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Nr. 169 /1. Jahrgang
Die«stag, den 17. November 1931
Freiverkauf 15 Pfgz
Zelitm MEt „geistige lWMm"
des MsiDzisl«.
Darmstadt, 16. Nov. Während der hes-
sische Zentrumsführer, Ministerialrat Hoff-
mann, eine Stellungnahme in der Frage
der Regierungsbildung auf Grund der neuen
Wahlergebnisse vorläufig noch ablehnt, ver-
lautet dennoch aus Kreisen des hessischen
Zentrums, es sei nicht wahrscheinlich, daß
das Zentrum nach all den Vorgängen der
letzten Wochen und Monate einen national-
sozialistischen Staatspräsident wählen werde.
Auch werde sich das Zentrum wohl kaum
an einem Kabinett zusammen mit natianAV
sozialistischen Ministern beteiligen. Me na-
tionalsozialistische Fraktion müsse jedenfalls
in einer gewissen Zeit er sterweisen, daß sie
von ihrer bisherigen Agitation abrücke, und
einen Geist offenbare, der die Fruchtbarkeit
einer Zusammenarbeit, wenn auch nur an-
nähernd, gewährleiste. Es bliebe vielleicht
die Möglichkeit, daß die Nationalsozialisten
ein Kabinett der Mitte tolerieren (?). Vor-
läufig aber bleibe es wahrscheinlich, daß die
jetzige Regierung als geschäftsführendes Ka-
binett im Amt bleibe. Eine grundlegende
parteipolitische Umgestaltung und Neukoa-
lition komme sicherlich vor der Lösung der
schwebenden Fragen und vor einer „geisti-
gen Umstrukkur" des Nationalsozialismus
nicht in Frage. —
Das Zentrum, das gerade bei der Hessen-
wahl von 13 Mandaten 3 verloren hat,
scheint dem unheilbaren Größenwahnsinn
verfallen zu sein!
Die 10 Zentrumsvertreter im hessischen
Landtag können warten, bis zur Errichtung
des dritten Reiches, wenn sie sich dem
naiven Kinderglauben hingeben, die NSD-
AP werde ein Kabinett der „Mitte" tole-
rieren. Derartige Späße kann sich das
der Titelseite der Ausgabe vom Freitag
Wer
betrügt
Arbeiter
-n» Angestellte?
Preis: 1 Stück 2 Pfg., 100 Stück 1,50 RM.,
800 Stück 3,75 RM., 500 Stück 5,50 RM.,
jedes weitere 100 1 RM.
»«Fort
Zentrum mit der zerfallenden SPD erlau-
ben.
Bei der NSDAP wird nichts „toleriert".
Entweder die Macht im Staate, oder, so-
lange wir sie nicht haben, Opposition bis
zum Aeußersten!
PutschhStze*
Die Putsch-Psychose beunruhigt die Gemüter
allmählich ün gemeingefährlichem Maße. Sie
wirÄ mit Vorbedacht geschürt von der jüdischen
Journaille, die mit Sensationsgerüchten übelster
Art fortgesetzt die öffentliche Meinung in Hoch-
spannung hält. Der Zweck ist ebenso nieder-
trächtig wie die Methode. Er gilt ausschließlich
der „nationalsozialistischen Gefahr". Die Heiden-
angst der Galizier und bestimmter nicht mit dem
,-sanften Ruhekissen" versehenen Emporkömm-
linge der Nachnovemberzeit findet auf diese
Weise eine Kleine Abreagierung. Zugleich dient
die Putschhehe wie gesagt der Hervorzauberung
einer Umsturzangst, auf welchem Wege die natio-
nalsozialistische Bewegung dauernd der liebevollen
Behandlung der DerbolSbehörde empfohlen wird.
Ueber die beabsichtigten Linksputsche schweigt die
Journaille, sie wittert naturgemäß nur von rechts
eine Gefahr.
So ist die jüdische und mit ihr die spießbür-
gerliche Journaille wieder einmal einer Ente zum
Opfer gefallen, teils mit Freuden, teils unab-
sichtlich, die ebenso plump wie lächerlich ist. Wenn
der Unsinn unbeanstandet den Weg in die Presse
finden konnte, wo er allen Ernstes groß auf-
gemacht erschien, dann ist es eben nur erklärlich
mit der Vernebelung des Geistes durch die
Atmosphäre der ewigen Putschgefahr.
Sensationell aufgezogen wurde in einer ge-
wissen Journaille die Meldung verbreitet, Dr.
Pfriemer, der gegenwärtig in "München weilt,
beabsichtige von Bayern aus einen neuösterrei-
chischen Putsch in die Wege zu leiten. Schon
am letzten Montag hätte angeblich der erste
Schlag geführt werden sollen.' Auch bayerische
Mannschaften (was für welche wohl?) wären im
Ernstfälle eingesetzt worden. Nicht von der
Putschkrankheit befallene Geister erkannten das
Unsinnige dieser Meldung auf den ersten Blick.
