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Mr. 153 /1. Jahrgang
Donnerstag, de« 29. Oktober 1931
Freiverkanf 15 Pfg.
472 KMemtM, 50 MWr-MMiiete
Miomle MeiteWrtei lMUdomly 13, Liberck 7V, Mabh. 3
Die allgemein erwartete Niederlage der Mar-
xisten bei den englischen Wahlen hat Ausmaße
angenommen, die niemand für möglich gehalten
hätte. Die Labourparty verliert von ihren bis-
her 288 Sitzen 236 und ist nur noch mit 50 Mann
im Parlament vertreten. Die Unabhängigen, di«
bisher 7 Sitze innehatlen, kehren nur'mit drei
Vertretern zurück. Di« Liberalen aller Schattie-
rungen haben sich von 58 auf 70 Mandate er-
holen können, während Macdonalds Nationale
Arbeiterpartei m;t einem immerhin überraschen-
den Erfolg von 13 Sitzen aufwarten kann, ein
ganz gutes Resultat, wenn man bedenkt, daß
ihm ursprünglich bei den englischen Wahlwetten
höchstens drei Stimmen zugesprochen wurden.
Den gewaltigsten Erfolg haben die Konservati-
ven errungen, die von 264 auf 472 Mandate an-
wuchsen. Sie verfügen damit über die absolute
Mehrheit im Parlament, das praktisch eigentlich
eine konservative Parteiversammlung ist.
Der englische Wahlausfall wird nunmehr in
England den nationalwirtschaftlichen Bestrebun-
gen rapide zum Durchbruch verhelfen. Der tradi-
tionelle Freihandel des manchesterllchen Libera-
lismus wird aufgegeben werden und stattdessen
wird eine scharfe Schutzzollpolitik dominieren.
Genügend Anlaß auch für unsere Reichsregie-
rung, die sich noch immer in weltwirtschaftlichen
Hoffnungen bewegt, zum Nachdenken veranlaßt
zu werden. Wie lange wird Herr Brüning noch
glauben, entgegen -den nationalwirtschaftlichen
Tendenzen der ganzen Welt feine bisherige
Wirtschafts- und Handelspolitik fortsehen zu
können? Obgleich wir den Einfluß fremder
Wahlen auf innerdeutsche Verhältnisse niemals
überschätzen, muß hier doch festgeftellk werden,
daß der englische Wahlausfall indirekt ein neuer
Nagel -zum politischen Sarge des derzeitigen
deutschen Reichs-Kabinetts ist, denn die englischen
Wahlen erweisen wieder einmal deutlich, weichen
falschen Spekulationen sich die Regierung Brü-
ning bezüglich der wirtschaftlichen Tendenzen
des Auslandes hingegeben hak.
Der bayrische Innenminister über
das Hilfswerk für Oppau.
Bekanntlich hat Pg. Dr. Buttmann im baye-
rischen Landtag prominenten Mitgliedern der
Bayerischen Volksparkei den Vorwurf gemacht,
daß sie an Durchstechereien und Korruption an-
läßlich der Verwendung der Hilfsgelder für die
Oppauer Katastrophe beteiligt gewesen seien. Der
bayerische Innenminister Dr. «stützet, der mit zu
den Aauptangegviffenen gehört, gibt nun ein
nicht ganz überzeugendes Dementi bekannt.
München, 28. Oktober. Der bayerische In-
nenminister Dr. Stützet erwiderte am Mittwoch
Vormittag im Verfassungsausschuh -des Land-
tages auf die nationalsozialistischen Behauptun-
gen von angeblichen Unregelmäßigkeiten bei dem
Ailfswerk für Oppau. -Der Minister stellte fest,
daß weder er als Staakskommissar irgendwelche
Ehrengeschenke angenommen habe, noch den ihn
unterstehenden Staatsbeamten etwas gewährt
worden sei, was als Durchstecherei bezeichnet
werden könnte und das Licht der Oeffenklichkeit
zu scheuen hätte. Soweit Zulagen und Grati-
fikationen an Beamte gewährt worden seien, fei
alles mit rechten Dingen zugegangen und es fei
mit Billigung und unter Verantwortung des
Skaakskommissars geschehen. Als ganz haltlos
bezeichnete der Minister die Behauptung, daß ir-
gendwie öffentliche Gelder zweckwidrig vergeu-
det worden feien denn öffentliche Gelder hätten
damals überhaupt keine Verwendung gefunden.
