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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0101

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Verlag: Heidelberger Beobachter Her-llSgedei: Otto Wedel.
Schriftleitung: Luthcrstratze 5S, Telephon 4Ü48
Der Heidelberger Beobachter erscheint 8 mal wöchentlich und
lostet monatlich L.40 RM. Bei Postbezug zuzüglich 3S Pfg.
Bestellungen nehmen die Postämter und Briefträger entgegen.
Ist die Teilung am Erscheinen (auch durch höhere Gewalt
oerhindert, besteht lei» «uspiu» aus Entschädigung.

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Zur Freiheit und Brot!


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An , eIgen: - Die 8 gespaltene Millimetcrzeile tv Psg. Die
« gespaltene Millimcterzeile im Tcxtteil LS Psg. Für tleine
Anzeigen: Die 8 gespaltene Millimetcrzeilc .-> Psg. Bei Wieder-
boiung Rabatt nach ausliegendem Taris Schluss der Anzeigen-
Annahme: 18 Uhr. Anzeigen - Annahme: Lutherstrahe SS,
Tel. 4V48: Marktplatz g, Tel. 86. Zahlungs-n»d ErfüllungS-
ort: Heidelberg. Ausschliesslicher Gerichtsstand: Heidelberg.
Postscheckkonto: Heidelberger Beobackstcr, Karlsruhe, Sl 834.

Nr. 118/1. Jahrgang

Dienstag, den 15. September 1931

Freiverkauf 15 Pfg.

MWM M Ml.!!! WlnbM

Dieses Geld schluckt eine Körperschaft,
der wir unsere größten Demütigungen «nd Niederlagen z« verdanken haben.

175 VM trcs
90 000 „
87 VM „
53 MV „
28 VM „
16 VM „
14 VM
12 MV ,,
8 MV „
S5M .,
5VM „
4 MV „

Lin klassisches Beispiel dafür, wie man trotz
der heutigen Notzeit mit den von den Steuer-
zahlern aufzubringenden Geldern umspringt,
sind Deutschlands Pflichtzahlungen an
den Völkerbund. Nach einer Zusammen-
stellung des Genfer Sonderberichterstatters der
„Nachtausgabe" hat der Völkerbund einschließ-
lich des Internationalen Arbeitsamts im Iah re
1931 eine Etat von 35 407 109 Goldsranken, ge-
genüber 25 338 935 im vorigen Jahre. 50 Pro-
zent werden für Gehälter aufgewandt, 30 Pro-
bte an den Verhandlungen der Kommissionen
keilnehmen, 4 Millionen werden sür Drucksachen
ausgegeben.
Die höchst
gesamt beim Völkerbund über neun Millionen
Goldfranken ausgegeben werden, sehen ein-
schließlich der Aufwandsentschädigung und der
Kosten sür die Dienstwohnungen folgender-
maßen aus:
Der Generalsekretär
Beigeordneter Generalsekretär
Unterstaalssekretär je
Abteilungsleiter 41 MV bis
Referenten
Referenten 8
Sektionssekretäre
Stenotypistinnen
Schweizer Slenvtyr istinnen
Asfistenten
Portiers
Boten

en Gehälter, für die ins-

feben werden, sehen ein-
andsentfchädigung und der

Aehnliche Gehälter werden beim I n -
kernationalen Arbeitsamt gezahlt.
Die gesamten Kosten werden durch Beiträge
aufgebracht, die auf die einzelnen St a a t e n
nach einem bestimmten Schlüssel verteilt werden.
Bei dem jetzt vorgesehenen Etat würden für die
größeren Staaken folgende Kosten entstehen:
England 3 780 MO, Deutschland 2 844 MO,
Frankreich 2 844 000, Italien 2 160 000, Iapan
Japan 2160 000, China 1651 MO, Polen
1 152 000, Kanada 1 250 000 Franken. Das
alles ohne den besonderen Zuschuß für den Neu-
bau.

