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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0530
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Seite 2

Donnerstag, den 19. November 1931.

1. Iahrg. / Nr. M

wischen Haupt-Zenkrumsblattes. Ah«a, wir ver-
stehen!
Sobwlö wir die Macht im Sba'ak wenden er-
griffen haken, werden wir die R.P.St. zum amt-
tichen PrvpagawduapMrak der nakionalsozialisti-
schen Reichsregierunq zu machen wissen. Vorher
aber werden wir mit eisernem Besen auskehren
und an Stelle der Zechlin, Biermann, Katzen-
beraer u. a. wahre deukschblütige Männer sehen.
DaMr garantieren wir schon heute.

Mm WM-lWllWll MM.
Ein VeriNikklungsvorschlag Skimsons an Japan
und China?
New Zork, 18. November. In scharfer Zu-
rückweisung Pariser Pressemeldungen aus
Washington, daß Amerika sich gegenüber Japan
neuerdings nachgiebiger zeige, wurde am Diens-
tag Abend an höchster Stelle des Staatsdeparte-
ments nachdrücklich versichert, daß die Washing-
toner Regierung an der Forderung auf Räu-
mung der Mandschurei unbeirrbar feskhalke, wenn
sie auch den Standpunkt des Völkerbundes in
der Frage der Räumungsfrist nicht zu der Ihri-
gen mache. Bon größerer Bedeutung aber ist
die aus anscheinend bestunterrichteker Washing-
toner Stelle stammende Nachricht, wonach der
amerikanische Botschafter Dawes den Japanern
und den Chinesen im Auftrage des Staatssekre-
tärs Stimson einen Bermitllungsvorschlag unter-
breitet haben soll, der den japanischen Wünschen
weitgehend Rechnung trägt. Lediglich die For-
derung Japans, daß China die bestehenden Ver-
träge, welche die japanischen Rechte in der
Mandschurei betreffen, anerkennen müsse, soll
nach Beendigung der Räumung direkten Ver-
handlungen zwischen Japan und China Vorbehal-
ten bleiben, während China, um die Räumung zu
ermöglichen, in den vier Übrigen von Japan for-
mulierten fünf grundsätzlichen Punkten sofort
nachgeben soll. Stimson ha! angeblich die beste
Hoffnung, daß sein Vorschlag von beiden Par-
teien angenommen wird.
Die Besetzung Anganlschis bestätigt.
Vor der Einnahme Tsitsikars?
Tokio, 18. November. Die Besetzung An-
gantschis durch die Japaner bestätigt sich.' Das
japanische Kriegsministerium erhielt eine Mittei-
lung des japanischen Oberkommandos in Muk-
den, daß am Mittwoch Mittag 1 Uhr (Ostzeit) die
japanischen Truppen die Stadt eingenommen
haben. Die japanische Kavallerie verfolgt die
Truppen Ma's, die in Richtung Tsitsikar flüch-
ten. In japanischen Kreisen wird damit gerech-
net, daß die Vorhut der japanischen Kavallerie
Tsitsikar in der Nacht zum Donnerstag erreichen
wird. Mit einem ernsten Widerstand'der chine-
sischen Truppen sei nicht mehr zu rechnen.
Auch Tsitsikar von den Japanern eingenommen.
London, 18. November. Nach Meldungen
aus Tokio, haben die Japaner die Stadt Tsitsi-
kar bereits eingenommen. Die Chinesen befin-
den sich weiter in voller Flucht und sind bereits
4l) Kilometer weit zurückgekrieben worden. Bei
dem japanischen Angriff spielte die Luftwaffe eine
entscheidende Rolle. Die Flugzeuge stießen tief
herab und sprengten die chinesische Kavallerie
auseinander. General Honjo hat mitgeteitt, daß
er zum Angriff gezwungen gewesen sei, um einem
chinesischen Angriff zuvorzukommen.
Das japanische Hauptquartier in Mukden
teilt mit, daß die chinesische Niederlage in der
kommenden Nacht vollständig jein werde.
In Tokio verlautet offiziell, daß mit der
Niederlage der Chinesen das Hauptziel der Ja-
paner am Gebiet der Nonni-Brücke, die Zu-

SevenW mMt W stark!

