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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 77 - 100 (1. April 1919 - 30. April 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0585

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Nr.99

Ein wlrrschaftlrches

Burgsriedenssahr

Eine Nnregung

So geht es nicht weiter. In den Nachwehen
des Krieges uud der Revolution rollt sich das
fiebernde, hungernde, bankerotte Deutschland
selbcr dern Abgrund zu. Es streikt, statt zu
arbeiten. Es verliert darüber jede Möglich-
keit ruhiger Besinnung, jcde Erundlage für
den kommenden Aufbau. Alle sind wir uns
darüber einig, datz alles neu werden muß —
aber Alle sollten auch nicht vergesien, daß die
deutsche Weltwende nrcht über Nacht aus der
flachen Hand springen kann. Sie ist eine Ar-
heit wie jede andere, die Pläne, Ueberlegung,
kaltes Vlut, Zeit erfordert. Und darum schla-
gen wir zu ihrer Vollendung einen wrrt -
fchaftlichen W a f f e n st i l l st a n d vor.
Er soll nicht — wie die Arbeiter fürchten wer-

— das Ende der sozialen Revolution be-
deuten, von der wir wisien, daß sie unvermeid-
bar ist. Aber er soll ermöglichen, daß sie nicht
zerstört, wo sie bauen muß. Er soll die Mög-
lichkeit geben, sie systematisch durchzufllh-
ren. Dazu brauchen wir ein Jahr des
wirtschaftlichen Burgfrredens.

Zwei Parteien müsien ihn schließen, Arbeit-
nehmer und Arbeitgeber. Sie müsien sich klar
darüber sein, daß die Demokratisierung der
Wirtschaft und der gerechte Ausgleich zwischen
Unternehmergewinn und Arbeiterfleiß nicht
von heute auf morgen geht. Das muß durch-
dacht und ausprobiert werden. Das ist nicht
möglich in der Hitze von Streiktagen, deren
kurzfristige Ultimata keine gesunden Maß-
nahmen gebären können.

So etwa könnten die Arbeitgeber sagen:
„Laßt uns Zeit dazu — nicht um uns einen
Aufschub zu verschaffen, der Euch, wie es rn
Eurer Sprache heißt, „inzwischen um die
Früchte der Nevolution betrügen" soll, sondern
um mit Euch die planmäßige Umstellung der
Wirtschaft vorzubereiten. Wir wollen
uns auf ein Jahr des Vurgfriedens einigen.
Zu seinem Beginn setzen wir ein Minimum ge-
genseitiger Zugeständnisie fest. Jhr sagt uns.
was Jhr jetzt unbedingt an materiellen und
ideellen Forderungen durchgesetzt haben müßt.
Wir sagen Euch, was wir bei äußerster Opfer-
willigkeit bewilligen können, ohne die sofor-
tige Aufnahme der Eesamtproduktion zu gefähr-
den, und auf dieser Vasis schließen wir
dann einenVertrag auf einJahr,
den wir Beide treu und streng erfüllen. Wir
merden ihn nicht durch Kündigungen und Ent-
lasiungen stören, und Jhr werdet ihn nicht
durch Streiks unterbrechen. Wir werden zu-
sammen ein Iahr lang ehrlich und wacker schaf-
fen. In dieser Zeit beraten wir zusammen
die Fortsetzung der gemeinsamen Reformen.
Damit ist uns allen geholfen und vor allen
Dingen ist auch Deutschland geholfen, das sich
ein Iahr lang erholen könnte."