Wie erwartet, folgte auch rasch die Aufklärung
der merkwürdigen'Phantasterei, die sich als recht
harmlose Zeitungsente entpuppt.
*
Straßburger hetzt gegen
Danzig.
Danzig, 16. Nov. Am Sonntag fand in
Danzig die Fahnenweihe des polnischen
Reserveunteroffizierverbandes unter dem
Protektorat des diplomatischen Vertreters
Polens in Danzig, Dr. Straßburger, statt.
Zahlreiche Verbände aus Polen hatten Ab-
ordnungen entsandt. Besonders stark ver-
treten waren Landheer und Kriegsmarine.
Der Feier in der polnischen katholischen
Kirche in Danzig-Langfuhr folgte eine Kund-
gebung im Kleinammer Park. Alle Redner
beschäftigten sich mit Deutschland. Minister
Dr. Straßburger betonte, daß der deutsch-
polnische Kampf noch nicht zum Abschluß
gelangt sei und daß Danzigs Boden, auf
dem er stehe, polnisch gewesen sei und wie-
der polnisch werden müsse. 3n ganz beson-
derem Maße hetzte dann noch der Redner
der „polnischen Gemeinde" in Danzig gegen
die freie Stadt.
Die Redewendung Straßburgers, daß
Danzigs Boden wieder polnisch werden
müsse, ist von mehreren einwandfreien
Zeugen, die an der Versammlung teilnah-
men, gehört worden. Sie ist umso unerhör-
ter, wenn man bedenkt, daß Straßburger
der offizielle diplomatische Vertreter in
Danzig ist und in solcher Weise von dem
Staat spricht, bei dem er beglaubigt ist.
Entgegen allen Beteuerungen in Genf hat
Straßburger vor den polnischen Aejerveun-
teroffizieren die Maske fallen lassen und
den polnischen Einverleidungswünschen be-
züglich Danzig öffentlich Ausdruck gegeben.
Vm WM-jMnWll MM.
Die Sonntagskämpfe an der Nonni-Brücke.
London, 16. Nov. Bei den Kämpfen in
der Nähe der Nonni-Brücke am Sonntag
wurden von den japanischen Truppen, die
von Flugzeugen und durch ständiges Ge-
schühfeuer unterstützt wurden, 4000 chine-
sische Kavaleristen in die Flucht geschlagen.
200 Chinesen wurden getötet und verwun-
det. Die japanischen Verluste werden mit
vier Toten angegeben. Die Japaner haben
ihren rechten Flügel ausgedehnt, da sie eine
Amzingelung durch die Chinesen befürchten.
Die Chinesen melden, daß sie sechs Maschi-
nengewehre und zwei Geschütze erobert ha-
ben.
*
500 Japaner an der Nonni-Brücke gefallen.
Schanghai, 16.Nov. Wie aus Nanking
gemeldet wird, hat General Ma die Regie-
rung davon in Kenntnis gesetzt, daß in den
letzten Kämpfen am Nonnifluß auf japani-
scher Seite 500 Mann gefallen sind. Aus
Korea ist von den Japanern ein Flugzeug-
geschwader nach dem Kampfschauplah ent-
sandt worden. Die Stärke der in den letz-
ten zwei Tagen nach Mukden entsandten
neuen japanischen Truppen wird mit 10 000
Mann angegeben.
Nach Berichten aus Tokio hat das japa-
nische Außenministerium eine Erklärung
veröffentlicht, in der es heißt, daß der ehe-
malige chinesische Kaiser, der bisher in der
japanischen Konzession gelebt hat, „spurlos
verschwunden sei".
MM MttSW-AMMlsmr.
Berlin, 17. November. Voraussichtlich wird,
wie der „Vorwärts" berichtet, im Dienstag eine
Besprechung der sozialdemokratischen Führer mit
dem Reichskanzler Dr. Brüning siatkfinden. Die
Sozialdemokratie will die politischen Fragen
besonders den „Terror der Nationalsozialisten"
zum Gegenstand einer Aussprache Mit der Aeichs-
regierung machen. — Es schiene uns wesentlicher,
die Reichsregierung würde sich mit der Mord-
tätigkeit des Reichsbanners und der Marxisten
befassen.
