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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Juli bis August)

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Nr. 149-175 (1. Juli 1919 - 31. Juli 1919) ohne Nr. 166
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https://doi.org/10.11588/diglit.3397#0093
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Heidelberger Ieitung erscheint an jedem Wochentag mittag» 12 Uhr. Amtliche» Verkiindl-
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Hauptschristlelter: KurtFischerin Heidelberg.

Druck und Verlag: Heidelberger Derlagsanstalt und Druckerei, w. m. b. tz.

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(Unabhängige Tageszeitung)

Verkündigungsblatl für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Bayern» Hessen und Württemberg.
ZU^164 * ^ ' Freitag, den 18. Iuli 1919 6l" Iahrgäng

Das Wichtigste vom Tage

Der Postverkebr zwischen den Vereiirigten
Ctaatcn von Amerika und Deutschland soll
wieder aufgenommen werden.

Das englische Kabinett bat die n e u e d e u ts ch e
Staatsform in einer Sihung am 14. Zuli a n -
erkann t.

DerLandtag des Reichsstaates Lippe->Det°-
mold verabschiedete ein Landesgesetz iibev die Ver-
staatlichung des gesamten Haus- und Fideikommis
ohnc jede Abfindung an das vormals fürstliche
Haus Lippe-Detmold.

Der Landarbeiterstreik hat sich nicht wei-
ter ausgedehnt. Nusiische Hetzer und russisches Geld
sind auch hier wieder bei der Arbeit.

Iapan und Amerika

Es ist bekannt, mit welch argwöhnischen
Augen man in Amerika den wachsenden wirt-
schaftlichen und damit politischen Einfluß Ia-
pans in Mexiko beobachtet und wie man sich
vergeblich bemüht, ihn abzuschwächen. Zu die-
sem Thema, das augenblicklich mehr denn je im
Bordergrunde des Znteresses steht, macht ,.So-
zialdemokraten" (Kopenhagedl) vom 7. Juli
folgende beachtenswerte Ausführungen:

„Zwischen Zapan und Mexiko ist ein Abkom-
men geschlossen worden, nach dem Zapan 4
Dampfer in die Fahrt zwischen Zapan und
Mexiko und außerdem 4 Dampfer in die mexi-
kanische Küstenfahrt einstellen soll. Diese
Dampfer sollen unter mexikanischer Flagge
fahren und die Unterstützung des mexikanischen
Staates haben. Zn Verbindung hiermit hat
Zapan volles Einwanderungsrecht in Mexiko
für japanische Untertanen erhalten. Kaum i
also der Krieg zu Ende, und Zapan und Ame-
rika stehen wieder an genau derselben Stelle
wie vor dem Kriege. Die andauernden Auf-
stäude, durch die Mexiko heimgesucht worden
ist, waren nicht durch innere Konflikte hervor-
gerufen, sondern durch Amerikas und Zapans
Kämpfe um Mexiko. Schon vor dem Kricge
wurde oft um das „Recht" der amerikanischen
Kapitalisten auf die mexikanischen Petroleum-
lager gekämpft, und noch kurze Zeit vor Aus-
bruch des Krieges wurde die>weiße Welt auf-
geschreckt durch Eerüchte, nach denen Zapan im
Begriff war, mit Mexiko ein Abkommen über
eine Flottenstation an der pazifischen Küste
Mexikos zu treffen. Wir sehen Zapan jetzt
seine Verbindungen mit Mexiko wieder auf-
nehmen. Die japanischen Schiffe sollen, um
nicht nationale Eefühle zu verletzen, unter
mexikanischer Flagge fahren. Noch weit wich
tiger als das Schiffahrtsabkommen ist jedoch
die freie Zulasiung japanischer Einwanderer.
Tin japanisches Mexiko kann zu einer Bar-
riere für den Zmperialismus der Vereinigten
Staaten werden, für den Traum Nordaine-
rikas, Süd- und Mittelamerika zu beherrschen.
Wie man sieht, kann Wilson nach der Rückkehr
von den Friedensverhandlungen nicht der E'
holung pflegen, sondern wird vor die Lösung
Sroßer, zukunftsbestimmender Fragen gestellt.