Man sollte meinen, daß sich die Arbeiter sol-
chen Anregungen nicht verschließen können.
Auch sie müssen einsehen, daß der jetzige Zu-
stnnd, der alle vier Wochen mit einem neuen
Streik neue Forderungen durchsetzen will, aus
dte Dauer nur das Chaos, aber nicht ihre
Besserstellung erzielen kann. Um ihnen
die Eewähr zu geben, daß mit dem Burgfrie-
densjahr die Reformen nur aufgeschoben,
nicht aufgehoben sind, könnte vietteicht ein Mi-
nimum oder Maximum der Reformen, die nach

Kunst und Mssenschaft

" Zahresversammlung dcs badischen Philo-
logenverelns. Unrer dem Vorsitz von Direttor
Armbruster- Atannheim sand am Freilag
uiid Samstag rn Karlsruhe die Jahres-
ve r s a in m l u n g des badischen Pyilologen-
vereins statt. Die Tagung begann am Fr>.itag
vormittag mit Besichtigungen der Eemäldegalerie,
der Lolomotlvenwertstatten der Aiaschinenbauge-
sellschast und des Naturalienkabinetts. lstachmit-
tags wurden die Versammlungen der Lehramts-
praititanten und die Hauptversammlung der Alit
glieder der Praktikantenkrankenkaffe abgehalten.
wahrend der Eesamtvorstand zu einer Sitzung zu
sanimentrat. A>n Abend vereinigten sich die er-
schienenen Teilnehmer zu einem von den Amtsge-
noffen hier gegebenen Begrüßungsabend. wooei
Prof. Kistner eine ernste gehaltvolle Ansprache
hielt. Am Samstag fand in der Goethe-
schule die den ganzen Tag dauernde Mitglieder-
versammlung statt. Begrützungsansprachen hiellen
Eeh. Hofr. Rebmann, Direktor ArmLruster
lliuerrichtsmlnister Hummel und Finanzmiiil-
ster Dr. W i r t h. Dann wurde der Jahresberichl
erslattet. Erosies Intereffe brachten die Anwesen-
den den sachtundigen Vorträgen entgegen, du
Prof. Dr. K i n k e l - Karlsruhe und Direktor Dr>
Eramer-Achern über die Einheitsschule hielten.
Nach der Mittagspause erfolgte eine anregende
und fördernde Aussprache, wrrauf Lehramtsprakti-
kant Tr. Duttlingen von Mannheim über dll
Lage der Lehramlspraktikanten berichtete. Jm
weiteren Verlaufe der Verhandlungen sprachen
Direktor Dr. M ü l l e r - Bruchsal und Prof. Dr.
Daur-Baden über Elternrät,, Schulgemeinde u>
Selbstverwaltung der Schüler und ernteten lebhaf-
ten Beifall. Nach der Aussprache begründete Lehr-
anUspraUikant Ä r m b r u st e r - Karlsruhe eine
Anzahl von Forderungen der Lehramtspraktikan-
ten, die von der Versammlung angenommen wur-
den. Die beiden letzten Vorträge. gehalten von
Prof. Dr. Dürr - Baden und von Prof. Dr. Ehr-
mann-Heldelbcrg behandelten eingehend u.
gründlich die praktische Ausbildung der hbheren
Lehrerschaft. Als Vorsitzender des Vereins wurde
Direktor Armbruster wiedergewählt. Ms Ort

Dienstag, den 29. April 1919

Fecnsprecher Nr. 82 nnd 182

Seite 3

Abschluß des Burgfriedensjahres in Kraft tre-

ten müssen, gesetzlich festgelegt werden. Aber
dann müßte die Ruhe wiederkehren — Zeit
zum Atmen für alle.

Turnen, Sport und Spiel

Fuhüall-Ergebnisse im Westkreis: Spv.
Waldhof-Phönix Mannheim 2:0, V. f. B. Hei-
delberg:V. f. R. Mannheim 2:1, Spv. Ltnden-
hof:Herrha Mannheim 3:2. Jm Nordkreis
wurden bei den gestrigen Spielen solgenoe Nesul-
tate erzielt: Fusiball-Spv. Frankfurt:Spkl. Bürgel
1:1, Eermania Bockenheim:Viktoria Jsenburg 2:1,
Amicitia Bockenheim:Hellas Frankfurt 4:1, Ger-
mania Bisber-Fkl. 93 Hanau 0:0, Union Frank-
furt:1903 Sachsenhausen 3:0, Helvetia Bockenheim:
Eermania Frankfurt 4:0, Union Niederrad:Vgg.
Fechenheim 0:0: im Ostkreis: Fkl. Nürnberg:
Be.llspielkl. Nürnberg 3:0, Spielvgg. Fürth-.Frai'-
ken Fürth 10:2; im Südkreis: Kickers Stutt-
gart: Spv. Eablenberg 3:1, Union Stuttgart.V.
s.^ B. Stuttgart 4:0, Sudd. Fkl. S1uttgart:Bittoria
Fcuer'each 3:1, Pfeil Eaisburg:Eerina,!ia Feuer-
bach 2:1. — Die Berliner Ligaspiele er-
gaben: Minerva Norden:Nordwest 6:1, V. f. B.
Pankow:Spv. 6:1, Viktoria:Preusien Spandau 4:2.
Triton:Tennis Vorussia 2:0, Union Oberschöne-
weide:Favorit 10:2, Union Lharlottenburg-Ale,
mannia 2:0, Veroliiia.Norwärts 2:1.

