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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0313

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Verlag: Heidelberger Beobachter. Herausgeber: Otto Wetzel.
Schriftlsitung: Lucherstratze LS, Telephon 4048
Der Heidelberger Beobachter erscheint ü mal wöchentlich und
koste! monatlich 2.40 NM. Bä Postbezug zuzüglich SS Pfg.
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4 »^salkene »Mimetnriile im Textteil 25 Pst,. Für ttein-
«nzeie-k-: Di- 8 gesvaüene MLimeterzeile 5 Psg. Bei Wieder,
holnug Kkdeit neck: aufliegend-m Tarii. Schluß der Auzrigen,
Anna'- me: !8 Ubr. Lnzeigen . Annahme: Lucheistratzc 55,
»ü. «048: Warktpwb Tel. 8S. ZahlungS-und Erfüllung^,
ort Heidelberg. AusschlieNicher Gerichtsstand: Heidelberg.
Bostsche.iionto: Heidelber,« Beobachter, Karlsruhe.^Lr8S4

Mr. 144 /1. Jahrgang

Morrtag, de« IS. Oktober 1931

Freiverka«f 15 Pfg.

MehMie MgMnmg. / Wmg regint, lib» Mr imiMierl!

Telesonischsr Bericht unseres Sonderbericht-
erstatters.
Zum mitteldeutschen SA.-Trefsen
find im Laufe des Samstag rund 100 000
SA.-, SS.- und HI.-Leute eingetroffen,
obwohl 18 000 SA.-Männer aus Preu-
ßen absagen muhten, da ihnen von den
Behörden zu große Schwierigkeiten be-
reitet wurden. In der Nach! von Sams-
tag zu Sonntag sind weitere 40 000
Mann in Braunschweig angelang!,
so daß die Teilnehmerzahl am mittel-

deutschen SA.-Treffen mit mindestens
140 000 Mann wahrscheinlich noch zu
gering gegriffen ist.
Ganz Braunschweig steht im Zei-
chen des Hakenkreuzes. Die Begeiste-
rung ist ungeheuer. Leider gab es am
Samstag durch heimtückische Ueberfülle
auf SA.-Kameradsn in abgelegenen
Straßen einige Verletzte. Diese Anru
Heu waren schnell beseitig! und die An-
ruheherde gesäubert.
Der Fackelzug der 6000, der unter

lebhafter Teilnahme der Braunschwei-
ger Bevölkerung stattfand, wurde allein
von den Abordnungen der schlesischen
SA. ausgeführt.
Der Vorbeimarsch vor Adolf Hitler
am Sonntag dauerte 6 Stunden. In ta-
dellosen Achterreihen zogen die brau-
nen Kolonnen an unserem Führer vorbei.
Dank der vorzüglichen Organisation
klappte die ganze Veranstaltung in jeder
Hinsicht ausgezeichnet! (Weitere Be-
richte folgen).

Zur Schatten
Adolf Hitlers.
S.— Noch einmal hat Dr. Brüning im
Reichstag eine Mehrheit erhalten von Parteien,
die, im deutschen Volk weder eine Daseinsbe-
rechtigung, noch eine lebendige Grundlage
haben.
Sehen wir uns diese Parteien etwas näher
an. Prüfen wir Hühl und ohne Voreingenom-
menheit ihren weltanschaulichen Kern und die
Möglichkeiten ihrer Wirkung für Deutschlands
Geschicke.

ruüsmimMnilki llcr sVlrkrlisikpsrtcl
Mc koiöcn Mres Verrates sm aeulsmcn Volke.

Bekanntlich verdankt Zerr Brüning seine I
Mehrheit vor allem einer Partei, die in Bezug j
Mf Charakterstärke mit einem Stehaufmännchen
Wetteifern kann. Dieser Interessenhaufen, die
MrkschaftsPartei genannt, hat sich allein in den
Atzten vier Wochen abwechselnd dreimal für und
dreimal gegen den Sturz des Kabinetts Brüning
Ausgesprochen. Noch kurz vor dem Zusammen-
rritk des Reichstages schrieb der zweite Vor-
Hende der Partei, der sächsische Skaatsminister
A. Weber im „Sächsischen Kurier" in einem Ar-
nkel „Wie stehen wir zum Kabinett Brüning?"
folgenden Sah:
„Es kann nur einen Weg für die Wirk-
schafkspartei geben. Brüning hat bei aller
Wertschätzung seiner Arbeitskraft enttäuscht
und versagt. Mit der Anlehnung an die So-
zialdemokratie ist Deutschland nicht mehr zu
retten. Die WirkschaflSpartei mutz dem bis-
herigen Regierungskurs im Reich ein klares
Rein entgegensetzen."

