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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0141

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Verlag: Heidelberger Beobachter. Herausgeber: Otto Wehet.
Schriftleitung: Lutherstratze 55, Telephon 4048
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ort- Heidelberg. AnsichUeNicher Gerichtsstand: Heidelberg.
Pestscheillonto: Heidelberger Beobachter, Karlsrude.^tSL«.

Nr. 123 /1. Jahrgang

Montag, den 21. September 1931

Freiverkauf IS Pfg.

Japan besetzt Tsingtau
Vormarsch in die Mandschurei.

Berlin, 19. September. Die bisherigen Nach-
richten aus Ostasien über den chinesisch-japani-
schen Konflikt geben bisher kein klares Bild
über die Ursache und den Zweck der japanischen
Aktion. Das chinesisch-japanische Verhältnis
war bekantlich seit einiger Zeit stark getrübt.
Japan glaubte Anlaß zu begründeten Klagen we-
gen der Behandlung seiner Staatsbürger und
seiner Waren in China zu haben, während China
seinerseits in der Beibehaltung gewisser Frem-
denvorrechte in China durch die Japaner eine
Gefährdung seiner nationalen Freiheit sah. Die
Tatsache, daß Japan auf dem chinesischen Fest-
land, besonders in der Mandschurei, Eisenbah-
nen und andere große Unternehmen besitzt,
führte zu weiteren Reibungen.
Diese allgemeine Stimmung ist durch einen
Zwischenfall verschärft worden, der sich vor eini-
gen Wochen zu-getragen hat. Ein japanischer
Generaistäbshauptmann namens Nakamura
wurde in der Mandschurei ermordet, und zwar
nach japanischen Berichten von chinesischen Sol-
daten der Mukdener Armee. Aus japanische
Vorstellungen hin haben die chinesischen Behör-
den die Angelegenheit untersucht, jedoch die
Mörder Nakamuras nicht feststellen können.
Dies hat in Japan große Erbitterung erregt und
zu energischen Protesten in der japanischen
Armee Anlaß gegeben.
Zu diesem ersten Zwischenfall ist nun am
Freitag ein zweiter hmzugekommen, der sich in
der Nähe von Mukden ereignet hat. Nach ja-
panischen Berichten sollen chinesische Truppen
eine Eisenbahnbrücke nördlich von Mukden in
die Lust gesprengt haben. Die Chinesen bestrei-
ten das und behaupten, die Japaner hätten die
Brücke selbst gesprengt. Dies haben die Japa-
ner zum Anlaß genommen, um zunächst die Gar-
nison einer kleinen chinesischen Stadt gefangen
zu sehen, und hierauf Mukden, die Hauptstadt
der Mandschurei, militärisch zu besehen. (Die
japanische Aktion erfolgt nach japanischen An-
gaben, um China zu veranlassen, eine ausrei-
chende Genugtuung zu leisten)! Ob etwa weitere
Absichten der Japaner hinter der Aktion zu su-
chen sind, bleibt abzuwarten. Es muß berück-
sichtigt werden, daß die japanischen Kapitalsan-
lagen in der Mandschurei auf mehrere Milliar-
den Goldmark geschäht werden.


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Die Lage in der Mandschurei. — Der Kon-
flikt mit Japan fördert den chinesischen Ge-
meinschaftssinn.
London, 20. Sept. Bei den Kämpfen in
der Nähe von Tschang-Tschun, nordöstlich
von Mukden, haben die Japaner nach eige-
nen Angaben 35 Tode und 90 Verwundete
verloren. Ein höherer Offizier wurde schwer
verwundet. Ein chinesisches Bataillon ist
vollständig aufgerieben worden. 3n der gan-
zen Mandschurei, so meldet eine englische
Nachrichtenagentur, stießen die Japaner auf
starken Widerstand.
Ein Vertreter des japanischen Außen-
ministeriums, Morishima, ist nach der
Mandschurei entsandt worden, um den mi-
litärischen Stellen den Befehl, keine weite-
ren die Lage erschwerenden Schritte zu tun,
zu übermitteln.
Eine der ersten Folgen des japanischen
Vorgehens in der Mandschurei ist ein
Schritt der Führer Nordchinas, den Bür-
gerkrieg zu beenden und Japan gegenüber
eine Einheitsfront zu bilden. Sie haben

