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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Juli bis August)

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Nr. 176-201 (1. August 1919 - 30. August 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3397#0179
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Montag, deil 4. August 1919

Heiöelberger Seitung — Nr. 178

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Uebereinkommen über das
besetzte Gebiet

Die Antwort der.Entente auf die am 11. und
12. Juli in Versailles von der deutschen Kommis-
sion für das Nheinlandabkommen gestellten For-
dcrungn wcgen Ausführung des Abkommens über
die militärische Besetzung der rheinischen Eebiete
trägt in emer Reihe von wesentlichen Punkten dem
deutschen Standpunkt Nechnung und ist im allge-
meinen in einem von versöhnlichem Eeiste getrage-
nen Tone gehalten.

Die Antwort beginnt mit der Versicherung. datz
die alliierten Regrerungen immer die Absicht ge-
habt haben, die Besetzung fo wonig drückend als
möalich für die Bevölkerung des linksrheinischen
Eebieres zu gestalten. vorausgesetzt. daf; Deutsch-
land die Bediugungen des Friedensvertrages ge-
nau erfüllen wird. Unter dem Vorbehalt, datz die
Ententekommission das Necht haben soll. im links-
rheinischen Eebiet Berordnungen mit Esietzcskrast
zu erlasscn. was die Sicherheit der alliierten mili-
tärischon Kräfte gewährleisten soll. werde die be-
stehende und künftige Eesetzgebung des Neiches und
der Bundcsstaaten im besetzten Eebiet keinen Be-
schränkungen unterliegen. Ünter diesem Vorbehalt
wird ferner anerkannt, datz die Beoölkerung das
Recht der freien Ausübung ihrer persönlichcn und
staatsbürgerlichen Nechte genietzt: Neligionsfrei-
heit, Freiheit der Presie. der Wahlen und Ver-
sammlungcn. freie politische Rechtb.^administrative
und wirtschaftliche Veziehungen dem unbesetz-
ten Deutschland: ebenso wird Vie Verkehrsauf-
nahme zwischen dem besetzten und unbesetzten
Deutschland gestattet.

Das Abkommen sieht vor. datz die alliierten
Militärpersonen. oder die durch militärische Be-
fehlshaber beglauNgte Personen ausschliehlich der
militärischen Eerichtsbarkeit der alliierten Mächte
unterworfen werden sollen, auch hinsichtlich des Zi-
vilrechts. Jetzt ist zugelassen worden. dah bei Pri-
vatverträgen die deutschen Eerichte anzurufen
sind. Das Abkommen verlangt rigoros. datz, wer
sich gegen die Person oder Eigentum der Entente-
stre'.tkräfte vergeht. der Militärgerichtsbarkeit aus-
geliefert werden soll. Jetzt ist diese Bestimmung da-
hin formuliert. datz den a. und a. Behörden hie Be-
schuldigten ausgeliefert werden. selbst wenn sie sich
auf nicht besetztes Eebiet geflüchtet haben. Das Ab-
kommen geht dann auf die Verwaltuug im bes tz-
ten Gebiet ein und spricht davon, datz nicht die
Absicht bestehe. die politischen und verwaltungs-
rechtlichen Einrichtungen abzuändern. ferner. dah
die Zivilverwaltung auch die Verwaltung der Fi-
nanzen umfatzt. datz ebenso die Einkünfte des Nei-
ches und der Bundesstaaten im besetzten Eebiet
vereinnahmt und von den zuständigen deutschen
Behörden verwaltet werden soll. Bei der Abberu-
fung von Beamten soll sich die Ententekommission
mit dem Neichskommissar vorher in Verbindung
setzen. Abgesehen von dringenden Fällen soll die
Abberufung durch den Reichskommissar oder die
zuständige deutsche Behörde erfolgen. Bei der
Ünterbringung der Truppen und Dienststcllen soll
angesichts der Wohnungsnot im besetzten Eeb'et
in vcrsöhnlichem Eeiste vorgegangen werden.
Steuerbefreiung kommt nicht bei privaten Eeschäf-
ten usw. der Angehörigen der alliierten Streit-
kräfte in Frage. Die Stempel- und Zollbefreiun-
gen der Vesatzungstruppen und ihres Zivil- und
Militärpersonals können kontrolliert werden. Die
Freiheit des Verkehrs durch Vriefe und Tele-
gramme oder Fernsprecher zwischen dem besetzten
und unbesetzten Gebiet w:rd wieder hergestellt
werden unt-'r dem allgemeinen Vorbehalt der Fol-
gen eines Belagerungszustandes. Erundsätzlich lieot
es in der Absicht. die verschiedenen, von den mili-
tärischcn Stellen seit der Besetzung nach dem Waf-
fenstillstand erlasienen Anorvnungen aufzubeben.
Iede Einm'.schung in die innere Organisation
Deutschlands wird abgelehnt. Agenten, die bisher
beauftraqt gewesen sind. die deutschen Vehörden
zu beaufsichtigen. wird es nach Inkrafttreten des
Fricdensvcrtrages nicht mehr geben. Der öffent-
liche Unterricht bleibt ein BestandteU der deutschen
Zivilverwaltung. Es heitzt ausdrücklich. vatz die
deutsche Negierung nicht zu befürchten habe. datz
fremdsprachlicher Unterricht auf Anordnung der
Vesatzungsmächte eingeführt werde. Bez'ialick