. Wer diese scheinbar endgültige Haltung der
rieichstg.gssrHkkion las, und wer dabei an die
sprichwörtliche Lharakkerlosigk-eik der Wirkschafts-
,Partei dachte, der konnte sich mit Sicherheit Vor-
aussagen, daß die Wirtsch-aflspartei im Reichs-
öS gerade das Gegenteil dieser Verlautbarung
vres Vorsitzenden tun wecke. Es ist ein mützi-
Spiel, darüber zu streiten, ob Lieser fort-
Wehte Umfall mit zehn, fünfzig oder hundert
/""l'ionen Unterstützung für die Mittelstandsbank
erkauft worden ist. Tatsächlich läßt sich diese
f>,puuzielle Beeinflussung einer Gesinmingsfrage
- Ppi mehr ableugnen. Der Sprecher der Wirt-
ickaftspartei, Herr Mollath, muß die Vertreter
deutschen Volkes im Reichstag für noch
unl„^r halten, als er selbst nicht ist, wenn er
" glauben machen will, Herr Dr. Brüning
mve ihm eine grundsätzliche Wandlung seiner
A°"sik in Bezug auf seine Stellung zur nationa-
"Lpposition zugesagk.
d_ s r haben keinen Anlaß, einen Gegner wie
derzeitigen Reichskanzler zu verteidigen, wir
säten jhn «her als Gegner tausendmal mehr
„falschen Freund^ Mollath, der sich als
Mvsprecher der deutschen Opposition ausgibt, um
über die Verlogenheit, Finanz- und Posten-
seines traurigen Inkeressenklüngels hin-
NEuschen. Der Kanzler Brüning hat kei-
Zweifel darüber gelassen, Latz er nach wie

vor, ja noch stärker als bisher, in engster An-
lehnung an die Sozialdemokratie seine Notver-
ordnungspolitik gegen die deutsche Opposition
treiben will. Die Versicherung des Herrn Mol-
lakh unterstellt also -em Kanzler, daß er dem
großen Häuptling der Wirtschaftspar-tei etwas
anderes, und zwar gegenteiliges versichert habe,
als den Vertretern des Volkes im Reichstag.
Wir sind der Ansicht, daß Dr. Brüning im
Reichstag die Wahrheit gesagt hat und können
es getrost unseren Lesern überlassen, festzustellen,
was im Gegensatz dazu die Aeußerung des Herrn
Mollath ist.
Nie Folgen dieser inneren Verlogenheit der
Partei haben sich sofort im ganzen Lande be-
merkbar gemacht. Der 2. Vorsitzende, Dr. We-
ber, der anstelle des erkrankten Ministers
Dr. Bredt die Partei führt, hat sein Amt nie-
dergelegt und ist aus der Partei ausgeschieden
mit der Erklärung, daß er die Haltung der Par-
tei bei der Abstimmung im Reichstag nicht mit
seinem Namen decken könne.
Wie thüringische Wirtschaftspartei steht eben-
falls wegen dieser Abstimmung direkt vor der
Loslösung und erstrebt außerdem wieder eine Zu-
sammenarbeit mit der NSDAP in Thüringen.
Die Ortsgruppe Unkerweser der Wirtschaftspar-
tei hak ihre Auslösung beschlossen, weil sie das
Verhalten der Partei im Reichstag aufs schärfste
mißbilligt. Ferner sind die Ortsgruppen Duisburg
und Wesel aus der Partei ausgetreten.
Die NSDAP kann dem Zerfall dieses In-
teressenhaufens mit ruhiger Genugtuung zu-
sehen. Verrat am deutschen Volk hat sich noch
immer selbst bestraft und es besteht die begrün-
dete Aussicht, daß demnächst Herr Drewitz und
Herr Mollath, wenn sie Glück haben, noch als
einzige Vertreter ihres Bäckerladens im Reichs-
tag sitzen werden. Die Mähler im Land sind
schon längst bei Adolf Hitler.
Ein MM-Demkrüt.
Der Parteibuchbeamte Haas, sozialdemokra-
tischer Oberprästdent von Hessen-Nassau, benutzte
die GleichgiMgkeik, mit der gegenwärtig die
Oeffenklichkeit die preußischen Landta-gsverhand-
lungen ausnimmt, um eine Verteidigungsrede
für Braun-Severing zu schwingen. Dabei fehlte