sich in einem Telegramm an die Kanton-Re-
gierung gewandt, in dem sie einen Waffen-
stillstand vorschlagen.
Tschangshuliang erklärt, daß China un-
ter keinen Umständen einen Krieg wolle.
Der chinesische Offizier, der von den Japa-
nern für die Ermordung Nakamuras ver-
antwortlich gemacht wird, sei bereits nach
Mukden gebracht worden.
Ueber den Vorfall seien diplomatische
Erörterungen mit der Absicht eingeleitet
gewesen, eine freundschaftliche Regelung
herbeizuführen. Er dürfte auf keinen Fall
der Anlaß zu einem Kriege werden.
Chinesischer Protest.
Berlin, 20. Sept. Der chinesische Mi-
nister des Auswärtigen hak nach einer Mel-
dung Berliner Blätter aus Nanking am
Sonnabend bei dem japanischen Gesandten
energische Vorstellungen wegen der Vorfälle
in der Mandschurei erhoben und sofortige
Einstellung der Feindseligkeiten durch die
japanischen Streitkräfte und deren umge-
henden Rückzug in ihre ursprünglichen Stel-
lungen gefordert. Der Minister des Aus-
wärtigen hat ferner den chinesischen Ge-
schäftsträger in Tokio beauftragt, auch bei
der japanischen Regierung gegen das Vor-
gehen der japanischen Truppen in der
Mandschurei Protest einzulegen.

Dr. Amels«. Zr. FkM II
W -er rmerseier siir M. MW.

Berlin, 18. Sept. Der Gau Berlin der
NSDAP, hielt am Freitag Abend im An-
schluß an die Beisehungsteler für den von
Kommunisten getöteten SA.-Mann Herrn.
Thiel sch im dicht besetzten Berliner
Sportpalast eine Trauer- und Protestkund-
gebung ab. Der Veranstaltung wohnten als
Ehrengäste die Angehörigen des Erschosse-
nen SA.-Mannes sowie auch Angehörige
anderer gefallener Berliner Nationalsozia-
listen bei, ferner Vertreter der nationalso-
zialistischen Reichskagsfraktion usw. Nach
dem Einzug der umflorten Fahnen unter
Trommelwirbel und dem Trauermarsch aus
Beethovens Eroica sprach zunächst Reichs-
tagsabgeordneter Dr. Frank II München.
Die Versammelten seien, so erklärte er, die
Vertreter von Millionen, die heute auf-
schrien: Macht endlich Schluß mit dem
Mord auf deutschem Boden an deutschen
Menschen, die in deutschem Glauben rin-
gen wollen! Möge diesen Millionen dann
die Kraft verliehen sein, über allen Röten
ihres Ringens den Mut und den Glauben
an die Gerechtigkeit Gottes nicht zu verlieren.
Der Ermordete sei nur ein Glied jenes deut-
schen Arbeitertums, das trotz größter Opfer
die Liebe zu seinem Volkstum hoch halte.
Die nationalsozialistische Bewegung trauere
heute um den 193. Token, der im Kampf um
Deutschland gemordet worden sei. Die To-
ten der nationalsozialistischen Bewegung
würden niemals die Untreue erfahren, die
die Toten des Weltkrieges im November
1918 erfahren hätten.
Reichskagsabgeordneker Dr. Goebbels
betonte, wenn es heute in Deutschland eine
Mordatmoshpäre gebe, so sei das einzig und
allein die Schuld der Gegner des National-
sozialismus. Die Partei habe allein in der

Psingstwoche sieben Tote verloren, und da
wage man es, sie des Terrors anzuklagen.
Wenn man ihn frage, ob er die Exzesse, die
im Berliner Westen vor sich gegangen seien,
billige, so antworte er „Nein", er decke und
billige sie nicht. Aber wenn man wüßte, wie
die Bewegung gequält werde und was
man ihr angetan habe, welche Wut, welchen
Haß und welche Empörung die jungen
Männer erfülle, die Tag um Tag ihre Ka-
meraden verlören, dann müsse man wenig-
stens Verständnis aufbringen und zugeben,
daß es ein Wunder sei, daß nicht noch viel
mehr geschehe. In eiserner Disziplin sehe
heute noch die Partei den Dingen noch zu,
aber es werde einst die Zeit kommen, in der
sie auf legalem Wege zu der Vergeltung
schreiten werde, zu der die Toten sie ex-
mahnten. Das Schuldkonto ihrer Feinde
sei übervoll.
*
MM Nkk MMMi-MW.
Me russische Auffassung von dem Vorgehen
der Japaner.
Moskau üb. Kowno, 19. Sept. Das
Vorgehen der japanischen Armee in der
Mandschurei hat in hiesigen politischen
Kreisen starke Besorgnis erregt. Die rus-
sischen amtlichen Stellen waren trotz ihrer
freundschaftlichen Beziehungen zu Japan
von diesem Schritt nicht unterrichtet, dem
im übrigen nicht so sehr politische, wie wirt-
schaftliche Bedeutung beigemessen wird. Ja-
pan scheint offenbar bestrebt, in der Süd-
und Rordmandschurei eine wirtschaftliche
Basis zu errichten. Die Sowjetregierung
will zunächst die näheren Mitteilungen der
japanischen Regierung abwarken.