Ein alter Streit im Völkerbund ist das Ver-
hältnis der Beiträge der einzelnen Staaken zu
dem Anteil an der Beamtenschaft.
Die 13 Staaten der sogenannten englisch-fran-
zösischen Gruppe zahlen 43 Prozent des Etats,
alle übrigen 41 Völkerbundsstaaken 57 Prozent
des Etats.
Von den insgesamt 1046 Beamten und An-
gestellten des Völkerbundes und des Inter-
nationalen Arbeitsamtes sind 284 gebürtige
Schweizer, die aber nur sür die kleineren
Posten in Anspruch genommen werden. Von
den übrigen 762 Beamten und Angestellten sind
543 Angehörige der Stabten aus der eng-
lisch-französischen Gruppe und nur
319 Angehörige der übrigen 41 Völkerstaaten,
so daß die im Etat zum kleineren Teil be-
teiligte englisch-französische Gruppe in Wirklich-
keit den größeren Einfluß hat, vor allem
weil dieser Gruppe die maßgebenden Posten zu-
gefallen sind.
Ein geringer Teil der Ausgaben des Völker-
bundes wird für wirklich praktische
Zwecke verwandt. So werden rund 1,3 Mil-
lionen Franken für die Hygiene-Ovganisation
ausaegeben. 1,75 Millionen stehen der Wirt-
schaft- und Finanzabteilung zur Verfügung.
Di« Mandatsverwaltung kostet 370 000 Frank.
— Es handelt sich aber auch bei diesen Ziffern

nicht etwa um sachliche Ausgaben, sondern zum
Teil um Aufwendungen für Gehälter. Für den
Schuh der Minderheiten berechnet der Völker-
bund insgesamt 352 OM Frank, darunter aber
310 000 für Gehälter.
Eine Schätzung der für die einzelnen Dele-
gationen erforderlichen Kosten würde sür
Deutschland etwa so ausfallen: Man kann
rechnen, daß in Genf die große Delega-
tion mit rund ständig 40 Mitgliedern, ein-
schließlich des technischen Personals, sich im
Iahre rund 50 Tage lang aufhält. Dazu kom-
men noch etwa 20 Tage für eine gleich große
Delegation bei der Vollversammlung des Inter-
nationalen Arbeitsamtes. Das sind 70 mal 40,
also 2 800 Uebernachtungen mit einem Mindest-

diätensatz von 30.— Mark im Durchschnitt.
Weiter finden aber in Genf so viele Kommis-
sionsberatungen statt, daß man mit noch weiteren
200 Aufenthaltstagen mit einem Durchschnitt
von weiteren 20 Anwesenden rechnen kann. Das
sind weitere 4000 Uebernachtungen. Also 6 800
Uebernachtungen mit 30 Mark pro Kopf und
Tag, insgesamt 204 VVV RM. Unkosten. Dazu
kommen für Reise, Gepäck, Kuriere noch
mindestens weitere 120 000 RM. Außerdem
werden sicher 100 000 RM. für Fernschreiben
und Telefon ausgegeben. Das macht alles zu-
sammen 424 000 RM. Rechnet man dazu die
Unkosten, die Deutschland noch durch die Reprä-
sentation und die allgemeine Propaganda ent-
stehen, so kommt man auf Mindestausgaben

von etwa einer halben Million
Reichsmark, und zwar im normalen Völ-
kerbundsjahr. Im Iahr der Abrüstungskonfe-
renz werden diese Ausgaben wesentlich steigen.
Nun wissen wir auch, wie unsere Steuer-
gelder verwandt werden. Wenn dieser Riesen-
aufwand nur in einem geringen Verhältnis zu
dem' in Genf Erreichten stünde, wären diese
Riesensummen wenigstens im Interesse für Volk
und Vaterland angelegt. So aber kostet uns
jede Niederlage in Genf neben den tausenden
Pflichtbeiträgen rund eine halbe Million Mark.
Es wird wirklich höchste Zeit, daß Deutschland
diesem Völkerbund den Rücken kehrt. Es wird
dies der erste Schritt einer nationalsozialistischen
Regierung sein.

So „ehrt" das bayrische Kultusministerium
den größten deutschen Staatsmann!

Paul Aeusch hatte der Stadt München i
ein Bismarckdenkmal geschenkt, das Pro-
fessor Fritz Behn zum Schöpfer hat.
Dieses Denkmal wurde aus einem
Schutthausen, umringt von Obstbäumen
aufgestellt. Das bayrische Kultusministerium
hatte die Aufstellung auf einem würdi-
gen Platze, etwa auf dem Ehrenhof des
deutschen Museums, versagt!
Das Denkmal wurde vorgestern enthüllt,
und es ist bezeichnend für die Regierung
Held, wie ebenso für die Stadt München,
daß man es nicht für notwendig erachtete,
bei der Enthüllung eines Denkmales des
größten deutschen Staatsmannes vertreten
zu sein.

