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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0181

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8ür Freiheit und Vret!

Berlage Hetdelbergci Beodachlei. Herau-fleber: Otto Metzel.
Schnstleitung: Luthcrstrohc L!>, Telephon 4048
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Nr. 128 / I. Jahrgang

Samstag, den 26. September 1931

Freiverkanf 15 Pfg.


S.— Schneller als man annshmen konnte,
ist der seit langen Monaten im Innern der So-
zialdemokratie schwelende Zersetzungs-
prozeß an die Oberfläche Üurchgebrochen.
Schien das zögernde Verhalten des Seyde-
witz kreis es darauf hinzudeuten, daß man es
für zweckmäßiger und taktisch richtiger hielt,
die Parkeibonzokratie durch ein weiteres zeit-
lich begrenztes Aushöhlen von innen her zur
Kapitulation zu Zwingen, so fühlt sich die jung-
sozialistische Opposition jetzt scheinbar doch schon
stark genug, dem reformistischen Parkeivorskand
offenen Kampf anzusagen!
Die Genoffen Seydewitz, Rosenfeld, Strö-
bel, Ziegler, Oelkighaus, Portune, Siemsen
und Bergmann-Hamburg veröffentlichen ge-
meinsam mit der Schriflleilung der „Fackel"
und der „Freien Berlagsgesellschafl" eine
Erklärung in der neuesten Nummer der
„Fackel".
Die Erklärung stellt fest, daß der Be-
schluß des Parkeivorstandes <s. gestrige Aus-
gabe des „H. B.") den Beginn eines „Ge-
finnungsterrors" und einer „Meinungsdik-
tatur" bedeute, dem enkgegenzukreten „par-
teigenösfische Pflicht" sei. Die Erklärung
wendet sich ferner dagegen, daß die Zu-
gehörigkeit zur „Friedensgesellschafk", wir
befaßten uns gestern mit diesem „sauberen
Club", als parteischädigend erklärt
worden sei.
Mit dieser Erklärung setzen sich die acht
oppositionellen Genossen in scharfen Wider-
spruch zum Beschluß des Parteivorstandes. Da
diese Genossen sämtliche Reichskagsabgeordnete
der Sozialdemokratischen Partei sind, kann der
Parteivorstawd kaum stillschweigend darüber hin-
weggehen. Werden jetzt die zum Sehdewih-
Kreis gehörenden Genossen nicht ausgeschlossen,
dann bedeutet dies die glatte Kapitulation des
Partcivorstandes.
lieber die Erklärung hinaus hat die Oppofl-
iionsgruppe eine „ R e i ch s k o nf e r e n z" in
Berlin aibgehalten, auf der beschlossen wurde,
um keinen Preis vor den Parteiausschuh-
beschlüffen zu kapitulieren. Ein Anschluß an
die KPD wurde abgelehnt, stattdessen die
Gründung einer neuen Partei unter dem
Namen „Sozialistische Arbeiter-
partei" beschlossen.
Soweit die äußeren Vorgänge des be-
ginnenden Zerfalls der SPD, der nun in kurzer
Zeit in verschärftem Tempo vor sich gehen
wird.

Vor zwei Zähren etwa begann der Zer-
fall des deutschen Partetengebäu-
d e s. Bei der DNVP trat dieser Zerfall zuerst
>n Erscheinung. Abgewichen von ihren ur-
sprünglichen Zielen und vom Parlamentarismus
A jahrelanger Kuhhandelet seit dem Tode ihres
»uhrers Helfferich angefressen, bot sie die
wersten Angriffspunkte für eine geschickt diri-
Wrte Zersetzungstätigkeit, die in dem Kleeblatt
-orüning—Schleicher—Treviranus ihre Inaugu-

