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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0801

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IMS MIsO

zur zreiheit und Brot!

Nr. 204 /1. Jahrgang

Mittwoch, den 30. Dezember 1931

FrewerLanf 15 Pfg

berechtigt gewesen sei.

stoss verunreinigt sein
Klotz betonte schließlich,

stk Mnilvslt

Vor der Besetzung
Kintschaus.
London, 29. Dez. Chinesische Truppen in
Stärke von mehreren tausend Mann mit
leichter Artillerie und einem Panzerzug grif-

fen die Japaner bei Tientschwangtau an,
konnten jedoch nach mehrstündigem Kampfe
bis auf 60 Kilometer vor Kinkschau zurück-
geschlagen werden. Die Verluste sind auf
beiden Seiten groß. Es herrschen 20 Grad
Kälte.

IF MWK IW
ein Roman von besonderer Schlagkraft, beginnt Anfang
Januar in unserer Zeitung, versäumen Sie nicht, diesen
Roman zu lesen, er wird in Ihrem Freundeskreis in den
kommenden Monaten des öfteren der Gesprächsstoff sein.
Spannend. / In die Zeit passend. / Ruch Sie müssen ihn lesen.

Die „Vaterland" außer Menst gestellt.
London, 2V. Dezember. Der frühere deutsche
Rie'sendwmpfer „Vaterland", die jetzige „Levia-
than", ist am Montag vorläufig bis April 1932
außer Dienst gestellt'worden. Die Mannschaft
-von MO Mann wurde bis auf SO entlassen.
Dieser Entschluß der United States Line Incor-
poreted hat bei den großen amerikanischen
Schiffahrtsgesellschaften großes Aufsehen erregt.

Wahlen zum Landesrat im SaargMek
Mitte März.
Saarbrücken, 29. Dezember. Den Kreisver-
Waltungen des Saargebiets ist nMgekeilt worden,
daß die Wahlen zum Lanöesrät für Mitte
März 1932 vorgesehen sind.

... und Dolen
Bor polnischen Einfuhrbeschränkungen.
London, 29. Dez. Der Warschauer Be-
richterstatter des „Daily Telegraph" rech-
net mit Maßnahmen Polens gegen die eng-
lische Zollpolitik. Mindestens werde eine
Verfügung herauskommen, nach der vom
Neujahrskage ab die Einfuhr von Getreide,
Mehl, Glas Leder, Papier und Textilwaren
sowie landwirtschaftliche Maschinen verbo-
ten werden. Nur solche Länder sollen die
Ausfuhrerlaubnis nach Polen erhalten, die
auch polnische Erzeugnisse einführten.

Königsberg, 29. Dez. Der am Mittwoch
von den Polen aus dem D-Zug Königsberg-
Breslau verhaftete deutsche Staatsangehö-
rige, Erich Bonfon, ist Königsberger, ein
36 jähriger kaufmännischer Angestellter, der
seit einiger Zeit stellenlos ist. Da Bonson
herzkrank ist, hat ihn auf seinen Antrag die
Neichsversicherungsanstalt zur Erholung in
ein Sanatorium nach Obernick in Schlesien
geschickt. Er war ein großer Liebhaber-
Photograph und hat sich zu Weihnachten
einen kleinen Apparat gekauft. Am Tage
vor feiner Abreise hat er mit einem Be-

MW LMM.
Mästung eines DevWn aus einem visumsreien Zug im Karckor

Generalstreik in Almeria und Badajoz.
Madrid, 29. Dezember. In Almeria rief
die syndikalistische Arbeiterschaft den General-
streik aus. Auch in Badajoz wurde der Gene-
ralstreik erklärt. Polizei und Militär sind Auf-
geboten worden, um Ruhestörungen zu ver-
hindern.

kannten, einem aus Thorn vertriebenen
Deutschen, über feine Vaterstadt gesprochen.
Man nimmt daher an, daß Bonfon, falls
er wirklich aus dem fahrenden Zuge eine
Aufnahme gemacht hat, dies getan hat, um
seinen Angehörigen ein Andenken zu schik-
ken. Seit seiner Verhaftung aus dem visum-
freien Zuge ist fast eine Woche verstrichen,
ohne daß den Angehörigen eine Nachricht
zugegangen ist. Sie haben erst durch die
Zeitung von der Verhaftung erfahren, lieber
das Schicksal des Verhafteten ist bisher
nichts zu erfahren gewesen.

