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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0409

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Verlag: Heidelberger Deodechler. Herausgeber: Otto Wedel
Tchnfüellring: Lutherstratze 55>, Telephon 4048
Lei Heidelberger Beobachter erscheint 6 mal wöchentlich uod
lostet monatlich 2.40 RM. Bei Postbezug zuzüglich 36 Psg.
Gestellungen nehmen die Postämter und Briefträger entgegen.
Ast die Zeitung am Ers^einen (auch durch höhere Gewalt
««hindert, besteht kein Anspruch auf Entschädigung.

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Zur Freiheit und Lrol!


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bolung Ravst! iiach ausliegendent Taris. Schluß der Anzeigen.
Annahme: 18 llhr. Anzeigen - Annahme: Luthcrstrabe Lö.
Tel. 4048: Marktplad L, Tel. SS. Zahlung?, und ErfüllungS-
ort: Heidelberg. Ausschließlicher Gerichtsstand: Heidelberg.
Postsch-ltlonto: Heidelberger Beobaclster, Karlsruhe.^LISb»

Nr. 156/1. Jahrgang

Montag, den 2. November 1931

Freiverkauf 15 Pfg.

Frankreich „verständigungsbereit
aber ohne jeden Verzicht!

Paris, 31. Oktober. Die Pariser Abend-
presse beschäftigt sich sehr eingehend mit den
bevorstehenden deutsch-französischen Bespre-
chungen.
Der „Tenrps" betont, daß die Erkenntnis
Deutschlands, nur durch eine unmittelbare Ver-
stSndigung mit Frankreich gum Ziele zu ge-
langen, allein nicht genüge, optimistischer zu
schauen. Es handle sich vielmehr darum, zu
wissen, von welcher Seite die Reichsregierung
das Problem zu lösen beabsichtige, und wie weit
die Oefsentlichkeil in Deutschland und die in-
nerpolitisch« Lage es ihr gestatteten, irgend-
welche Verpflichtungen einzugehen. Man müsse
Deutschland jedoch schon jetzt auf die Strömung
in Frankreich aufmerksam machen, die gegen
jede Regelung gerichtet sei/ die den Verzicht auf

Danzig, 31. Okt. Der frühere thürin-
gische Staatsminister Dr. Frick hielt am
Freitag Abend in einer Versammlung der
nationalsozialistischen Partei in Danzig eine
Rede. Er legte dagegen Verwahrung ein,
daß der Name des Reichspräsidenten von
Hindenburg dem gegenwärtig tagenden
Wirtschaftsbeirak vorangestellt werde. Die
für Mitte November vorhergesagte Notver-
ordnungen, die das aus der Arbeit des
Wirkschaftsbeirates sich ergebende Wirt-
schaftsprogramm in Kraft sehen solle, werde
keinen anderen Erfolg haben, als daß die
Regierung Brüning über sie stürzen werde.
Zur Frage einer Revision der Reparations-
zahlungen erklärte Dr. Frick, daß es hier
eines neuen Abkommens nicht bedürfe. Es
genüge zu erklären, daß Deutschland nicht
zahlen könne und nicht zahlen wolle, da es
nicht einmal private Schulden, geschweige
denn Reparationen bezahlen könne. Da
außerdem alle Forderungen, die an Deutsch-
land gestellt werden, auf der Kriegsschuld-
lüge begründet sind, entfallen hier alle Fol-
gerungen, die Deutschland verpflichten.
Weiter forderte Frick, daß die deutsche
Regierung nunmehr offiziell die Rückgabe
des polnischen Korridorgebieles verlangen
müsse. Nach dem Grundsatz des Selbstbe-
strmmungsrechtes der Völker solle eine Ab-
stimmung im Gebiete des Danziger Freistaa-
tes abgehalten und dem Millen der Danzi-
ger Bevölkerung nach Rückkehr zum Reich
endlich Rechnung getragen werden.
M. MW M-nWMkl.
Mutig« Zusammenstöße bei -en mecklenburgi-
schen Wahlen. — Bisher zwei Tote.
Schwerin, 1. November. Bei -en Amtsver-
treterwahlen in Mecklenburg-Schwerin am
Sonntag kam es zu schweren Zusammenstößen.
Als sich ein Trupp Nationalsozialisten in Bad
Doberen in der Nacht auf Sonntag von einer
Geburtstagsfeier nach Hause begab, wurden sie
unterwegs von drei Kommunisten verfolgt. Es
kam in einem dunklen Torweg zu einem Hand-
gemenge. Ein Nationalsozialist namens GS-
vecke, wurde von Zwei Kommunisten nieder-
geschlagen. Es gelang ihm feinen Revolver zu
Ziehen,' -och schoß er sich zunächst selbst in das
Bein. Die beiden anderen Schüsse, idie er abgab,
trafen die beiden Kommunisten. Der eine erlitt
«inen Bauchschuß, sodaß er auf dem Wege ins