mtaren fand. Hätten diese Herren seit
1929 in Dr. Hilgenberg nicht einen
ihnen überlegenen Gegenspieler
gefunden, so wäre der Zerfall der DNVP wahr-
scheinlich umfangreicher gewesen als er in der
Schrumpfung von 120 auf 40 Reichstagsman-
daten am 14. September 1930 zum Ausdruck
kam!
Gleichzeitig mit dem Zerfall der DNVP setzte
auch der seit Jahren vor sich gehende
Schrumpfungsprozeß bei Len Mit-
te l p a r k e i e n l i b e r a l e r Prägung
ein, der das zweite Charakteristikum der Sep-
temberwahlen war.
Allein die SPD glaubte sich auf Grund ihres
umfangreichen parteipolitischen, wirtschaftlich-
finanziellen und gewerkschaftlichen Organisa-
tionsapparates sicher und unangreifbar.
Sie übersah dabei, daß die beste Organisa-
tion nur dann einen Aktivposten darstellt, wenn
sie vcn einer sich stets erneuernden Bewegung
getragen ist. Das war nicht der Fall. Die Or-
ganisation war und ist eingerostet und verbonzk,
nicht mehr Mittel zum Zweck politischen Kamp-
fes, sondern Selbstzweck, Versorgungsbekrieb zur
bürgerlich gesicherten Unterbringung „ver-
dienter" Genossen.
Die SPD übersah aber war allen Din-
gen, und das war das Ausschlaggebende, daß
die ideellen Grundlagen der Partei, die libera-
listische Gedankenwelt im völligen Zusammen-
bruch begriffen war, und ihr so die Existenz-
basis mit tödlicher Sicherheit verloren gehen
mußte. Die gleichen inneren Zerfallsursachen,
wie bei Len liberalen Mittelparkeien; lediglich
der Unterschied im äußeren Vorgang, daß die
SPD infolge ihres Ovganisakionsdpparates
stärkeren Widerstand leisten konnte. —
Die überwiegend reformistischen Parteifunk-

tionäre fanden nach dem gegen Brüning geführ-
ten Wahlkampf 1930 nicht den Mut, in die Op-
position zu gehen. Sie sahen ihre Aufgabe in
der Erhaltung des SPD-Regimes in Preußen
um jeden Preis, selbst um den der Verleugnung
aller parteipolitischen Grundsätze und Pro-
grommpunkte.
Der Auszug der „Rationalen Opposition"
aus dem Reichstag, zuerst von den „führen-
den" SPD-Bonzen höhnisch als „dummer
Streich" verlacht, machte bald mehr und mehr
einem lähmenden Entsetzen Platz. Denn
dieser Auszug zwang die SPD zu einer täglich
offensichtlicheren Kapitulation vor Brü-
ning und den im wesentlichen hochkapikalisti-
schen Industrie- und Bankintereffenken, die ihn
stützten. Sämtliche Notverordnungen,
auch die unsozialsten, wurden gegen ge-
legentliche Agikakionspflästerchen geschluckt. Lie-
bend gern hätte die SPD die nationale Oppo-
sition wieder im Reichstag gesehen; die aber
blieb konsequent! Sie zwang der Sozial-
demokratie, fand sie nicht den Entschluß züm
Sturz Brünings, eine Politik auf, die genügend
lang getrieben, mit Sicherheit zum Zusammen-
bruch der Partei führen mußte.
So wurde die Politik der SPD zum offe-
nen Verrat nicht nur an der Arbeiterschaft,
sondern an der gesamten Nation.
Dieser Verrat konnte nicht ohne Wir-
kung auf die seit Jahrzehnten irregeführten Mäs-
sen der Wähler bleiben. Zugleich setzte die
große Aufklärungsarbeit der nationalsozialisti-
schen Bewegung ein, die seit dem 14. Septem-
ber auch nach außen hin als der politische
Machtblock der Zukunft, als die kommende Ge-
meinschaft des ganzen deutschen Volkes sichtbar
in Erscheinung trat. Schlag auf Schlag folgten
die Angriffe gegen die SPD, die bald völlig in


Heute abend 8.39 Ahr in der Stadthalle
MOü-MsMsiMU
spricht über das Thema:
8^.-K3peUe 8pielt!
Eintrittspreise: —.50, Erwerbslose und Kriegsdesebüdigte —.20; Vorverkauf: Völkiscbe klucb-
bandlung lVlarktplatr 3, Hilpert Arkaden, ^.rndt Lrückenstraöe, Körner Kobrback, l<arlsruber Straöe
Konditorei-Kaktee 2apt, ttauptstraöe 69.
^lionalsoriallZtisekL veulseke ^rdeilerparlei
Ortsgruppe tteickelberx.