- Verband sür Nasensport Sitz Heidelberg e. B.
Voni vergangenen Sonntag liegen bis jetzt folgende
Resultate vor: F.-G. Union 1911 Heidelberg—
F.-6)es. 1910 Kirchheim 6:2; F.-Ees. Union 1911
Heidelberg II—F.-Ges. 1910 Kirchheim II 0:6: V.
f. B. Wiesloch—Viktoria Nusiloch 4:2: F.-V. Plank-
stadt—Sportklub Neilingen 13:0: Astoria- Wall-
dorf—Viktoria Wiesental 6:1: Viktoria 1910 Wall-
stadt—Fortuna Heddesheim 1:0: Viktoria 04
Neckarau—Viktoria 06 Vrllhl 5:0: F.-C. Hems-
bach—Sportfreunde Neckarau 6:0: Olympia Neu-
lußheim— F.-Vgg Eppelheim 5:0.

^ Hockey in Frankfurt. Ani Sonntag vormittag
spielten auf den Sandhöfer Wiesen bei Frankfurt
der Frankfurter Fv. gegen Frankfurter Turnverein
1:1 unentschieden: an der Festhalle gewann eine
kombinicrte Schülsrmaiinschaft gegen Spkl. Frank-
furt 1680 zwsite Mannschaft 6:0. Die Danien-
Hockeuabteilung des Frankfurter Fv. schlug die vom
Frankfurter Turnverein 1:0.

Handel -mid Verkehr

Die Leipzigcr Mesie

Lcü-zig. 28. April. Die Le'miger Musterinesse
bosann heute, nachdem schsn gestern -'nr Vorverkebr
zahlreiche Eeschäftsabschlüsse mit recbt erhMichen
Unilsützen zustianlde gekommen srnd. Die Zahl der
Besncher. die n'ach den Voranmeldmigen mifgrund
der vom Meßaml erteilten Reisebeschrinigungen
<rus 80—90 000 angegebsn ivorden war. wird sjcher-
lich erreicht. wenn nicht übertrofsen werden. Denn
mit jedem einlaulfei^en Zug ' kommen Scharen
von EiEufern und Au-Sstellern an. Die Hol-
länder unid Dänen kamen in dex letzten Nacht
an. Heute wurde enre Reiihe 'ak'sländischer Gäste
im Riath-ams vom Oberbürgermeüstier Rothe em-
psairgen. Die Ateßstämde in den einaL nen Aus-
stellunüspalästen sind viel roicher mit »Muster ver-
sechen als aus ben letzten Kriegsmeffen. Das äu-
ßere Bild Leipzigs ist diesnml fast noch lebhafter
als bei früheren Mesien. Der Straßenbahnver-
kohr ist wieder aufgenoinnien worden. Ani er-
sten Meßtag waren bis zu Aliltag 66 000 Meß-
-abzeichen abnegeben wvrden.

* Filialerösfnung der Nheinischen Creditbank
in Bühl. Die Rheinische Creditbank hat die seit
1892 bestehende Bankfirma Verthvld Werthei-
mer in Biihl üibevnomEn und errich et dort
eine Z we ign ied e r lass u n g. die ihrtz Tätig-
keit in deni Anwestn der Firma Wertheimer am
1. Mai eröfrnen wird. Der laiisjährige Prokuv-st
der Firma Wertheimer. Fleischncr. wird d.e
Leitung der Niederlassung mit eineni weiteren
Vertveter der Rheinischen Lreditbank übernechmen.