den Toungplan und das Opfer der Tribute Mm
Ziele hätten. Die Entschlossenheit, mit der
Frankreich seine Rechte und Interessen vertei-
dige, fei umso notwendiger, als man im Augen-
blick überhaupt nicht wisse, mit welchem Deutsch-
land man es zu tun habe. Wie man auch in
Deutschland die Lage auffasfen möge, eine
Reichsregrernng, selbst mit Brüning an der Spitze
in der das Innenministerium »nd das Reichs-
wehrministermm in Händen von Nationalsozia-
listen liege, würde für die kommenden großen
Verhandlungen eine geradezu bedauerliche
Atmosphäre'schaffen. —
Wir sind der Auffassung, daß es Frankreich
völlig gleichgültig sein kann, wer in Deutschland
regiert. Das bestimmt, — vorläufig wenigstens
noch, das deutsche Volk! —

Rostocker Krankenhaus starb. Der andere Kom-
munist wurde durch den Schuß sofort getötet.
Gädecke muhte gleichfalls ins Rostocker Kran-
kenhaus überführt werden.
Zn Sülze kam es zu Zusammenstößen zwi-
schen Nationalsozialisten und Kommunisten, es
gab mehrere Verletzte. Zn Riebnitz wurde ein
Nationalsozialist von einem politischen Gegner
nieüergestochen.
MMLs MImsMllMeit
Berlin, 31. Oktober. Zu den Presseveröffent-
lichungen über die russischen Zahlungsverpflich-
tungen teilt der Rußlandausschuß der Deut-
schen Wirtschaft, dessen Geschäftsführung sich
beim Reichsoerband der deutschen Industrie be-
findet, mit, daß die über angebliche Morato-
riumsverhandlungen verbreiteten Gerüchte jeder
Grundlage entbehren und daß keine Gründ«
vorliegen, das bisherige Vertrauen zur russi-
schen Zahlungsfähigkeit anzuMeifeln. Wie hier-
zu verlautet, deckt sich die Auffassung des Ruß-
landausschuffes mit der der zuständigen Stellen.
Japanseirrdliche Bswrg«»g
in Schanghai.
Moskau Mer Kowno), 31. Oktober Nach
einer chinesischen Meldung nimmt di« japan-

Amfierdam, 31. Okt. Die holländische
Regierung hat am Freitag der Kammer
einen Gesetzentwurf vorgelegt, der eine Kon-
tingentierung der Einfuhr auf der Grund-
lage der Einfuhr in den Jahren 1928 bis
1930 vorstehk. Zn der Begründung wird
darauf hingewiesen, daß die Aenderungen
in den Währungsverhälknissen in England
und den skandinavischen Ländern dazu ge-
führt hätten, daß der Warenstrom aus die-
sen Ländern sich noch mehr als bisher nach
Holland wende. Hinzu komme, daß auch die
anderen Länder bemüht seien, ihren Absatz
nach Holland zu steigern, weil sie ihre Wa-
ren in den Ländern mit veränderten wäh-
rungspolitischen Verhältnissen nicht mehr