Es handle sich ausschließlich um Gelder der Ba-
dischen Anilin- und Sodafa-brik, die unter deren
Kontrolle ausgegeben worden sind. Es könne
auch keine Rede davon sein, daß etwa die Ani-
linfabvik in irgend einem Falle Staatsbeamte
durch Gelder bestochen oder abgeschmlert hätte.
Beim Abschluß des ganzen Baubetriebes in
Oppau hätten sämtliche Beamte und Angestellte
des Hiifswerkes Lhrenspenden in Form von
Geldbeträgen von der badischen Anilinfabrik er-
halten, da diese ein berechtigtes Interesse an dem
schnellen Wiederaufbau gehabt habe. Es wäre
schäbig gewesen, wenn die Fabrik den Leuten
am Schluß nicht ein kleines Geschenk gegeben
hätte. Zusammenfassend erklärte der Minister,
daß von den Beschuldigungen und Verdächtigun-
gen nichts übrig bleibe. Kein Pfennig öffent-
licher Gelder sei vergeudet oder zweckwidrig
verwendet worden. Äber -auch die Gelder der
Anilinfabrik seien durchaus sachgemäß und
wirtschaftlich verwendet worden. — Zu dieser
Verlautbarung des Herrn Ministers Stütze! kön-
nen wir nur sagen, er wind sich noch wundern.
Die obigen Ableugnungsversuche wurden ohne-
hin von der NSDAP erwartet, aber der Haupk-
toß komnit noch, Herr Stütze!! Bei Philippi
ehen wir uns wieder!
Nationalsozialist von Kommunisten
niedergestochen.
Dresden. 28. Okt. Mittwoch, kurz nach
Mitternacht wurde in Löbtau ein von einer
Versammlung heimkehrender Nationalso-
zialist von Kommunisten überfallen. Sie
stachen mit dem Rufe „Stecht den Hund
tot!" mit einem Taschenmesser auf den Na-
tionalsozialisten ein. Der Aeberfallene hat
sich mit dem Messer im Rücken noch bis zur
nächsten Polizeiwache geschleppt. Nach
Mitteilung der Verwaltung des Kranken-
hauses, in das der Nationalsozialist gebracht
wurde, hak er drei Messerstiche im Rücken,
einen Stich in der Seite und einen Rasen-
beinbruch davongetragen.
Waffen und Diebesgut der einem Kommu-
nisten gefunden. — Zusammenhang mit der
Werkspionage bei den 3. G. Farben.
Eilenburg, 28. Okt. Im Zusammenhang
mit der Werkspionage, die in den 3. G. Far-
ben-Werken in Bitterfeld aufgedeckt wurde,
fand am Mittwoch vormittag bei dem Kom-
munisten Gruber in Dueben eine Haus-
suchung statt. Außer Militärgewehren wur-
de eine Unmenge Munition und Handgra-
naten, sowie ein umfangreiches, aus den
3. G. Farben-Werken stammendes Diebes-
gut vorgefunden. Weitere Ermittlungen
sind im Gange.