Karl Marx sagte voraus, daß der Schwer-
punkt der Welt sich nach dem Westen
verschieben würde, vom Atlantischen zum
^tillen Ozean, ebenso wie, friiher vom
Mittelmeer, dem Weltmeer des Al-
tertums und des Mittelalters nach
dein größeren Atlantischen Ozean. Jetzt ist
,t-uropa in unberechenbarem Maße zersiört
vnd der Schwerpunkt rückt vom ALlantischen
^Zean zum größeren Stillen Ozeaiu Schon
ölehen die Kämpfer aus, um die Herrschaft
uber ihn zu erobern. Zapans Pläne gehen
parauf hinaus, Mexiko als Sprungbrett für
!eine Macht zu gebrauchen."

die Zrieüensarbeit

Zn der sranzöfischen Friedenskommisiion

sr:rach Pichon über die Frase des Völkevbunides.
Er eTlnnerte Äar-an, dasi die Bildung der Liga füv
den Frrcden der Welt von grohcnr Vortzeil sei, und
zmar bauPtfächlich rnfolge des Umstandes, datz die
Mitglveder prT Lrga vervflichtet sind, Konftikte dem
zuständ'igen Schiedsgrricht zu u'nterbreiten. Vej
Besvrcchung des Beitritts Deutschlands
zum Völkerbunde erklärte Pichon dcmn, dah
Deutschlaud orst nach eimr ALstrmmung m d«en Völ-
kerbund einireten könne, und nachdem es durch seine
Haltung und bauvtsächlich durch die Ausfübrung
der ihnr durch d n Friedensvertrag aufeolegten Ver-
pflichtungen seinen guten Mll"n kund getan hat.
BLnorst erstattete Bericht üb.r das Saar-
beckem Der deutschen Behauvtung. dcck dieses
Land deutsch sei und es seit 9 Zahrhunderten -Hne
Unterbrechung war, stellt Benoist die fvanzössiche
B°hauptung gegonüber, dis lautet: Zm 16. Jahv-
hundert avvelliovte dex vrotestantdsche Fürst dieser
Cegend an Fuankreich: als 1770 Lothr'lnson frcm-
zösisch wurde, wurde es gleichzeitrg d>as gams Saar-
gebret mit Ausnabme von Saarbrücken und eini-
ger Eklaven. Der Platz Saarlouis wuvde nack
den Plätten Vaubans inr Zabre 1697 erbaut. D
ganze Saarbecken. lbis zum Rhein w rde nach der
Befragung an Frankce'ch ongegliedeit. Der Pari-
ser Vertrag von 1815 brachte Franke'ch wiodev auf
die Er>nze zurück, die es 1770 b.siessen haite, trotz
der Ludwrg XVIII. vecsönl'ch über Saarlouis,
Landau und die Kohlenmincn des SaargeLiets o
inachten Vcrsvrech'>w. Benoist behauvtet weiter,
datz sich eine lebhafte französischeGesin
nung inmitten dioser Bevölkerung gUtend macht.
Das Saargebret mnfaht 192 Quadratkilomoter mif
650 000 Einwohnern.

Der Oberste Nat

hat am Mttrvoch gewisse Fragen gcprüft. die vor
der Fertigstellung des Abkommens mrt Oester-
reich gelöst werd-n müsien. Weiter behaudelte
der Rat dre griechischen und rtalienrschrn Einfluh-
svhäron im Eobieto von Smyrna und priifte
dre Berichte über das Saarbecken, Schlesien,
Polsrv, Danzig und M e m e l. Mittwoch mov-
gen hat die Kommrsiion, die sich besonders mit den
genannten 5 Eübleten bcschästigt, übex einon anre-
rikanischen Vovschlag beraten. dec ein Zufammeiv-
wirken der alliierten und asiozirerotn Msächte für
erne gemeinschaftlrche Ausführung des Abkonrmens
erzielen will. ^

Neue Noten

Die österreichrsche Delegatio >it hat rwei
9Lcten übermrttelt. Die erste verlangt die Veüsor-
gung Oostcrreichs. die Ende Juli zu Ende ssheir
lnllte, bis Eude Sovteinbov. Dre sweite macht Be-

merkungen über die Schrffahrts- und Luftschiff-
fahrtsklauseln des Fvicdensvertraaes.