feindliche Bewegung in Schanghai in den letz-
ten Tagen wieder zu. Die chinesischen Banken
weigerten sich, japanisches Geld einzuwechseln,
wodurch der Handel der japanischen Firmen
völlig lahmgelegt wurde. Die japanischen Schu-
len müßten von japanischer Znfanterie bewacht
werden, da sie von Chinesen stark bedroht
würden. Die japanischen Staatsangehörigen
hätten um weiteren militärischen Schutz gebeten,
da in der letzten Zeit wiederholt Aeberfälle auf
Zapaner verübt worden seien.
Braunschweig ruft das Reichsgericht an. —
Wegen Abkürzung des „Volksfreund"-
Verbotes.
Braunschweig, 31. Okt. Das braun-
schweigische Staatsministerium hat sich, wie
von zuständiger Stelle verlautet, gegen die
Entscheidung des Reichsinnenministers ge-
wandt, der die Verbotsdauer des sozialde-
mokratischen Braunschweiger „Volksfreund"
auf zehn Tage bis einschließlich 31. Oktober
abgekürzt hat. Der Braunschweiger Innen-
minister Klagges hat in einem an den
Reichsinnenminister gerichteten umfangrei-
chen Schriftstück zum Ausdruck gebracht,
daß er die Entscheidung des Reichsgerichtes
in dieser Gelegenheit beantrage.

Mtt SllllMOFmIl
im SirgnIM-
Altenkirchen, 31. Okt. Nachdem kürz-
lich in der Nähe von Missen ein Spreng-
skoffdiebstahl aufgedeckt werden konnte,
wurde nun auch in der Gegend von Alten-
kirchen festgestellt, daß hier dunkle Kräfte
am Werke sind. Mehrere junge Leute, die
bei einer Streife durch die Berge auch in
den alten Stollen der lange still liegenden
Grube „Lucie", „Ernst und Arthur" kamen,
fanden dort etwa 50 Schritt vom Eingang
entfernt eine Kiste, in der fünf Packungen
Dynamit lagen. Der von ihnen benachrich-
tigte Polizeioberwachtmeister stellte den
Fund sicher, und erstattete sofort Anzeige.

unkerbringen könnten. Durch diese Verhält-
nisse werde der holländische Markt so stark
bedroht, daß es notwendig sei, eine Möglich-
keit zur Abwehr zu schaffen. Diese Ab-
wehrmußnahmen ständen in keinerlei Wi-
derspruch zu den von Holland geschlossenen
Verträgen: die Meistbegünstigung werde
streng beachtet werden.
Die geplanten Einfuhrbeschränkungen
dürften sich hauptsächlich gegen die Einfuhr
von Fleisch aus Dänemark und gegen die
Brotausfuhr aus Belgien richten. — Und
in Deutschland? Zn Deutschland träumt
man von „Weltwirtschaft" und „Verständi-
gung".

Frick fordert Rückgabe
des Korridors und Danzigs.

Mnd IMiWiitillt die WM
zur SWrung des WiinMu MM.