Berlin, 19. Aov. In einer sozialdemo-
kratischen Versammlung in Frankfurt an
der Oder Kündigte der preußische Innenmi-
nister Severing, nach einer Meldung Ber-
liner Blätter an, daß er in den nächsten
Tagen die Anweisung geben werde, daß zu
Gewalttat aufreizende Aeußerungen m
Volksversammlungen künftig für den Red-
ner ein Redeverbot in Preußen nach sich
ziehen sollen. Weiter betonte Severing, daß
in einem Rechtsstaat für politische Bünde
jeder Richtung kein Raum sei. Sie hätten
nicht zum Schuh beigetragen, sondern seien
heute mehr als je Anlaß zur Beunruhigung.
„Lassen wir den Selbstschuhgedanken freien
Spielraum, so werden wir bald balkanische
Zustände in Deutschland haben. Ich weiß,
daß die Wirkungsmöglichkeiten der Polizei
gebunden und begrenzt sind, aber was von
der preußischen Schutzpolizei geschehen kann,
um das Rowdytum abzuschaffen, das wird
geschehen."
Wie das geschehen wird, darüber brau-
chen wir uns keinen Illusionen hingeben.
Marxisten haben Freiheit, Nationalsoziali-
sten werden bekämpft. So war es bisher
und so wird es bleiben, solange Severing in
Preußen residiert!
SWWemsÄ Milk.
Paris, 18. Nov. Außenminister Briand,
der am Dienstag nachmittag der Eröffnung
der großen außenpolitischen Aussprache in
der Kammer beiwohnte, wurde von einem
Schwächeanfall befallen. Der Außenmini-
ster, der auf der Regierungsbank Platz ge-
nommen hatte, wurde von der Müdigkeit

überwältigt und sah sich schließlich gezwun-
gen, die Kammer vorzeitig zu verlassen, um
in Begleitung seines Kabinettschefs Leger
seine Privaträume im Quai d'Orsay aufzu-
suchen. Man betont allgemein, daß der
Außenminister trotz feines längeren Aufent-
haltes in Lochers! seine alte Spannkraft
noch nicht wiedergefunden habe.
Die Rechtspresse ergreift diese Gelegen-
heit, um auf dis dringende Notwendigkeit
hinzuweisen, die für eine Neubesetzung des
Außenamtes besteht.
„MslW"-«MU im MW«.
Am Donnerstag nimmt der Haushalksauschuß
des Reichstages seine Beratungen wieder auf.
Man rechnet mit einer Dauer bis Weihnachten.
Zunächst wird der Ausschuß sich mit den An-
trägen auf Kürzung der Hohen Pensionen be-

Jm Jahre 1930 sind im gesamten Reich
16159 Zwangsversteigerungen eingeleitet
worden, von denen 4500 durchgeführt wur-
den. Das finanzielle Ergebnis dieser durch-
geführten Zwangsverfahren zeigt Gesamt-
verbindlichkeiten von 573 897 000 Mark ge-
genüber einer Teilungsmasse von insgesamt
100 566 000 Mark, d. h. daß 82,5 v. H. aller
Forderungen ausgefallen sind.
Nach den bisherigen Ergebnissen für das
erste Vierteljahr 1931 wird diese Zahl im

