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Donnerstag, den 19. November 1931
Freiverkanf 15 Pfg.
SA-Truppführer Hans Hobelsberger
ein neues Opfer kommunistischer Mörder
Worms, 18. Nov. 3n der Main-
zerstraße wurden vor kurzem zwei Na-
tionalsozialisten von Kommunisten über-
fallen. Der Arbeiter Hobelsber-
ger aus Biblis wurde durch Messer-
stiche so schwer verletzt, daß er jetzt im
Krankenhaus gestorben ist. Auch sein
Begleiter trug schwere Verletzungen
durch Messerstiche davon. Sein Zustand
ist bedenklich. Der Polizei gelang es,
mehrere der Täter zu verhaften.
Hof. Dieselben gingen IN Zivilkleibung zum
Bahnhof und begegneten einem kommunistischen
Demonstmlionszua.' Sofort stürzten sich zwölf
Munn auf die Ahnungslosen und verletzten beide
schwer mn Gesicht. Doch damit nicht genug. Ein
kommunistischer Führer versetzte ihnen noch
einige Schlüge und wollte damit scheinbar die
„scharfe Ablehnung" der KPD-Leitung ihren
Terrorgruppen gegenüber dokumentieren.
Zehn Nationalsozialisten in die
rhein. Landwirtschaftskammer
gewählt.
Die in Köln abgehaltenen Mahlen zur Land-
wirtschvskskammer der Rheinprovinz, für die die
Nationalsozialisten zum ersten Male eigene
Listen ausgestellt halten, verhalfen 38 Mitgliedern
der berufsständischen Gruppen und 10 National-
sozialisten zu Mandaten. Zwei Mandate sind
noch zu beisetzen, da in den Bezirken Geldern
und Wittlich die Wahl verschoben wurde.
M. dleidl SWtfeiild i>» M.
„Der Beschluß des Zenkralkommitees ge-
gen den individuellen Terror wurde nicht
gefaßt, um Wels und Breitscheid einen Ge-
fallen zu erweisen, sondern um alle Fehler
und Dummheiten auszumerzen, die uns da-
ran hindern, den vernichtenden Stoß gegen
die Partei der Wels und Breitscheid zu
führen. Unsere Stellungnahme gegen alle
opportunistischen Abweichungen und terro-
istischen Abenteuer bedeutet keine Abschwä-
chung, sondern die allerstärkste, rücksichtslo-
seste, unerbitterlichste Verschärfung unseres
revolutionären Massenkampfes gegen den
Kapitalismus und seine Stühe, die Sozial-
demokratie. Die Sozialdemokratie muß po-
litisch geschlagen werden, damit die deutsche
Arbeiterklasse frei werde, damit der Faschis-
mus vernichtet werden kann. Die Sozial-
demokratie ist unser Hauptfeind im Prole-
tariat. Gegen die Sozialdemokratie führen
wir den Hauptschlag in der gegenwärtigen
Periode des Klafsenkampses."
Wels und Breitscheid, wie wird Euch?
Die unerträgliche Kulissenpolitik hinter üerReichs-
regierung findet einen besonders krassen Aus-
druck >in der Reichspressestelle. Die von dem
Marxisten Zechlin geleitet wird. Interessante
Einzelheiten über die Mitarbeiter dieses Herrn
veröffentlicht die Essener „National-ZEung". Da
ist zunächst ein Regierungsrat Cohn, natürlich
ein Jude und Marxist. Und dann Herr Bier-
mann, auch ein Jude und selbstverständlich auch
ein Marxist. Er hat keinen offiziellen Amts-
titel, der Herr Biermann, hak aber doch wohl
mehr zu sagen als ein Ober- oder ein Geheim-
rat. Er ist nämlich direkt vom „Börsen-Courier"
gekommen, wo er als Redakteur tätig war. Und
wieso, weshalb? Er war doch kein überragender
Journalist, nein, aber er war verlobt mit der
Tochter des damaligen Reichskanzlers Müller;
und da hat eben der große Marxist den kleinen
Marxisten „lanciert". Nebenbei möchten wir
als Kuriosum feststellen: beim „Berliner Börssn-
Lourier", dem Blatt der Großbanken und Bör-
sen, war ein Marxist als Redakteur beschäftigt.
Wer ist da eigentlich verlogen? Die Leitung des
„Börfen-Couriers" oder der Marxismus, oder
etwa beide? Zechlin Cohn und Biermann: drei
Marxisten, zwei Juden an leitenden Stellen d'r
R.P.St. Und da sage uns noch jemand, die
Reichsregierung fei „nach rechts gelagert!"