^ Frankreichs Saarkohlenverkäufe. Der „Corr.
della Sera" meldet. Frankreich habe in den letzten
Aionateii durch die Saarkohlensendungen an die
Schweiz einen Eewinn von ungefähr 36 Mtl-
lionen Franken erzielt.

der nächsten Jahresversammlung wurde Baden-Ba
den bestimmt.

* Ferdinand v. Martih, der ausgezeichnete
Vertreter des Staats- und Verwaltungsrechtes an
der Berliner Universilcit, vollcndet am 27. Aprii
sein 80. Lebensjah r. Von Eeburt Ostnreuße
(aus Jnsterburg gebürtig) machte Martitz seine
akademischen Studien in Königsberg und
habilitierte sich 1664 in Königsberg für dentschee
Necht. Im Jahre 1872 sicdclte Alartitz an die
Universität Freiburg über. die er nach drei
Iahren mir der Universität Tübingen ver-
tauschte. 1898 siedelte F. v. Martitz nach Ber-
l i n über. mo er Oberoerwallungsgerichtsral
wurde und gletchzeitig an der Universität einc
Proseffur für Lehrsächer des öffentlichen Rechtes
übernahm. Bei der Errichtung des Haager
Cchiedsgerichtshofes im Iahre 1900 wurde
er von der Neichsregierung als einos Der vier
deutschen Mitglieder berufen. und diese Berufung
hat sich dann noch mehrcre Male, zuletzt tm Laufe
des Weltkrieges, wiederholt.

* Bon der Universität Freiburg. Dex >außer-
orben liche Profeffor für Pharmaikoisoaio. Dr. P.
T r e nst el e nb u r g. hat eiiieii Nui <als owdent-
licher Prosessor an die Universität Nostock erhal-
ten und aiig-enomm-eii. — Der -ordentliche Profest
so>r für Dsutsche Sprache und Lilevatur. Eeh. Rat
Dr. Friodrich K l u g e. ist auf sein Aivs'uchen aus
t. Oktoiber di.eses Iahros miter aleichzeitiger Er-
nennung zum ordenöcchen Hoiiorarproföffor tn den
Ruhestgnd versetzt mo,vbem. — Der außeror-
dentliche Profeffox Dr. Ioncrs Cohn ist zum
etatsmäßigeii ordentlichen Professor der Pädago-
gik uiiid Philosophie eruannt worden.

* Theo von Brockhuscn, der bekannte Verliner
Maler und Präsident der freien Sezession, ist im
Altex von nur 36 Iahren in Berlin gestorben.

* Der sriihcre Kricgsmiirister v. Stein. Der erste
Eeneralaüartienneister bei Beginn ves Wcttkrte-
ges. der haupt'ächlich durch den legideren Stil
seiner Tagesberich e tn angenebmer Er'nniierimg
steht, wird im Laufe des Sommers seine Kricgs-
erinnen-.ngen herausnebcn.

Dr. Hcrmann Poppcn wird imi Sommer-
semester 1910 an der Technvchen Hochschu.e m
Karlsruhe in zwei WochenStunden theoretische Mu-
siklohre lesen.

Stadtverordnetenwahl am
18. Mai

^ Srcherem Bernehmen nach. wird die Wahl der
Strrddverovdii'eteii am Sonntag den 16. Aia i
stattfiirdön. Die öffent-lliche Einl'adung kamn aber
erst nach dem Ab'schluß der Wählerliste
ergcheu. die zur Zcit nock, aufliegt. Sollten ge-
gsn die Wählerliste Einspr-acheii erhoben werben.
lsa, muß möglicherweise der Wahltag um eine wei-
teve Woche verschoben werdsn. da zwischea dcr öf-
fenMchen Bekanntmkchimg. die nach dem Ahschkuß
der Mihlerliste ergcht, und der Wcrhlhandlung
selbst -ein Zeitvaum von »lindestens zwüi Wochen
liegen niuß. Die gesetzliche Bestimmung. daß
fpätöstens Mitte Mai Neuwahlen der Stadtver-
ordueten stattfinden müssen - eine Vestiimmung,
dio aikf Antrag der sozmldeniokratischen Frnktion
in das Eosetz -aufaenommen worden ist — hat nicht
die Bedeutung. daß eine später stattfindende Wahl >
ungültig wäre.