schäfkgen, Aber die bereits ein Gesetzentwurf der
Reichs'regierung vobliegk. Berichterstatter ist der
älls Feind der Pensionäre sattsam bekannte sw
zialdemokrakische Abg. Roß mann.
Danach sollen die Anträge der Bayerischem
Volkspartei und der SPD auf Abänderung der
Notverordnung vom 6. Oktober ds. Js. folgen,
sowie die Beratung der Einsprüche des Reichs'
rakes gegen frühere Beschlüsse des Reichstages
über die Gefrierfleischoinfuhr und die Erhöhung
der Besihstsuern.
Die Nationalsozialisten Weiden diesen Aus'
schußberatun'gen aus den bekannten grundsätz'
lichen Erwägungen fern, voraussichtlich auch die
Deutschnationalen.
Auch der Verkehrsausschutz und der Woh'
nungsausschutz werden am Donnerstag zum ersten
Mate zusammenkreten. Im letzteren wird über
das Wohnheimstätkengeseh beraten werden.
Es folgen dann später die Beratungen des
sozialpolitischen Ausschusses. Für 8. Dezember
ist der Ausschutz für Volkswirtschaft einberufen,
der sich mit den Anträgen betreffend Kartelle und
Monopole befassen wird.
Auch verschiedene Fraktionen nehmen ihre
Arbeiten wieder auf. So lagt heute die Staats-
partei. Am Donnerstag folgt der Zenlrumsvor-
stand, der sich sicherlich auch mit den Hessen-
wahlen beschäftigen wird und am Freitag bera-
ten die Deutschnationalen.

laufenden Jahr weit überschritten werden-
Während im ganzen Reich ohne Bayern im
ersten Vierteljahr 1930 3500 Zwangsverstei-
gerungen eingeleitet wurden, ist diese Zahl
im ersten Vierteljahr 1931 bereits auf 5258
angestiegen. Das bedeutet eine Zunahme
von rund 50 v. H. Aehnlich ist auch die zur
Versteigerung gekommene Fläche gestiegen,
dis im ersten Vierteljahr 1930 rund 248 000
Morgen ausmachte und 1931 auf rund
432 000 Morgen gestiegen ist.
Heimat verloren, Lebensarbeit verloren,
ms Elend verstoßen!

5258 ZMWMWWllWN ill MM BittteljM.

sammeuziehung der chinesischen Truppen zu ver-
hindern erreicht sei. Man hoffe daher, die japa-
nischen Truppen in kürzester Zeit zurückziehen zu
können.
Neue Note an China.
Tokio, 18. November. Wie von amtlicher
Seite bekanntgegeben wird, hak der japanische
Außenminister den chinesischen Gesandten in To-
kio eine Note zugestellk, in der die japanische Re-
gierung alle chinesischen BsschuUdigungen als
unrichtig bezeichnet. Die chinesische Regierung
Habe gegen die Beschlüsse des Völkerbundsrakes
vom 30. September stark verstoßen, so daß von
einer Räumung des besetzten Gebietes keine
Rede sein könne.
Puys wird sich in Japan niederlassen.
Tokio, 18. November. Die japanische Re
gierunig hat dem früheren chinesischen Kaiser
Puys die Erlaubnis erteilt, in Japan seinen stän-
digen Aufenthalt zu nehmen.
Neues japanisches Ultimatum an General
Ma.
London, 18. Nov. General Honjo hat
in einem neuen Ultimatum an General Ma
die Räumung von Tsitsikar bis zum 25. No-

vember gefordert und die japanische Regie-
rung über das Scheitern der bisherigen Ver-
handlungen unterrichtet. Wie die „Times"
meldet, soll General Honjo angewiefen wor-
den sein, keinesfalls die Offensive zu ergrei-
fen, auch wenn General Ma die Bedingun-
gen bis zum 25. November nicht erfüllt.
Nach einer Meldung der „Daily Mail" be-
absichtigt das japanische Kriegsministerium
Verstärkungstruppen nach der Mandschurei
zu schicken.
Von der Nonni-Brücke wird gemeldet:
daß die Japaner langsam vorrücken und daß
einzelne Geplänkel zwischen chinesischer und
japanischer Infanterie staktgefunden haben.
Japanische Flugzeuge unterstützten die Trup-
pen durch Bombenabwürfe.
In Mukden wurden die japanischen
Truppen in die Eisenbahnzone zurückgezogen
mit Ausnahme einiger Wachtposten. In
Kirin sind zur Zeit nur 400 Mann japa-
nische Truppen stationiert. Die beschlag-
nahmten Gelder der Nankingregierung
wurden zur japanischen Bank nach Mukden
gebracht.