die Verteidigung gedrängt war, unfähig, sich der
scharfen Hiebe zu wehren.
Als Gefangene des Kanzlers Brüning war
und ist das ganze Streben der SPD nur noch
darauf gerichtet, ihren offenen Verrat, die Ver-
leugnung sämtlicher „heiligen" Grundsätze gegen-
über den Wählern durch gelegentliche Fortsetzung
marxistischer Experimente zu verschleiern.
Alles dies konnte nicht helfen, denn der
unermüdliche Kampfgeist der NSDAP sorgte
für restlose Demaskierung der Sozialdemokratie.
— Andererseits war auch die KPD nicht müßig
und konnte zufolge hemmungsloser Agitation
voller utopistischer Versprechungen, Einfälle in
das SPD-Lager unternehmen.
Langsam aber sicher wuchs bei den SPD-
Wählern im Lande die Erkenntnis über den
Betrug der Sozialdemokratie. Noch konnten
gelegentliche Rebellionen unterdrückt werden,
aber der Zerfall war auf die Dauer nicht mehr
aufzuhalten.
So verzeichnen wir heute nach ungezählten
sozialdemokratischen Verlusten in den Länder-
und Gemeindewahlen, in den Bekriebsralswah-
len, die nach dem 14. September 193» fiakkfan-
den, das erste Fanal des offenen Zerfalls!
Noch vor wenigen Tdgen erklärte einer der
automatisch monatlich erfolgenden 8O8-Aufrufe
des Parteivorstandes:
„Die Einheit der Partei über alles!"
Trotzdem ist Liese „Einheit", auf dem Leip-
ziger Parteitag noch mühselig erhalten,
durch den Schritt des Seydewih-Kreises zer-
brochen.
NSDAP und KPD werden die Erben sein.
Die j u n g s o z i a l i st i s ch e Opposition,
völlig unfähig, in großem Matze parleibildend zu
wirken, wird entweder analog den bürgerlichen
Splittergruppen ihr Leben fristen oder in abseh-
barer Zeit zerfallen. Die guten Ele-
mente werden sich hier, wie bei der SPD
zum braunen Heer Adolf Hitlers durchkämpfen,
Juden, unbelehrbare verkalkte Bonzen und
mindere Gruppen werden teils bei der KPD
landen, teils vom politischen Leben überhaupt
ausgeschieden werden. Nicht, daß dieser Zer-
fallsprozeß von heute auf morgen erfolgen wird.
Aber jeder Tag der Fortsetzung der bisherigen
Politik beschleunigt den Zusammenbruch, der
auch durch eine Trennung von Brüning, der
andere Weg, der der SPD bliebe, nicht mehr
aufzuhalken ist. Denn eine Partei, die in so
schweren Zeiten, wie den heutigen, so eklatant
versagt, so offensichtlichen Verrat geübt hat,
kann ihr Ansehen in den Augen ihrer bisherigen
Wähler nicht mehr reparieren.
Zwischen KPD und NSDAP fällt in Deutsch-
land die Entscheidung. Die Sozialdemo-
kratie Hat in absehbarer Zeit als politischer
Machkfaktor ausgespiell. Sie wird die nächste
Leiche sein, die auf dem
Siegeszug des Nationalsozialismus
fällt! —
Aber auch das Zentrum wird unserer
nationalsozialistischen Bewegung zum Opfer fal-
len, wenn es s o bleibt, wie es heute teilweise sich
darbietet, jüdisch beeinflußt und liberaliskisch-
demokraiisch angekränkelt.
Eine „neue Zeit" zieht herauf, nicht die
Irrlehre des Marxismus zur weltanschaulichen
Grundlage habend, sondern die Weltanschauung
und Staatsidee der nationalsozialistischen Verve-
gung!
 
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