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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0165

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Verleg: Heidelberger veobachler Herausgeber: Otto Webel.
Schriftleitung: Lutherstrabe 55. Telephon 4048
Der Heidelberger Beobachter erscheint 6 mal wöchentlich und
lastet monatlich L.40 RM. Bei Postbezug zuzüglich 3« Pf«.
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ort: Heidelberg. «urschlieMcher Gerichtsstand: Heidelderg.
Postschclstanlo: Heidelberger Beobachter, lrarlistud«. ,2!8L4.

Nr. 126 /1. Jahrgang

Donnerstag, den 24. September 1931

Freiverkauf 15 Pfg<

War Mffemörder AM
„Körten ist m Frieden mit -er Kirche MM!
Vlsstllt . Peter Gemeinster war ein öffentlicher 5nnder!"

Noch ist die Erregung über die Verweigerung
des kirchlichen Begräbnisses unseres verstorbenen
hessischen Gauleiters Peter Gemeind er
gewaltig, da erfolgt schon eine zweite Kund-
gebung des bischöflichen Generalvikars D r.
Mayer, deren Anhalt so deutlich zu kritisieren,
wie es eigentlich notwendig wäre, uns nur die
Achtung vor dem hohen kirchlichen Amt, das
Herr Br. Mayer bekleidet, verbietet.
An einem ausführlichen Artikel „Warum
wurde dem nationalsozialistischen
Abgeordneten Peter Gemeinder
das kirchliche Begräbnis versagt?"
ergreift Br. Mayer im „Mainzer Jour-
nal" das Wort.
Er verweist auf die Anordnung des Mainzer
Bischofs: „Aedem Katholiken ist verboten, ein-
geschriebenes Mitglied der NSDAP, zu sein."
Daraus folge, daß Peter Gemeinder schwer
gefehlt und seine Pflicht verletzt habe.
Der Kanon 1240 des kirchlichen Gesetzbuches
besage, daß „öffentliche Sünder" kein kirchliches
Begräbnis erhalten können, es sei denn, daß sie
vor dem Tod ein Zeichen der Reue gegeben
haben. Wörtlich erklärt der Herr Generalvikar
sodann:
„Peter Gemeinder ist sicher wegen
seines Auftretens als nationalsoziali-
stischer Gauleiter und Agitator zu
den „öffentlichen Sündern"
zu zählen.
Der „öffentliche Sünder" wird dann
vom Vertreter des bischöflichen Ordinariats u. a.
folgendermaßen gewürdigt:

„Nach der Aussage feiner Freunde
war Gemeinder ein religiöser Mann,
der jeden Sonntag den Gottesdienst
besuchte und auch seine Osterpflichl
erfüllte, ein treuer Sohn der katholi-
schen Kirche.
Es mag sein, daß Gemeinder die
äußeren kirchlichen Aebungen mit-
machte, aber in einem Punkte war er
kein treuer Sohn seiner Kirche. Er
hak sich über das Verbot der Bischöfe,
der NSDAP, als Mitglied anzu-
gehören, hinweggeseht . . . Nach
Schluß seiner Rede fühlte er sich un-
wohl und erlag in kurzem einem
Herzleiden,
ohne zuvor ein Zeichen der Reue
über fein Verhalten gegenüber dem
bischöflichen Verbot gegeben zu
haben."

Peter Gemeinder wird also selbst nach seinem
Tods tu aller Oeffentlichkeit als „öffentlicher
Sünder" g-brandmarkt!
.^.?Eit der Sturm der Empörung, der sich
Mchi nur im ganzen Hessenland, sondern bei der
Mehrheit der deutschen Katholiken
twi, scheinbar nicht gar zu groß werde,
Wzu-ö" Generalvikar folgenden Satz

„Aeber das Schicksal des Verstor-
benen in der Ewigkeit wird durch die
Verweigerung des kirchlichen Be-
gräbnisses nichts ausgesagk . . ."
„Der Segen des Priesters ist ohne
Einfluß auf das ewige Los der Ver-
storbenen; darüber entscheidet Gott
allein, der Herz und Nieren erforscht
und jedem vergilt nach seinen Wer-
ken. Ich wünsche von ganzem Her-
zen, daß Peter Gemeinder an Gott
einen gnädigen Richter gefunden
hat. . ."
Wir katholischen Nationalsozialisten haben
nicht nur diesen Wunsch, dem der Zerr General-
vikar Ausdruck verleiht, sondern wir haben den
festen unerschütterlichen Glauben, daß unser Herr-
gott das selblose Wirken eines guten Christen
und aufrechten Deutschen wie Peter Gemeinder
niemals als „öffentliche Sünde" ansehen wird,
daß er trotz aller Schwächen und Fehler, die wir
Menschen alle haben, vor unserem Herrgott wird
bestehen können und seiner ewigen Gnade teil-
haftig werden möge, obwohl ihm der General-
vikar das kirchliche Begräbnis verweigerte.
Schon in dem offenen Brief nationalsoziali-
stischer Katholiken an den Erzbischof von Frei-
bürg, der kürzlich im „Heidelberger