Und wer ist denn Herr Katzenberger?
Ein linker Zenkrumsmann, seines Zeichens vor-
tragender Legitakionsrat und Chef der Inland-
presse. Er ist also derjenige, zumal als Stell-
vertreter Zechlins, der die Nazi-Zeitungen zu
„beobachten" hak; ihm haben wir indirekt man-
ches zu verdanken, zumal er bisher mit dem von
Groener unlängst verabschiedeten Ministerial-
direktor Spiecker, welcher im Reichsinnenmini-
sterium die „staatsfeindlichen Umtriebe" der
NSDAP zu bekämpfen hatte, aufs engste zu-
sammenavbeitete. Spiecker war ja auch wie
Katzenberger linker Zentrumsmann. — Es hatte
aber zwischen der Deutschen Volkspartei und der
Sozialdemokratie vorerst ein erbitterter Kampf
staktgefunden um den Posten des „Inlandschef",
ehe der Zentrümler Katzenberger als lachender
Dritter diese wichtige Position erhielt. Und bas
kam so: Die ersten Kandidaten des Zentrums
wurden abgelehnk, diejenigen der DBP erst recht
— als aber der Name Katzenberger vom Zentrum
genannt wurde, gaben die Marxisten auf der
Stelle nach; vor Jahren nämlich war Herr
Katzenberger bei der Preußen-Regierung tätig
gewesen und hatte sich dort das ganze Ver-
trauen und Wohlwollen des marxistischen Mini-
sterpräsidenten Okto Braun zu verschaffen ge-
wußt! Seine Zusammenarbeit mit der preußi-
schen Pressestelle des Herrn Goslar ist daher
verständlicherweise eine besonders enge. Aber
nicht allein mit Preußen, auch mit der Presse-
stelle der Stadt Berlin hält Herr Katzenberger
durch Herrn Zielen zig er gute Fühlung und
hat in dem jüdischen WDB-Reöakkeur Kruse
eine zuverlässige Stühe. Wie man sieht eine erle-
sene Vereinigung, die sorgsam darüber wacht,
daß ja kein Nazi den heiligen Frieden ihrer täg-
lichen Besprechungen störe.
Aber nicht genug damit. Däs Zentrum be-
sitzt noch eine kleinere Stütze in der R.P.St. in
der Person des Regierungsrats Maus. Es er-
regte vor anderthalb Jahren Aufsehen, daß er,
der preußische Assessor in der R.P.St., die doch
dem Auswärtigen Amt untersteht, ganz unerwar-
tet Regierungsrak wurde und dadurch älter« Kol-
legen plötzlich übersprang. Die Beförderung war
seitens Preußen erfolgt, — Maus ist also kein
Reichsbeamter und arbeitet trotzdem bei einer
Reichsbehörde, weil es das Zentrum so will. Der
Vater des jugendlichen Regierungsräkes ist näm-
lich der Generalkonsul Maus in Köln und der
Verleger der „Kölnischen Volkszeitung" des rhei-
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in MWnen Mimen in Mn verboten.
Darmstadt, 18. November. Der hessische Mi-
nister des Innern hat kn Ergänzung des kürzlich
erlassenen Umzugsverbotes die Kreis- und Poli-
zeiämker angewiesen, daß zur Aufrechterhaltung
der öffentlichen Ruhe und Ordnung in der Zeit
vom 18. November bis 15. Dezember 1931 die
politische Versammlungstätigkeit vorübergehend
einzuschränken ist. In dieser Zeit sind alle öf-
fentlichen politischen Versammlungen in ge-
schloffenen Räumen untersagt, ferner auch die
Mitgliederversammlungen, die lediglich als Er-
satzverfammlulngen zur Umgehung des Verbots
abgehalten werden und eines besonderen polizei-
lichen Schuhes bedürfen.
Mik dieser Verordnung hak die schwarz-rote
Regierung in Hessen den letzten Rest „demokra-
tischer Freiheit" beseitigt. Scheinbar fühlt sie
sich der Liebe des Volkes durch den Wahlaus-
gang so versichert, daß sie das letzte Ventil eines
verzweifelten Volkes, die verfassungsmäßig ga-
rantierte Versammlungsfreiheit, völlig aufheben
zu können glaubt.
Nach der hessischen Verfassung tritt der neu-
gewählte Landtag am 8. Dezember 1931 zu sei-
ner ersten Sitzung zusammen.
Notmord in Leipzig.
Am letzten Donnerstag wurde abends im
„Rosenkranz" angerufen. Als der Kellner den
Hörer abgenommen hatte, wurde ohne Namens-
nennung üurchgerufen: „Morgen Abend 8 Uhr
wird Rudi Geyer überfallen."