Die Stellungnahme des Aeichsausschuffes
der Wirtschaftspakten
Berlin, 28. Okt. Ueber die Sitzung des
Reichsausschusses der Wirtschaftsparkei wird
folgender Bericht ausgegeben:
„Der aus allen Teilen des Reiches stark
besuchte Reichsausschuß der Wirtschafkspar-
tei nahm in seiner Sitzung am Mittwoch
Kenntnis von den Gründen, die die Haltung
der Aeichstagsfraktion bei den Abstimmun-
gen im Reichstag bestimmt haben. Er über-
zeugte sich, daß die Haltung der Reichstags-
fraktion von der Rücksicht auf die weltpoli-
tische, innenpolitische und die wirtschaftliche
Gesamtlage vorgeschrieben war. Der Aeichs-
auSschuß erwartet, daß die Fraktion ihre
Bemühungen um die Bildung einer von
allen nationalen Kräften des Volkes getra-
genen Regierung fortgesetzt und sichtbare
Maßnahmen zur Belebung der schwer dar-
niederiiegenden deutschen Gesamtwirkschaft
durchsetzt. Die Abstimmung ergab bei einer
Stimmenthaltung, daß der Reichstagsfrak-
tion das volle Vertrauen für ihre Haltung,
bei der sie das Vaterland über die Partei
stellte, ausgesprochen wurde."
'Man weiß nicht, worüber man bei dieser
wirtfchafksparteilichsn Verlautbarung mehr lachen
soll: über die Dummheit oder über die Frechheit.
Zwei Strafanträge im Falle Katzenellen-
bogen.
Berlin, 28. Okt. In der Angelegenheit
Kaheneqenbogen (Schultheiß-Patzenhofer-
Konzern) haben am Dienstag die Verneh-
mungen durch die Staatsanwaltschaft begon-
nen. Bisher sind zwei Strafanzeigen von
Aktionären wegen Betruges und Untreue
bei der Staatsanwaltschaft eingegangen.
NM-MeizM. SmdklDertM
Deutschland lehnt die schweizerischen For-
derungen ab.
Berlin, 28. Okt. Deutschland hat am
Mittwoch in einer Mitteilung an Bern die
Forderungen der Schweizerischen Regierung
auf Einführung bestimmter Zollkontingente
im Handelsverkehr zwischen den beiden
Ländern abgelehnt.
Die deutsche Regierung steht grundsätzlich
auf dem Standpunkt, daß die ausländischen
Schulden und sonstigen Verpflichtungen nur
mit Hilfe der Ausfuhr abgeseht werden kön-
nen. Bemerkenswert ist in diesem Zusam-
menhang die schweizerische Forderung, daß
die Zahlungen für deutsche Warenlieferun-
gen nach Deutschland und ferner die Be-
träge zur Befriedigung von schweizerischen
Finanzgläubigern verwendet werden. Ledig-
lich der Rest war für die Befriedigung der
deutschen Gläubiger auf dem Wege über
dis Reichsbank gedacht.
*
Macdonald wieder gewählt.
London, 28. Okt. Ministerpräsident
Macdonald ist in seinem alten Wahlkreis
Seaham wieder gewählt worden. Er erhielt
29 787 Stimmen. Sein Gegner, der Arbei-
kerabgeordnete Coxton, 23 729 Stimmen und
der Kommunist 677 Stimmen.
Gründung der SAP.-Ortsgruppe in Darm-
stadt.
Darmstadt. Wie verlautet, wurde in
Darmstadt eine Ortsgruppe der Sozialisti-
deren Vorsitz Dr. Andreas Qu esset, der
schen Arbeiterpartei Deutschlands gegründet,
Sohn des verstorbenen Reichstagsabgeord-
neten Quessel übernommen hat. Der neuen
Ortsgruppe wird sich, wie wir hören, auch
Dr. Sturmfels, der Vorsitzende des Soziali-
stischen „Intellektuellenbundes" anschließen.
Irr Fall Steierl.
S.— Der „PfAzer Bote" regt sich gar ge-
waltig auf über die Veröffentlichung gewisser
Aeußerungen des Herrn Stadkpsarrer Steierl
aus Lberbach. Die gesamte Geistlichkeit des Be-
zirks, katholische Männer- und Iungmännerver-
elne werden ausgeboten, um mit viel Lärm die
Peinlichkeit der Angelegenheit Steiert zu über-
schreien.