Bayrische Nationaltracht
Verletzt
die „Wurde des Gerichts".
Lübeck, 29. Dez. Als Praun, der aus Ober-
bayern stammt, wie bei seiner ersten Ver-
nehmung wieder in oberbayerischer Tracht
— grüner Lodenanzug, Kniehose, Helle
Strümpfe — vor dem Gericht erschien, kam
es zu einem Zwischenfall. Der Vorsitzende
bat den Zeugen, künftig nicht im Sportan-
zug im Gsrichtssaal zu erscheinen. Dr. von
Praun erwiderte: „Das ist kein Sportanzug,
das ist ein Anzug, den ich Alltags und
Sonntags trage, das ist ein heimischer An-
zug. Ich lasse mir keine Vorschriften über
meine Kleidung machen." Als der Vorsit-
zende einwandte: „aber die Würde des
Gerichts . . ." unterbrach von Praun:
„Das ist mir gleich. Wie ich bei der Aus-
übung des Berufes erscheine, so erscheine ich

Anzeigen: Die 8 gespaltene Mil-imeterzeile 10 Prg. Die
4 gespaltene MiMmetsrzeile im Textteil 25 Pfg. Für kleine
Anzeigen: Die 8 gespaltene AMlimeterzeile '> Pfg. Bei Wieder-
holung Rabatt nach ausliegeudenr Taris. Schluß der Nnzergen-
Annahme: !8 Uhr. Anzeigen - Annahme: Lnthersrratzc 55,
Tel. 4048; Marktplatz I, Tel. 86. Zahlung«- und Erfüllungs-
ort: Heidelberg. Ausschließlicher Gerichtsstand: Heidelberg.
Postscheckkonto: Heidelberger Beobachter, Karlsruhe 31834.

Wie WM dell
MiMlWglkllllls lieht.
Sie msWe Welt md der
MdmWMimtt.
Von Prof. G. Ferre re.
Wir bringen nnchstehend einen von unse-
ren: Amsterdamer Mitarbeiter über-
setzten Aufsatz aus „De Telegraf",
Amsterdam, vom 19. Dezember 1931.
Seit einiger Zeit wirb Viel über die Mög-
lichkeit gesprochen, daß die nationalswzialistifche
Partei tzzro^ ihr Leiter Hitler in sehr naher
Zukunft an die Macht kommt. Mas muß man
hierüber und über die eventuellen Folgen
denken?
Ich glaube, daß man vorerst zwei Möglich-
keiten unterscheiden muß. Die Hitlerleuke haben
sich anfänglich mit dem Gedanken getragen, nach
'dem Vorbild anderer Länder Lurch einen
Putsch sich in den Besitz der Macht zu fetzen. Da
jedoch Deutschland eine Republik ist, welche von
einem loyalen Staatshaupt geleitet wird, haben
sie hiervon abgesehen. Wan will die Macht
dadurch erringen, daß man im Hinblick auf di«
Vsrfasfungsparagraphen des gegenwärtigen Re-
gimes, einer Partei, -welcher bei der Wahl Mil-
lionen Stimmen Zufällen, dieselben Ansprüche
bewilligen muh, als anderen Parteien.
Innerhalb dieser Grenzen und auf diese Aus-
sichten basiert, soll eine Machtergreifung der
Hitlerleuke nichts Abnormales und nichts beson-
ders Gefährliches an sich haben. Eines der
prächtigsten Resultate des gegenirvrätigen Re-
gimes, das eine gut geführte'Propaganda über-
all in Mißkredit zu bringen versucht, ist wohl,
daß alle. Parleirichtungen vollauf Gelegenheit
haben, ihre Ansichten zu äußern, jedoch an Ge-
waltakten durch gegnerische Parteien gehindert
werden. Die Hiklerleul-e -sind eine 'mächtig«
Partei, jedoch sie sind nicht Deutschland, ja selbst
nicht einmal die Mehrheit des deutschen Volkes
steht hinter ihnen. Ihnen gegenüber stehen ge-
nau fo mächtige Parteien, welche überdies älter
sind, d. h. besser organisiert ufw., man muß
dies nicht vergessen. In einem gegenwärtigen
Regime, das aus Freiheit gegründet ist, soll 'die
nationalsozialistische Partei in Anbetracht ihrer
Größe, evtl, berechtigt fein, einen bestimmten
Einfluß aus die Macht auszuüben, jedoch wird
dieser Einfluß stets begrenzt, durch die Parteien,
welche gegensätzliche Strömungen und Auffas-
sungen vertreten. Solange also in Deutschland
die Freiheit besteht, wird es mit der Welt am
besten bestellt fein.
Iedoch die Sache soll ganz anders stehen,
falls die Hiklerparkei auf gesetzlichem Wege zur
Macht gekommen, dann versucht, durch'«inen
Umsturz sich in den Sattel zu setzen und di« Op-
positionsparteien Mit Gewalt zu unterdrücken.
In Frankreich ist dies s. Zk. durch Louis Napo-
leon .geschehen. -Dieser wurde im Iahre 1848 zum
Präsidenten der Republik gewählt durch eine
freie Volksabstimmung. Als er jedoch auf ge-
setzlichem Wegs Staatsoberhaupt geworden
war, hak er diese seins Stelle benutzt, um «inen
Umsturz in die Wege zu leiten und dadurch
Kaiser zu werden, ö. h. sich für Lebenszeit und
für seine Rachkommen, in den Besitz der Macht
zu setzen, welche das Volk ihm jedoch nur für
eine bestimmte Anzahl Iahre anvertraut hatte.
MM M MM«?
Ist nun von nationalsozialistischer Seite ein«
Gewalttat dieser Art zu erwarten? Hierin steckt,
wie mir scheint, die wahre Gefahr des National-
sozialismus.
Daß die nationalsozialistische Partei, falls sie
auf gesetzlichem Wege zur Macht kommt, pro-
bieren wird, sich dann mit Gewalt für lange
Zeit zu behaupten, glaube ich wohl sicher. Es ist
eine zu unruhige, unehrliche, ja tolle Partei, um
einer freien Kritik standhalken zu können. In
einem geistigen Kampf, mit gleichen Waffen
geführt in der Arena eines freien. Parlaments,
muß diese Partei die Maske fallen lassen.
Darum wird sie vrsuchen, ihren Willen mit Ge-