VeUage

der Beitreibung versichert die Antwort, dafür
Vorschläge entgegenMnehmen und sodann ein Re-
glement im Eeiste der Billigkeit und der Versöh-
nung herauszugeben.

Von Mändiger Seite wird hierzu bemerkt:
Die Antwort der Entente hält das deutscherseits
unterj;eichnete und ratifizierte Abkommen aufrecht,
will aber in seiner Handhabung Zugeständnisse
und Erleichterungen zugestehen. Den in der Ant-
wort mehrmals zum Ausdruck gebrachten versöhn-
lichen Eeist wollen wir gerne anerkennen. im
Lbrigen aber nach den oitteren Erfahrungen der
Waffenstillstandszeit abwarten, ob dieser Eeist auch
alle nachgeordneten militärischen Kommandostellen
beseelen wird. Härten bleiben trotz alledem noch
überreichlich genug. Sie 15 Jahre tragen zu müs-
sen. wird für die Bevölkerung der besetzten Nhein-
gebiete eine schwere Last unh Prüfung sein. Wenn
der versöhnliche Eeist, den die Entente den links-
rheinischen Eebiete j;usichert. tatsächlich Wirklichkeit
werden soll. wird sie sich zu weiteren Milderungen
bereit erklären müssen. Diese anzustreben, ist die
Aufgabe der in den nächsten Tagen beginnenden
meiteren Verhandlungen.

Deutsches Reich

Der Staatsgerichtshof

Deo Verfassungsausschutz hat crm FreitÄg sum
orstemnal mit dcm Gesotzentwurf über einen
Skaatslrei'Ichtsbof Leschäftigt. Er wivd die Bercv-
trmgen so rasch roie mögüch zu Ende führVw.

Die Beamten-Frage in der
Bationalversammlung

Die Beamten-Interpellation.' die von der
Deutschen Volkspartei zusammen mit der
Deutschnationalen Volkspartei am 28. März ein-
gebracht wurde. ist enhlich am Freitag -u threm
Nechte gekommen. Der Abgeorhnete Dr. Most gab
ihr eine wirkungsvolle Begrllndung mit auf den
Weg. Er beschränkte sich nicht auf die sonst üb-
lichen Empfehlungen einj;elner Forderungen. son-
dern er gab im> grotzen Zusammenhange ein Pro-
grainm, nach dem die Stellung der Beamten unter
den heute gegebenen Verhältnissen bestimmt wer-
den mutz. Wie er des näheren ausführte, befindet
sich das Beamtentum heute in einer wesentlich an-
deren Lage. als vor der Revolution. Es ist nach
dem 9. November die lctzte Stütze staätlicher Ord-
nung gewesen und hat dadurch seine stolze Tradi-
tion gerechtsertigt. Heute ist es bedroht von der
Unruhe. die durch alle Schichten des Volkes geht
und von dem Uebergriff des Parlamentarismus.
Dr. Most b>.1onte deingegeuüber. datz einem Streik-
recht der Beamten das Verhältnis der Eegenseitig-
keit im Wege steht. das den Beamten im besonde-
ren Matze mit dem Staate verbindet. Es sei nicht
möglich, diese gegenseitige Verpflichtung einseitig
zu lösen. Ferner betonte Dr. Most. datz das Be-
amtentum gegen d'e immer mehr P'atz greifende
Uebcrparlamentarisierung und Ucbcrpolitisnrung
gcschützt werden müsse. Durch Parteiherrschaft
werde das Beanitentum nur entwrrtet. Weiter for-
derte Dr. Most die Möglichkeit der freien Ent-
faltung aller im Veamtentum ruhenden Kräfte,
sowie volle wirtschaftliche und Organisat'onsfrei-
heit. Ebenso notwendig sei ein neues moderneS
Beamtenrecht. das einheitlich sei und als Jnstru-
ment der Versöhnung dienen könne. Das Dis-
-iplinarrecht müsse reformiert und veraltete
Rechte mützten aus diesem Necht beseitigt werden.
Schlietzlich wandte sich Dr. Most der wirtschaft-
lichenLaqo der Beamten zu und wies in
überaus eindringlicher Sprache die ungünstige
Lage der Bcamten und ihre schwere Venachteilt-
gung gegenüber anderen Erwerbsständen nach.
Die Vergleichsj;iff>'rn. die cr vorbrackite. waren von
durchschlagender Beweiskraft. Die Forderung. auf
diesem Eebiete für möglichst rasche und durchgrei-
fende Vesserung zu sorgen. wird nicht ungeb-irt
derballen. Auch die Regierung mutzte seine Be-
gründung wie die Verechtigung seiner Forderung
anerkennen. Man darf desbalb wohl die Erwar-
tung aussprechen. datz die Interpellation. so ver-
spätet sie auch zur Verhandlung gekommen ist. doch
noch den Beamtcn oie Hilfe bringen wird, die
ihncn heute nötiger ist als je.