ZW!l md KW.
S.— Bekanntlich ist der Krieg geächtet. Der
Kelloggpakt, auch von Japan und China unter-
zeichnet, bedroht den angreifenden Staat Mik
wirtschaftlichem Boykott alle r Pak-Unterzeich-
ner und droht auch sonst allerhand Maßnahmen
an. —
Wie im Leben des Einzelnen, so haben auch
im Zusammenleben der Völker Strafandrohun-
gen nur dann eine Wirkung, wenn hinter
ihnen eine reale Macht steht, die fähig und
willens ist, diese Drohungen zur Durchführung
zu bringen. — Der Völkerbund ist nun, äbge-
sehen davon, daß er einseitig als Ausführungs-
organ der französischen Hegemonie wirkt —
absolut keine reale Macht.
Er faßt Entschlüsse, richtet Empfehlungen an
die sich streitenden Staaten und jeweils, wenn
ein ernster Konflikt ausbricht, versagt er völlig
und gleicht jenem bewußten Kreis auf dem
Dach. —
So auch bei dem Konflikt zwischen China
und Zapan, dessen plötzliches Hervorbrechen für
die Weltöffentlichkeit sehr überraschend, für die
Eingeweihten jedoch nicht unerwartet kam.
Zn der Nacht vom 18—IS. September be-
setzten nicht gerade starke japanische Truppen-
kontingente nicht nur die südmandschurische
Eifenbahnzone und darüber hinaus wesentliche
strategische Punkte der Südmandschurei. Das
im besetzten Gebiet liegende chinesische Militär
wurde entwaffnet, der Nach richkenappa rat des
Landes, die öffentlichen Gebäude besetzt und die
chinesische Polizei unter japanisches Militär-
kommando gestellt.
Zapan gibt als Grund seines Vorgehens die
Sprengung einer Brücke der südmandfchurischen
Bahn durch eine Abteilung von ca. 350 chinesi-
schen Soldaten an, während China diese japa-
nischen Vorwürfe ablehnt und sogar behauptet,
jene Brücke sei auf japanische Veranlassung ge-
sprengt worden, um so einen Anlaß zum Ein-
greifen japanischer Truppen zu schaffen. Ferner
unterstellt die chinesische Regierung die Absicht,
Landannekiionen vornehmen zu wollen.
Der Völkerbund, der sich auf Grund des
Artikels 15 seiner Satzung mit dem Konflikt be-
fassen mußte, ist machtlos. Er schlug die Ver-
mittlung Amerikas vor, die von Zapan ab-
gelehnt wurde. China wie Zapan stellen sich
gegenseitig Bedingungen und bezeichnen sie eben-
so prompt als „unannehmbar". — Kellogg
schlummert sanft. Die Atopie des allgemeinen
Weltfriedens hat sich wieder einmal als das er-
wiesen, was wir stets behauptet haben. Sie ist
ein Mittel zur Verdummung der Massen, da-
mit einige wenige Staaten, die das Heft in der
Hand haben, um so ungestörter ihren politische»
Geschäften nachgehen können.
Angeachtet dieser Feststellung ist eS an-
gebracht, einmal die Vorgeschichte des japanisch-
chinesischen Konfliktes 'aufzuzeigen. Deutsche
Pazifisten, Marxisten und rote Zenkrumspoliki-
ker mögen an ihr erkennen, wohin ein Volk ge-
langt, das infolge inneren Zerfalls Unter das
Zoch auswärtiger Mächte gerät. —
Die heutigen Streitigkeiten zwischen Chino
und Zapan in der mandschurischen
Frage können nur dann richtig beurteilt wer-
den, wenn man sich über die vertraglichen
Grundlagen klar ist.
Der Expansionsdrang des japanischen Insel-
reiches beruht auf geopolitischen Momenten, die
denen des deutschen Reiches in Mitteleuropa
nicht unähnlich ist. Genau wie Deutschland fehlt
es anch Zapan an Ran», um die jährlich wach-
sende Bevölkerung wirtschaftlich Und national
gefestigt unterzubringen. Der Bevölkerungs-
überschuß suchte zuerst einen Ausweg nach Ka-
nada und USA, der aber durch die Einwande-
rungsgesetzgebung beider Staaten bald ver-
stopft wurde. Gleichzeitig begann das Aeber-
greifen japanischer Auswandererzüge aus das
asiatische Festland. — Korea wurde zu-
nächst als Stützpunkt annektiert. Zm chinesisch-
japanischen Krieg 1894/S5 hafte Zapan als wich-
tige strategische und verkehrspolikische Punkte
Port Arthur und Dairen dem japani-
schen Interessenbereich staatlich einfügen zu kön-
nen. Trotz des japanischen Sieges über Chino
wurde Japan um den erhofften Siegespreis ge-
bracht, und zwr durch die Intervention Ruß-
 
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