Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne) [Hrsg.]
Versteigerung zu Köln / J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne): Collection Bourgeois Frères: Katalog der Gemälde ; Gemälde von Meistern des XIV. bis XVIII. Jahrhunderts ; Gemälde, Zeichnungen etc. neuzeitiger Meister ; Versteigerung zu Köln bei J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne), 27., 28. und 29. Oktober 1904 — Köln, 1904

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21494#0011
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VORWORT.

In dem anderen Bande des vor uns liegenden Katalog es, der das
Verzeichnis der Kunstsachen des Lagers und der Privatsammlungen
der verstorbenen Herren STEPHAN und CASPAR BOURGEOIS enthält,
erklärt Herr Domkapitular PROF. DR. SCHNÜTGEN den bevorstehenden
Verkauf für die größte Versteigerung, die bis jetzt auf dem deutschen
Kunstmarkte stattgefunden hat.

Rechtfertigt zwar schon der vorhandene Schatz an Erzeugnissen
der verschiedensten Zweige des Kunstgewerbes und der Plastik die ge-
nannte Behauptung, so wird dieselbe erst recht haltbar, wenn wir die
Gemälde betrachten, deren nähere Beschreibungen in den folgenden
Blättern niedergelegt sind. Um ein klares Bild von der Vielseitigkeit
und dem künstlerischen Werte derselben zu geben, mag es mir erlaubt
sein, in den folgenden Zeilen eine kurze Übersicht über die verschiedenen
Schulen und Dar Stellung skr eise zu geben, die in fast nur erstklassigen
Meisterwerken vertreten sind.

Schon ein kurzer Gang durch die Sammlung zeigt uns, daß die
Besitzer eine besondere Vorliebe für die strengen Richtungen und
Schulen besaßen, besonders für die früh-italienischen Meister des
Quattrocento und Cinquecento. Ihre Werke gehören selbstverständlich
hauptsächlich dem Gebiete der kirchlichen Kunst an.

Von besonderem Interesse sind hier die stets in neuer Weise auf-
gefaßten Bilder der Madonna mit dem Kinde, meist in scharfen Linien
gezeichnet, die Landschaften in kindlich-naiver Weise wiedergegeben,
doch voll reizend empfundener und beobachteter Einzelheiten. Als
Beispiele mögen die Bilder FRA FILIPPO LIPPE und GRAFFIONEs
Erwähnung finden.

Ein gesteigertes Gefühl für feine Linienführung und elegante,
manchmal fast gezierte Haltung spricht sich in dem Tondo LORENZO
DI CREDE und vor allem in den beiden Madonnen des Venezianers
GIOVANNI BELLINI aus. Bei letzteren läßt sich beobachten, wie das
Gefühl für die Landschaft gesteigert wird und die naiven, maidwurf-
artigen Berge allmählich eine der Natur entsprechende Form anzu-
nehmen beginnen. In koloristischer Beziehung tritt ein gleicher Fort-
schritt und die Fähigkeit, mit Farbenkontrasten und Farbenreichtum
zu arbeiten, zutage.

ii
 
Annotationen