„M regiert,-er verliert"
Die Väter der mangels Masse sterbenden
Demokratie haben schon vor Jahren in dem
Durcheinander parteipolitischen Kuhhandels eine
Art parlamentarisches Fundamentalgesetz zu er-
kennen geglaubt, dessen Inhalt lautet: „Wer in
der Regierung sitzt, der verliert an Ansehen und
Wählern; wer in der Opposition steht, der wird
in absehbarer Zeit mit den Glücksgükern der De-
mokratie, als da sind feite Pfründen, Mandate
und amtliche Würden gesegnet. Ist die Opposi-
tion zur Regierung gelangt, so wiederholt sich
das Spiel ad infinitüm. Auf eine kurze For-
mel, gebracht, würde dieses Gesetz lauten: „Wer
regiert, der verliert." Es läßt sich nicht leugnen,
daß dieser Sah für das System des korrupten
Parlamentarismus Gültigkeit besitzt: wir brauchen
dabei nur an ein eklatantes Beispiel partei-
politischen Frontwechsels zu denken, als die So-
zialdemokraten vor den Maiwahlen 1828 die
Reichsregierung verliehen, um dann in wüster,
aber auch erfolgreicher Opposition gegen den
„Bürgerblock" mit der Parole:
„Alles neu macht der Mai,
Mit Hergk und Hitler ist's vorbei",
Sturm laufen. Jener Kulissenwechsel ließ ihre
Mandatsgiffer auf über 150 anschwellen.
Die absolute Gültigkeit dieses Gesetzes hat
zwei Voraussetzungen, die von den parlamen-
tarischen „Gegnern" — die sich letzten Endes ab-
solut einig sind — erfüllt werden müssen. Die
erste Voraussetzung ist die, daß die Negierung
schlecht regiert und nur Mißerfolge zu verzeich-
nen hat, die zweite ist die, daß die Opposition
eine skrupellose Agitation gegen die Maßnahmen
der Regierung entfaltet, obwohl sie kaum an die
Macht gelangt, nach genau denselben falschen
Methoden regiert wie vorher der markt-
schreierisch bekämpfte „grundsätzliche und welt-
anschauliche" Gegner. Ein kurzer Rückblick auf
das „Bäumchen-Wechsel-dich"-Spiet zwischen bür-
gerlichen und sozialdemokratischen Nachkriegs-
regierungen beweist nur zur Genüge, daß dies«
beiden Voraussetzungen von den Bannerträgern
der Demokratie stets nur allzu getreulich zum
Schaden des deutschen Volkes erfüllt wurden.
Wer also an die ewige Gültigkeit dieses Ge-
setzes glaubt und es in den Kreis seiner politi-
schen Berechnungen mit einbeziehk, der rechnet
von vornherein — entweder aus allzugenauer
Kenntnis des parlamentarischen Getriebes oder
in der Erkenntnis eigener Unzulänglichkeit —
mit einem Mißerfolg des Gegners, mit der Un-
fähigkeit der Regierenden. Es ist also keines-
wegs ein Ruhmesblatt in der Geschichte des
neudeukschen Parlamentarismus, daß überhaupt
der Gedanke an das Bestehen eines solchen
zwangsläufigen Gesetzes auftauchen konnte, son-
dern eine vernichtende Abfuhr für dieses System.
Nur einer, der an die Gültigkeit des Gesetzes
„Wer regiert, der verliert", glaubt, konnte das
deutsche Volk mit folgender Weisheit beglücken:
„Die Sozialdemokratie wird eine Regie-
rung Brüning-Hitler begrüßen, weil sie da-
durch von der Regierungspolikik befreit wird
und das Zenlruni die Nationalsozialisten ohne-
hin an den größten Dummheiten hindern
wird",
wie es der ewig verhinderte sozialdemokratische
Außenmini'ster-Anwärter Rudi Breitscheid
in einer Versammlung in Emden tat. Genosse
Bveitscheid steht also auf dem Standpunkt: Laßt
die Nazis mal ruhig ans Regieren ran, dann
werden sie es auch nicht besser machen können
und so viel an Aksehen verwirtschaften, daß die
Gefahr des „Faschismus" in Nichts zusammen-
schrumpfk. Derweil können wir dann hemmungs-
lose Opposikionspolitik machen und den verloren
gegangenen ersten Mann wieder suchen. Und
vor dem Schlimmsten werden uns schon unsere
Koalitionsbrüder im Geiste Brünings bewahren.
Diese Lösung wäre für die Sozialdemokratie schön
und bequem — wir hören schon die Erleichke-
rungsseufzer der Tolerierungspolikiker — sie hat
bloß den einen Fehler, daß sie auf den Natio-
nalsozialismus nicht anwendbar ist. Denn der
nationale Sozialismus gewinnt in der Regierung
genau wie in der Opposition.
Das läßt sich am besten an dem Beispiel
Thüringens beweisen, wo gerade zu der Zeit der
Ministerkätigksik unseres Pg. Dr. Frick die
NSDAP einen ungeahnten Aufschwung nahm
und wo heute noch die Bewegung nicht in erster