Iedoufalls aber haben die Stadtbürger und
die Partoren dannt zu rechnen. daß die Wcchl am
Sonntaa. den 18. Mai stattfinden wivd.

Das Eesetz. die Aenderung der Gomeinlde- und
Städ:eordnung betr.. vom 13. Mäu 1919 und die
Wahlverordnungen Des Ministerinms de§ Innern
vom 14. März 1919 stnd evst in Nr. 25 des Badi-
schen Eesetzes- uny Berordnnngsblattes vom 22.
April veröffentlicht worden. Wenn ,a,uch der In-
-haüt im Eroßen und Gamzen in der Zwischenzeit
schon bokannt geworden i>st. fo ist es doch Pflickt
der Preffe. den Stadtbürgern noch einntal die
wichtigsten Vostimmungen initzuteilen.

Gewählt wevden 96 Stcvdtverordnete für eme
Amtsdaiuer his November 1922. Wahlberechtigt
sind die Stadtbürger. d. h. die Angehörigen des
Doutschen Reichs. die mindesstens 20 Icchre alt sind
und sseit 6 Monaten vo,n Tage des Ablausss der
Einspruchsfrist gegen die Wählerliste zurückaerech-
net im Stadtbezirk ihven Mohmlsitz -haben. selbst-
verständlich ohne Untorschi-ed des Eeschiechts.
Kriogsteilnehmer -und deren Familienangehörige.
welche zur Zeit der Aulfstellung der AMlerliste
in der Gemetnde ihren Wohnsttz haben. stud eben-
falls majh'lberechtigt. Das Bürgerrecht und dccher
das Wahlvechl ruht während der Dcvuer der Ent-
mündigung oder einer wegen geistiger Gebrechen
bestell en Pflegschaft oder während der vorläussi-
gen Bormund-chaft. sowie iiifolge der Aberken-
nuiig der bürgerlichen Ehrenrechte. während der
D.auex dieses Ver-stistes.

WLHl-bar sind: alle Stadtbürger. deven Vürger-
recht nicht ruht und welche mindestens 26 Jahre
alt srnd, mit Ausnahme drrfenigen Beamten.
welchen die staatliche AuMcht über die Stadt
über ragen ist Die srüheren Ausncvhmen der
Stadträto und der besoldeten Gemeindebeamten
sind gesstrichen.

Die Klassenwahl ist beseitigt. Das Wahlsystem
isst die Vevhältniswa-hl mit gebundenen Listen.
Es gilt ccher nickst mehr das strcng gobundene Sy-
siem. VovWschrieben ist vielmehr. daß nur solcbe
StimiWettel gültig sind. welche Namen von ein
und devs'Llben Vorschlagsliste 'enthcvlten und daß
die Aufnahme von Namen aus verssch'sdeiien Dor-
schlagsttsston oder von Naineii. die,a-uf ketner Vor-
schlagsstsste stehen, den Sbmimzettel ungültig
macht. Streichungen dürfen daker vorgenommen
werdon. sind aber auss das Wahlergebnis ohne j-e-
den Einfluß. Ferner M 'ausreichend. daß der
Stimmzettel außer der Nummer und der Partei-
bezeickMing der Lisste. den Namien eines Kandi-
daten — es braucht nicht der erste zu sein — ent-
hält. Listenverbmdung isst unstatthaft.

