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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0353

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Verlag: Heidelberger Beobachter. Herausgeber: Otto Wetzel.
Lchrifllettung: Lucherstraße 55. Telephon 4048
Der Heidpsderger Beobachter erscheint 6 mal wöchentlich und
kostet monatlich 2.40 RM. Bei Postbezug zuzüglich 38 Pfg.
Vestellunecn nehmen die Postämter und Briefträger entgegen.
Ast die Actrung am Erscheinrn (auch durch höhere Gewalt
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Tel. 4048; Marktplatz 3, Tel. 86. Aahlrmgs-und CrfüllrmJSn
ort: Heidelberg. Ausschließlicher Gerichtsstand: Heidelberg.
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Zür Freiheit und Brot!

Nr. 149 /1. Jahrgang

Samstag, den 24. Oktober 1931

Freiverkarrf 15 Pfg.

Seit wann ist Severing militärischer Berater
des Neichswehrrninisteriurns?
Ein höchst merkwürdiges Dementi

Das Reichswehrministerium gibt über die
Teilnahme des Generalleutnant von Schleicher
und die daran in der Presse geknüpften Kombina-
tionen ein höchst merkwürdiges Dementi heraus.
Zwischen Severing und Groener sei eine
Besprechung über militärische Fragen verein-
bart worden, folglich habe Schleicher an die-
sen Besprechungen als „sozusagen" Staats-
sekrekrä im Reichswehrmmisterium keil-
genommen.
Die Oeffentlichkeit hak angesichts dieser
überaus interessanten Verlautbarung des Reichs-
wehrministeriums ein Recht, zu fragen, wieso der
preußische Innenminister, ausgerechnet ein Mar-
xist, als militärischer Berater des Herrn Groener
in Anspruch genommen wird und seit wann dies
geschieht. Unseres Wissens ist Herr Severing
nicht gerade — Fachmann — auf diesem Gebiet,
sodaß seine Sachverständigentät-igkelk doch offen-
sichtlich mehr auf innenpolitischem als auf mili-
tärischem Gebiete liegen dürfte. Was wurde
zwischen Groener und Severing verabredet?
Sollte die Besprechung vielleicht mit der Tagung
der Reichsbanner-Bonzokratie am 25. Oktober

Gelegentlich eines Aelchsbanneraufmar-
sches in Friedland (Ostpr.) belästigten
durch die Straßen ziehende Reichsbanner-
haufen, nachdem sie vorher ein Verkehrs-
lokal der NSDAP, besucht hakten, dauernd
Spaziergänger. Der Friseur Schlifski wurde
überfallen und erhielt mehrere Messerstiche
in den Rücken. Den am Boden liegenden
bearbeiteten etwa 15 Aeichsbannerleute mit
ihren Stiefelabsätzen. Ein unbeteiligter
Kraftwagenführer aus Allenburg wurde
blutig geschlagen. 2 Hltlerjungen, denen
man aufgelauert hatte, flüchteten in unser
Berkehrslokal. Das Reichsbanner stürmte
nach und versuchte in das Lokal einzudrin-
gen. Mit vorgehalkenen Pistolen gingen
sie gegen das Haus vor. Sie zertrümmerten
die große Schaufensterscheibe, die Eingangs-
tür und einen großen Schaukasten. Um
weiteren Schaden zu vermeiden, gingen un-
sere im Lokal versammelten Parteigenossen
ihrerseits zum Angriff über. Diese SA.-
Leute säuberten, unterstützt von zwei Schutz-
leuten, die dort anwesend waren, die Straße
In den Gasthäusern, in denen das Reichs-
banner seinen Aufmarsch feierte, hakte es
sich im Nu herumgesprochen und alles sam-
melte sich vor unserem Berkehrslokal. 200
Reichsbannerleuke bedrohten nun die 18
SA.-Leuke. Unsere Parteigenossen konnten,
umso mehr, als die Polizei auch glaubte,
nichts gegen das Reichsbanner unternehmen
zu können, nichts anderes tun, als zum
Rathausplah zuzugehen und das Königsber-
ger Ueberfallkommando anzurufen. Wäh-
rend unsere SA.-Leute im Rathaus einge-
schlossen waren, bombardierte das Reichs-
banner das Gebäude und zertrümmerte da-
bei etwa 30 Fensterscheiben. Dann erschien
das Ueberfallkommando — und durchsuchte
unsere Pgg. nach Waffen!! Natürlich er-
folglos.
Das Ergebnis der Wahl zur Landwirt-
schaftskammer in Ostpreußen.
Königsberg, 23. Okt. Bei der diesjäh-
rigen Wahl zur Landwirtschaftskammer,

