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Schneider, Friedrich; J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne); Gedon, Lorenz [Oth.]
Versteigerung zu Köln / J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne): Catalog der nachgelassenen Kunst-Sammlungen des Bildhauers und Architekten Herrn Lorenz Gedon in München: Kunsttöpferei, Glas, Arbeiten in edlem Metall, Arbeiten in Bronze, Kupfer, Eisen und Zinn, Arbeiten in Elfenbein, Emaille etc., ... : Versteigerung zu München den 17. - 21. Juni 1884 ... im Atelier des Verstorbenen ... — München, Leipzig: Verlag von G. Hirth, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.55592#0018
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räumen zu einem herrlichen Gesammtbilde vereinigt. Wie in der scheidenden Sonne das
Licht des Tagesgestirns nochmals zum vollen Glanze sich vereint, so bietet die Gedon’sche
Sammlung in ihrer letzten Aufstellung einen Anblick wie nie zuvor. Es ist der würdigste
Trauerschmuck, welchen der Freund dem früh verschiedenen Genossen bereiten konnte,
indem er die ganze Fülle dessen, was Gedon’s Besitz umfasste, in einer solchen Uebersicht
vereinigte.
Beim Eintritt empfängt uns ein weiter Saal, in dessen Mitte die Schreine mit den
Edelmetall-Geräthen und mit den herrlichen Gläsern und Krügen aufgerichtet sind. Um
diese Kunstheiligthümer reihen sich, gruppenweise geordnet, die einzelnen Abtheilungen.
Mit vornehmer Breite entfalten sich Gobelins über den weiten Durchlässen. Gegen die
nördlichen Fenster hängen ehrwürdige Fahnen, den Raum mit farbigem Lichte überfluthend;
darunter die Bamberger Domfahne mit dem Bilde Heinrich’s II. und Kunigunden’s. Die
Fenster sind mit vielfach gewundenem Eisenwerke des 17. und 18. Jahrhunderts vergittert.
Dem Eingang gegenüber baut sich ein reizend gegliederter gothischer Altar der Syrlin’schen
Schule auf mit einer vorzüglichen in Holz geschnittenen Gruppe der Madonna und Mutter
Anna mit dem Christuskinde und mit Heiligenfiguren, Engeln und Wappen aufs Reichste
geschmückt. Roccocoschranken umschliessen den Vorraum. — Nebenan hängt auf einem
Prachtteppich ein Tafelbild der Massys’schen Richtung und darunter ein in Holz geschnitztes,
vergoldetes Roccocorähmchen von der höchsten und geschmackvollsten Ueppigkeit und
mit eminenter Technik gearbeitet.
An kostbaren Truhen, Instrumenten und Stoffen vorbei wenden wir uns zu einem
traulichen Erker, darin geschlagene Schüsseln und Leuchter in Gelbmetall in reicher Menge
aufgestellt sind. Am Wandpfeiler haben zwischen zierlichem Schrankwerk die mächtigen
Zinnkrüge und Innungshumpen ihren Platz gefunden. Reiches Zinngeräth, worunter viele
Prachtstücke, auch Schüsseln von Briot und Enderlein, bedeckt die Flächen. An den
freien Wänden treten in den wuchtigen Formen der Spätrenaissance und des Barock eichene
Thürrahmen mit ihren Verdachungen heraus, neben welchen sich eine feingegliederte Kanzel
mit Escheneinlagen aufbaut, die mittels alter Verglasung zu einem reizenden Auslug umge-
staltet ist. Ein Gobelin mit grossen historischen Motiven, alte Portraits und biblische
Bilder der niederländischen Schule schliessen gegen die Holzdecke ab.
Werfen wir nun noch einen Blick auf die in diesem Saale aufgestellten goldenen
und silbernen Geräthe, Krüge und Gläser so finden wir eine Vereinigung der kostbarsten
und edelsten Kunstgegenstände, deren Anzahl und Reichthum viele Museen mit Neid erfüllen
könnte. Da ist vor Allem der berühmte silbermontirte Cocosbecher, eine Eule darstellend,
dessen reizvolle Technik das Auge des Kenners auf sich zieht. Ihm schliessen sich circa
20 Becher und Kannen in allen möglichen Formen und Grössen getrieben, ciselirt und
gravirt an. Das in der That eines Jamnitzers würdige Pulverhorn, welches Lossow mit
eben so viel Liebe wie Verständniss in seiner Zeichnung wiedergegeben hat, und der silberne
Dreifuss einer Schale repräsentiren die besten Goldschmiedearbeiten der Renaissanceperiode.
Nicht weniger interessant sind die kirchlichen Geräthe, wie Kelche, Reliquienbehälter und
Rauchfass in dieser Abtheilung, welche noch eine Menge der reizendsten Schmuckgegen-
stände, Anhänger, Gürtelketten, Agraffen, Dosen, Medaillen u. s. w. enthält.

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