Die Vo>vschlagslisten diirsen nicht mehx Namen
enthalten. -als S adtverordnete zu wähl-en sind
und nicht weniger. als die vorsesschriebene Aahl
der Unterzeichner der NorschlagsUte beträgt. Sie
müffen von 10 jn der Wählerliste aufgenommen'eii
Versoiren nnter'-eichn-et sein. Dbe Vorgeschlagenen
sind in erkennbarer Reihenfcckge miszuführen rmd
s-o zu bezeichnen. daß ihre Perimi unzweifelhasst zu
erkemien isst. Auch ist von ssedeni Vorgeschlagenen
oder den Vorgeschlagenen gemeinsaiin ein-e Erklä-
rung böizufügen. worin sie der Aufiiahmo in die
Votschlagsl'sto unterschriftlich zustimmen. Die
Lisste ist spätestens am 10. Tage vor der Wahl
beim Bürgermeisteramt eiiWireichen. Die Ne-
seitigung etwaiger Mängel muß spätestens bis zum
Ablauf des 6. Tages vor der Wahl bsendet sein

Ungültig ist eine Dovschlagsl'sste: 1. wenn sie
verspätet e-inigereicht wivd: 2. wenn sie nicht die
evfovderltche Zahl gü tiger Untev^chrifteii enthält;

* Hille Feiken. ein Spiel.aus der Wvedertäusser-
zeit von Karl Wagenfeld. erlebte jeine Ur-
aufführung tm StadttlMter zu Münster.

- Nodin erfroren? Iudtty Elavel, die Ro-
dtn bis zu seinem Tode pflegte, voröffentlicht im
„Matin" einen Anklagebrtef, in dem sie mitteilt,
daß Rodin seinerzeit buchstäblich erfroren sei, weil
es bei dem damaligen Kohlenmangel in Paris
umnöglich gew sen sei, für sein Krankenzimmer
Kohle zu erhalten, obwohl sie sich wioderholt bei
den zuiiundigeii Stellen um Kohlen bemüht habe.

* Die Filinzensur. Durch eine programmatische
Erklärung des Nates der Volksbeauftraaten in
einem Aufrufe vom 12. November 1918 war be
stimmt. daß die Zensur nicht mehr stattzufiiiden
yat und daß die T h e a t e r z e n s u r aufgeho-
ben wird. Ls werden Zweifel tmriiber laut, ob
durch diese Vestimmung auch die Filmzensur besei-
tigt ist. Der preußische^Atinister des Jnnern weist
deshalb in einem Runderlaß an die Negierungs-
präsideiiten darauf hin, daß mit der allaemeiiien
Aufhebung der Zensur auch die Filmzensur
aufg.ehoben ist, daß aber die in dieser Berie
hung bisher ergangenen Bestiimni""'-"" >-ber dc'
Schutz der Jugendlichen bis zu dessen Negelung im
Wege der Eejetzgebung in Kraft bleiben

* Die polmsche ttniversität in Posen. Polniscke
Blätter mo-den, daß an der polnMsn Universi-
tät in Polsen schon im >Mai die Borlosungen der ju-
ristisschen und philosophisthen Fakusstät -beginnen
merden. Als Lehrräume sind Säle i,i der Akade-
mie -uixd dm Erdgsschoß des Schloffes vorgesvhcn:
die bisheriaen B.'ze'-chn-uiigen dieser Eebäude wer-
den durch die Inickriften Lollegvu.m minus und
Collogium masus crsetzt. Das erste isst für Hörsäle
urid Büros. das zweite für das Seniinar und für
grösiere Vorträge bestiimnt. Der Lehvkörper selft
sich hcvuptlsächuch aus Leinberger. Kvakäver mid
Wavschamr Prosessoren zusanvmen. Zum Rektor
wurde. wie schon niitgetei.U. Profeffor Swieivstcki
gewählt. dessen Lrnen.mng die Billiaumg des
Warschauer Unterrickstsminvstervi'ms evhalten hat.