in Magdeburg in Zusammenhang stehen? Diese
Vermutung ist nicht ganz von der Hand zu wei-
sen, denn wie wir aus sehr sicherer Quelle erfah-
ren, soll Herr Severing für die Tolerierung der
Regierung Brüning durch die SPD als Gegen-
leistung folgende Forderungen gestellt haben:
Uniformverbok für das ganze Reich für
Nationalsozialisten, Stahlhelm und Kommu-
nisten. Verbot der NSDAP und SA im
ganzen Reiche.
Sollten diese Forderungen gukreffen, so
wäre von der Braunschweiger Hetze bis zur
Reichsbannertagung eine klare Linie zu sehen,
die schließlich, wenn es nach den Wünschen des
Reichsbannerhäuptlings Hörsing gehen würde,
mit der Einstellung des Reichsbanners als Not-
polizei enden würde. Da das deutsche Volk ab-
solut nicht die Absicht hak, als Sicherheiksbeamke
aushilfsweise marxistisches Mordgesindel des
Reichsbanners eingesetzt zu sehen/wäre es an
der Zeit, baß Herr Groener eindeutig über die
merkwürdige Rolle des Militärfachmanns Seve-
ring bei den erwähnten Beratungen in Berlin
Auskunft gäbe.

die alle drei Jahre abwechselnd in der Hälfte
der Landkreise der Provinz stattfindet, wur-
de nach einer nicht amtlichen Errechnung der
TU folgendes Ergebnis erzielt:
19 Vertreter des Landwirtschaftsverbandes
Ostpreußen,
16 Nationalsozialisten,
3 Mitglieder des ermländischen Bauernver-
eins.
Dabei ist zu bemerken, daß bisher par-
teipolitische Listen nicht ausgestellt wurden
und diesmal zum ersten Male die Natio-
nalsozialisten gegen die Landwirtschaftsver-
bände eine eigene Liste aufstellten.
MüNlsoziMWer MrsnMK-
müdeit iü Meinen.
Bremen, 23. Oktober. Die bremische
Bürgerschaft wählte am Freitag an Stelle

des von seinem Posten zurückgetretenen so-
zialdemokratischen Präsidenten Osterloh in
der Stichwahl den nationalsozialistischen bis-
herigen Vizepräsidenten Dr. Backhaus zum
Präsidenten der Bürgerschaft. Er erhielt
57 Stimmen, während für den sozialdemo-
kratischen Kandidaten Jahn 41 Stimmen
abgegeben wurden. 18 Stimmen von ins-
gesamt 116 waren ungültig. Die Kommu-
nisten hatten das Bürgerschaftsmikglied Ra-
schen vorgeschlagen.
*
Ein deutscher Diplomat
über die NSDAP.
Der frühere Botschafter in Tokio, Herr
Dr. Solf, erklärte kürzlich gegenüber däni-
schen Pressevertretern, ursprünglich habe er,
Dr. Soll, der nationalsozialistischen Bewe-
gung seyr kritisch gegenübergestanden. Aber
diese Bewegung habe doch eine große An-
ziehungskraft. Die gute deutsche Jugend ge-
höre dazu, also müsse an dieser Bewegung
etwas sein. Er habe einen guten Eindruck
bekommen von der vortrefflichen Disziplin
der Nationalsozialisten. 3m Kampfe gegen
Brüning habe Hitler sich einer Form be-
dient, die man als Musterbeispiel bezeichnen
könne, wie man einen politischen Gegner
behandeln müsse.
*
Deutschland soll zahlen bis zum
Zusammen brechen.
Paris, 23. Okt. 3m Zusammenhang mit
der Schuldenregelung weiß der Washing-
toner Sonderkorrespondent des „Intransi-
gent" zu berichten, daß Frankreich vor Ab-
lauf des Hoover-Jahres eine neue Prüfung
der internationalen Finanzlage und insbe-
sondere derjenigen Deutschlands vorschlagen
werde. Es werde im übrigen grundsätzlich
an der Zahlungsverpflichtung festhalten. In
der Frage der Zahlungsweise und der
Transferierung sich jedoch nicht unzugäng-
lich zeigen.

11- kmtscbeiäet sicli
m äiesem Vwter lleutscillaaäs Aukuokt?
Oder clieses Thema spricht in einer

k^sssen-Versammlung
sm Dienstag, äen 27. Oktober 1S3i, Lvenäs 8V- vlir, im xrollea 8aal äer 8taätliaIIe
?x. HMIk Wsxner, N. ä. K., Oauleiler Nüncken-Oberba^ern.
8^.-IispeIIe spielt. 8preek-Lkor äer lMler-^uzenä.
v38 Oe8iclit äer Demokratie
Lichtbilder aus ctem gleichnamigen >Verk von Lämuncl 8chultr unci ?rieci. Q. Zünger.

Eintrittspreise: —.50, klrrverbsloss u. l<rieg8beschääigte —.30; Vorverksuk: Völkiscbe Ouchhanälung
bkarktplatr 3, Hilpert Arkaden, /Irncit Orüclrenstrake, l<onäitorei-I<skkee 2apt, läauptstraöe 6S.
dlationakorialmtmelie Veut8elie Arbeiterpartei
Ortsgruppe kleiäelderg.