Der Schöpfer des Denkmals legte nun
am Tage der Enthüllung, der nicht öffentlich
bekannt gegeben war, einen großen Lor-
beerkranz mit zwei schwarzen Schleifen
nieder. Auf der einen Schleife stand „In
Trauer", auf der anderen „Zn Scha m".
Da der Bayrischen Volkspartei diese
Schleifenaufschriften begreiflicherweise pein-
lich waren, wurde der Kranz von der
Münchener Polizei entfernt!
Wir haben es herrlich weit gebracht. Je-
den hergelaufenen ausländischen Juden
empfängt man mit Trara! Dem größten
deutschen Staatsmann verweigert man die
selbstverständliche Ehre! — Die Bayerische
Bolkspartei scheint dem Zentrum nacheifern
zu wollen!

Wieder einem Nationalsozialisten
christliches Begräbnis verweigert!
Glaubt man so den Zerfall des Zentrums zu verhindern?

Dem „Fall G e m e in d e r" hat sich we-
nige Tage danach ein neuer Fall angereiht. Ein
katholischer Geistlicher in Düsseldorf hat dem
von den Kommunisten ermordeten SS.-Kamera-
den Vobis bas christliche Begräbnis ver-
weigert. Er, der Diener einer Kirche, die
dem Massenmörder Kürten drei Geistliche sandte,
er, der Diener einer Kirche, deren Vertreter in
Konstanz hinter der Sowjetfahne bei der Be-
erdigung eines kommunistischen Selbstmörders
marschierte, weigerte sich, einen aufrechten deut-
schen Menschen zu Grabe zu geleiten, weil die
Fahnen Hitlers sich über seinem Sarge sen-
ken sollten, weil die letzten Dankesgrüße der
Kameraden, die Kränze, Schleifen die Zeichen
des kommenden Deutschlands trugen. Erschüt-
terung und Entsetzen wachsen in uns ob dieser

Ungeheuerlichkeit. Aber dann, als der Pfarrer
der altkatholischen Gemeinde die Treppe von
der Leichenhalle hinabschreitek, als wir sehen,
daß die herrlichste Idee dieser Erde, der Gok-
tesgedanke, nicht restlos ausgelie'fert ist eifern-
den Dogmatikern und politischen Parteigängern
im geistlichen Gewände, da löst sich der eiserne
Ring um unsere Herzen. So fanden die Worte
dieses deutschen Pfarrers in den Herzen aller
tiefsten Widerhall:
„Selig sind, die im Herren eingehen. Iener
Tote, an dessen offener Gruft wir hier stehen,
er ist im Herrn gestorben. Denn er war treu, er
hatte ein Ideal, ein großes, um das er fein Le-
ben gab. Er wird fortleben im Andenken fei-
ner Kameraden und aus dem Gedächtnis an ihn
wird aufgehen ein Samenkorn und Früchte

bringen zum Segen und Heil für das Vater-«
land, das er über alles liebte . . ."
Muh der katholische Priester, der dem Er-
mordeten die Einsegnung verweigerte, nicht vor
Scham in die Erde versinken?
Fürst Starhemberg
verhaftet.
Wien, 14. Sept. Fürst Starhemberg
wurde im Eisenbahnzug in der Gegend von
Weisenkirchen in Oberösterreich verhaftet.
Desgleichen wurden in Linz die früheren
Generale Puchmeyr und Englisch Popparich
festgenommen. Wie aus Graz gemeldet
wird, sollen Pfriemer und Rauter anschei-
nend nach Italien geflüchtet sein.
*
Oestereichs Finanzminister Redlich nach
Genf abgereist.
Wien, 14. Sept. Am Sonntag ist an
Stelle des Bundeskanzlers Buresch der
österreichische Finanzminisier Dr. Redlich
zu den Kreditverhandlungen mit dem Völ-
kerbund nach Genf abgereist.
*
Die nokgelandeten französischen Flieger
vorläufig festgehalten.
Krefeld, 12. September. Zu der Notlandung
eines französischen Flugzeuges im Kreis Gel-
dern teilt bas Krefelder Polizeipräsidium mit:
Am Freitag gegen 10,30 Uhr landete das Flug-
zeug Avion Breguet G.R. mit dem Flieger P.
Lodos und einem Mechaniker, die an dem Ae-
kordflug Paris—Tokio teilnahmen, wegen Mo-
torschaden und Störungen an der Brennstoff-
zuführung auf einem Ackerfeld in der Gemeinde
Neukerk. Da der Flieger nicht im Besitz der
amtlichen und zivilen Zulassung war, außerdem
das Flugzeug militärische Abzeichen führte, wur-
den Flieger und Flugzeuge von der Polizei vor-
läufig festgehalten.
 
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