Am folgenden Abend hakte ein Sturm Ver-
sammlung im „Rosenkranz". Zu diesem Sturm-
abend begab sich auch SA-Mann Rudolf Geyer
mit dem Rad. An der Lauchstädter Straße
stand ein Trupp Kommunisten. Als diese Ver-
brecher den Pg. Geyer sahen, bewarfen sie ihn
mit Bierflaschen. Geyer erhielt erhebliche Ver-
letzungen an der Hand.
Aus diesen Zusammenhängen ist zu ersehen,
daß es sich um einen auf lange Hand vorbereite-
ten Mordanschlag handelt. So wirkt sich schon
jetzt die Aufforderung des ZK der KPD aus,
den „individuellen Terror" zu unterlassen.
Note Wegelagerer.
Freitag Abend gegen 8 Uhr wurde, wie bas
„Chemnitzer Tageblatt" meldet, ein Trupp SA-
Männer am Vorwevksberg vor Auerswalde von
etwa 40 Kommunisten überfallen, die sich im
nahen Gehölz verborgen hatten. Glücklicher-
weise kam ein Polizeistreifenwagen die Straße
entlang gefahren. Ws die Kommunisten die Po-
lizei erkannt hatten, flüchteten sie sofort. Es
gelang aber, noch einen dieser Wegelagerer zu
fassen. Der Festgenommene war im Besitze einer
Pistole mit sieben scharfen Patronen.
Notmordüberfälle.
Aus Hohenstein-Ernsttal wird gemeldet:
Kommunistisches Gesindel überfiel am Sonn-
tag Nachmittag zwei junge Leute, einen Natio-
nalsozialisten und einen Skahlhelmer am Bahn-
100 Mann Polzei müssen gegen marxistische Mord-
HZU^eN ekngreisen. / Nationalsozialisten im ihren Wohnungen überfallen.
Clausthal, 18. Nov. Am Dienstag Abend
kam es in der Siedlung Pfauenkeiche zu
einer Schlägerei und Schießerei zwischen
Kommunisten und Nationalsozialisten. Da
die Clausthal-Zellerfelder Polizei nicht aus-
reichte, um die Ruhe wieder herzusteilen, so
wurde weitere Hufe von Hannover angcjor-
dert. Schließlich waren nicht nur sämtliche
Landjäger der Landkreise Zellerfeld und
Osterode Zur Stelle, sondern auch aus Han-
nover war ein Ueberfallkommando von 25
Mann auf Kraftwagen eingetroffen. Ferner
beteiligten sich Polizeimannschaften aus
Hildesheim und Einbeck, insgesamt etwa
100 Mann, an der Aktion. Infolge des
raschen Eingreifens der Polizei ist es zu grö-
ßeren Kampfhandlungen nicht gekommen.
Anschließend fanden Haussuchungen nach
Waffen und Munition in Clausthal-Zeller-
feld und in der Siedlung Pfauenteiche statt.
Clausthal-Zellerfeld, 18. Nov. Die be-
hördlichen Ermittlungen über die politischen
Zusammenstöße in der Siedlung Pfauen-
teiche haben ergeben, daß die Nationalsozia-
listen in ihren Wohnbaracken von Kommu-
nisten angegriffen und auch beschaffen wor-
den sind. Im Verlauf der Haussuchung
wurden bei Kommunisten drei Jagdgewehre,
sechs Revolver, sechs Seitengewehre und
eine große Anzahl Munition gefunden. Die
Kommunisten find nach dem Angriff ge-
flüchtet. Von den an dem Zusammenstoß
beteiligt gewesenen Personen ist, soweit fest-
gestellt werden konnte, niemand ernstlich
verletzt worden.
Redeverbot für M.d.R. Röver.
Die preußische Regierung hat, wie aus
Oldenburg gemeldet wird, dem Gauleiter
der NSDAP von Oldenburg, M.d.R.
Röver, verboten, in Preußen zu spre-
chen, so wie dasselbe Verbot seinerzeit ge-
gen den Oldenburger M.d.R. Spangemacher
ausgesprochen worden ist.
Reichstagsabgeordnete dürfen also im
schwarz-roten Preußen nicht sprechen, wenn
sie — Nationalsozialisten sind. Von einem
Verbot für kommunistische Reichstagsabge-
ordnete hat man aber merkwürdigerweise
noch nichts gehört.
Wie heißt es doch in der Verfassung?
„Jeder Deutsche hat das Recht, innerhalb
der Schranken der allgemeinen Gesetze seine
Meinung durch Wort. . . frei zu äußern."