Blutrausch -es Reichsbanners

Am Pranger!
Von Ernst Warner.
Es steht fest, daß die Zusammensetzung des
Reichstages längst nicht mehr dem Willen des
souveränen Volkes entspricht. Die vom Reichs-
kanzler am 18. Oktober 1931 angeblich .-besiegte"
Minderheit der Abgeordneten hak -draußen im
Lande katfsächlich die erdrückende Mehrheit der
Mähler hinter sich. Schon aus diesem Grunde
ist das Zentralparlament -des Reiches zu gesetz-
geberischer Arbeit nicht mehr befugt. Es ist
aber auch um deswillen nicht dazu ibefu-gt, weil
eine Geschäftsordnung vorhanden ist, -die zwin-
genden Vorschriften der Reichsverfassung wider-
spricht. Diese Tatsache veranlaßte unsere Reichs-
ta-gsfraktion am 10. Februar 1931 ihren Auszug
aus dem sage nannten Hohen Hause zu bewerk-
stelligen. Sie hak in der fast achtmonatigen
Sommerpause wiederholt versucht, die Ein-
berufung des Reichstages g-u erzwingen, weil
das Kabinett Brüning „gedroht" hatte, einen
Beschluß dieser Art mit der Demission zu beant-
worten. Am 13. Oktober dieses Jahres kehrte
die Fraktion in den Reichstag zurück, da Aus-
sicht zu bestehen schien, die Regierung Brüning
stürzen zu können. Dieser Re-gierungssturz und
nichts anderes war das Ziel. Das haben die
Wortführer dec Fraktion Wochen vorher in un-
zweideutiger Weife in der Oeffentlichkeit er-
klärt. Die Presse des Kanzlers, angefan-gen -vom
„Vorwärts" bis zur „Täglichen ' Rundschau",
nahm von diesem Vorhaben Kenntnis nachdem
es gescheitert war und dis Fraktion, ihrer An-
kündigung entsprechend handelte, ereigneten sich
Dinge, die immerhin vermerkt zu werden ver-
dienen. Unter Beschimpfung von allen Seiten
so meldete die „DAZ", verließen die Abgeordne-
ten der NSDAP den Saal. 3m trauten Ver-
ein stimmten die Gazetten des allerchristlichsten
Zentrums und die der gokkes-leugnerischen KPD
und SPD ein tolles Gezeter au. Für -die „Ger-
mania" war es eine ausgemachte Sache, daß die
Ratwualsoziattsten aus -dem Reichstag „-geflohen"
wären, um der Peinlichkeit überhöhen zu fein,
sich für oder gegen einen Antrag auszusprechen,
der das Tarifrecht fester verankern sollte. Die
„Rote Fahne" gab als Grund unserer „Flucht"
den von den Kommunisten inszenierten Vorstoß
gegen die Houng-Versklavung an, den wir an-
geblich nicht mitmachen wollten. Im galizischen
„Vorwärts" lasen wir, daß uns die sozialdemo-
kratischen Anträge für Unterstützung der Ar-
beitslosen und auf Abbau der Fürstenrenken
veranlaßt hätten, einer Entscheidung auszu-
weichen. Am dümmsten log, wie immer, das
Zentralorgan der SPD. Während es auf der
einen Seite behauptete, „die Geldgeber der Na-
tionalsozialisten hätten es ihnen nicht erlaubt,
für die in Frage kommenden Anträge zu stim-
men", -glaubte es andererseits darüber jubilieren
zu dürfen, daß nach unserer „Flucht" für diese
Anträge „eine sichere Mehrheit vorhanden ge-
wesen fei." Jeder, der nur etwas folgerichtig
denken kann, muß -den -plumpen -Schwindel ohne
weiteres begreifen. Warum, so wirb der ver-
nünftige Leser fragen, sind die Nationalsozialisten
von ihren Geldgebern nicht gezwungen worden,
im Reichstag zu bleiben, um die ihnen unbeque-
men Anträge niederzuflimmen? Nimmt man
noch hinzu, daß durch die „Flucht" der National-
sozialisten die „Gefahr" für sie heraufbeschworen
war, daß sich für die Anträge der Kommunisten
auf Verhaftung ihres Führers Adolf Hitler, auf
Einstellung des Baues des Panzerschiffes 8 sum
nur diese beiden zu nennen) eine Mehrheit fand,
so ist die Lächerlichkeit der erwähnten Anschuldi-
gung wohl hinreichend gekennzeichnet. Wie
niedrig müssen diese Blätter das geistige Fas-
sungsvermögen ihrer Leser einschähen, wenn sie
es immer wieder wagen dürfen, ihnen derartige
Kost vorzusetzen.
Zentrum und Sozialdemokratie lügen und
schimpfen, was das Zeug hält, weil sie wissen,
wie gefährlich die von unserer Reichstagsfrakkion
angewandte Taktik ist. Das wird sich schon in
der nächsten Zukunft aüfs neue zeigen. Deshalb
haben sie alle Minen springen lassen, um in den
Reihen der gewerkschaftlich organisierten Ar-
beitnehmer eine Angstpsychose vor der Ausrich-
tung der Herrschaft der nationalen Opposition zu
erzeugen. In der nationalen Opposition verkör-
pere sich, wie sie sagen, die soziale Reaktion. Die
 
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