es nicht an dem schon „riechenden" Eigenlob. In
einer bewundernswerten Unverfrorenheit erklärt
dieser mustergültige Beamte darauf, daß die
Maßregelung -er Beamten, die sich am Volks-
entscheid beteiligten, zu Recht erfolgt sei und
rühmte sich fernerhin seines Terrors gegen die
nationalsozialistische Bewegung, der im Bezirk
seines Oberiprästdiums besondere Blüten schlägt.
So brüstete sich der „sozialdemokratische Ober-
genosse damit, daß in Hessen-Nassau in den letz-
ten fünf Monaten 43 Versammlungen der Na-
tionalsozialisten von vornherein verboten und
weitere 1g ausgehoben worden seien. 72 Flug-
blätter der NSDAP habe er verbieten bzw. be-
schlagnahmen lassen. Der Beifall, den die Par-
teianhänger dem Redner zollten, zeigte, daß die
Sozialdemokratie wie stets Parteiregime mit
Regierun-gsgewalt verwechseln. Wir gratulieren
dem „Genossen" zu diesem trefflichen „Promi-
nenten".
Eisenbahnerstreik in Südspanien.
Madrid, 17. Oktober. In der Nacht
zum Sonntag sind die Angestellten und Ar-
beiter sowie das Fahrpersonal der Anda-
lusischen Elsenbahngesellschaft in den Streik
getreten. Der Betrieb ruht vollkommen.
Militär besetzte die Bahnhöfe, jedoch ist es
zu irgendwelchen Zwischenfällen nicht ge-
kommen.
Angesichts der unsicheren Lage in Süd-
spanien beabsichtigt die Negierung, die Ein-
setzung eines Generalkomisfars mit besonde-
ren Bollmachten.
*
Dis japanische Kolonie räumt Nanking.
London, 15. Okt. Der englische Ge-
sandte, Sir Miles Lampson, und der ameri-
kanische Gesandte Johnson sind in Nanking
eingetroffen, um sich mit der dortigen Ne-
gierung über die mandschurische Frage zu
besprechen.
Die gesamte japanische Kolonie in Nan-
king mit Ausnahme der Beamten hat be-
schlossen, die Stadt wegen der japanfeind-
lichen Haltung der Chinesen zu verlassen.

Die SözjOemkMik.
Geboren im Jahrhundert -es Liberalis-
mus, gezeugt vom industriellen Früh Kapi-
talismus, basiert auf -en Ideen der Auf-
klärungszeit. Nachdem die -große innere Aus-
einandersetzung über nationalen oder inter-
nationalen Sozialismus zwischen Lassalle und
Marx zu Gunsten -es letzteren entschieden war,
gelangte die Sozialdemokratie zu einer sich stets
verschärfenden materialistischen Auffassung. —
Klassenkampf siegte über Volksgemeinschaft, In-
ternationale über Nation, Unglaube über christ-
liche Religiosität. — Um -er historischen Gerech-
tigkeit -willen müssen -wir hier feststellen, -daß -er
Liberalismus, sowohl auf kulturellem, als auch
auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet, den
Böden für den heutigen materialistischen Mar-
xismus geschaffen hat. —
Seit über einem halben IahrhUndert predigt
die Sozialdemokratie die Verheißungen von der
klassenlosen Gesellschaft -es Zukunfksstaak-es. Mit
zunehmender Durchsetzung des Staates mit so-
zialdemokratischen Ideen, schließlich selbst durch
die Machtübernahme im Iahre 1918 hat es die
Sozialdemokratie nicht vermocht, den hand-
arbeitenden Schichten des deutschen Volkes
bessere Lebensbedingungen zu verschaffen. Im
Gegenteil hak ihre Politik lediglich bewirkt, daß
es nicht nur dem deutschen Arbeiter, sondern dem
ganzen deutschen Volk täglich schlechter geht.
Das sozialdemokratische Programm -der Ver-
staatlichung aller Produktionsmittel hat sich
heute abgenutzt und zwar aus folgendem Grund:
Die SPD hat alle ihre Angriffe gegen den
privaten Produkkionsapparat an -er schwächsten
Stelle, -er Front -er kleinen und mittleren
selbständigen Unternehmer eingesetzt. Iahr-
zehntelang hat sich die SPD bei diesem Kampf
der Hilfe des Bank- un- Trustkapitals bedient.
Zwar ist es ihr gelungen, die kleinen und mitt-
leren Pro-uktionsstätken mit Hilfe des star-
ken Bundesgenossen lahmzulegen, aber zugleich
verhalf sie dem Trust- und Bankkapital zu der
dominierenden Stellung, die es heute innehak.
Die Interessengemeinschaft kommt heute am
klarsten dadurch zum Ausdruck, daß der SPD
ein I. G.-Farben-Minister, Dr. Warmboldt ge-
nehm ist, ja daß sie sogar bereit war, die Aeber-
nahme eines weiteren Ministeriums durch den
Finanzdikkakor der I. G. Farben, Geheimrat
Schmitz gutzuheihen.
Warum wenden sich nun die Massen, die seit
Iahrzehnten in der SPD ihre Stühe sahen,
heute von ihr ab, warum wird diese Partei heute
fast völlig von der Heranwachsenden jungen
Generation verschmäht? Warum hat sie heute
 
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