nu ch vor Gericht." Er erwähnte dann, daß
er telefonisch geladen worden sei und auch
keine Zeit gehabt habe, sich umzuziehen. Der
Vorsitzende erwiderte: „Dann gilt das für
die Zukunft. Aber den Ton, in dem Sie
mir anworteten, muß ich mir verbitten. Ich
habe nur meine Pflicht getan, wenn ich Sie
bat, nicht in dieser Kleidung zu erscheinen,
da es dis Würde des Gerichts verletzen
könnte."
3m weiteren Verlauf der Verhandlungen
wurde Professor Dr. Klotz eingehend über
den Fall des Kindes Griese vernommen.
Er kam zu dem Schluß, daß man damals
berechtigt gewesen fei, die Diagnose auf
kongenitale Tuberkulose zu stellen. Er habe
nicht angenommen, daß der Lübecker Impf-
stoff verunreinigt sein könnte. Professor
Klotz betonte schließlich, es sei ihm keine
offizielle Mitteilung darüber zugegangen,
daß das Calmette-Verfahren in Lübeck ein-
geführt werden sollte. Er habe bis zum
Unglück angenommen, daß das Verfahren
nur bei Kindern aus tuberkulösen Familien
angewandt wurde.

Wie das Ausland ans Brünings Appell an
die„internationaleSolidarität"antwortet
Ernfuhrkontingentierung
in Griechenland
Mhsn, 29. Dez. Außenminister Micha-
lakopulos äußerte sich vor der Auslands-
presse sehr abfällig über die vielen interna-
tionalen Konferenzen. Es würden zwar im-
mer sehr schöne Entschlüsse gefaßt, aber zu
Hause mache jeder das Gegenteil. Die
Mißerfolge der Konferenzen seien an zahl-
reichen Beispielen zu erkennen. So an der
Errichtung neuer Zollmauern, an dem Mo-
ratorium Ungarns ufw. Was die beiden
kommenden Konferenzen angehe, so sei eine
Verständigung durchaus möglich. Es sei
jedoch wesentlich, daß man die Verständi-
gung auch wolle. Die heutige Krise sei
auch eine Vertrauenskrise, und ohne Ver-
trauen zueinander seien alle Konferenzen
zum Scheitern verurteilt. Griechenland
verlange Beschlüsse, die ihm den Ausgleich
seines Haushaltes und die Kontingentierung
seiner Einfuhr gestatteten. Die Hauptab-
nehmer griechischer Erzeugnisse wolle Grie-
chenland bevorzugen. Entsprechend müsse
die Warsneinsuhr aus anderen Ländern, die
an griechischen Erzeugnissen nur ein gerin-
ges Interesse hätten, herabgesetzt werden.

Verlag: Heidelberger Beobachter. Herausgeber: Otto Wetzel. ,,
Schristleilung: Lucherstratze Zs, Telephon 4048 »4, LtzUMM vLI
i Der Heidelberger Beobachter erscheint 6 mal wöchentlich und
kotzet monatlich Z.40 RM. Bei Postbezug zuzüglich LK Psg.
Bestellungen nehmen die Postämter und Briesträger entgegen.
Ist die Zeitung am Erscheinen (auch durch höhere Gewalt
verhindert, besteht kein Anspruch aus Entschädigung.
 
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