Dte deutsche Delegation sandte eine Note,
vn der sie fragt, welches Äie Aufgab-M dev allrisv-
cen Kvmmisiare scin sollcn, die in lMemol gelcrndet
sind.

Die AnfheLung der Vlockade

Basel, 17. Juli. (Privattel.) Der Kodlenzer
Vertreter des „Nswyork Herald" meldet: Die
Kommisiron der Ailliisrten in Kdblenr hat auf'dis
offizielle Msttteilung der Aufhcibung der Blockad
eine Bskcrnlwtmachung an d'r? Bevölkcrung des Le-
setzton Eebietes erlasien, wonach der freie Han-
del rwischen dem besetzton und unbosctzten Gediet
m'rt gewisien Einschränklvngcn zulässig ist. Die
Einfuhr von Wafsen ins besetzte Gobiet rst verbotcn.
Zn Trrer, Kobl n,; und Saarbrücken sind die Le-
bensmittelvreiso stavk, vrrlfach um über 100 Pro
zent. gefallon.

Ratifikation und französische Sozialisten

Notterdam, 17. Zuli. Aus Paris wird genreldet:
D-r Nationalrat dcr französischen Sozialvsten bo-
scbloh, dah diejcnigen Abgeord-neten, d-e für die
Ratisikation dcs Friedensvcrtrciges st'.mmen w r-
den, aus der Parterliste gestrichen w-rden soll >n.

Die bulgarischcn Frredensbenollmächtigten

wcrden für den 25. Zuli in Pan.- ,rmartet. D.
Ve rt r a g s e n t w u r f für d'c Bulgaren wi'.d ie-
doch bis zu die'ein Zcitp:nkt n''cht fertiggcstellt sein
können, da er crne grohe Zahl äuheist verwrck lt .r
Fragoni aufwirst, vor allem von neuem alle Bal
kanvrobleme. Dre G.ücch:n, Sevbcn uud Ru-
mänen werden sich äuhern müsien, bevor cin end-
gültiger Beschluh gefaht werd n kann.

Wiederaufnahme dcr amerikanischen Handels-
beziehungen mit Deutschland

Amsterdam, 16. Zuli. Wie Raid'o aus Wcrsh'.ng-
ton> meldet, lautet die Ergänzung zur Wieder-
aufnahmedes Ha,rdcls dahm, dah es Pcr-
sonen rnnerhalb d,r Verernigtcn Et.aten gestattet
irird, aib und nach dcm 14. Zuli mit Pcrsonen, di-
in Deutschlcvnd wohnen. Handel zu treiben und si
mii ihnen rn Vcrbindung zu setzen, sowie mrt allen
Pcrsonen Handel zu treiben und Verbindungen
aufzunshmen, mit denen sie laut Enomyakte ver-
boten waren.

Amsterdam, 17. Iuli. Die „Timcs" meldnr
aus Newyork» dah die Post- und Telegraphenver-
bindungen Zwischen Deutschlaud und den Vcreinig-
tcn Staaten in Kiirze wieder aufgeuommen wcr-
den. Bei Aufnahmc der Verbindungc« werden alle
Zensurvorschriften für Briefe und Kabeltelegramme
oufgehoben.

Die frühere deutsche Kronprinzefsin wird ihren
'vemahl in Holland befuchen

Der Prozetz des Kaisers

Nach M ldlMgen aus Paris wivd drs Entschei-
dung über den Kavssrprozoh in den nächstsn Tagsn
fallen. Dlo Kommrsiion sür die Verantwortlichkeit
für den Krieg tritt Donnerstag zu einsr Besvrech-
ung zus-ammoni. Wahrscheinlich werden in diessr
Sitzung die Antworten auf die Briefe von Be t b-
m-ann Hollweg, Hrndenburg ufw. festgc-
stellt werden.

