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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0545

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8ür Lreihsit und 8ro1!

«erlag: Heidelberger Beodachler Herauigeder: Otto Metzel.
Schriftleitung: Lutherstrabe SS, Telephon 4048
Der Heidelberger Beobachter erscheint s mal wöchentlich und
kostet monatlich 2.40 RM. Bei Postbezug zuzüglich SS Psg
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belang iliaoatt nach ausliegcndcni Tarif. Schiub der Anzeigen-
NLnghNte: 18 Uhr. Anzeigen ' Annahme: Lutherstrab- Sb.
Tel 4048: Marktplatz S, Tel. 8S. Aahlungs-und Eisüllung».
eil: Heidelberg. Ausschließlicher Gerichtsstand: Heidelberg
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Nr. 173 /1. Jahrgang

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Samstag, den 21. November 1931
...
Heute 10 Seiten!

Freiverkauf 15 Pfg.

MMS MtWstsSM WlW!
SömtliA Bertreter der LantMtsW werden mA mehr nn den Beratungen teilnehmev.

He-rr Bbüning versprach sich bekanntlich von
dem eigens von ihm berufenen Wirkschafksbei-
rak allerhand erfolgreiche Vorschläge. Neben-
bei wird die Regierung wohl auch geglaubt
haben, sich durch diesen Wirtschastsbeirat ein
Gremium zu schaffen, das die Verantwortung für
die Maßnahmen der Regierung mit kragen
werde. „Verteilte Last, ist halbe Last", dieser
demokratische Grundsatz mag bei der Taufe des
Wirkschastsbeirates Pate ' gestanden haben.
Schließlich wurde zur Eröffnungssitzung noch der
Herr Reichspräsiden bemüht, um den Tagungen
des Wirtschafksbeirakes ein besonderes Gewicht
zu verleihen.
Wir schrieben schon damals, daß dieser Wirt-
schaftsbeirak, letzte Hoffnung des Herrn Brü-
ning, genau so fruchtlos auseinandergehen
werde, wie s. Zt. die Braunskommission. —
Unsere Auffassung finden wir durch den Verlauf
der Wirkschaftsbeirats-Tagung voll bestätigt. —
Richt nur, daß dieses ,-letzte Aufgebot" der
Brüningfronk bisher gänzlich resulkatlos tagte,
nein, noch widrigeres Geschick war ihm be-
schieden! Roch ehe die feierliche Schlußsitzung —
wiederum unter dem Vorsitz des Reichspräsiden-
ten — stattfinden konnte, haben alle Vertreter

der Landwirtschaft auf eine weitere Mitarbeit
verzichtet!
Seit Donnerstag nehmen der Präsident des
deutschen Landwirtfchaftsraks, Dr. Brandes, und
die Herren Dr. Holtmeier und von Oppen, nicht
mehr an den Besprechungen teil!
Sie haben einen Bries an den Reichskanzler
gerichtet, in dem u. a. festgestellk wird, „man
habe sich der Reichsregierung zur Verfügung
gestellt, trotz der Erfolglosigkeit aller bisherigen
Bemühungen, die Reichsregierung zu entscheiden-
den Maßnahmen zu bewegen." Das Schreiben
fährt fort:
„Leider müssen wir heute nach mehrwöchigen
Verhandlungen feststellen, daß wir von einer
Klärung der Grundprobleme noch weit entfernt
sind, nicht zuletzt deshalb, weil die Reichsregie-
rung es nach unserer Ueberzeugung an der er-
forderlichen Initiative hak fehlen lasten." Ferner
habe der Erlaß der neuesten Notverordnung
über die Osthilfe eine Situation geschaffen, die
man nicht hinnehmen könne!
Die landwirtschaftlichen Mitglieder des
Wirkfchafksbeirakes bestätigen also unsere seit
Wochen gefestigte Ueberzeugung von der Nutz-
und Erfolglosigkeit aller dieser Bemühungen. Den