Ein Verlagsjyndikat. Die bekannteii Ver
lagsbuchhandlunge» E. I. Göschen, I. Gut-
t e n t a g. Eeorg Neimer in Berlin, Veit u
Eomp. in Leipzig und Karl I. Trübncr in
Straßburg haben sich zu e i n e ir Unternchinen,
der Vereiniguiig w i s s e n s ch a f t l i ch e r

du. Zustimnnuigserklärung der Vorge.
schlagenen sehlt oder euic Neiheiifolkie der Vor-

oeschlagencn nichl erkennbar üt Bri Unaültig.

keit enier ^.istc köiinen die gesaniten Parteiange-
yorige» mcht fur ihve Partei wählen Au-; db-
ser Erkenntms crwächst dcn Parteileitungen' und
den Kandidaten die Pflicht. alles auszulneten um
die Vorschlagsl'cste frist- uud formgemäß einz'urei-
chen. Insbosondere rverden die Kandidaten bci der
Kürze dex Zeit 'das Ihrige tun müssen. dannt die
Zust'smmungserklttrungen rechtzeitig eingehen.

Das Verfahrca Lei der Mahl ist bekannt: Um-
schläae Isolierzellen usw. wre ü-blich. Die Stimm-
zettel. die von weißem Papier sein müssen und
mit keinem Kemizeichen versehen sein dürfen, sind
außevhalb des Wahllakals nvit dom oder den Na-
msn der Kaivoidaten handschriftlick odex i,n Weae
der Vervielfältigmig zu verssehen. Die Umschläse
werden von der Eemeinde gsliesert. Die sonstigeu
Vesstimmunaen intereffieren die brs'rte Oeffentlich-
keit nickt.

Ueber dig Pflicht des Bürgertums von seinem
Wahlrecht vollen Eebrcvuch zu machen. wird dem-
nächsst zu sspvechrn fein.

Aus Stadr unv Umgegend

° Jn der Bezirksratssitzung kamen folgende
Fälle zur Verbescheidung: Eenehmigt wurden
die Eejuche: 1) des Andreas Eutroph hier um Er-
laubnis zum Betrieb der Realgastwirlschaft zur
„Krone", Brückenkopfstraße 1 hier; 2) der Wirlin
Sophie Kowalski um Erlaubnis zum Betrieb der
Reaigastwirischaft zur „Eold. Eerste", Hauptstr. S3
hier; 3) des Wirts Lhristian Reber hier um Er-
laubniv zum Betrieb der Realschankwirtschaft zum
„Deutschen Kaiser", Fahrtgasse 1 hier; 4) des
Wirts Peter Schmith in Rohrbach um Erlaubms
zum Vetrieb der Realgastroirtschaft zum „Löwen"
in Rohrbach; 5)des Metzgers Heinrtch Winnewiffer
in Wiesenbach um Erlcmbnis zum Betrieb der
Eastwirtschaft zur „Rose" in Wtesenbach; 6) des
Metzgers Karl Schultheiß in Edingen um Erlaub-
nis zum Betrieb der Gastwirtschaft zum „Elsenztal"
in Bammental; 7) des Küfers Ludwig Gutruf tn
Wiesenbach um Verlegung der Wirtschastserlaub-
nis von der Eastwirtschaft zur „Eold. Rose" tn
Wiesenbach nach der Eastwirtschaft zum „Bad. Hof"
daselbst; 8) des Konditors Philipp Dieterle hier
um Erlaubnis zum Betrieb einer Konditorei mtt
Cafe. Plöck Nr. 9 hier: 9) des Peter Hecker tn
Rohrbach um Erlaubnis zum Betrieb der East-
wirtjchaft zur „Traube" daselbst; 10) des Wirts
Sldam Eölz in Doffenheim um Erlaubnis zur Ver-
legung der Wirtschaftserlaubnis von der Gastwirt-
schast zum „Löwen" nach der Gastwirtschaft zum
„Schwanen" daselbst; 11) des Bäckermeisters Her-
mann Sieber hier um Erlaubnis zum Betrieb der
Nealgastwirtschaft zum „Schwarzen Adler", Hand-
schuhsheimerlaiidstraße 116; 12) des F. Ä. Lanz
hier um Befristung der Erlaubnis zum BetrieS
einer Frühstücksstube, Hauptstraße 58 hier: 13) des
Konditors Friedrich Helm hier um Crlaubnis zum
Betrteb eines Lafes, Mittelstraße 26 hter; 14) des
Bäckermeisters August Diemer hier, um Erlaubntr
zum Betrieb eines Cafes, Heugaffe 1 hter; 15) des
Metzgers Karl Neureither hier um Erlaubnis zum
Vetrieb der Schankwirtschaft mit Branntwein-
schank zum „Prinz Wilhelm", Brückenstraße 26
hier; 16) des Biehgers Remigius Köhler hier um
Erlaubnis zum Betrieb der Schankwirtschast mtt
Braniitweinschank zum „Essighaus", Plöck 97 hier;
17) des Franz Englert hier um Erlaubnis zum
Betrieb der Realgastwirtschaft zum „Roten Löwen".
Haspelgaffe 7 hier: 18) des Gastwirts Theodor
Nemmelmann in Ziegelhausen um Erlaubnis zum
Betrieb der Realgastwirtschaft zum „Schwarzen
Adler" daselbst: 19) des Konditors Theodor Wag-
ner hier um Erlaubnts zum Betrieb der Eastwirt-
schaft zum „Hohenzollern", Hauptstratze 77 hier;
20) des Metzgers Georg Schmich tn Doffenheim um
gewerbepolizeiliche Eenehnügung zur Errichtung
eiuer Pferdeschlächterei in Doffenheim; 21) des
Anton Odenwälder in Ziegelhausen um gewerbe-
polizeiliche Eenehmigung zur Erbauung etnes
Kettenpolterraumes in Ziegelhausen.