Ähnlich irr Österreich.
3000 Pfändungen allein gegen die Kärntner
Bauern!
Die Landwirtschaftliche Krankenkasse für
Kärnten hat nicht weniger als 3000 Pfän-
dungsanträge gegen Kärntner Bauern ein-
gebracht. Die Landwirtschaftliche Kranken-
kasse begründet dieses Vorgehen damit, daß
sie ungemein große Außenstände an Beiträ-
gen habe.
Spiele statt Brot?
Berlin, 17. Aov. Amtlich wird mitge-
teilt: Nach verschiedenen Zeitungsmeldun-
gen soll Reichsfinanzminister Dietrich an-
läßlich seiner Anwesenheit in Hessen sich für
die Einführung von Glücksspielen in Bade-
orten ausgesprochen haben. Diese Meldun-
gen sind unrichtig. Richtig ist vielmehr, daß
Rsichsfinanzminister Dietrich während sei-
nes Aufenthaltes in Hessen Anregungen u.
Wünsche über die Zulassung von Glücksspie-
len in Badeorten entgegengenommen hat,
ohne selbst dazu Stellung zu nehmen.



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Hamburg 36.
48. Fortsetzung.
„Das wird sie nit," erklärte Rudolf.
„Ich mag Kinder gern."
„Umso besser. — Sagen Sie, Sie sind
doch nicht immer Bergmann gewesen?"
Eine kleine halbe Stunde später hatte
die kluge, warmherzige Frau einen tiefen
Blick in das Herz getan, das sich ihr
nicht verschloß, sondern gern öffnete.
Sie reichte Rudolf die Hand. „Wenn
die Sache so liegt, dann werden Sie
wahrscheinlich nicht lange bei uns blei-
ben. Ich werde mit meinem Manne
reden. Der — Johann — soll Ihnen er-
spart bleiben." Sie seufzte. „Ach ja, das
Leben! Es wird keinem leicht, damit fer-
tig zu werden. Glauben Sie das nur.
Jeder muß seinen Tribut zahlen. — Nun
wollen Sie sich gewiß einmal nach der
Witwe Ihres Freundes umsehen. Gehen
Sie nur. Ich fahre heute nicht aus. Mein
Mann bleibt über Mittag in der Stadt.
Er muß um fünf abgeholt werden. Bis
dahin haben Sie Zeit. Den Pferden gibt
Marie inzwischen noch einmal Futter.
Sie hat das schon öfter gemacht. Im übri-
gen, Rudolf, wenn Sie etwas haben, kom-

men Sie zu mir. Unsere Herren stecken
so tief in ihren Geschäften, es hängt oft
soviel von einem Entschluß ab, daß sie
mehr als genug mit sicy selber zu tun ha-
ben. Sie dürfen darin keinen Mangel
an Mitgefühl sehen." Frau Werner
reichte ihm erneut die Hand. „Ich will
hoffen, daß es Ihnen, solange Sie bei uns
bleiben, wenigstens gesällt. Und nun ge-
hen Sie zur Bank und bringen Sie Ihre
Sache in Ordnung, dann suchen Sie die
arme Frau auf."
Der Buchhalter Siebold teilte Rudolf
Korn mit, daß er von seinem Herrn be-
auftragt sei, ihm für sein gestriges rasches
Zugreifen fünfzig Mark auszuzahlen. In
dem Sohne des Hohlöfners wollte sich der
Geist des Baters regen. Er biß die Zähne
zusammen. Es ist für das Mariele!
Der Buchhalter sah das Zögern und
lächelte.
Kurz darauf schritt Rudolf durch die
Straßen.
Frieders wohnten in einem der hohen
Mietshäuser. Langsam stieg der Besucher
die Treppen hinauf. Grete Frieders öff-
nete ihm und hatte ihr Mädelchen auf
dem Arm. Ihre Augen waren tief zu-
rückgesunken, die Backenknochen traten
stärker als sonst aus dem schmalen Ge-
sicht. Und doch fiel es Rudolf Korn im
ersten Augenblick auf, wie zusammenge-
rafst die Frau war. Nicht ein Härchen
lag außer der Reihe.
Sie reichte dem Freunde ihres Man-
nes die Hand.
„Guten Tag, Rudolf. Kommen Sie
herein. Ich habe schon gestern auf Sie
gewartet."