„NatiMle Autarkie."
Von Dr. Maisack.
In dem wirtschaftlichen „Spiegel der
Woche" eines staatsparteilichen Organs
wurde die Forderung „nationaler Autar-
kie" also „kritisiert":
Als neueste ökonomische Heilslehre wird
in den verschiedensten wirtschaftlichen und
politischen Lagern nationale Autarkie ge-
predigt, ohne daß allerdings die Urheber
dieses Planes auseinandersehten, welche
wirtschaftspolitischen Konsequenzen aus
einer derartigen Politik gezogen werden
müßten. Man kann sich nicht gut des Ein-
drucks erwehren, als ob hier in vorbildlicher
Weise Vogelstrauß-Politik getrieben wird:
Man fühlt sich in diesen Lagern der Umwelt
nicht gewachsen, also zieht man sich in das
eigene Schneckenhaus zurück."
Was ist dazu zu sagen?
Die Definition des Begriffes „nationale
Autarkie", „als der Wirtschaftsform eines
Staates, der infolge des Besitzes von allen
für die Versorgung der Bevölkerung not-
wendigen Produkten (Bodenfrüchte, Bo-
denschätze usw.) vom Auslande völlig unab-
hängig ist," mag stimmen, trifft aber den
Zustand, der heute als „nationale Autarkie"
angestrebt wird, nicht. Es ist ebenso un-
sinnig, wie töricht, wenn etwa den Befür-
wortern „nationaler Autarkie" vorgeworfen
wird, daß sie von heute auf morgen die
Reichsgrenzen von jedem Handel und Ver-
kehr hermetisch abschließen wollten. So-
weit die Forderung „nationaler Autarkie"
erhoben wird, kann sie vernünftigerweise
nur dahin gehen, den Bezug ausländischer
Waren mit allen Mitteln dort z« unterbin-
den, wo solche Waren unerwünscht sind,
oder die inländische Produktion zur Be-
darfsdeckung in der Lage ist. Dabei han-
handelt es sich heute wahrhaftig um keine
merkantilistische Spielerei, sondern um eine
Forderung, die unsere wirtschaftliche und
finanzielle Lage in jeder Hinsicht gebiete-
kerisch stellt. Daher ist auch angesichts die-
ser mehr als bedrohlichen Lage — bei der
doch so viel von „Selbsthilfe" die Red e ist!
—nichts kurzsichtiger und verkehrter als auf
veralteten wirtschaftlichen Gedankengängen
herumzureiten. Dazu gehört m. E. auch die
Behauptung von der unlösbaren Verflech-
tung Deutschlands mit der Weltwirtschaft.
Selbstverständlich braucht Deutschland einen
gewissen Export, weil es auf den Bezug von
Rohstoffen angewiesen ist und auch sonst
noch Verpflichtungen an das Ausland hat.
Aber dabei darf doch nicht vergessen werden,
daß mit der Forderung „Exportsteigerung"
an sich noch längst kein gesundes volkswirt-
schaftliches Ziel und Ergebnis erreicht ist.
Schließlich haben wir in den letzten Jahren
erheblich exportiert — aber mit volkswirt-
schaftlichem Verlust! Und glaubt denn
jemand, daß das ausgeraubte Deutschland
den kapitalstarken Ländern gegenüber auf
dem Weltmarkt ohne Hungerlöhne aus allen
Gebieten konkurrenzfähig bleiben wird?
Auch hier gilt es rechtzeitig und weise „atz-
zubauen"! Unsere besondere deutsche Lage
— was hilft da ein eingebildetes Stärsie-
bewußtsein? — erfordert, daß wir zu
mindest für eine gewisse Zeit die VerMch-
tung mit der Weltwirtschaft so weik"Ms
möglich lösen. Die „Weltwirtschaft"- Wftst-
det sich in einem ConkractionsprozM rdör
auch Deutschland berührt! Die MHtrtzW-
schaftlichen Grundlagen sind schwer
schüktert und verschoben. Sie befindest chDb
j - aj
 
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