übrigen Mitgliedern dieses Brüning'schen Er-
satz p a r l a m e n t e s wird es nicht anders
gehen!
Wenn die Reichsregierung jetzt erklärt, „die
Dispositionen des Wirtschaftsbeirakes würden
durch bas Ausscheiden der Landwirkschafksvertre-
ter nicht berührt", so ist das eine nur schlecht ver-
hüllte neue Bankerotkerklärung der gesamten
schwarz-roten Politik!
Wir wiederholen noch einmal, was wir schon
vor Wochen sagten: Eine Regierung, die weiß,
was sie will, hak keinen Wirtschafksbeirak
nötig!"
Eine amtliche Erklärung zum Ausscheiden
der drei landwirtschaftlichen Mitglieder aus
dem Wirtschaftsbeirak.
Berlin, 20. Nov. Zu dem von den drei
landwirtschaftlichen Mitgliedern des Wirt-
schaftsbeirates Dr. Brandes, Dr. Holtmeier
und von Oppen an den Reichskanzler ge-
richteten Brief wird von amtlicher Stelle
folgendes mitgeteilt:
Eine förmliche Beantwortung des Schrei-
bens, in dem das Fernbleiben von den wei-
teren Arbeiten des Wirtschaftsbeirates an-
gekündigt wird, ist seitens der Reichsregie-
rung nicht beabsichtigt,da es sich nach Form
und Inhalt um einen offenen Brief gehan-
delt hat, der von vornherein für die Veröf-
fentlichung bestimmt war und daher für eins
individuelle Beantwortung nicht geeignet
erscheint. Da die drei Herren ebenso wie
die übrigen Mitglieder des Wirkschaftsbei-
rates durch den Reichspräsidenten persön-
lich in den Wirtschaftsbeirat berufen worden
sind, wird amtlicherseiks das Erstaunen dar-
über nicht unterdrückt, daß der Brief abge-
fandt und veröffentlicht worden ist, ohne daß
es für notwendig gehalten worden wäre,
den Reichspräsidenten oder die Reichsre-

Der hilflose
Roch kein« endgültigen Beschlüsse
des Völkerbundsvaks.
Paris, 20. November. In her Geheim-
sitzung des Völkerbunds-Zwöffrrrales am Freitag
Abend ist es zu keinen endgültigen Beschlüssen
gekommen, sodaß die im Vordergrund d«s In-
teresses stehenden Fragen vorläufig offen blei-
ben. Vor der Sitzung fand eine längere Aus-
sprache zwischen Briand und Toshifawa statt.
Rach der Sitzung des „Rund-Rakes" (ohne
die Parteien China und Japan) begab sich der
chinesische Vertreter zu Briand. In Völkerbunds-
kreisen nimmt man an, daß China den urfprün-
lich von ihm selbst geforderten Untersuchungs-
ausschuß grundsätzlich nicht ablehnen könne.
Die nächste öffentliche Sitzung, an der beide
streitenden Parteien keilnehmen, ist aus Samstag
Nachmittag angeseht.
Hoffen wir, daß sich der Völkerbund bis
übers Jahr zu einem Beschluß aufgeraffk hat.
Japanischer Luftangriff auf Hailun.
London, 20. November. Nach Meldungen

gisrung von dem beabsichtigten Schritt in
Kenntnis zu sehen. — Wir glauben gern,
daß Herrn Brüning das vorzeitige Aufflie-
gen seines Wirtschaftsbeirates unangenehm
ist.

8» der Emmm Ser mmln.
Mittlers Ißr de« M.-WsWK.
Newyork, 20. Nov. Das „Journal of
Lommerce" glaubt zu wissen, daß nicht die
Bundesreservebank, sondern der erste Vor-
sitzende der First National Bank Newyork,
Jackson Reynold, den amerikanischen Ver-
treter im Sonderausschuß der BIZ. ernen-
nen wird. Auf Anraten der Wallstreet
dürfte Reynold, so meint das Blatt, einen
hervorragenden Juristen mit dieser Aufgabe
hetreuen. Es werde sich dabei um eine
Persönlichkeit handeln, deren Name noch
niemals mit der Tributfrage in Verbindung
gebracht worden ist. Als Vertreter der
amerikanischen Banken für die kommenden
Verhandlungen über die Fortführung des
Stillhalteabkommens nennt das Blatt den
Leiter der International Acceptance Bank,
Goodhus.
Das vorläufige Ergebnis der Präsidsnt-
schaftswahlen in Argentinien.
London. 20. Nov. Nach den bisher vor-
liegenden Ergebnissen der Präsidentschafts-
wahlen in Argentinien hat General Justo,
der Kandidat der nationaldemokratischen
Partei, 240 232 Stimmen und der Alianza-
Kandidat Dr. de la Torra 171 460 Stimmen
erhalten.

Völkerbund.
aus M-iküen, haben am Freitag japanische Flug-
zeuge, die in Hailun, 105 Kilometer nördlich von
Chardin zusammengezogenen Truppen Ma's an-
gegriffen und zahlreiche Bomben abgeworfen. —
Nach japanischen Berichten erlitten die Chinesen
große Verluste.
General Ma ist ermächtigt worden, den
Oberbefehl über alle Truppen in der Nord-
mandschurei zu übernehmen.
Ein Dampfer von Seeräubern
ausgeplündert.
London, 20. Nov. Der Passagierdamp-
fer „Han Vang", der auf der Linie Hong-
kong-Shanghai verkehrt, ist von chinesischen
Seeräubern überfallen und vollständig aus-
geplündert worden. Die Seeräuber haben
das Schiff bei der Insel Namoe wieder ver-
lassen.