Me der Nouvellvsts de Lyon aus Pcrris svfährt,
scheinen die Allviertsn die 'Ausljcferung des idsut-
schöni Karsers nicht rnehr von Holland, sondern
von Dsutschland selbst verlangen su wol-
len. Zn d'u sein Falls werde Hollarvd den Kaissr
bedrnMnsslos ausliefern. Als Sitz des Gorrchts-
hofes kämo dann nicht mshr Londoiv, sondern Prr--
rrsin Frage. ^

Zur SchulÄfrage läht sich die „Tvmss" in
ein^in Lertartikel aus, in dem os heibt: Das Ver-
fahren wurde in dern Frisdensvertrag -als sin Eck-
stein des Gobäudes der internationialen Gerochtis-
keit aufgenoimnen. Err Widerstand dagegsn würds
der Hosfnung auf sine neue Herrlschaft dos Mchts
den Bodsn einschlageiv. Wru müsien den Kaissr
oor Gerichl stellen, sei es auch nur, weil, w"mr wir
es tun, wir auch nrcht dis anderen Schuldigeir vor
Gericht stellen könntsn ,ohno Ämnit smn Ausdrrvck
zu bvingen, dah auch in de,r internationalen Angs-

legonheitsn oin Gesctz für den König und 4'n an-
deres fiir die Untertanen bestsht.

» * »

Die Zwhl d^rer, dis vor sin Gericht dor Cntente
gcstellt wettdsn sollen, wächst täglich. So nisldst
das,/petit Journal": Zm Kammerausschuh teilte
Pichon mit. dah gegen dr-jsnigen! deutschen Sol-
daten, dvo srch in Frankceich Verbrschen gogen die
Bsvölkerung hättsn zuschuld n kommcn lasisn, die
Aiburteilung in Fvankrsich durchveführt wü.d?. E
sei bisher sino Liste von mehreren tausend Solda-
ten vm Besitz der fvanzösischen Rsgierung, geg n dic
Anzorgen wegsn Vergehen geg 'iv die dvangsalie.tc
frauzösischo B-avölkcrung varlieaen.

Vor der Neugeslaltung des
frauzösischen Kabinetts?

Dor Pariser Vertreter dss Ncwyo k Hcrald. der
dsn letzten Kammsrsitzungen anwohnte, berichtcte
fevnleM Blatts: Die Borgüngs in dcr rva zöstschen
Kammer währsnd dor letztsn Tage lasi-'n sinen be-
schlounigten Rücktritt des Kabinstts C l e nr c n-
ceau voraussehen. Allgsmcin Snivfinde
man, dah dle Nsaierung ru reaktionär soi, um
jFvaükreichs Zukunft in die rcchten Wege zu lsiten.
Vrland ba!bo verfvrochen, oln libcrales Kabrnott
su bildon, und ss hänge jstzt von den Sosialisben
felbst <H, wis sich dies gchtalte.

gersplitterang der Parteren

Die Tatsache, dah das volitischs Läben unssrss
Bolkes rmd fast aller Kultuvvölkcr durch Partei-
bildungen zsrrisien ist, gibl vielsn Vsranlasiung.
eins heilbo Kritik daran zu üben, däh Mlenschsn, di-e
dassolbs EndziSl verfolgen, urÄ> zwischen dsvsrtz
Auffasiungcn für den Fernstshenden nur klern er-
schsinsnde Differenssn bestahen, sich nicht in der
Polrtvk vorbechaltlos und unbedingt -Usammenfirv»
dsn könnsn. Vislfach stöht mcm auf dis Avsicht,
dah hievdurch srn groher Schadsnv für das gosamtv
Volksleben srwachse.