Arbeiterterror und Koalitions-
freiheil

Die Fraktion der Deutschen Volkspartei hat in
der Nationalversammlung folgende kurze Anfrage
eingebracht:

Auf der Zeche Zollverein Katernberg verbrei-
tete der Arbeiterrat und der ArbeiterauSschutz fol-
gende Bekanntmachung:

Am Dienstag. den 29. Juli. findet auf allen
Zechenanlagen der Zeche Zollverein eine Kontrolle
der Mitgliedsbllcher der anerkannten und zur Ar-
beitsgemeinschast -ugelassenen Organisationen
statt. Die Mitgliedsbücher müssen am Tage der
Revision in Ordnung sein. Bei den in nächster
Zeit ab-uschlietzenden Tarifverträgen werden un-
organisierte und sogenannte „Gelbe" (Arbeiter-
bund) nicht berücksichtigt und zur Arbeit nicht mehr
zugelassen.

Der Vetriebsrat Der Arbeiterausschuh
Ph. Vorn. Koschoreck.

- Auf der Zeche Bonifacius Kray hat der Be-
triebsrat folgende Belanntmachung öffentlich an-
schlagen lassen:

Achtung Kameraden! Achtung Kameraden!

Vom 22. bis 27. ds. Mts. findet eine Kontrolle
Mecks Zugehörigkeit zu einer anerkannten Orga-
nisation statt. Jedes Belegschaftsmitglied der
Zeche Bonifacius hat die Pflicht. sein Mitglieds-
buch auf dem Betriebsratszimmer abzugebc-n. da
für die Zukunft seitens der Organisationen nur
Verträge mit den bergbaulichen Vereinen für orga-
ntsterte Mitglieder abgeschlossen werden. Nicht or-
gonisierte Bclegschaftsmitglieder werden durch
Aushang bekanntgemacht werden.

Der Vetriebsrat.

Sind der Negierung diese Eingriffe in die Frei-
heit des Koalitionsrechtes bekannt? Billigt sie die-
sen Eingriff trotz ihrer verschiedentlichen progräm-
matischen Erklärungen unter Ablehnung jeden
Zwanges, die Koalitionsfreiheit schützen zu wol-
len? Wenn nicht. was gedenkt dte Reichsregterung
zu tun. um für die Zukunft derartige Eingriffe
unmöglich zu machen? Ist sie insbeson-ere bereit.
den von ihr für den Belegschaftsbezirk im Ruhr-
kohlenrevier ernannten Reichskommissar anzuwei-
sen, mit allen Mitteln dafür zu sorgen. datz solckie
Beeinträchtigungen der Koalitionsfreiheit sich nicht
wiederholen?