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DerBerkehr5M!li!terrekt-VerAOMol!tik

S.— Man erzählt sich in Berliner politischen
Kreisen und überall sonst in deutschen Landen,
wo die Spatzen von den Dächern pfeifen, daß
Herr Trevira nus f. Zk. die DÄVP mit
einer kräftigen Linkswendung und dem festen
Vorsatz verließ, Außenminister des deutschen
Reiches zu werden.
Leider klappte die Sache nicht ganz. Herr
Treviranus wurde nicht Außenminister, sondern
nur Kommissar für dis besetzten Gebiete im
Range eines Ministers. Als dieses Amt mangels
Arbeitsgebieten kassiert wurde, folgte er dem
Amt nicht etwa nach, sondern blieb Minister
ohne Ressort. — Als sich -schließlich die Miß-
stimmung gegen ein überflüssiges Ministeramt zu
sehr verdichtete, verwandelte sich Herr Trevira-
nus in einen Osthilfe- und beinahe in einen
Siedlungs-Kommissar.
Die ganze Zeit über, durch Glück und Un-
glück blieb er seiner stillen Liebe, der Außen-
politik, treu. Kaum eine Rede ohne außen-
politische Randnoten, und kaum -eine solche
außenpolitische Kundgebung, die nicht hinterher
durch Herrn Brüning oder durch eine regierungs-
seitige Erklärung dementiert oder korrigiert
werden mußte!
Dieser außenpolitische Betätigungsdrang bot
bezüglich Form und Inhalt nicht immer den Be-
weis einer großformatigen diplomatischen Be-
fähigung. So kam es denn, daß auch bei der
letzten Regierungsumbildung Herr Treviranus
nicht als Nachfolger des Herrn Eurtius aus-
ersehen wurde. Dafür übergab man Herrn
Treviranus das Verkehrsministerium.
Auch als Vsrkehrsminister muh Herr Lrevi-
ranus dem Drange seines Herzens folgen — und
über Außenpolitik reden, obwohl das — wenn
auch internationaler Verkehr—bisher noch nichts
mit dem Verkehrsressort zu tun hak.
DjeZmal hakte die berüchtigte „Menstag-
Kesellschafk" einer jener anonymen politischen
Zirkel die Ehre, die außenpolitischen Ideen des
Herrn Treviranus anzuhören!

„Die Regierung habe" so sagte der Herr
Verkehrsminister, „die Auffassung vertreten,
daß die Stärks der nationalsozialistischen
Volksbewegung für die schwebenden außen-
politischen Verhandlungen ein so großer Vor-
teil sei, daß es falsch wäre, diesen Faktor zu
binden!"
Man mag zu diesen Ansichten der Regie-
rung jTreviranüs behauptete wenigstens, es seien
ihre Ansichten), stehen wie man will. Eins ist
gewiß: Herr Treviranus ist kein Diplomat und
wird niemals ein Diplomat werden!
Trifft nämlich die Behauptung über die An-
sicht der Regierung nicht zu, dann hätte sich Herr
Treviranus geirrt und es wäre besser gewesen,
nicht zu reden. Trifft sie aber zu, so hätte er
ebenfalls nie darüber reden dürfen, denn deutsche
Mi niste vreden werden ja schließlich auch in
Frankreich, im Ausland überhaupt gelesen und
damit wäre die Wirkung dieser Treviranusrede
wieder einmal selbst der von Herrn Brüning be-
fürworteten Politik keinesfalls dienlich.
Aber Herr Minister Treviranus hak nun ein-
mal diese unglückliche Liebe zur Außenpolitik.
Er wird von ihr noch reden, wenn er längst nicht
mehr Minister sein wird! —
ZeitWMlbot R. !21
Bremen, 20. Nov. Die Polizeidirektjon
des Senats hak ab Samstag den 21. ds Mts.
die „Bremer Nationalsozialistische Zeitung",
das parteiamtliche Blatt der Bremer Na-
tionalsozialisten, auf die Dauer von drei
Wochen bis zum 13. Dezember einschließlich
verboten. Das Verbot ist auf die in Zusam-
menhang mit der kürzlich erfolgten Ermor-
dung des SA-Mannes Decker gegen den
Senat gerichteten Angriff in mehreren Ar-
tikeln des Blattes zurückzuführen.
 
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