DsnlgegeNüber muh zunächst einmal gsfragt wen
den, inwislwe.it tatsächlich durch solche Z^rsvlitks-
rungen e'rne Besinträchtrgung der Allgcmeinin-
teuesieir ebntritt. Die frühers Monarchie hat dis
T<lrdenz siner möglichsten Beschränkung des in»
nervolitischen Lebens eines Landes. Srs kann ö'm
solches, wie überhaupt jcde Aeuhcrung d.s Volks-
willens, nur insoweit anerkcnnen, als sis hierdurch
gewisia santz allgcmeine'Richtlinien für itzae Re-
gisnmgstätigkeit su gowinnen imstande ist. Zm
übrigen steht drs monarchische Reg'erung iibsr den
Parteien. Zishen wir eine Parallele aus un
sersm Wirtschaftslcben, so stellt die Mona.ch e das
Ctuzolunt^rnehmsn dar. Der folgecichtige Ausbau
fordert hicr möglichste Ungsbundenheit in allcn
Entschliehungen zur -Husnutzung ieder „Konjunk-
tur". Fällt Äicss Voraussetzung weg, so g.cht dis
nronarchische Rsgierungsform des Elcnvcnts ver-
lustig, auf das sich ihre Existensberechtigung MtzL.
nämlich der gestsigsrten Möglichkcit zu grohsn Er-
folgcn vermögs rascher Unvartciischer und zielb -
wuhter Entschlieihung. Unter dsr Monarchis ist
demnach c-tne allzugrohe Parteizersvlitterung und
erne Laraus folgende zu sshr ins Eirrzelne gohende
oolittschs Tütigkeit aller Volksschichten su ver-
werfen.

Mescntlich anders dürfts j^'och dte angeschnit-
tene Frage nach der Be-echtisung weiter aehend^r
Partsiteilung unter Zug undelegung unstrer heu-
ttgen domokratisch revublrkanischen Verfasiung zu
beantwovten se'm. „Die Staatsgowalt s Ht vom
Volko aus". Dieser Ermrdsatz bildct don Bdden
für unsers heutige V rfassung und ändert selbstoer-
stänidlich mit etnsm Schlage dis Stellung dcs Vol-
kes und damit srnes ieden Staatsbürg'rs gegen-
über dev Regicrung. Das Volk. das früher mit
nur in grohcmi Fragen beratender St'immc r e -
aisrt wurde, foll nunmehr, wenigstsns indtrckt,
selbst regisrem Es soll in d r Politck selbst
die Rrchtung geben, nicht mehr lcdialich s'.no solcho
besutachten. Für die cinzelneir StaatSbllrger ev
wach en hieraus nicht nur Rdchte, sondern vi.'l
mshr Pflichten, als im allgemeinen angenommcn
wird. Züder Einzelne trägt irunmehv einsn Teil
der Berantwortung für das Wohl und Wohe feinc-s
Vaterlandss selbst. Er muh sich disse Vcvantwor!-
tung stets bewuht und dementsvrschend bemi'cht
fein, rbr g'recht su werden. Zm Zntsvesfe der All-
genveinhsit. das gleichzeitig das rvohlverstarch ne
Zntevesss jsdes Einzclnen ist. Unr d'.cse.r Pflicht n
nachzukoinmen, muh sich icder zunächst don -rio der-
Uch n Einblick ch unser Volksleben vrvschasfen.
dcnn anders wird er sich nie sin tr-effsichLres Urj. l
rn don so viekse'rtigen politischen Fragen bilt» n
könnon. Mditsr muh eine Möglichkeit für ieden
gebotcm sein, serne staatsbürgerl chs Tätigkc.t auf
einsm iihnr sinigerinabsn zusagendcn fosten Bodsn
ausguüben, da andernfalls jcdes Zivt r>csie sUast
n en nruh. Dcr Vod-'n sür jsde volit'.sch: Tätigkei!
ist aber dis Partsi, die glcichzeitig die volit'schc
Schule für alle ihro Angshörigeir ist. Eine Partci,
d'ie ledialich aus denr Bestrehen hemus. mögl.ck
vivl Aivhängsr su gow'mncn, in sich tsilw.ise rccht
versch'sdem' Richtungen vereinigt, schaltet damit
jede Zndividualität- aus. Si>o kSivinnt meist nur
Mitlüufcr, >äber «enig Mitarbeitcr, da dic
-ahl in dcm zu stsrk „nornralrsrerten" Pa leüeb n
kcine Befricdiguna finden kann. Hierdr>nch geht
alc-danin dbe vositilve, so notwendigs Avb-its'.aft
Unzähl'iger dsr ANgemeinbeit verlor>en, und os ist
zu befürchten, dah insolge d's Ansbleib.ns von
Anregungen aus allen Be>oölko >unaskroisen dio
Parteivolitik zu e'mseitigsr fri'chtlos-th-'or tischer
Polsmik i'ri dsr Hand w'niger Führsr wi'.d.
 
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