„Kulturkampf" ist das das neue und
ewigalte Schlagwort, das der Pfälzer Bote"
neuerdings seinen Lesern vorfeht, wenn die
nationalsozialistische Presse an der Deutschland
ins Unglück bringenden Zentrums Politik
Kritik übt. Ms ob nicht jeder wirklich deutsche
Katholik wüßte, daß der Nationalsozialismus
jede Einmischung in konfessionelle Gegensätze Un-
Streitigkeiten streng vermeidet, daß der Natio-
nalsozialismus alles tut, um ein friedliches Mik-
einanderwirkea der christlichen Konfessionen nicht
zu stören, sondern im Gegenteil zu unterstützen.
Wenn jedoch die Zentrumspresse, wie
das seit Jahren in zunehmendem Maß« geschieht,
dis Religion zur parteipolitischen Propagandistin
des Zentrums erniedrigt, so werden «ir Natio-
nalsozialisten dazwifchensah ren.
Wenn katholische oder evangelische Geistliche
ihre Autorität als Seelsorger zu parteipolitischen
Zwecken mißbrauchen, ja wenn sie sogar Aeuhe-
rungen tun, wie Herr Stadkpsarrer Steiert in
Eberbach, dann werden wir der Oeffenklichkeit
diese die Interessen des deutschen Volkes schädi-
genden Ansichten mitteilen und das Urteil des
Volkes herausfordern.
Mir werden uns hüten, leichtfertig gegen
einen Seelsorger Angriffe in aller Oeffentlichkeit
zu erheben, von deren Notwendigkeit wir nicht
als Christen und Deutsche überzeugt wären.
Die bisherigen Verlautbarungen des Herrn
Skeiert sind ebenso wenig geeignet, wie die be-
stellten Kundgebungen, auch nur eine unserer
Behauptungen zu widerlegen.
Diese Verlautbarungen bringen aus der Lüft
gegriffene Verdächtigungen. Unser Eberbacher
Parteigenosse habe die Seelsorgekätigkeik des
Pfarrer Skeiert „mißbraucht, um ihn politisch
auszuhorchen". Den Feststellungen des „H. B.",
die den Politiker Skeiert angriffen, wird un-
bekümmert unterschoben, daß sie „den Geistlichen
Skeiert treffen sollten". Ein „Angriff auf
die Religion" wird aus unserem Kampf
gegen den Mißbrauch der Religion gemacht. Ja,
ein Prvfessor Rüdinger bringt es fertig, zu er-
klären, daß „der Nationalsozialismus der katho-
lischen Kirche ebenso gefährlich sei, wie der Bol-
schewismus." Welcher vernünftige und gläubige
Katholik lacht nicht ob derart unsinniger Unter-
stellungen?
Mit diesen Methoden werden Sie nichts er-
reichen, meine Herren Zenkrumspolikiker. Em
viel einfacherer Weg steht Herrn Stadkpsarrer
Skeiert offen.
Ein deutscher Mann, den Herr Pfar-
rer Skeiert kennt, hak in aller Oeffent-
lichkeit Anklage gegen ihn erhoben. Die-
ser Mann hak eine eidesstattliche Erklä-
rung abgegeben für die Wahrhaftigkeit
seines Berichtes. Er ist bereit, die Rich-
tigkeit seiner Mitteilungen vor jedem
Gericht zu beeiden.
Wenn Herr Stadtpfarrer Steierl ein
gutes Gewissen hat, so soll er Klagen, soll
diesen deutschen Mann wegen Mein-
eids, wegen Verleumdung, wegen Be-
leidigung verklagen.
Zn diesem Falle helfen keine Ausre-
den, wie etwa: „man erachte es unter
der Würde des Herrn Pfarrer Skeiert,
zu Klagen."
Wir haben keinen Anlaß, auch nur
eine Silbe von dem zurückzunehmen,
was wir über Herrn Pfarrer Steiert
berichtet haben.
Klagt Herr Pfarrer Skeiert nicht, so
wird die Oeffenklichkeit, so werden tau-
sende deutscher Katholiken wissen, war-