tst. Damen zu grützen. die du mckt
kennst?"

Da Lamr ihm der wirklich gu.1e Eedanke.

MiL einem Satz war er neben dem Re'itkneckä.
Zwffc^n f-einem rechten Dianmen unv ZeiLeffnger
glitzerte silbcrn «in Taler —.

..Mier ist die Dame?" fliUterte er.

„Tochtex des Konsuls Mo-senberg — dunke fehr".

„Halllali!" sagte Dorival gan.z laut..

Doktor Marcellino lachte.

„Das war wohl eine Venoechsbc-ng?" fragt-e er
boshcfft.

„Dja — fa, ja." fto'terte Dorival. „Ganz r-kch-
trg, eine Derwechskung! L?terkwürdige Aehnlich
keit mit ein-er anderen Diamel Ial Fabelhaste
Aehn-lichkeit. Ich fragte deshalb den Neilknecht
nach lhrem Namen. Tochter des Konsuls No^en-
Lerg.

„So?"

„Ia. ia. Bekannter -Name in der Eeschäfts-

weltt Unrbach verkehrt in der Famitte, wenn iK
mich r-echt erinnere".

„Nun. amigo, nran täufcht sich sa fo leichs"
meirtte der Doktor doppelsinmg. Uebri-gens rst dW
Dame -eins auffallend schöne Erscheinung —

,.Ia — auffallendü" murmelte Dorival.
ÄLorrruf Dokto-r Murcellino sich sei» Terl
dachte und wchlrvelslich sofort über ganz anderft
Dmge zn Mudern bega.-rn... -

Si« hatten das Lrandeirburger Tor erreicht.
bosen über den Pariser Platz uach der Südiett«
der Stratze llnter don Linden ab und nähcrteii ftch
^oto. Vor der Tnr st^n^ d-''' Dsr rer. Sem
Gesicht verklärt« sich. «ls «r sie kommen sth

^m Mccu,ce-c 'rc-.-^.-n.icr

verständ.Ä', uiu> dicser rief idurck das Tel^tzon
polizeiliHs Hilfe herbei. Dann stelkte er ftck
wartungsooll in der Halle cmf.

Arglos betraten die beiden das Hote«.

Der Poriicx legte grützend die Hand «n
9ko-ck e-inmal musterte cr Dorioal mtt ei-
nom scharifen, prüfenden Blick. Das rE
Schnepfe! Er konnte fich mit einer
keit auf sein 'Personengcdächtnis verlassen. ^
Hote.dirLktor sab er L-as verabredet«. ^yei
Zeichen. Es stimmte alles. Der Sottchiibe
erkannt und satz in der FMe. Es handelte tzch "
darum. il/in in die Hände der PoUzei zu >4"^ '
ohne Aufsoyen zn erregen. ohne di« üdrtzwn^^
?u Leunruhigen. Nur ksin lartter Württocüitt-
Äur keine Eewalttätioikeiten! D"r Ruf dc's 2 '
tels hätte unfehlbar darunter geiitlen. ,

Zunächst sollte in die-eni Schuepl« em Gepi)
der Sicherl?ett rvachgcrufen wevden. -

Der Hoteld-irektor begrützte dio lbeidcn
mrt seincm bcsten Lächeln und gekeiteteftc b
in den Sxeifeiüal an einsn k' einen- Tkick. ^ ,
der Nahs der Ausgangs ürc ftand. Lr
s-ellfft dre Speisetarte vor. rief ciren Kellner
Bedreuung hcrbsi. "

„Sie sind hier vorziiglich untergrmnnj,
meinte Dorival. . ^

„Ich bin auch schr zusrieden. antwcrrkere
Doktor. „Es fft eine Wohltat. kn einein su.^
deutsthen Hotel ^ wohrren. Dertten
manchma! mit Schcmd«rn an unsere brcffr^''^
Hoiels?"

Dorival lachte.

(Fortsetzrmg folgt).

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