Beobachter" veröffentlicht wurde und der
in weiten katholischen Kreisen Deutschlands er-
hebliches Aussehen erregt hat, wird gefragt, wie
es möglich sei, daß Kommunisten und So-
zialdemokraten in Baden und vielen an-
deren Ländern kirchlich beerdigt werden, obwohl
der Heilige Vater diese Parteien ausdrücklich
als kirchenfeindlich für Katholiken verboten hak,
während im Gegensatz dazu den vom Heiligen
Vater nicht als kirchenfeindlich gekennzeichneten
Nationalsozialisten die kirchliche Beerdigung
verweigert wird.
Mir möchten heute im Hinblick auf diesen
Brief die Frage hinzufügen:
Wie kommt es, daß vor dem vom
Heiligen Vater nicht verurteilten
Nationalsozialismus von den Kanzeln
unserer geliebten Kirche aus gewarnt
wird, daß die Mitgliedschaft der
NSDAP, für Katholiken verboten
wird, während bisher in Baden ent-
gegen der eindeutigen Weisung des
Heiligen Vaters von den Kanzeln
herab die Mitgliedschaft bei -er So-
zialdemokratischen und Kommunisti-
schen Partei noch nicht als eine
Sünde mit der folgenden Kirchen-
strafe der Sakramentenverweigerung

verboten wurde, trotzdem der Heilige
Vater diese Parteien ausdrücklich als
kirchenfeindlich bezeichnete.
Wir nationalsozialistischen Katholiken ver-
mögen dieses „Messen mit zweierlei
Matz", das zwar den Gepflogenheiten der
Zentrumsparkei, niemals aber dem großen Ge-
rechtigkeitssinn unserer geliebten Kirche ent-
spricht, nicht zu verstehen/
Durch solches Verhalten werden wir ständig
von neuem vor die Ka r d i nal f r a g e gestellt,
um die bald kein guter Katholik mehr herum-
kommen wird:
Sollen wir unsere Kirche und unser Vater-
land durch Unterstützung der Zentrumspartei dem
Bolschewismus ausliefern /denn dazu führt
schließlich die Politik des Zentrums) oder sollen
wir unsere Kirche und Vaterland durch Unter-
stützung der nationalsozialistischen Freiheitsbewe-
gung Adolf Hitlers vor dem Bolschewismus
retten?
Kein Work des Heiligen Vaters verbietet
uns die Mitgliedschaft der NSDAP. Kein
Wort des Heiligen Vaters fordert von uns
Katholiken als Pflicht, Zentrum zu wählen, oder
Mitglieder dieser Partei zu sein.
Angesichts dieser unumstößlichen Tatsachen
ist die Entscheidung nicht schwer.
Mit Adolf Hitler, der selbst Katholik ist,
werden wir als treue Glieder unserer Kirche

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Die politische Unmoral und Unsauberkeit des
Zentrums kann wieder einmal, diesmal in einem
Aufsehen erregenden Vorfall aus dem diesjähri-
gen Katholikentag in Nürnberg, für jeden ehr-
lichen Menschen schlagend bewiesen werden.
Der bekannte katholische Schriftsteller
Kuno Brombacher war Redner auf dem
Nürnberger Katholikentag. Als dort bekannt
wurde, daß Brombacher N a t ionaüs oziali st
sein solle, schrieb ihm das Lükalkomitee einen
aufgeregten Brief und forderte den Rücktritt
von der Rednerliste.
Pg. Brombach er «ließ sich jedoch daraus
nicht ein, sondern schrieb einen außerordentlich
scharfen Bries, in dem er anfragke, ob der
Kaih olik e nka g eine Zentrumsversamm-
lung sei, eine Organisation einer Partei,
die mit der atheistischen Sozialdemokratie
Deutschland ins Unheil führe. Falls man seinen
Rücktritt erzwingen wolle, werde er sich zu
wehren wissen.
Der Zentralausschutz des Katholikentages
fällte schließlich die Entscheidung, Latz Pg. Brom-

bacher seine Rede halten dürfe. So geschah es
also, daß ein Nationalsozialist mit voller
Genehmigung auf dem Katholikentag
sprach.
Die guten deutschen Katholiken stehen nun
vor der mehr als merkwürdigen Tatsache, daß
1. das Erzbischöfliche Ordinariat von
Mainz einem gläubigen Katho-
liken, wie unserem Gauleiter Ge-
meinder, das kirchliche Begräbnis
verweigert,
2. ein anderer katholischer National-
sozialist aber mit Wissen und Geneh-
migung des Zentralausschusses -es
Katholikentages auf diesem Katho-
likentag gesprochen hat.
Auf dem Katholikentag in Nürnberg hat
also ein „öffentlicher Sünder" sso be-
zeichnete das Mainzer bischöfliche Ordinariat

bekanntlich katholische Nationalsozialisten) spre-
chen dürfen, ein Mann also, d e m im Gegen-
satz zu jener menschlichen Bestie, dem Massen-
mörder Kürten, die christlichen Sakra-
mente verweigert werden!
Diese Tatsache zeigt deutlicher als irgend
eine Meinungsäußerung von uns, welche ver-
werflichen Methoden/ welche Unmoral im
Zentrum zu Hause find! Diese Tatsache wird
Empörung aller rechtlich und deutsch empfin-
denden Katholiken wecken.
Wir sind gespannt, mit welchen Mitteln das
Zentrum versuchen wird, diese Tatsachen seinen
abbröckelnden Anhängern gegenüber zu leugnen
oder zu verschweigen. Besonders die Stellung-
nahme des „Pfälzer Boten" darf unserer
liebevollen Aufmerksamkeit schon heute sicher
sein!
Pg. Brombacher hat in der heutigen Aus-
gabe des „Völkischen Beobachter" ein
„Manifest an alle kathol. Deutschen"
veröffentlicht. Wir werden in den näch-
sten Tagen eingehend darüber berichten!
 
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