* Wiederaufnahme d«s Briefverkehrs mit
Jtalien. Der Briefverkehr mit Jtalien U
wiedex eröffnet wvrdeii. Zugelaffen siick
cruss Eefahr der Absender göiväknliche und Ein-
schrevbebriefe. Postkarten. Druckiachen. Geschäfts-
papisre und Warenvroiben _—.

Verleger Walter de Gruyter u. Co.. mit

dem Hauptsitz tn Verltn, verschmolzen. Jhre Ta-
tigkeit umfasjt sämtliche Wiffenschaftsgebiete. »ns-
besoudere Nechtswiffenschaft, Svrachwiffenschaft u>
Naturwiffenschaft mtt allen Nebenzweigen. Dte
Firmen gehören zu den ältesten und bekannteste«
Deutschlands. Eoschen wurde 1786, Netmer 174S,
Euttentag 1820, Veit 1834 gegründet. Um die
alten angesehenen Namen auch in Zukunft zu er-
halten, Zst deshalb vorgesehen, ste in die neue
Firma einzubringen und dieser insgesamt hinzuzu-
fügen. Die letzten Inhaber der Einzelfirmen blei-
ben Leiter des Gesamtunternehmeus. Es sind die
Vcrlagsbuchhändler Wilh. von Crayen, Dr. Walter
de Eruyter, Otto von Halem, Oskar Sckucharot
und Dr. Curt Thesing. ... - .

' Hochschulnachrichten. Der bisherige Sekretar
der Universität Stratzburg Dr. Sebastia»
Haus m a n n cr6i-'lt die venia legendi für Zet-
tungswesen. Politik und Wirtschast-Msckick', ii
der ,iaarLwiljcya,tUchen Fakultät der Universi-
tät M ünche n. — Der Lehrcr an der bayer. Aka-
demie für Landwirtschaft und Brauerei in We i-
henstephan Dipl.-Ing. Dr.-Ing. Heinrich
Lüers ist vom 1. Mai 1919 zum stellvectretenden
Direktor der wiffenschaftlichen Station für Braue-
ret iii M ünche n berufen worden. — In Wiea
ist der Direktor der dortigen Universitätsbibliothsk
?iofrat Dr. phil. Isidor Himmelbaur im 61.
Lebensjahre gestorben. — Der Leiter des B u n-
des deutscher Vodeureformer und des
Hauptausschuffes für K r i e g e r k e i m st n t t e nl
Adolf Damaschke ist von der staatswis'Mchast-
lichen Fakultät der Universität M ünchen zum
Ehrendoktor ernannt worden.

Theater und Musik

cank dankt in einem cffenei, VrA
nstkkr-tikcr Ludwia KaroE
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