Gegen die Kapitalabwanderung

Die Vorlage über die neuen Matznahmen gegen
die Kapitalabwanderung ist am Freitag mit An-
lagen der Nationalversammlung zugegangen. Nach
dieser Vorlage dllrfen auf Reichs- oder auslän-
dische Währung lautende Zahlungsmittel nur durch
Vermittlung von Banken nach dem Auslande ver-
iandt oder überbracht werden. Zahlungsmittel
sind autzer Geldsorten Papiergeld, Vanknoten usw.,
auch 'Anweisungen. Schecks und Wechsel. Ale
Banken im Sinne des Eesetzes gelten auch Spar-
kassen, sowie auch Personen, die geschäftsmätzig
Bankgeschäfte betreiben.

Die Banken dürfen Aufträge. wonach Zah-
lungsmittel nach dem Auslande versandt oder
überbracht oder für einen Ausländer in Verwah-
rung genommen werden sollen, nur ausführen,
wenn der Auftraggeber eine Erklärung nach vorge-
schriebenem Muster in dreifacher Ausfertigung ein-
reicht. Die Vanken haben eine Ausferttgung die-
ser Erklärung binnen einer Woche an das für ihre
Nic'derlassung zuständige Besitzsteueramt weiterzu-
geben.

Auf den Postanweisungs-, Postschecks-, Postan-
nahme- und Postauftragsverkebr finden diese Vor-
schriften keine Anwendung. Dcr Reichsfinanzmi-
nister kann weitere Ausnahmen zulassen.

Verbindlichkeiten in Neicks- oder ausländisckcr
Währung zum Zwecke der Erwerbung von Wert-
papieren dürfen gegenüber e'.nem Ausländer nur
mit Einwilligung der Reicksbank eingegangen wer-
den. Die Einwilligung unterliegt nicht der Ver-
längcrung. sofern die Kredite bereits vor In-
krafttreten dieses Eesetzes eingeräumt worden sind.

Die Sozialdemokratie zur Erbschaftssteuer

Jm Steuercruslschub für die Veratung vor ErL-
schcrftsstouer Vvklärte dcr sozi.aldeinokra,tischr Ab-

seordnete Keil, datz seine Partet cine wesentlichs
Erhöhung der vorgeschlagenen Steuersätze fcwdrrnl
nrüsse. Kail schlu« e'me Verdreisachung der
Steuersätzs der Resierungsvorilago vor unld e»
klärte,.dab ohne eine ausreichende Büstsu-erung drs
B-esitzes seine Partei nicht sür die geforderten in-
direkten Steuevn stimmen könne. Jn ^er F^itag-
sitzung dex Tabaksteuerkommtssron wurde die Kvn^
trngentierung dcr Ziganettenstouer gestrichan.

Die Reichsgetreideordnung
sür 1919

bringt nachstehende weseniliche Erleichterungen ae-
gsnuber den bisherigen Locichriften:

. Der Veschlasnahme und der öffentlicken De-
wlrtschaftung sind im -'euen Mlrtschastsjcchre nur
noch das Vrotgetreide und dte t^erste un-
terworfen, üder andere Fruchtarten steht alsq
dem Evzsuger grundsätzlich die frete Verfüguim
zu. während dte -Bestiminung darüber. wie viel
Brotgetreide und Eerste der Erzüuger zur Ermch-
rung der Selbsdversorger und als Saatgut, sowie
serner <rn Eerste zur Vevsütterung Mrückbehalten
oarf, noch vom Reichsernährungsmintsterium ge--
trosfen werden mutz. Die grundsätzlich freie Ber-
fWlms uber die auderen Früchte erleidet aber
htnsichtlrch des Hafers. der Hülsenfrüchte
und des Buchwelzens eine Etnschränkung insosern,
als dre Reichvsetceidestelle oie Lleferung bestiamn-
ter Mengen dieser Früchis den Konmnunalverbän-
den au'sgabsn kann, die sie dann -auif die Erzeulger
umzulegsn ihaben. Damit letztere ibre Llefermrgs-
pflicht ersüllen könuon. erklärt die Reichssetreide-
ordnuug Verträge über Lieforung von Hafer
aus der Ernte 1919. die vor dom 21. Iunl l. Js.
abgo.chlosien sind, i:n ganzen llmfange für
nichtig und Derträge, durch die sich die Erzeu-
ser Mr Beräutzerung von Hrfer. Hülsensrüchten
und Buchweizen verpflichten, insoweit für nichtig,
als dadurch die Macrbe der umselegten Mense
unmöglich wird und verpslichtet Wsrdies die Er-
zeuger, dte in Folse der Veräusievung von Hcrfer,
Hsilsensrüchte unid Buchweizen ilhre Lieferungs-
pflicht gegenüber dem Komnrunalverbanb nicht
m-ehr erfüllen können, zum Scha-densersatz in Höhe
des doppelten Betvages des Mlarktpretses der be-
zeichneten Früchte. Die UnterneHmer landwirt-
schastlicher Betriebe werden also ln der Ve-räutze-
rung der genannten Früchte Vorsicht üben müsien.
solange nicht die Lie-ferung an den Kommunalver-
band ausgachrisben und bewirkt worden tst. Auch
dritte Persanen werden sich vorzusehen haben. datz
ste nicht von einem Erzeuger, desien ganze Ernte
in den genannten Früchten erwerben. wetl sie sonstz
gogebenenfalls die erworbenen Früchte infoweit
wieder hrrauszusÄben halben. a.ls es der Menge
ihrem Verkäufer vom Koanmunalverband auferleg-
len Lieferungspflicht entspricht. Mahlschetne
sind vcmi 16. August l. Is. nur noch für Brotge-
treide und Gerste erfordevlich; sie dürsen nur
von den Kommunalvevbänden ausgsstzellt werden
nnd die Dürgermeisterämter habem nur den An-
tvag auf Ausstellung derselbeu entgsgen zu neh-
men. Die Mwhsicheine werden regelmätzig für
zwei Atonate ausgostellt, für Hcmsbaltungen mit
nicht >mohr als 5 Köpfen fllr vier Monate. Die
Vorschrift des § 72 der RGetr.-Ordn.. wanach Vor-
räte an Bcotgetreide unld Gerste oder daraus her-
gestellten Er.Mgnisien, die iricht anaozeigt oder
verheimlicht werden oder die der Erzouger über
das zuläsiige sMatz hiiüaus oder entgogen den
Uobevwachungs - Vorschriften zu verwenden oder
zu veräutzern suchte, sowie alle Vorräte. die unibe«
fugt hersestellt dder in den Verkühr gebracht wer-
ven, ohne Entschädigung für verfallen zu erklären
sind, ist dahin veckschärft worden. dak sür solcho
Vorräte. dte nicht mehr erfatzt werden Lönnen,
den Wert odor wenn der er,zie'lte K-ausprsis höher
ist, dieser zu eutrichten ist und nötigenfalls wie
ösfentliche Abgaben . zwangswok'e beigetrieben
wird. Die bishvrrge Vorschrift bleibt besbcihen.
wonach dsn Bäckereien die Herstellung oder
Veräbfolgung von Kuchen, sowie von sonstlgem
Gobäck, dessen Bereitung in Konditoreien übl.ch
ist, verboten, dLgeaen das« Ausbacken der kn pri-
vaten Haushaltungen hergestellten Obstkuchen ge-
stattet ist. _

Sprecht nicht: wir wollen leiden, denn ihr mützt.

A Sprechtabcr: wir wollcenhandeln, denn ihrmützt ^

nicht. IeanPaul

Ore blaue §pur

Roman von Julius Regis
Aus dem Schwedischen übersetzt von E. o. Kraatz
Oop/ciLlit 1917 OretkIeiaöcLo.,O.m.d.tl. ^eipri»
(28. Fortsetzung')

Viertes Kapitel

Die dunkel gekleidete D- me ertlürt osfen den Kricg
21.

Ma-urice Wallion sah dein Bericht des Privat-
detektivs Gallenberg mit llnaevuld entgegen.
Aber cs war. als ob er von der Erdoberfläche
rerschwunden wärc. Iu seiner Wohnung hatte er
sich fkit drei Tagen nicht seh-n kasien, und tele-
phoni ch war er nirgends zu erreichen.

Einen Augcn.blick fürchtelc Wallwn fast, es
^ könnte ein Uirglück geschrh.n sein. denn seiner An-
<estcht nach waren ^>ie Unbekannten zu allem im-
siande. Ein daheritürmenves Auto. ein hercrb-
fallender Ziegerstein, ein Mesierstich in einom
Torweg, ein Tot-chlag von hinten im Dunkeln. es
bedurfte nur einer sichern Hand, um etwas der-
artiges zum Eeschehcn zu bringen. Aber dann
hatte die^Leiche doch wenigstens gefunden werden
müssen, und darüber war kcine Aioldung einge-
lausen.

Wallion spcach in der Nedaktion vor und er-
fnhr iofort. datz der Redaklour ihn zu sprechsn
wuniche. Er zuckte die Ackieln, und ging huiein.