„Da konnte ich nit komme."
Grete Frieders ging vor ihm her und
sagte im Schreiten: „Das glaube ich gern.
Sie mußten auch erst wieder zu sich selber
kommen. — So, bitte sehen Sie sich."
Nun saßen sie einander gegenüber und
sahen sich in das Gesicht. Die Frau hatte
keine Träne, und doch waren die Wasser
nicht eingefroren. Still vor sich hin-
nickend, sprach sie: „Mir zwei waren zu
glücklich. Wissen Sie, sowas hat selten
Bestand. — Hat er eigentlich gar nichts
geahnt?"
„Nein. Er kam ja mit lachendem Ge-
sicht aus dem Hause."
„Freilich, freilich." Die Frau lief rot
an. „Ja, er ging mit Lachen fort, aber
ich habe doch so eine Angst gehabt. — Es
hat keinen Zweck, darüber zu reden. Blei-
ben Sie nun eigentlich in der Grube?"
„Ich bin schon nit mehr da. Das hätte
ich nit fertiggebracht, noch einmal den
Stollen iangzugehen."
„Wie lag der arme Mann eigentlich
da?"
Sollte Rudolf Korn die Wahrheit sa-
gen. Ich habe ja genug gesehen. War er
eigentlich ganz verschüttet?"
„Bis auf den Kopf und die rechte
Sand."
Es zuckte krampfhaft in des Weibes
Gesicht. Sie erhob sich, nahm ihr Kind-
chen, das derweile hin- und hergetrippelt
war, auf den Arm, küßte es und stellte
es wieder auf seine Füße. Rudolf Korn
grübelte an der Frau herum.
Wie ist das denkbar, daß sie nicht
weint? Andere würden doch den Kopf

auf den Tisch schlagen und laut aufheu-
len, und sie hat keine Träne. Wenn ich
nicht wüßte, wie gut sie miteinander aus-
gekommen sind, wunderte ich mich nicht,
aber sie sagt ja selber, daß sie glücklich
waren. Grete Frieders trat an das
braune Bertikow und nahm ihres Man-
nes Bild, das dort im Rahmen aufgestellt
war in die Hand. Sie schien nicht recht
zu wissen, was sie tat, wischte über das
Glas, sah darauf nieder, stellte das Bild
zurück und fuhr mit dem kleinen Finger
in den Augenwinkel. Es sah aus, als
wäre sie unwillig über sich selber. Das
Haupt zurückwerfend, setzte sie sich wie-
der dem Gaste gegenüber.
„Er hat sehr viel auf Sie gehalten,
Rudolf. Unter den anderen ha! er wohl
kaum einen besonderen Freund gehabt,
obwohl sie ihn alle gern hatten. — Sa-
gen Sie," sie blickte ihn aufmerksam an,
„Sie sind nicht mehr in der Grube? Ich
dächte. Sie hätten vorhin so etwas ge-
sagt."
Rudolf erzählte, Grete Frieders hörte
scheinbar aufmerksam zu, aber es geschah,
daß sie jetzt an ihm vorübersah, so daß er
wußte, sie hört mich nicht, dann itck
fragte: „Wie war das doch?", dann mit
dem Kopf nickte, ohne daß eine Ursache
dazu gewesen wäre. Und aus den kleinen
Zügen, aus der blitzenden Stube, aus dem
sorgfältig gestrählten Haar und den tie-
fen Augen, die an sich selber herumirrten
und sich gegen das Bereisen wehrten,
wuchs vor dem Schönbacher Bauern ein
Bild, vor dem er sich innerlich neigen
muhte.
(Fortsetzung folgt.)
 
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