--Ich bin nicht rscht mit dcr Hesselmaii-Ccüm-
pagne zusrieden", lautct dw Begrützung^des Lhess.
»^ie Leute werden unruhig. und es nimmt hier
rein Ende mit telophonischcn Anfragen: „Ist man
ben Aiördern noch nicht auf der Svur? Ist die
dunke^gekleidcte Daine zum Vorschein gekommen?
Was machte Mcüurice Wallion?" nsw. usw. Was
maHen Sie eigenttich?"

-^er Berichterstatter antwo,rtc-te nicht gleich. Er
Senotz das Vorrecht. sich Freiheiten zu nehmen, und
zundete in aller Nuhe ciiie Ziaarctte an.

,.Wrr siiid zu Vieren -bei der Arbeit", saate er

dann. „Ich, Veyler nnd Brcknian von den unseren
unb autzerdem uoch Max Gallenberg. Uird natür-
lich die Polizei."

„Was haben Sie denn ausserichtet? In don
letzten Tagen hat unsere Zeitung ia kamm eine
halbo Spalte über den Fall gebracht. Das ist un-
fatzbarl Diese Eeschichte ist ja etne Sensations-
sache ersten Ranges. E-eben Sie doch ein wenig
zum besten, dann sind die Leute zufrieden."

Wallion fand, datz sein Thcs recht hatte^ Der
„Dagscurir" h-atte kürzsich wirklich sehr wenig
Neues über deu „Fall" enthalten. Seine Eedanken
blieben einen Augenblick beim Kvnsulat stehen.
Wenn er gewisie Tatsachen über Costazuela veröf-
fentlichte, wllrde den Stockholmern vor Verblüf-
ftuig der Atem vergehen. Dennoch wollte er es
lieiber — noch nicht tuu.

Dagegen war ihni etwas avderes durch den
Kopf gefahren, und mit etnemnral fatzte er einen
Ent chlutz.

»Wenn Sie es verlanvea, bringe ich morgen
einen Artikol. von vem ich Ihnen versprechisn kann,
datz er das Sensationellste sein soll. was bisher
über den Fall Hesielman gesagt worden ist."

Der Chefredakteuc blickte auf.' und sein Eesicht
erhellte sich.

„Das liitzt sich hören", sagte er. „Nnn ckut, ich
verl-ange es. Eebeii^Sie dem Publikum. w-as es
haben will. Eeben sie ihm die Walirheit in drei
Doppelspalten!"

Die Audienz war bee.ndet. und der Detektiv-
rsportcr begab sich an die Arbeit.

Er setzte sich an den Schreibtisch und vechank
in Eedanken.

Nach eiirer Weile holte er die, ül-auen Zickzack-
linien aus einem Schuibfach heivoc. rollte den lan-
aen Stveisen -auseinander und bctrachtete ihn sin-
nend.

Die seltsamen, tanzenden blauen Linten üibten
einen sonderbareil Zauber auf ilm aus. Er ivutzte
datz ste eiu Eeheimnis vcrhehlten. datz sie in ih-
rem phantastischen Aufundnieder wMrscheinltch die
Löstma des Hesielmanschen Nätsols verborgen hiel-
ton. und d-ych vermochte er die stuimnie Bot'chaft
mit all seinom Scharfsinn, all seiner intuitiven
Kraft nicht zu e".trätseln. Da laaen sie vor ihm,
und er wutzte, datz sie eine iiiedergeschriebene. voll-
ständigo Mttteilung ausnrachten — und er v«r-
stand ste nicht! "

Kunst und Wissenschaft

* Abschaffung der lateinischen Doktorurrunde.
Die phrlosophische Fakultät der Universität Ereifs-
wald hat die uHpriinglich als Anschlwg ans
schwar-e Vrett gcdachte Doktorurkunve plbaoschafst,
die in mn>ständkich-feierlichem Latein meyr vom
LandesMrsten, dem Nektor und dem derzettigen De
kan ru b^richten batte als von dem. dem sie erteiU
wurde. An die Sttlle ist ein wirklicher Doktovbries
getreten, der ohne alles Brimborium in .deutscke
Sprache und Schrist das Urtoil über Abhandlunv
und Prüfung und die Verleihung der Doktorwürdc
crvsspricht. Der Doltorbrief lautet nach der „Zeit-
schrift des Allgem. Deutschen Svrachveroins": Dr:
philosoivhksche Fakultät der Univeisttät zu Ereifs-
wald ernennt hterdurch . . . anf E-tund einer ais
^ . . bomtoiltcn Abhandluiig . . . soivie st'intt
(ihrer) am 20. Iuni 1918 . . . bestauwnen münv-
lichon/ Prüfung ;um Doklor dcr Pliiloövbie uiw
verleiht tbm ('chr) die mit dieser Wiirde vevbun
denen Nechte. Greifswald. dcn . . . g.z. . . . De-
kan der philosophischen Fakultät.

* Hochschulnachrichtcn. Der Ordinarius der
Mathcmatik au dcr Universität H a-l l e. Eeh. Ne-
gierungsrat Prof. Dr. phil. et med. h. c. Albert
Wangerin. tritt vom Lehramt znriick. Prof.
Wangerin ist 1844 zu Ereifenberg in Pomiüern ge-
boren. Nach längerer Tütigkeit als Eymnasial-
lehrer wurde er 1876 a. o. Profesior an d.r Ver-
lincr Universität, von wo er 1882 nach 5>alle o!
Ordinarius und Nachfolger von E. Hein? iiber
sichelte. 1910—11 belleidets cr das Rcktoramt der
Halleschen Hochschule. Er ist Mithsrmisg'bir d."'
„Jahrbuchs iiber die Fortschritte der MathswaM"
und red.gierte von 1891 bis 1909 die ..V''rbo"dl„->
gen Doutscher Naturforschcr und Aerzte". Der Ee-
lehrte ist Präsident dcr Dcutschen Leopo d >-
Carolinischsn Atademle der Naturforschcr iu Halle
— Dr. phil. Ernst Baasch ia H a >n b u r g ist
von der rechts- und staatsw sienschaftlichsn Fakul
tät der Univcrsitüt F r e i b u r g i. B. zum Dottor

der Staatswisienschaften ehrenhalber ernannt wor-
den.

* Ein Preisausschrejben des Sultans. Mch
dem Neuen Orient hat der Sultan einen Preis
von 500 äayptischen Pfund für die AbfaMng des
besten Werkes über Aegypten zur Zeit des Khcdi-
von Ismael Zascha aussesetzt. Die Preis-
avbeiten werden bis zum 31. Dszonrber 1920 an-
genommen nnd köniien arabisch. enslisch, fraizzö-
si'ch oder italienisch oeschrieben sein.

Neues aus aller Welt

. „109 Mark monatl'ch sür besondcre Fiihigker.
ten." Jm Anzeigenteil der Nr. 30 dex „Bsrli.irso
Tierärztlichen Wochenschrist" stn-det sich folg n.ös
Aiizeige: Assistent filr den 1. Sovtenvlier cc-sicht.
Eebührnisse: 100 M. monatlich-'s Cohalt ncbst den
gesctzlichen Teuerungszulagen. Wohiu ng m t Licht
und Heizung, möbliert im Jnstitute. B w rb.iy-
gen mit kursem Lebenslauf untcr Darlegung be-
sonderer Fähigkeiten oder Ziele werden
b'.s zum 15. August an das Znstitut sür Tierph»-
siclogie, Anatomie und Ecsundheiisvil ge dor
Haustiero der Lanckv. Akademie Vonn-Popvels-
dorf in Bonn crbeten. Pros. Dr. Osckar Ha>ge-
mann. E-h. Negi rungsrat. —Kanm man sich cin
grötzeres Mcrs; von Unverstäirdnis für dö Zsit o u-
kcn? - Von ähnlichen Eosrcklen w!rd mnn auch
bes<elt. wenu n.an solgende Anzcige liest. d-e dte
Stadt Lan cha im „Iournal für E^belerchtrna"
veiöisenilicht und in dem die Stelt' dcr stadl. Ea--
wcrkdirellors ausg-eschriebrn ist. Sö vorlangt H»h-
sckull'ildung, mehriäh >ige Praris und b w ll-gt em
E balt von 3000 Mk. bci sr i.. Wobni'ng "nd
Heizu.ig. N'-chiu't man das btzters b'ch » U -"00
Mk Wsrt. so wikrde dcr Dirckior ein Einlommen
von 5000 Aik. iäbrlich haben.^ Dagegen erhält e-.n
Oienhausvorarbeitev laut Tariiverlrag jäh'.ltch
6300 Mark.
 
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